Perry Rhodan Neo 57: Epetrans Geheimnis - Christian Montillon - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 57: Epetrans Geheimnis E-Book und Hörbuch

Christian Montillon

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Beschreibung

Mai 2037: Perry Rhodan und seine Gefährten haben mittlerweile das Zentrum des großen Arkon-Imperiums erreicht. Dieses Sternenreich umfasst Tausende von Planeten. Beherrscht wird es von einem mysteriösen Regenten, der die Menschen hasst. Rhodan muss das verborgene Epetran-Archiv finden, weil es die Positionsdaten der Erde enthält. Fallen diese in die Hände des Regenten, droht die Vernichtung der Menschheit. Die Spur führt nach Iprasa, der "Welt aus Feuer und Eis", wo angeblich das Epetran-Archiv versteckt ist. Iprasa ist zudem die Welt, auf der sich bestimmte Arkoniden bewerben können, um den sogenannten Extrasinn zu erringen. An diesem gnadenlosen Ausscheidungskampf nimmt Belinkhar teil . und Rhodan begleitet die Frau aus dem Volk der Mehandor als ihr "Ehrendiener" ...

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Seitenzahl: 233

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Zeit:6 Std. 22 min

Sprecher:Hanno Dinger

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Band 57

Epetrans Geheimnis

von Christian Montillon

Cover

Vorspann

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

Epilog

Impressum

Mai 2037: Perry Rhodan und seine Gefährten haben mittlerweile das Zentrum des großen Arkon-Imperiums erreicht. Dieses Sternenreich umfasst Tausende von Planeten. Beherrscht wird es von einem mysteriösen Regenten, der die Menschen hasst.

Rhodan muss das verborgene Epetran-Archiv finden, weil es die Positionsdaten der Erde enthält. Fallen diese in die Hände des Regenten, droht die Vernichtung der Menschheit. Die Spur führt nach Iprasa, der »Welt aus Feuer und Eis«, wo angeblich das Epetran-Archiv versteckt ist.

Iprasa ist zudem die Welt, auf der sich bestimmte Arkoniden bewerben können, um den sogenannten Extrasinn zu erringen. An diesem gnadenlosen Ausscheidungskampf nimmt Belinkhar teil – und Rhodan begleitet die Frau aus dem Volk der Mehandor als ihr »Ehrendiener« ...

»Dann auf ... auf zu den Sternen!«

Sid González

Prolog

Odyssee im Weltraum

Atlan

Endlich werden wir das Ziel erreichen. Der ewige Abgrund zwischen der Milchstraße und Thantur-Lok wird bald hinter uns liegen. Ein letzter Sprung durch den Hyperraum. Es ist ...

Ja? Was ist es?, vernehme ich die Stimme meines Extrasinns in mir. Wie fühlt es sich an, das Ziel deiner Reise direkt vor dir zu wissen?

Wenn ich das nur wüsste.

Wenn ich das nur sagen könnte.

Ich bin begeistert, aber ich habe auch Angst. Meine Augen tränen vor Erregung und vor Freude.

Die Bilder der Vergangenheit steigen in mir hoch, und ich sehe sie klarer als die Gegenwart. Beim Untergang von Atlantis begann der Kreis, der sich nun schließt. Ich sehe den Trichterbau-Turm, riesig und glatt und mit der gläsernen Pyramide auf der Spitze. Er explodiert, stürzt, kippt und reißt Arkoniden in den Tod. Er begräbt Häuser unter sich und zermalmt sie zu Staub. Ich sehe Feuer, und ich höre Schreie, und angreifende Methanraumer jagen heran.

Obwohl ich all das nie selbst miterlebt habe, lebt es doch in mir, weil meine Phantasie es sich seitdem tausend Mal und öfter ausgemalt hat. Vielleicht wäre es nicht so bunt, detailreich und tödlich in meinem Kopf, hätte ich mich damals persönlich in Atlantis aufgehalten, in meiner Kolonie. Aber dann wäre ich tot.

Aber ich war nicht dort. Ich kam erst zurück, als es vorbei war. Als das Meer das Leichenfeld längst überspült und gefressen hatte. Ich konnte mir nur ausmalen, wie es gewesen war. Wie der Tod gekommen war.

Langsam schaue ich mich um, und die Gegenwart überlagert die Vergangenheit – das Ende des Kreises löscht den Anfang aus. Ich kehre nun wieder zurück nach Arkon, beschreite den Weg, der mir vor zehn Jahrtausenden verbaut wurde.

Meine neuen Gefährten haben sich in der Zentrale der TIA'IR versammelt. Wir fiebern der Ankunft entgegen. Alles um uns wirkt eng, und trotz der Verspieltheit, trotz all der Farben, die Crysalgira einst in ihrer Jacht verarbeitet hat, scheint das Schiff tot zu sein. Zugleich riecht es förmlich nach Crysalgira. Ein Hauch von ihr kitzelt meine Sinne, unablässig, seit ich die TIA'IR betreten habe.

Meine tote Geliebte geht nicht durch die Räume und Korridore dieser Luxusjacht. Nicht mehr. Crysalgira gehört in eine tiefe Vergangenheit, ist nur noch ein Traum in meinem Kopf, ein Bild, das immer mehr verblasst. Dennoch ist es, als wandelte ihr Geist in diesem Raumschiff, ein bloßer Abklatsch dessen, was sie einstmals war. Es ist kein Leben in diesem Gespenst. Was an sie erinnert, ist voller Schönheit und stimmt mich gerade deshalb unendlich traurig. Die Farben in diesem Schiff scheinen zu verblassen und mehr Licht zu verschlucken, als sie es tatsächlich tun.

Das Holo inmitten der Zentrale, das unsere kosmische Umgebung zeigen sollte, ist desaktiviert. Es gibt nichts dort draußen; nichts, was unsere beschränkten Sinne begreifen könnten. Vielleicht nimmt Crysalgiras verwehender Geist es wahr. Kann ich sie deshalb spüren, weil sie aus diesem Nichts des Sternenabgrunds zwischen der Milchstraße und Thantur Lok auf uns herabsieht? Vergießt sie eine Träne über meine Rückkehr?

So melodramatisch, alter Narr?, fragt der Extrasinn. Ist das deine Antwort darauf, die Heimat wiederzusehen, die du so lange entbehrt hast?

Hinter uns liegen vier Monate voller Gefahren und Strapazen, die uns nun an unser Ziel bringen werden: nach Arkon. In meine Heimat.

Aber die Reise, die für meine Gefährten etliche Wochen gedauert hat, trotz allem nur ein geringer Teil ihres Lebens, währt für mich seit 10.000 Jahren. Rund zehn Millionen Sekunden für sie, rechnet mein Extrasinn aus, aber gut 300 Milliarden Sekunden für mich. Dass ich die meiste Zeit davon im Tiefschlaf verbracht habe, spielt keine Rolle.

Nun gelangt unsere Reise ans Ende. Oder ans Ziel. Das ist etwas völlig anderes, denn am Ziel wird sich uns ein neuer Anfang offenbaren.

Da ist Perry Rhodan. Er steht aufrecht, er hält den Blick nach oben gerichtet, doch er schaut nicht etwa die Decke dieser Raumschiffszentrale an, sondern er sieht hinauf zu den Sternen, und auf seine Weise kann er sie sehen: die Sterne, die Zukunft.

Als Rhodan auf dem Mond seines Planeten mit den Arkoniden Crest und Thora da Zoltral Kontakt aufnahm, löste er zugleich die Kaskade an Ereignissen aus, die uns alle an diesen Punkt gebracht haben. Ein Rädchen greift seitdem ins andere, und eine unbegreifliche Maschinerie des Schicksals oder ein feines Gewebe der Sternengötter katapultierte uns exakt an diesen Ort.

Perry Rhodan erwartet, im Arkon-System seine Heimat retten zu können, seine Erde – er will hinein in die Zukunft, der er sich gewachsen glaubt.

Auch für mich liegt der Schlüssel dessen, was kommt, in Arkon verborgen, aber es geht um mehr. Ich suche Antworten auf die Fragen meiner Vergangenheit.

Ich verbrachte 10.000 Jahre auf der Erde, und das war kein Zufall. Kein Unfall. Kein unabsichtliches Zurückbleiben als einziger Überlebender der zerstörten und zerbombten Kolonie Atlantis, deren Überreste im Meer versanken. Jemand plante es. Jemand wollte und will, dass ich nach Arkon gehe, um den Regenten zu stürzen, damit ich weiteres Unheil für die Arkoniden verhindere.

Wer es ist, weiß ich nicht, aber er benutzte mich wie ein Werkzeug, wie eine Marionettenpuppe, und sogar Rico, den ich als meinen Diener wähnte, zog an meinen Fäden und manipulierte mich. Die unbekannten Meister dieser Puppe, die meinen Namen trägt, sitzen im Hintergrund und dirigieren alles. Sie glauben, mich immer noch zu dirigieren, und vielleicht irren sie sich in dieser Annahme tatsächlich nicht. Aber sie wissen nicht, was in mir vorgeht. Sie wissen nicht, ob ich rebelliere.

Und? Weißt du es?

Ich ignoriere die Fragen meines Extrasinns. Sie machen mich wütend. Noch wütender macht mich meine Ratlosigkeit. Dieselben Unbekannten, die mich benutzten und es immer noch versuchen, schenkten mir den Zellaktivator und mit ihm die Unsterblichkeit.

Egal, was Rico will, was diese unbekannten Meister wollen – ich werde das tun, was wirklich zählt. Ich werde Arkon retten ... auf dem Weg, den ich für richtig halte.

Atlantis konnte ich damals nicht retten, weil ich unterwegs war. Meine Kolonie, meine Schutzbefohlenen gingen in Feuer und Schmerz unter. Der Tod, der aus dem All kam, fegte sie hinweg, und die Zeit tilgt seitdem unbarmherzig alle Erinnerungen an sie. Meine Kolonie, die eine Zuflucht hätte sein sollen, wurde damals zur Falle, die alle fraß, die sich in ihr bargen.

Nie wieder werde ich etwas Vergleichbares zulassen.

Da sind noch andere mit mir in der Zentrale der TIA'IR.

Iwan Goratschin, der Mutant, der nicht weiß, ob er seine parapsychische Gabe als Fluch und Segen betrachten soll. Er wirkt so stark, aber zugleich ist seine Seele unter dem Deckmantel des erprobten Soldaten schutzlos und wund.

Ishy Matsu steht an seiner Seite. Auch sie ist Mutantin. Doch ihre Gabe ist anders als Goratschins nicht zerstörerisch. Ich kenne sie nicht gut, aber sie ist gewissermaßen das Gegenteil des äußerlich rauen Soldaten Goratschin. Sie scheint weich zu sein und besitzt doch den inneren Stahl, der sie von dem Schmutz und dem Elend dieses Universums schützt.

Möglich, dass es genug Stahl ist, um selbst Goratschin zu schützen.

Möglich, dass er sich deswegen zu ihr hingezogen fühlt.

Belinkhar steht neben den beiden. Sie gehört als Mehandor zum großen Imperium, genau wie ich – sie ist ein Arkonidenabkömmling und hat doch ein völlig anderes Schicksal. Sie liebt das Abenteuer, liebt die Freiheit, aber sie liebt es auch, für andere da zu sein. Sie war die Fremdgeherin, reiste auf eigene Faust durch das Imperium, um seine Vielfalt zu erfahren. Dann wurde sie Matriarchin. Und nun?

Vielleicht ist sie eine derjenigen, die die Zukunft des arkonidischen Reiches in die Hand nehmen und sie gestalten. Eigentlich zweifle ich nicht daran, dass sie eine wichtige Rolle spielen wird. Aber was kann ausgerechnet ich, der ich aus der Vergangenheit komme, über die Zukunft sagen?

Da ist Chabalh, der pantherähnliche Purrer, den weder ich noch sonst jemand wirklich versteht, der aber ...

Genug!, tönt mein Extrasinn. Genug über die Vergangenheit und die Zukunft nachgedacht. Nun zählt die Gegenwart!

Die TIA'IR erreicht ihr Ziel; der letzte kurze Hypersprung endet. Ein leichter Entzerrungsschmerz jagt durch meinen Körper, und es ist vorbei. Die Strecke, die wir soeben überwunden haben, ist nicht allzu groß gewesen – von Kira Ariela zu unserem Ziel.

»Die Menschheit darf nicht vernichtet werden!«

Crest da Zoltral

1.

Elysium

Atlan

Sogar ich fühlte mich überfordert, als die TIA'IR in den Normalraum zurückstürzte. Meine Selbstsicherheit brach ein, als ich das Arkon-System endlich wieder mit eigenen Augen sah. Ich war zurück. Zu Hause. Doch ich empfand dabei keine Wärme.

Dies war mehr Herrlichkeit, als ich seit zehntausend Jahren gesehen hatte, aber es war auch fremd.

Unpersönlich.

Ich starrte das flackernde Holo. Welt um Welt nahm Gestalt an. Und da war sie: die Sonne meiner Heimat. Die ersten drei Planeten drehten sich auf derselben Umlaufbahn und bildeten die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks von gigantischen Ausmaßen ... eine fast göttliche Symmetrie, ein Werk von Arkonidenhand, das mich in seiner Hybris erschauern ließ, obwohl ich es schon so oft gesehen hatte. Aber seit einer Ewigkeit nicht mehr.

Und da war noch etwas.

Mehr als das Dreieck.

Ich konnte es nicht begreifen, nicht erfassen, und ich schloss die Augen, presste die Lider zu. Als ich sie wieder öffnete, war es immer noch da.

Natürlich ist es noch da, kommentierte der Extrasinn, der es nüchtern und ohne Gefühle sah.

Ich jedoch wollte schreien, Alarm geben, wollte vor Entsetzen sterben angesichts dieser kosmischen Katastrophe.

Aber es war keine Katastrophe.

Diese zusätzliche Welt, dieser neue Planet war kein aus der Bahn geratener Irrläufer, der das Gleichgewicht des Arkon-Systems zerstörte und in jedem Augenblick mit einer der Welten zu kollidieren drohte.

Nur weigerte sich mein Verstand, das zu begreifen.

Ich versuchte etwas zu sagen, schaute hinüber zu Belinkhar, der Einzigen, die in der Lage war zu verstehen, was in mir vorging. Als Mehandor war sie mir ähnlich. Sie musste dasselbe empfinden wie ich.

Ruhig blickte sie auf das Holo. Ihre Züge waren entspannt. Um die Augen erinnerten kleine Fältchen daran, dass sie keine junge Frau mehr war; Fältchen, in denen es nun feucht glitzerte. Sie weinte vor Erregung, fast unmerklich, nur ein winziges bisschen, aber es entging mir nicht. Als würde das irgendeine Rolle spielen.

Offenbar bemerkte sie, dass ich sie anstarrte. Sie drehte den Kopf zu mir. Hinter ihr strahlte das Holo, das sich von Sekunde zu Sekunde detaillierter aufbaute. Ihre kurzen roten Haare leuchteten im Licht der virtuellen Arkon-Sonne. »Die Heimat, Atlan«, sagte sie.

»Aber ...«

Jemand unterbrach mich: ein Mann, der sich nicht an Bord unseres Schiffes befand. »Perry Rhodan«, sagte diese Stimme.

Ein weiteres Holo manifestierte sich in der Mitte der engen Zentrale. Es zeigte einen Arkoniden – einen noch vor Kurzem dem Tod geweihten Mann, der nun verschwunden war. Es war Crest da Zoltral, der Mann, dessen Worten und Hinweisen wir alle folgten. Derjenige, der auf seine Art wohl das Schicksal zweier Welten in der Hand hielt: Arkon und die Erde, deren Zukunft miteinander verwoben war.

»Sie haben mit der TIA'IR das Arkon-System erreicht«, fuhr der holografische Crest fort. »Ich gratuliere Ihnen. Und sollte jemand anders diese Botschaft hören, weil Perry Rhodan gestorben ist, dann drücke ich hiermit mein Mitgefühl aus. Wenn Rhodan allerdings anwesend ist, möge er sich der Schiffspositronik gegenüber identifizieren.«

Das Holo erstarrte, Crest fror ein, wurde zu einem Standbild. Ein Feld auf dem Boden leuchtete gelb auf, als fiele durch ein Fenster das Sonnenlicht dorthin. Etwas Staub tanzte in dem Strahlen, das davon ausging.

Perry Rhodan

Perry Rhodans Blick wanderte zwischen der holografischen Übersicht des Arkon-Systems, dem nun völlig bewegungslosen Abbild des alten Arkoniden und dem Feld aus gelbem Licht umher. Jedes dieser drei Dinge wollte seine Aufmerksamkeit fesseln, alles faszinierte ihn.

Und doch dachte er unwillkürlich daran zurück, als er zum ersten Mal ein fremdes Sonnensystem erreicht hatte: die Wega. Die Erinnerungen prasselten auf ihn ein – dieser Moment, als er das ungewohnt harte blaue Licht der Riesensonne und das Leben, das zwischen den Dutzenden von Planeten und Monden des Systems wimmelte, erblickt hatte. Er dachte an die blauhäutigen Ferronen, den Menschen so ähnlich und doch so fern, die sich mit dem Mut der Verzweiflung gegen die topsidischen Invasoren gewehrt hatten. Rhodan hatte es nicht fertiggebracht, nur Zuschauer zu bleiben.

Siebenundzwanzig Lichtjahre trennten die Wega von der Erde, eine gewaltige Strecke, die sich der menschlichen Vorstellungskraft entzog, doch nun war er ungleich weiter weg von zu Hause als damals. 34.000 Lichtjahre lag Arkon von der Heimat entfernt. Im Tross des Regenten hatte die TIA'IR den großen Abgrund zwischen der Milchstraße und dem vorgelagerten Kugelsternhaufen M 13 oder auch Thantur-Lok überwunden. Und wie er es angekündigt hatte, meldete sich nun Crest da Zoltral zu Wort – in Form einer Nachricht, die in der Positronik des Schiffs gespeichert gewesen war und sich automatisch abspielte.

Den ersten Teil dieser Botschaft hatte Rhodan bereits im System von Hela Ariela erhalten, dem Sonnenleuchtfeuer, von wo aus sich die Konvois auf den Weg über den Abgrund machten. »Wenn Sie diese Aufzeichnung sehen«, hatte Crest ihm damals übermittelt, »werde ich nicht mehr bei Ihnen sein, Perry Rhodan – aus welchem Grund auch immer.«

Hilflose Wut stieg in Rhodan auf, als er die Worte hörte. Crest da Zoltral war von einem Trio unithischer Schatzjäger entführt worden, während er und seine Gefährten auf dem Lotsen-Mond dem Sternengott Anetis gehuldigt hatten – auf Druck des Hohen Lotsen von Hela Ariela. Nachdem sie auf die TIA'IR zurückgekehrt waren, war es zu spät gewesen. Die Schatzjäger hatten Crest bereits auf ihr eigenes Schiff gebracht und mit ihm das System verlassen. Seitdem waren beinahe zwei Monate vergangen, ohne dass sie von Crest gehört hätten.

»Ich will noch einmal bekräftigen, hatte Crest damals gesagt, wie sehr Sie selbst und die ganze Menschheit meine Hochachtung errungen haben. Ich habe aus diesem Grund Vorbereitungen getroffen. Die Menschheit darf nicht vernichtet werden! In der Positronik der TIA'IR sind alle Informationen gespeichert, die Sie benötigen, um die Erde vor der Rache des Imperiums zu bewahren. Diese sind nur Ihnen zugänglich, Perry Rhodan, und erst, sobald Sie das Arkon-System erreichen. Mögen die Sternengötter mit Ihnen sein!«

Und darum zählte nun vor allem eins – Crests Botschaft. In diesem Moment war sie wichtiger als die Wunder des Arkon-Systems. Bedeutender als sein eigenes Leben. Weil Perry Rhodan Crest vertraute, schritt er auf das Lichtfeld zu.

»Vielleicht nicht gut!«, rief Chabalh. Der Purrer sprang aus dem Stand, landete geschmeidig auf allen vieren vor Rhodan. Er ähnelte einer irdischen Raubkatze, dank einer Schulterhöhe von anderthalb Metern und einer Körperlänge von zwei Metern ein sehr großes Tier. Das Fell glänzte tiefschwarz.

»Geh mir aus dem Weg, Chabalh!«, bat Rhodan. »Ich bin davon überzeugt, dass mir keine Gefahr droht. Du musst mich vor niemandem verteidigen.« Der Purrer sah seine Aufgabe offensichtlich darin, Rhodan zu beschützen, und er nahm dieses Amt als Leibwächter äußerst ernst.

Chabalh wich nicht zur Seite. Er knurrte tief aus der Kehle. Sein Oberkörper senkte sich ein wenig, als er das vordere Beinpaar knickte und anspannte. So, als mache er sich bereit, in einen Kampf zu stürzen. »Nicht gut weitergehen«, sagte er in seinem typischen, gebrochenen Arkonidisch, das leicht den Eindruck erwecken konnte, er wäre ein halb tierhaftes Intelligenzwesen.

»Doch, Chabalh. Es ist gut. Ich vertraue Crest. Nur deshalb sind wir überhaupt hier. Ich gebe der Positronik der TIA'IR gern die Gelegenheit, meine Identität zu überprüfen.« Rhodan blickte auf das Feld aus gelbem Licht. »Mir wird nichts geschehen. Die TIA'IR ist unser Schiff. Crysalgira w...«

»Nein, Perry«, unterbrach Chabalh. »Falsch verstehst. Nicht gut im Arkon-System. Wir müssen verschwinden!«

Rhodan nahm diese Warnung durchaus ernst. Er wandte sich an Atlan, der die Holoinstrumente der TIA'IR am besten bedienen konnte. »Kannst du irgendeine Gefahr feststellen? Werden wir geortet oder angegriffen? Nähern sich fremde Einheiten dem Tross in feindlicher Absicht?«

Die TIA'IR war als Teil des Regententrosses über den großen Sternenabgrund gereist; die Jacht unterstand letztlich der Rudergängerin Ihin da Achran, und die anderen Einheiten des Trosses umgaben sie. Sie waren in der Nähe des elften Arkonplaneten materialisiert, und da der Tross rechtmäßig ins System eingereist war, rechnete Rhodan nicht mit Schwierigkeiten. Zumindest nicht sofort. Andererseits lehrte ihn inzwischen die Erfahrung, dass bei Sternenreisen selten alles glatt lief ...

»Mir ist nichts aufgefallen«, sagte Atlan. Er hielt den Blick auf das Holo des Arkon-Systems gerichtet. Rhodan konnte sich in etwa vorstellen, was in ihm vorgehen musste. Zehntausend Jahre lang hatte er versucht, an diesen Ort zurückzukehren.

Zehn Jahrtausende!

»Es gibt keine Schiffe«, fuhr Atlan fort. »In ... in dieser Hinsicht keine besonderen Vorkommnisse.«

»Bitte lass mich vorbei«, forderte Rhodan den Purrer erneut auf.

Chabalh knurrte ein zweites Mal, wich aber mit einer geschmeidigen Bewegung zur Seite. Dabei drehte er den Kopf mehrfach, und die Augen bewegten sich unruhig. Er sah nervös aus, überängstlich – so, als spüre er eine Katastrophe herannahen. Rhodan gefiel das nicht, aber er wollte es auch nicht überbewerten.

Iwan Goratschin stellte sich neben Chabalh; als wolle er ein Tier besänftigen. Tatsächlich plante er wohl, den Purrer genau im Auge zu behalten. Die japanische Mutantin Ishy Matsu gesellte sich zu ihm.

»Nicht gut hier«, hörte Rhodan noch, als er auf das gelbe Feld trat und sich in dessen Zentrum stellte.

Er spürte nichts. Als er an sich hinabsah, entdeckte er einen Lichtstrahl, der an seinem Körper nach oben wanderte, über sein Gesicht tastete, bei den Augen verharrte. Rhodan musste blinzeln, schloss dann die Lider und schien trotzdem in gleißendes Licht gebadet. Er glaubte, die Helligkeit müsse seine Netzhaut wegbrennen, hob die Hand, um die Augen zu schützen.

Was, wenn Chabalh recht hat?, durchfuhr es ihn. Wenn der Purrer instinktiv mehr erkannt hatte als sie alle? Schaltete die TIA'IR in diesem Augenblick auf perfide Weise das menschliche Teammitglied namens Perry Rhodan aus?

Ein verrückter Gedanke. Allerdings waren Rhodan mehr als einmal verrückte Dinge widerfahren, seit er zu den Sternen aufgebrochen war.

Doch das Licht verschwand, und als er die Augen öffnete, tanzte nur noch der gleißende Nachhall vor ihm in der Luft. Es schmerzte ein wenig, und eine Ader im rechten Lid pochte leicht, das war alles.

»Identität bestätigt«, sagte die Positronik der TIA'IR, wie immer mit der Stimme Crysalgira da Quertamagins, der diese Jacht einst gehört und die ihr unauslöschlich ihren Stempel aufgeprägt hatte. Sie war damals Atlans Geliebte gewesen. »Ich gebe die gespeicherte Botschaft frei.«

Das Crest-Holo löste sich aus der Erstarrung, als würde ein angehaltener Film wieder zu laufen beginnen. »Ich freue mich, dass Sie hier sind, Perry Rhodan. Noch einmal – meine Gratulation. Es war sicher nicht leicht, den Abgrund zu überwinden. Aber ich wusste, dass Sie es schaffen können.« Ein leises Lachen. »Wenn nicht Sie, wer sonst? Also, ich habe versprochen, Ihnen noch etwas mitzuteilen. Ihnen ist klar, wozu es dient.«

Und ob ihm das klar war. Um das Epetran-Archiv zu finden, in dem die Koordinaten der Erde gespeichert sind. Damit ich diese Daten löschen oder fälschen kann, ehe Sergh da Teffron sie findet. Die Hand des Regenten wird uns niemals verzeihen, dass wir ihm die VEAST'ARK abgenommen haben. Findet Sergh da Teffron die Position der Erde heraus, wird er sie unverzüglich vernichten. Und wir haben der Macht des Imperiums nichts entgegenzusetzen als eine Handvoll geraubter arkonidischer Kriegsschiffe, bemannt von übergelaufenen Naats.

»Es gibt etwas, das Sie finden wollen«, sagte das Crest-Holo. »Oder müssen. Gehen Sie voran, Perry Rhodan! Die Antwort auf all Ihre Fragen liegt in den Arkoniden selbst. Suchen Sie die Erkenntnis! Und suchen Sie den Mann, der die Erkenntnis auf anderem Weg fand!«

Gut. Und weiter?

Doch das Holo sprach nichts mehr. Es schloss die Augen, senkte den Kopf zu einem Nicken, hob grüßend die Hand. Die Finger waren leicht gebeugt, und die Haut sah alt und mitgenommen aus.

Im nächsten Moment verblasste das dreidimensionale Abbild des Mannes, der Rhodan ein Freund geworden war. Einen Augenblick noch lag ein Funkeln in der Luft, das den Konturen des Arkoniden entsprach, dann blieb nichts mehr.

»Das war alles?«, entfuhr es Rhodan.

Belinkhar stand neben ihm. Sie atmete geräuschvoll aus; der Laut glich einem Ächzen. »Natürlich suchen wir die Erkenntnis!«, rief sie mit mühsam unterdrückter Wut. »Deswegen sind wir hier – deshalb nehmen wir all das auf uns! Damit Crest uns informiert, wo wir das Epetran-Archiv finden! Und nun ... das?«

»Er muss es uns mitgeteilt haben«, sagte Rhodan besonnen. »Verklausuliert. Er würde nicht ...« Ja, was? ... uns hängen lassen? Am ausgestreckten Arm verhungern lassen? Ein Spielchen mit uns spielen?

»Der Grund für die Geheimnistuerei liegt auf der Hand«, warf Ishy Matsu ein, die bislang alles schweigend verfolgt hatte.

Das sah Rhodan genauso. »Crest will sicherstellen, dass die Botschaft niemand anderem unversehens den Weg zum Epetran-Archiv weist. Deshalb hat er sie nur für mich freigegeben – aber er rechnet damit, dass es auch einem Unbefugten gelingen könnte, eine Freigabe zu erzwingen.«

»Er hat den Namen Epetran nicht einmal genannt«, meinte Belinkhar, nun nachdenklicher als zuvor. »Die Antwort liegt in den Arkoniden selbst«, murmelte sie den entscheidenden Teil der Botschaft vor sich hin. »Sucht die Erkenntnis, und sucht den Mann, der die Erkenntnis auf anderem Weg fand.«

»Ich verstehe Crests Kode.« Das war Atlan. »Ich weiß, wohin er uns schicken will.«

Atlan

Ich hatte den neuen Planeten lange genug angestarrt und mir von der Schiffspositronik ausrechnen lassen, auf welcher Bahn er durch mein Heimatsystem zog.

Es war keineswegs ein chaotischer Verlauf, sondern eine exzentrische Bahn, die mit dem Tiga Ranton, dem gleichseitigen Dreieck der Planeten Arkon I bis Arkon III, in Verbindung stand. Dieser Planet beschrieb seine Umlaufbahn mit demselben Durchmesser wie das Tiga Ranton, aber dazu im Winkel von neunzig Grad gekippt. Er schnitt die Bahnen der übrigen Welten stets zwischen zwei anderen Welten. Eine grandiose technische und himmelsmechanische Leistung, ohne jeden Zweifel ...

... nur hatte ich nichts davon gewusst. Diesen Planeten, dieses bizarre Meisterwerk, hatte es vor zehntausend Jahren noch nicht gegeben.

Ich riss mich gedanklich los. Später. Ich musste mich später damit beschäftigen. Vielleicht konnte mir Belinkhar mehr darüber sagen. Warum nur hatte ich sie die ganze Zeit über nicht nach Arkon befragt?

Wieso hättest du das tun sollen, Narr?, spottete der Extrasinn. Und weshalb hätte sie dir davon erzählen sollen, wenn diese Welt vielleicht schon seit Jahrtausenden ihre Bahn zieht? Es ist für sie völlig normal. Hättest du Perry Rhodan umgekehrt erzählt, dass die Menschen auf seiner Welt vor Tausenden von Jahren eine Möglichkeit gefunden haben, Bronze herzustellen und damit ein neues Zeitalter einzuleiten?

Ich ignorierte diesen Hinweis – was hätte ich darauf auch erwidern sollen? In seiner unbestechlichen Logik hatte der Extrasinn natürlich recht.

»Ich verstehe Crests Kode«, sagte ich stattdessen zu meinen Gefährten. »Ich weiß, wohin er uns schicken will.«

Alle wandten sich mir zu. Nur Chabalh nicht. Der Purrer wirkte mehr denn je wie ein wildes Tier – aber eines, das in die Enge getrieben worden war und nun instinktiv nach einem Ausweg suchte. Der Atem glich leisem Fauchen, und die starken Zähne waren zu sehen; ein bedrohlicher Anblick.

Ich beschloss, ihn unauffällig im Auge zu behalten und notfalls einzugreifen – ein Paralyseschuss würde das Problem nicht erledigen, aber zumindest aufschieben. Zwar planten Iwan Goratschin und Ishy Matsu offensichtlich dasselbe, aber im Zweifelsfall hielt ich es durchaus für möglich, dass Chabalh schlicht schneller war als sie.

»Ich weiß ebenfalls, worauf er hinauswill«, sagte Perry Rhodan, und ich zweifelte nicht daran. Er war ein kluger Mann, das hatte er mehr als einmal bewiesen.

Dennoch übernahm ich es, unsere Vermutung auszusprechen. »Wenn Arkoniden die Erkenntnis suchen und sie so finden, dass sie in ihnen selbst liegt, kann damit nur der Extrasinn gemeint sein. Oder genauer die Aktivierung des Extrasinns.«

»Aber wie hilft uns das weiter?«, fragte Rhodan.

»Es gibt nur einen einzigen Ort, an dem der Extrasinn aktiviert werden kann. Auf dem Planeten Iprasa, der sechsten der siebenundzwanzig Arkon-Welten.«

»Achtundzwanzig«, verbesserte Belinkhar mit hörbar erstaunter Stimme.

Mir wurde klar, dass sie von dieser neuen Welt sprach. Ich verdrängte den Gedanken daran. »Genauer gesagt wird der Extrasinn auf Iprasa im Faehrlinstitut aktiviert ... bei manchen.«

»Ich dachte, es geht nur dort«, sagte Goratschin.

»Aber nur wenigen Arkoniden wird es gewährt«, erklärte ich.

»Damit steht unser nächstes Ziel fest«, äußerte Belinkhar forsch.

»Gut«, sagte Goratschin. »Nicht, dass ich alles verstehe, was ihr sagt – aber davon abgesehen dürfen wir nicht vergessen, dass die Botschaft damit noch nicht beendet war. Crest forderte uns doch auf, den Mann zu suchen, der die Erkenntnis auf anderem Weg fand. Also eben nicht über das Fehlinstitut.«

»Faehrl«, verbesserte ich automatisch. »Allerdings gibt es keine andere Möglichkeit, den Extrasinn zu aktivieren, als dort.«

»Dann muss eine andere Art von Erkenntnis gemeint sein«, mutmaßte der Mutant. »Wie war es bei Epetran selbst? Hatte er einen aktivierten Extrasinn? Oder ...«

»Immer mit der Ruhe«, verlangte Belinkhar. »Ich glaube, wir sollten unseren Freunden einiges erklären. Über Iprasa. Über das Institut und die Ark Summia, also die Prüfungen, die zur Aktivierung führen.«

»Das glaube ich allerdings auch.« Iwan Goratschin klang sehr zufrieden.

»Aber ehe wir das tun, muss ich mit Belinkhar allein reden«, sagte ich.

Sie sah mich nur fragend an.

Die Zentrale war zwar der größte Raum in Crysalgiras Jacht, aber bei Weitem nicht groß genug, um darin ein privates, ungestörtes Gespräch führen zu können. Sie durchmaß lächerliche vier Meter und wölbte sich halbkreisförmig über uns. Von außen gesehen ragte sie aus der Spitzkeilform der TIA'IR heraus.

Ich zog mich mit Belinkhar zu einer Seitenwand zurück und bekam so symbolischen Abstand zu den anderen. »Es gibt einen Planeten im Arkon-System, den ich nicht kenne.«

Ihre Augen weiteten sich. Sie öffnete den Mund, sagte aber nichts.

»Ich rede von dem Planeten, der seine Umlaufbahn senkrecht zum Tiga Ranton zieht.«

»Die Elysische Welt«, sagte Belinkhar verblüfft. »Du bist ... dir ... dir ist ...« Sie schloss die Augen, schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Ich verstehe. Ich war nur so überrascht, weil ... wie soll ich es sagen ... weil jeder Arkonide sie kennt. Oder besser: Jeder Arkonide weiß, dass sie existiert. Zumindest jeder, der nicht seit zehntausend Jahren von der Heimat entfernt im Exil lebt.«

»Also alle außer mir«, meinte ich trocken.

»Das trifft es wohl ziemlich gut.«

»Was hat es mit dieser Elysischen Welt auf sich?«

»Es ist ein Geheimnis.«

Wieso überrascht mich das nicht?

»Ein Geheimnis, das wohl nur die Imperatoren kennen«, fuhr Belinkhar fort. »Die Elysische Welt trägt außerdem noch einen Eigennamen.«

»Und der wäre?«

»Sehen wir nach, ob unsere Retter

oder unsere Henker auf uns warten.«

Trker-Hon

2.

Dr. Seltsam

Atlan

»Arkon«, wiederholte ich tonlos. Den Planeten mit diesem Namen zu benennen, sagte genug über seine Bedeutung aus – es klang noch viel zentraler, viel grundlegender als etwa Arkon I, die Kristallwelt. Und ausgerechnet von ihm hatte ich nichts gewusst.

Es erschütterte mich in einem Maß, das mich selbst verwunderte, bis ich begriff, warum ich so empfand – es zeigte, wie fremd ich an diesem Ort war. Ich kannte die elementarsten Fakten nicht: Oh, Arkoniden haben meist rote Augen, sie tränen bei Erregung, weißt du, und dann ist da noch die Elysische Welt.