Das Haus Zamis 72 - Catalina Corvo - E-Book

Das Haus Zamis 72 E-Book

Catalina Corvo

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Beschreibung

Die Freaks verließen den Raum, ohne mich wahrzunehmen. Ich blieb allein mit dem Sarg zurück. Wie schon einmal untersuchte ich ihn und schob schließlich den Deckel beiseite. Doch in dem Sarg lag nicht meine Mutter. Sondern ein kleines Mädchen. Die gebrochenen Augen starrten mich vorwurfsvoll an. Mit einem Aufschrei fuhr ich zurück. Die Kleine hatte mein Gesicht.

Die Reisegruppe um Asmodi erreicht das Schloss der Gräfin von Lethian, mit der Asmodi einst Dorian Hunter und dessen Brüder gezeugt hat. Jetzt jedoch steht die Gräfin merklich unter Nocturnos Einfluss.
Auch Asmodi ist nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Herrlichkeit. Nur ab und zu gelingt es ihm unter größter Kraftanstrengung, eine menschliche Gestalt anzunehmen. Also müssen Coco, Michael, Thekla und Georg Zamis die Verhandlungen übernehmen ...


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Seitenzahl: 121

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

SCHWARZE MADONNA

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Aber das Glück ist nicht von Dauer. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Kurz darauf findet sie sich jedoch in einer Vision in Wien wieder und steht ihrer versteinerten Familie gegenüber. Nach und nach gewinnt sie ihre Erinnerung zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Daraus erfährt sie, dass er zuvor über Jahre hinweg seinen Halbbruder Rasputin bekämpft hat. Mit Hilfe der Vita gelingt es Coco, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten.

In der Folge baut Michael Zamis seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen aus, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Es kommt zum Bruch mit den Oppositionsdämonen, die Coco ungefragt ein »Permit« verpassen – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Einst werde ihr dieses Permit Schutz gewähren ... Coco und auch ihr Bruder Georg wollen sich nicht länger instrumentalisieren lassen, doch selbst auf Sylt, wo Georg seine grausamen »Lehrjahre« verbringen musste, stoßen sie auf Anhänger der Oppositionsdämonen. Unterdessen verfällt Thekla dem Anführer der Oppositionsdämonen, Graf Nocturno. Aber der schickt sie zurück nach Wien. Sie soll Asmodi ausrichten, dass er zu Verhandlungen bereit ist: in einer Woche in Asmoda, im Schloss der Gräfin Anastasia von Lethian. Asmodis Hoffnung ist es, an den Ring der Finsternis zu gelangen, der ihm im Kampf gegen Nocturno einen großen Vorteil verschaffen soll. Doch sein Widersacher erweist sich auch hier als der Stärkere ...

SCHWARZE MADONNA

von Catalina Corvo

»Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?«

»Niemand!«

»Und wenn er aber kommt?«

»Dann laufen wir davon!«

Die Kinder stoben auseinander. Wie junge Hunde flitzten sie den Dorfplatz hinunter um Hausecken und hinter Hecken. Nur ein Junge, der ein schwarzes Kopftuch um die Stirn gebunden trug, blieb kurz stehen, sah sich um und lief dann einem kleinen, blonden Mädchen hinterdrein.

Ich blieb stehen und wartete, ob sie wiederkamen. Tatsächlich fand sich die Schar wieder auf dem Dorfplatz ein. Nur der Junge mit dem Kopftuch und das Mädchen, dem er gefolgt war, blieben fort.

Es dunkelte. Wie auf einen Schlag hin verschwand Asmodas Jugend in den gedrungenen, alten Bauernhäuschen mit dem abgeblätterten Putz und den gewissenhaft verschlossenen Fensterläden. Nachts war Asmoda scheinbar ausgestorben.

1. Kapitel

Die Dorfbewohner fürchteten die Burg der Gräfin und alles, was von dort kam. Das war für jeden offensichtlich, der länger als ein paar Minuten in diesem Dorf zubrachte.

Und auch ich beendete meinen Spaziergang und machte mich auf den Weg zurück in mein Quartier. Doch während die Dörfler die verfluchte Hexenburg scheuten wie der Teufel das Weihwasser, folgte ich dem Pfad, der hinauf zur Burg führte.

Am Vorabend der Verhandlungen erwarteten wir alle gespannt die Ankunft der Oppositionsdämonen.

Wir befanden uns dort seit einigen Tagen. Nach den unrühmlichen Ereignissen, die mit unserer Reise nach Asmoda verbunden gewesen waren, hatten wir es vorgezogen, gleich danach bei der Gräfin anzuklopfen.

Sie tat unbändig erfreut, uns zu sehen. Vor allem Asmodi. Ich hegte den Verdacht, dass sie ein doppeltes Spiel trieb, doch Asmodi wollte davon nichts wissen. Unter ihrer Pflege schien er zunächst wieder der Alte. Wenigstens fast. Er legte die lächerliche Deneuve-Maskerade ab. Der Zombiebiss verheilte innerhalb weniger Stunden. Doch er wirkte merkwürdig lethargisch. Fieberschübe schüttelten ihn.

Mir hatte die ganze verfahrene Situation keine Ruhe gelassen. Ich hatte mir die Beine vertreten müssen, um meine innere Unruhe zu bekämpfen und die Gelassenheit zu finden, die ich für die Verhandlungen zweifelsohne brauchen würde. Wobei ich noch nicht einmal wusste, was Asmodi von mir erwartete. Vielleicht würde ich auch nur stumm danebenstehen, wenn die beiden Kontrahenten sich befehdeten.

Als ich die letzten Bauernhäuser hinter mir ließ und auf die offene Wiese trat, erklang irgendwo im Dorf, ein panischer Schrei. Dieser Laut aus einer Kinderkehle spiegelte äußerstes Grauen.

Meinem Instinkt folgend drehte ich mich um und lief zurück. Ich huschte durch die Gassen wie ein Schatten. Heimlich und unbemerkt durch Straßen und Hinterhöfe zu schleichen, hatte ich schon vor langer Zeit gelernt. Ich hielt inne, als ich vor mir, an der Rückwand einer Scheune, drei Kinder sah. Sie starrten mit ausdrucklosen Gesichtern auf einen großen Heuhaufen.

Eine rote Flüssigkeit tränkte das Stroh zu ihren Füßen. Eins der Kinder, ein vielleicht achtjähriger Junge, zitterte am ganzen Körper. Er hatte den Mund aufgerissen, war erstarrt im Schrei. Auch die anderen schienen zu keiner Regung fähig. Kein Wunder. Zu ihren Füßen lag im Stroh ein kleiner Körper. Leblos. Es war das kleine Mädchen, dem der Junge beim Spiel gefolgt war. Ihre Pulsadern waren aufgeschnitten, das Genick gebrochen. Blut färbte die Spitzen ihrer hellen Zöpfe dunkel. Ihre leeren, toten Augen starrten zu ihrem Kameraden hinauf wie in stummer Anklage.

Ich zog mich zurück und überließ die Kinder sich selbst. Obwohl es mich in den Fingern juckte, die Knirpse wenigstens mit einem Zauber zu belegen, der sie beruhigen konnte, hielt ich mich zurück. Das war nicht mein Kampf, und ich hatte bei allen Göttern und Dämonen genug Probleme am Hals. Außerdem ahnte ich, warum das Mädchen hatte sterben müssen. Manche Dämonen konnten nicht anders, als sich an den Qualen Unschuldiger zu ergötzen. Und wir hatten eindeutig bald zu viele zornige Dämonen in der Burg.

Solange es während der Verhandlungen in der Burg nur eine Tote gab, kam das Dorf glimpflich davon. Eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass ich viel zu optimistisch dachte, aber ich brachte sie zum Schweigen. Ich wollte einfach das Beste hoffen. Auch wenn ich für das Mädchen nichts mehr tun konnte. Ihr Schicksal war entschieden.

Aber wer war ihr Mörder? Ein Dämon, der in der Gestalt des Jungen mit dem schwarzen Kopftuch spioniert hatte? Ich schüttelte den Kopf. Nein. Heute würde ich nicht Detektiv spielen. Zu viele gewichtige Dinge standen auf dem Spiel. Zügig machte ich mich nun auf den Rückweg.

Ich hatte das Burgtor schon fast erreicht, als ich vor mir plötzlich drei vermummte Gestalten in schwarzen Kutten sah, die an mittelalterliche Mönche erinnerten. Sie alle trugen schwarze Masken, die ihre Gesichter unter den weiten Kapuzen substanzlos erscheinen ließen. Sie standen in einem mit Kreide und Blut gezeichneten Beschwörungspentagramm.

An den Ecken des Fünfsterns brannten schwarze Kerzen herunter. Der dichte, betörende Kräuternebel, der sich über sieben im Kreis arrangierten Räucherschalen kräuselte, bewies ebenso wie der bluttriefende Totenschädel, der sich im Zentrum des Kreises befand und dessen leere Augenhöhlen in fahlem Grün schillerten, dass das Ritual noch nicht beendet war.

Gemeinsam begannen die drei ›Mönche‹ einen dumpfen Gesang und wiegten sich in einem arrhythmisch wirkenden, abgehackten Takt hin und her. Immer wieder zuckten ihre Körper wie von Stromschlägen, während sie zu dritt mit der Kraft ihres Willens unsichtbare Energieströme formten und lenkten, ein Muster knüpften.

Das grüne Glimmen im Schädel nahm zu, pulsierte wie ein Herzschlag, dumpfer, lauter. Wuchs zu einem tiefen Dröhnen, das meine Ohren mehr erahnten als hörten. Der Boden unter meinen Füßen vibrierte. Das Licht tanzte im Schädel, als wollte es ihn sprengen. Dann erlosch es urplötzlich. Der Schädel blähte sich auf und zerbarst mit einem hässlichen Knacken.

Ein Knistern erfüllte den Raum. Süßlicher, beißender Gasgeruch bereitete sich aus. Im Zentrum des Pentagramms stand nun eine schwarze Gestalt, ebenso gekleidet wie die anderen drei.

Doch statt einer Maske bedeckte ein rundes, graues Wabern die Gesichtszüge. Das Nicht-Gesicht wandte sich mir zu. Ohne dass der Herbeigerufene dazu den Körper bewegte. Der Kopf drehte sich einfach um 180 Grad wie der einer Puppe.

Obwohl ich hinter der magischen Maske keinerlei Gesichtszüge ausmachen konnte, spürte ich seinen intensiven Blick wie eisige Kälte, die über meinen Körper glitt. Ich fror augenblicklich. Zugleich begann mein Permit zu brennen. Erschrocken starrte ich auf meinen Arm. Ein roter Schimmer drang durch den Stoff meiner Bluse hindurch. Ich schob den Ärmel nach oben. Die Adlerköpfe glühten. Sie rissen die Schnäbel in stummem Schrei auf. Begrüßten sie etwa ihren Meister?

Der Fremde im Beschwörungskreis starrte mich noch immer an. Und plötzlich befand ich mich in einer ganz anderen Burg. In den Karpaten. Ein Vampirschloss. Mir war schlecht. Mir war heiß. Flammen, magische Flammen auf der Burgmauer. Ich dort eingeschlossen mit Vladimir, dem Vampir.

Vladimir brüllte mir etwas zu, das ich nicht verstand. Er war außer sich, kein Wunder, hatte er doch eben den Mord an seinem Vater mit ansehen müssen. Die Dorfbevölkerung stürmte die Burg, legte Feuer und wollte Blut sehen. Schwarzes Blut. Und den Oppositionsdämon hatte all dies lediglich amüsiert. Er gratulierte Vladimir. Die Dörfler stürzten sich auf eine Frau, eine Hausdienerin. Im Blutrausch traten die Rasenden auf die Hilflose ein, stampften sie in den Boden, bis das, was von ihr übrig blieb, kaum noch als menschlich zu erkennen war. Ein anderer zerrte ein kleines Mädchen herbei. Die Kleine aus dem Dorf.

»Vampirin! Hexe!« Die Dörfler schnitten ihr die Kehle auf und hängten den kleinen Leib kopfunter an die Burgmauer, um das Kind auszubluten wie ein geschlachtetes Tier. Es schrie und zappelte und starrte mich an.

Hinter mir erklang ein leises Lachen. »Willst du ihr nicht helfen?«, fragte mich eine dunkle, schmeichelnde Männerstimme. Doch ich konnte nicht, ich war wie gelähmt. »Oder lässt du sie im Stich, um dich selbst zu retten?« Ich konnte mich noch immer nicht rühren. Meine Füße waren wie mit den Zinnen verwachsen, die Finger schwer wie Mühlsteine. Das Schreien des Mädchens erstarb schließlich. Seine Ärmchen zuckten nicht länger. Meine Übelkeit wuchs.

Ich kämpfte. Mit jedem Quäntchen Willenskraft, das ich aufbringen konnte, zwang ich meinen Körper herum, um den Dämon anzusehen. »Was für ein Spiel treibst du?«, presste ich halb stöhnend, halb keuchend hervor. Doch er war verschwunden. Lediglich ein leichter Geruch von Ozon erinnerte an seine Anwesenheit.

Dann überkam mich eine weitere Übelkeitswelle. Ich schloss die Augen.

Als ich sie öffnete, war ich auf Schloss Behemoth. Ich saß in meinem alten Lernpult. Sara Thornton hielt meiner Schwester Vera und mir gerade einen ellenlangweiligen Vortrag über irgendwelche alchemistischen Zauberbücher, die wir lesen sollten, und Vera trat mich ein paarmal heimlich gegen das Schienbein. Plötzlich schob sie mir einen Zettel zu. ›Willst du mal was Tolles sehen?‹, stand darauf.

Ich verspürte keine gesteigerte Lust, mir etwas anzuschauen, das meiner Schwester gefiel, andererseits langweilte ich mich schrecklich. Also nickte ich. Außerdem war es ungewöhnlich warm im Schloss. Es war ein heißer Sommertag. Dennoch war ich sicher, dass es draußen erfrischender sein würde als in der stickigen Moderluft des alten Schlosses.

Ich nickte Vera heimlich zu. Daraufhin heuchelte Vera mit überzeugendem Elendsblick, dass es ihr von der Hitze schlecht sei und wir eine Pause brauchten. Die Thornton gab uns zwanzig Minuten. Vera schleifte mich praktisch aus dem Studierzimmer und hinunter zu den Stallungen. Ich stellte fest, dass ich mich gründlich geirrt hatte. Draußen war die Luft keineswegs kühler. Heiß und trocken empfing uns die Mittagshitze wie eine Wand, obwohl der Himmel bewölkt war und die Strahlen der Sonne nicht bis zur Erde durchdrangen.

Als Vera die Tür eines heruntergekommenen, ungenutzten Pferdestalls aufstieß, schlug mir sofort süßlicher Blutgeruch entgegen. Meine Augen wurden groß, als ich sah, was sie getan hatte. Direkt über uns hing ein kleines Mädchen, nicht viel jünger als wir. Vera hatte das arme Ding dort mit magischen Nägeln an den Balken festgenagelt. Das Mädchen weinte Blut. Kein Wunder, Vera hatte ihr die Augen aufgerissen. Aus den Wunden, die die Nägel in Fleisch und Knochen gerissen hatten, tropfte Blut, aber aus ihrer zerfetzten Kehle schoss es regelrecht heraus wie ein kleiner Wasserfall. Es bespritzte den Saum meines Kleides.

Vera hielt plötzlich einen grünlich schimmernden Kelch in der Hand, der wie ein Schädel geformt war. Sie hielt ihn in den Blutstrahl. »Was meinst du, wie viel Liter kriegen wir aus der raus?«

Dann trank meine Schwester genüsslich aus dem Kelch. Doch ich sah, dass das Blut darin kochte. Als meine Schwester aufschrie und mir ihre roten, verbrannten Lippen zuwandte, übergab ich mich.

Ich schwankte, stürzte und fand mich wieder in einer Krypta. Umgeben von steinernen Wänden, erhob ich mich taumelnd und starrte auf einen Sarkophag. Er kam mir seltsam bekannt vor. Plötzlich schritt eine Prozession von Freaks an mir vorbei. Sie trugen Fackeln. Einer fiedelte.

Alles erschien mir vertraut. Als der Geiger immer schneller fiedelte und schließlich auf den Sarkophag sprang, während seine Kameraden einen wilden Tanz aufführten, schoss mir die Erkenntnis durch den Kopf, dass ich schon einmal an diesem Ort gewesen war und dass in dem Sarg der Leichnam meiner Mutter lag. Oder zumindest etwas, das ich dafür gehalten hatte.

Alles spielte sich so ab, wie ich es erlebt hatte. Die Freaks verließen den Raum, ohne mich wahrzunehmen. Ich blieb allein mit dem Sarg zurück. Wie schon einmal untersuchte ich ihn und schob schließlich den Deckel beiseite.

Doch in dem Sarg lag nicht meine Mutter. Sondern das kleine Mädchen.

Immer wieder das kleine Mädchen. Die gebrochenen Augen starrten mich vorwurfsvoll an. Doch diesmal waren ihre Augen grün und ihr Haar schwarz. Mit einem Aufschrei fuhr ich zurück. Die Kleine hatte mein Gesicht.