Ihr Einsatz, Dr. Beckett! - Joanna Neil - E-Book

Ihr Einsatz, Dr. Beckett! E-Book

Joanna Neil

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Beschreibung

Ordnung ist das halbe Leben? Falsch. Für Dr. Tyler Beckett ist es das ganze Leben. Vollkommen anders hält es seine neue Kollegin Ärztin Saskia Reynolds, die immer ein bisschen chaotisch ist. Warum also lässt er sich dazu hinreißen, etwas komplett Untypisches zu machen - Saskia zu küssen?

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Seitenzahl: 194

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IMPRESSUM

Ihr Einsatz, Dr. Beckett! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2014 by Joanna Neil Originaltitel: „Daring to Date Her Boss“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBENBand 92 - 2016 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Katharina Illmer

Umschlagsmotive: opolja/Kalawin/GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751505642

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Boomer, lass los! Aus!“

Im Halbschlaf drehte sich Saskia im Bett um und kuschelte sich wieder in ihre Decke. Doch der Lärm war nicht zu ignorieren. Was war da los? Das war doch eindeutig die Stimme der achtjährigen Becky … Müde öffnete Sakia die Augen.

Weiches Sonnenlicht drang durch die Vorhänge und versah die Glastüren des antiken Kleiderschrankes und das fein gemaserte Holz des Frisiertisches mit funkelnden Reflexen. Es war ein hinreißendes Zimmer, aber für einen Moment war Saskia verwirrt. Wo war sie hier? Und was sollte dieses Geschrei?

Als ein lautes Heulen ertönte, setzte sie sich erschrocken im Bett auf. Leise stöhnend schlug sie die Decke zurück und stand auf. Wie spät war es eigentlich?

Sie griff nach dem kurzen Seidenmorgenmantel, der über einem Stuhl hing, und zog ihn über ihr kurzes Nachthemd, das ihr gerade bis zu den Oberschenkeln reichte. Schlagartig fiel ihr wieder ein, wie drastisch sich ihr Leben in den letzten Tagen verändert hatte. Sie war hier, um sich um die Kinder zu kümmern. Allein bei dem Gedanken bekam Saskia schon leichte Panik. Warum lag sie noch im Bett, während die Kinder schon wach waren?

„Böser Hund! Ich mag dich nicht mehr. Geh weg, Boomer.“

Nach einem flüchtigen Klopfen wurde unvermittelt die Tür zu Saskias Schlafzimmer aufgerissen, und eine aufgebrachte Becky stürmte herein. Tränen liefen über ihr wütendes Gesicht.

„Boomer hat auf Millys Nuckelflasche herumgekaut und jetzt ist sie kaputt – schau!“ Verschlafen starrte Saskia auf etwas, das einmal die Nuckelflasche einer Puppe gewesen war. Becky hatte recht. Sie war kaputt, so viel stand fest.

Tröstend legte Saskia einen Arm um die Schultern ihrer Nichte und drückte ihre Wange an die blonden Locken des Mädchens. „Wir finden bestimmt eine neue, wenn wir das nächste Mal einkaufen. Solche Sachen musst du von Boomer fernhalten, weißt du? Auch wenn er schon zwei Jahre alt ist, verhält er sich noch oft wie ein Welpe.“

„Er ist ein böser Hund.“

„Ja.“ Saskia warf einen Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch und erschrak. War es wirklich schon zehn Uhr? Dann erinnerte sie sich daran, dass sie im Augenblick ja keine Arbeit hatte, zu der sie zu spät kommen könnte. Außerdem war Samstag. Es gab also keinerlei Grund zur Aufregung!

Doch bereits eine Minute später klingelte es an der Tür, und die Ruhe war wieder dahin.

Saskia war gerade ins Wohnzimmer gehuscht, um nach Beckys Geschwistern zu sehen. Beim Geräusch der Türklingel begann Boomer, der lebhafte Spaniel der Familie, laut zu bellen, und Saskia runzelte die Stirn.

Wer konnte das sein? Sie war nicht unbedingt in der Stimmung für Besucher. Außerdem herrschte im Haus das reine Chaos – überall standen Taschen, Umzugskisten und halb ausgepackte Kartons.

Der sechsjährige Charlie spielte trotz des Lärms zufrieden in einer Ecke des Zimmers mit seinen Spielzeugautos und schaute kaum auf, als Saskia ihn begrüßte.

Doch Boomer verstummte, als er sie sah, raste schwanzwedelnd auf sie zu und warf sie beinahe um vor Begeisterung. Sie streichelte sein seidiges schokoladenbraunes Fell und sah sich dabei um. Von Caitlin fehlte jede Spur. Bestimmt lag der Teenager noch gemütlich im Bett. Beneidenswert.

„Vielleicht sollten Sie hereinkommen“, hörte sie Becky vom Flur her zögernd sagen. „Meine Mummy ist nicht da, aber Sie können mit meiner Tante sprechen, wenn Sie möchten.“

Sofort lief Saskia los, um eine Katastrophe zu verhindern. Sie war doch noch gar nicht ordentlich angezogen – wie konnte sie in diesem Aufzug jemandem gegenübertreten?

Aber sie kam zu spät … ein Mann, der ein großes Paket trug, folgte Becky bereits über den Flur in Richtung Wohnzimmer.

Für den Bruchteil einer Sekunde stockte Saskia der Atem. Der fremde Mann sah einfach umwerfend gut aus! Sie schätzte ihn auf etwa Mitte dreißig, er war groß und schlank, und wirkte geradezu verboten fit. Seine Kleidung war sportlich-elegant: dunkles Hemd, beigefarbene Hose und Slipper. Wow! fuhr es Saskia durch den Kopf. Die Scilly-Inseln haben wirklich etwas zu bieten.

Seine kohlrabenschwarzen Haare waren extrem kurz geschnitten, was ganz wunderbar zu seinen kantigen Gesichtszügen passte. Und seine blauen Augen … Errötend wurde Saskia bewusst, dass ihr Gegenüber inzwischen bemerkt haben musste, dass sie ihn anstarrte

Allerdings schien dieses unerwartete Aufeinandertreffen auch den gut aussehenden Fremden aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er holte scharf Luft und sie sah, wie seine Augen sich weiteten, als er sie eingehend von Kopf bis Fuß musterte. Sie spürte seinen Blick wie eine heiße Berührung auf ihrer Haut.

Es fühlte sich an, als würde eine elektrische Spannung zwischen ihnen bestehen, und eine sinnliche Hitzewelle lief durch Saskias Körper. Sie konnte sich nicht rühren, wusste nicht, wie ihr geschah.

Dann gab der Fremde einen rauen Ton von sich, als wollte er etwas sagen. Aber die Worte schienen ihm im Hals stecken zu bleiben.

Das brach den Bann. Umständlich zupfte Saskia am Saum ihres Morgenmantels, um ein wenig mehr von ihrem nackten Oberschenkel zu bedecken, doch dadurch zog sie den Stoff nur weiter auseinander. Schnell wickelte sie den Stoff fester um sich und verknotete den Gürtel – hoffentlich hielt er.

„Ich … äh …“ Zögernd sah der unverhoffte Besucher ihr ins Gesicht. Genau wie ihr schien es ihm schwerzufallen, sich wieder zu fangen. „Ich vermute, Sie sind nicht Mrs. Reynolds …“

„Oh … nein, ich bin ihre Schwägerin … Saskia Reynolds.“

„Ah, ich verstehe.“ Er nickte, atmete tief durch und straffte die Schultern. „Ich bin Tyler, Tyler Beckett.“ Mit dem Kinn deutete er auf die große Kiste mit dem Aufkleber „Vorsicht! Glas!“, die er noch immer in den Händen hielt. „Ich habe vor ein paar Tagen ein Paket für Mrs. Reynolds angenommen.“

„Oh! Danke!“ Saskia runzelte die Stirn. „Richtig. Mein Bruder hat erzählt, dass Megan eine neue Lampe bestellt hat … das ist sie dann wohl. Sie hatte beim Vermieter nachgefragt, ob sie einige Dinge verändern kann.“

„Ja, ich habe ihr erklärt, dass es in Ordnung ist, solange sie zuerst nachfragt.“

Er war der Vermieter? Das überraschte sie jetzt doch. Als sie ihm das Paket abnehmen wollte, wandte er ein: „Es ist ziemlich schwer. Vielleicht wäre es besser, wenn ich es für Sie irgendwo abstelle, wo es sicher ist?“

„Oh … ja, natürlich.“ Sie musterte ihn verstohlen. Wenn ihm das Haus gehörte, wie würde er wohl darauf reagieren, wie sein makelloses Eigentum aussah, nachdem drei Kinder und ein Hund hindurchgetobt waren? Schon jetzt war an einer der Wände eine Schramme zu sehen …

Erwartungsvoll sah er sie an, darum gab Saskia sich einen Ruck. Schnell verdrängte sie die nervöse Anspannung und führte ihn in das L-förmige Wohnzimmer. Barfuß tapste sie über den glatten Eichenfußboden in den Essbereich. „Hier könnten Sie es abstellen.“

Leider stand auf dem Esstisch noch schmutziges Geschirr – die Überreste des gestern Abend eilig zusammengestellten Abendessens. Danach war sie zu müde gewesen, um noch aufzuräumen.

Hastig schob sie alles etwas beiseite und deutete mit der Hand auf den freien Platz auf dem großen, stabilen Holztisch.

Ihr Bruder hatte das Haus teilmöbliert gemietet, und nach dem, was sie bis jetzt gesehen hatte, schien ihr neuer Vermieter ein gutes Auge für Qualität zu haben.

Im Moment sah er sich allerdings verblüfft um. Charlie hatte sein Spielzeug großzügig im Raum verteilt – das war die erste Kiste gewesen, die sie ausgepackt hatten, weil er es nicht erwarten konnte, seine Sachen wieder in der Hand zu haben. Dazwischen lag Boomers Spielzeug verstreut.

Tyler runzelte die Stirn, und Saskia zuckte zusammen. Insgeheim fragte sie sich, ob er wohl mit dem Chaos, das ein Familienleben mit Kindern mit sich brachte, vertraut war. So, wie er die Schultern straffte, eher nicht. Trotzdem sagte er nichts dazu. „Ich hatte die letzten Tage auf der Arbeit viel zu tun“, erklärte er, als er das Paket abstellte, „und gestern waren Sie bis spät abends mit dem Umzugswagen beschäftigt, da wollte ich nicht stören.“

„Das war sehr rücksichtsvoll“, murmelte sie und beugte sich vor, um ihm zu helfen, als sie bemerkte, dass er sie erneut intensiv musterte. Verlangend glitt sein Blick über ihre kupferroten Locken, die ihr ovales Gesicht einrahmten und ihr bis auf die Schultern reichten.

Zu spät erkannte sie, dass ihre Schulter nackt war. Der weite Ausschnitt ihres Nachthemds war irgendwie über ihren Arm gerutscht. Hastig zog sie den Morgenmantel zusammen.

„Ich … äh … ich muss mich für meinen Aufzug entschuldigen. Sie haben mich überrascht. Ich habe verschlafen. Das passiert mir sonst nicht“, fügte sie eilig hinzu. „Es ist nur so, dass … äh …“ Es war nur so, dass sie die halbe Nacht an ihrem Laptop gesessen hatte, um den Schulweg zu recherchieren und eine geeignete Betreuung für die Kinder nach der Schule zu organisieren sowie eine ganze Reihe anderer Dinge, die er nicht wissen musste und die sie erst tun konnte, nachdem die Kinder im Bett lagen. „Wir sind am Donnerstag lange gefahren, um hierher zu kommen. Dann zweieinhalb Stunden mit der Fähre, und schließlich noch vom Hafen hierher. Mir kommt es vor, als hätten wir seitdem keine Pause gemacht. Ich bin noch gar nicht richtig bei mir angekommen.“

„Das ist in Ordnung. Sie müssen sich nicht erklären.“ Er sah sie etwas seltsam an, und sie konnte sich gut vorstellen, was er dachte. Dass hier schon alles verloren war.

Sie trat vom Tisch zurück, und sein Blick glitt zu ihren nackten Füßen und verweilte dort, als hätte er gerade erst bemerkt, dass ihre Fußnägel pink lackiert waren. Er wirkte fasziniert, sogar neugierig, und schien es auch nicht eilig zu haben, wieder zu gehen. Ob sie ihm einen Kaffee anbieten sollte? Das wäre doch nachbarschaftlich, oder?

„Kann ich Ihnen …“ Sie unterbrach sich, als Boomer sie plötzlich spielerisch ansprang und völlig aus dem Gleichgewicht brachte.

Schnell hielt Tyler sie fest. „Was wollten Sie sagen?“

„Oh …“ Seine Nähe brachte sie ganz durcheinander, und es dauerte einen Moment, bis sie ihre Gedanken wieder geordnet hatte. Seine Hände umfassten sanft ihre Arme, schon allein diese Berührung durchflutete ihren Körper mit Wärme. Solange er sie so festhielt, konnte sie einfach nicht klar denken.

„Kaffee“, platzte sie schließlich heraus. „Ich wollte Ihnen Kaffee anbieten.“

„Danke, das wäre sehr nett.“ Er ließ sie los, und sie atmete auf. „Dann können sie mir vielleicht ein, zwei Dinge erklären“, fügte er hinzu. „Zum Beispiel, was mit Ihrem Bruder und seiner Frau passiert ist.“

Sie nickte, aber gleichzeitig durchfuhr sie ein schmerzhafter Stich. Sam und Megan lagen beide im Krankenhaus und würden sich nicht so schnell wieder erholen. Als ihr Vermieter hatte er vermutlich ein Recht, das zu erfahren, aber es fiel ihr einfach schwer, darüber zu sprechen. Der Unfall hatte sie alle geschockt.

Es war aus heiterem Himmel passiert, mitten auf einer viel befahrenen Straße …

Boomer folgte ihnen in die Küche, stupste sie immer wieder sanft an, als wollte er sie unbedingt in die richtige Richtung lenken. Da fiel ihr siedend heiß ein, dass er wahrscheinlich Hunger hatte. „Okay, Boomer, du kriegst was zu fressen. Gib mir nur eine Minute.“

In der Küche saß Caitlin an dem runden Tisch in einer Ecke. Ihr mittelbraunes Haar fiel ihr wie ein Vorhang über die Wange, während sie sich über ihr Handy beugte. „Er ist daran gewöhnt, um acht Uhr gefüttert zu werden“, bemerkte der Teenager leicht kritisch, als Saskia Trockenfutter in Boomers Futterschüssel gab. Schwungvoll warf sie ihr Haar zurück. „Gestern hast du ihn schon zu spät gefüttert, und vorgestern auch.“

„Wir hatten die letzten Tage ja auch viel zu tun“, verteidigte sich Saskia, weil ihr unangenehm bewusst war, dass Tyler interessiert zuhörte. „Ich bin viel organisierter, wenn ich erst mal den Dreh raus habe.“

„Ja, genau. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich mich um sein Futter kümmere.“ Caitlin seufzte und schob eine Schale mit trockenem Müsli in Saskias Richtung. „Das kann ich nicht essen. Mum kauft immer die richtige Marke.“ Missmutig presste sie ihre Lippen zusammen. „Und Charlie hat wieder die Milch alle gemacht.“

„Oh je.“ Saskia runzelte die Stirn. Natürlich war der Unfall ihrer Eltern schrecklich belastend für die vierzehnjährige Caitlin. Doch zu allem Übel schien sie nun auch noch eine mürrische Phase durchzumachen …

„Machen Sie sich keine Gedanken über den Kaffee“, mischte Tyler sich ein. „Das ist nicht so wichtig.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe hier irgendwo ein paar Päckchen Kaffeepulver.“ Suchend sah sie sich um. Wo hatte sie die Schachtel nur hingelegt?

Auch Tyler schaute sich um. „Hier gibt es einige Schachteln zur Auswahl, oder?“ Sein Blick blieb an dem Geschirr und den Kochbüchern hängen, die auf der Arbeitsplatte ausgebreitet waren. Langsam schloss er die Augen, als wollte er diese unbekannte Welt ausschließen, in die er hineingestolpert war.

„Nein, das ist schon okay. Im Schrank“, erwiderte Saskia triumphierend. „Ich erinnere mich, dass ich sie in die Nähe des Wasserkessels geräumt habe. Juhu!“ Sie eilte dorthin, um sie zu holen, doch plötzlich …

„Au, au, au …“ Sie jammerte vor Schmerz, als sie auf einen von Boomers Kauknochen trat, hopste auf einem Bein auf dem gefliesten Boden herum und umklammerte ihren Fuß.

„Was ist los?“, fragte Caitlin und stand auf, um zu sehen, was passiert war. „Oh … da ist Blut.“ Sie schluckte schwer. „Du blutest, Sass. Ist alles in Ordnung?“

Saskia holte tief Luft. „Natürlich.“ Vorsichtig trat sie auf. „Mir geht es gut.“ Die Kinder sollten sich nicht auch noch um sie sorgen, sie mussten schon so viel verkraften. Stattdessen schaltete sie den Wasserkocher an und versuchte, den Schmerz zu ignorieren, während sie das Kaffeepulver in zwei Tassen gab.

„Ich vermute, Sie haben keinen Erste-Hilfe-Kasten zur Hand, oder?“, fragte Tyler.

Saskia überlegte. „Irgendwo habe ich ihn gesehen.“

„Dann hole ich schnell meinen.“

„Das ist wirklich nicht nötig. Mir geht es gut.“

Er musterte sie kurz. „Aber nicht mehr lange, wenn Sie so weitermachen. Sie wollen sich doch keine Infektion einfangen, oder?“

„N…nein, natürlich nicht.“

„Gut, dann setzen Sie sich, und warten Sie hier, bis ich zurückkomme.“

Nachdem er gegangen war, kümmerte sich Caitlin um den Kaffee und musterte den Kauknochen. „Ich entsorge den besser“, verkündete sie. „Vielleicht sollten wir Boomer in den Garten lassen. Er hat viel zu viel Energie.“

„Eine gute Idee. Vielleicht möchte Charlie ja draußen mit ihm spielen? Er und Becky müssen doch auch noch ihr Kaninchen füttern.“

„Ja, ich sag’s ihnen, sobald ich den Boden gewischt habe.“

Dankbar lächelte Saskia sie an. „Danke, Caitlin. Du bist ein Schatz.“

Nach wenigen Minuten kam Tyler zurück und stellte zuerst einen Karton Milch in den Kühlschrank, bevor er seinen Erste-Hilfe-Kasten auf dem Küchentisch auspackte.

„Ich schätze, die Blumenrabatte sind Geschichte“, murmelte er bedauernd, als er zur Spüle ging, um warmes Wasser zu holen. Das Küchenfenster bot einen perfekten Blick auf den Hund, der draußen mit den beiden jüngeren Kindern herumtobte …

„Das alles tut mir wirklich sehr leid“, entschuldigte sich Saskia und deutete mit der Hand auf die Kaffeetassen. „Bedienen Sie sich.“ Vielleicht fühlte er sich danach besser.

„Danke.“ Er packte weiter seine Ausrüstung aus.

Saskia biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht könnte ich einen dekorativen Zaun aufstellen, um ihn von den Blumen fernzuhalten. Sie haben uns leider zu einem ganz schlechten Zeitpunkt erwischt, wir wollten heute alles in Ordnung bringen – nun, über das Wochenende. Caitlin ist gerade oben, um weiter auszupacken und um ein wenig aufzuräumen.“

Er nickte, zog einen Stuhl vor sie und legte ein Handtuch über die Sitzfläche. „Legen Sie Ihren Fuß hier drauf. Ich wasche den Fuß zuerst, um den Schmutz aus der Wunde zu spülen.“

„Gut … danke.“ Sie sah ihm zu, wie er sich hinhockte und anfing. Gründlich säuberte er ihren Fuß und trocknete ihn danach sanft ab.

„Da sind mehrere kleine Verletzungen“, bemerkte er. „Ich drücke etwas Gaze darauf, bis es nicht mehr blutet.“

„Sie scheinen das schon mal gemacht zu haben“, murmelte sie und musterte seinen Erste-Hilfe-Kasten neugierig.

„Das stimmt, obwohl ich normalerweise mit schwereren Verletzungen zu tun habe“, antwortete er sachlich. „Ich bin Arzt hier im Krankenhaus auf der Insel, in der Notaufnahme. Außerdem unterstütze ich die Rettungsassistenten, wenn sie die Hilfe eines Arztes brauchen.“

„Ah, das erklärt es“, murmelte sie.

„Wie bitte?“ Er hob den Blick und ließ seine Hand dabei abwesend auf ihrem Bein ruhen, bevor er kontrollierte, ob die Wunde noch blutete.

Sie räusperte sich. Seine Berührung löste wirklich seltsame Dinge in ihr aus. Dinge, von denen sie dachte, sie hätte sie längst vergessen. „Sie haben so eine kompetente Ausstrahlung“, erklärte sie, „als wären Sie sehr gut organisiert und wüssten genau, was getan werden muss. Vermutlich ist unser Chaos ein kleiner Schock für Sie.“

Er antwortete zwar nicht, doch seine Mundwinkel hoben sich leicht. Geübt trug er ein Desinfektionsmittel auf und versorgte Saskias Fuß dann mit einem perfekten Verband.

„Das sollte für Sie etwas angenehmer sein“, sagte er. Schließlich stand er auf, griff nach seinem Kaffee und trank einen großen Schluck. Dann stockte er und starrte verwirrt auf seine Tasse. Überraschte es ihn, dass der Kaffee ihm schmeckte? „Wie passen Sie in dieses Bild hier?“, fragte er. „Haben Sie beschlossen, hierher zu ziehen, um bei Ihrem Bruder und seiner Familie zu sein, oder wohnen Sie schon auf der Insel?“

„Oh, ich bin hergekommen, weil mein Bruder und seine Frau … aufgehalten wurden.“ Sie wollte nicht darüber sprechen, was passiert war, und hoffte, dass er nicht weiter nachbohrte. „Die Kinder müssen in die Schule, und der Umzug war auch schon geplant und gebucht. Es sollte alles glattlaufen.“

Er nickte. „Was halten Sie von unserer Insel? Waren Sie schon einmal hier?“

Als Saskia lebhaft den Kopf schüttelte, hüpften ihre seidigen, kupferroten Locken hin und her. „Ich habe am Donnerstag zum ersten Mal einen Fuß darauf gesetzt. Aber sie ist so schön, dass es mir den Atem verschlagen hat – die herrlichen Strände und das klare, blaue Wasser, die Palmen … wie ein subtropisches Paradies.“

Seine Mundwinkel hoben sich. „Das ist es.“ Er stand auf und räumte gerade seine Ausrüstung zusammen, als die Küchentür aufflog und Charlie hereinstürmte.

„Boomer hat auf die Blumen gekotzt“, verkündete er. „Das ist echt eklig. Er hat sein ganzes Frühstück herausgewürgt und auch eine Menge Gras.“

Saskia stöhnte auf. „Habt ihr ihn heute früh etwa in den Garten gelassen?“

„Becky hat das gemacht.“

Ergeben seufzte sie. „Gut, ich komme gleich, und spüle das weg. Könnt ihr ihn ruhig halten? Schafft ihr das? Er muss noch ein bisschen draußen bleiben, bis sich sein Magen wieder beruhigt hat.“

„Okay.“ Charlie lief wieder nach draußen, woraufhin Tyler ihr einen kurzen, mitfühlenden Blick zuwarf.

„Ich gehe besser. Wie es aussieht, haben Sie alle Hände voll zu tun.“

Sie nickte und sah ihn bedauernd an. „Wie ich schon sagte, über das Wochenende sollte sich das alles klären.“

Dann stand sie auf und trat vorsichtig auf. „Das fühlt sich gut an“, sagte sie. „Danke für Ihre Hilfe. Und auch für die Milch – dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Damit haben Sie sich bei Caitlin einige tausend Pluspunkte verdient.“

Er lächelte. „Gern geschehen.“ Dann ging er zur Küchentür hinaus, und sie hörte, wie er sich von den Kindern verabschiedete. Als sie aus dem Fenster sah, streichelte er Boomer gerade kurz über den Kopf.

Niedergeschlagen musterte sie das Durcheinander um sich herum. Es hätte wirklich keinen ungünstigeren Zeitpunkt für ihren Vermieter gegeben, ihnen einen Besuch abzustatten, aber das war noch nicht einmal das Schlimmste. Sie hatten den gleichen Beruf, da sie ebenfalls Ärztin war. Was würde wohl passieren, wenn er von ihrer Bewerbung in dem Krankenhaus hörte, in dem er auch arbeitete? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er darüber allzu begeistert wäre.

So freundlich er auch zu ihr gewesen war, vermutlich hielt er nicht viel von ihrer nachlässigen Art. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass alles von Anfang an gut organisiert abgelaufen wäre, wenn er hier an ihrer Stelle das Sagen gehabt hätte …

Trotzdem wünschte sie, es wäre anders gelaufen. Schließlich war er die Art Mann, von der Frauen träumten, und sie war keinesfalls immun dagegen … auch wenn sie den Männern abgeschworen hatte. Ihr Körper prickelte, wenn er nur in der Nähe war. Und als er ihr nacktes Bein berührt hatte … puh!

Saskia seufzte. Vielleicht sollte sie für den schlechten ersten Eindruck dankbar sein. So wurden diese Dinge gleich im Keim erstickt. Außerdem sollte sie ihre Lektion doch gelernt haben. Wenn man einen Mann näher kennenlernte, fingen die Probleme erst an.

2. KAPITEL

„Charlie, beeil dich! Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät!“

Saskia sah sich in der Küche um, während sie in Gedanken eine Liste abhakte. „Becky, vergiss deine Sportsachen nicht.“

„Ja, gut.“

„Caitlin, hast du alles, was du brauchst?“ Sie schaute in den Flur, wo der Teenager stirnrunzelnd in den Spiegel starrte und versuchte, einzelne Haarsträhnen in Form zu bürsten. Das tat sie jetzt schon einige Minuten. „Was ist mit deinen Geometriesachen? Hast du sie eingepackt? Vielleicht sollte ich kurz nachsehen, nur um sicher zu sein.“

Blitzschnell riss Caitlin ihren Rucksack an sich, bevor Saskia auch nur in die Nähe kam. „Ich kann mich allein um meine Sachen kümmern“, fauchte sie. Dann wandte sie sich ab und rieb sich die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. „Mich muss niemand kontrollieren.“

Saskia zuckte zusammen. Bis jetzt lief nichts nach Plan. So viel zu einem ruhigen Morgen, an dem alles reibungslos ablief: Caitlin war gereizt, seit sie sich aus dem Bett gequält hatte, Becky bestand darauf, draußen ihr Kaninchen zu streicheln, und Charlie blendete einfach alles aus, was um ihn herum passierte. Keine Chance, alle organisiert und rechtzeitig aus dem Haus zu bringen.

„Charlie, schaltest du das Computerspiel bitte aus? Wir gehen jetzt.“

Für ihren Nachbarn musste es toll sein, sich in seinen glänzenden BMW zu setzen und sorgenfrei ins Krankenhaus zu fahren. Sie hatte gesehen, wie er vor einer halben Stunde das Haus verlassen hatte: in einem makellosen dunklen Anzug, die Haare perfekt gestylt. Sein Leben verlief wahrscheinlich schnurgerade.

Schnell schob sie alle zur Tür, aber als sie gerade gehen wollten, rief Becky drängend: „Saskia … warte. Ich glaube, Boomer übergibt sich in der Küche. Ich kann ihn hören.“ Das kleine Mädchen lief zurück, um nachzusehen. „Iiiih! Da sind Stücke von Papiertüchern drin.“

Saskia seufzte. Von solchen Katastrophen blieb Tyler garantiert verschont. Sie warf Charlie einen ernsten Blick zu. „Hast du Boomer wieder Papiertücher zu fressen gegeben?“

Er schüttelte heftig den Kopf, konnte ihr aber nicht in die Augen sehen.