Das Millionen-Geheimnis - Nancy Salchow - E-Book

Das Millionen-Geheimnis E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Mira: Eigentlich ist Darian der Verlobte meiner stinkreichen und etwas hochnäsigen Freundin Sarah. Doch durch ein verrücktes Missverständnis muss ausgerechnet ICH plötzlich seine Verlobte spielen, nur damit Sarahs Eltern nicht erfahren, dass sie mit einem Gauner zusammen ist. Und als ob das alles nicht schon absurd genug ist, soll ich Sarah auch noch dabei helfen zu beweisen, dass Darian eigentlich gar kein Gauner ist. Dabei erfahre ich jedoch Dinge über ihn, die alles andere in den Schatten stellen. Tja, und die Tatsache, dass dieser unverschämt gutaussehende Typ mein Herz schneller schlagen lässt, macht die Sache nicht gerade leichter … Darian: Wie kommt Sarah nur darauf, mir ihre seltsame Freundin auf den Hals zu hetzen? Schlimm genug, dass diese Mira meinem Geheimnis gefährlich nahekommt, sie weckt auch Gefühle in mir, die ich bei meinem Plan ganz und gar nicht gebrauchen kann. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. In sich abgeschlossener Einzelroman. Keine Serie.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Epilog

Impressum

Über das Buch

Er ist aus so vielen Gründen ein Tabu für mich. Doch mindestens genauso viele Gründe ziehen mich immer wieder zu ihm hin …

Mira

Eigentlich ist Darian der Verlobte meiner stinkreichen und etwas hochnäsigen Freundin Sarah. Doch durch ein verrücktes Missverständnis muss ausgerechnet ICH plötzlich seine Verlobte spielen, nur damit Sarahs Eltern nicht erfahren, dass sie mit einem Gauner zusammen ist. Und als ob das alles nicht schon absurd genug ist, soll ich Sarah auch noch dabei helfen zu beweisen, dass Darian eigentlich gar kein Gauner ist. Dabei erfahre ich jedoch Dinge über ihn, die alles andere in den Schatten stellen. Tja, und die Tatsache, dass dieser unverschämt gutaussehende Typ mein Herz schneller schlagen lässt, macht die Sache nicht gerade leichter …

Darian

Wie kommt Sarah nur darauf, mir ihre seltsame Freundin auf den Hals zu hetzen? Schlimm genug, dass diese Mira meinem Geheimnis gefährlich nahekommt, sie weckt auch Gefühle in mir, die ich bei meinem Plan ganz und gar nicht gebrauchen kann.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen.

In sich abgeschlossener Einzelroman. Keine Serie.

Übereinstimmungen mit real existierenden Personen sind rein zufällig. Auch erwähnte Einrichtungen, Firmen und die dortigen Abläufe und Zustände sind fiktiv. Der Ort Fleesow befindet sich im Roman direkt an der Ostsee, ist allerdings fiktiv.

Prolog

Wieder breitet sich diese seltsame Stille zwischen uns aus. Wie gern würde ich die Hand nach ihr ausstrecken, um mich zu vergewissern, dass sich ihre Haut genauso weich anfühlt, wie sie aussieht. Doch ich stehe wie angewurzelt vor ihr und sage kein Wort.

Sie muss doch spüren, dass etwas zwischen uns liegt. Diese Atmosphäre kann einfach keine Einbildung sein.

Aber selbst, wenn es ihr genauso geht, was ändert das an unserer Situation? Alles ist so verzwickt und hoffnungslos verfahren, dass ich auf der Stelle abhauen sollte. Dorthin, wo ich ihr mit Sicherheit nie wieder begegne.

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüstert sie schließlich.

Das Flüstern macht den Augenblick noch magischer. Was, wenn ich tatsächlich meine Hand ausstrecke? Einfach so, hier und jetzt, als gäbe es kein Morgen und keine Konsequenzen, wenn ich einfach meinem Instinkt folge?

Und plötzlich – es muss diese eine Sekunde sein, in der mein Verstand aussetzt – beobachte ich meinen eigenen Arm wie den eines Fremden, wie er zu ihr wandert und meine Finger langsam an ihrer Wange hinabgleiten.

Schweigend lässt sie es geschehen, ohne sich dabei zu regen.

Nur wenige Sekunden später ziehe ich meine Hand wie vom Blitz getroffen zurück.

»Es tut mir leid«, sage ich erschrocken und wende mich so abrupt von ihr ab, als wäre ich auf der Flucht. Doch im Rahmen der Wohnzimmertür bleibe ich plötzlich stehen und halte kurz inne.

Kapitel 1

Mira

Die Wellen plätschern gegen den Rumpf der Jacht, als würden sie sie zärtlich streicheln. Die Sommersonne reizt den Lichtschutzfaktor meiner Sonnencreme bis aufs Äußerste aus, während ich mit geschlossenen Augen neben Sarah liege und mir die milde Ostseebrise um die Nase wehen lasse.

»Ist das nicht einfach ein Bombenwetter?«, seufzt Sarah verträumt. »Wenn ich nicht aufpasse, schlafe ich gleich ein.«

»Dann tu’s doch einfach.« Ich schiebe lachend die Hand unter meinen Nacken. »Oder hast du heute noch irgendetwas Wichtiges vor?«

»Oh, etwas sehr Wichtiges sogar.«

»Ach ja?«

Ich öffne die Augen und betrachte sie von der Seite. Wie sie so daliegt, auf ihrem flauschig-weißen Badehandtuch in einem schwarzen Bikini, der ihre Wahnsinnsfigur nur noch mehr betont und mit den kupferroten langen Locken, die ihr schmales Gesicht umspielen, könnte sie glatt von einem Victoria’s-Secret-Laufsteg gefallen sein.

»Ja.« Ihre Augen sind noch immer geschlossen. »Ich habe heute ein Date mit Darian.«

»Schon wieder? Das mit euch wird langsam ernst, oder?«

»Sehr ernst sogar.« Sie dreht ihren Kopf zu mir und blinzelt mir geheimnisvoll zu. »Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate – und ich habe ‚Ja‘ gesagt.«

»Moment mal.« Ich stütze mich rücklings auf meine Ellenbogen. »Ihr kennt euch doch erst seit ein paar Wochen.«

»Na und?« Sie wirft lachend ihr Haar zurück. »Wen interessiert das schon? Wenn es passt, dann passt es einfach. Und Darian und ich, das ist pure Magie. Ich bin besessen von ihm, weißt du?«

Die Art, wie sie das sagt, ist mir nicht neu. Es ist derselbe, leicht hochnäsige Unterton, der ihr so eigen ist. Und einer der Gründe, warum ich mich mindestens einmal täglich frage, warum wir überhaupt befreundet sind. Sie ist die Tochter eines reichen Star-Anwalts, ich die Assistentin eines schmierigen Immobilienmaklers. Sie verbringt den ganzen Tag damit, Fotos von sich auf Instagram zu teilen und damit sogar Geld zu verdienen, während ich in einem stickigen Büro Kaffee koche und Rechnungen schreibe. Eigentlich könnten wir nicht unterschiedlicher sein. Und doch hat sich unsere Freundschaft, die im Kindergarten noch süß und unschuldig war, über die Jahre hinweg irgendwie am Leben gehalten.

»Und du findest es gar nicht merkwürdig, dass er dir einen Antrag gemacht hat?«, frage ich. »Nach so kurzer Zeit?«

»Merkwürdig? Warum sollte ich das merkwürdig finden?« Sie stützt ihr Kinn auf ihre Handfläche und schaut mich mit großen Augen an. »Er denkt eben dasselbe, was ich denke: Wenn man weiß, dass es passt, gibt es keinen Grund zu warten.«

Das ungute Gefühl in meinem Magen nimmt Überhand. Ist sie wirklich so naiv oder tut sie nur so?

»Komm schon, Sarah«, ich bemühe mich um einen behutsamen Tonfall, »ihr habt euch über Instagram kennengelernt. Er weiß genau, dass du die Tochter eines berühmten Star-Anwalts bist und aus einer reichen Familie stammst. Hast du dich denn noch gar nicht gefragt, ob er es vielleicht nur«, ich schlucke, »na ja … auf dein Geld abgesehen hat?«

Sie spitzt die Lippen, als würde sie intensiv über meine Worte nachdenken, verfällt aber schon kurz darauf in ein beinahe hysterisches Lachen.

»Du bist süß, weißt du das?« Sie boxt leicht mit der Faust gegen meine Schulter. »Ich vergesse immer, was für ein Scherzkeks du doch sein kannst.«

»Scherzkeks.« Ich schaue sie fragend an. »Ich meinte das eigentlich ernst.«

»Ach komm schon, Mira«, sie zwinkert mir zu, »ich will ja nicht überheblich klingen, aber sieh mich doch an«, sie streicht mit der Hand über ihre Taille, »ich habe schon für einige Designer gemodelt. Verschiedene Firmen bieten mir Geld, damit ich mit ihren Produkten werbe. Ich bekomme täglich unzählige Nachrichten von Typen, die mich daten wollen. Wer sollte schon auf mein Geld aus sein, wenn er …«, sie legt die Hand auf den Ansatz ihrer Brust, »… wenn er mich haben kann?«

»Ich merke schon, wir sind heute wieder besonders bescheiden, was?« Ich rolle mit den Augen.

»Mit Bescheidenheit bringt man es eben nicht weit im Leben.« Sie berührt meine Nasenspitze mit ihrem Zeigefinger. »Das habe ich dir schon tausendmal erklärt. Dir würde ein bisschen mehr Selbstbewusstsein auch ganz gut stehen, weißt du? Du bist nämlich eine echte Naturschönheit.«

Das Kompliment kommt wie so oft völlig unerwartet. Bei der Hochnäsigkeit, die Sarah immer wieder an den Tag legt, rechnet man nicht damit, auch mal etwas Nettes aus ihrem Mund zu hören. Umso überraschter bin ich jedes Mal aufs Neue, wenn es dann doch passiert.

»Danke«, murmele ich leicht verlegen, während ich mir eine Strähne, die sich aus meinem Zopfgummi gelöst hat, hinters Ohr streiche.

Eigentlich hat sie recht: Mit meinem langen haferblonden Haar und der schmalen Silhouette müsste ich mich eigentlich nicht hinter ihr verstecken. Heruntergerechnet auf das normale Leben – wenn man nicht wie sie in der verrückten Instagram-Welt unterwegs ist – werde auch ich immer wieder von Kerlen angemacht. Doch im Gegensatz zu ihr bilde ich mir nie etwas darauf ein. Wozu auch? Solange nicht der richtige Typ dabei ist, hat keine Anmache einen wirklich Wert. Und überhaupt, würde einen der Richtige denn einfach so anmachen? Würde ein echter Mann nicht subtiler und anständiger vorgehen, um eine Frau zu erobern?

»Schade nur, dass du dich, was dein Aussehen angeht, immer wieder gehen lässt«, sagt sie im selben Atemzug und macht das eben ausgesprochene Kompliment damit sofort wieder zunichte.

»Was soll das denn heißen?« Ich lege die Stirn in Falten.

»Na ja, das soll heißen, dass du sehr viel mehr aus dir herausholen könntest.« Sie lässt ihren Blick an mir auf- und abgleiten. »Sieh dir doch nur mal deinen Badeanzug an. Der ist so was von Last Season. Ach, was sag ich: Nicht letzte Saison, sondern letztes Jahrhundert. Kein Ausschnitt, kein besonderer Schnitt, einfach nur ein stinklangweiliges No-Name-Produkt, das aussieht, als hättest du es in der Grabbelbox im Supermarkt gefunden.«

»Tja, das mag daran liegen, dass ich es wirklich aus einer Supermarkt-Grabbelbox habe.« Ich hebe die Augenbrauen. »Denn im Gegensatz zu dir mache ich mein persönliches Glück nicht von meinen Klamotten abhängig.«

Sarah lacht. »Hach, dafür liebe ich dich, Süße. Du lässt dir einfach nichts von mir gefallen.«

Ihr Lachen wird lauter, und aus irgendeinem unerklärlichen Grund lache ich mit.

Und plötzlich ist er wieder da, einer dieser Momente, in denen ich Sarah entgegen aller Argumente tatsächlich mag. Einer der Momente, in denen ich weiß, dass es trotz aller Gegensätze doch irgendetwas gibt, das mich nach all den Jahren noch immer mit dieser Frau verbindet. Etwas, das sich irgendwo hinter der Fassade dieses oberflächlichen Designer-Püppchens versteckt.

»Aber mal ehrlich«, sage ich schließlich, »du solltest wirklich noch ein bisschen warten, bis du dich ernsthaft auf diesen Darian einlässt. Wer weiß, was er wirklich im Schilde führt?«

»Wirklich lieb, dass du dir solche Sorgen um mich machst.« Sarah lässt sich wieder zurück auf ihr Handtuch fallen und schließt seufzend die Augen. »Aber ich war mir noch nie so sicher mit einem Typen wie bei Darian. Wirklich, Mira, du kannst mir glauben: Wir sind wie füreinander gemacht.«

»Wenn du meinst …« Ich lasse mich ebenfalls wieder auf mein Handtuch zurückfallen.

»Ja, das meine ich«, antwortet Sarah. »Und um dir zu beweisen, wie ernst es mir mit ihm ist, werde ich ihn dieses Wochenende nicht nur dir, sondern auch meinen Eltern vorstellen und bei der Gelegenheit auch gleich unsere Verlobung bekanntgeben.«

»Du willst es an deinem Geburtstag tun?« Ich beuge mich wieder hoch.

»Klar. Ist doch der perfekte Anlass. Immerhin wird man nur einmal 27, oder? Und meine Eltern kommen extra von Sylt nach Fleesow, um mit mir zu feiern.« Sie erhebt sich, legt den Arm um mich und zieht mich grinsend an sich heran. »Und mit uns zu feiern, meine ich. Du darfst natürlich nicht fehlen.« Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Ach, ich bin so aufgeregt, Süße. Merkt man, oder?«

Nun kann auch ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. »Und du bist dir sicher, dass er der Richtige ist? Du hattest ja in den letzten zwei Jahren nicht so viel Glück mit den Typen. Letztendlich waren sie entweder auf dein Geld aus oder sind zweigleisig gefahren.«

»Mit Darian ist das anders, glaub mir.« Sie streckt die Beine aus und stützt sich auf ihre Handflächen auf. »Ich weiß es einfach.«

Sarah so gutgläubig über die Liebe reden zu hören, ruft mir unweigerlich die Erinnerungen an unsere Teenie-Zeit zurück. Damals, als ihr Vater noch am Beginn seiner Karriere stand und sie noch weit bodenständiger war als heute, war sie unsterblich in Kenny aus unserer Parallelklasse verliebt. Diesen Jungen werde ich eines Tages heiraten. Das waren ihre Worte, die sie jedoch spätestens, als sie ihn mit Anna Zeplin aus der Achten hinter der Sporthalle beim Knutschen erwischt hat, wieder revidiert hat.

»Und außerdem«, fährt Sarah fort, »ist doch deine letzte Beziehung auch schon ein Dreivierteljahr her.«

»Stimmt«, antworte ich. »Und zwar deshalb, weil ich etwas misstrauischer geworden bin. Was dir vielleicht auch ganz gut tun würde.«

»Oh je«, sie wirft mir einen skeptischen Seitenblick zu, »von zu viel Misstrauen bekommt man doch nur Kopfschmerzen. Das Leben ist zu kurz, um ständig an jedem zu zweifeln.«

»Na ja, du sollst ja auch nicht an jedem zweifeln, sondern nur an dem Mann, dem du schon nach ein paar Wochen ein Eheversprechen geben willst.«

Sie wirft lachend den Kopf in den Nacken, als hätte ich gerade den Witz des Jahrhunderts gemacht. »Du bist süß, Mira. Immer machst du dir Sorgen um andere.«

Ihre Leichtigkeit fängt an zu nerven. Wie aufs Stichwort greife ich nach meinem Handy, das neben mir liegt.

»Scheiße.« Ich springe auf. »Schon kurz nach halb eins.«

»Und?« Sie schaut irritiert zu mir auf, während ich hektisch in meinen Rock schlüpfe und nach meiner Bluse greife.

»Was heißt hier ‚Und‘? Ich muss zurück ins Büro. Meine Mittagspause ist gleich um.«

»Jetzt schon? Du bist doch grad erst gekommen.«

»Tut mir leid, aber nicht jeder hat das Glück, sein Geld mit Instagram zu verdienen.« Ich zwinkere ihr frech zu.

»Du könntest das genauso gut, und das weißt du.«

»Dafür hätte ich gar nicht die Geduld.« Ich knöpfe meine Bluse zu. »Außerdem habe ich keine reichen Eltern, die mich solange über Wasser halten, bis ich mein eigenes Geld verdiene.«

»Damit ziehst du mich gern auf, was?«

»Natürlich.« Ich werfe ihr ein flüchtiges Lächeln zu. »Und zwar mindestens einmal täglich.«

Sie schiebt die Hand unter ihren Hinterkopf und sieht mich aufmerksam an. »Telefonieren wir später noch?«

»Klar.« Ich werfe ihr einen Luftkuss zu. »Pass auf, dass du dir keinen Sonnenbrand holst.«

»Keine Sorge. Ich habe alles im Griff.« Sie lehnt sich zurück und schließt die Augen, während sie mit der Hand in der Luft herumwedelt. »Mach’s gut, Süße, wir sehen uns.«

Kapitel 2

Mira

Gelangweilt starre ich auf das Blatt Papier in meinen Händen. Für gewöhnlich lese ich jedes Angebot und jede Rechnung, die ich schreibe, noch einmal von oben bis unten durch, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden. Heute jedoch könnten die Worte und Ziffern ebenso gut auf Chinesisch sein.

Warum nur bin ich so lustlos? Liegt es an dem Gespräch mit Sarah? Oder daran, dass ich mich wieder mal dazu habe überreden lassen, die Mittagspause mit einem Sonnenbad auf ihrer Jacht zu verbringen? Sich danach wieder ins Büro zu schleppen, ist schließlich fast schon eine Herausforderung.

»Heeeeey!«

Bennys Stimme reißt mich aus dem Tagtraum. Verwirrt schaue ich von meinem Schreibtisch auf. »Was machst du denn hier?«

»Was ich hier mache?« Er stellt seine Kuriertasche auf den Tisch und holt einen Stapel Briefe und Versandtaschen heraus. »Ich bringe die Post. Wie jeden Tag. Schon vergessen, Schwesterchen?«

»Ähm, ja, ich weiß.« Ich schaue zur Uhr über der Tür. »Aber jetzt schon? Es ist doch erst … oh, schon nach drei. Dachte gar nicht, dass es schon so spät ist.«

»Alles okay?« Er nimmt seinen Fahrradhelm ab und setzt sich auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch. »Du siehst müde aus.«

»Boah, Benny, ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du dich nicht hierhersetzen sollst. Wenn das mein Chef sieht, gibt es wieder Ärger. Du weißt, was er für ein Choleriker ist. Er hasst es, wenn ich mein Privatleben mit dem Job vermische.«

»Klar weiß ich das.« Er grinst frech. »Genauso wie ich weiß, dass sein Audi nicht draußen steht. Wo steckt der Spinner? Wieder mal bei einer Hausbesichtigung?«

Ich lasse die Schultern sinken. »Er ist in der Stadt, ein paar Interessenten in einer der neuen Dachgeschosswohnungen herumführen. Scheint ihm sehr wichtig zu sein.«

»Na, umso besser. Dann können wir ja ein bisschen quatschen.«

Das dunkelblonde Haar ist noch leicht zerwühlt von seinem Helm, während er mich mit seinen blaugrünen Augen fröhlich anblinzelt, als hätte ich ihm noch nie zuvor gesagt, dass er einfach nur die Post abgeben und wieder verschwinden soll.

»Ich habe wirklich keine Zeit.« Demonstrativ hebe ich einen Stapel Papier hoch. »Siehst du? Die muss ich heute alle noch für Herrn Münter abtippen.«

»Nur keine Panik, ich bin gleich wieder verschwunden. Ruhe mich nur zwei Minuten aus. In der Stadt herrscht heute das reinste Chaos. Ich bin froh, wenn ich mal kurz durchatmen kann. Moment mal, was ist denn das?« Er beugt sich vor und greift nach einer Karte, die unter meiner Schreibtischunterlage herausschaut. »Sarahs Geburtstagsparty?« Er liest weiter. »Und sie feiert echt auf ihrer Jacht?« Seine Augen funkeln vor Neugier. »Ist ja krass.«

»Was ist bitteschön daran krass? Sie lebt im Sommer doch praktisch auf ihrer Jacht.«

»Trotzdem.« Er lehnt sich mit der Karte in der Hand zurück, ohne den Blick davon abzuwenden. »Ich finde Sarah einfach beeindruckend. Was sie sich aufgebaut hat in den letzten Jahren, ist echt der Wahnsinn.«

»Kann schon sein.« Ich greife nach dem nächsten Blatt. »Und jetzt entschuldige mich, ich muss jetzt versuchen, Münters Sauklaue zu entziffern.«

»Ich glaube, dir ist echt nicht bewusst, mit wem du da befreundet bist«, redet Benny ungeniert weiter. »Ist dir eigentlich klar, dass sie 900.000 Follower auf Instagram hat?«

»Keine Ahnung, was sie so im Internet treibt. Das letzte Mal war ich vor nem halben Jahr auf ihrer Seite. Sie redet ja ständig davon, das reicht mir an Information.«

»So wie du über sie sprichst, könnte man meinen, du würdest dich nicht für sie freuen.«

»Klar freue ich mich für sie.« Ich schaue von der Tastatur auf. »Aber du darfst auch nicht vergessen, dass sie das alles ihren Eltern zu verdanken hat. Ein Business baut sich eben leichter auf, wenn man keinerlei finanzielle Verpflichtungen hat.«

»Trotzdem«, Benny legt die Karte zurück auf den Tisch, »sie hat ihren Erfolg auch ihrer Wahnsinnsausstrahlung zu verdanken.«

»Klar ist sie hübsch«, antworte ich. »Und das weiß sie auch. Trotzdem wäre mir das Influencer-Dasein, wie sie es auslebt, zu eintönig.«

»Ach, und du findest es besser, in einem Immobilienbüro das Mädchen für alles zu spielen?«, fragt er provokant.

»Natürlich nicht.« Ich stütze das Kinn auf meine Handfläche. »Aber das, was Sarah da so treibt, wäre genauso wenig mein Ding.«

Wieder schnappt er sich die Karte, als hätte er etwas Wichtiges übersehen.

»Gehst du allein dorthin?«, fragt er neugierig.

»Du weißt, dass ich im Moment Single bin«, antworte ich lustlos.

»Ein Grund mehr, deinen allerliebsten Bruder mitzunehmen.« Er zwinkert mir verschwörerisch zu.

»Meinetwegen.« Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. »Wenn du unbedingt willst.«

»Moment mal.« Er beugt sich vor. »Du nimmst mich echt mit?«

»Klar. Warum nicht? Sarah wird sicher nichts dagegen haben.«

»Das ist ja der Hammer.« Er strahlt bis über beide Ohren. »Was ziehe ich bloß an?«

»Boah, Benny, du wirst dir doch nicht etwa schon wieder Hoffnung bei Sarah machen, oder?« Ich verschränke die Arme vor der Brust und lehne mich zurück. »Sarah ist fünf Jahre älter als du.«

»Und wenn schon, dann bin ich eben ihr Toy Boy. Was sind schon fünf Jahre?«

Ich lache. »Klar sind fünf Jahre nicht viel. Aber du benimmst dich manchmal, als wärst du NOCH jünger.«

»Was soll das heißen?« Er schaut mich mit offenem Mund an.

»Nichts.« Ich atme genervt aus. »Abgesehen davon spielt es ohnehin keine Rolle, ob du dir Hoffnungen bei ihr machst, weil sie auf der Party ihren Verlobten präsentieren wird.«

»Ihren Ver…« Er verstummt.

»Ja, du hast richtig gehört«, sage ich. »Sie trifft ihn zwar erst seit ein paar Wochen, aber schon jetzt ist sie der festen Überzeugung, dass er der Mann ihres Lebens ist. Und bei dieser Party will sie nun sowohl ihren Eltern als auch allen anderen die«, ich mache Gänsefüßchen in der Luft, »Liebe ihres Lebens präsentieren.«

»Verstehe.« Er sackt deprimiert in sich zusammen. Ich kann förmlich sehen, wie die Gedanken hinter seiner Stirn rotieren.

»Und wenn schon«, sagt er nach einer Weile, »das ist sicher nichts Ernstes.«

»Nichts Ernstes? Also eine Verlobung finde ich schon sehr ernst.«

»In den Kreisen, in denen sich Sarah bewegt, zerbrechen Liebschaften und Affären doch ständig. Umso wichtiger ist es, dass sie irgendwann einen wirklich bodenständigen Mann kennenlernt.« Er legt sich symbolisch die Hand auf die Brust. »So wie mich zum Beispiel.«

»Dich kennenlernen? Sie kennt dich schon seit der Schule, du Dummerchen.«

»Was sie kennt, ist der kleine Bruder ihrer besten Freundin.« Er hebt selbstbewusst das Kinn. »Wen sie nicht kennt, ist der beste Liebhaber mit dem größten Herzen, der längsten Ausdauer und dem …«

»Boah, wie eklig.« Ich hebe abwehrend die Hand. »Verschone mich bitte.«

»Schon gut, schon gut. Sag schon, was weißt du über ihren Verlobten?«

»Gar nichts weiter.« Ich denke nach. »Nur, dass er Darian heißt, zwei Jahre älter ist als sie und dass sie sich über Instagram kennengelernt haben.«

»Verstehe.« Benny grübelt. »Und wenn schon, nichts ist von Dauer.«

»Weißt du, was auch nicht von Dauer ist?« Ich wende mich erneut dem Bildschirm zu. »Meine Arbeitszeit. Würdest du mich jetzt bitte weitermachen lassen? Ich will das fertighaben, bevor Münter zurückkommt.«

»Ja ja, bleib mal ganz locker.« Endlich steht er auf und greift nach seinem Helm. »Wir telefonieren aber nochmal vor der Party, ja?«

»Die ist doch erst morgen Abend.«

»Trotzdem – nicht, dass du mich vergisst.«

»Wie könnte ich?« Ich seufze.

»Alles klar. Dann bis morgen, okay?«

»Bis morgen.« Er legt theatralisch die Hand an die Stirn, verschwindet durch die Tür und lässt sie wie jedes Mal offenstehen.

»Spinner«, murmele ich schließlich, während ich aufstehe und sie hinter ihm schließe.

Kapitel 3

Mira

Die Reling der Jacht ist rundherum mit bunten Lichtern geschmückt, die in den unterschiedlichsten Farben leuchten und an diesem späten Sommernachmittag für ein beinahe romantisches Ambiente sorgen. Es sind so viele Menschen hier, dass ich mich immer wieder frage, ob ich auf einem privaten Geburtstag oder doch auf der Eröffnung eines Einkaufszentrums bin. Überall haben sich kleine Menschengrüppchen an Stehtischen gebildet, während gutgebaute Kellner in weinroten Hemden mit Häppchen- und Champagner-Tabletts umherlaufen.

»Und du bist dir sicher, dass das hier Sarahs Geburtstag ist?« Benny beugt sich neben mir über die Reling.

»Tja, jetzt, wo du es erwähnst, vielleicht sind wir auch auf einer Party von Beyonce gelandet.«

Er lacht, doch wir beide wissen, dass der Vergleich gar nicht so absurd ist. Eine Feststellung, die amüsant und gleichzeitig auch ein wenig einschüchternd ist.

»Hast du sie heute überhaupt schon gesehen?«, fragt er.

»Bisher nur aus der Ferne. Sie ist ständig mit irgendwem im Gespräch.«

»Oh«, Benny löst sich von der Reling und schaut in die Menschenmenge, »ich glaube, da kommt sie gerade.«

Und tatsächlich, in einem knielangen, enganliegenden Trägerkleid aus weißem Samt sehe ich sie mit ihren Eltern im Schlepptau auf uns zukommen.

»Tamara und Samuel Manthei«, flüstere ich Benny zu. »Erinnerst du dich noch an die beiden?«

»Nur verschwommen. Ist doch schon ewig her, dass sie nach Sylt gezogen sind, oder?«

»Mindestens acht Jahre«, antworte ich. »Sarah wollte damals unbedingt hierbleiben und die Familienvilla hüten. Kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.«

Während die drei auf uns zukommen, setze ich unweigerlich das freundlichste Lächeln auf, das sich abrufen lässt. Wann immer ich Sarahs Eltern treffe, verkrampfe ich ein wenig. So nett sie auch zu mir sind, ich fühle mich in ihrer Gegenwart jedes Mal irgendwie deplatziert.

»Sie sieht aus wie Carmen Geiss«, flüstert er mir grinsend zu, während ich ihm lachend mit dem Ellenbogen in die Hüfte boxe.

»Und er wie Franz Beckenbauer«, fährt er leise fort.

»Hörst du wohl auf«, ermahne ich ihn, als die drei uns endlich erreichen.

»Mira!«, jubelt Sarah mit hoher Stimme, während sie mir euphorisch um den Hals fällt. »Es ist so schön, dass du da bist.« Sie löst sich wieder aus der Umarmung. »Und Benny hast du auch mitgebracht, wie ich sehe.«

Sie umarmt ihn mit demselben Enthusiasmus wie mich, woraufhin seine Wangen sofort einen rosigen Schimmer annehmen.

»Alles Gute zum Geburtstag«, sagt er beinahe schon schüchtern, woraufhin sie ihm ein geradezu zauberhaftes Lächeln schenkt.

»Danke, mein Lieber. Ich hoffe doch, ihr seid meiner Bitte gefolgt und habt keine Geschenke mitgebracht?« Sie sieht uns abwechselnd mit großen Augen an.

»Wir haben dieses Jahr in deinem Sinne für PETA gespendet«, antworte ich.

»Eine sehr gute Wahl«, mischt sich nun Tamara Manthei ein, während sie mich ebenfalls für eine Umarmung an sich zieht. »Es ist so schön, dich wiederzusehen, Liebes. Du bist wirklich die einzige Konstante in Sarahs Leben, ist dir das klar?«

Die Umarmung hat beinahe etwas Herzliches, und für den Moment ist nichts von der üblichen Theatralik zu spüren.

»Mira«, ist alles, was Samuel Manthei sagt, bevor er seine Hand flüchtig, aber liebevoll auf meine Schulter legt.

Ich nicke beiden freundlich zu, auch wenn mir irgendwie die passenden Worte fehlen.

»Entschuldigt mich, Leute«, Benny lächelt fast schon verlegen, »aber ich muss kurz wohin.«

Wie ein Flüchtiger eilt er in Richtung Toiletten. Eine typische Reaktion, wann immer ihn die Nervosität plagt. Und wann immer ihn die Nervosität plagt, kann man davon ausgehen, dass Sarah in der Nähe ist.

»Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ihr diesen besonderen Tag mit mir feiert.« Mit einem Glas Champagner in der Hand strahlt Sarah zuerst mich, dann ihre Eltern an. »Erinnert mich dran, dass ich nachher unbedingt noch ein Selfie von uns vieren mache, um es auf Instagram zu teilen.«

»Oh nee«, platzt es sofort aus mir heraus, »du weiß doch, dass ich es nicht leiden kann, wenn du dort Fotos von mir postest.«

Sarah seufzt. »Du bist eine echte Spielverderberin, weißt du das?«

Gerade als ich ihr erklären will, dass man nicht jede Begegnung sofort mit der Öffentlichkeit teilen muss, zieht etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Besser gesagt, jemand anderes.

Wie einem Hollywoodfilm entsprungen, kommt er mit langsamen, aber umso lässigeren Schritten auf uns zu.

Mein Herz scheint ein paar Schläge lang auszusetzen.

Dieser Blick! Diese geheimnisvolle Ausstrahlung. Das schicke weiße Hemd unter dem dunklen Sakko. Das volle, nussbraune Haar und der verwegene Ausdruck in seinem Gesicht. Eine Mimik, die sagen will: Was interessiert mich der Rest der Welt?

Oh Gott, habe ich ihn gerade etwa angestarrt?

»Da ist er ja«, jubelt Sarah freudestrahlend in seine Richtung.

Darian erwidert ihr Lächeln mit einem kaum wahrzunehmenden Zucken seiner Mundwinkel. Vermutlich ist er einfach zu cool für ein richtiges Lächeln.

Boah, hör auf, dir so einen Scheiß zusammenzureimen! Er ist der Verlobte deiner besten Freundin. Das Letzte, was dir durch den Kopf gehen sollte, sind Gedanken über diesen Typen.

Doch mit jedem Schritt, den er sich nähert, fällt es mir schwerer, meinen Blick von ihm abzuwenden.

»Das ist doch nicht etwa …«, entweicht es plötzlich Sarahs Vater, als er Darian näherkommen sieht.

»Was?« Seine Frau blickt ihn irritiert an.

»Erkennst du ihn denn nicht?« Er wirft ihr einen flüchtigen Blick zu. »Das ist doch der Miet-Nomade, den Richard erst nach über drei Monaten aus seiner Ostseevilla herausbekommen hat und der dort das reinste Chaos hinterlassen hat.

---ENDE DER LESEPROBE---