Spirituelles Erwachen - Reiner Maria - E-Book

Spirituelles Erwachen E-Book

Reiner Maria

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Spirituelles Erwachen ist keine kuschelige Angelegenheit. Ja, zu Beginn schon, da überwiegt die Begeisterung über neu gewonnenes Wissen. Aber manche Menschen gehen weiter, ins wirkliche Erwachen. Dann kommt die Zeit, in der alle Illusionen über die eigene Existenz und über die Welt über Jahre und Jahrzehnte den Bach runter laufen. Und mit ihnen das gesamte Leben, das der Mensch bis dahin gekannt hat. Dahinter wartet der göttliche Mensch, in Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität, während das Leben des alten Menschen immer schwieriger zu werden scheint.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 396

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Reiner Maria

Spirituelles Erwachen

Die Metamorphose des Menschen

Es kam die Zeit, da das Risiko,

eine verschlossene Knospe zu bleiben,

schmerzvoller war als das Risiko,

das ein Erblühen mit sich brachte.

- Anaïs Nin -

Geistiger Urheber und Copyright:

Reiner Maria

© 2021, alle Rechte vorbehalten

Erste Ausgabe: Wien, August 2021

Die Hauptkapitel

Einleitung

Lehren und Lernen

Hinweise zum Übergang

Der Übergang in die Neue Energie

Hilfsmittel im Übergang

Neue Energie – Neues Bewusstsein

Schöpfung

Erleuchtet! Und nun?

Erweiterungen

Einleitung

Spirituelles Erwachen, oder einfach nur das Erwachen, wie ich es meistens nenne, ist das größte Abenteuer, die größte Transformation, die verwirrendste Berg- und Talfahrt, der fundamentalste Paradigmenwechsel und die größte Herausforderung, die ein beseeltes Wesen in einem menschlichen Körper erleben kann. Es ist viel mehr, als sich ein Mensch überhaupt vorstellen kann. Oh, es hat nichts mit Blümchen zu tun, nichts mit wir-haben-uns-alle-lieb und seid-nett-zueinander. Erwachen ist ziemlich rau und stellenweise brutal. Es ist eben ein Erwachen aus unzähligen Illusionen, und das ist nicht angenehm. Du wirst aus deinen süßesten Träumen aufgeweckt.

Es verändert sich einfach alles. Deine Beziehungen verändern sich – und damit meine ich alle Beziehungen, dein Körper verändert sich, deine Finanzen verändern sich, und die Grundlage deines Selbstwerts verändert sich. Und das sind nur die harmloseren Dinge. Alles, was du glaubst, verändert sich. Und du bist dir nicht einmal dessen bewusst, was du alles glaubst. Alles, was du weißt, verändert sich. Du erkennst sukzessive, dass du gar nichts gewusst hast, sondern dass du lediglich geglaubt hast. Wie du die Welt siehst, wie du andere Menschen siehst, und vor allem, wie du dich selbst siehst, verändert sich. Zu allem Überfluss ändern sich all diese Dinge gleich mehrmals im Lauf des Prozesses.

Du erlebst Dinge, die dich staunen lassen oder fassungslos machen. Je weiter der Prozess des Erwachens fortschreitet, desto mehr gleicht dein Leben einem Schlachtfeld. Scheinbar. Es wird alles von einer alten Ordnung in eine neue Ordnung gebracht, aber das siehst du mitten in den Turbulenzen nicht. Sofern man bei der neuen Ordnung überhaupt von einer Ordnung im herkömmlichen Sinn sprechen kann, denn die neue Ordnung ist Freiheit und Unabhängigkeit. Da ist von Ordnung nicht viel zu sehen.

Während des ganzen Erwachensprozesses willst du verstehen, was da passiert und was passieren wird. Du willst mehr über dich verstehen. Oft glaubst du, du hättest jetzt verstanden, nur um kurze Zeit später festzustellen, dass alles doch anders ist, als du geglaubt hast, verstanden zu haben. Du willst wissen, du willst endlich wissen. Du willst auf die Art verstehen und wissen, wie du bisher als Mensch verstanden und gewusst hast – mit deinem Verstand. Der kapiert aber nie, was da passiert, er ist nicht dafür gemacht. Also musst du lernen, anderen Instanzen in dir zu lauschen und ihnen zu vertrauen. Verstehen und wissen verändern sich also auch, und zwar fundamental.

Das vorliegende Buch zeichnet nicht nur ein Bild des gesamten Erwachensprozesses und der Erleuchtung, die auf diesen Prozess folgt, sondern gibt auch sehr viele Hilfestellungen für konkrete Lebensfragen, die sich einem erwachenden Menschen stellen. Es ist getragen von unendlichem Verständnis für die Lage erwachender – und auch erleuchteter – Menschen und von ebenso viel Mitgefühl. Es ermöglicht dir, wirklich zu verstehen.

Mein eigener Erwachensprozess hat im vorletzten Jahrzehnt stattgefunden. Ich weiß also genau, wovon ich spreche. Dann passierte meine Erleuchtung. Abgesehen davon, dass ich dann im Hochgefühl des göttlichen Lebens schwebte, fragte ich mich: „Und jetzt? Wie geht das Leben jetzt weiter als Gott im menschlichen Körper unter Menschen?“ Ich habe es im Lauf von über einem Jahrzehnt herausgefunden.

Dazu kommt, dass ich in den letzten eineinhalb Jahrzehnten hunderte erwachende und zig erleuchtete Menschen kennengelernt habe und seit über zehn Jahren mit ihnen arbeite. Ich hatte also immer die Gelegenheit, meine Erkenntnisse im Leben anderer Menschen zu sehen. Ich weiß also wirklich sehr genau, wovon ich spreche. Dieses Buch ist also auch Ausdruck meiner Weisheit. Weisheit bedeutet nicht, viel Wissen im Verstand angehäuft zu haben, sondern sie offenbart sich in Erkenntnissen, die mit dem Verstand nicht das Geringste zu tun haben.

Das vorliegende Buch ist deckungsgleich mit den Neue Energie Lehren1 meiner Website2. Mit Ausnahme dieser Einleitung und des letzten Kapitels Erweiterungen findest du hier nichts, was du nicht auch auf meiner Website findest. Und doch trägt es eine ganz andere Energie, und darin liegt sein Wert.

Es mag dich überraschen, dass das erste Kapitel des Buches Lehren und Lernen heißt. Aber wenn du dieses Kapitel wirklich verstanden hast und in dein Leben integrieren kannst, brauchst du den ganzen Rest nicht mehr. Wie ich weiter oben geschrieben habe, ist es wichtig, auf eine neue Art zu lernen. Genaueres findest du in diesem Kapitel.

Das Kapitel Hinweise zum Übergang enthält, wie der Name schon sagt, Hinweise zum Erwachensprozess. Es sind Dinge, die einfach vorkommen bzw. da sind und die du weder leugnen noch wegdiskutieren kannst. Leider üben sich Erwachende gerne darin, sie dennoch zu ignorieren, was dann unnötiges Leid nach sich zieht.

Der Übergang in die Neue Energie geht auf das Erwachen im engeren Sinn ein. Auf den Teil des Prozesses, den ich eingangs angeschnitten habe und der all diese Veränderungen mit sich bringt. Dieses Kapitel ist sozusagen das Herzstück, es ist auch das längste.

Das Kapitel Hilfsmittel im Übergang gibt dir eine Reihe guter Hilfsmittel in die Hand, mit denen du den herausfordernden Prozess leichter und ruhiger gestalten kannst. Es handelt sich um keine Übungen, die du machen musst, sondern um Hilfestellungen.

Im Kapitel Neue Energie – Neues Bewusstsein beschreibe ich die Neue Energie, die immer stärker in deinem Leben wirkt. Es ist dazu gedacht, dass du selbst dein eigenes Gefühl für Neue Energie entwickelst. Und es zeigt dir den totalen Paradigmenwechsel, in dem du dich befindest,

Das gilt auch für das Kapitel Schöpfung, denn die Art zu erschaffen wandelt sich grundlegend. Erwachende Menschen sind normalerweise sehr frustriert, wenn sie immer stärker und deutlicher merken, dass ihre früheren Zugänge, Dinge zu erschaffen, schlicht und einfach nicht mehr funktionieren.

Das Kapitel Erleuchtet! Und nun? zeigt schließlich, was im Leben des Menschen nach seiner Erleuchtung passiert. Das heißt, es zeigt einen Teil davon, aber einen wesentlichen.

Das letzte Kapitel Erweiterungen bringt drei unveröffentlichte Texte meiner Lehren, die gut in dieses Buch passen und die auch nur hier zu finden sind.

Und nun lass dich erleben, wie dein Verständnis von deinem spirituellen Erwachen sich von Kapitel zu Kapitel vertieft und wächst.

1https://www.reinermaria.one/lehren

2https://www.reinermaria.one/

Lehren und Lernen

Lernen, Lehren, Wissen, Schüler, Lehrer, diese Begriffe haben im Neuen Bewusstsein eine sehr andere Bedeutung als im alten, getrennten Bewusstsein. In der Regel sucht ein erwachender Mensch nach Menschen (= Lehrern) und Materialien so, wie er es früher getan hat. Und dann lernt er so, wie er es früher getan hat: er stopft Unmengen von Informationen in seinen Kopf. Und dann glaubt er noch zu allem Überfluss, er wisse etwas. Er versucht, Erleuchtung zu erlernen, so wie er früher in der Schule oder im Studium den Lehrstoff erlernt hat.

Und die Menschen, die die Lehrer geben, also all die Helfer und Heiler und Anbieter von Seminaren und Kursen, lehren in der Regel so, wie andere Lehrer auch. Sie gehen davon aus, dass sie über Informationen verfügen, über die die Schüler nicht verfügen, und übermitteln diese. Oder sie meinen, sie hätten Methoden in ihrem Koffer, die auf die Schüler anzuwenden seien und dann einen gewissen Erfolg bringen würden.

Es ist von enormer Bedeutung für erwachende Menschen, zu verstehen, was Wissen eigentlich wirklich ist, wie Lehren und Lernen im Neuen Bewusstsein funktionieren – und was Erfolg ist bzw. nicht ist. Du kannst nicht in etwas völlig Neues, etwas gänzlich anderes, also in deine Erleuchtung und in die Neue Energie gehen und dabei alte Werkzeuge verwenden. Wenn für dich Worte an sich jegliche Bedeutung verlieren und stattdessen das einzig Wichtige für dich ist, was die Worte in dir auslösen, lernst du völlig anders. Dann lernst du ständig nur von dir selbst und entwickelst dich stetig weiter. Dann beginnst du, alles anders zu verstehen, als du es bisher verstanden hast. Dann findest du andere Quellen, aus denen du lernen möchtest, dann entwickelst du ein anderes Gespür für Lehrer. Dann verändert sich dein Bewusstsein, und genau darum geht es beim Erwachen.

Wenn Lehrer Bewusstheit darüber erlangen, was Lehren und Lernen wirklich ist, hören sie auf, Schülern Informationen zu übermitteln. Dann begreifen sie sich als das, was sie sein sollten: als Katalysatoren, nicht als Übermittler von Wissen.

Es ist Bewusstsein, das alles erschafft. Besonders erwachende Menschen sind angehalten, ein Gespür dafür zu entwickeln, was Bewusstsein ist. Das ist gleichbedeutend damit, ein Gespür dafür zu haben, wer sie selbst wirklich sind.

Wenn Menschen auf ihrer Reise in das Neue begreifen, was Mitgefühl ist und ihr Mitgefühl für sich selbst entdecken, verändert das ihre Position total, was natürlich ihre weitere Reise verändert. Erwachende Menschen, die auf neue Art lernen, haben keine Gurus mehr und lassen sich nicht von großen Titeln und Zertifikaten und Methoden von alten Lehrern beeindrucken. Stattdessen werden sie sich ihrer eigenen Lehrerschaft immer mehr bewusst und beginnen, sie bewusst zu leben.

Der letzte Abschnitt dieses Kapitels bringt einige Erinnerungen an deine Göttlichkeit. Denn in dieser Welt der Ablenkungen geraten sogar für erleuchtete Menschen einige Dinge immer wieder in den Hintergrund. Man kann nicht zu oft an sein wahres Wesen erinnert werden.

Dieses Kapitel über Lehren und Lernen könnte das wichtigste des ganzen Buches sein. Es ist sogar so, dass du überhaupt nichts anderes (weder von hier noch von woanders) mehr brauchst, sobald du dieses Kapitel wirklich verstanden hast. Die schönste Einleitung dazu ist ein Zitat von Richard Bach1:

Learning is finding out what you already know,Doing is demonstrating that you know it,Teaching is reminding others that they know it as well as you do.We are all learners, doers, and teachers.

Auf Deutsch:

Lernen bedeutet herauszufinden, was du bereits weißt,Tun bedeutet zu zeigen, dass du es weißt,Lehren bedeutet, andere daran zu erinnern, dass sie es bereits wissen, so wie du.Wir sind alle Schüler, Tuer und Lehrer.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein wirklich neues Lernen und Lehren auf Basis von wirklichem Wissen!

Du findest hier folgende Kapitel:

Die vier Ebenen des Wissens

Das neue Lernen

Die neuen Lehrer

Was ist Bewusstsein?

Was bedeutet Mitgefühl?

Titel und Zertifikate

Wer braucht Neue Lehrer?

Ein paar Erinnerungen

Die vier Ebenen des Wissens

Wenn Menschen von Wissen sprechen, meinen sie oft recht unterschiedliche Dinge. Vor allem ein Mensch in der dualen Energie und einer in der Neuen Energie reden von völlig verschiedenen Dingen, wenn sie Wissen sagen. Ich habe vier Ebenen von Wissen ausgemacht, die etwas Unterschiedliches bezeichnen und beschreiben. Man kann sicher auch fünf oder zehn Ebenen finden, es ist letztlich eine Frage der Einteilung und der Definition, also eine Frage des Nicht-Wissens.

Ebene 1: Reproduktion des Verstandes

Das ist das Wissen, das in der alten, dualen Welt so hochgehalten und so überdimensional bewertet wird. Ein Mensch lernt mit seinem Verstand, was andere sagen und schreiben. Er versucht einfach, sich das Gehörte und Gelesene so gut und so originalgetreu wie möglich zu merken und einzuprägen, damit er es bei anderen Gelegenheiten genauso wiedergeben kann. In anderen Situationen versucht er, dieses Wissen als Anleitung für sein Tun zu verwenden. Er sagt sich: „Gemäß meinem gelernten Wissen muss ich jetzt dies tun, danach jenes.“

Diese Art von „Wissen“ ist nichts anderes als Informationen, die im Verstand gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werten. Informationen, die man sich speziell in der heutigen Zeit jederzeit sehr schnell über das Internet beschaffen kann. Die Informationen sagen freilich nichts darüber aus, wie „gut" oder wie „richtig" sie sind. Der (getrennte) Mensch nimmt sie einfach als objektiv gültige Wahrheit an.

Je mehr solches Wissen ein Mensch anhäuft und dann zu gegebenem Anlass wiedergeben kann, desto höher wird er eingestuft, desto mehr wird er geachtet und bewundert. Das ist die einzige Art des Wissens, die an Schulen und Universitäten gelehrt und gefragt wird. Die Schüler haben zu lernen, was die Lehrer sagen. Recht haben dabei natürlich immer die anderen, denn dieses Wissen stammt ja niemals vom Schüler selbst, sondern immer von anderen, ach so intelligenten Menschen.

Die Ebene 1 ist die oberste, die flachste Ebene des Wissens. Ich würde das überhaupt nicht als Wissen bezeichnen, es hat mit wirklichem Wissen nichts zu tun. Es sind einfach Daten in der Datenbank des Verstandes. Es gibt natürlich Fälle, wo diese Informationen hilfreich sind, in praktischen Dingen des Erdenlebens. Beim Bedienen von Geräten, Anwenden von Werkzeugen usw.

Ebene 2: Eigene Verstandesleistung

Auf dieser Ebene überprüft der Mensch eine Information, die er erhält, auf Plausibilität. Er vergleicht die erhaltene Information mit vielen anderen Informationen, die er zu diesem Thema in seiner Verstandesdatenbank gespeichert hat. Er vergleicht dabei auch mit Erfahrungen, die er gemacht hat, die ebenfalls als Informationen in seinem Verstand gespeichert sind. Es findet also eine Eigenleistung des Menschen statt, in der Regel eine Eigenleistung seines Verstandes. Es geht nicht um das bloße Reproduzieren von Informationen.

Ein Beispiel: An einem Sommernachmittag erhält ein Mann die Information, dass am späteren Nachmittag starke Gewitter einsetzen werden. Der Mann schaut in den Himmel, wo er keine einzige Wolke sieht und die Luft so klar ist, wie sie nur sein kann. Er verspürt ab und zu einen ganz leichten Wind, sanfte Brisen. Es ist nicht schwül, die Luft fühlt sich nicht drückend an. Aufgrund all dieser Informationen und seinen Erfahrungen, dass dies die Voraussetzungen für lang anhaltendes Schönwetter sind, entscheidet er, die Information über die Gewitter nicht zu glauben, nicht für wahr zu halten. Sie scheint ihm überhaupt nicht plausibel. Würde der Mann nur auf Ebene 1 des Wissens agieren, würde er mit Gewittern rechnen und diese Information auch gleich weiter verbreiten.

Auf Ebene 2 können auch Gefühle mitmischen, wie in dem beschriebenen Beispiel. Das Wahrnehmen von Wettersituationen passiert zum Teil auch über Gefühle. Man entwickelt ein gewisses Gespür. Das muss aber nicht in allen Fällen so ein. In anderen Bereichen läuft der Plausibilitätstest nur über den Verstand.

In diese Ebene fällt auch das, was gemeinhin als Intelligenz bezeichnet wird, das sogenannte Abstraktionsvermögen. Das bedeutet, dass der menschliche Verstand in der Lage ist, aus vorhandenen Informationen eigenständig eine neue Information zu produzieren, die er in dieser Form nie gehört oder gelesen hat. Er hat zB aus Erfahrung gelernt, dass alle schweren Alkoholiker relativ früh aufgrund ihres Alkoholismus sterben. Nun lernt er einen jungen Mann kennen, der täglich mehrere Flaschen Wodka trinkt. Ohne eine Information über seinen Gesundheitszustand zu haben, wird er schließen, dass dieser Mann in einigen Jahren sterben wird. Und er wird damit richtig liegen.

Da auf Ebene 2 eine Eigenleistung stattfindet, nicht nur bloße Reproduktion, geht sie schon tiefer als Ebene 1. Es kommt auch schon das Element hinzu, nicht alles bedingungslos zu glauben, was zB ein Professor auf der Uni sagt.

Ebene 3: Herzenswissen

Diese Ebene kennen alle erwachenden Menschen sehr gut, hier wird der Verstand völlig umgangen. Es ist das, wo ein Mensch Informationen erhält und eine tiefe Resonanz in sich spürt. Er weiß ganz einfach, dass diese Informationen wahr sind, obwohl sein Verstand keinerlei Beweise dafür hat. Das Gefühl vom Herz ist einfach so stark und eindeutig, dass es keinen Zweifel über die Richtigkeit der Informationen gibt.

Viele Menschen hörten irgendwann einmal, dass sie selbst die Schöpfer ihres Lebens seien und dass sie erschaffen könnten, was immer sie wollten. Und sie spürten in ihren Herzen, dass dies wahr und richtig war, obwohl der Verstand tausend Gegenargumente lieferte.

Es kommt aber auch Wissen von innen, vom Menschen selbst. Er spürt, dass er etwas Bestimmtes tun muss, obwohl es dem Verstand und allen anderen Menschen völlig verrückt erscheint. Aber er weiß, dass das richtig ist. Erklären kann er es nicht, denn das Herz kennt keine Verstandeslogik und kann deshalb auch nicht argumentieren. Es spürt einfach nur, was richtig und was falsch ist.

Die Ebene 3 geht sehr viel tiefer als die Ebenen 1 und 2. Auf dieser Ebene begegnet man sich selbst, was andere sagen, hat keine Bedeutung mehr. Die Menschen der alten, dualen Welt tun dieses Wissen als Spinnerei und bloßen Glauben ab, weil nichts davon bewiesen werden kann. Als Beweise lassen sie natürlich nur verstandeslogische Beweise gelten. Umgekehrt wissen Menschen, die sich auf das Wissen der Ebene 3 verlassen, dass Ebene 1 und großteils Ebene 2 nichts mit Wissen zu tun hat, sondern dass das purer Glaube ist. Professor XY sagt etwas, alle glauben es. Punkt.

Dennoch fehlt dem Wissen auf Ebene 3 noch etwas, die Gewissheit alleine ist noch zu wenig. Es fehlt die Erfahrung.

Ebene 4: Erlebtes Wissen

Ich kann im Herzen wirklich wissen, dass ich mein Leben selbst erschaffe und alles erschaffen kann, was ich will. Wenn ich dieses Wissen aber nicht lebe und erlebe, bleibt es dennoch irgendwie hohl. Es nützt auch nur bedingt, von anderen Menschen zu erfahren, dass sie dieses Wissen leben, letztlich muss ich es selbst tun, um es wirklich zu wissen. Wenn ich dann innerlich erlebe, dass, wie und wodurch ich alles in meinem Leben erschaffe, weiß ich nun endgültig wirklich, dass es so ist. Die Ebene 4 ist sozusagen der Beweis für die Ebene 3.

Mit Erleben meine ich hauptsächlich und zuallererst das innere Erleben. Ich kann von Ebene 1 bis 3 wissen, dass ich Gott bin. Ich kann sogar äußere Erfahrungen machen, die das untermauern, zB durch bewusstes Erschaffen von Dingen und Situationen. Aber es fehlt der innere Vorgang, das Erkennen, das Erleben in mir. Erst das macht das Wissen real, echt, wahr, wirklich.

Als ich mein Erwachenserlebnis hatte, erlebte ich, dass ich meine Seele bin, dass mein Körper meine Seele ist, nicht dass ich mich mit irgendeiner Seele da draußen vereinen musste. Ein äußeres Erleben fand nicht statt. Ich saß in meinem Stammcafé und erlebte das. Der Raum hat sich nicht verändert, die Menschen um mich begannen nicht zu jubeln. Ich erlebte das alles in mir. Und seit diesem Erlebnis weiß ich wirklich, dass es so ist.

Im Vergleich zur Ebene 4 verblassen die Ebenen 1 bis 3. Dieses Wissen ist echt, letztlich das einzige wirklich echte Wissen. Die Ebene 4 ist die tiefste. Vor allem die Ebenen 1 und 2 sind letztlich nur Philosophie, also ein Nachdenken darüber, was wäre, wenn etwas anderes so und so wäre. Aber auch Ebene 3 endet oft in bloßer Philosophie, wenn die Ebene 4 zu lange fehlt und der Mensch immer mehr seinen Verstand dem Wissen aus Ebene 3 hinzufügt.

Das Wissen der Ebene 4 ist Weisheit, da wird nicht spekuliert und vermutet. Die Wahrnehmung der eigenen Weisheit ist Erkenntnis.

Ein neuer Lehrer lehrt ausschließlich Wissen, das er aus der Ebene 4 hat. Egal, wo er steht, wie weit er gekommen ist und was er glaubt, an Entwicklung noch vor sich zu haben. Er beschränkt sich in seiner Lehre auf Ebene 4. Das ist das einzige, was er mit Sicherheit sagen und weitergeben kann.

Jeder Erwachende muss lernen, Wissen von anderen über Ebene 3 aufzunehmen und Ebene 1 völlig wegzulassen. Mit anderen Worten, wenn er anderen zuhört oder ihre Werke liest, muss er auf die Resonanz achten, die er in sich spürt. Das und nichts anderes ist seine eigene Wahrheit und Weisheit. Er muss lernen, das Geplapper seines Verstandes zu ignorieren und sich auf sein Gespür zu verlassen. Dies eröffnet die Möglichkeit, dass er von sich selbst aus und auf Ebene 4 lernt.

Das neue Lernen

Wie funktioniert traditionelles Lernen? Der Schüler geht davon aus, dass der Lehrer oder das Buch oder der Film etwas weiß, was er selbst nicht weiß. Er nimmt die Informationen auf und speichert sie in seinem Hirn. Im besseren Fall verknüpft er diese Informationen mit anderen, die er schon aufgenommen und gespeichert hat. Und dann glaubt er, mehr zu wissen als zuvor. Bei Bedarf werden diese Informationen abgerufen. Nach und nach wird der Pool an Informationen immer größer.

Alles spielt sich im Verstand ab. Der Verstand ist exakt dasselbe wie ein Computer, denn Computer wurden nach dem Vorbild des Verstandes konstruiert. Der Verstand besteht aus einer sehr großen Datenbank und einem Prozessor. Er nimmt Informationen auf, speichert sie, verarbeitet sie, verknüpft sie, ruft sie wieder ab und gibt sie wieder. Wie ein Computer. Der einzige Unterschied ist, dass die Informationen im Verstand unstrukturiert vorhanden sind, im Computer werden sie strukturiert.

Man sieht das sehr schön, wenn ein Mensch mittleren Alters, der schon über sehr viele Informationen verfügt, vor einer Entscheidung steht oder sich eine Frage stellt. Sein Verstand liefert ihm einfach alle Informationen, über die er verfügt. Und die sind in der Regel widersprüchlich. Der Mensch fragt sich: „Wie soll ich mich verhalten?“ Der Verstand sagt: „Halte dich zurück! Geh aus dir heraus und sag deine Meinung! Es ist egal, wie du dich verhältst.“ Alles gleichzeitig. Man sieht sehr schön, dass der Verstand als Entscheidungsinstanz völlig unbrauchbar ist.

Traditionelles Lernen funktioniert ausschließlich auf den Ebenen 1 und 2. Daher kann man durch diese Art von Lernen niemals zu Erkenntnis gelangen. Die Instanz, die zu Erkenntnis fähig ist – also das Herz und die Seele – bleibt beim traditionellen Lernen völlig außen vor. Wundere dich also nicht, wenn du mit altem Lernen nicht zur Erleuchtung gelangst.

Neues Lernen hingegen funktioniert auf den Ebenen 3 und 4, also mit der Instanz, die zu Erkenntnis fähig ist bzw. die die Erkenntnis hervorbringt. Fundamentaler könnte der Unterschied zwischen altem und neuem Lernen nicht sein!

Was heißt das konkret? Du nimmst natürlich nach wie vor Informationen vom Lehrer/Buch/Film auf. Aber anstatt sie einfach in deinem Verstand zu speichern, achtest du darauf, was diese Informationen in dir auslösen. Du achtest auf die Resonanz in dir. Es ist so, wie wenn jemand in einem Raum Gitarre spielt. Wenn er bestimmte Töne auf den Saiten zupft, vibriert plötzlich ein Glas oder eine Fensterscheibe. Das ist die Resonanz des Glases oder der Fensterscheibe. Du achtest also beim Aufnehmen der Informationen auf deine Resonanz.

Die Resonanz ist immer da, auch bei tief schlafenden Menschen. Sie sind es bloß gewöhnt, diese Resonanz zu ignorieren und stattdessen ihren Verstand zu füttern. Du achtest also auf dein Gespür, du liest/hörst/siehst mit deinem Gespür, nicht mit deinem Verstand. Es ist gut möglich, dass bei dieser Art zu lernen die Informationen überhaupt nicht im Verstand landen, dass du sofort oder bald die Informationen wieder vergisst. Das macht nichts, denn das Wesentliche ist bei dir angekommen. Es wäre sogar treffender zu sagen, dass das Wesentliche aus dir heraus gekommen ist.

Beim neuen Lernen lernst du nämlich in Wahrheit nicht vom Lehrer/Buch/Film, sondern von dir selbst. Das kann gar nicht anders sein. Du liest zB ein Buch, das 300 Seiten umfasst. Bei 100 Seiten spürst du eine starke Resonanz in dir, bei den anderen 200 nicht. Im alten Lernen wärest du geneigt, den Autor für weiser zu halten als dich selbst, und würdest versuchen, alle 300 Seiten möglichst genau zu speichern – und später wiederzugeben. Im neuen Lernen zählen für dich nur die 100 Seiten, die anderen 200 sind völlig unwichtig. Die 100 Seiten haben dir etwas gezeigt, was schon in dir vorhanden war, du hast es bloß vorher nicht gesehen, oder nicht in dieser Klarheit und Deutlichkeit gesehen. Du hast also von dir selbst gelernt. Du hast gelernt, über welche Weisheit du selbst verfügst. Du hast einen Teil oder einen Aspekt deiner eigenen Wahrheit kennen gelernt. Die Gesamtaussage des Autors in diesem Buch könnte eine ganz andere gewesen sein, aber das ist unwichtig. Wichtig ist die Resonanz, die diese 100 Seiten in dir ausgelöst haben.

Ein Lehrer, auch wenn er vollständig erleuchtet ist und nur blanke Wahrheit spricht, kann keine Weisheit haben, über die du nicht verfügst, denn jedes beseelte Wesen hat in sich das gesamte Wissen der Schöpfung. Der Unterschied zwischen dem erleuchteten Lehrer und dem Schüler besteht nur darin, dass sich der Lehrer seines Wissens bereits gewahr wurde, der Schüler noch nicht, nicht in vollem Umfang. Das ist auch nicht verwunderlich in der menschlichen Existenzform, in der es das totale Vergessen gibt und der Mensch noch mit Tonnen von irreführenden Glaubenssystemen überfrachtet wird.

Natürlich erfährst du speziell beim Thema Erwachen Informationen, die für dich völlig neu und unglaublich klingen. Eben aus Gründen der menschlichen Existenzform. Aber du lernst eben auf neue Art, du achtest auf die Resonanz und auf dein Gespür. So erfährst du, was für dich wahr, echt und richtig ist. Egal, wie neu und unglaublich die Informationen für dich klingen mögen.

Aufgrund der unterschiedlichen Art des Lernens kann ein erwachter Lehrer niemals schlafende Menschen lehren. Er kann ihnen nicht erklären, was Erwachen ist und was es mit sich bringt. Denn schlafende Menschen wollen nur Informationen für ihren Verstand und überprüfen diese anhand ihrer extrem begrenzten und total manipulierten Glaubenssysteme. Und so können sie nicht einmal ansatzweise verstehen, wovon der Erwachte spricht. Erwachende Menschen hingegen sind offen für die Gesamtheit der Schöpfung, was gleichbedeutend damit ist, dass sie offen für sich selbst sind. Sie können den Erwachten verstehen.

Wenn du konsequent auf neue Art lernst und das alte Lernen links liegen lässt, führt das automatisch in deine Souveränität und erzeugt ein großes Vertrauen in dich selbst. Denn du aktivierst deine Instanz der Erkenntnis, deine Seele. Du bemerkst, dass du immer von dir lernst, nicht von anderen. Du entdeckst deine eigene Weisheit. Klingende Namen großer Meister und Gurus verlieren an Bedeutung, wichtig wirst immer mehr nur du. Und so erwachst du schneller, weil du ständig mit deiner Seele zusammenarbeitest.

Lehrer sind für dich wichtig als Inspiration, als diejenigen, die die Resonanz in dir auslösen, damit du von dir selbst lernen kannst. Sie sind die Anschubser, die etwas in dir zum Klingen bringen. Aber sie sind nicht die Besitzer von unumstößlichen Wahrheiten. Im neuen Lernprozess benötigst du Lehrer im Lauf der Zeit immer weniger, sie verlieren immer mehr an Bedeutung.

Das neue Lernen bringt es mit sich und setzt letztlich voraus, dass der Schüler seine Verantwortung für sich selbst übernimmt. Nach dem, was ich beschrieben habe, ist das auch völlig evident. Denn der Schüler betrachtet den Lehrer nicht als weiser als sich selbst, sondern nur als jemand, der schon mehr seiner Weisheit entdeckt hat. Der Schüler realisiert mehr und mehr, dass er immer nur von sich selbst lernt, und das liegt alleine in seiner eigenen Verantwortung. Das hat zur Folge, dass ein neuer Schüler niemals von einem Lehrer erwartet, seine Probleme zu lösen, denn das kann er nicht.

Das neue Lernen funktioniert natürlich nicht nur, wenn es ums Erwachen geht, sondern immer und überall. Du liest ein Geschichtsbuch und achtest nur auf deine Resonanz. Dann stellst du schnell fest, dass du das meiste Zeug darin gar nichts glaubst. Es steht ohnehin größtenteils nur Unsinn drin. Von dem, was wirklich geschehen ist, hat der Autor einen winzigen Teil an Informationen. Die werden dann durch seinen eigenen Glauben und seine Wünsche, wie es sich abgespielt haben soll, bis zur Unkenntlichkeit verfälscht. Was übrig bleibt, ist dann ziemlich unbrauchbar.

In der (Natur-)Wissenschaft gibt es Zensur und einen Mainstream, von dem man nicht abweichen darf. Ein Wissenschaftler, der auf neue Art lernt, kommt zu gänzlich anderen Erkenntnissen als das, was der Mainstream sagt und was uns als wissenschaftliche Wahrheit verkauft wird.

Schließlich möchte ich noch anmerken, dass über das neue Lernen bereits 1940 (!) ein ganzes Buch veröffentlicht wurde. How to Read a Book2 (Wie man ein Buch liest) von Mortimer J. Adler und ‎Charles Van Doren. Vom amerikanischen Original gibt es unter obigem Link auf Google Books eine Leseprobe, von der deutschen Ausgabe leider nicht.

Die neuen Lehrer

Ich möchte zunächst noch einmal in Erinnerung rufen, wie traditionelles Lehren geschieht. Der Lehrer verfügt über Verstandeswissen (Ebene 1 und 2, also kein echtes Wissen) und möchte dieses seinen Schülern vermitteln. Im schlimmeren Fall, der leider eher die Regel als die Ausnahme ist, vermittelt er nur ein Teil seines Wissens, niemals alles. Er möchte einen Abstand zwischen sich und den Schülern aufrecht erhalten, er möchte das Podest nicht verlieren, auf dem er steht. Das ist sowohl unter schlafenden als auch unter erwachenden Menschen so. Unter Erwachenden ist es mitunter sogar schlimmer, viele Lehrer gerieren sich als große, erleuchtete Meister und wollen auch so wahrgenommen und behandelt werden. Ein entsetzliches Spiel von Ego und Macht.

Altes Lehren ist also immer nur ein Transfer von Informationen, Informationen kommen vom Verstand und bedienen den Verstand. In den allermeisten Fällen will der Lehrer für sein vermeintliches Wissen respektiert, geachtet und geehrt werden. Oder sollte ich besser sagen, verehrt? Raum für Erkenntnis bleibt beim alten Lehren kaum bis gar nicht.

Im spirituellen Bereich tritt das Element der Verehrung besonders hervor. Die Lehrer schmeißen mit angeblichen Informationen über das Universum, das Leben und alten Lehren nur so um sich, die Schüler glauben das alles in der Regel. Die Lehrer wollen Verehrung und bekommen sie auch. Die Lehrer wollen die Schüler immer ein bisschen unwissend dastehen lassen, oft sogar mehr, sie behandeln Schüler wie Deppen.

Neue Lehrer operieren auf einer ganz anderen Ebene, auf der Ebene des Erkennens, also des Spürens und Fühlens. Sie sprechen die Instanz im Schüler an, die zu Erkenntnis fähig ist, sie operieren also ausschließlich auf den Ebenen 3 und 4 des Wissens, der Verstand wird außen vor gelassen. Natürlich benutzen auch neue Lehrer Worte, die sind halt das beliebteste Kommunikationsmittel unter Menschen. Aber diese Worte kommen aus einer anderen Ebene als dem Verstand und adressieren in den Schülern eine andere Ebene.

Die neuen Lehrer sprechen aus ihrer Weisheit, die sie selbst entdeckt und erkannt haben, nicht aus kumuliertem Verstandeswissen. Mit Weisheit meine ich auch nicht einen großen Erfahrungsschatz, Menschen verwechseln das oft. Weisheit kommt von innen, nicht aus Erlebnissen; sie kommt durch Erkenntnis, nicht durch die Anhäufung vieler äußerer Eindrucke. Hätte Weisheit etwas mit Erfahrung zu tun, könnte ein junger Mensch nie weise sein. Kann er aber! Weisheit hat nichts mit menschlichen Erfahrungen zu tun, sondern damit, wie sehr sich ein Mensch traut, auf sein Inneres zu hören, statt auf das ganze Geplapper von außen.

Ein neuer Lehrer ist ein Katalysator.

In der Chemie ist ein Katalysator ein Element, das eine chemische Reaktion anstößt bzw. ermöglicht, ohne selbst in die Reaktion einzugehen. Dieses Element (also der Katalysator) ist nicht Bestandteil der neuen chemischen Verbindung, die durch die Reaktion entsteht.

Genau das ist ein neuer Lehrer, ein Katalysator. Der Schüler wird also nicht gefüttert mit „Wissen“ des Lehrers, vielmehr ermöglicht der Lehrer, dass sich der Schüler seines eigenen Wissens, seiner eigenen Weisheit, gewahr wird. Die Anwesenheit und die Worte des Lehrers ermöglichen eine Resonanz im Schüler, die dieser unter anderen Umständen nicht wahrnimmt. Nun hat der Schüler die Möglichkeit zu echter Erkenntnis, zum Entdecken seiner eigenen Weisheit.

Es liegt also keineswegs im Interesse der Lehrers, Schüler abhängig zu machen, sondern ganz im Gegenteil. Er lehrt ja nur deshalb, damit der Schüler ebenfalls Zugriff auf seine eigene gesamte Weisheit erhält. Deshalb braucht ein neuer Lehrer auch keine Verehrung und Bewunderung von Schülern, er ist kein Guru. (Obwohl im Indischen Guru einfach das Wort für Lehrer ist. Aber in der heutigen Zeit versteht man unter Guru genau diesen angebeteten Obermeister, wie ich ihn weiter oben beschrieben habe.) Für einen neuen Lehrer gibt es nichts Schöneres, als Zeuge der Erkenntnisse der Schüler zu werden. Das ist der Genuss, den ein neuer Lehrer aus seinem Lehren gewinnt. Deshalb kann er niemals schlafende oder verschlossene Menschen lehren, denn die sind nicht bereit, auf den Ebenen 3 und 4 zu lernen, also eigene Erkenntnis zu gewinnen. Solche Schüler verstehen nicht, wovon der Lehrer spricht.

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass neue Lehrer niemals Probleme von Schülern lösen. Dazu sind sie nicht da, und sie können das auch gar nicht. Vielmehr wissen sie, dass jedes Wesen seine Probleme selbst lösen kann und muss. Neue Lehrer stellen den Resonanzraum zur Verfügung, in dem Schüler erkennen, worum es bei ihren Problemen eigentlich wirklich geht, falls sie überhaupt noch welche sehen. Wenn ein Mensch zu einem anderen Menschen geht und möchte, dass dieser sein Problem löst, will er in Wahrheit nur Energie von ihm stehlen. Ein neuer Lehrer erkennt das sofort und spielt dieses Spiel nicht mit.

Ein neuer Lehrer legt nicht nur keinen Wert darauf, Verehrung und Bewunderung von dir zu erhalten, sondern er wird dir auch Dinge erzählen, dir dir gar nicht gefallen, auch wenn du ihm nachher den Rücken zukehrst. Er tut das, wenn er sieht, dass du dich verrennst oder feststeckst, wissend, dass du schon bald die Botschaft des Lehrers verstehen wirst. Aus eigener Erfahrung muss ich allerdings sagen, dass zwar schon oft Menschen böse auf mich waren, mir aber noch niemand letztendlich der Rücken zugekehrt hat. Es stimmt aber, dass es mir in solchen Momenten völlig egal ist, ob sich jemand von mir abwendet. Ich weiß einfach, dass es eine Ebene in meinem Gesprächspartner gibt, die genau das hören will, was der menschlichen Oberfläche so unangenehm erscheint.

Es gibt heute noch nicht so rasend viele neue Lehrer, ebenso wenig wie es neue Schüler gibt. Die meisten Menschen bevorzugen noch immer die alte Form des Lernens und des Lehrens. Ich weise aber deutlich darauf hin, dass diese alte Art nirgendwo hin führt, wirklich nirgendwo. Wenn du wirklich erwachen möchtest, solltest du bereit für neues Lernen sein und im Bedarfsfall einen neuen Lehrer wählen.

Was ist Bewusstsein?

Was ist denn dieses Bewusstsein, wenn es nichts mit dem Verstand zu tun hat? Erscheint es nicht allen Menschen so, als ob sie letztlich mit ihren Gedanken erfassen würden, was ihr Leben ausmacht? Ja, es erscheint ihnen so, und deshalb fällt es ihnen so schwer zu erfassen, wer sie wirklich sind.

Die einfachste und ursprünglichste Art von Bewusstsein ist Ich bin. Mit anderen Worten, Bewusstsein ist sich seiner eigenen Existenz bewusst. Bewusstsein weiß, dass es existiert. Das war das Urbewusstsein (das die Menschen heute Gott nennen); es wusste, dass es existierte, mehr nicht. Bis es irgendwann die genialste Idee aller Zeiten hatte und fragte: WER bin ich? Damit begann Schöpfung. Alles, was die Menschheit und andere Zivilisationen in der gesamten Schöpfung tun, ist nichts anderes, als immer mehr Antworten auf die Frage Wer bin ich? zu finden.

Nachdem wir Zuhause, also den ersten Schöpfungskreis, verlassen hatten, dabei die größte Hölle aller Zeiten erlebt hatten und uns nach diesem Riesentrauma völlig isoliert in der totalen Leere wiedergefunden hatten, hatte jeder von uns für sich selbst die bislang bedeutendste Erkenntnis: Ich existiere! Ich bin! Es gibt mich! Wir wurden uns also unserer eigenen Existenz gewahr. Zuhause hatten wir dieses Gewahrsein keineswegs.

Und so machte sich jedes beseelte Wesen auf seine eigene Reise, um herauszufinden, wer es ist, was es kann, was es zu entdecken und zu erfahren gibt. Dabei erschuf jeder von uns und wir alle zusammen Universen, physische und nicht-physische Lebensformen, eben alles, was es gibt. Also bedenke, dass Universen mit allem, was sie beinhalten, ein Teil des Bewusstseins ist, das du bist, und nicht umgekehrt. Du bist also nicht Teil eines Universums, sondern dieses Universen ist ein Teil von dir. Siehst du, dessen kannst du dir nun bewusst sein oder auch nicht.

Bewusstsein hat keinen Verstand, und somit keine Intelligenz. Bedenke das, wenn du dazu neigst, Intelligenz einen hohen Wert beizumessen. Bewusstsein besitzt kein Wissen in dem Sinn, was Menschen unter Wissen verstehen. Das heißt, Bewusstsein sammelt keine Informationen, keine Daten und Fakten. Bewusstsein macht Erfahrungen. Damit ist nicht die Art von Erfahrung gemeint, wie Menschen sie kennen. Menschliche Erfahrungen sind getränkt von Gedanken und Emotionen, und so wird jede Erfahrung in unendlich viele Einzelteile zerstückelt. Bewusstsein interessiert sich nicht für Details, es nimmt die Essenz der Erfahrung. Und das ist die Erfahrung, wie Bewusstsein sie kennt. Mit jeder solchen Erfahrung wächst das Bewusstsein, es expandiert. Und das, was Bewusstsein dann hat, ist nicht Intelligenz, sondern Weisheit.

Ein Beispiel: Ein Mensch macht abertausende Male die Erfahrung von Begrenzung, immer in leicht anderer Form, also die Details rundherum sind anders. In der Begegnung mit verschiedenen anderen Menschen, in unterschiedlichen Situationen. Bewusstsein erfährt dabei immer nur: Begrenzung. Die Details spielen keine Rolle. Und es erfährt, dass Begrenzung für das menschliche Wesen wohl sehr bedeutend sein muss.

Bewusstsein ist Gewahrsein. Es ist sich seiner Existenz und seiner Erfahrungen gewahr. Es ist immer im Jetzt, sich voll gewahr dessen, was es alles ist. War es sich ursprünglich nur seiner Existenz gewahr, so ist es nun unendlich viel größer und reicher und weiser, durch seine Erfahrungen. Bewusstsein kennt keine lineare Zeit. Die Zeit des Bewusstseins ist die Abfolge von Erfahrungen, die in ihrer Dimension mit keiner linearen Zeit korrespondieren.

Bewusstsein denkt also nicht und hat keine Emotionen. Es hat auch keine Augen und Ohren. Bewusstsein erfährt durch Fühlen. Fühlen unterscheidet sich ganz wesentlich von den menschlichen Bauchgefühlen, also Emotionen, die nur durch den Verstand möglich sind. Ein besseres Wort für Gefühl ist vielleicht Gespür. So bewegt sich Bewusstsein fort, durch Gespür. Bewusstsein erfährt sich nicht nur durch Gefühl, es drückt dieses Gefühl auch aus, und zwar immer, in jedem Moment. Dieser Ausdruck von Bewusstsein ist Schöpfung.

Bewusstsein ist das, was du in deinem Kern wirklich bist. Die energetische Form des Teiles von dir, der gerade auf der Erde seine Erfahrungen macht, ist sehr vorübergehend. Du bist Bewusstsein. Setz dich also hin, schließe deine Augen, vergiss die Zeit, entspann dich, und fühle, wessen du dir gewahr bist. Und so kommst du schnell deiner wahren Natur ein großes Stück näher. Und so kommst du auch dem näher, was du wirklich ausdrücken willst.

Fortgeschritten erwachende und erleuchtete Menschen sprechen oft von altem und neuem Bewusstsein. Ich auch. Wobei das neu oft groß geschrieben wird, also Neues Bewusstsein, um ihm eine besondere Bedeutung zu verleihen.

Im alten Bewusstsein ist die Vorstellung der Trennung fix verankert. Die Seele (ein anderes Wort für Bewusstsein) glaubt fest, von Zuhause getrennt zu sein. Das war ihre Erfahrung, sie kannte nie etwas anderes. Sie kannte Zuhause, sie war ja da, und weiß, dass sie von dort weggegangen ist, und zwar eher unfreiwillig. Später hat sie sich selbst erkannt, Erfahrungen gemacht und Weisheit erworben. Doch es war ihr immer bewusst, dass Zuhause irgendwo anders war und dass sie von dort getrennt ist. In ihrem menschlichen Aspekt wurde diese Vorstellung noch um ein Vielfaches vertieft.

Im Neuen Bewusstsein gibt es die Vorstellung der Trennung nicht mehr. Vielmehr erkennen Seele und Mensch, dass Zuhause in ihnen selbst ist, dass sie selbst es sind. Jede Suche und jedes Streben haben ein Ende. Was für eine Erkenntnis! „Gott … das bin ja ich selbst!“

Die Folgen dieser Erkenntnis sind so weitreichend, dass auch eine nur annähernd befriedigende Beschreibung den Rahmen dieses Kapitels bei weitem sprengen würde.

Wichtig an dieser Stelle ist der fundamentale Unterschied. Altes Bewusstsein: Ich bin getrennt von Zuhause. Neues Bewusstsein: Ich bin die Einheit, ich bin Zuhause. Es gibt keine Trennung.

Was bedeutet Mitgefühl?

In der ersten Zeit meines Erwachens konnte ich das Wort Mitgefühl nur schlecht fassen. Irgendwie spürte ich schon einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl, irgendwie aber auch nicht. Heute weiß ich, dass die Unschärfe des Begriffes zum Großteil damit zu tun hatte, dass ich Gefühl und Gefühl noch nicht unterscheiden konnte. Das liegt zum Teil daran, dass die deutsche Sprache hier unscharf ist, sie kennt für zwei verschiedene Dinge nur ein Wort.

In meinen zwei ersten Büchern3 habe ich über den Unterschied zwischen Gefühl und Gefühl geschrieben. Die meisten Menschen meinen Emotionen, wenn sie von Gefühlen reden. Ich nenne das in meinen Büchern Bauchgefühl, weil das Wort Emotion oft einfach nur als Fremdwort für Gefühl verstanden wird. Die Bauchgefühle sind die konditionierten Gefühle, und sie können sehr stark sein. Paradebeispiele sind hier Angst und menschliche Liebe oder Verliebtsein. Der eine Mensch empfindet Angst in einer Situation, die einen anderen völlig kalt lässt. Sie ist also an Bedingungen geknüpft, die mit den individuellen Erfahrungen des Menschen zu tun haben. Bauchgefühl nenne ich es deshalb, weil das Zentrum dieser Gefühle im Bauch liegt, dort kann man sie am stärksten und deutlichsten spüren.

Bauchgefühle stehen in direkter Wechselwirkung mit dem Verstand. Sie lösen bestimmte Gedanken aus, diese Gedanken verstärken die entsprechenden Gefühle. Angst löst Sorgen aus, die die Angst verstärken. Man kann auch mit bloßen Gedanken Bauchgefühle auslösen.

Herzgefühle sind keine Emotionen, Herzgefühle sind eine Art der Wahrnehmung, und zwar die mächtigste. Du betrittst einen Raum und nimmst bewusst wahr, wie er sich anfühlt. So fühlst du die Energien in diesem Raum. Oder du fühlst bewusst, wie sich eine Situation anfühlt, die auch fiktiv sein kann. Diese Gefühle kann man gut in der Herzgegend wahrnehmen, weshalb ich sie auch Herzgefühle nannte.

Herzgefühle sind viel leiser als Bauchgefühle, zumindest für den wenig erfahrenen Menschen. Wenn man sich darin übt, bewusst zu fühlen, werden die Herzgefühle stärker und deutlicher. Im Erwachen geht es zu einem großen Teil darum, seine Herzgefühle wahrzunehmen und ihnen zu folgen.

Beide Arten von Gefühlen können natürlich im ganzen Körper wahrgenommen werden. Mir scheint es bloß so, dass ihr Zentrum in einem Fall im Bauch und im anderen Fall im Herz liegt. Jedenfalls spreche ich immer von Herzgefühlen, wenn ich von Gefühlen spreche.

Leid ist ein Konglomerat aus Bauchgefühlen und Gedanken. Mitleid demgemäß ebenfalls. Ein Mensch leidet das mit, was ein anderer leidet. Dass dabei niemand etwas davon hat, ist eine andere Sache, darum geht es in diesem Text nicht. Mitgefühl ist etwas ganz anderes, es spielt sich nur im Reich der Herzgefühle ab. Dort, wo sich das ganze göttliche Leben abspielt.

Mitgefühl ist wahres, tiefes Verständnis.

Wenn mir ein Mensch erzählt, was er alles glaubt, nicht tun zu können, weil er meint, damit seine Eltern zu verletzen oder sie in eine unangenehme Situation zu bringen, verstehe ich sofort, was er meint und vor allem, was er gerade erlebt. Ich weiß das, weil ich es selbst erlebt habe. Ich weiß, wie sich diese Situation anfühlt, wie sich diese empfundene Unfreiheit anfühlt. Er braucht mir nicht viel zu erzählen, ich brauche keine Details wissen. Ich fühle gleich die Energie dessen, was er ausdrücken will, und fühle dann, wie es ihm geht. Ich verstehe ihn wirklich.

Wenn ich einen anderen Menschen sehe, wie er Freunde besucht und dort alles ablehnt, was ihm angeboten wird, weil er glaubt, dieser Geschenke nicht wert zu sein, verstehe ich sofort, was in ihm abläuft, welche Enge und welche Begrenzung er fühlt. Ich habe zwar diese konkrete Situation nicht erlebt, aber sehr ähnliche, wo mein Gefühl der Minderwertigkeit voll zum Tragen gekommen ist, wo ich Kleinheit, Schuld und Begrenzung empfunden habe und mich nicht traute, Geschenke anzunehmen.

Das heißt, ich muss nicht alles ganz genauso erlebt haben wie ein anderer. Es genügt, wenn es etwas Ähnliches war, das in mir genau dieselben Gefühle ausgelöst hat. Ich spüre dann diese Gefühle, wenn mir jemand etwas erzählt und ich den Zusammenhang herstellen kann. Eigentlich spüre ich sie früher, denn in der Energie seines Ausdruckes liegen die Gefühle drin.

Mitgefühl bedeutet also, dass ich mit meinen Herzgefühlen nachvollziehen kann, was ein anderer erlebt. Und erst diese Gefühle geben mir das volle Verständnis für seine Situation. Aus diesem Verständnis heraus kann ich einen Rat geben, der wiederum aus meiner 4. Ebene des Wissens kommt. Also etwas, das ich selbst er- und gelebt habe.

Wenn ich mitfühle, leide ich nicht im Geringsten. Ich empfinde keinerlei Mitleid für einen anderen Menschen. Aber ich verstehe ihn zutiefst. Für Mitleid braucht man auch die Vorstellung, für andere verantwortlich zu sein. Eine Vorstellung, die man in der Neuen Energie nicht mehr hat.

Ein Mensch, für den es nie in Frage gekommen ist, sinnlose Anweisungen der Eltern zu befolgen, und der auf seinem Weg nie Rücksicht auf die Befindlichkeit seiner Eltern genommen hat, kann nie wirklich verstehen, wie es dem Menschen im ersten Beispiel ergeht. Er kann sich das alles anhören und vielleicht in seinem Verstand irgendwie nachvollziehen, wenn er genügend Informationen bekommt, aber er versteht es nicht. Es fehlt ihm das Mitgefühl.

Bei deinem Erwachen ist es von größter Wichtigkeit, dass du in erster Linie Mitgefühl mit dir selbst hast. Das bedeutet, dass du wirklich verstehen und nachempfinden kannst, was du fühlst (hier vor allem auch deine Emotionen), wie es dir geht und warum es dir geht, wie es dir geht. Wichtig ist, dass du dich selbst dabei nicht be- oder gar verurteilst. Leider tun das fast alle Menschen mit großer Hingabe, sie sind selbst ihre heftigsten Ankläger und strengsten Richter. Widerstehe dieser Gewohnheit! Bringe ganz einfach dein größtes Verständnis für dich selbst auf, in jeder Situation. Sage dir nicht, dass du besser dieses oder jenes tun solltest oder getan haben solltest. Die Wunder folgen auf den Fuß, denn du strahlst dann etwas ganz anderes aus, was ganz andere Energien in dein Leben bringt.

Das Mitgefühl für andere Menschen ist ein Ergebnis deines Mitgefühls für dich selbst. Bemühe dich nicht, Mitgefühl für andere zu haben. Das kommt automatisch, wenn du es für dich selbst hast.

Ich verstehe heute jeden und alles, wortwörtlich. Es gibt nichts und niemand, das bzw. den ich nicht verstehe. Ich verstehe Terroristen und Straftäter genauso wie die armen Menschen, die sich selbst ständig zurücknehmen. Ich verstehe die Glücklichen und die Verzweifelten. Das war natürlich keineswegs immer so. Im Prozess meines Erwachens bin ich irgendwann auf das wahre Mitgefühl gestoßen, und das hatte eine Explosion des Verständnisses für das gesamte Leben zur Folge.

Es gibt nach wie vor Situationen, in denen ich bewerte. Wenn ich zB jemanden anschubsen will, damit er weiter voran kommt. Ich sehe, dass solche Menschen mit mir reden, weil sie diesen Anstoß haben wollen. Ich bewerte auch, wenn mich gerade jemand nervt. Wenn ich bewerte, weiß ich, was ich tue. Ich kann augenblicklich in den Modus des Mitgefühls wechseln, und dann ist jede Bewertung weg, dann ist da nurmehr dieses tiefe Verständnis. Ich kann nachvollziehen, warum dieser Mensch tut, was er tut. Und ich kann auch nachvollziehen, warum ich genervt bin.

Titel und Zertifikate

Titel und Zertifikate sind ein Ausdruck alter Energie und alten Bewusstseins. Sie bescheinigen allesamt, dass ein Mensch bei irgendeiner Institution Wissen der Ebene 1 erworben hat und dieses Wissen korrekt wiedergegeben hat.

Nehmen wir einmal den Klassiker der akademischen Titel, wie zB. Magister (Mag., heute Master), Doktor (Dr.) oder Diplom irgendwas (Dipl.-…, zB Diplom-Ingenieur). In einem akademischen Studium lernt man noch viel mehr als in einer Schule, Unmengen von „Wissen“ anderer Leute in sein Gehirn zu stopfen. Bei langen und umfangreichen Prüfungen wird festgestellt, ob der Student das Wissen richtig wiedergeben kann. Richtig heißt hier nicht einmal richtig im Sinn der Schöpfer dieses Wissens, sondern richtig im Sinn der Leute, die das Wissen abfragen, also richtig im Sinn der Prüfer.

Darüber hinaus lernt man in einigen Studien (nicht in allen) wissenschaftlich zu arbeiten. Das bedeutet, dass der Student bezüglich eines Themas, von dem die Lehrer meinen, dass es zum Studium passt, eine Hypothese aufstellt und dann mit anerkannten Verfahren beweist, dass die Hypothese richtig ist. Wer immer diese Verfahren auch entwickelt und anerkannt hat. Die Hypothese muss dabei so formuliert sein, dass jeder Mensch in der Lage ist, sie mittels der anerkannten Verfahren zu verifizieren (zu bestätigen) oder zu falsifizieren (sie zu widerlegen). Eine einzige Falsifizierung genügt, um die Hypothese als falsch gelten zu lassen, auch wenn sie tausend Mal verifiziert wurde. Selbstverständlich werden diese wissenschaftlichen Maßstäbe in der praktischen Wissenschaft nicht so streng angewendet, in einigen Bereichen sogar höchst selten.

Darüber hinaus besteht wissenschaftliches Arbeiten aus einer Fülle von Formvorschriften. Außer der Hypothese selbst darf keine Idee vom Studenten sein. Er muss durch umfangreiche Quellenangaben nachweisen, dass praktisch alles Wissen nicht von ihm, sondern von jemand anderem stammt, und dass er all dieses Wissen gelernt hat. In den Formvorschriften wird festgehalten, wie die Quellen zu zitieren sind und wie auf sie zu verweisen ist.