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Es herrscht viel Verwirrung, wenn es um Erleuchtung geht. Alle erwachenden Menschen streben sie an, ohne zu wissen, was sie denn eigentlich ist und was sie mit sich bringt. Sie glauben entweder uralten indischen Lehren oder westlichen Channelern. Ja, sie glauben. Aber was wissen sie? Eher wenig. Denn nur erleuchtete Menschen können etwas Brauchbares über sie sagen. Aber wer ist eigentlich erleuchtet? Es gibt ja Viele, die es von sich behaupten. Und was glauben die? All das und meine langjährige Erfahrung mit meiner Arbeit, bei der ich erwachende und erleuchtete Menschen unterstütze, haben mich veranlasst, ein kleines Einmaleins zu schreiben. Das kleine Einmaleins, das sind Grundlagen, das ist Grundwissen. Was ist Erleuchtung genau? Was ist nicht Erleuchtung? Wer wird eigentlich erleuchtet? Gibt es Voraussetzungen? Was ist Erwachen? Wie geht es nach der Erleuchtung weiter? Wer nennt sich alles erleuchtet? Wie ist das mit Ost und West? Was bedeutet Einheit? Solche Fragen stellen sich entlang des Weges, und solche Fragen beantwortet das Buch. Es eignet sich vor allem für fortgeschritten Erwachende und jung Erleuchtete. Und auch für die interessierte Allgemeinheit. Sie kann lernen, dass Erwachende keine Spinner und Erleuchtete nicht realitätsfremd sind. Erwachen und Erleuchtung sind so real wie der nächste Supermarkt und allemal realer als Politik und Medien. Im Zuge seines Erwachens erlernt ein Mensch verschiedene Konzepte über Erleuchtung. Er tut es, weil er sucht und sich von unterschiedlichen Strömungen unterschiedlich angezogen fühlt. Und dann hat er seine Konzepte. Dabei wäre es das Beste, sie alle über Bord zu werfen und ausschließlich der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Doch diese Konzepte erzeugen Vorstellungen und Erwartungen, und deshalb gibt es so viel Unklarheit und Verwirrung. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass wenige, klare Aussagen von mir in der Lage sind, Klarheit zu schaffen. Das tue ich in diesem Buch. Nachdem die Dinge in Wahrheit sehr einfach sind, ist das Buch entsprechend kurz, ohne etwas Wesentliches auszulassen. Es zeigt das Wesen von Erleuchtung und das Umfeld, in dem sie stattfindet. Mit Blicken auf das Erwachen, das der Erleuchtung vorangeht, und auf das Leben nach der Erleuchtung. Mit Blicken nach Osten und nach Westen. Und vor allem mit Blick auf das Wesen, um das es geht: um dich. Auf dein Inneres, denn da liegt deine Wahrheit.
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Seitenzahl: 159
Veröffentlichungsjahr: 2022
Reiner Maria
Das kleine Einmaleinsder Erleuchtung
Eine Fibel
Die Raupe
ist ein gänzlich anderes
Lebewesen als
der Schmetterling
Geistiger Urheber und Copyright:
Reiner Maria
© 2020, alle Rechte vorbehalten
Erste Ausgabe: Wien, August 2020
Vorwort
Verwirrung
Erwachen
Erleuchtung
Bewusstsein
Eine kurze Geschichteder Schöpfung
Tanz des Bewusstseins
Mensch und Seele
Verkörperte Erleuchtung
Meisterschaft
Höhere Mächte
Die große Einheit
Den Osten verstehen
Nach der Erleuchtung
Zusammenfassung
Oft sieht man Arbeitskollegen nach der Arbeit in einem Lokal beisammen sitzen, und man hört sie über die Firma reden, in der sie arbeiten. Dabei wird natürlich auch über die Chefs geredet, in der Regel nicht unbedingt positiv. Und dann hört man manchmal jemand sagen: „Das ist aber das kleine Einmaleins!“ Gemeint ist damit, dass der entsprechende Chef über irgendwelche Einzelheiten nicht einmal Grundwissen hat.
Das kleine Einmaleins, das sind Rechenaufgaben von 1 x 1 bis 10 x 10, es wird in der ersten Klasse der Grundschule durchgemacht. Es geht also wirklich um basale Grundlagen
Weniger oft sieht man Menschen beisammen sitzen, die über Erleuchtung reden. Öfter findet man sie im Internet in Chatrooms, Foren und in Gruppen auf sozialen Netzwerken. Und in der Regel geben sie haarsträubenden Unsinn von sich. In Berlin gibt es sogar einen jährlichen Erleuchtungskongress, auf dem nicht weniger Unsinn geredet wird.
Ich meine das nicht abwertend, denn es kann gar nicht anders sein. Es gibt nur wenige erleuchtete Menschen, obwohl ihre Zahl seit ein paar Jahren für mich deutlich merkbar steigt. Die meisten von ihnen teilen sich nicht öffentlich mit und schreiben keine Bücher, sie sind sehr zurückgezogen. Die könnten etwas wirklich Vernünftiges beitragen, aber sie sind eben weder in Lokalen noch in Chatrooms u. dgl. zu finden.
Was ich sagen will, ist, dass diese Menschen, die da Unsinn über Erleuchtung von sich geben, eben nicht erleuchtet sind und somit nur Unsinn von sich geben können. Dazu kommt, dass man über Erleuchtung kein Wissen im herkömmlichen Sinn erwerben kann, man kann sie nur erfahren und danach seine Erfahrung teilen. Alles, was vor der Erleuchtung über sie gesagt wird, muss Unsinn sein.
Eines Tages bin ich auf Facebook auf eine interessante Gruppe von fortgeschrittenen Erwachenden gestoßen. Die Gruppe war erfrischend, sie wollte sich aus dem Mainstream der Erwachenden befreien und die eigene Wahrheit in den Vordergrund treten lassen. Ich war einigermaßen überrascht festzustellen, dass auch in dieser Gruppe völlige Unklarheit darüber herrschte, was Erleuchtung im Kern ihres Wesens ist und was in Menschen auf ihrem Weg zur Erleuchtung passiert. In dieser Unklarheit entstehen Vermutungen und Erwartungen, dabei ist jede Erwartung an die Erleuchtung falsch, völlig daneben. Doch es genügten ein paar wenige, klare Statements von mir, und Klarheit breitete sich aus. Ich sah wieder einmal Lichter angehen, das liebe ich sehr an meiner Arbeit.
Und so bin ich auf die Idee gekommen, ein kleines Einmaleins über die Erleuchtung zu verfassen. Abgesehen davon ist mir Unsinn unerträglich, je länger ich erleuchtet bin, umso mehr. Ich muss dazu sagen, dass ich dieses Buch ein, zwei, drei Jahre nach meiner Erleuchtung nicht schreiben hätte können. Ich brauchte schon mehr Erfahrung, um das, was du hier findest, so profund mit absoluter Gewissheit sagen zu können.
Dieses Buch bietet solide Grundlagen. Meine Arbeit, bei der ich erwachende und erleuchtete Menschen kennenlerne, war dabei sehr hilfreich. Menschen, die aus allen möglichen spirituellen Richtungen kommen, finden zu mir. Deshalb habe ich eine umfassendere Perspektive als manche andere.
Ich beschreibe so klar, auf das Wesentliche reduziert, einfach und knapp, wie es mir möglich ist, alles, was beim größten Wandel, den ein beseeltes Wesen je durchlaufen kann, vor sich geht. Deshalb ist dieses Buch auch eher kurz, Verzierungen und Schnörksel lasse ich weg.
Ich wende mich an erwachende Menschen, besonders an fortgeschritten erwachende, und auch an bereits erwachte, also erleuchtete Menschen. Besonders an die, deren Erleuchtung noch nicht allzu lange zurückliegt. Mittlerweile gibt es ja zum Glück einige davon. Es tut immer wieder gut, an das Wesentliche erinnert zu werden. Aber auch die interessierte Allgemeinheit kann von diesem Buch profitieren. Sie kann sehen, dass Erwachen und Erleuchtung keine Spinnerei, Phantasterei oder gar Krankheit ist. Sie kann verstehen lernen, dass da tatsächlich fundamentale Prozesse ablaufen.
Auf die Schwierigkeiten, auf die erwachende und erwachte Menschen auf ihrem Weg stoßen, gehe ich, wenn überhaupt, nur am Rande ein. Dieses Buch befasst sich mit dem Wesen der Dinge und Vorgänge rund um die Erleuchtung, nicht mit deren Schwierigkeiten. In anderen Büchern und besonders auf meiner Website befasse ich mich mehr mit den Hürden und Bauklötzen am Weg. Aber vielleicht brauchst du das gar nicht mehr, wenn du am Ende des Buches eine klare Sicht auf die Dinge hast.
Obwohl die Reihenfolge der Kapitel nicht zufällig ist, bauen sie nicht aufeinander auf. Jedes Kapitel beleuchtet einen Aspekt des Ganzen und lässt somit die anderen Aspekte noch offen. Die Kapitel sind wie Mosaiksteine oder Puzzleteile, die am Ende ein vollständiges Bild ergeben. Deshalb gibt es am Ende eine Zusammenfassung, die noch einmal das ganze Bild beschreibt. Sie ist der Sukkus oder die Essenz des Buches.
All das soll Menschen, die noch nicht so weit gegangen sind wie ich, eine Orientierungshilfe bieten und ihr Unterscheidungsvermögen schärfen. Denn es gibt da draußen viele Leute, die schreien: „Ich bin ein erleuchteter Meister!“
Die Grundlagen, das sind so einfache Dinge, wie: Was ist Erleuchtung überhaupt? Was ist nicht Erleuchtung? Was geschieht da bei der Erleuchtung? Was passiert unmittelbar davor und unmittelbar danach? Was ist Erwachen, das zur Erleuchtung führt? Was passiert später nach der Erleuchtung? Was ist Meisterschaft? Woher kommst du eigentlich? Und so weiter. Grundlagen eben. Eine Fibel.
Der Vollständigkeit halber möchte ich deutlich darauf hinweisen, dass mein Buch keinesfalls eine Anleitung zur Erleuchtung ist! Es gibt dafür keine Anleitungen, es kann keine geben. Auch wenn manche „Meister“ so tun, als ob es eine gäbe. Ich sage das, weil Menschen auf verrückte Ideen kommen und sich Anleitungen wünschen. Es gibt sie aber nicht. Jeder, der so tut, als gäbe es eine, ist ein Scharlatan.
Schließlich wünsche ich dir, dass du bei der vorliegenden Lektüre viel spürst. Nicht von mir, sondern von dir. Wenn du viel spürst, erkennst du mehr von deiner Wahrheit, dann war ich ein guter Katalysator. Das ist es, was ein neuer Lehrer sein kann und soll.
„Erleuchtung ist, wenn du erkennst, dass du nur eine Illusion bist und dich als Teil des All-Eins erfährst. Dabei verspürst du einen tiefen, inneren Frieden, Liebe und Glückseligkeit.“
„Für dein Erwachen musst du hart arbeiten, du musst es dir erkämpfen und verdienen. Dabei brauchst du ein hohes Maß an Disziplin und musst nach Möglichkeit allen irdischen Dingen entsagen.“
„Erwachen bedeutet, Schritt für Schritt höhere Dimensionen zu erreichen, zu durchschauen, dass das irdische Leben nur eine Illusion ist und sich mit dem höchsten Bewusstsein zu vereinen. Dein Höheres Selbst führt dich dabei. Ein Mensch kann bis zur sechsten oder siebenten Dimension aufsteigen, darüber sind die höheren Engelhierarchien, Erzengel, Elohim und schließlich Gott. Diese hohen Schwingungen könnte ein Mensch nicht ertragen, er würde dabei vernichtet werden.“
„Ein Mensch ist immer mit Fehlern behaftet, nur Gott ist ohne Fehler. Der Mensch kann seine Erlösung von allen irdischen Leiden finden, indem er ein gottgefälliges Leben führt. Gott wird ihn am Ende erlösen.“
„Beim Erwachen geht es darum, dass wir alle einander lieben und Frieden auf der Welt herstellen. Wir überwinden das Böse durch Liebe und ein friedliches Leben. Dabei erkennen wir unser wahres Potential.“
„Im Zuge des Erwachens erkennst du, dass du Gott bist, so wie jeder andere Mensch. Du erkennst, dass du der Schöpfer deines Lebens bist und beginnst, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen und hörst auf, Verantwortung für andere zu übernehmen.“
Wie fühlst du dich beim Lesen dieser Aussagen?
Fühlst du Zustimmung, Ablehnung, Zweifel, Sehnsucht, oder fühlst du dich so, als ob du vor einer großen Aufgabe stehen würdest? Bist du geneigt, manches zu glauben, als für dich gültige Wahrheit zu akzeptieren? Wahrscheinlich von allem etwas, nicht wahr?
Zugegeben, die obigen Aussagen sind grobe Verkürzungen von Kernaussagen verschiedener spiritueller Konzepte, aber sie zeigen, in welchem Umfeld sich erwachende Menschen befinden. Die meisten hängen einer bestimmten spirituellen Strömung an, seien es Religionen, New Age, indische Lehren, den zahlreichen esoterischen Konzepten oder einer der vielen Klein- und Nebengruppierungen. Und so gut wie alle glauben außer dem, was sie in ihrer spirituellen Strömung lernen, auch etliche andere Dinge aus anderen Strömungen. So gut wie alle verbinden ihren spirituellen Weg mit vielen Anstrengungen, alle suchen nach Wahrheit. Aber nach welcher Wahrheit?
Es gibt viele, zum Teil sehr unterschiedliche spirituelle Lehren. Es gibt Abertausende spirituelle Bücher. Im Internet gibt es unzählige Menschen, die spirituelle „Wahrheiten“ anbieten. Es gibt Massen von Medien, die verschiedenste Entitäten channeln. Diese Entitäten genießen besonderes Vertrauen bei den Menschen, weil sie davon ausgehen, dass die auf der anderen Seite alles wüssten, während hingegen sie selbst nichts oder nur wenig wüssten. Die Anhänger der indischen Lehren glauben eher nur diesen alten Lehren und den Gurus, die behaupten, gemäß diesen Lehren erleuchtet zu sein.
Alles in allem herrscht viel Verwirrung, sehr viel.
Und dann kommt einer wie ich, der eines Tages plötzlich erkennt, dass er selbst Gott ist. Ohne Vorbildung, ohne Vorbedingung. Ich hatte damals noch nie dergleichen gelesen oder gehört. Die spirituellen Strömungen, die das behaupten, kannte ich noch nicht. Alte Lehren kannte ich auch nicht, religiös war ich auch nicht. Das war mein großer Vorteil, ich war noch nicht manipuliert und vertraute nur meiner eigenen Wahrnehmung. Diese Erkenntnis war nicht verwirrend für mich, im Gegenteil, ich fühlte Gewissheit. Dennoch war sie noch nicht meine Erleuchtung, die ließ noch eine Weile auf sich warten.
Ich war damals schon auf KryonA gestoßen, dessen Botschaften ich mit gemischten Gefühlen las. In einer Botschaft empfahl er: „Sprich täglich mit Gott. Rede mit ihm, als ob er dein bester Freund wäre, und nicht, als ob du Ehrfurcht vor ihm haben müsstest.“ Mir gefiel der Vorschlag, und ich begann, obwohl mir das sehr schwer fiel und recht befremdend erschien. Ich erschuf mir dazu einen speziellen Rahmen. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich mit Gott an den Küchentisch. Ich tat so, als ob Gott auch einen Kaffee hätte und sagte mir: „Ich gehe mit Gott ins Kaffeehaus.“ Ich ging nicht wirklich ins Kaffeehaus, weil ich bei meinen Gesprächen kein Publikum haben wollte. Also war die Küche mein Kaffeehaus.
Ich begann zu reden, über alles Mögliche. Mein anfänglich sehr seltsames Gefühl verflüchtigte sich schnell, ich begann, dieses Gespräch zu genießen. So ca. am dritten Tag, beim dritten Gespräch, spürte ich eine neue Qualität: „Ach du meine Güte! Das fühlt sich ja an, als ob ich mit MIR sprechen würde! Als ob dieser Gott, der mir gegenüber sitzt und den ich adressiere, ICH SELBST wäre!“ Und dann war es gewiss. Was ich empfand, war nicht, dass ich einen Teil meiner Person mir gegenüber platzierte, sondern dass da tatsächlich Gott saß, der mir enthüllte, dass ich selbst dieser Gott bin.
Kannst du dir vorstellen, wie befremdend das für mich war? Ich hatte damals eine vage Vorstellung von Gott, die durch meine Zeit in der Esoterik geprägt war, wonach Gott das höchste Wesen war, für Menschen unerreichbar. Wie leicht würde es dir fallen, angesichts dieses Glaubens dieser Gotteswahrnehmung zu vertrauen? Sie als Gewissheit anzunehmen? Ich tat es, weil ich es spürte, fühlte, und nur meiner eigenen Wahrnehmung vertraute. Ab diesem Moment war mir klar, dass Gott ich selbst war und dass jeder, der etwas anderes behauptete, ein Scharlatan war.
Gleichzeitig wagte ich es damals nicht, diese Idee mit all ihren Konsequenzen zu Ende zu denken oder zu empfinden. Sie widersprach zu sehr allem, was mein Menschsein kannte und zu wissen glaubte. Ich erlaubte mir nicht, Gott zu sein. Im Nachhinein betrachtet war das die erste perfekte Gelegenheit für meine Erleuchtung, aber ich war noch nicht bereit dazu.
Mittlerweile behaupten ziemlich viele Menschen von sich, erleuchtet zu sein. Ich spreche hier nicht von Millionen, aber zumindest von mehreren Hundert, wenn nicht sogar mehr. Die meisten von ihnen stehen in der Tradition der alten, indischen Lehren, die immer wieder neu aufgebacken werden. Sie haben Erleuchtung praktisch „erlernt“. Ich behaupte ganz frech, dass fast alle Menschen, die ihre eigene Erleuchtung postulieren, nicht erleuchtet sind.
Wie kann ich das sagen? Ganz einfach, seit ich selbst erleuchtet bin, erkenne ich in Kürze, ob ein anderer Mensch erleuchtet ist oder nicht. Nach wenigen Minuten des Gesprächs oder nach kurzer Lektüre von Teilen seines Werks. Ich „erkenne“ das nicht intellektuell, denn der Intellekt ist zu keiner Erkenntnis fähig. Ich erkenne es mit meinem Gespür. Es gibt den Wahrnehmungssinn der Wahrheit, den habe ich kurz nach meiner Erleuchtung wahrgenommen. Er war immer da, das konnte ich dann ganz deutlich sehen. Er war immer da und immer aktiv, ich hatte es früher bloß vorgezogen, ihn zu ignorieren und stattdessen dem endlosen Geplapper meines Verstandes zu trauen. Erleuchtung kann man nicht faken, man kann sie nicht vortäuschen, ich erkenne das sehr schnell. Ich sehe, dass dieser Mensch eine Geschichte rund um sich aufbaut, absichtlich oder unbewusst. In vielen Fällen erkenne ich auch, welche Geschichte das ist. Ich erkenne auch sofort, ob jemand lügt. Nicht weil ich die Wahrheit hinter seiner Aussage kennen würde, sondern weil ich sofort spüre, ob er seine Wahrheit spricht. Wenn er nicht seine Wahrheit spricht, klingt seine Aussage hohl. Das heißt genauer, die Energie, die er von sich gibt, fühlt sich hohl an.
Erwachende Menschen kann man leichter täuschen, sie sehen den Unterschied zwischen Erleuchteten und nicht Erleuchteten nicht so leicht. Es genügt in der Regel, wenn jemand im Brustton der Überzeugung etwas behauptet, und schon ist der Erwachende bereit, ihm zu glauben. Deshalb ist es so leicht, andere Menschen in die Irre zu führen.
Doch eigentlich stimmt das gar nicht. Das heißt, es stimmt insofern, als es ständig geschieht, auch bei sehr bewussten Menschen. Aber ich weiß, dass du den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit ebenso gut kennst wie ich. Es klingt vielleicht seltsam für dich, aber ich kann es sehen. Ich kann sehen, dass du es siehst. Als ich meinen Sinn für Wahrheit entdeckt habe, habe ich nicht nur gesehen, dass ich diesen Sinn immer besessen hatte und ihn ignoriert hatte, ich habe auch gesehen, dass alle anderen Menschen ihn haben. In zahllosen Begegnungen und Gesprächen habe ich diesen Sinn bei anderen Menschen gesehen. Ich habe auch gesehen, dass sie sich genauso verhielten wie ich früher. Sie nehmen die Signale dieses Sinnes kurz wahr, er liegt nur eine Ebene unter dem lauten Geplapper des Verstandes, aber sie trauen sich nicht, etwas anderes als ihren Verstand für sich gelten zu lassen.
Ich weiß also, dass du weißt. Du tust nur gerne so, als ob du nicht wüsstest. Kein Wunder, du hast über lange, lange Zeit gelernt so zu tun, als ob du nicht wüsstest.
Weiter mit der Verwirrung. Gib einmal in der Google-Suche den Satz „Was ist Erleuchtung?“ ein. Falls du das noch nie getan hast, tu es jetzt. Da kommt dann eine ziemlich lange Liste mit Ergebnissen zu diesem Thema. Wenn du dann beginnst, die Ergebnisseiten durchzulesen, würde es mich nicht wundern, wenn deine Verwirrung stark zu- statt abnehmen würde. Da gibt es viele Konzepte; die einen kennen einen Unterschied zwischen erwacht sein und erleuchtet sein, die nächsten kennen zwei Stufen zur Erleuchtung, wieder andere identifizieren sieben Stufen zur Erleuchtung. Besonders interessant sind die, die Kriterien für die Erleuchtung festlegen. Es gibt Seiten, wo aufgezählt wird, wer aller erleuchtet ist und wer nicht. Es gibt Diskussionen, bei denen andere wörtlich zitiert werden und dann die Widersprüche im Zitat aufgezeigt werden. (Dabei gibt es gar keine Widersprüche, gar keine.) Alle diese Menschen haben selbst Jahrzehnte lang meditiert und große Lehrer getroffen und sind deshalb Quasi-Experten.
Um es kurz zu machen: ich habe auf den ersten zwei, drei Ergebnisseiten der Google-Suche nach Studium der zugehörigen Websites kein einziges wahres Wort von einem erleuchteten Menschen gelesen oder in Videos gehört.
Was ist Erwachen? Was ist Erleuchtung? Wer oder was ist Gott? Was ist ein Mensch? Was ist eine Seele? Was ist das Höhere Selbst? Was ist Bewusstsein? Was Unterbewusstsein? Was ist ein (aufgestiegener) Meister? Was ist Energie? Was ist Einheit? Was ist Dualität? Was ist Meisterschaft? Was ist Souveränität? Was ist Schöpfung? Wie funktioniert sie? Was ist Materie? Was ist Illusion? Was … was … was …? Wie … wie … wie …?
In erwachenden Menschen brodeln Unmengen von Fragen, sie sind sich meistens gar nicht darüber bewusst, wie viele Fragen es sind. Und sie kriegen meistens auch gar nicht mit, dass sie eigentlich auf die meisten Fragen nach wie vor keine wirklichen Antworten wissen. Sie haben lediglich früher existierende Glaubenssysteme durch andere ersetzt und/oder neue Glaubenssysteme aufgebaut. Oft nicht einmal das, alte Glaubenssysteme sind noch aktiv und wirken parallel mit den neuen. Das erzeugt Verwirrung in den Menschen, die sich aufgemacht haben, Wahrheit zu finden.
Um diesem Buch einen passenden Rahmen zu geben, skizziere ich in diesem Kapitel kurz das Erwachen, das der Erleuchtung vorangeht. Es handelt sich aber wirklich nur um eine grobe Skizze, ohne auf die speziellen Herausforderungen des Erwachens einzugehen, denn das Thema dieses Buches ist die Erleuchtung.
Wenn ich hier von Erwachen spreche, meine ich den Prozess des Erwachens, der ein paar Jahre, ein paar Jahrzehnte oder ein paar Leben lang dauern kann. Ich könnte diesen Prozess auch Weg zur Erleuchtung nennen. Ich verwende nämlich das Wort Erwachen an anderen Stellen auch als Synonym für Erleuchtung, also den Moment der Großen Erkenntnis. Wie zB in meinem Buch Spirituelle Revolution.
Wie läuft also das Erwachen ab? Welche groben Phasen gibt es hier?
Der Ruf
Irgendwann in seinem Leben vernimmt der angehend erwachende Mensch einen Ruf. Dieser Ruf kann alles Mögliche sein: ein Mensch, dem du begegnest; ein Buch, das dir scheinbar zufällig in die Hände fällt; ein Film, den du siehst; eine Internetseite, über die du stolperst; ein Video auf YouTube oder einem ähnlichen Netzwerk; ein Gedanke, der sich einschleicht und dich nicht mehr loslässt.
Es kann aber auch etwas ganz Alltägliches sein. Du siehst, wie ein Mensch irgendetwas tut, und eine Handbewegung oder ein Gesichtsausdruck, die/den du wahrnimmst, löst etwas in dir aus. Etwas Beliebiges, das du auf der Straße oder im Wald siehst, wie Blätter im Wind, ein voller Mistkübel, ein leerer Mistkübel, ein Schaufenster, ein Schmetterling … was auch immer.
Manche Menschen hören auch tatsächlich eine Stimme, die scheinbar aus dem Nichts zu Ihnen spricht. Andere Menschen werden von einer spirituellen Erfahrung wie von einem Blitz getroffen. Von einer Erfahrung der Transzendenz, also der Über- oder Außersinnlichkeit. Damit sind Erfahrungen gemeint, die nichts mit den fünf physischen Sinnen zu tun haben. Viele Menschen berichten von Erfahrungen des Friedens, der Liebe und der Glückseligkeit, in der sie mit einem Schlag erkennen, dass das ganze menschliche Streben und das Hickhack nichts mit wirklichem Leben zu tun hat. Viele dieser Menschen machen Einheitserfahrungen, in denen sie sehen, dass alle Menschen eins sind.