Das Haus Zamis 79 - Catalina Corvo - E-Book

Das Haus Zamis 79 E-Book

Catalina Corvo

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Beschreibung

»Soso.« Lächelnd betrat die elegante junge Frau das Wohnzimmer der Zamis.
Thekla beobachtete ihren federnden Gang, die sanft wiegenden Hüften. Das schwarze, seidig glänzende Haar fiel splissfrei auf wohlgerundete Schultern.
»Hübsch habt ihr es.« Auf einen Wink Theklas nahm die Besucherin auf der Couch Platz.
Thekla zupfte ihren eigenen grauen Tweedrock zurecht und setzte sich wie schon einige Male zuvor in Michaels Sessel. »Lydia, Kind, sei so gut, und hole unserem Gast eine Tasse Tee«, bat Thekla und wandte sich an Rebecca. »Oder möchtest du lieber Kaffee?«
Rebeccas Lächeln fiel eine Spur gezwungen aus. »Ein Gläschen AB negativ wäre ganz reizend. Ansonsten lieber nichts.«
»Entschuldige, ich vergaß.«
Thekla hatte natürlich nicht vergessen, dass Rebecca eine Vampirin war ...


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

FREAKTOWN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Nach und nach gewinnt sie diese jedoch zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Mit Hilfe der Vita gelingt es Coco, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten.

In der Folge baut Michael Zamis seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen aus, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Es kommt zum Bruch mit den Oppositionsdämonen, die Coco ungefragt ein »Permit« verpassen – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Letztlich einigen sich Asmodi und Nocturno und teilen in der Charta Daemonica die Herrschaftsbereiche unter sich auf. Michael Zamis jedoch wird in eine krötenartige Kreatur verwandelt. Coco bittet um Gnade für ihren Vater und willigt ein, Nocturno zu begleiten – ohne seine wahren Gründe zu kennen. Nocturno glaubt, mit Coco eine »Geheimwaffe« zu besitzen, die ihm zur Rückkehr ins centro terrae verhelfen könnte.

Es gelingt Nocturno, einen magischen Kompass zu erlangen. Jedoch scheint ihm sein mächtigster Gegner, Letum, stets voraus zu sein. Nocturno folgt der Richtung, die der Kompass anzeigt, und lässt mit Coco das Dorf der Stille hinter sich. Inzwischen ist Georg Zamis Nocturno dicht auf den Fersen, um seiner Schwester beizustehen. In seiner Begleitung befindet sich der – fast – allmächtige Banshee Peter. Unterdessen hat Nocurno seinen Weg allein fortgesetzt. Coco muss ihn finden, denn er ist der Schlüssel, um in ihre Welt zurückzufinden.

FREAKTOWN

von Catalina Corvo

Mit quietschenden Reifen schossen der weiße BMW und der schwarze Mercedes um die Ecke. Die junge Frau, die gerade den Zebrastreifen bei der Fußgängerampel überqueren wollte, sprang erschrocken zurück. Hastig trat sie wieder auf den Bürgersteig. Doch der Absatz ihres kniehohen Lederstiefels blieb an der Bordsteinkante hängen und brach ab. Die junge Frau schrie auf. Gerade noch konnte sie sich am Mast der Fußgängerampel festhalten, um nicht rückwärts auf den Gehsteig zu stürzen.

Die Wagen kreuzten ungebremst die rote Ampel, rasten vorüber und verschwanden. Sie sah ihnen wütend hinterher. Verdammte Rowdys. Besoffene Neureiche, die sich in ihren teuren Karren wie Formel-Eins-Fahrer oder Batman persönlich fühlten und sich nachts Rennen lieferten.

Missmutig betrachtete Jennifer Sheldon ihr ruiniertes Schuhwerk. Nie wieder billige Stiefel. Leider waren schlechte Imitate teurer italienischer Marken das Einzige, das im Budget einer aufstrebenden Entertainerin lag. Gesangsunterricht und Schauspielschule verschlangen Unsummen.

1. Kapitel

Immerhin zahlte das Sunflower gut und einigermaßen pünktlich. Ein Job als Tänzerin in einer Stripteasebar war zwar nicht gerade der Traum aller Schwiegermütter, aber besser als putzen, sagte sich Jennifer. Mit einem Körper wie ihrem wäre es eine Schande gewesen, auf gutes Geld zu verzichten. Es finanzierte ihr eine hübsche Dachwohnung und einen ausreichend gefüllten Kühlschrank. An guten Abenden konnte sich das Trinkgeld wirklich sehen lassen. Und die Arbeitszeiten störten sie auch nicht. Meistens konnte sie ausschlafen.

Wenn man nicht gerade müde und fertig auf kaputten Schuhen nach Hause musste, war der Job wirklich in Ordnung. Billigschuhe dagegen nicht.

Und sie ließen sich noch nicht einmal steuerlich absetzen.

Nachdem das Motorengeräusch verklungen war und keine weiteren Möchtegernrennfahrer die Straße mehr unsicher machten, wagte Jennifer einen erneuten Versuch, die Fahrbahn zu überqueren. Dank zwölf fehlender Zentimeter Absatzhöhe humpelte sie dabei wie eine Kriegsversehrte. Das ging erst recht auf die Knöchel.

Flüche murmelnd erreichte sie schließlich im Schneckentempo die U-Bahn-Station. Normalerweise ignorierte sie das schmierige Geländer, diesmal musste sie sich daran festhalten. Von unten wehte der Gestank von Alkohol und Urin herauf. Schaudernd umging Jennifer eine besonders übel riechende Pfütze Erbrochenes ebenso wie den volltrunkenen, abgerissenen Schläfer, der nur einen Meter weiter in sich zusammengesunken auf der Treppe hockte und vor sich hin schnarchte.

Angewidert schlich sich die Tänzerin vorbei, um ihn nicht aufzuwecken.

Am Gleis feierte eine Handvoll Punks mit Dosenbier und billigen Energydrinks die selbst gewählte Trostlosigkeit. Rote Irokesen wippten, Springerstiefel zappelten nervös. Kleine Metallkettchen klirrten an breiten Gürteln und von den Schultern schwarzer Lederjacken. Und das waren nur die beiden Mädchen. Sie trugen knappe Tops unter ihren Jacken, die so viel von Bauch und Dekolleté zeigten, dass sie abgesehen von ihren provokanten Frisuren und der grellbunten Schminke auch gut ins Sunflower gepasst hätten. Die drei zugehörigen vielleicht neunzehnjährigen Jungs erinnerten an eine schlechte Coverband von Kiss. Sie hatten die Gesichter weiß geschminkt. Unmengen schwarzer Kajal umrahmte die Augen und ergänzte die ebenfalls schwarz gemalten Lippen. Auch die Haare glänzten in künstlichem Schwarz oder Eisblond. Gel ließ einzelne Strähnen wie die Stacheln eines Igels vom Kopf abstehen. Alle drei trugen eine gleichartige schwarze Lederkluft und grellweiße T-Shirts, auf denen in dunkelroten Lettern der Schriftzug »Anytime, Baby« prangte.

Einer übte mit leeren Getränkedosen Zielkicken auf einen weiteren Penner, der sich neben einem Mülleimer zusammengerollt hatte. Jedes Mal, wenn eine Dose traf, jubelten die Kids.

Jennifer mied die Gruppe und versuchte, unauffällig vorbeizukommen. Aber ihr Gehumpel fiel auf. Die Jungs zeigten auf sie, machten obszöne Gesten und lachten betrunken.

Nun ärgerte sich Jennifer, dass sie zu faul gewesen war, die Kleidung zu wechseln und sich in einen Jogginganzug zu werfen. Ihr rotes Minikleid erschien ihr plötzlich wie ein Fadenkreuz. Und die hormongesteuerten Halbstarken legten auf sie an. Jennifer setzte sich möglichst weitab auf eine Bank und tat, als habe sie nichts bemerkt. Die Jungs grölten herüber. »Hey, wie wär's, Süße? Machst du's für 'nen Fünfziger?«

Jennifer drehte den Kopf weg. Sie betete inständig, dass die Bahn bald kam. Und hoffentlich hatten diese Kids nicht vor mitzufahren. Aber der Zug ließ auf sich warten. Einer der Punks kam herüber. Breitbeinig stellte er sich neben sie und betrachte sie von oben bis unten. Er stank nach Bier. »Bist schon ein geiles Stück. Willst du fi-«

»Halt die Klappe.« Jennifer hob die Hand und schüttelte sie abwehrend. »Zieh einfach ab und geh zu deinen Mädchen rüber, die werden schon ungeduldig.«

In der Tat waren die Blicke der beiden Girlpunks nicht gerade freundlich. »Schlampe!«, rief eine. »Ja, lass sie doch. Die ist hässlich«, ergänzte das andere Mädchen lautstark.

Aber der weißgesichtige Junge ignorierte die Zwischenrufe. Er setzte sich neben Jennifer. Sie rückte ab, er folgte nach. »Du hast tolle Titten. Die sehen so aus, als warteten sie nur drauf, dass einer sie anpackt.«

Mit lüsternem Grinsen griff er Jennifer an den Busen. Sie ließ ihre flache Rechte auf seine Wange sausen und sprang von der Bank. Er sprang ebenfalls auf. Sein Grinsen bekam eine raubtierhafte Qualität.

Der Streit lockte nun auch seine Kameraden an. Sie taumelten heran.

Der Zug kam noch immer nicht. Hatte das verfluchte Ding etwa Verspätung? Mitten in der Nacht?

»Ey, Puppe. Jetzt sei doch nicht so eine Spaßbremse.«

Das sah nicht gut aus. Drei waren drei zu viel. Jennifer fuhr herum und trat die Flucht an, da rächte sich der Billigschuh ein weiteres Mal. Sie knickte um und stolperte. Die Jungs grölten.

Schon war einer über ihr. Brutal drehte er sie auf den Rücken und setzte sich auf ihre Hüften. »Schau mal, ob sie ein Höschen trägt«, kreischte einer seiner Kameraden. »Ich wette, die geile Schlampe ist schon ganz feucht.«

Sie lachten. Eine Hand fuhr unter den Minirock. Jennifer strampelte und schlug um sich, aber nun warfen sich auch die anderen Jungs auf sie und hielten sie fest.

Tränen traten Jennifer in die Augen, sie schluchzte.

»Lasst mich los!«, bettelte Jennifer. Aber ihre Peiniger packten nur umso fester zu.

Ein Rauschen drang aus dem U-Bahn-Schacht. Der Zug? Zu spät. Er kam zu spät!

Tränen liefen Jennifers Wangen herab. Wenn nicht zufällig eine Polizeistreife vorbeikam, konnte ihr niemand mehr helfen. Das Rauschen schwoll an. Aber ein Zug war das nicht. Jennifer sah nur weiß geschminkte Fratzen über sich. Was sonst noch vorging, konnte sie nicht ausmachen. Bis das betrunkene Grölen seltsam übergangslos in Schreie mündete. Die Hände ließen von ihr ab.

Das Rauschen war direkt über ihr. Flügel. Schwarze ledrige, flatternde Flügel. Gespannte Haut in surrender Bewegung. Fledermäuse. Hundegroße Fledermäuse mit weiter Flügelspanne. Es musste ein gutes Dutzend sein.

Nie hatte Jennifer solche Kreaturen aus der Nähe gesehen. Schon gar nicht in der Größe. Die bepelzten Biester griffen die Punks an. Nun konnten die kleinen Scheißer nicht mehr grapschen. Viel zu sehr waren sie damit beschäftigt, über den Bahnsteig zu rennen und ihre Igel-Köpfe mit den Händen zu schützen. Auch die Mädchen kreischten, als ihnen kleine Krallen in die Kopfhaut fuhren.

Jennifer hingegen streifte nicht ein einziges Tier.

Ebenso wenig wie den schlafenden Penner. Beinahe konnte man glauben, dass die Fledermäuse die Punks mit Absicht verjagten. Kreischend verließen die Halbstarken schließlich in wilder Flucht den U-Bahnhof.