Das Haus Zamis 75 - Catalina Corvo - E-Book

Das Haus Zamis 75 E-Book

Catalina Corvo

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Beschreibung

Nocturno ließ die Maske ein Stück weiter sinken. Sein Gesicht verlor immer mehr an Ausdruck, während sein Geist über die Hülle hinauswuchs, wie ein Schmetterling, der aus seiner Puppe schlüpfte. Dann ließ Nocturno die Hülle fallen, und sein Leib sank auf dem Höhlenboden zusammen, während sein Wille nach dem Einsiedler griff. Entschlossen stürzte sich Nocturno auf seinen Gegner. Die Zeiten hatten sich geändert. Septimus hatte sich verrechnet. Und Nocturno ließ es darauf ankommen. Es war keine Option, die Reise mit einer Niederlage zu beginnen ...

Als Coco erwacht, glaubt sie sich zunächst noch immer in Schweden. Sie glaubt sogar, das Meer am Horizont zu erkennen. Alles ist jedoch seltsam verschwommen, so als würde mit ihren Augen etwas nicht stimmen. Kaum hat sie sich orientiert, erkennt sie hinter sich Graf Nocturno. Coco beginnt zu ahnen, warum ausgerechnet sie für ihn so wichtig ist ...


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Seitenzahl: 120

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER MAGISCHE KOMPASS

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Aber das Glück ist nicht von Dauer. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Kurz darauf findet sie sich jedoch in einer Vision in Wien wieder und steht ihrer versteinerten Familie gegenüber. Nach und nach gewinnt sie ihre Erinnerung zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Daraus erfährt sie, dass er zuvor über Jahre hinweg seinen Halbbruder Rasputin bekämpft hat. Mit Hilfe der Vita gelingt es Coco, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten.

In der Folge baut Michael Zamis seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen aus, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Es kommt zum Bruch mit den Oppositionsdämonen, die Coco ungefragt ein »Permit« verpassen – ein magisches Tattoo in Form eines zweiköpfigen Adlers. Unterdessen verfällt Thekla dem Anführer der Oppositionsdämonen, Graf Nocturno. Aber der schickt sie zurück nach Wien. Letztlich einigen sich Asmodi und Nocturno und teilen in der Charta Daemonica die Herrschaftsbereiche unter sich auf. Michael Zamis jedoch wird in eine krötenartige Kreatur verwandelt, weil er übergriffig geworden ist. Coco bittet um Gnade für ihren Vater. Nocturno gibt ihr eine Chance, sofern sie ihn begleitet. Sie willigt ein. An Nocturnos Seite beginnt für sie eine Odyssee, die sie zunächst nach Schweden führt. Coco wird immer klarer, dass Nocturno ihre besonderen Kräfte benötigt, um an für ihn wichtige magische Artefakte zu gelangen. Währenddessen setzt sich Georg auf die Spur der beiden ...

DER MAGISCHE KOMPASS

von Catalina Corvo

Sandkörner, die unter den Kragen geglitten waren, pieksten mich im Nacken, Kiesel bohrten sich in meinen Rücken. Ich schlug die Augen auf. Über mir streckten sich graue Wolken träge am Himmel wie eine Reisegruppe fetter, vollgefressener Touristen im Ausflugslokal. Ich roch eine leichte Note von Salz und Mineralien. In der Ferne rauschte das Meer. Ich drehte den Kopf. Sah Dünengras, zäh, grau und hässlich, zu Boden gequetscht unter einem Paar schwarzer, glänzender Schuhe, die nicht so aussahen, als hätten sie jemals den Sand wirklich berührt, auf dem sie standen.

In den Schuhen steckten Füße, mein Blick wanderte weiter hinauf, Beine, schlanke Beine in schwarzen Hosenbeinen. Mit Bügelfalte. Eine dunkle Weste aus Seide, eine ebenso vornehme Anzugjacke, helle Haut, ein Blick wie Traum und Glut.

Nocturno.

»Gut, du bist wach.« Seine Stimme – wohlklingend wie immer, sein Tonfall beiläufig. Jovial. »Steh auf, wir müssen gehen. Der Weg beginnt gerade erst.«

1. Kapitel

»Wo sind wir?«, fragte ich und richtete mich auf. Alles war grau, keine Sonne zu sehen, nur die dunkle Wolkendecke, die den Himmel überzog. In der Ferne verschwamm sie mit einem ebenso grauen Streifen Meer.

Erstaunlicherweise wehte kein Lüftchen. Es herrschte Flaute. Und bis auf das entfernte, gleichmäßige Rauschen eine endlose, unheimliche Stille. Der Sand unter meinem Hintern und meinen Füßen knirschte überlaut in meinen Ohren, als ich mich mühsam erhob. Jeder Muskel meines Körpers schmerzte, wie nach einem anhaltenden schweren Krampf. Ich verzog das Gesicht und ächzte leise.

»Das ist eine Nebenwirkung des Übergangs.« Nocturno nickte mir zu. »Es vergeht bald, und du gewinnst deine Kraft zurück.«

Auf einmal spürte ich einen seltsamen Druck auf den Ohren. Wie bei einer schnellen Autofahrt oder im Flugzeug. Ich schluckte ein paarmal. Erfolglos. Ich wurde das nervtötende Gefühl nicht los, dass mir etwas die Ohren verkleisterte. Zur Sicherheit schnipste ich nahe an meiner Ohrmuschel mit den Fingern. Ich hörte das Geräusch deutlich, und zugleich sagte ein Teil von mir, dass ich es eigentlich undeutlich, wie durch Watte wahrnehmen sollte.

Ähnliche Schwierigkeiten hatte ich mit den Augen, sobald ich länger in die Ferne spähte. Ich sah die Konturen klar, und zugleich verschwamm das Bild.

Die nicht-wehende Luft war kalt und ließ mich frieren. Zugleich überkam mich das Gefühl, schwitzen zu müssen. Aber Fieber hatte ich keins, meine Stirn war kühl.

Nocturnos Mundwinkel wanderten ein paar Millimeter nach oben. »Du hast noch nicht gelernt, dich an die Schwingung dieses Ortes anzupassen«, erklärte er mit einem Hauch Amüsement. »Aber es wird besser mit der Zeit.«

»Wo genau sind wir hier?«, fragte ich.

Er ignorierte mich und wandte sich um. »Da lang.« Nocturno zeigte scheinbar wahllos in eine Richtung und marschierte seinem Fingerzeig hinterher.

Während ich ihm folgte, wurde mir die Stille der Umgebung, ihre Eintönigkeit unheimlich. Ich glaubte, einen fremden Blick zu spüren, eine Bewegung hinter meinem Rücken. Aber als ich mich umdrehte, war nichts zu sehen. Auch keine fremden Spuren im Sand.

Nur meine eigenen und Nocturnos. Aber sie endeten nach wenigen Metern, als hätten sie nie existiert. Dabei war kein Wind zu spüren, der sie mit Sand hatte überdecken können.

Lautlos waren sie einfach verschwunden.

»Komm, Coco, halte dich nicht unnötig auf«, rief Nocturno mir zu. Er ging unbeirrt weiter. Ein kalter Schauer glitt mir über den Rücken. Ich schüttelte mich. Und schwitzte. Hastig beschleunigte ich meine Schritte und schloss zu Nocturno auf.

»Unsere Spuren ...«

»Vergiss das.«

»Dir ist klar, dass sie verschwinden.«

»Kümmere dich nicht darum.«

»Du weißt schon, dass das nicht normal ist«, hakte ich skeptisch nach.

»Hier ist nichts normal. Und alles«, erwiderte er kryptisch und blickte weiter stur geradeaus.

Ich pustete missbilligend Luft durch die Lippen. »Danke für das Gespräch.« Er schien nicht bereit, mir eine sinnvolle Erklärung zu liefern. Und auf unverständliche Pseudo-Weisheiten konnte ich verzichten.

Eine warme Hand griff nach meiner. Fragend sah ich Nocturno an.

»Du fragst zu viel und könntest verloren gehen.« Er verschränkte unsere Finger. »Ich würde dich nur ungern verlieren.«

»Jetzt bin ich beruhigt«, gab ich zurück und mied nun meinerseits seinen Blick. Aber auch wenn ich es nicht gern zugab, die lebendige Berührung gab mir ein wenig Halt und Ruhe. Auch wenn es mich zermürbte, nicht zu wissen, wo wir uns befanden.

Plötzlich stand mitten zwischen den Dünen ein Auto. Schneidiges Rot, sportlicher Schnitt, offenes Verdeck – da stand ein waschechter Ferrari.

»Eure Kutsche ist da, Mylady«.

Man musste es Nocturno lassen, er gab sich nicht mit zweitklassigen Dingen zufrieden. Nicht dass er mich damit auch nur im Geringsten beeindrucken konnte.

Als wir näher kamen, bemerkte ich viel zu spät die graue Asphaltstraße, in deren Mitte das Auto auf uns wartete. Sitze aus weißem Leder und eine Armatur aus poliertem Mahagoni. Nicht schlecht. Irrte ich mich, oder strahlte der Wagen eine gewisse Ungeduld aus?

Und warum hatte ich die Straße nicht früher bemerkt?

»Darf ich bitten?« Nocturno öffnete die Tür.

Ich runzelte die Stirn. Wollte er mich verspotten? Erst hatte er mich, ohne sich zu erklären, an diesen Ort verfrachtet, weigerte sich auch weiterhin konsequent, mich in seine Absichten einzuweihen, und jetzt spielte er den Galan?

»Bisher gehörte ›Bitten‹ nicht ins Repertoire deiner Handlungen.« Ich verschränkte die Arme. Ich wollte da nicht einsteigen. Ich wollte überhaupt nirgendwo mit ihm hin. Nicht ohne Erklärung. Und außerdem war mir das Auto unheimlich. Wie es schon so allein mitten im Nichts auf dieser mysteriösen Straße stand. Da faulten ganze Komposthaufen im Staate Dänemark.

Ich wollte wirklich nicht in den Sportwagen einsteigen, und doch tat ich es. Als zöge mich eine übermächtige Kraft unaufhaltsam auf die weißen Nobelpolster. Plötzlich saß ich im Wagen und fragte mich, wie ich hineingekommen war. Nocturno schlug die Tür neben mir zu. Er lächelte unbeeindruckt und unverändert charmant. »Du weißt, doch, ich bin undurchschaubar, schöne Coco.«

»Und ich hab nicht viel übrig für allzu mysteriöse Männer«, konterte ich. »Davon kenne ich mittlerweile so viele, dass es mir langweilig wird.«

»Keine Sorge.« Nocturno drehte den Zündschlüssel. Der Motor dröhnte tief und voll. »Langweilig wird unsere kleine Reise sicher nicht werden.«

Georg (Gegenwart)

Die misstrauischen Blicke der drei Chinesen ignorierend, starrte ich vor mich hin und widmete mich ganz dem dampfenden Getränk in der irdenen Schüssel. ›Ranzig‹ war das treffendste Wort, mit dem sich das widerliche Zeug beschreiben ließ. Der Buttertee stank schon wie ein vergorenes Teelicht. Und dann erst die Konsistenz. Ich kämpfte darum, nicht unhöflicherweise das Gesicht zu verziehen. Schicksalsergeben setzte ich die Schüssel an die Lippen und schlürfte die fettige Brühe herunter. Hastig spülte ich dann den Geschmack mit ein paar Löffeln Hirsebrei und erstaunlich wohlschmeckenden Fleischbällchen herunter.

Der Gastwirt nickte zufrieden. Immerhin verköstigte er mich, das Rundauge, den Touristen mit der tibetischen Nationalspeise. Buttertee, den man gut und gerne auch als Lampenöl verwenden konnte, und Tsampa, die erste Instantsuppe der Welt, die schon seit grauer Vorzeit hier oben in den Bergen die Menschen geschmacksfrei, aber nahrhaft und billig verpflegte.

Erst nachdem ich einige Bissen der fremden Speise heruntergeschlungen hatte, merkte ich, welch starken Hunger mir die dünne Höhenluft trotz meiner dämonisch-leidensfähigen Konstitution bescherte, und verleibte mir auch den Rest ein. In den nächsten Tagen und womöglich Wochen musste ich mich wohl mit derlei Nahrung herumschlagen, also gewöhnte ich mich besser schnell daran. So wie ich mich mittlerweile auch mit Peters unvermeidliches Gequatsche arrangiert hatte.

»Also ich finde die drei Kerle da drüben äußerst verdächtig.«

Niemand außer mir sah den grauen Mönch, der mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze neben mir hockte wie der Tod in Grau. Nur ohne Sense und Stundenglas.

»Ach, auch schon gemerkt?«, raunte ich leise. Mittlerweile hatte ich gelernt, wie ein Bauchredner zu sprechen, ohne die Lippen zu bewegen. So konnte ich mich unauffällig mit Peter unterhalten, ohne überall als völlig verrückt zu gelten.

Manchmal fragte ich mich, ob Peter sich einen Spaß daraus machte, sich über mich lustig zu machen, oder ob er wirklich so neben der Spur war, dass er das Offensichtliche so spät bemerkte. Wahrscheinlich bereitete es ihm großen Spaß, mich genau über diesen Punkt stets im Ungewissen zu lassen. Auch hatte ich das Gefühl, dass er mittlerweile meine Gedanken lesen konnte.

»Die drei sind magisch beeinflusst«, stellte er prompt fest.

»Ach.« Das hatte ich schon beim Einbiegen in die enge Gasse gespürt. Nur deswegen war ich in die kleine Garküche eingekehrt.

Auf Englisch, und bemüht um einen überzeugenden britischen Akzent, fragte ich den Wirt nach den Öffnungszeiten des Potala-Palastes und diverser großer ehemaliger Klöster, die heute als Museen dienten und in jedem Reiseführer ganz vorn standen. Dazu noch ein paar dumme Fragen über den Tee und Yaks, ein bisschen beiläufiges Gewedel mit einem kleinen Traumfänger, den ich um den Hals trug, und ich qualifizierte mich als ignoranter Tourist, der auf einem Selbstfindungstrip ein wenig buddhistische Erleuchtung gepaart mit einem Schuss Esoterik und ein paar einfachen Wandertouren suchte.

Die Chinesen entspannten sich wieder. Nur noch selten flog ein vereinzelter misstrauischer Blick zu mir herüber. Ich vertiefte mich in einen Stapel Reiseführer und einen zerfledderten Stadtplan. Aber aus den Augenwinkeln behielt ich den Tisch der drei Männer im Blick. Geschäftsleute. Sie trugen keine Anzüge, aber Krawatten und teure Markenpullover, die es nur im Westen gab.

Eine Visitenkarte wechselte den Besitzer.

»Sieh sie dir an«, zischte ich.

»Ja doch, Sahib. Gerne, Sahib.«

Peter schlenderte zu dem Dreiergrüppchen hinüber, betrachtete den Aufdruck des kleinen Kärtchens, das der Jüngste der drei zwischen den Fingern drehte. Ein Mittzwanziger mit einem goldenen Ohrring, in den ein Saphir und ein runder Jadestein eingelassen waren. Sein Nebenmann, ein untersetzter Kerl mit einem gezwirbelten Oberlippenbart, legte sich sorgfältig einen weißen Frotteeschal um den Hals, dann stand er auf und griff zu seiner Jacke.

Ich beobachtete, wie sie sich durch ein kurzes Nicken verabschiedeten, dann verließ der Schalträger die Garstube. Die anderen zahlten und machten sich ebenfalls auf den Weg. Goldohrring redete hektisch aber leise auf den Dritten im Bunde ein, einen irgendwie schmutzig wirkenden, dürren Kerl, dessen Alter ich nicht bestimmen konnte. Er wirkte wie ein Trinker. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und gelbe Flecken bedeckten die ausgemergelten Wangen, die Stirn und die Hände. Er runzelte die Stirn und hob die Schultern. Dann sah er sich suchend um. Sein Blick verharrte dort, wo Peter stand. Die Falte auf der gelbfleckigen Stirn wuchs, ihr Besitzer schüttelte sich wie von einem jähen Kälteschauer.

Goldohrring ließ das Kärtchen in seine Brusttasche gleiten. Dann bimmelte ein kleines Glöckchen über der Eingangstür, und ein kalter Windhauch fegte in die Stube und huschte mit den Männern wieder nach draußen.

Die Butterlampen, deren Flämmchen sich bisher zaghaft und mickrig an die Dochte gedrückt hatten, lebten auf, sobald die Tür ins Schloss fiel.

Das konnte natürlich an der neuen Sauerstoffzufuhr liegen, oder aber ...

»Was hast du herausbekommen?«, fragte ich Peter, sobald er sich wieder zu mir setzte.

»Wenn mich meine Chinesischkenntnisse nicht ganz trügen, dann ging's um einen Mann namens Sung Li, der mit Kunsthandwerk und Geistermasken handelt. Hat einen kleinen Laden nicht weit von hier. Aber aus den Andeutungen des Dicken schließe ich, dass Mr Li unter der Hand noch ein paar Profite einheimst. Und zwar mit heißer Ware aus Klöstern und Gräbern. Und der Auftraggeber der drei, ein gewisser Feng Lao, gehört zu Lis Quellen. Irgendwie ging es dabei um eine alte Münze.«

»Eine Münze?«, fragte ich alarmiert.

»Ich nehme schon an, dass es eine von unseren beiden ist.« Peter grinste.

»Die Ausstrahlung war ja auch mehr als deutlich«, gab ich zurück. »Also wer hat sie jetzt?«