Das Haus Zamis 7 - Neal Davenport - E-Book

Das Haus Zamis 7 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Vergeblich kämpfte Isabel Najera gegen das unheimliche Verlangen an, das ihr Inneres erfüllte. Ihre Gier wuchs von Minute zu Minute, und ihre Hände krallten sich um die Eisenstäbe vor dem Fenster, die es ihr unmöglich machten, hinaus in die Nacht zu gelangen.
Fauchend trat sie einen Schritt zurück, und ihre Blicke flogen durch das leere Zimmer. Ihr bleiches Gesicht mit den rot glühenden Augen war unmenschlich verzerrt, und ihre weißen Haare wirbelten durcheinander wie tausend kleine Schlangen.
Sie war eine Gefangene im Haus ihres Vaters, der sie daran hindern wollte, ihren dunklen Trieben zu folgen und Blut zu saugen!


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Seitenzahl: 130

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

DER MAYA-GOTT

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0869-2

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Cocos Verfehlung hat für die Zamis Konsequenzen. Ihre Stellung in Wien wird zunehmend angefochten. Nur Coco ist es zu verdanken, dass die Zamis über ihre Herausforderer aus der Sippe der Winkler-Forcas triumphieren. Auch Asmodi hat die Schmach, die Coco ihm zugefügt hat, nicht vergessen. Jedoch verzichtet er scheinbar großzügig auf weitere Maßnahmen, als ein unbekannter Dämon in London neben anderen Dämonen ausgerechnet Cocos Schwester Lydia entführt, um ihre Sippen in den Kampf gegen Asmodi zu zwingen. Tatsächlich gelingt es Coco, den Dämon zu enttarnen und zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt.

Michael Zamis ist dennoch nicht davon überzeugt, dass seine Tochter »geläutert« ist. Er schickt Coco auf eine Reise nach Mittelamerika, wo sie bei einigen entfernt bekannten Dämonen in die Lehre gehen soll. Nach Makemake auf Trinidad entpuppen sich allerdings auch die Najeras in Guatemala als minderbegabte Dämonen, die von einem unbekannten Gegner attackiert werden ...

DER MAYA-GOTT

von Neal Davenport

Vergeblich kämpfte Isabel Najera gegen das unheimliche Verlangen an, das ihr Inneres erfüllte. Ihre Gier wuchs von Minute zu Minute.

Das Fenster stand weit offen. Deutlich waren die armdicken Eisenstäbe zu sehen, die es für sie unmöglich machten, ins Freie zu gelangen. Mit beiden Händen krallte sie sich an ihnen fest und starrte in den wolkenlosen Himmel. Der Mond war voll und hing wie eine gelbrote Käseglocke über ihr. Von ihm gingen die geheimnisvollen Kräfte aus, die ihren Körper zum Beben brachten und ihn veränderten.

Ihre Hände zitterten stärker, als sich die Metamorphose weiter ausbreitete. Ihre Finger waren nun halb durchsichtig geworden. Ihr hagerer Körper schien von innen her zu leuchten. Das bleiche Gesicht mit den rot glühenden Augen war unmenschlich verzerrt, und ihr weißes Haar schien ein eigenes Leben zu führen. Die Haare wirbelten durcheinander, als wären es Tausende kleiner Schlangen. Wütend rüttelte sie an den Stäben und entwickelte dabei schier übermenschliche Kräfte, die aber trotzdem nicht ausreichten, um das Metall zu verbiegen.

1. Kapitel

Fauchend trat sie einen Schritt zurück. Das Zimmer war völlig leer. Die hohe Eisentür war abgesperrt. Sie war eine Gefangene – gefangen im Haus ihres Vaters!

Sie verfluchte ihn, weil er angeordnet hatte, sie bei Vollmond in diesem Zimmer einzuschließen. Isabel war die einzige Vampirin in ihrer Sippe. Eine der Frauen ihres Vaters war eine Blutsaugerin gewesen, und aus dieser Verbindung war sie entsprungen: ein unheimliches Geschöpf, das bedauerlicherweise nicht die Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt hatte. Sie konnte sich nicht in eine Fledermaus verwandeln, doch die Gier nach Blut beherrschte in Vollmondnächten ihren Körper und schaltete jeden vernünftigen Gedanken aus.

Bis vor drei Monaten hatte sie ihrer Gier noch hemmungslos frönen dürfen. Voller Lust erinnerte sie sich daran, wie sie durch die nächtlichen Straßen geschlichen war und auf Opfer gelauert hatte. Dann aber war sie zu weit gegangen. Sie hatte mehrere Menschen getötet. Fünf in einer einzigen Nacht.

Sie drehte den Kopf zur Seite und fletschte die blutleeren Lippen. Deutlich waren die scharfen Vampirzähne zu sehen. Als sie ein Geräusch an der Tür hörte, wirbelte sie herum und lief auf sie zu. Die kleine Fensteröffnung in der Tür wurde zurückgezogen.

»Wie geht es dir, Isabel?«, fragte ihr Bruder Ramon.

Isabel stieß ein wildes Fauchen aus und schlug mit den Fäusten an die Tür.

»Geh sofort zurück zum Fenster!«, sagte Ramon scharf. »Ich habe ein Opfer für dich.«

Knurrend zog sich die Vampirin zurück. Geduckt blieb sie vor der Scheibe stehen. Ihre Augen glühten stärker. Sie hörte das Zurückziehen des Riegels, dann das Drehen des Schlüssels im Schloss. Geräuschlos wurde die Tür geöffnet. Gierig fletschte Isabel das Raubtiergebiss, und ein heiseres Seufzen kam über ihre schmalen Lippen. Ramon stieß einen alten Indianer ins Zimmer, der so schwach war, dass er zu Boden stürzte. Einen Augenblick lang war Isabel wie gelähmt. Dieser Alte, dieses menschliche Wrack, sollte ihr Opfer sein? Nein, das durfte nicht wahr sein!

»Viel Spaß, Schwesterchen«, sagte Ramon und wollte sich zurückziehen, doch bevor er einen Schritt gemacht hatte, war Isabel bei ihm. Sie war über den Alten gesprungen und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür. Der Anprall war so gewaltig, dass Ramon ein paar Schritte zurücktaumelte. Die Vampirin raste vor Wut. Zornig ballte sie die rechte Hand zur Faust und versetzte ihrem Bruder einen Hieb gegen das Kinn, dass er bewusstlos zusammenbrach. Dann überlegte sie kurz, ehe sie geräuschlos den Gang entlang schlich, der zu einer Treppe führte, an deren Ende die Eingangshalle lag. Im Haus war es ruhig. Sie wusste, dass sich außer Ramon im Augenblick nur noch ihr Bruder Ubaldo in der Villa befand. Wahrscheinlich war er in seinem Zimmer. Niemand hielt sie auf. Sie betrat den Garten und blickte sich forschend um. Geschmeidig wie eine Raubkatze schlich sie auf das Gartentor zu und hielt sich dabei instinktiv im Schatten der Jacarandabäume. Wie erwartet war das Gartentor abgesperrt. Ohne zu zögern, kletterte die Vampirin die Stäbe hoch, schwang sich auf das Mauerdach und blieb ein paar Sekunden dort hocken. Das Haus lag in einer ruhigen Villengegend. Es musste schon weit nach Mitternacht sein. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Isabel sprang auf die Straße. Nach ein paar Schritten begann sie zu laufen. Das unmenschliche Verlangen nach Blut peinigte sie. Ihr Körper schien zu brennen. Die Gier schlug in nicht endenden Wogen über ihr zusammen. Zu einem klaren Gedanken war sie nicht mehr fähig. Uralte vampirische Instinkte hatten die Herrschaft über ihren Geist und Körper ergriffen.

Sie verschwand in einer kleinen Nebengasse. Links und rechts lagen die Villen der reichen Leute von Guatemala-City. Hinter einigen Fenstern brannte noch Licht. Als sie Stimmen hörte, blieb sie stehen. Ihre Nasenflügel bebten, und ein pochendes Prickeln durchlief ihr Nervensystem. Sie knurrte leise. Ein junges Paar verabschiedete sich eben von einem älteren Mann, der dann zurück in das Haus ging. Das Paar ging auf einen cremefarbenen Cadillac zu. Die Frau sagte etwas, und der Mann lachte leise. Vor dem Wagen blieb er stehen und holte den Wagenschlüssel aus seiner Rocktasche.

Die Vampirin stürzte los. Der Mann hörte die Schritte und drehte sich um. Seine Augen weiteten sich, als er das grauenvolle Geschöpf sah, das auf ihn zulief. Vor Entsetzen fielen ihm die Schlüssel aus der Hand. Das Mädchen in seiner Begleitung stieß einen gellenden Schrei aus.

Isabel Najera sprang den jungen Mann an, der den Angriff abzuwehren versuchte. Er stolperte und fiel auf den Rücken. Die Vampirin schnappte gierig nach seiner Kehle.

Nach ein paar Sekunden wandte sie sich der jungen Frau zu, die soeben die Flucht ergreifen wollte. Isabel holte sie rasch ein. Sie verkrallte ihre rechte Hand in der Schulter des Mädchens und riss es herum.

»Nicht!«, schrie das Mädchen.

Isabel biss erneut zu. Sie war so beschäftigt, dass sie den Streifenwagen, der mit heulenden Sirenen heranraste, überhaupt nicht bemerkte. Zwei Polizisten sprangen heraus und zogen ihre Pistolen. Erst jetzt hob sie den Blick. Sie sah entsetzlich aus. Das Gesicht und die Hände waren blutverschmiert. Die Vampirin sprang hoch und ging augenblicklich auf die Uniformierten los. Die beiden Polizisten schossen gleichzeitig. Ihre Kugeln trafen die Vampirin, zeigten jedoch keinerlei Wirkung. Mit zwei gewaltigen Fausthieben schlug Isabel die Männer zusammen. Danach ergriff sie die Flucht. Kreuz und quer rannte sie durch die kleinen Gässchen und blieb irgendwann keuchend stehen. Sie hatte alle Verfolger abgeschüttelt. Mit dem Blusenärmel wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Die erste Gier war gestillt, und sie konnte wieder halbwegs normal denken. Plötzlich hatte sie Angst. Ihr Vater würde sie schrecklich bestrafen, das war sicher. Sie durfte auf keinen Fall nach Hause gehen, sondern musste sich irgendwo verstecken.

Aber wo?

Vor einer alten Villa, die in einem verwahrlost aussehenden Garten stand, blieb sie stehen. Das Haus machte einen unbewohnten Eindruck. Sie kletterte über die Mauer und schlich um das Haus herum. Die Fenster waren schmutzig, das Haustor unversperrt. Zögernd drückte sie die Klinke nieder und trat ein. Nach ein paar Schritten stolperte sie und fiel der Länge nach hin. Sie wollte aufstehen, doch es gelang ihr nicht. Sie glaubte vom Boden verschlungen zu werden. Erschrocken begriff sie, dass sie in eine magische Falle geraten war, aus der sie sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte. Jede Bewegung würde ihre Situation nur verschlimmern.

Ubaldo Najera wartete in der Abfertigungshalle des Flughafens La Aurora. Wie üblich hatte die Maschine aus Caracas eine halbe Stunde Verspätung. Einige der Wartenden warfen ihm verstohlene Blicke zu. Für einen Guatemalteken war er überraschend groß und schlank. Obwohl in seinen Adern Maya-Blut floss, war sein Gesicht europäisch. Das pechschwarze Haar fiel glatt bis zu den breiten Schultern herab, die Nase war leicht gekrümmt, und die dunkelbraunen Augen standen weit auseinander. Bekleidet war er mit einem weißen Leinenanzug, der die Muskeln seines mächtigen Körpers betonte.

Er achtete nicht auf die neugierigen Blicke. Missmutig holte er sich eine Cola und steckte sich eine dünne Zigarre an. Sein Vater hatte ihn beauftragt, Coco Zamis vom Flughafen abzuholen. Eine Arbeit, die er nur sehr ungern übernommen hatte, aber ihm war keine andere Wahl geblieben, als zu gehorchen. Vor drei Tagen war seine Halbschwester Isabel verschwunden. Die Suche nach ihr war vergeblich geblieben. Sein Vater hatte getobt, als er aus Nicaragua zurückgekommen war. Ihm, Ubaldo, hingegen war Isabel höchst gleichgültig. Er hatte sich nie mit ihr verstanden. Sie war ihm immer unheimlich gewesen, und eigentlich war er über ihr Verschwinden gar nicht traurig. Das durfte er seinem Vater gegenüber jedoch nicht einmal andeuten.

Zum Teufel mit ihr, dachte er.

Seine Gedanken wanderten wieder zu Coco Zamis. Er rief sich ins Gedächtnis, was er über den befreundeten Zamis-Clan wusste. Coco war von ihrem Vater auf eine Weltreise geschickt worden. Sie sollte in verschiedenen Ländern Station machen und dabei andere Clans der Schwarzen Familie kennenlernen. Viel mehr wusste er nicht über sie, und seine Informationen über ihre Familie waren nur dürftig. Angeblich stammte die Zamis-Sippe aus Russland; Rasputin sollte einer ihrer Vorfahren gewesen sein. Vor etwa fünfzig Jahren hatte sich ein Zweig der Familie in Wien niedergelassen und bald danach die Herrschaft über die österreichischen Sippen der Schwarzen Familie übernommen. Vor etwa einem Jahr sollte es zu einer blutigen Auseinandersetzung mit dem Winkler-Forcas-Clan gekommen sein, bei der die Zamis-Sippe als Sieger hervorgegangen war.

Ubaldo warf den Becher in einen Abfallkorb, dann drückte er die Zigarre aus. Er versuchte sich vorzustellen, wie diese Coco Zamis wohl aussehen mochte. Vermutlich war sie klein, dick und hässlich. Ein Typ, wie er den meisten Dämonen gefiel. Ubaldo allerdings dachte anders. Er hatte nur noch sehr wenig Dämonisches an sich. Seine Familie war verweichlicht und schwächlich. Auch Coco sollte feige, unfähig und schwach sein. Innerhalb der Schwarzen Familie galt sie als Totalversagerin. Das machte sie eigentlich sympathisch. Andererseits hatte er gehört, dass Coco sich Asmodi, dem Herrn der Schwarzen Familie, bei ihrer Hexenweihe verweigert hatte. Wenn das stimmte, war sie alles andere als feige; keiner aus dem Najera-Clan hätte es gewagt, dem Fürsten der Finsternis einen Wunsch abzuschlagen.

Wenn die Zamis dadurch bei Asmodi in Ungnade gefallen waren, so hatte sich dies inzwischen wieder gelegt. Man sprach davon, dass sie erst vor kurzer Zeit ein Attentat auf den Fürsten verhindert habe und deshalb wieder gut bei ihm angesehen sei. Jedenfalls musste Ubaldo Coco Zamis freundlich behandeln. Auf Befehl seines Vaters sollte er ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.

Seufzend stand er auf. Endlich war die Ankündigung gekommen, dass die Maschine aus Caracas landen sollte. Der junge Dämon blickte über die Landefläche. Die Düsenmaschine setzte auf und rollte langsam aus. Die Passagiere stiegen die Gangway hinunter und schritten auf das Flughafengebäude zu.

Voller Grauen erinnerte sich Ubaldo an den Besuch einer französischen Hexe aus der d'Arcy-Sippe, die er vor zwei Jahren zu betreuen gehabt hatte. Diese Dämonin hatte ihn verhext und zu ihrem willenlosen Sklaven gemacht. Schaudernd verdrängte er diese unliebsame Erinnerung.

Aufmerksam musterte er nun die Frauen und Mädchen, die aber noch zu weit entfernt waren, als dass er die charakteristische Dämonenausstrahlung hätte spüren können. Langsam schlenderte er zur Zollabfertigung. Nach ein paar Schritten nahm er die Ausstrahlung wahr. Rasch blickte er nach rechts, und seine Augen wurden vor Überraschung groß. Er hatte sich Coco gänzlich anders vorgestellt. Das Mädchen, das da auf ihn zukam, war außergewöhnlich hübsch. Damit hätte er nicht gerechnet.

Coco war etwa achtzehn Jahre alt und ein Meter siebzig groß. Ihre Wangenknochen waren hoch angesetzt, was ihr ein leicht orientalisches Aussehen gab. Die schräggestellten, großen Augen waren dunkelgrün, ihr Haar schwarz wie die Nacht. Ihre Figur mit den üppigen Brüsten und den langen Beinen war ein Traum und konnte jedem Mann den Kopf verdrehen. In dieser Beziehung unterschieden sich die männlichen Dämonen kaum von den Sterblichen.

Sie reichte einem Zollbeamten ihren Pass, der einen Stempel hineindrückte. Dann bekam sie ihr Gepäck ausgehändigt. Mit federnden Schritten verließ sie die Sperre und kam direkt auf Ubaldo zu, der sie noch immer fassungslos anstarrte. Sie stellte ihre Koffer ab und blickte Ubaldo lächelnd an.

»Herzlich willkommen in Guatemala«, radebrechte er auf Englisch.

»Du musst Ubaldo sein«, antwortete sie in spanischer Sprache. »Nett, dass du mich abholst.«

»Du sprichst die Landessprache?«, wunderte sich Ubaldo.

»Wie du hörst. Wollen wir hier Wurzeln schlagen?«

Ziemlich verwirrt ergriff Ubaldo die beiden Koffer. Er hatte nicht erwartet, dass Coco so selbstsicher auftreten würde. »Ich gehe voraus«, sagte er rasch, und sie nickte zustimmend. Schweigend verließen sie das Gebäude. Er verstaute die Koffer in einem schneeweißen Mercedes, und sie stiegen in den Wagen. Nachdem Ubaldo den Motor gestartet hatte, fragte er: »Hast du einen guten Flug gehabt?«

»Ja, war ganz angenehm«, meinte Coco und blickte angeregt aus dem Fenster.

Sie scheint ziemlich hochnäsig zu sein, dachte er etwas verärgert.