Das Jenseits I  -  Hügelgrab - Harry Eilenstein - E-Book

Das Jenseits I - Hügelgrab E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die 87 Bände umfassende Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Die Hügelgräber haben eine lange Geschichte: am Anfang waren die Wohnhütten der Menschen in der Eiszeit, die recht bald auch als Schwitzhütten benutzt wurden; aus ihnen entstanden wiederum die runden Tempel von Göbekli Tepe in der frühen Jungsteinzeit, und aus diesen schließlich die Hügelgräber und die Megalith-Anlangen. Und all diese Schwitzhütten, Hügelgräber, Tempel und Steinkreise sind der Bauch der schwangeren Erdgöttin, die alles Leben erschafft. Auch die Schilderungen der Hügelgräber bei den Germanen sind sehr vielfältig: die Wiederzeugung der Toten mit der Jenseitsgöttin und die anschließende Wiedergeburt durch sie in der Grabkammer, die morgendliche Rückkehr der Sonne aus ihrem Hügelgrab, die Beschwörungen der Toten in ihren Hügelgräbern, das Utiseta, die spukenden Geister von ruhelosen Toten, die ihre Grabkammern verlassen haben, die Drachen auf Goldschätzen in Hügelgräbern, lodernde Flammen die des nachts aus den Hügelgräbern hervorbrechen, und vieles mehr...

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter
Inhaltsverzeichnis

Das Hügelgrab

Wortschatz

Das Wort „Hügelgrab” und verwandte Worte

Zusammenfassung

Die Verbreitung der Hügelgräber

Aussehen und Aufbau

Das Hügelgrab

Zusammenfassung

Zeitgenössische Darstellungen

Die Herzsprung-Schilde

Der Bildstein von Lärbro

Der Runenstein von Hobro

Der Runenstein von Ardre

Der Runenstein von Klinte

Das Portal der Stabkirche von Hylestad

Das Taufbecken von Norumfunt

Ein Brakteat

Das „Kleeblatt“ von Loddeköping

Die Wandteppiche von Överhögdal

Das Runenkästchen von Auzon

Der Thor-Hammer aus Slotsmöllan

Der Thor-Hammer von Moheda

Der Thor-Hammer aus Gärsnäs

Zusammenfassung

Das Hügelgrab von Kivik

Das Hügelgrab

Zusammenfassung

Berichte in den Liedern

Beowulf-Epos

Ynglingatal

Ynglingatal

Ynglingatal

Ynglingatal

Sonatorrek

Bruchstück eines Liedes des Bjarni ason

Das dritte Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Atli-Lied

Oddruns Klage

Lied-Fragment des Arnorr Jarl-Skalde Thordar-Sohn

Die Atli-Saga

Skirnir-Lied

Skaldskapamal

Faröer-Lied: Högni

Die Laurin-Sage

Die Vision der Seherin

Atli-Sage

„Deor“

Runenstein von Karlevi

Runenstein von Harby

Runenstein von Tomstad

Zusammenfassung

Berichte in den Sagas

Ibn Fadlan

Völsungen-Saga

Skaldskaparmal

Skaldskaparmal

Ragnar-Saga

Egil-Saga

Nials-Saga

Nials-Saga

Nials-Saga

Gisli-Saga

Gisli-Saga

Gisli-Saga

Gylfis Vision

Gylfis Vision

Heimskringla

Heimskringla-Prolog

Die Saga über Thorsteinn Haus-Macht

Halfdan Eysteinn-Sohn

Völsungen-Saga

Sturlaug der Mühen-Beladene

Die Saga über Bosi und Herraud

Gauti-Saga

Das Lied über Helgi Hiorvard-Sohn

Gesta danorum

Gesta danorum

Zusammenfassung

Berichte über Hügelgrab-Bestattungen

Germania

Beowulf-Epos

Beowulf-Epos

Ibn Fadlans Reisebericht

Völsungen-Saga

Völsungen-Saga

Heimskringla-Prolog

Die Saga über Viglund den Blonden

Die Saga über Fridthjof den Kühnen

Die Saga über Fridthjof den Kühnen

Hyndla-Lied

Gisli-Saga

Bruchstück einer Saga über einige frühe Könige in Dänemark und Schweden

Die Saga über Half und seine Recken

Die Saga über Thrond von Gate

Die Lachstal-Saga

Die Lachstal-Saga

Die Saga über Pfeile-Odd

Die Saga über Pfeile-Odd

Die jüngere Version der Huldar-Saga

Gesta danorum

Zusammenfassung

Die Hügelgrab-Göttin

Gylfis Vision

Grimnir-Lied

Die Vision der Seherin

Brünhilds Hel-Fahrt

Die Saga über Norna-Gest

Wegtamlied

Hedin-Saga

Das erste Lied über Helgi Hunding-Töter

Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

Goldemar

Haleygjatal

„Tannhäuser“

Ynglingatal

Ynglingatal

Ynglingatal

Lausavisur des Jatgeirr Torfa-Sohn

Hyndla-Lied

Groas Zaubergesang

Fiölswinn-Lied

Das erste Lied über Sigurd Fafnir-Töter

Sigdrifa-Lied

Sigdrifa-Lied

Fafnir-Lied

Der hürne Siegfried

Skirnirs Fahrt

Gylfis Vision

Skaldskaparmal

Völsungen-Saga

Skaldskaparmal

Gesta danorum

Die Saga über Olaf Tryggvason

Zusammenfassung

Der Hügelgrab-Gott

Beowulf-Epos

Halfdan Brana-Ziehsohn

Havamal

Alwis-Lied

Thrym-Lied

Das andere Lied über Helgi Hunding-Töter

Skaldskaparmal

Skirnirs Fahrt

Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

Nibelungenlied

Der hürne Siegfried

Skaldskaparmal

Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

Bard der Ase vom Snaefell

Zusammenfassung

Das Hügelgrab als Kultstätte

Die jüngere Version der Huldar-Saga

Fiölswin-Lied

Die Saga über Ketil Forelle

Die Saga über Fridthjof den Kühnen

Landnamabok

Die Saga über die Siedler von Eyre

Nials-Saga

Die Saga über den Kampf auf der Heide

Styrbjarnar Thattr

Gesta danorum

Völsungen-Saga

Völsungen-Saga

Atli-Lied

Die Geschichte der Gotländer

Gisli-Saga

Das Lied über Helgi Hiörward-Sohn

Heimskringla

Völsungen-Saga

Zusammenfassung

Hügelgrab-Plünderungen

Fafnir-Lied

Völsungen-Sage

Skaldskaparmal

Gesta danorum

Gesta danorum

Yngvar der Weit-Fahrende

Gesta danorum

Gesta danorum

Grettir-Saga

Thorstein Haus-Macht

Sonnenlied

Die Saga über Hromund Greipsson

Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

Gesta danorum

Chronicon lethrense

Zusammenfassung

Hügelgrab-Geister

Beowulf-Epos

Beowulf-Epos

Beowulf-Epos

Beowulf-Epos

Die Vision der Seherin

Die Saga über Ketil Forelle

Die Vision der Seherin

Ynglingatal

Nials-Saga

Die Saga über die Siedler von Eyre

Die Saga über Thorstein Haus-Macht

Halfdan Brana-Ziehsohn

„Der Untersberg“

„Der Zwerg und die Wunderblume“

„Es rauscht im Hünengrab“

Die Saga über Half und seine Recken

Landnahme-Buch

Die Saga über Fridthjof den Kühnen

Egil-Saga

Das Runenkästchen von Auzon

Zusammenfassung

Ortsnamen

Ortsnamen

Zusammenfassung

Kenningar

Kenningar

Die Namen der Hügelgräber

Zusammenfassung

Zusammenfassung: Die Hügelgräber der Germanen

Hügelgräber in der indogermanischen Überlieferung

Kelten

Römer

Phrygier

Kelto-Romanen

Germanen

Germano-Romanen

Slawen

Balten

Balto-Slawen

West-Indogermanen

Hethiter

Lyder

Süd-Indogermanen

Perser

Inder

Indo-Perser

Skythen

Armenier

Skytho-Inder

Griechen

Thraker

Gräko-Thraker

Ost-Indogermanen

Indogermanen

Die Kurgan-Kultur

Hügelgräber der nostratischen Völker in der Jungsteinzeit

Kurgan-Kultur / Indogermanen

Megalith-Kultur in Europa

Sumerer, Akkader und Babylonier

Elam

Bahrain

Ägypter

Sudan

Kreta

Etrusker

Karthago

frühe Hochkulturen im nostratischen Bereich

Hügelgräber der borealischen Völker in der Jungsteinzeit

Indien

Pakistan

China

Korea

Laos

Japan

frühe Hochkukturen im borealischen Bereich

Hügelgräber in der frühen Jungsteinzeit

Çatal Höyük

Göbekli Tepe, Nevali Cori und Jericho

Zusammenfassung

Die Megalith-Kultur

Göbekli Tepe

Atlit Yam

Levante

Der Steinkreis von Nabta Playa

Die Tempel von Malta

Der Cromlech von Almendres

Der Cairn von Barnenez

Die Megalith-Anlagen von Poitou

Die Menhire von Carnac

Gavrinis

Der jungsteinzeitliche „Streifen-Stil“

Les Pierres Plates

Benelux-Länder

Großbritannien

Stonehenge

Woodhenge

Newgrange

Irische Polyeder-Kugeln

Tschechei

Die Megalith-Kultur in Afrika

Senegal und Gambia

Somalia

Die Hügelgräber in Amerika

Nordamerika

Mittelamerika

Südamerika

Die Megalith-Kultur

Die Schwitzhütte

Hügelgräber, Menhire, Totempfähle und Schwitzhütten

Schwitzhütte und Tempel

Die Entstehung des Homo sapiens

Die Schwitzhütte in der Altsteinzeit

Die Schwitzhütte in der Jungsteinzeit

Die Schwitzhütte im Königtum

Der „Stammbaum“ der Schwitzhütten

Der Ursprung der Hügelgräber

Der „Bauch der Erdgöttin“

Die Religion der späten Altsteinzeit

Homo spaiens, Homo erectus und Neandertaler

Die Hügelgräber in Amerika

Menschenopfer

Vier Entstehungsorte

Die Entstehung der Stufenpyramiden

Die Biographie der Hügelgräber

Themenverzeichnis

I Das Hügelgrab

Das Hügelgrab ist die „klassische Bestattungsweise“ der Indogermanen, die sich bis in die Zeit der schriftlichen Überlieferungen auch bei den Germanen findet.

Aufgrund der großen Zahl an germanischen Hügelgräbern und der vielen Erwähnungen von Hügelgräbern in den germanischen Texten werden im folgenden nicht alle Hügelgrab-Bilder und alle Texte, die Hügelgräber erwähnen, angeführt, sondern nur diejenigen, die etwas über die Hügelgräber aussagen.

I 1. Wortschatz

I 1. a) Das Wort „Hügelgrab” und verwandte Worte

Der Wortschatz „Hügelgrab“ ist recht aufschlußreich. Zunächst einmal zeigt schon die Vielfalt der Bezeichnungen für „Hügelgrab“, daß diese Gräber eine wichtige Rolle gespielt haben müssen:

Das Hügelgrab ist diesen Bezeichnungen zufolge ein aufgeschichteter Hügel mit einer Höhle in ihrem Inneren, in der der Geist des Toten wohnt. Diese Hügelgräber hatten eine Wache-Funktion.

Die Verben für „in einem Hügelgrab bestatten“ sind allesamt mit den Substantiven für „Hügelgrab“ verwandt:

Lediglich für den Fußboden der Grabkammer in einem Hügelgrab gibt es ein eigenes Wort:

Für den in einem Hügelgrab wohnenden Totengeist gibt es zwei Fachbegriffe, aber manchmal werden auch andere veraltete und meistens nicht besonderes respektvoll gemeinte Substantive wie „Zwerg“, „Riese“, „Troll“ und ähnliches für diese Geister benutzt:

In der Grabkammer des Hügelgrabes findet die Wiederzeugung des (männlichen) Toten mit der Jenseitsgöttin statt, bei der die beiden zur Absicherung der Fruchtbarkeit und der Zeugungskraft die Gestalt zweier Herdentiere (Stier und Kuh, Hirsch und Hindin, Keiler und Bache usw.) annehmen:

Wenn ein Geist in einem Hügelgrab wohnt, schlagen des Nachts Flammen aus diesem Berg empor. Dies ist das Bestattungsfeuer, die Waberlohen-Jenseitsgrenze und auch das Sonnenfeuer des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr, der jeden Abend in sein Hügelgrab ging und des Morgens aus ihm zurückkehrte. Möglicherweise wurde dieses Jenseitsgrenzen-Feuer auch dem Morgenrot und dem Abendrot gleichgesetzt.

Es gab ein Zeitalter, in dem die Toten in Hügelgräbern bestattet wurden, und ein Zeitalter, in dem sie verbrannt wurden („bruna-öld“) – diese beiden Bestattungsarten sind jedoch auch kombiniert worden.

haugs-öld

hauga-öld

Die Hügelgräber waren nicht nur Friedhöfe, sondern auch Kultplätze – die Verbindungsorte zu den Ahnen. Dort wurde u.a. auch geopfert. Die Ahnen wurden als Wächter angesehen, weshalb die Hügelgräber (wie bereits angeführt) auch „Wächter-Hügel“ genannt wurden – die Ahnen in den Hügelgräbern wachen über ihre Nachkommen.

Bei der räuberischen Lebensweise der Wikinger konnte es nicht ausbleiben, daß auch Hügelgräber geplündert wurden – schließlich lag in ihnen meistens eine größere Menge an goldenen Gegenständen …

Schließlich gab es noch ein Versmaß, daß „Hügelgrabgeist-Versmaß“ genannt wurde. Es hat durch seinen Silbenlänge „lang – kurz – lang – kurz – lang – kurz“ („Trochäus“) einen tragenden Klang und ist möglicherweise ursprünglich für die Anrufung der Toten („Utiseta“) benutzt worden.

Der Name des Wiesels hat vermutlich nicht direkt etwas mit Hügelgräbern zu tun, sondern bezieht sich lediglich darauf, daß diese Tiere gerne in Steinhaufen leben.

I 1. b) Zusammenfassung

An interessanten Informationen finden sich in dem Wortschatz, der sich auf die Hügelgräber bezieht,

der „Liebesberg“, der deutlich auf das Motiv der Wiederzeugung hinweist,die Bezeichnung der Toten in dem Hügelgrab als „Wächter“, was zeigt, wie wichtig die Verstorbenen für ihre Nachkommen waren, und daß die Lebenden von den Toten beschützt wurden, sowiedas „draughent“-Vermaß, daß vermutlich seinen Namen dadurch erhalten hat, daß es das Vermaß war, in dem man einst die Anrufungen („Beschwörungen“) der Toten („draugr“) verfaßt hat.

I 2. Die Verbreitung der Hügelgräber

Hügelgräber sind im gesamten germanischen Siedlungsbereich errichtet worden. In Südskandinavien (Schweden, Norwegen) finden sich die Hügelgräber vor allem an der Küste, insbesondere an der West-Küste, also an der Küste, von der aus man den Sonnenuntergang sehen kann – dort liegt der Eingang in die Unterwelt für die Sonne.

Ursprünglich sind die Hügelgräber Erdhügel, in deren Innerem sich eine aus Felsblöcken und Felsplatten errichtete Grabkammer befindet. Diese Hügel können sehr flach, aber auch recht steil sein, und sehr verschiedene Größen haben.

Häufig ist von den Hügelgräbern nur noch die aus Felsen gebaute Grabkammer übrig, weil die Erde des Hügels im Laufe der Zeit von Wind und Wetter abgetragen worden ist. Diese Felsplatten werden oft „Hünengräber“ genannt.

Nolby (Schweden)

Großmugl (Österreich)

Langeln (Deutschland)

Maglehöj (Dänemark)

Ljungshög (Schweden)

Vahlberg (Schweden)

Dutterhöje (Dänemark)

Bornholm (Schweden)

Barmstedt (Deutschland)

Serrahn (Mecklenburg-Vorpommern)

Maes Howe (Orkney-Inseln)

Denhoog (Sylt)

Gillhög (Schweden)

Birkehöj (Dänemark)

Bokenäs (Schweden)

Karleby (Schweden)

Bornholm (Schweden)

Glumslöv (Schweden)

Gökhem (Schweden)

Erkes (Schweden)

Gökhem (Schweden)

Hjälmarsrör (Schweden)

Skane (Schweden)

Snarringe (Schweden)

Luttra (Schweden)

Massleberg (Schweden)

Lockgardens (Schweden)

Varkumla (Schweden)

I 3. Aussehen und Aufbau

Ein Hügelgrab besteht aus der aus Steinplatten errichteten Grabkammer, einem Gang zu dieser Grabkammer sowie dem Erdhügel, mit dem das Ganze nach der Bestattung des Toten in der Grabkammer bedeckt wird.

I 3. a) Das Hügelgrab

Hügelgrab haben ein markantes Aussehen:

Vallehog, Schweden

Großmugl, Österreich

Rügen, Deutschland

Raknehaugen, Norwegen

Der germanische Name „Hel“ der Unterwelt bedeutet wörtlich „Höhle“, womit eine Grabkammer in einem Hügelgrab gemeint ist. Der Eingang in eine solche Grabkammer ist unten abgebildet. Die Germanen stellten sich vor, daß der Eingang zur Hel mit einem „hel-grindr“, also mit einem „Hel-Gitter“ verschlossen gewesen ist. Dieses Gitter-Tor am Eingang der Hel hat dem Verschlußstein entsprochen, mit dem man den Eingang zur Grabkammer verschlossen hat, bevor man den Gang zu dem Tor nach der Bestattung des Toten in der Grabkammer mit Erde und Steinen zugeschüttet hat.

das Hügelgrab Denghoog („Thing-Hügel“) in Wenningerstadt auf Sylt

I 3. b) Zusammenfassung

Ein Hügelgrab besteht aus einer Grabkammer aus Steinplatten, um die rings herum ein Hügel aus Steinen und Erde aufgeschüttet worden ist. Zu der Grabkammer führt ein Weg, der nach der Bestattung des Toten ebenfalls zugeschüttet wird.

I 4. Zeitgenössische Darstellungen

I 4. a) Die Herzsprung-Schilde

Die ältesten Darstellungen eines Hügelgrabes und auch des Toten-Tores finden sich auf den sogenannten Herzsprung-Schilden, die um ca. 750 v.Chr. hergestellt und nach ihrem Fundort in Nordwest-Brandenburg benannt worden sind.

In Brandenburg ist ein Paar dieser Schilde in 2m Tiefe in der Erde gefunden worden. In Fröslunda in Südschweden fand man 15 dieser Schilde in einem Moor. Ein weiterer Schild, auf dem sich zusätzlich auch Vogelmotive befinden, stammt aus Nackhälla in Südschweden. Vereinzelt sind auch Herzsprung-Schilde aus Dänemark, Großbritannien und Süddeutschland bekannt. Alle diese Schilde sind in Mooren gefunden worden; nur in Süddeutschland hat man sie in Flüssen versenkt. Diese Schilde waren daher wahrscheinlich Gaben an die Ahnen oder an die Götter.

Diese Schilde haben einen Durchmesser von ca. 70cm und sind aus Bronze mit einem sehr hohen Zinngehalt hergestellt worden, was ihnen einen größeren Glanz gibt, aber sie auch weicher macht. Da sie zudem keinerlei Beschädigungen (Kampfspuren) aufweisen, werden sie wohl Ritual-Schilde gewesen sein, die im Kult verwendet worden sind. Für eine kultische Niederlegung dieser Schilde spricht auch, daß man einige von ihnen in der Mitte zusammengefaltet und dadurch unbrauchbar gemacht hat. Das Bronzeblech auf dem Holzschild ist 0,4mm dünn.

Der Schild hat in der Mitte einen Schildbuckel, in dem sich der Griff zum Halten des Schildes befindet.

Die Eingänge zu den Hügelgräbern sind auf den folgenden sechs Bildern stets unten.

Schild, Brandenburg

Rückseite des Brandenburger Schildes

Schild, Fröslunda, Südschweden

ein anderer Schild aus Fröslunda, Südschweden

Schild, Nackhälla, Südschweden

derselbe Schild, Nackhälla, Südschweden

Auf diesen vier Schilden ist sehr wahrscheinlich ein Hügelgrab dargestellt worden:

Der gepunktete äußere Bereich ist der Hang des Hügelgrabes.

Die gepunktete Linie von unten zur Mitte hin ist der bei der Bestattung nach oben hin offene Teil des „Hel-Weges“ in die Grabkammer hinein.

Die beiden Bögen markieren den überdachten Teil des Weges, also den Gang in die Grabkammer hinein.

In der Grabkammer selber wurde anscheinend ein innerer von einem äußeren Bereich unterschieden.

Im Zentrum befindet sich ein zum Weg in die Kammer querstehendes Oval, das der Tote auf seinem Lager sein wird.

Die 15 Vögel (Schwäne?) auf dem Schild von Nackhälla werden Seelenvögel sein. Da bei den Germanen eigentlich die 8 und seltener auch die 16 die „runde, vollkommene Zahl“ war, ist anzunehmen, daß der 16. Vogel die Seele des Toten ist, die durch den Gang in das Hügelgrab hineingegangen ist. Da die „16“ wie die „8“ eine Sonnenzahl gewesen ist, könnte es sich bei den Herzsprung-Schilden um Darstellungen des Hügelgrabes der Sonne bzw. des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr handeln.

Diese Schilde haben offensichtlich einen Zusammenhang mit dem Totenkult oder der Jenseitsreise gehabt. Leider läßt sich dieser Zusammenhang nicht mehr genau feststellen. Man kann jedoch den begründeten Verdacht hegen, daß diese Schilde schon damals mit der Sonne und ihrem Weg durch die Unterwelt assoziiert worden sein könnten, da einige Schilde paarweise in Sümpfen versenkt worden sind.

Diese Zweizahl wird ein Hinweis auf die Sonne sein, da um 1000 v.Chr. in dem Hügelgrab von Kivik zweimal zwei Kreuz-Kreise (Sonnensymbole) nebeneinander dargestellt worden sind und auf den Goldhörnern von Gallehus, die um 400 n.Chr. angefertigt wurden, zwei Männer mit Schild und Schwert nebeneinanderstehen, von denen der eine der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr ist und der andere entweder Tyr in der Unterwelt oder der Mondgott.

Die paarweisen „Hügelgrab-Schilde“ könnten daher zum einen das Hügelgrab sein, in das der am Abend sterbende ehemaligen Sonnengott-Göttervater Tyr im Westen versank, und zum anderen das Hügelgrab, aus dem Tyr am Morgen wieder hervorkam und dann am Himmel aufgestiegen ist.

Diese Morgenszene wird in zwei Texten recht deutlich dargestellt:

Im „Sigdrifa-Lied heißt es über Odin, der Tyr als Göttervater abgesetzt und in dieser Szene dessen Schwert und dessen Wiedergeburts-Symbolik übernommen hat:

„Auf dem Berge stand er mit blankem Schwert, den Helm auf dem Haupt. Da hub Mimirs Haupt an weise das erste Wort und sagte wahre Stäbe.“

Im „Der Ausspruch der Seherin“ heißt es über den Tyr-Riesen Egdir:

„Dort saß der Hirte der Riesin auf dem Hügelgrab und schlug die Harfe – der strahlende Egdir.“

Auch die sogenannte „Sonnenscheibe von Lattoon“ aus Irland, die auf der folgenden Seite abgebildet ist, ist bei genauerem Hinsehen die Abbildung eines Hügelgrabes, da auf dieser Sonnenscheibe auch der Gang in die Grabkammer dargestellt worden ist (links unten auf der Abbildung).

„Sonnenscheibe“ von Lattoon, Irland

Die Scheibe hat außen 16 Kreise, innen 18 Kreise und dazwischen 34 Strahlen – der Hersteller hat also nicht allzugenau darauf geachtet, die typischen binären „Sonnenzahlen“ 4, 8, 16 und 32 zu verwenden. Diese „Hügelgrab-Sonnenscheibe“ ist die einzige dieser Art in Irland, während eine ganze Reihe „normaler Sonnenscheiben“ gefunden worden sind.

Die Sonnenscheibe von Lattoon ist eine Mischform zwischen den Herzsprung-Schilden, die deutlich ein Hügelgrab darstellen, und den Sonnenscheiben wie z.B. der auf dem Sonnenwagen von Trundholm (siehe „Sonne“ in Band 48). Daß eine Mischform zwischen beiden Scheiben-Typen existiert, bestätigt die Vermutung, daß die Herzsprung-Schilde das Hügelgrab des damaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr darstellen.

Der „Hügelgrab-Lageplan von Lattoon“ enthält als interessantes Detail lediglich die Weise, in der der Weg zur Grabkammer dargestellt worden ist: Man kann erkennen, daß der eigentliche Weg durch Querstriche markiert worden ist, während die Wände links und rechts von diesem Weg durch wechselnde Schraffuren gekennzeichnet worden sind.

Detail der „Sonnenscheibe von Lattoon“: der Weg in die Grabkammer

I 4. b) Der Bildstein von Lärbro

Auf diesem Stein, der um ca. 700 n.Chr. in der Nähe von Tjängvide auf der südschwedischen Insel Gotland errichteten worden ist, ist links oben ein Hügelgrab zu sehen, das die Form eines Bienenkorbes hat.

Rechts unten reitet der Tote auf dem achtbeinigen Sleipnir, unter dem zwei Hrungnir-Herzen dargestellt sind.

Unten in der Mitte begrüßt die Jenseitsgöttin den Toten mit einem Horn voll Met.

I 4. c) Der Runenstein von Hobro

Runenstein von Hobro: Hügelgrab oder Hügelgrab-Eingang

Hügelgräber oder Eingänge in die Grabkammer eines Hügelgrabes wurden des öfteren stilisiert dargestellt. Eine solche Abbildung findet sich auch auf dem Runenstein von Hobro. Die Form ist dieselbe wie auf dem Bildstein von Lärbro.

I 4. d) Der Runenstein von Ardre

Da die Totengeister als Schlangen aufgefaßt wurden, konnte man die Grabkammern in den Hügelgräbern als „Schlangengruben“ bezeichnen. Als der Ursprung dieses Namens in Vergessenheit geraten war, faßte man das Motiv der Schlangengrube zunehmend als eine reale Grube voller Schlangen auf, in die man einen Mann warf, um ihn durch Schlangenbisse zu töten.

In einer solchen Schlangengrube hat u.a. Wieland dem um 950 n.Chr. verfaßten Lied „Deor“ zufolge gelegen und im Nibelungen-Lied wird Gunnar in eine solche Grube geworfen. Die Szene „Wieland in der Schlangengrube“ ist auf zwei Runensteinen abgebildet worden.

Dies ist insbesondere deshalb interessant, weil Wieland der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr als Schmied im Jenseits ist, der dort sein Schwert neuschmiedet, das bei Tyrs Tod am Abend zerbrochen ist. Die Szene „Tyr in der Schlangengrube“ entspricht also den Herzsprung-Schilden, die das Hügelgrab des Tyr darstellen – die Schlangengrube des Wieland aus den Liedern um ca. 1000 n.Chr. ist ein lyrischer Nachfolger der Herzsprung-Schilde, die um 750 v.Chr. hergestellt worden sind.

Das Motiv „Tyr im Hügelgrab“ ist offensichtlich sehr beständig gewesen … der abendliche Tod und die morgendliche Wiedergeburt der Sonne sind ein zentrales Motiv in den Mythen des Tyr gewesen.

Auf dem Runenstein von Ardre, der um ca. 1050 n.Chr. errichtet worden ist, ist rechts unten neben Wielands Schmiede eine liegende Gestalt in einer Grube zu sehen, in der sich Schlangen befinden. Aufgrund des Verses aus dem Deor-Lied ist es recht sicher, daß die Gestalt in der Schlangengrube rechts neben Wielands Schmiede auf dem Runenstein Wieland ist.

Runenstein von Ardre: Wielands Schmiede und „Schlangengrube“

Runenstein von Ardre (Umzeichnung)

Rechts neben der Schmiede oben in der Mitte des Bildes liegen die beiden von Tyr-Wieland enthaupteten Söhne des Loki-Nidud. Links oben ist Wielands Geliebte Bödhild (die Saga-Variante der Wiedergeburts-Göttin Freya) zusammen mit Wieland als Adler-Seelenvogel (hier mit dem von ihm selber hergestellten Vogel-Gewand) zu sehen. Links unten sind vermutlich Egil und seine Geliebte in ihrer Tempel-Festung abgebildet, die sich auch auf dem Runenkästchen von Auzon finden. Die Gestalt links neben der Schlangengrube könnte Bödhild sein – sie ist die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter des Tyr-Wieland in dessen Hügelgrab-Grabkammer. Die Schlangen links an der Grube sollen diese vermutlich als „Schlangengrube“, d,h, als Hügelgrab-Grabkammer kennzeichnen.

I 4. e) Der Runenstein von Klinte

Runenstein von Klinte oben: Mann (Wieland?) in Schlangengrube; unten: evtl. Egil der Bogenschütze

Auf diesem Runenstein, der zwischen 900 und 1000 n.Chr. errichtet worden ist, ist eine zweite solche Schlangengrube zu sehen.

Die Schlangengrube ist oben links abgebildet – in ihr liegt Wieland zusammen mit einigen Schlangen.

Von rechts her tritt eine Frau zu der Grube und nimmt eine der Schlangen heraus. Sie ist links unter der Grube noch einmal mit der Schlange in ihrer Hand zu sehen – sie wird Bödhild sein, die Saga-Variante der Jenseitsgöttin Freya.

Rechts von ihr steht ein Mann, der einen Bogen in seiner Hand hält und die beiden Menschen in dem Gebäude vor ihm angreift. Dies sind wie auf dem vorigen Runenstein und wie auf dem Runenkästchen von Auzon Tyr-Wielands Bruder Egil und dessen Walküren-Geliebte Aelrun – auf dem Runenkästchen sind die Namen der beiden angegeben.

Der Vers aus dem Deor-Lied und die beiden Darstellungen von „Wieland in der Schlangengrube“ auf den beiden Runensteinen zeigen, daß sowohl im Völund-Lied der Edda als auch in der Thidrek-Sage eine prägnante Szene aus der Geschichte des Wieland fehlt – eben sein Liegen in der Schlangengrube. Im Völund-Lied ist daraus seine Gefangenschaft auf der Insel Säwarstad geworden und in der Thridrek-Saga sein Aufenthalt in dem Hohlen Baum. Sowohl die Insel als auch der hohle (Welten-)Baum sind Symbole des Jenseits bzw. des Jenseitsweges.

I 4. f) Das Portal der Stabkirche von Hylestad

Gunnar in der Schlangengrube Portal der Stabkirche von Hylestad

Auf diesem Portal sind mehrere Szenen aus dem Nibelungenlied und aus der Siegfried-Sage dargestellt worden.

Gunnar ist deutlich daran erkennbar, daß er von Schlangen umgeben ist und mit seinen Füßen auf einer Harfe spielt.

Gunnar liegt in einer Schlangengrube, die hier schon als eine Grube mit realen Schlangen aufgefaßt worden ist, die den in diese Grube geworfenen Gunnar töten sollen – die übliche Umdeutung eines Motivs aus den Jenseitsvorstellungen zu einer Todesursache …

I 4. g) Das Taufbecken von Norumfunt

Tyr-Wieland oder Gunnar in der Schlangengrube Taufbecken von Norumfunt, Schweden

Bei diesem Taufbecken ist es unklar, ob die Gestalt zwischen den Schlangen Tyr, Wieland oder König Gunnar ist – die Szene stellt auf jeden Fall das Jenseits, d.h. eine Hügelgrab-Grabkammer dar.

Ein christlicher Ursprung dieses Motivs ist ausgesprochen unwahrscheinlich, da es einerseits in der Bibel kein solches Motiv gibt, und andererseits die Schlangengrube von den Germanen gut bekannt ist.

Da die Taufe eine symbolische Reise in die Wasserunterwelt ist, durch die eine Verbindung zu den Göttern im Jenseits hergestellt wird, paßt dieses Motiv sowohl aus germanischer Sicht als auch christlicher Sicht gut auf dieses Taufbecken: Bei den Germanen wurde der Täufling in der vorchristlichen Zeit durch die Taufe vermutlich mit Tyr verbunden, bei den Christen mit Gott – und Gott Vater wurde oft dem Tyr gleichgesetzt.

Die Abbildung des „Mannes mit den Schlangen“ auf diesem Taufbecken bestätigt somit noch einmal die Deutung der „Schlangengrube“ als Grabkammer und insbesondere als die Grabkammer in dem Hügelgrab des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr.

I 4. h) Ein Brakteat

Hügel(-grab) darüber drei stilisierte Vögel

Brakteaten waren dünne, mit verschiedenen Motiven geprägte Goldscheiben, die in der Zeit von 400-600 n.Chr. von den Germanen als Amulette getragen wurden. In dieser Zeit hat Odin bei den Nordgermanen Tyr als Göttervater abgesetzt.

Auf dem links abgebildeten Brakteat ist unten ein Hügelgrab zu sehen. Über dem Hügelgrab ist in der Mitte ein Symbol zu sehen, das evtl. eine Sonne sein könnte – allerdings ist der „Kreis mit zentralem Punkt“ ansonsten eher im Mittelmeerbereich das Sonnensymbol.

Neben diesem Symbol ist links und rechts ein Punkt zu sehen – Sterne? Über das Hügelgrab selber ist eine Mondsichel geprägt worden – es ist allerdings fraglich, ob mit dieser Struktur wirklich eine Mondsichel gemeint sein soll. Es könnte auch das Feuer des Hügelgrabes sein, also das Bestattungsfeuer oder das Morgenrot bei der Wiedergeburt des Tyr.

Über dem Hügelgrab sind drei stilisierte Vögel zu sehen – vermutlich eine der vielen Varianten des Hrungnir-Herzens, das die Sonne symbolisiert. Die Zahl „3“ ist bei den (Indo-)Germanen das Symbol des Sonnenzyklus und daher auch der Sonne selber. Hier ist anscheinend der Adler-Seelenvogel des Tyr gemeint.

Die 33 Punkte am Rand des Brakteats könnten eine Wiederholung der Symbolik der drei Vögel sein.

Auch die drei Punkte zwischen den Vögeln könnten ein Hinweis auf die Sonne sein – aber das ist nur eine vage Vermutung.

Dieser Brakteat stellt somit vermutlich den morgendlichen Aufstieg des Sonnengott-Göttervaters Tyr aus seinem Hügelgrab dar.

I 4. i) Das „Kleeblatt“ von Loddeköping

Die unten abgebildete „Kleeblatt“-Fibel, die um ca. 850 n.Chr. hergestellt worden ist, ist eine der vielen Varianten des Hrungnir-Herzens, also eines Sonnen-Symbols.

In seiner Mitte befindet sich dasselbe Symbol wie auf dem Brakteat im vorigen Abschnitt. Es stellt vermutlich die Sonne dar.

An den drei Enden des „Kleeblatts“ ist eine Struktur zu sehen, die ein Hügelgrab mit dem Eingang zu ihm in seiner Mitte sein könnte.

Die Dreizahl der „Blätter“ ist ein Hinweis auf die Sonne, da die „3“ damals ein Symbol für den Sonnenzyklus und sekundär auch für die Sonne und für den damaligen Sonnengott-Göttervater Tyr gewesen ist.

Wenn diese Deutung zutreffen sollte, würde das „Kleeblatt“ vermutlich die Sonne, d.h. Tyr in seinem Hügelgrab darstellen – vermutlich wäre dann die wiedergeborene Sonne, die am Morgen aus ihrem Hügelgrab zurückkehrt, gemeint. Die Wiedergeburt der Sonne (Tyr) könnte als Schutz, als Rückkehr aus einer Gefahr, als Sieg in einem Kampf, als Genesen von einer Krankheit usw. aufgefaßt worden sein.

Kleeblatt-Brosche mit Sonne (?) im Zentrum und je einem Hügelgrab-Tor (?) an den drei Spitzen; Loddeköping

I 4. j) Die Wandteppiche von Överhögdal

Auf diesen drei Wandteppichen, die um ca. 1000 n.Chr. von drei verschiedenen Personen hergestellt worden sind (wie die unterschiedlichen Stile zeigen) und sowohl germanische als auch christliche Motive enthalten, finden sich u.a. fünf Darstellungen von Hügelgräbern.

In drei von ihnen liegt ein Toter, in einem fünf Tote (Hel als Unterwelt?), in einem Fall nähert sich der Tote gerade der Unterwelt.

Auf zwei dieser Wandteppiche ist in der Mitte ein (Welten-)Baum zu sehen, auf dem dritten ein Hügelgrab. Das läßt vermuten, daß der (Welten-)Baum symbolisch dem Hügelgrab entspricht und daß der Weltenbaum als Jenseitsweg sowie das Hügelgrab das zentrale Thema dieser Teppiche sind.

Das Motiv, das zum Weltenbaum und zum Hügelgrab paßt, ist die Jenseitsreise der Sonne (Tyr). Die Sonne wird auf diesen Wandteppichen aus einer christlichen Kirche jedoch bereits Christus gleichgesetzt worden sein. Diese Gleichsetzung von Sonne, Tyr und Christus findet sich auch in vielen Skalden-Liedern im germanischem Stil, aber mit christlichem Inhalt wieder.

1. „Hirsch-Wandteppich“

2. „Hügelgrab-Wandteppich“

3. „Pferde-Wandteppich“

Toter in einem Hügelgrab (links oben im „Hirsch-Wandteppich“)

fünf Tote in einem bewachsenen Hügelgrab (links oben im „Hirsch-Wandteppich“)

Toter in einem bewachsenen Hügelgrab (rechts unten im „Hirsch-Wandteppich“)

Toter in einem bewachsenen Hügelgrab (rechts Mitte im „Pferde-Wandteppich“)

Es ist interessant, daß drei dieser vier Hügelgräber mit hohem Gras oder mit Getreide bewachsen sind. Sollte hier die Wiedergeburt des Toten (Tyr, Sonne) dem Keimen des Getreides gleichgesetzt worden sein? Da dieses Motiv jedoch ansonsten in den Mythen der Germanen fehlt, werden diese Linien eher Gras oder Sonnenstrahlen sein.

Reiter, der sich der Hügelgrab-Göttin nähert, die auf einem Thron auf einem Hügelgrab sitzt (in der Mitte des „Hügelgrab-Wandteppichs“)

In der Saga über Hedin (Tyr) und Högni (Loki) sitzt Freya auf einem Thron. Da sie auch die Wiederzeugungs-Geliebte und die Wiedergeburts-Mutter der Toten ist, wird die Frau mit dem langen Gewand auf dem Thron auf dem Hügelgrab Freya sein.

I 4. k) Das Runenkästchen von Auzon

Das Runenkästchen von Auzon wurde um ca. 700 n.Chr. in Northhumbria in Mittelengland aus den Kieferknochen eines Wales hergestellt. Es wurde nach seinem Fundort Auzon in Südfrankreich benannt.

Der Germane, der dieses Runenkästchen hergestellt hat, lebte zu derselben Zeit wie der Skalde, der das Beowulf-Epos niedergeschrieben hat – ob sie sich kannten, weiß man nicht, aber sie werden in etwa dasselbe Weltbild gehabt haben.

Das Kästchen ist 22,8cm breit, 18,5cm lang und 10,5cm hoch. Sein Volumen innen beträgt somit ca. 3.600cm3, d.h. ca. 3,5 Liter. Es paßte nicht viel in dieses Kästchen, aber für einen kleinen Vorrat an Goldmünzen und einige goldene Armreifen reichte es so gerade.

Die vollständige Beschreibung dieses Kästchens findet sich in dem Kapitel „Kiste“ in Band 57.

Runenkästchen von Auzon – rechte Seite: Bestattung

Auf diesem Bild sind von links nach rechts die folgenden Wesen und Dinge zu sehen:

Auf dieser Platte des Runenkästchens ist offenbar der Geist des Toten im Jenseits und der Kontakt („Utiseta“) zu ihm das Thema.

Der Tote wurde von einem Priester in einem Hügelgrab bestattet, wobei auch der „Göttermet“ in dem Kelch getrunken sowie dem Toten in seine Grabkammer mitgegeben wurde. Das Hügelgrab wurde „Trauerberg“ genannt.

Der Hengst ist das Tier, das für den Toten geopfert wurde, um dessen Zeugungskraft bei der Wiederzeugung zu sichern. Möglicherweise wurde dieser Hengst „Beißer“ genannt – vielleicht ist dies aber auch ein Titel des Opferpriesters.

Die beiden Worte „Zweig“ und „Wald“ könnten auf einen Heiligen Hain hinweisen, in dem das Opferritual durchgeführt wurde, aber sie könnten auch den Düsterwald bezeichnen, durch den die Seele des Toten in das Jenseits reiste. Da hier jedoch eine rituelle Szenerie dargestellt ist, ist die Deutung als Heiliger Hain wahrscheinlicher.

Später wurde der Tote (d.h. sein Seelenvogel) von einem Krieger (vermutlich einem seiner Nachkommen) aus dem Hügelgrab herausgerufen, woraufhin der Geist des Toten mit einem Pferdekopf erscheint. Das Anrufen eines Toten („Utiseta“) war damals eine übliche Methode, um Rat und Hilfe aus dem Jenseits zu erhalten.

Von den beiden „Szeptern“ in der Hand des Toten könnte das rechte möglicherweise eine „Jenseits-Schlange“ sein, wie sie sonst die Norne/Hel/Walküre auf den Bildsteinen in ihrer Hand hält. Diese Schlange wäre dann ein allgemeines Symbol dafür, daß die Person, die sie in der Hand hält, aus dem Jenseits kommt.

Die drei Nornen haben den Tod verursacht, so wie es ihnen die Erdgöttin Erta/Jörd aufgetragen hat. Die drei Nornen in der Edda scheinen somit ein verselbständigter Aspekt der Erdgöttin in ihrer Funktion als Jenseitsgöttin zu sein.

Die vier Wölfe sind vermutlich nur ein allgemeiner Hinweis darauf, daß es sich hier um eine Jenseits-Szene handelt.

I 4. l) Der Thor-Hammer aus Slotsmöllan

Thor-Hammer von Slotsmöllan

Dieser Thor-Hammer aus Slotsmöllan in Halland in Schweden wirkt wie ein Schaber, weil die Stiel-Seite des Hammerkopfes gebogen statt gerade ist.

An dem Punkt-Muster fallen lediglich die drei nebeneinander stehenden Punkte in der Mitte auf. Auch auf dem Herzsprung-Schild aus Brandenburg (siehe Abschnitt „I 4. a)“ in diesem Buch) und auf dem Vogel-Brakteat (siehe Abschnitt „I 4. h)“ in diesem Buch) sind drei solche Punkte zu sehen, die dort vermutlich die Sonne darstellen.

Die Anzahl der Punkte ist regelmäßiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat:

Dem Schmied, der diesen Thor-Hammer hergestellt hat, ist offenbar die Betonung der „3“ und ihrer Vielfachen „6“ und „9“ wichtig gewesen, die demnach eine wichtige Qualität des Mjöllnir darstellen.

Diese Punkte-Symbolik wird deutlicher, wenn man noch einige weitere Thor-Hämmer betrachtet, auf denen sich solche Punkte befinden.

I 4. m) Der Thor-Hammer von Moheda

Auf diesem Thor-Hammer aus Moheda in Smaland in Schweden findet sich ein sehr markantes weiteres Element: ein dreifaches Dreieck, das aus einem großen Dreieck, einem in dieses eingefügtes kleines Dreieck sowie drei Punkten besteht. Hier ist die „3“ noch deutlicher betont als auf dem Thor-Hammer von Slotsmöllan.

Diese Dreiecke erinnern stark an die einfachsten Formen des Hrungnir-Herzens, das ein Symbol der Sonne und der Seele ist (siehe „Hrungnir-Herz“ in Band 67).

Die „3·3“ stellt sicherlich die „Jenseits-9“ dar.

Insgesamt sind 13 solcher Dreiecke zu sehen. Vermutlich hat diese Zahl jedoch keine tiefere Bedeutung, da die „13“ ansonsten bei den Germanen unbekannt ist und man dann, wenn die „13“ wichtig gewesen wäre, auch eine etwas präziseren Anordnung dieser Dreiecke in der Viergruppe auf dem Stiel und in den beiden Vierergruppen auf den beiden Hammerkopf-Seiten sowie dem einzelnen Dreieck in der Mitte des Hammerkopfes erwarten sollte.

Aber vielleicht ist die Symbolik dieser „3·4+1“-Anordnung der Dreiecke damals auch so bekannt gewesen, daß sie jeder verstanden hat, auch wenn die Dreiecke etwas nachlässig in das Thorhammer-Amulett eingeprägt worden waren …

I 4. n) Der Thor-Hammer aus Gärsnäs

Auch auf diesem Thor-Hammer aus Gärsnäs in Skane in Schweden finden sich Dreiecke. Die Dreiecke am Außenrand haben je einen Punkt in ihrer Mitte; die beiden Dreiecke im Zentrum haben jeweils drei Punkte in ihrem Zentrum. Auch hier scheint die „3“ eine wesentliche Bedeutung zu haben.

Die Anzahl der Dreiecke ist hier nicht so regelmäßig wie die Anzahl der Punkte auf dem Thor-Hammer von Slotsmöllan:

Dreiecke auf dem Thor-Hammer

Lage der Dreiecke

Anzahl

Innen-Punkte

oben in der Mitte

1

1

von oben nach links außen

9

1

von oben nach rechts außen

10

1

von links außen nach unten Mitte

6

1

von rechts außen nach unten Mitte

7

1

unten in der Mitte

1

1

in der Mitte oben

1

3

in der Mitte unten

1

3

Wenn man einmal davon absieht, daß die beiden rechten Linien aus Dreiecken jeweils ein Dreieck „zuviel“ enthalten (10 statt 9; 7 statt 6), finden sich hier genaudieselben Anzahlen wie auf dem Thor-Hammer von Slotsmöllan.

größeres Goldhorn von Gallehus

Die beiden dreifach gepunkteten Dreiecke im Zentrum finden sich in ganz ähnlicher Form auch schon 600 Jahre vorher auf dem größeren der beiden Goldhörner von Gallehus, die um 400 n.Chr. hergestellt worden sind. Aus dem Zusammenhang der Bilder auf diesen beiden Goldhörnern ergibt sich, daß die beiden „Scharnier-Platten“ mit den drei Punkten vermutlich die Tore zur Unterwelt sind (siehe „Goldhörner von Gallehus“ in Band 57).

Die Anordnung der beiden dreifach gepunkteten Dreiecke auf dem Thor-Hammer von Gärsnäs sieht diesen beiden „Klappen“ ausgesprochen ähnlich: beide haben jeweils drei Punkte, beide „blicken“ zueinander, und der obere der beiden ist jeweils ein wenig nach rechts verschoben.

Die beiden dreifach gepunkteten und zueinander weisenden Dreiecke scheinen somit für die damaligen Germanen eine ganz konkrete Bedeutung gehabt zu haben, die möglicherweise noch konkreter war als nur „Tor zum Jenseits“. Da auf den beiden Goldhörnern von Gallehus mit vielen Bildern die Jenseitsreise dargestellt worden ist, die der Hauptbestandteil der Fürsten-„Krönung“ gewesen ist, besteht zumindestens die Möglichkeit, daß diese dreifach gepunkteten Dreiecke ein Hinweis auf eine Jenseitsreise zu dem Donnergott Thor (vor 500 n.Chr. zu Tyr) gewesen sind.

Die drei Punkte auf dem Thor-Hammer von Slotsmöllan, die „dreifachen Dreiecke“ auf dem Thor-Hammer von Moheda und die dreifach gepunkteten Dreiecke auf dem Thor-Hammer von Gärsnäs werden recht sicher dieselbe Symbolik haben.

Der Jenseitsweg läßt sich anhand der beiden Thor-Hämmer von Slotsmöllan und Gärsnäs auch in Zahlen beschreiben. Wenn man davon ausgeht, daß der Weg vom Ende des Stieles zu dem Hammerkopf hin führt, dann sieht dieser Weg wie folgt aus:

Der Jenseitsweg beginnt mit der „1“

und führt dann mithilfe der „9“ den Stiel entlang bis hin zu den beiden Enden des Hammerkopfes;

von dort führt die „6“ zum unteren Ende des Hammerkopfes,

wo der Weg wieder in einer „1“ endet.

Das Thema des gesamten Weges oder auch sein Ziel sind die beiden Dreiecke mit den drei Punkten im Zentrum, die möglicherweise der Eingang (Westen) und der Ausgang (Osten) aus dem Jenseits sind.

Die „9“ symbolisierte bei den (Indo-)Germanen die Unterwelt und auch den Weg dorthin. Die „3“ symbolisierte bei ihnen den Sonnenzyklus und sekundär auch die Sonne und den Sonnengott selber. Die „6“ scheint hier den Weg zurück in das Diesseits darzustellen.

Wenn diese Deutung zutreffen sollte, dann ist der Stiel des Thor-Hammers als der Gang in das Hügelgrab und der Hammerkopf als die Grabkammer in dem Hügelgrab aufgefaßt worden.

Entsprechend dem etwas derben Humor der Germanen wäre Thors Hammer dann auch die Waffe, die die Feinde des Thor in die Grabkammer eines Hügelgrabes schickt …

I 4. o) Zusammenfassung

I 5. Das Hügelgrab von Kivik

I 5. a) Das Hügelgrab

Dieses Hügelgrab ist um ca. 1000 v.Chr. in Südost-Schonen, d.h. an der Südspitze von Schweden, errichtet worden. Möglicherweise ist das Hügelgrab jedoch auch einige Hundert Jahre älter.

Das Hügelgrab von Kivik von Süden her gesehen

Der heute noch erhaltene Steinhügel ist recht flach – ca. 3,5m hoch. Er wird einst sehr wahrscheinlich ca. 10m hoch und auch von Erde bedeckt gewesen sein.

Sein Eingang liegt wie bei fast allen Hügelgräbern im Süden – der Tote blickt aus seinem Grab heraus somit auf die Sonne zur Mittagszeit, d.h. auf den damaligen Sonnengott-Göttervater Tyr in seiner vollen Kraft.

Das Tor der Grabkammer blickt nach Süden, aber der Weg, der durch den Hügel zu diesem Tor führt, kommt von Osten her, d.h. von der naheliegenden Meeresküste. Dieser Bezug zum Meer und ein solcher Weg zum Meer läßt sich auch bei einigen frühen Tempeln der Germanen finden (siehe den Band 56 „Tempel“).

Am Ende, also kurz vor dem Tor, biegt dieser Weg nach Norden ab – und im Norden befindet sich die Niflheim-Unterwelt.

das Hügelgrab von Kivik (links unten) liegt nur gut 200m vom Meer (rechts oben) entfernt; Süden ist auf dem Bild ungefähr unten

Das Hügelgrab ist mit einem Durchmesser von 75m ungewöhnlich groß. Zur Zeit der Errichtung dieses Hügelgrabes war der Abstand zum Meer vermutlich noch kleiner, da sich Skandinavien langsam aus dem Meer erhebt und dadurch langsam größer wird (vor allem in Norwegen). Das Hügelgrab von Kivik ist das größte germanische Hügelgrab dieser Epoche.

Dieses Hügelgrab stand nicht alleine, sondern in der Nachbarschaft von Felsritzungen, Steinsetzungen, Stein-Schiffsgräbern und Gräberfeldern. Das Hügelgrab stand also innerhalb eines intensiv genutzten Kult-Gebietes.

Unter dem Hügelgrab liegt eine steinzeitliche Siedlung mit vielen Feuerstein-Abfällen. Kivik ist folglich schon sehr lange besiedelt gewesen.

der Gang zum Tor der Grabkammer

Das Tor zur Grabkammer

Das Hügelgrab enthält zwei Grabkammern – eine Hauptkammer und eine Nebenkammer.

Das Tor in das Innere des Hügelgrabes liegt im Süden – der Eintretende blickt also nach Norden. Die Haupt-Grabkammer liegt in der Mitte des Hügels und ist 3,8m lang und 1m breit.

Die Seitenwände der Hauptkammer sind aus 10 Steinplatten errichtet worden, die 1,2m hoch, 1m breit und 0,2m dick sind. Je vier Platten stehen an den Seiten und je eine am Kopfende und eine am Fußende. Auf den 8 Seitenplatten sind Bilder eingraviert worden – dies ist das einzige germanische Hügelgrab mit derartigen Bildern. Einige der dargestellten Gegenstände sind aus der frühen skandinavischen Bronzezeit bekannt – am markantesten unter ihnen ist die Form der Äxte.

Am Anfang der Hauptkammer, also an seinem Tor-nahen Südende, befindet sich auf der linken, d.h. westlichen Seite eine Nebenkammer, die 1,2m lang und 0,65m breit ist. In ihr wurden Knochenreste von mehreren Jugendlichen gefunden, die vermutlich zusammen mit der Person in der Hauptkammer bestattet worden sind.

Die beiden Kammern sind bereits geplündert gewesen, als die Grabkammer 1748 neu entdeckt worden ist.

Im Verhältnis zu der Gesamtgröße des Hügelgrabes ist die Grabkammer sehr klein – sie nimmt nur 0,03,% der Grundfläche ein (Fläche des Hügelgrabes: 17.662m2; Fläche der Grabkammer: 5m2). Dies ist im Vergleich zu anderen Hügelgräbern extrem wenig und zeigt noch einmal, wie „riesig“ dieses Hügelgrab für die damaligen Verhältnisse gewesen ist. Der Tote in ihr muß ein sehr wichtiger Fürst gewesen sein …

Hügelgrab, Gang, und Grabkammer

Grabkammer

In der damaligen Zeit sind solche Steinplatten-Kammern wie in Kivik allgemein üblich gewesen.

Blick in die Hauptgrabkammer die Nebenkammer lag hinter der Steinplatte vorne links

Die acht Bilder-Steinplatten und die eine Steinplatte ohne Bilder sind wie in der folgenden Graphik dargestellt angeordnet. Das Bild rechts vorne am Eingang ist eine alte Rekonstruktions-Zeichnung, die möglicherweise nicht vollkommen korrekt ist, sondern durch ein wenig Phantasie ergänzt worden ist. Auf diesem Stein ist heute kaum noch etwas zu erkennen.

Die Grundfläche der Steinplatten in der folgenden Graphik befindet sich in der Mitte, also in Richtung Boden des Innenraumes.

Es ist weiterhin keineswegs sicher, daß die Anordnung der acht Steine eine Bedeutung hat – es sind auch unzusammenhängende Darstellungen einzelner Aspekte der Jenseitsvorstellungen denkbar. Abgesehen davon ist die genaue Anordnung der Steinplatten unsicher, da sie bei den Plünderungen und Ausgrabungen oft entfernt worden sind und zwei von ihnen sogar fast 100 Jahre lang verschollen gewesen sind.

Die folgende Anordnung der Steinplatten ist also keineswegs sicher.

Norden

Fußboden des Innenraums

Süden

Eingang

Bei Bildern in einem Grab wird man davon ausgehen können, daß sie zum größten Teil die Vorstellungen ihrer Erbauer über das Jenseits illustrieren werden – hier also die Ansichten der Germanen um 1000 v.Chr. in Südschweden. Es gibt natürlich keine Garantie, daß die Jenseitsvorstellungen vollständig in diesen Bildern dargestellt worden sind – oder daß sich auf ihnen ausschließlich Jenseitsvorstellungen finden …

Steinplatte links 1: „Männer bei einem Ritual – Teil 1“

Steinplatte 1 links

In der Mitte sind acht Gestalten in langen Gewändern, d.h. sehr wahrscheinlich Priester, vor einem „Bottich“ zu sehen, in dem möglicherweise das Getränk für das Ritual angesetzt worden ist, das von allen Indogermanen gut bekannt ist (Met der Germanen, Soma amrita der Inder, Haoma der Perser, Nektar ambrosia der Griechen usw.).

Die langen Gewänder der Priester, die hier zu sehen sind, fanden sich auch noch 2.000 Jahre später auf dem Runenstein von Lärbrø bei Bunge auf Gotland. Die hohen, spitzen „Zaubererhüte“, die auf dem Bild anscheinend angedeutet werden, sind damals bei den Germanen und ihren Nachbarn üblich gewesen (siehe das Kapitel „Hut“ in Band 60).

Darunter sind zweimal vier Menschen vor jeweils einem gekippten Ω zu sehen, die mit den vier Männern auf der Steinplatte „links 2“ identisch sein könnten. Das Ω könnte wie der „Einweihungskasten“ auf dem großen Goldhorn von Gallehus und auf dem Runenstein von Bunge der Eingang ins Jenseits sein (siehe auch „Goldhörner von Gallehus“ in Band 57 und „Einweihung“ in Band 50).

Die vordere der vier linken Personen hält einen Stab in ihrer Hand und könnte daher ein Priester, ein Priester-Anführer oder ein Fürst sein.

Nackte Menschen sind auf den Goldhörnern von Gallehus (400 n.Chr.) Menschen im Jenseits. Das könnte auch für die acht nackten Menschen unter den acht Priestern gelten – vermutlich sind sie die Priester, die bei der Bestattung des Fürsten mit ihm ins Jenseits gereist sind.

Oben rechts sind auf der Steinplatte wieder vier Gestalten zu sehen, die recht aktiv wirken: Die rechte Gestalt scheint zu weinen und zu klagen, die zweite von rechts bläst eine Lure, die zweite von links hält einen Hammer und scheint demnach der Donnergott Thor zu sein, während die Gestalt ganz links ihre Hand nach dem Dreiviertelkreis-förmigen Gefäß ausstreckt.

Das Motiv „Mann in einem Gefäß“, das auf der Steinplatte links oben zu sehen ist, ist auch von dem Bildstein von Bunge und von den Goldhörnern von Gallehus (der Mann unter dem Quadrat befindet sich evtl. eigentlich in ihm) bekannt. Dieser „Mann in einem Gefäß“ ist vermutlich real oder symbolisch ein „Mann in der Grabkammer eines Hügelgrabes“.

Goldhorn von Gallehus:

oben Mitte: Jenseitstor; darunter der Jenseitsreisende (klein)

unten Mitte: Tür des Jenseitstors

Mitte Mitte: stilisierter Kopf der Jenseitsgöttin

Runenstein von Bunge:

Mitte: der Jenseitsreisende (klein) in einem „Kasten“

rechts daneben: ein Priester

darüber: Hrungnir-Herz (Seele) und Adler (Seelenvogel des Göttervaters Tyr/Odin)

Auf der Steinplatte stehen zwei Männer in einem Gefäß, in dem sich ein Stab mit zwei anhängenden Kugeln befindet. Dieses Symbol wurde in verschiedenen Formen seit 10.000 v.Chr. in Göbekli Tepe und danach in der Megalithkultur als Symbol für das Diesseits und das Jenseits (die beiden Kugeln) sowie für die Verbindung zwischen beiden, also den Jenseitsweg, benutzt worden (siehe auch „Hantel-Symbol“ in Band 55).

Das jungsteinzeitliche Symbol der beiden Welten

stehendes „H“ (Diesseits, Jenseits und dazwischen der Jenseitsweg); darunter Sonne und Mond (Göbekli Tepe, 10.000 v.Chr.)

H-Symbol; das <H> könnte der Vorläufer des Pfeiles von Çatal Höyük sein (Göbekli Tepe, 10.000 v.Chr.)

Göbekli Tepe: beide Arten „H“ (aufrecht und liegend)

Geburt: von innen nach außen Çatal Höyük, 7000 v.Chr. (der Nachfolger des „<H>“ von Göbekli Tepe

Tod: von außen nach innen Çatal Höyük, 7000 v.Chr.

der Kreis des Lebens (Diesseits) und der Kreis des Todes (Jenseits) sind durch einen Gang miteinander verbunden (Steinkreis von Almendes in Portugal, 6000 v.Chr.)

der Kreis des Leben (Diesseits) und der Kreis des Todes (Jenseits) sind durch einen Weg miteinander verbunden; Kivik, 1000 v.Chr.

das Tor zum Diesseits und das Tor zum Jenseits – beides ist der Schoß der Großen Mutter; Kivik, 1000 v.Chr.

Steinplatte 1 links

Auf der Steinplatte links vorne in dem Hügelgrab von Kivik finden sich somit die folgenden Szenen dargestellt:

das Symbol für die beiden Welten und ihre Verbindung in einer „Grube“ (Grabkammer), in der zwei Männer stehen;

vier Männer, einer davon mit Hammer und einer mit Lure (Blasinstrument);

acht Priester um einen Bottich;

zweimal vier Männer (die acht Priester im Jenseits) vor je einem Jenseitstor.

Diese Bilder könnten den Toten und seine Seele (zwei Männer in einer „Grube“) in der Grabkammer des Hügelgrabes („Grube“) darstellen – die zweifache Natur des Menschen, also Leib und Seele wären dann sehr deutlich ausgedrückt worden. Diese zweifache Darstellung findet sich schon in der frühen Jungsteinzeit in Göbekli Tepe als zwei Pfeiler in der Tempelmitte oder als Totempfahl, d.h. als ein Mensch mit seinem Seelenvogel auf seinen Schultern (siehe mein Buch „Göbekli Tepe“). Die „Hantel“ zwischen den beiden Männern in der Grabkammer ist das Symbol von Diesseits, Jenseits und der Verbindung (Jenseitsweg, Weltenbaum, Gang zur Grabkammer) zwischen beiden.