It's Your Second Chance - Nancy Salchow - E-Book

It's Your Second Chance E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Als Lana ihren neuen Job antritt, traut sie ihren Augen kaum: Ihr erfolgreicher und verteufelt attraktiver Kollege ist kein Geringerer als ihre Jugendliebe John, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Sofort sind wieder die alten Gefühle da und auch John traut seinen Augen kaum, weil er Lana nie ganz vergessen konnte. Plötzlich kommt Lana die frustrierende Beziehung zu ihrem eifersüchtigen Freund noch unglücklicher vor als vorher. Aber ihn verlassen? Das würde sie niemals wagen. Doch wie soll sie die neu erwachten Gefühle für John verdrängen, wenn er ihr doch jeden Tag über den Weg läuft? Und wie soll John sein Verlangen nach Lana ausblenden, wenn sie sich so oft sehen? Während sich beide mit ganzer Kraft gegen die immer stärker werdende Sehnsucht wehren, ahnen sie nicht, dass sowohl John als auch Lana Teil eines viel größeren Geheimnisses sind. Ein Geheimnis, das alles verändern könnte. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Widmung

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Worte an meine Leser

Danksagung

Impressum

Impressum

Nancy Salchow

It’s Your Second Chance

________________

Liebesroman

Widmung

Ich widme dieses Buch all denen, die nie die Fähigkeit verloren haben, einen Menschen aufrichtig zu lieben.

Schöne Lesestunden wünscht euch

Nancy Salchow

Über das Buch

Als Lana ihren neuen Job antritt, traut sie ihren Augen kaum: Ihr erfolgreicher und verteufelt attraktiver Kollege ist kein Geringerer als ihre Jugendliebe John, den sie seit Jahren nicht gesehen hat.

Sofort sind wieder die alten Gefühle da und auch John traut seinen Augen kaum, weil er Lana nie ganz vergessen konnte.

Plötzlich kommt Lana die frustrierende Beziehung zu ihrem eifersüchtigen Freund noch unglücklicher vor als vorher. Aber ihn verlassen? Das würde sie niemals wagen.

Doch wie soll sie die neu erwachten Gefühle für John verdrängen, wenn er ihr doch jeden Tag über den Weg läuft? Und wie soll John sein Verlangen nach Lana ausblenden, wenn sie sich so oft sehen?

Während sich beide mit ganzer Kraft gegen die immer stärker werdende Sehnsucht wehren, ahnen sie nicht, dass sowohl John als auch Lana Teil eines viel größeren Geheimnisses sind. Ein Geheimnis, das alles verändern könnte.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Rückblende

Sieben Jahre zuvor

John

Vor dem Bett bleiben wir kurz stehen und schauen einander eindringlich an, als würden wir uns auf diese Weise das letzte Mal vergewissern, ob wir beide auch dasselbe wollen. Doch eigentlich scheint dieses stumme Abstimmen nicht nötig, denn wieder umschließt sie mein Gesicht mit beiden Händen und küsst mich so sehnsüchtig, dass ich meinen Verstand komplett auslösche und mich der Lust hingebe.

Entschlossen streife ich ihr Kleid über ihre Arme, bis es lautlos zu Boden fällt. Sie nur in Unterwäsche vor mir stehen zu sehen, heizt mich nur noch mehr an.

Oh ja, sie ist bereit. So bereit wie ich.

Als wir uns auf das Bett sinken lassen, noch immer in Küssen vertieft, wird mir jedoch meine Verantwortung bewusst. Für einen Moment löse ich mich von ihren Lippen und schaue sie an.

»Wir sollten ganz vorsichtig sein«, sage ich schließlich in einfühlsamem Tonfall. »Das erste Mal könnte schmerzhaft für dich werden.«

»Ich habe keine Angst mehr«, flüstert sie. »Nicht, wenn du bei mir bist.«

»Trotzdem.« Ich lasse meinen Handrücken an ihrem Arm hinabgleiten. »Wir sollten vorsichtig sein.«

Sie nickt schweigend, und doch spüre ich, dass ihre Ungeduld noch immer da ist. So, als hätte sie alle Zweifel und Ängste in dem Moment abgeschüttelt, als ich über die Türschwelle des Hauses getreten bin.

Wieder breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Langsam beuge ich mich wieder zu ihr herab und ziehe den Träger ihres BHs herunter, um ihre Schulter zu küssen.

Erwartungsvoll legt sie sich gerade aufs Bett und sieht mich mit großen Augen an.

Kapitel 1

Lana

Es ist einer der wenigen Tage im Jahr, an denen mir mein Spiegelbild gefällt. Ich habe die Naturlocken meines langen kupferfarbenen Haars mit dem Glätteisen gebändigt, sodass es geradezu seriös auf meine Schultern fällt.

Die schneeweiße Bluse fällt locker über den Bund meines knöchellangen Cord-Rocks, den ich mir extra für den neuen Job gekauft habe.

Ich streiche über mein Haar und lächele mich selbst an, um meine Wirkung zu testen.

Ob ich mich gut im neuen Job machen werde? Mit gerade mal fünfundzwanzig Jahren gehöre ich sicher zu den jüngeren Kollegen in der Buchhaltung. Was, wenn man mich nicht ernst nimmt?

Na ja, schlimmer als in dem schlechtbezahlten Job als Sekretärin im Steuerbüro kann es nicht laufen. Das rede ich mir zumindest selbst ein, während ich versuche, meine eigene Nervosität wegzulächeln.

»Oh, wie bezaubernd du aussiehst.«

Kittys Stimme reißt mich aus den Gedanken.

Eigentlich ist es Tante Katharina, aber schon immer war sie einfach nur Kitty für jedermann, auch für mich, und zwar solange ich denken kann.

»Ich bin unendlich stolz auf dich, das weißt du, oder?« Sie schlingt von hinten die Arme um mich und betrachtet über meine Schulter hinweg mein Spiegelbild.

»Wirklich lieb von dir, Kitty.« Ich grinse sie im Spiegel an. »Aber noch habe ich ja gar nichts getan, worauf du stolz sein könntest. Wer weiß, vielleicht stelle ich mich bei dem Job auch total dämlich an.«

»Du wirst das ganz super machen, da bin ich mir sicher. In deinem alten Job warst du doch auch großartig, und das, obwohl sie dir nur einen Hungerlohn gezahlt haben.«

»Lieb, dass du mir Mut machen willst. Aber seien wir doch mal ehrlich: Ohne deine Beziehungen hätte ich den neuen Job doch nie bekommen.«

»Beziehungen? Was denn für Beziehungen?« Sie lacht mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich arbeite in der Mitarbeiterbetreuung in einem ganz anderen Bereich der Firma. Die Buchhaltung kenne ich im Grunde gar nicht und dass sie eine Mitarbeiterin dort suchen, habe ich nur durch das schwarze Brett erfahren. Hättest du beim Vorstellungsgespräch nicht überzeugt, würdest du jetzt nicht dort anfangen – so einfach ist das.«

»Trotzdem.« Ich atme langsam ein und wieder aus. »Ohne dich hätte ich diese Chance nie bekommen.«

»Du überschätzt meinen Einfluss, Liebes.« Sie küsst meine Wange von der Seite.

Ich betrachte uns grinsend im Spiegel und stelle wieder einmal fest, wie ähnlich wir uns sehen. So, als wäre sie tatsächlich meine Mutter. Als jüngere Schwester meiner Mutter ist Kitty zwar nur fünfzehn Jahre älter als ich, aber irgendwie stand sie mir schon immer am nächsten. Denn uns verbindet nicht nur unsere Haarfarbe und -länge sowie die recht zierliche Figur, sondern auch die Tatsache, dass sie mich bei sich aufgenommen hat, als meine Hippie-Eltern nach Australien ausgewandert sind. Damals war ich gerade mal siebzehn, und bis heute wirft mir meine Mutter via Skype vor, was ich verpasst habe, weil ich damals nicht mitgekommen bin – aber ich bin froh, bei Kitty in Deutschland geblieben zu sein. Im Vergleich zu meinen Musiker-Eltern bin ich vermutlich beinahe schon langweilig, aber ich bin froh über mein Leben, genau so, wie es ist.

Na ja, zumindest fast. Aber das ist eine andere Geschichte.

»Danke, dass ich bei dir übernachten durfte«, sage ich. »Ist gestern doch ein bisschen spät geworden.«

»Wir hätten das mit dem Wein wohl besser bleiben lassen sollen, was?« Sie seufzt schuldbewusst. »Tut mir leid, dass ich dir ein schlechtes Vorbild war.«

Ich lache. »Dir ist schon klar, dass ich erwachsen bin, oder? Du hast mich schließlich nicht gezwungen, den Wein zu trinken. Außerdem weiß doch jeder, dass ein Bridget-Jones-Abend ohne Wein nicht authentisch ist.«

Sie nimmt die Arme von meinen Schultern und tritt einen Schritt zurück. »Du hast recht. Du hast doch hoffentlich keinen Brummschädel?«

»So viel habe ich nun auch wieder nicht getrunken.« Ich streiche meinen Rock glatt, während mein Blick erneut zum Spiegel wandert. »Abgesehen von der Nervosität geht es mir gut.«

»Wirklich?« Sie sieht mich besorgt an.

»Wirklich.« Ich hebe das Kinn. »Mach dir nicht so viele Sorgen.«

»Na schön.« Sie nimmt ihre Jacke von der Sofalehne und zieht sie über. »Wenn du willst, können wir los.«

»Ja, ich bin so weit.« Ich schlüpfe in meine Schuhe, die neben mir auf dem Boden liegen. »Echt super, dass du mich mitnimmst.«

»Ist doch klar. Zumindest heute haben wir denselben Arbeitsbeginn. Nach deiner Einarbeitung heute wirst du sicher wie die anderen in der Buchhaltung schon um sieben anfangen müssen.«

»Um sieben«, wiederhole ich seufzend, »die einzige Tatsache, an die ich mich wohl erst gewöhnen muss.«

»Dafür hast du schon früh am Nachmittag Feierabend.«

»Stimmt.« Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Alles hat seine Vor- und Nachteile. Warte, ich hole nur noch schnell meine Jacke.«

Ich gehe zur Garderobe in der Veranda und schnappe mir meinen Mantel, der hoffentlich schick genug ist, um zu meinem Outfit zu passen, ohne dabei overdressed zu sein. Schließlich habe ich ja keine Ahnung, wie die Leute in der Buchhaltung so rumlaufen. Eher leger oder mit Kostüm und so? Ich will ja nicht unangenehm auffallen, egal in welcher Weise.

Plötzlich fühlen sich mein Rock und die Bluse völlig übertrieben an. Hätten nicht auch Jeans und ein etwas lässigeres Shirt gereicht? Kitty geht ja schließlich auch immer in stinknormalem Outfit zur Arbeit. Klar, sie ist in einer anderen Abteilung, aber was, wenn …

»Bist du so weit?«, unterbricht sie mein Gedankenkarussell, als sie plötzlich mit dem Autoschlüssel in der Hand neben mir steht.

»Ja.« Ich knöpfe meinen Mantel zu und verdränge die Zweifel. »Von mir aus können wir los.«

Kapitel 2

Lana

Die Firma liegt in einem l-förmigen Gebäude, das sich über ein großes Grundstück erstreckt und aus zwei Stockwerken besteht, von denen eines hinab in den Keller führt. Das ist es zumindest, was ich während der Führung durchs Haus feststellen konnte.

Kurz nach meiner Ankunft hat mich die Verwaltungsleiterin Yvette herumgeführt.

»Hier duzen sich alle«, waren ihre Worte zur Begrüßung – und ich finde es irgendwie schön, mir keine Gedanken deswegen machen zu müssen, wen ich siezen und wen ich duzen muss. Kann ja sein, dass ich mir bei gleichaltrigen Kolleginnen irgendwie dämlich vorkäme, sie zu siezen? Bisher habe ich allerdings noch nicht viele in meinem Alter gesehen, als Yvette mir die einzelnen Abteilungen zeigte, sofern das möglich war.

»Hier können wir jetzt nicht rein, da ist ein Meeting«, sagte sie zum Beispiel hier und da. Oder »Da ist gerade Frühstückspause, zeige ich dir ein anderes Mal.«

Aber alles in allem hat sie mir den Großteil des Unternehmens gezeigt. Dass es sich bei dem Unternehmen um eine Einrichtung für behinderte Menschen handelt, die hier unter anderem Arbeiten für die Autoindustrie oder auch Verpackungsleistungen für die Musikbranche erledigen, wusste ich schon vorher, aber erst an meinem ersten richtigen Tag wird mir bewusst, wie vielfältig die Tätigkeiten hier tatsächlich sind.

So viele verschiedene Bereiche, so viele Mitarbeiter – und so viele Eindrücke, die ich selbst jetzt noch verarbeite, als ich längst an meinem Schreibtisch sitze.

Ich habe zu meiner großen Überraschung ein Einzelbüro. Eine Tatsache, die ich nicht erwartet habe, die mir aber mit jeder verstreichenden Minute umso besser gefällt. Sollte sich unter den Kolleginnen aus der Verwaltung die ein oder andere Bürozicke befinden, habe ich immer noch die beruhigende Tatsache, meine Zimmertür hinter mir schließen zu können und der entsprechenden Dame nicht rund um die Uhr ins miesepetrige Gesicht starren zu müssen.

Aber bisher machte keiner der Frauen einen unangenehmen Eindruck. Vor allem Charlene, die höchstens Ende zwanzig sein kann und damit meiner Altersstufe am nächsten kommt, ist mir besonders sympathisch. Irgendetwas lag zumindest in ihrem Lächeln, als Yvette sie mir als »Zuständige für das Auftragsmanagement« vorstellte, was auch immer das bedeuten mag. Charlenes Lächeln schien irgendwie schwesterlich, fast meine ich, eine Art Solidarität in ihrem Blick erkannt zu haben, ganz einfach, weil ich neu bin.

Ob sie auch erst seit Kurzem dabei ist?

Ich schaue zu der Uhr über der Tür und seufze. Kurz nach halb zehn. Bis halb drei muss ich durchhalten. Warum nur bin ich plötzlich so müde? Ich war doch nach meiner Kündigung im Steuerbüro gerade mal einen Monat arbeitslos. Habe ich mich in dieser kurzen Zeit etwa so sehr ans Ausschlafen gewöhnt, dass ich nun mit einem normalen Arbeitstag nicht mehr klarkomme?

Mein Blick wandert zu dem Stapel älterer Eingangsrechnungen, den mir Yvette zum »Sichten« – wie sie es nannte – gegeben hat, damit ich sie mit der Finanzbuchhaltung im PC abgleichen und das System besser nachvollziehen kann.

Die darauf notierten Buchungssätze sind umfangreich und kompliziert, doch ich bin fest entschlossen, mich davon nicht einschüchtern zu lassen. Immerhin bin ich die neue Kreditorenbuchhalterin – und diesem Titel werde ich verdammt noch mal auch gerecht werden.

Pah! Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekäme!

Als ich mir gerade die oberste Rechnung des Stapels zu Gemüte führe, reißt mich ein Klopfen aus den Gedanken. Als ich aufschaue, steht auch schon Yvette in der Tür.

Sie ist schätzungsweise Anfang fünfzig, zwar schlank, wirkt durch ihre extreme Größe allerdings irgendwie kräftiger, was ihr extrem kurzes schwarzes Haar nur noch verstärkt. Ihre dunklen Augen strahlen trotz ihrer Autorität eine gewisse Wärme aus und deshalb mag ich sie. Vielleicht ein bisschen naiv von mir, gerade weil sie meine Vorgesetzte ist. Aber ein bisschen Naivität macht den Einstieg umso leichter.

»Entschuldige, dass ich dich störe«, sagt sie, »aber wegen des Meetings vorhin konnte ich ihn dir noch nicht vorstellen. Da du aber doch häufiger mit ihm zu tun haben wirst, wenn es zum Beispiel um Rabatte von Dienstleistern geht, finde ich, dass ihr euch schon heute kennenlernen solltet.«

Hinter ihr sehe ich einen Mann, der zur Hälfte von ihrem Rücken verdeckt ist. Als sie zur Seite tritt, erkenne ich breite Schultern und eine hochgewachsene Statur. Schneeweißes Hemd und eine weinrote Krawatte. Etwa zwei Zentimeter langes Haar, beinahe schwarz, und einen Bart, der etwas zu dicht ist, um noch als Drei-Tage-Bart zu gelten. Von meinem Schreibtisch aus sind es bis zu ihm vielleicht drei Meter, trotzdem kann ich sehen, wie attraktiv er ist und dass seine nussbraunen Augen derart intensiv leuchten, dass …

Plötzlich erstarre ich.

Diese Augen kenne ich doch!

Die erste Ahnung, die mich nur kurz überkommt, verfestigt sich umso hartnäckiger, als Yvette einen Schritt zur Seite geht.

Nun habe ich einen noch besseren Blick auf ihn, sodass meine Ahnung mit jeder Sekunde mehr und mehr einer unglaublichen Gewissheit weicht.

»John«, sage ich mit offenem Mund.

Für einen Moment vergesse ich, wo wir sind. Alles um mich herum verschwimmt. Er ist das Einzige, das ich in diesem Sekundenbruchteil wahrnehme.

»Ja, das ist mein Name«, antwortet er lächelnd, während er an meinen Schreibtisch herantritt. »Freut mich sehr, dich kennenzu…«

Doch als er die Hand ausstreckt, um mich zu begrüßen, versteinert sich auch seine Miene.

»Lana«, sagt er mit weit aufgerissenen Augen. »Ich … ich habe dich gar nicht erkannt. Ich …«

Doch er ist unfähig weiterzureden.

»Ihr kennt euch?« Yvette steht mit ineinander gefalteten Händen zwischen uns und lächelt leicht verwirrt. »Was für ein Zufall!«

»Ja, ähm.« Johns Blick ruht noch immer auf mir. »Es ist lange her.«

Mehr sagt er nicht. Und mehr muss er auch nicht sagen. Schließlich geht es niemanden etwas an, woher wir uns kennen.

Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt, doch auch ich erkläre nichts weiter. Vermutlich hat Yvette ohnehin genügend Anstand, um nicht weiter nachzufragen, sofern wir nicht von allein mit der Sprache rausrücken.

»Tja, wenn ihr euch kennt«, sie schlägt die Hände geräuschvoll zusammen, »muss ich euch einander ja nicht vorstellen. Nur so viel: John ist der Produktionsleiter des Unternehmens. Nachdem sein Vorgänger vor zwei Jahren in Rente ging, übernahm er das Ruder und ist mit seinen 28 Jahren noch recht jung in dieser Position. Aber er ist der Beste, den wir uns für diesen Job vorstellen können.« Sie lächelt mich an. »Aber da du ihn bereits kennst, wirst du mir sicher zustimmen, wenn ich behaupte, dass er einer der einsatzfreudigsten und zuverlässigsten Menschen ist, die es gibt. Was immer du also für ein Problem hast, zum Beispiel, wenn der ein oder andere Posten auf einer Rechnung unklar ist, hilft er dir sicher gern weiter. Wenn jemand weiß, was so im Unternehmen los ist, dann er.«

Doch Yvettes Worte kommen nur unterschwellig bei mir an. Ich bin viel zu beschäftigt damit, den Umstand zu verarbeiten, dass sich von allen möglichen Männern ausgerechnet der als mein neuer Kollege herausstellt, der mir die schlaflosesten Nächte meines Lebens beschert hat. Ausgerechnet der Mann, für den ich damals alles getan hätte.

Aber das war eine andere Zeit. Ein anderes Leben. Und während ich ihn sprachlos anstarre, kommt es mir so vor, als wäre es auch eine andere Frau gewesen, die ihn einst mehr als alles andere geliebt hat. Die Gefühle von damals kann ich bis heute nachvollziehen, aber wenn ich in diesem flüchtigen Moment zurückblicke, fühlt es sich trotzdem an, als wäre das alles nicht ich gewesen, sondern jemand anderes. Und dabei ist es gerade mal sieben Jahre her.

»Ist alles in Ordnung?«, fragt Yvette, erst mich, dann John anblickend.

Erst ihre Frage ist es, die mir bewusst macht, wie lange wir uns schweigend angeschaut haben. Seine Augen sind dieselben wie damals, auch wenn sie inzwischen noch mehr Tiefe, noch mehr Reife besitzen. Trotzdem gelingt es mir nicht, in seinem Blick zu lesen.

Stört es ihn, mich hier wiederzusehen? Oder freut er sich? Und wo wir gerade dabei sind: Wie stehe ich eigentlich zu diesem Wiedersehen?

Ich bin zu verwirrt, um mir diese Frage selbst zu beantworten.

»Ja«, sage ich schließlich mit aufgesetztem Lächeln zu meiner neuen Vorgesetzten, »alles in Ordnung. Ich … ich war nur überrascht, das ist alles.«

John reibt sich mit der Hand das Kinn, als würde ihn allein diese Geste aus einem Gedankenkarussell befreien, in das ihn unsere Begegnung getrieben hat.

»Alles in Ordnung«, sagt nun auch er endlich und ringt sich ein kleines Lächeln ab. Doch er sieht dabei Yvette an, nicht mich. So, als würde ihn ein Blick zu viel in meine Richtung nur verraten.

Ich greife mir eine der Rechnungen vom Stapel, um irgendetwas zu tun zu haben. Hauptsache, ich kann mich irgendwie von dem Chaos in meinem Kopf ablenken. Doch ich schaue nur kurz auf das Papier in meiner Hand, nur um es gleich danach wieder zur Seite zu legen und erneut zu John zu blicken.

Sah er damals auch schon so gut aus? In meiner Erinnerung schon, aber die Jahre haben ihm etwas noch Geheimnisvolleres, etwas noch Eindringlicheres gegeben.

»Lana übernimmt bei uns die Kreditorenbuchhaltung«, erklärt ihm Yvette.

---ENDE DER LESEPROBE---