Das Meer, die Liebe und Dr. Randall - Joanna Neil - E-Book

Das Meer, die Liebe und Dr. Randall E-Book

Joanna Neil

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Beschreibung

In Florida beginnt ein neues Leben, und zwar ohne Männer - das hat die hübsche Notfallärztin Lacey Brewer sich geschworen. Doch vom ersten Tag an knistert es zwischen ihr und Jake, ihrem attraktiven Nachbarn. Ein Playboy? Ein Schatzsucher? Ein Mann mit einem Geheimnis!

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Seitenzahl: 187

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IMPRESSUM

Das Meer, die Liebe und Dr. Randall erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2010 by Joanna Neil Originaltitel: „The Secret Doctor“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN Band 40 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Katharina Illmer

Umschlagsmotive: GettyImages_Image Source

Veröffentlicht im ePub Format in 08/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718312

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Das Haus sah genauso aus wie in Laceys Erinnerung. Es war mehrere Jahre her, seit sie das Grundstück auf den Floridas Lower Keys das letzte Mal betreten hatte, aber als sie sich jetzt umsah, fühlte sie Vertrautheit und Heimweh.

Das Haus war zweistöckig, mit einer Terrasse beziehungsweise einem Balkon auf jeder Ebene. Von dort konnte man über die Bucht sehen und die warme, subtropische Luft genießen. Die zurückgeklappten Sturmblenden legten Fenster und Glastüren frei, die viel Licht ins Haus ließen.

Das große Gebäude war weiß gestrichen, ein traumhaft schöner Kontrast vor dem blauen Himmel. In der Ferne wiegten sich Kokosnusspalmen in der leichten Brise.

Lacey traten Tränen in die Augen, als sie sich erinnerte … an die langen, heißen Sommer ihrer Teenagerzeit, in denen sie mit ihrer Schwester Grace über den Strand getobt oder im warmen Meer schwimmen gewesen war. Glückliche Erinnerungen, in denen zwei Mädchen hier ihren Sommer genossen hatten, während sich ihre Eltern im Ferienhaus entspannten.

„Ich freu mich darauf, dich wiederzusehen“, hatte ihre Schwester erst letzte Woche am Telefon gesagt. „Ich kann es gar nicht erwarten, dich zu besuchen, aber …“ Grace hatte gestockt. „Wird das nicht eine große Umstellung für dich? Bist du sicher, dass du dir alles gut überlegt hast? Ich meine, du hast immer in England gelebt. Das alles zurückzulassen ist doch bestimmt ein großer Schritt? Für mich war es einfacher. Verheiratet und mit den Kindern hatte ich keine andere Wahl, als in die Staaten zu ziehen. Ich bin einfach Matt dahin gefolgt, wohin ihn seine Arbeit verschlagen hat. Es wäre natürlich schön, dich öfter sehen zu können, aber bist du wirklich bereit, hier Wurzeln zu schlagen?“

Darüber hatte Lacey während der letzten Monate lange und gründlich nachgedacht. Zwei Jahre waren seit dem Tod ihrer Eltern vergangen, aber schließlich war das Haus in England verkauft, und Lacey musste mit den Veränderungen klarkommen.

Natürlich wäre alles anders, wenn sie sich nicht von Nick getrennt hätte. Mit dem Ende ihrer Beziehung hatte das Leben seinen Glanz verloren, und sie wollte näher bei Grace sein. Familie. Das zählte.

Entschlossen straffte Lacey die Schultern und versuchte, diese melancholischen Gedanken abzuschütteln. Vielleicht war sie einfach müde nach der langen Reise. Die untergehende Sonne schimmerte golden am Horizont, und sie warf einen letzten Blick auf das Haus, bevor sie die Vordertür aufschloss.

Lacey wollte direkt in die Küche gehen, um sich eine Tasse Kaffee zu kochen, aber ihr ruhiger Abend wurde jäh von lautem Hämmern unterbrochen. Der Lärm ging ihr nach wenigen Sekunden auf die Nerven.

Wer um Himmels willen machte so viel Krach? Hatte Rob nicht gesagt, ihr Nachbar wäre den Rest der Woche nicht da? Irgendetwas stimmte nicht. Wurde im Nachbarhaus eingebrochen?

Lacey ließ ihre Koffer im Flur stehen, lief nach draußen und versuchte auszumachen, woher der Krach kam. Die Gegend war sehr abgeschieden, die Nachbarhäuser standen in einiger Entfernung. Daher musste der Lärm aus dem Haus direkt nebenan kommen.

Lacey lauschte und überlegte. Sollte sie sich etwas zur Verteidigung mitnehmen? Einen Besenstiel vielleicht oder einen schweren Feuerlöscher?

Sie strich mit den Fingerspitzen über das Touchpad ihres Handys, das an ihrem Gürtel befestigt war. Wenn nötig, konnte sie über die Schnellwahltaste Hilfe holen.

In der Ferne sah sie etwas, das wie eine Scheune aussah. Die Türen standen weit offen, und Licht drang nach draußen. Sie ging darauf zu, während das Hämmern immer lauter wurde.

Als sie die Scheune erreichte, blieb Lacey an der Tür stehen. Ein großer Mann arbeitete drinnen und beugte sich über etwas, das aussah wie ein riesiges, umgedrehtes Boot. Der Rumpf bestand aus Eichenplanken, und der Geruch von frischem Holz lag in der Luft.

Mit einem Mal war der Lärm weg. Der Mann strich vorsichtig über eine Fuge, als würde er nach Fehlern suchen, und Lacey konnte sehen, dass seine Hände kräftig waren, aber nicht durch harte Arbeit gegerbt, wie man es hätte erwarten können. Seine Haut war leicht sonnengebräunt.

Er hatte sie nicht bemerkt, und einen Moment beobachtete Lacey ihn fasziniert. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er trug dunkelblaue Jeans, die seine muskulösen, langen Beine betonten, und ein weißes T-Shirt. Ein Mann, der sich offensichtlich fit hielt, wenn man nach seinen breiten Schultern und dem ausgeprägten Bizeps ging.

Laceys Träumerei wurde abrupt beendet, als das ohrenbetäubende Hämmern von Neuem anfing. Mit einem Holzhammer schlug der Mann auf ein Metallwerkzeug und schob so dickes Füllmaterial zwischen die Planken des Bootes.

Schnell hielt sie sich die Ohren zu und ging auf ihn zu. „Hallo“, rief sie, um sich Gehör zu verschaffen.

Ihr Rufen musste ihn erschreckt haben, denn der Mann ließ das Metallwerkzeug scheppernd auf den Boden fallen und traf mit dem Hammer direkt seinen Daumen.

Der Hammer schepperte auf den Boden, als der Mann vor Schmerz aufjaulte. Mit verzerrtem Gesicht hüpfte er herum und stieß unverständliche Flüche aus.

Lacey blieb erschrocken stehen. Sie fühlte sich schuldig an diesem Unfall. Der Mann hielt seine Hand, der Daumen schwoll sichtbar an. Lacey sah, wie das Blut sich unter dem Nagelbett staute und es dunkelviolett aussehen ließ. Sie konnte sich den pochenden Schmerz vorstellen. Für einen Augenblick krümmte sich der Mann, bevor er sich aufrichtete und sie benommen ansah.

„Wer sind Sie?“, fragte er. „Was machen Sie hier?“ Dann runzelte er die Stirn. „Ich wusste gar nicht, dass jemand in der Nähe ist.“

„Mit war auch nicht klar, dass Sie hier sind.“ Lacey musterte ihn unsicher. „Rob sagte, dass mein Nachbar diese Woche nicht zu Hause wäre, deshalb wollte ich herausfinden, was los ist. Es klang, als ob jemand das Haus einreißt.“

Der Mann zuckte plötzlich zusammen und hielt erneut seine Hand. Mit einem Mal wurde er ganz blass. Mühsam antwortete er: „Ja, stimmt. Eigentlich sollte ich bei einem Geschäftstreffen in Miami sein, aber das ist ausgefallen.“

„Oh, verstehe.“ Lacey zögerte. „Tut mir leid, dass ich hier so einfach hereingeplatzt bin und Sie sich verletzt haben.“ Wenn sie sich nicht eingemischt hätte, wäre das nicht passiert. Nicht unbedingt der beste Weg, Bekanntschaft mit ihrem Nachbarn zu schließen.

Er richtete sich auf und straffte die Schultern. „Na ja, immerhin haben Sie nach dem Rechten gesehen. Ich hoffe, Sie verzeihen mir die Flüche.“ Jetzt klang seine Stimme wieder ruhiger, tief und charismatisch.

„Machen Sie sich keine Sorgen“, entgegnete Lacey mit schlechtem Gewissen. Er starrte sie noch immer an. Seine blaugrauen Augen wirkten stechend intensiv, als wollte er jedes Detail, das er an ihr wahrnahm, aufsaugen.

Lacey war sich nur allzu bewusst, wie er ihren Körper musterte. Sie trug einen cremefarbenen Leinenrock, angenehm für das Klima hier, kombiniert mit einem blassroten Baumwolloberteil. Beides saß wie eine zweite Haut, und das machte seinen langen, prüfenden Blick umso intimer.

Lacey warf ihr langes honigblondes Haar über die Schulter zurück und fixierte den Fremden mit einem ebenso prüfenden Blick aus ihren blauen Augen. Die Schuldgefühle ließen ein wenig nach. Es war vielleicht nicht ganz in Ordnung gewesen, einfach hereinzuplatzen und ihn zu unterbrechen, aber bei dem Lärm war es durchaus gerechtfertigt.

„Ich bin Jake Randall“, stellte er sich endlich vor. „Ich würde Ihnen – oder dir – gern die Hand geben, aber unter diesen Umständen lass ich das besser.“ Trotz der Schmerzen, die er mit Sicherheit immer noch hatte, verzog er seinen Mund zu einem beinahe schelmischen Lächeln. Er stützte seinen verletzten Daumen mit seiner freien Hand.

„Lacey Brewer“, antwortete sie. „Ich ziehe gerade in das Haus nebenan.“

Jake nickte. „Ich wusste nicht, dass du heute schon ankommst. Rob meinte, erst nächstes Wochenende. Er hat wohl gehofft, dass ich mich dann gut benehme.“

„Oh! Wirklich?“ Lacey blinzelte, weil sie nicht so richtig wusste, wie sie darauf reagieren sollte.

Rob war ein alter Freund, der die letzten Jahre ihr Haus gehütet hatte, solange sie selbst überlegt hatte, was sie mit dem Grundstück anfangen wollte. Als sie das letzte Mal mit Rob gesprochen hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass ihr Nachbar wohl zumindest etwas exzentrisch war.

„Rob ist vor ein paar Tagen zu einer neuen Filmexpedition in die Everglades aufgebrochen“, erklärte Jake. „Zumindest wollte er dorthin, nach einem Besuch bei seiner Familie. Er hat mir erzählt, dass du hier wohnen wirst und ich dir genügend Raum lassen soll.“ Nachdenklich musterte er Lacey. „Er scheint dich wirklich gern zu mögen.“

Sie lächelte. Es war schön zu wissen, dass Rob sich um sie sorgte. „Wir kennen uns schon lange. Eigentlich sollte ich auch nicht vor nächstem Wochenende hier sein, aber mein Chef hat herausgefunden, dass ich noch ein paar Urlaubstage übrig habe. Deshalb war mein Vertrag mit dem Krankenhaus, für das ich gearbeitet habe, eher beendet als erwartet, und ich konnte einen früheren Flug nehmen. So kann ich mich in Ruhe einrichten und habe etwas Zeit, bevor ich wieder anfange zu arbeiten.“

„Hmm … Rob hat erzählt, dass du Ärztin bist, richtig?“ Fragend hob Jake die Augenbrauen, und Lacey fiel auf, dass sie genauso rabenschwarz waren wie seine Haare, was ihm ein fast teuflisches Aussehen verlieh. Sein markantes Gesicht verstärkte den Eindruck noch. Er wirkte etwas angespannt, wohl weil er den Schmerz im Daumen unterdrücken wollte. „Notfallmedizin, hat er gesagt.“

Lacey nickte und warf einen kurzen Blick auf seine Hand. „Stimmt. Das solltest du besser behandeln lassen, es sieht nicht gut aus. Das Blut staut sich unter dem Nagel und baut Druck auf, weil es nirgendwohin kann.“ Lacey beobachtete ihn einige Augenblicke, und sein Zusammenzucken sagte ihr alles, was sie wissen musste. „Ich habe meine Arzttasche mitgebracht“, erklärte sie. „Wenn du möchtest, könnte ich die Verletzung kurz behandeln und dir etwas gegen die Schmerzen geben.“

Jake zögerte, als würde er innerlich abwägen. „Okay. Danke, so kann ich auch gleich meine neue Nachbarin besser kennenlernen.“

Er verstaute seine Werkzeuge in einer Kiste und verschloss dann sorgfältig die Tür der Scheune, bevor er mit ihr an dem kleinen Hafenbecken entlangging, an dem ihre beiden Häuser lagen. Einige Boote waren dort festgemacht, eine Jacht und ein Schoner. Weiter unten standen ein paar Hummerkörbe.

Eine warme Brise trug den frischen Geruch nach Meer herüber. Lacey schloss die Augen und malte sich ihre Zukunft aus. Sie hatte alles, was sie kannte, hinter sich gelassen, um neu anzufangen. Und welcher Ort eignete sich besser dazu als genau dieser hier?

Im Haus gingen Lacey und Jake in die Küche. „Setz dich. Du siehst aus, als ob du gleich umkippst.“ Kleine Schweißperlen standen auf Jakes Stirn. Verstohlen sah sie auf seinen verletzten Daumen. Eigentlich musste das geröntgt werden, falls etwas gebrochen war, aber jetzt musste sie erst einmal etwas gegen den Schmerz tun. „Ich hole nur schnell meine Arzttasche.“

„Danke.“ Jake setzte sich an den Tisch.

Als Lacey mit ihrer Tasche zurückkam, legte sie Tupfer und Verbandsmaterial bereit und zog sterile Handschuhe an.

„Zuerst bestreiche ich den Nagel mit Jodlösung, damit alle Bakterien abgetötet werden. Dann erhitze ich eine Metallbüroklammer, um sie zu sterilisieren. Mit der Spitze steche ich dann in den Nagel. Das erhitzte Metall brennt ein Loch hinein, damit das Blut entweichen kann.“ Sie sah ihn an. „Ist das okay?“

„Wenn du gesagt hättest, dass du meinen Daumen abhacken willst, wäre das im Moment wahrscheinlich auch okay“, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Tu einfach, was du tun musst.“

Lacey nickte und machte sich an die Arbeit. „Das sollte nicht wehtun. Du spürst eine Erleichterung, wenn das Loch offen ist.“ Sie entfernte die Büroklammer sofort, als das Blut herauslief. Ab da übernahm Jake und wischte das Blut mit den Tupfern weg.

„Puh!“, seufzte er nach einer Weile. „Schon besser. Danke. Dafür schulde ich dir was.“

„Gern geschehen.“ Lacey warf die Büroklammer und die benutzten Tupfer in eine Tüte und entsorgte alles im Abfalleimer. „Sobald es nicht mehr blutet, trage ich eine antibiotische Salbe auf und verbinde die Wunde. Halte es für die nächsten Tage trocken und lass den Daumen röntgen – nur zur Sicherheit, falls doch etwas gebrochen ist.“

„Ich bezweifle, dass das nötig ist“, widersprach Jake. „Wahrscheinlich verpassen sie mir nur eine Fingerschiene und lassen meine Versicherung für das Vergnügen zahlen.“

Lacey nickte. In den Staaten musste für medizinische Versorgung sofort bezahlt werden, anders als in England.

„Den Nagel wirst du möglicherweise verlieren“, warnte sie Jake. „Aber er wächst in etwa sechs Monaten nach.“

Er lachte leise. „Nicht so tragisch. Warte, ich helfe dir, hier aufzuräumen.“ Lacey ging zur Spüle, um sich die Hände zu waschen.

„Rob meinte, er hätte die Vorräte für mich aufgefüllt, bevor er losgefahren ist“, sagte sie und warf einen Blick in den Kühlschrank. „Ich kann dir Orangensaft anbieten. Oder lieber Kaffee?“

„Kaffee klingt wunderbar.“ Jake sah sich in der Küche um, während Lacey Kaffeepulver in die Maschine füllte. „Das sieht alles so neu aus“, sagte er beeindruckt, als er das helle Holz der Schränke und die dekorativen Glasverkleidungen der Wandschränke betrachtete. „Als ich das letzte Mal hier war, gab es einen alten Herd und Eichenschränke.“

„Wirklich?“ Das musste schon eine ganze Weile her sein, bevor ihre Eltern das Haus gekauft hatten, vermutete Lacey. Vielleicht war er ab und zu vorbeigekommen, um denjenigen zu besuchen, der damals hier gewohnt hatte. Rob hatte ihn offensichtlich nicht hereingebeten, aber Rob blieb auch lieber für sich.

Jake nickte und sah sich weiter um. Es war eine geräumige Küche, U-förmig angelegt, mit einem Frühstücksbereich bei den Glastüren, die auf die Terrasse führten. Von dort konnte man auf den Orangenhain und die Mangroven blicken. „Hast du es neu gestalten lassen? Dieses Haus ist schon ziemlich alt, auch wenn man es ihm nicht ansieht.“

„Ja, ist es. Meine Eltern haben es vor etwa zwölf Jahren gekauft, aber ich glaube, es wurde vor etwa fünfzig Jahren gebaut.“ Flüchtig lächelte sie. „Und es hat sich gut gehalten. Ich erinnere mich noch an die alte Küche, meine Mutter hat sie jedoch vor etwa drei Jahren modernisieren lassen, zusammen mit dem Rest des Hauses. Mein Vater hat für eine Reederei gearbeitet, und sein Job hat ihn um die halbe Welt geführt. In den Ferien waren meine Eltern dann so oft wie möglich hier, in den Sommermonaten oft mehrere Wochen.“

Jake wirkte nachdenklich. „Zu der Zeit war ich vermutlich in Miami. Meine Eltern sind, während ich studiert habe, nebenan eingezogen. Sie sind schon vor einiger Zeit verstorben, und mein Bruder hat hier aufgepasst, bis er wegen seines Jobs nach Jacksonville musste. Ich bin erst vor etwa eineinhalb Jahren zurückgekommen.“

„Das tut mir leid … wegen deiner Eltern. Ich weiß, wie es ist, Familie zu verlieren.“ Lacey schwieg einen Moment, versunken in Erinnerungen. Dann zwang sie ihre Gedanken wieder in die Gegenwart.

Sie schenkte den Kaffee ein und schob Jake eine Tasse hin. „Bedien dich mit Milch und Zucker.“ Nachdenklich inspizierte sie den Inhalt des Kühl- und des Gefrierschrankes. „Ich verhungere, aber so wie es aussieht, hat mir Rob nur eine Auswahl Fertiggerichte dagelassen. Ich könnte schnell ein paar Empanadas machen, wenn du möchtest.“ Ein gemeinsames Essen war bestimmt eine gute Gelegenheit, Jake besser kennenzulernen.

„Wow. Das Mädchen von nebenan zeigt ungeahnte Talente … Notfallmedizin, Kochkünste …“ Seine graublauen Augen funkelten. „Und sie sieht auch noch gut aus! Es geht definitiv bergauf.“

„Ich wäre da vorsichtig“, erwiderte Lacey trocken, schaltete den Herd ein und holte aus dem Gefrierschrank einige Teigscheiben. „Du kennst meine Kochkünste noch nicht.“ Sie trennte die Scheiben und verteilte sie auf einem Stück Backpapier. „Und wenn man bedenkt, dass ich nur bei dir drüben war, um herauszufinden, was so einen Krach macht, ist das vielleicht erst der Anfang eines Nachbarschaftsstreites. Ich bin kein Fan von nächtlichem Lärm.“

Jake verzog den Mund. „Das tut mir leid. Ich wollte an dem Boot arbeiten und war mir ziemlich sicher, dass ich niemanden störe, da Rob unterwegs ist. Offensichtlich lag ich da falsch.“

„Sieht nach einem großen Projekt aus, dein Boot. Arbeitest du ganz allein daran?“ Lacey bereitete die Füllung für die Empanadas zu, dazu schichtete sie Streifen von Hühnchenfleisch, Schinken und Käse auf den Teig.

„Ja. Es ist nur ein Hobby, aber es erfüllt mich sehr, mit Holz zu arbeiten … der Geruch, das Gefühl, das Ergebnis.“

„Welches Holz verwendest du? Eiche, oder?“

Er nickte. „Ja. Eigentlich habe ich verschiedene Hölzer verwendet. Eiche für die Böden, Zeder für die Planken. Ansonsten Lärche.“

Lacey faltete die Teigscheiben zu kleinen Paketen und schob ein Backblech Empanadas in den Ofen. „Was hast du vorhin gemacht, als du dicke Baumwollwatte zwischen die Planken gehämmert hast?“ Sie wischte sich die Hände an einem sauberen Handtuch ab und trank einen Schluck Kaffee. Dann drückte sie ihren Rücken durch und rieb über eine verspannte Stelle. Es war ein langer Tag gewesen.

Jake beobachtete sie. Sein Blick wanderte über ihren Körper, ihre weiblichen Kurven. Er schien ganz offensichtlich ansprechend zu finden, was er sah, denn er lächelte leicht.

Lacey richtete sich auf. Sie erhaschte seinen Blick, aber so viel Aufmerksamkeit konnte sie überhaupt nicht brauchen. Von Männern hatte sie momentan genug, zumindest was Beziehungen anging. Sie verkomplizierten nur alles, versprachen einem den Himmel und ewige Liebe und ließen einen dann im Stich, wenn die Dinge nicht so liefen, wie sie sich das vorstellten.

Jake lächelte. „Man nennt es kalfatern.“

Sie runzelte die Stirn. „Kalfatern?“ Für einen Augenblick hatte sie das Thema ihrer Unterhaltung vollkommen vergessen.

„Eine Art Abdichten“, erklärte er hilfreich, und es fiel Lacey schwer, ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. „Das Material füllt die Lücke zwischen den Planken und sorgt dafür, dass sie sich nicht bewegen. Sie dehnen sich natürlich noch aus oder schrumpfen zusammen, je nach Feuchtigkeit. Ein Boot muss wasserdicht sein, darum trage ich noch eine Schicht Epoxidharz auf, bevor ich es streiche.“

„Ah, ich verstehe.“ Zumindest dachte sie das. Was für Prozeduren er auch immer anwandte, das Boot in der Scheune hatte ihr gefallen. „Ist das dein einziges Boot? Oder sammelst du sie? Wofür nutzt du sie?“

„Hummerfang. Ich habe weitere, die am Kai liegen. Sie stammen von meinem Vater und Großvater. Man könnte sagen, Boote und das Meer sind ein Teil meines Erbes.“ Er lächelte sie schief an. Aus irgendeinem Grund hatte Lacey das Gefühl, dass es ein ironisches Lächeln war, als hielte er etwas zurück. Vielleicht hatte Rob recht, wenn er sagte, dass Jake nicht wie andere Männer war. Er hat eine geheimnisvolle, verborgene Seite, hatte Rob gesagt, es ist ein Teil von ihm, den man nicht ganz ergründen kann.

Der Geruch von heißem Käse und Schinken erfüllte die Küche, und Lacey sah nach dem Essen.

„Sie sind fertig“, verkündete sie. „Verbrenn dir nicht die Zunge. Wir wollen doch nicht, dass du dich heute noch einmal verletzt, oder?“

„Oh, ich weiß nicht … du gibst eine attraktive Ärztin ab.“ Jake schenkte ihr einen teuflisch attraktiven Blick, bei dem Lacey unglaublich warm wurde. „Du darfst dich jederzeit um meine Verletzungen kümmern.“

„Darauf würde ich an deiner Stelle nicht warten“, entgegnete Lacey trocken. „Oder auf anderes.“ Besser, sie stutzte ihn gleich zurecht, bevor er so weitermachte. Sie schob die goldenen Empanadas auf einen Teller und reichte ihn Jake.

„Schade“, erwiderte er gespielt bestürzt, aber ein kleines Lächeln konnte er sich nicht verkneifen. Dann seufzte er übertrieben. „Da muss ich mich wohl mit diesen Empanadas trösten.“

2. KAPITEL

Gedankenversunken schlenderte Lacey die felsige Küste entlang. Ihr Blick schweifte über die Linie der Koralleninseln, die vor der Küste lagen. Ein wunderbarer Anblick, aufgereiht wie Edelsteine an einem Armband über den Florida Straits. Als es langsam heißer wurde, schien im Westen ein blauer Nebel über dem sonnengesprenkelten Golf von Mexiko zu liegen.

Zum ersten Mal seit langer Zeit war Lacey zufrieden, und vielleicht fand sie jetzt endlich, was sie brauchte, um mit allem zurechtzukommen, was vor ihr lag. Einige Wochen waren seit ihrer Ankunft hier und dem Abend, an dem sie ihren neuen Nachbarn kennengelernt hatte, vergangen, aber einschätzen konnte sie Jake immer noch nicht richtig. Eine Stunde in seiner Gesellschaft hatte ausgereicht, um ihr klarzumachen, dass er ihrem inneren Frieden sehr gefährlich werden konnte. Und den brauchte sie im Moment am meisten.

Seit dem ersten Tag hatten sie sich nicht wieder getroffen, was wahrscheinlich daran lag, dass sie selbst viel unterwegs gewesen war, die Insel erkundet und ihre neue Freiheit genossen hatte. Noch immer leckte sie ihre Wunden nach dem Beziehungsende mit Nick. Und auch der Verkauf des Elternhauses beschäftigte sie weiterhin. Sie hatte Zeit gebraucht, ihre Gedanken zu ordnen. Jake dagegen war eine Ablenkung, die sie nicht brauchte.

„Hallo … Lacey, warte!“

Sie drehte sich um. Es wirkte beinahe, als hätte sie Jake durch ihre Gedanken heraufbeschworen. Er kam aus dem Wald, der sich hinter den Häusern Richtung Landesinnere erstreckte, auf sie zu.

Lacey ging langsamer, damit er aufholen konnte. „Habe ich dich endlich gefunden“, meinte er lächelnd. Seine tiefe Stimme klang lebhaft und energiegeladen. „Ich hab dich die letzten Tage gesucht. Und jetzt endlich hier unten entdeckt.“ Jake passte sich ihrem Schritttempo an und warf ihr einen Seitenblick zu, der ihr lockeres Baumwolloberteil und die weißen Shorts, die ihre langen, wohlgeformten Beine betonten, erfasste. „Du siehst gut aus“, murmelte er. „Sonnengebräunt, und du strahlst richtig. Dieser Ort scheint dir gut zu bekommen.“

„Das Klima ist auf jeden Fall besser als zu Hause“, stimmte Lacey ihm zu. „Da musste ich einfach viel rausgehen, solange ich noch Zeit dazu habe.“

„Hmm. So oft, dass du kaum zu Hause bist. Ich dachte schon, du gehst mir aus dem Weg.“