Der CEO, das Baby und ich - Nancy Salchow - E-Book

Der CEO, das Baby und ich E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Lissy ist glücklich mit ihrem Job im Bauernhof-Hotel, das direkt in ihrer Heimatstadt am Meer liegt. Sie liebt das idyllische Landleben und ist alles andere als begeistert, als ausgerechnet Ben, der Sohn ihrer Chefin, seinen erfolgreichen CEO-Posten in New York hinter sich lässt, um im Hotel seiner Mutter mitzuhelfen. Diese hat nämlich mit 45 noch mal ein Baby bekommen und will die Hotelleitung nun an Ben übergeben, damit sie sich in Ruhe auf ihr zweites Mutterglück konzentrieren kann. Lissy ist einerseits enttäuscht, dass sie bei der Neubesetzung des Chef-Postens übergangen wurde, andererseits könnte sie echt auf diesen arroganten Besserwisser Ben verzichten, der praktisch das ganze Hotel umkrempeln will. Klar, er sieht verdammt gut aus und allzu lange sollte man ihm nicht in die Augen schauen, wenn man immun gegen die eigenen Gefühle bleiben will. Aber das ändert nichts daran, dass er in New York besser aufgehoben wäre. Oder ist seine Besserwisserei vielleicht nur ein kläglicher Versuch, seine eigenen Geheimnisse zu verbergen? Davon hat er nämlich einige mitgebracht, wie Lissy bald herausfindet. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Epilog

Zum Schluss noch

Danksagung und Nachwort

Impressum

Impressum

Nancy Salchow

Der CEO, das Baby und ich

________________

Liebesroman

Über das Buch

Lissy ist glücklich mit ihrem Job im Bauernhof-Hotel, das direkt in ihrer Heimatstadt am Meer liegt. Sie liebt das idyllische Landleben und ist alles andere als begeistert, als ausgerechnet Ben, der Sohn ihrer Chefin, seinen erfolgreichen CEO-Posten in New York hinter sich lässt, um im Hotel seiner Mutter mitzuhelfen. Diese hat nämlich mit 45 noch mal ein Baby bekommen und will die Hotelleitung nun an Ben übergeben, damit sie sich in Ruhe auf ihr zweites Mutterglück konzentrieren kann.

Lissy ist einerseits enttäuscht, dass sie bei der Neubesetzung des Chef-Postens übergangen wurde, andererseits könnte sie echt auf diesen arroganten Besserwisser Ben verzichten, der praktisch das ganze Hotel umkrempeln will.

Klar, er sieht verdammt gut aus und allzu lange sollte man ihm nicht in die Augen schauen, wenn man immun gegen die eigenen Gefühle bleiben will. Aber das ändert nichts daran, dass er in New York besser aufgehoben wäre.

Oder ist seine Besserwisserei vielleicht nur ein kläglicher Versuch, seine eigenen Geheimnisse zu verbergen? Davon hat er nämlich einige mitgebracht, wie Lissy bald herausfindet.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Ben

____________

Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Zweifellos bin ich nicht hergekommen, um sie einfach so zu küssen. Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht genau, was mein Plan war.

Doch jetzt, wo ich sie in ihrem süßen weißen Trägertop und der Jeans-Latzhose mitten im Stroh sehe, habe ich nur einen Gedanken: Ihre Lippen auf der Stelle mit meinen zu berühren.

Als ich direkt vor ihr stehe, lege ich die Hand seitlich an ihren Hals und nähere mich ihrem weichen Mund. Glücklicherweise tut sie nichts, um mich abzuhalten. Im Gegenteil, sie umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. Im weichen Stroh lassen wir uns schließlich nieder, sie halb unter mir, während unser Kuss heftiger und heftiger wird.

Verdammt, was tun wir hier? Deshalb bin ich doch gar nicht gekommen. Ich wollte einfach nur reden. Einfach nur …

Oh mein Gott, diese Lippen.

Diese süßen, sinnlichen Lippen.

Allein ihre Zunge an meiner setzt meinen Verstand komplett außer Gefecht. Alles, woran ich denken kann, ist der nächste Schritt: Sie und ich nackt in diesem Stall, mitten im Stroh. Hier, wo sicher niemand einfach so auftauchen wird.

Doch diese Idee verdränge ich sofort wieder. Nie zuvor habe ich so etwas Verrücktes getan. Und auch jetzt werde ich ganz sicher nicht anfangen, meine Vernunft einfach so über Bord zu werden, zumal ich nur zu gut weiß, was für Folgen es haben kann, wenn man den Kopf ausschaltet.

Doch je länger unser Kuss andauert und ich ihre zarten Finger unter meinem Shirt fühle, desto wirrer werde ich im Oberstübchen.

Hilfe! Was geht hier vor? Das muss aufhören, bevor es kein Zurück mehr gibt.

Das Problem ist, dass die Mitte meines Körpers, meine sensibelste Stelle, gar kein Zurück will. Nein, meine immer stärker werdende Erregung will nur eins: Diese Frau. Und zwar mit Haut und Haaren.

Kapitel 1

Lissy

Morgens

____________

Die Julisonne brennt an diesem Morgen schon um kurz nach acht wie zur heißesten Mittagsstunde. An Tagen wie diesen bin ich froh, inzwischen eine Wohnung auf dem Bauernhof und somit nur einen kurzen Arbeitsweg zu haben.

Vorher lag meine Wohnung zwar näher am Strand, aber streng genommen ist man hier in Fleesenow niemals wirklich weit weg von der Ostsee. Von hier aus bräuchte ich zu Fuß höchstens fünf Minuten, wenn überhaupt.

Als ich die Haustür hinter mir schließe und rüber zum Hauptgebäude gehe, betrachte ich das Anwesen mit derselben Freude wie an jedem Morgen. So, wie schon seit mittlerweile vier Jahren.

Früher war dies mal ein ganz normaler Hof, auf dem Tiere gehalten wurden, um später geschlachtet und als Frischfleisch verkauft zu werden. Als meine Chefin Susann den Hof kaufte, hatte sie jedoch einen ganz anderen Plan: Ein wenig Tierhaltung – ja. Aber Schlachtung – auf keinen Fall. Denn ihr großer Traum war es, ein Bauernhofhotel aufzuziehen, das irgendwann zum echten Besuchermagneten werden würde. Landleben pur, das vor allem Großstädter anziehen sollte, die dringend mal eine Pause vom Alltagsstress und Lärm brauchten.

Wie erfolgreich Susanns Plan war und nach wie vor ist, bewundere ich jeden Morgen aufs Neue.

Das zweistöckige, sehr weitläufige Haupthaus mit schneeweißer Fassade und den Holzbalken im Fachwerkstil bietet viel Platz für zahlreiche Gäste und wirkt mit den durchgehenden Balkonen im Obergeschoss und dem Vordach, das sich über das gesamte Erdgeschoss zieht, idyllisch und einladend zugleich.

Während ich mich bücke, um den Hofkater Sammy zu streicheln, der gerade um meine Waden schleicht, wandert mein Blick zu den Ställen auf der rechten Seite. Neben den kleinen Holzhäuschen für die Laufenten und Hühner, gibt es auch einen größeren für die Schafe.

Die Tiere sind bereits in den frühen Morgenstunden von einem der Hofarbeiter auf ihre jeweiligen Weiden gelassen worden, wo sie sich nun ihrer wichtigsten Aufgabe widmen: Ein glückliches Tierleben zu führen.

Wenn ich vor dem Weckerklingeln wach bin, gehe ich meist noch rüber und bringe ihnen ein paar Leckerlis. Heute jedoch habe ich es eilig, denn Susann hat mich zum Gespräch in ihr Büro gebeten.

Als ich die zweiflügelige Eingangstür durchquere und das heimelige Foyer im Holzhüttenstil betrete, habe ich keinerlei Angst vor der bevorstehenden Unterhaltung. Schließlich kommt es oft vor, dass mir Susann gleich morgens eine WhatsApp schreibt, um irgendetwas mit mir zu besprechen. Meist geht es dann um irgendwelche besonderen Gäste, die wir aufgrund möglicher Folgebuchungen bevorzugt behandeln sollen oder auch um Ausflüge, die ich mit besonders wichtigen Besuchern veranstalten soll, unter anderem persönliche Dampferfahrten vom Fleesenower Hafen aus. Denn was immer an Spezialaufträgen anliegt, übergibt Susann nur zu gern in meine Hände. Ihr „Mädchen für alles“ nennt sie mich dann immer und fügt dabei oft hinzu: „Auch wenn es eigentlich ‚Superwoman für alles‘ heißen müsste“.

Manch einer könnte so einen Kommentar als Boss-Schleimerei betrachten, aber bei Susann weiß ich, dass sie es ernst meint.

Ihr Büro, das links neben dem Empfangstresen liegt, steht wie meistens offen. Während ich darauf zugehe, höre ich sie bereits gutgelaunt mit jemandem telefonieren.

Weil ich sie dabei nicht stören will, bleibe ich noch kurz im Foyer stehen und betrachte die gerahmten Fotos, die Susann erst kürzlich neu an den Wänden angeordnet hat.

Das meiste sind Aufnahmen von den verschiedenen Entwicklungsphasen des Hotels sowie des gesamten Bauernhofes, aber es sind auch Fotos vom Team dabei.

Eines davon zeigt Susann und mich Arm in Arm vor dem frisch verputzten Haupthaus, das damals gerade eine neue Fassade bekommen hatte.

Zu dem Zeitpunkt war ich gerade mal ein paar Wochen im Team – vier Jahre ist das her, 22 war ich damals. Doch schon als Neuankömmling behandelte mich Susann auf Augenhöhe und immer wie eine gute Freundin.

Auf dem Bild sehen wir fast wie Mutter und Tochter aus. Beide mit schulterlangem rostbraunem Haar, schmaler Taille und einem herzhaften Lachen auf den Lippen. Und beide sind wir eher klein geraten, aber vielleicht gerade deshalb umso entschlossener in allem, was wir tun.

„Lissy?“, höre ich Susann plötzlich aus dem Büro rufen. „Bist du das?“

„Ja, ich schaue gerade die Fotos an“, ich gehe einen Schritt weiter bis zu ihrer offenen Tür, „wollte dich nicht beim Telefonieren stören.“

„Ach, das war nichts Wichtiges.“ Sie macht eine schnelle Handbewegung und nickt in Richtung Tür. „Kannst du die hinter dir schließen?“

„Klar“, antworte ich unbeschwert, doch insgeheim frage ich mich, ob ich besorgt sein sollte. Immerhin steht die Tür bei fast jedem unserer Gespräche offen. Hier im Hotel gibt es einfach keine Geheimnisse.

„Alles in Ordnung?“, frage ich, während ich auf dem Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch Platz nehme.

Es ist ein hübsches Büro. Passend zum gesamten Stil des Hauses: Aktenschrank und Schreibtisch aus hellem Buchenholz in Landhausoptik, Vorhänge sowie Sitzkissen auf dem Ohrensessel in der Ecke rotweiß kariert.

„Natürlich ist alles in Ordnung“, Susann lächelt, „zumindest, was mein Privatleben angeht. Aber das weißt du ja.“

„Oh, und wie ich das weiß.“ Ich betrachte sie fast ein wenig neidvoll. „Das Muttersein steht dir echt gut. Wie alt ist Angie jetzt?“

„Vier Wochen“, seufzt Susann mit verklärtem Blick. „Die vier schlaflosesten Wochen meines Lebens und gleichzeitig die schönsten.“

„Das glaube ich dir aufs Wort. Die Kleine ist ja auch ein wahrer Schatz.“

„Das ist sie.“ Susann lächelt. „Ich habe schon ganz vergessen, wie es ist, ein Baby um sich zu haben. Damals mit Ben war ich ja selbst noch gar nicht richtig erwachsen. Aber jetzt fühle ich mich zum ersten Mal wirklich in der Lage, das Muttersein richtig zu genießen.“ Sie zwinkert mir zu. „Was auch daran liegen dürfte, dass ich inzwischen den richtigen Mann an meiner Seite habe und nicht meinen unzuverlässigen Ex. Wer hätte gedacht, dass ich mit 45 noch mal Mutter werde und zum zweiten Mal verheiratet bin. Ist doch krass, oder?“

„Ja, echt verrückt, wie das Leben manchmal spielt. Hin und wieder braucht man eben mehrere Anläufe, um beim richtigen Mann zu landen.“

„Du sagst es.“ Sie klimpert verträumt mit den Wimpern. „Und mit Vince habe ich echt den Hauptgewinn gezogen. Wenn er nicht in der Kanzlei ist, kümmert er sich einfach rührend um Angie. Jetzt gerade ist er zum Beispiel auch bei ihr. Er macht das echt toll.“

„Trotzdem wundere ich mich, wie du das zur Zeit alles schaffst“, antworte ich. „Ich meine, dass du überhaupt noch hier im Hotel auftauchst, überrascht mich, ehrlich gesagt. Du weißt doch, dass du dich auf mich verlassen kannst. Ich kümmere mich schon um alles – und das Team weiß sowieso genau, was es zu tun hat. Alles funktioniert wie ein Uhrwerk.“

„Das weiß ich doch.“ Sie legt ihre Hand über den Schreibtisch hinweg auf meine. „Du bist meine wertvollste Stütze in dieser Zeit. Aber ich bin auch der Meinung, dass ich im Moment sehr viel von dir verlange, Lissy.“

„Wieso denn sehr viel?“ Ich zucke mit den Schultern. „Du weißt, dass ich meine Arbeit hier liebe. Meistens fühlt sie sich auch gar nicht nach Arbeit an.“

„Schon klar. Für diese Einstellung schätze ich dich auch sehr, aber es wird Zeit, dass ich mir eingestehe, dass der Zustand gerade nichts Halbes und nichts Ganzes ist.“

Ich räuspere mich. „Wie meinst du das?“

„Na ja.“ Sie presst die Lippen aufeinander, weil sie offenbar nach den richtigen Worten sucht.

„Susann?“, hake ich nach, als ihr Schweigen etwas zu lange andauert. „Alles okay?“

„Sicher doch.“ Sie lächelt geradezu liebenswert, als würde sie etwas besonders Schlimmes mit mir besprechen wollen.

„Was wolltest du denn sagen?“, frage ich.

„Na ja“, stammelt sie schon wieder. „Ich habe dir doch von Ben erzählt.“

„Ben?“, wiederhole ich. „Klar, dein Sohn.“ Ich hebe meine Stimme automatisch an. „Der erfolgreiche CEO aus New York, der bereits mit 28 Jahren der Kopf einer großen Werbeagentur ist. Du hast mir ungefähr eintausendmal von ihm erzählt.“ Ich grinse. „Was nur zeigt, wie stolz du auf ihn bist.“

„Oh ja, das bin ich.“ Ihr Lächeln weicht einem nachdenklichen Blick. „Aber mein Stolz auf ihn ist im Moment noch anderer Natur als sonst.“

„Wie meinst du das?“

„Weißt du, er hat einfach etwas wahnsinnig Selbstloses getan und mir angeboten, im Hotel mitzuhelfen.“

„Mitzuhelfen?“ Ich schaue sie mit großen Augen an. „Wie will er das denn von New York aus machen?“

„Genau darum geht es ja.“ Susann lächelt stolz. „Er sagt, dass er bereit für einen Wechsel ist, eine Art Neuanfang. Damals, als er mit meinem Ex-Mann in die Staaten ging, fand er es aufregend, dort eine Karriere zu starten. Aber inzwischen sehnt er sich ein wenig nach – wie waren seine Worte? Entschleunigung! Ja. Genau das hat er gesagt.“

Ich schweige, weil ich nicht genau weiß, wohin dieses Gespräch führen soll. Oder weiß ich es vielleicht ganz genau und will es nur nicht wahrhaben?

„Jedenfalls bereut Ben es heute, dass wir seit der Scheidung meist nur über Internet und Co. Kontakt hatten, weil er in den Staaten war. Die Geburt seiner kleinen Halbschwester hat ihm vor Augen geführt, wie wichtig die eigene Familie ist.“ Susann strahlt. „So oder so ähnlich waren seine Worte. Na ja, und deshalb will er nach Fleesenow kommen, um mich in dieser Zeit zu unterstützen, damit ich mich in Ruhe auf das Baby konzentrieren kann.“ Sie sieht mich direkt an. „Und damit auch nicht alles allein an dir hängen bleibt. Genau deshalb wird er die Hotelleitung übernehmen.“

„Die … die Leitung?“, frage ich verwirrt. „Wie lange denn?“

„Das werden wir erst noch sehen. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, ihn dauerhaft hier zu haben, damit ich mich in Zukunft mehr auf die Familie konzentrieren kann. Aber das wird die Zeit zeigen. Ben ist offen für alles, wofür ich ihm wirklich unendlich dankbar bin.“

Im ersten Moment finde ich nicht die richtigen Worte. Mein Kopf fühlt sich vollkommen leer an, während die Emotionen unkontrolliert in mir brodeln.

Da halte ich hier die Stellung, kümmere mich um alles, bin immer zuverlässig – und schaue dann dabei zu, wie jemand von außen dazukommt, um hier das Ruder zu übernehmen? Einfach so, ohne jede Vorwarnung?

„Liegt es daran, dass ich keine fachmännische Ausbildung habe?“, platzt es plötzlich aus mir heraus. „Ich weiß, ich bin nur gelernte Bürokauffrau, was nicht unbedingt so gut zu diesem Job passt. Aber ich habe mich doch oft genug bewiesen, oder? Ich meine, meine Flexibilität und Lernbereitschaft haben mich doch eigentlich immer ausgezeichnet, oder? Denn ich finde, dass es nicht auf die Ausbildung ankommt, sondern auf den Einsatz eines Menschen und …“

„Heeeeey!“, unterbricht Susann meinen Redeschwall. „Du nimmst das Ganze doch nicht etwa persönlich, oder?“

„Na ja“, ich falte meine Hände ineinander, weil sie sich irgendwie zittrig anfühlen, „ein bisschen komisch fühlt es sich schon an, wenn jemand Außenstehendes herkommt und dann plötzlich mein Vorgesetzter ist. Ich meine, unser aller Vorgesetzter.“

„Ach, Lissy“, Susann steht auf und geht um den Tisch herum, „ich hatte befürchtet, dass du meine Entscheidung falsch auffassen könntest.“ Sie setzt sich auf die Holzlehne meines Sessels. „Offiziell wird Ben die Leitung übernehmen, ja. Immerhin ist er mein Sohn und es bedeutet mir einfach wahnsinnig viel, dass er endlich nach Deutschland zurückkommt. Vor allem natürlich, dass er Interesse am Hotel zeigt. Ich hoffe, du verstehst das.“

Ich möchte etwas antworten, weiß aber nicht so recht was. Doch ehe ich meine Gedanken sortieren kann, spricht sie weiter.

„Aber selbst, wenn Ben offiziell den Hut auf hat“, fährt Susann fort, „so wird er dennoch Hand in Hand mit dir zusammenarbeiten. Ich weiß doch, was ich an dir habe. Und das weiß ich zur Zeit sogar noch mehr als je zuvor.“

Und warum hat dann er den Hut auf und nicht ich?

Doch diese Frage behalte ich für mich. So gut ich mich auch immer mit Susann verstanden habe, Ben ist nun mal ihr Sohn, ich hingegen nur eine ganz normale Angestellte. Zumindest auf dem Papier.

„Alles in Ordnung?“ Susann legt die Hand auf meinen Unterarm.

„Klar“, antworte ich mit aufgesetztem Lächeln, das hoffentlich nicht so unecht aussieht, wie es sich anfühlt. „Wann kommt er denn?“

„Sein Flugzeug ist bereits gelandet. Er wird heute im Laufe des Vormittags hier ankommen.“

Ich brauche ein paar Sekunden, um zu antworten.

„Wie bitte?“ Mir klappt fast die Kinnlade herunter. „Heute schon?“

„Ja.“ Susann strahlt. „Ist das nicht aufregend? Ich kann es kaum erwarten, dass er endlich seine kleine Schwester kennenlernt.“

„Ja, das wird sicher sehr … ähm … emotional werden“, stammele ich vor mich hin, muss aber die ganze Zeit über nur daran denken, was sein Auftauchen für mich persönlich bedeuten wird.

„Ach, Schätzchen“, Susann legt den Arm um mich und küsst meine Schläfe, „ich merke doch, wie dir das Ganze zusetzt. Und es tut mir auch leid. Aber weißt du, ich habe immer davon geträumt, dass mein Sohn wieder nach Deutschland zurückkommt. Als mein Ex in die USA ging und Ben sich entschied, ihn zu begleiten, war er gerade mal neunzehn. Ben hat zwar immer beteuert, dass ich das nicht persönlich nehmen soll und es absolut nichts damit zu tun hat, dass er nach der Scheidung eher auf der Seite seines Vaters steht.“ Susann starrt vor sich hin. „Aber er wollte unbedingt in den USA studieren und auch dort Karriere machen. Das war sein ganz großer Traum. Und egal, wie oft wir miteinander telefoniert oder uns zwischendurch auch mal persönlich gesehen haben, ich hatte immer dieses komische Gefühl, dass er auf der Flucht vor Deutschland und vor allem vor mir war.“

Ich schaue sie mitfühlend an, bin aber noch immer zu sehr mit meinen eigenen Gefühlen beschäftigt.

„Dass er jetzt dauerhaft zurückkommen will“, sie legt seufzend die Hand auf ihren Brustkorb, „und dann auch noch hier zu mir ins Hotel, das bedeutet mir so viel. Meine beiden Kinder bei mir zu haben, das ist … das … ach, ich kann es gar nicht beschreiben, Lissy. Ich bin gerade einfach nur glücklich.“

Ich sehe ihre Augen feucht werden und schäme mich im nächsten Moment für meine eigenen Gedanken.

Er ist ihr Sohn, verdammt noch mal! Würde ich selbst nicht dasselbe tun, wäre ich an ihrer Stelle? Um ihre Gefühle wirklich nachzuempfinden, müsste ich vermutlich selbst Mutter sein.

Nein, muss ich nicht, verdammt! Ich kann es auch so verstehen.

---ENDE DER LESEPROBE---