Das Siegel der Liebe_Aimée - Marie Cordonnier - E-Book

Das Siegel der Liebe_Aimée E-Book

Marie Cordonnier

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Beschreibung

Aimée, die schöne Fremde, und der Spion des Königs. Frankreich im Jahre 1528. Nach dem Tod ihres Vaters steht die blutjunge Aimée plötzlich verstört und um ihr Erbe gebracht auf der Straße. Ihr einziger Besitz – ein goldener Siegelring mit einem adeligen Wappen – ist der geheimnisumwitterte Schlüssel zu ihrer Herkunft. Georges Pontivy, Graf von Termignon, der beste Geheimagent des Königs, glaubt, eine Verwirrte vor sich zu haben, als sie ihm den Ring mit seinem eigenen Familienwappen zeigt und seinen Schutz erfleht. Und doch fühlt er sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen…

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Marie Cordonnier

ISBN 978-3-86466-236-2
This ebook was created with BackTypo (  http://backtypo.com) by Simplicissimus Book Farm © 2014 by BestSelectBook_Digital Publishers Digitalised by DokuFactory Groß-Umstadt

Table of contents

1513 — Im Wald von Belloncombre

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

1513 — Im Wald von Belloncombre

»Ich wünschte, wir hätten nicht den Weg durch den Wald gewählt ...«  Baptiste warf seinem Herrn einen schrägen Bück zu, aber er erhielt keine Antwort von ihm. Sein nächster, unbehaglicher Blick galt den uralten Eichen und Buchen, die den Weg beschatteten. Das dichte Blätterdach sperrte Sonnenlicht und Wärme so weitgehend aus, und der Weg erschien wie ein geheimnisvoller grüner Tunnel, der die Beklommenheit des einfachen Knechtes nur noch verstärkte. »Man sagt, es gibt Feen und böse Geister im Wald von Belloncombre ...« Abermals bekam Baptiste keine Antwort. Jacques Malivet war es leid, diesem Angsthasen zu erklären, dass er nicht um seiner Bedenken willen auf eine nützliche Abkürzung verzichten wollte. Der Weg nach Dieppe war weit genug, und er gedachte die seit langem ersehnte Heimkehr nicht durch unnötige Bummelei zu verzögern. Er wollte endlich wieder nach Hause. »Man sagt...«, begann Baptiste hartnäckig von neuem, und schließlich platzte dem ehrenwerten Monsieur Malivet doch noch der spitzenverzierte Leinenkragen seines dunklen Tuchwamses. »Zum Henker! Noch eine Silbe, du Narr, und ich werde ...« Der massige, schwere Mann mittleren Alters, dessen Kleidung ihn als wohlhabenden Kaufmann auswies, brach mitten im Satz ab und verstummte. Er riss an den Zügeln seines Pferdes und gebot seinem furchtsamen Diener mit einer knappen Geste ebenfalls Schweigen. Da war es wieder. Ein verzweifelter Aufschrei, der unvermittelt abbrach. Der Ruf einer Frau in höchster Not! Ehe Baptiste begriffen hatte, was das bedeuten sollte, lenkte sein Herr bereits das Pferd in Richtung dieses Hilferufs. Hufspuren und frisch abgebrochene Zweige bewiesen, dass sie nicht die ersten waren, die an dieser Stelle den Weg durch den Wald von Belloncombre verließen und geradewegs in das geheimnisvolle grüne Dunkel einbrachen. Bei genauerem Hinhorchen vernahmen sie nun auch andere Laute: Mürrische Stimmen, knappe Befehle, das Klirren von Waffen. Jacques Malivet war nicht umsonst ein erfolgreicher Kaufmann und Reeder. Er verband einen klaren Verstand mit guter Auffassungsgabe, zudem besaß er die Begabung, das Richtige im richtigen Moment zu tun, und verfügte über einen gesunden Sinn für das Machbare, der ihn daran hinderte, ein überflüssiges Wagnis einzugehen und den eigenen Kopf zu riskieren. Auch in diesem Moment entschied er sich für Vorsicht. »Du wartest hier mit den Pferden, Baptiste!« raunte er seinem blassen und erschrockenen Begleiter zu. »Ich möchte erst sehen, was dort vor sich geht. So, wie es sich anhört, sind wir ohnehin in der Unterzahl!« »Wir sollten weiter reiten und uns nicht darum kümmern«, riet Baptiste heiser. »Es ist nicht gut, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen!« Malivet hätte ihm recht gegeben, wäre da nicht der Schrei der Frau gewesen. Er vermochte eine Auseinandersetzung zwischen Männern aus Vernunftgründen zu ignorieren, allein der Hilferuf einer Frau erforderte in jedem Falle zumindest den Versuch zu helfen. »Warte!« wiederholte er knapp und verschwand mit dem Geschick eines Mannes zwischen den Büschen, der daran gewöhnt war, sich im Gewimmel eines überfüllten Hafens zielstrebig zu bewegen. Der tiefe Moosteppich, in dem seine Schritte einsanken, sicherte ihm die gewünschte Lautlosigkeit. Aber die Gruppe von Menschen, die er schließlich auf einer unerwarteten Waldlichtung vor den zerfallenen Ruinen einer alten Einsiedelei entdeckte, war so sehr in ihr hinterhältiges Tun vertieft, dass sie ihn ohnehin nicht gehört hätte. Neben der Kapelle mit dem eingefallenen Gewölbe standen zwei Pferde mit einer reich verzierten Reisesänfte. Ein höchst luxuriöses Gehäuse, hinter dessen zurückgeschlagenen Vorhängen bestickte Kissen und seidene Decken glänzten. In respektvollem Abstand davon hielt ein halbes Dutzend Bewaffneter, Pferde und Waffen bereit. Söldner, deren harte, mitleidlose Gesichter durch die Schatten ihrer zerbeulten mailändischen Helme noch bedrohlicher wirkten. Die kämpferische Eskorte einer höchst noblen Dame. Ein zwar beunruhigender Anblick, aber ... Gütiger Himmel! Da war diese Dame! Sie lag mit ausgestreckten Armen mitten auf der Lichtung, und soeben richtete sich der schwarz gekleidete Mann auf, der sich an einem dieser Arme zu schaffen gemacht hatte. Sein Messer blitzte auf. Es fiel dem Reeder schwer, einen Aufschrei zu unterdrücken. Er starrte wie gelähmt auf das entsetzliche Bild, das sich ihm bot, ohne dass sein Verstand zu begreifen vermochte, dass es sich um Wirklichkeit handelte, was er da sah. Er hörte die Worte und weigerte sich gleichzeitig, ihren Sinn zu erfassen. »Es tut nicht weh, ich habe es Euch versprochen. Der Bader hat seine Arbeit mit Geschick verrichtet. Ich muss verrückt sein, einer Ehebrecherin und Verräterin auch noch die Gnade eines schmerzlosen Todes zu gönnen! Nehmt es als letzten Tribut an die Liebe, die ich einmal für Euch empfunden habe, ehe Ihr meine Ehre und meinen Stolz mit Füßen getreten habt!« »Aimée ... Floralie ... Wollt Ihr sie auch töten? Gottloser Mörder, der Ihr seid ...« »Soll der Himmel über Eure Bastarde richten, Madame! Ich mache mir die Finger nicht schmutzig an diesem Auswurf einer Hure ...« »Gott wird über Euch richten und Euch strafen, Seigneur ...« Die Sterbende bäumte sich auf, ihre Finger krallten sich in das Wams des Mannes, der sich über sie beugte. Er machte keinen Versuch, diese Hand zu lösen. Im Gegenteil, er verharrte wie eine Statue, den Blick auf jene Frau gerichtet, die ihn mit schwacher Stimme verfluchte. Wie gebannt starrte der heimliche Beobachter auf den unaufhaltsamen Strom von Blut, der über die weißen, schmalen Handgelenke der Edeldame rann und unsichtbar im Waldboden versickerte. »Das genügt! Verbindet sie und legt sie in die Sänfte! Dame Elise möchte schließlich nach Hause. Ihr werdet in allen Ehren in der Familiengruft zu Grabe getragen, meine Liebe. Ich hoffe, das erleichtert Euch den Abschied von dieser Welt ...« Sein kaltes Lachen entlockte der sterbenden Frau ein letztes Schluchzen. Sie sank in hilfloser Schwäche zusammen, schon gezeichnet von der tragischen Blässe im Angesicht des Todes. Jacques Malivet fühlte einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen. Ein Laut zuviel, und es wäre auch um sein Leben geschehen. Er war Zeuge eines ruchlosen Mordes an einer hohen Dame geworden. Ein Zeuge, dessen man sich umgehend ebenfalls entledigen würde, wenn man ihn entdeckte. Ohne zu wissen, wer der skrupellose Mörder dieser armen Dame war, begriff er, dass dieser Mann niemals zögerte, wenn es darum ging, sein Ziel zu erreichen. Zudem musste er von hohem Stand sein, dass er sich anmaßte, Richter über Leben und Tod zu spielen. Auf eine Leiche mehr oder weniger würde es ihm nicht ankommen, um sich eines Augenzeugen zu entledigen. Niemand würde ihn je auf dieser Lichtung finden oder gar das Geheimnis seines rätselhaften Todes ergründen. Außerdem war Baptiste nicht der Bursche, der sich auf die Suche nach seinem Herrn machen würde, wenn jener verschwunden blieb. Sobald er begreifen würde, dass der Reeder nicht zurückkam, würde er in kopfloser Flucht davonstieben. So sehr sich Jacques Malivet für seine Feigheit verachtete, er blieb in seinem Versteck, bis die Sänfte mit der sterbenden Edeldame und ihrer Eskorte im dichten Grün des Waldes von Belloncombre verschwand. Auch danach vermochte er geraume Zeit nicht, sich zu bewegen. Aber während seine Zähne vor Kälte aufeinander schlugen, die nichts mit der wirklichen Temperatur des Tages zu tun hatte, begann er bereits auf einer sachlichen, leidenschaftslosen Ebene seines Verstandes sich selbst zu verachten. Er hatte einen kaltblütigen Mord beobachtet und nicht eingegriffen. Wie konnte er diese Feigheit jemals sühnen? Welche Buße würde ihm auferlegt für eine Sünde, die er vor Gott und den Menschen begangen hatte, als er nicht sein Leben in die Waagschale warf, um die arme Dame zu retten? In diesem Moment hörte er das Weinen — ein dünnes erbärmliches Stimmchen.

1. Kapitel

Dieppe — 18. April 1528

Der stürmische Westwind zerrte an Haubenbändern, Röcken, Schürzen und Umhängen. Er sorgte dafür, dass die Männer ihre Hüte festhielten und die Worte des Pfarrers davongetragen wurden. Worte, die den verstorbenen Reeder Jacques Malivet als wahren und aufrechten Christenmenschen rühmten. Als einen ehrenwerten Mann, der für seine Familie und seine Stadt Großes geleistet hatte und dessen Tod von allen betrauert wurde. Aimée Malivet spürte die eisige, zitternde Hand ihrer kleinen Schwester, die nach ihren Fingern griff und sie so fest umklammerte, als könne sie dort den Halt finden, den sie jetzt so sehr vermisste. Sie erwiderte sacht den Druck und versuchte das Brennen in den Augen zu ignorieren. Sie wollte nicht weinen. Nicht hier, unter all den neugierigen Blicken und den kalten Augen der Dame Simone, die öfter auf ihr als auf dem Eichenholzsarg ihres Bruders lagen. Floralie schluchzte. Der Wind trocknete die Tränen auf ihren viel zu blassen Wangen. Es war nicht gut, dass sie so lange auf dem Friedhof stand. Noch litt sie unter den Folgen des schlimmen Fiebers, welches Jacques Malivet hingestreckt hatte. Er hatte sich bei Floralie angesteckt in jenen langen Nächten, die er gemeinsam mit Aimée an ihrem Bett gewacht hatte. Simone machte es der Kleinen zum Vorwurf, Aimée ahnte es, ohne dass ein Wort darüber gefallen war. Sie las es aus den Blicken, aus der steinernen Trauer um den Bruder, der Dame Simones ganzer Lebensinhalt gewesen war. Sie fürchtete sich schon jetzt vor dem Moment, in dem sie mit ihr allein sein würden. Die hagere Jungfer mit den strengen Zügen, deren tiefe Falten ihnen fast männliche Härte verliehen, stand dem Haushalt der Malivets vor, seit Aimée denken konnte. Sie musste diese Herrschaft nach dem Tod von Jacques' junger Frau angetreten haben, die bei Floralies Geburt gestorben war. Sie hatte die beiden Mädchen aufgezogen und sonnte sich in der allgemeinen Bewunderung ihrer christlichen Nächstenliebe, die sie vermeintlich dazu befähigt hatte. Aimée presste die vollen, perfekt gezeichneten Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Floralie und sie hatten von dieser Liebe hinter den Mauern des Hauses Malivet nur wenig zu spüren bekommen. Simone war schnell mit der Haselrute bei der Hand, wenn man nicht flink und nicht sorgfältig genug arbeitete, aber die Zuneigung ihres Vaters hatte all dies ausgeglichen. Wenn es also einen Menschen gab, der seinen Platz im Paradies überreich verdiente, dann war dies wohl Jacques Malivet. Seine Mildtätigkeit, sein großes Herz und seine Hilfsbereitschaft hatten auch dazu geführt, dass sich fast ganz Dieppe an seinem Grab versammelte und Tränen über seinen unerwarteten Tod vergoss. Allein, die Stadt war nicht so reich und mächtig geworden, weil ihre Bewohner den christlichen Tugenden huldigten, sondern weil sie geschäftstüchtig und klug ihren Vorteil zu wahren wussten. Deswegen galt bei allem Mitgefühl auch mehr als ein interessierter Blick den beiden schönen Töchtern des Reeders. Malivet hatte keinen Sohn hinterlassen, nur diese beiden Mädchen. Die Jüngere war noch ein Kind, aber eine lohnendere Partie als die Ältere gab es in der ganzen Hafenstadt nicht. Wie schade, dass man um der guten Form willen doch wenigstens ein paar Wochen der Trauer beachten musste. Aimée Malivet wusste um diesen Umstand. Er trug dazu bei, dass sie sich noch elender fühlte, denn sie würde einen dieser Anträge annehmen müssen, wenn sie sich und ihre Schwester von der tyrannischen Herrschaft Dame Simones befreien wollte. Die wenigen Tage zwischen dem Tod und der Beisetzung ihres Vaters hatten ihr bereits hinreichend bewiesen, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie würde einen dieser jungen Männer heiraten müssen, die sie bereits mit einer Mischung aus Begeisterung und Besitzgier betrachteten. Söhne von Reedern, von wohlhabenden Kaufleuten oder ehrgeizige Kapitäne, welche erhofften, mit Hilfe ihrer Mitgift zum Schiffseigner aufzusteigen. Männer wie ihr Vater, von kräftiger Statur, mit Händen, die zupacken konnten. Mit wettergegerbten Gesichtern, unverblümter Sprache und dem gesunden Appetit nach einer vielköpfigen Kinderschar. Sie blinzelte erneut gegen die aufsteigenden Tränen an. Ihre Zukunftsaussichten brachten sie ebenso zum Weinen wie die Vergangenheit. Floralie gab einen leisen Laut von sich, und Aimée zuckte zusammen. Sie hatte die Finger ihrer Schwester so stark gequetscht, dass sich die Kleine erschreckt aus dem gewaltsamen Griff befreite. Aimée errötete schuldbewusst und legte sanft den Arm um die schmalen Schultern der kleinen Schwester. Manchmal begriff sie selbst nicht, woher die heftigen, unbeherrschten Gefühle kamen, die sie zum Aufbegehren trieben. Die sie in jene Mischung aus Rebellion und Sehnsucht stürzten, die unweigerlich dafür sorgte, dass sie sich in aufflammendem Stolz mit Simone anlegte. So wie an diesem Morgen, als Simone darauf bestanden hatte, dass sie die pelzgefütterten, warmen Umhänge zu Hause ließen und die schlichten Tuchmäntel trugen, die sie normalerweise nur anlegten, um bei launischem Wetter kurz auf den Markt zu gehen. Wie sie erwartet hatte, war der Stoff viel zu dünn. Der feuchte, böige Westwind pfiff hindurch, kroch unter die Röcke und Unterröcke und ließ Aimée frösteln. Simone hatte sich durchgesetzt, aber nur weil Floralie die Schwester zum Nachgeben gebracht hatte. Jetzt bereute sie dieses Zugeständnis. Floralie klapperte bereits mit den Zähnen und bekam unnatürlich rote Wangen. »Wollt ihr euch wirklich an Vaters Totenbett streiten?« hatte die Kleine am Morgen mit ihrer sanften, melodiösen Stimme gefragt und die beiden so unterschiedlichen Frauen damit zu Vernunft gebracht, die einander mit hochroten Gesichtern Unfreundlichkeiten sagten. Unwillkürlich sah Aimée jetzt zu Simone und begegnete dem starren Blick der grauen Reptilienaugen ihrer Tante. Keine Freundlichkeit lag in diesem Blick. Kein Mitgefühl, keine Wärme. Wenn sich überhaupt ein Gefühl entdecken ließ, dann höchstens mühsam gezügelter Hass. Aber weshalb sollte Simone sie und ihre Schwester derart hassen? Weshalb stand sie dort im Reichtum ihres warmen, pelzgefütterten Umhanges, die feine Spitzenhaube der Bürgerin auf dem Kopf, und schaute sie an, als wäre sie ein ungebetener Gast auf der Beerdigung des eigenen Vaters? Aimée fröstelte, aber diesmal war nicht allein der Wind daran schuld. »Ich verstehe Euch nicht, Tante Simone ...« Aimée stand im Innenhof des stattlichen Steinhauses, das dem Reeder Jacques Malivet gehörte und das sie Zeit ihres Lebens für ihr Elternhaus gehalten hatte. Sie spürte Floralies Hände um ihren Arm, aber ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die hagere Bürgerin gerichtet, die ihnen im vollen Staat ihres flämischen Tuches und mit der heuchlerischen Frömmigkeit scheinbarer Rechtschaffenheit den Eingang versperrte. Erst in diesem Augenblick fiel Aimée auf, dass Simone Malivet die schwere Goldkette über ihrem Kleid trug, die bisher das Wams ihres verstorbenen Bruders geschmückt hatte. Der Innenhof, in dem sonst der rege Betrieb eines gut geführten Hauses herrschte, lag gähnend leer und verlassen vor ihnen. Sogar Bouboule, der große Hühnerhund, hatte sich vor der kalten, keifenden Stimme in die hinterste Ecke seiner Behausung verzogen. Aimée sah auf die Bahnen schwarzen Tuches, die aus dem ersten Stock hingen und die aller Welt verkündeten, dass es in diesem Hause einen Toten zu beklagen gab. Sie war es dessen Angedenken schuldig, einen neuerlichen Streit zu vermeiden. »Beim Andenken unseres Vaters, Tante Simone«, begann sie von neuem und wurde von einem hässlichen, freudlosen Lachen unterbrochen, ehe sie den begonnenen Satz zu Ende bringen konnte. »Hast du es immer noch nicht begriffen, Mädchen?« Simone Malivet stemmte ihre knöchernen Arme in die Hüften und trat so nahe an Aimée heran, dass diese den gelblichen Schleier auf den Zähnen ebenso sehen wie das Aroma aus Kampfer und altem Lavendel riechen konnte, das aus dem selten genutzten Festgewand der Tante aufstieg. »Jacques Malivet ist nicht eurer Vater! In diesem Hause habt ihr nichts mehr zu suchen und schon gar nichts zu erben! Schert euch von dannen!« »Das ist nicht wahr!« Aimée versuchte das lähmende Entsetzen zu überwinden, das sie am Denken hinderte. Seit ihnen ihre Tante vor wenigen Augenblicken den Eintritt ins Haus verweigert hatte, schien es ihr, als würde sie haltlos von einer abschüssigen Klippe in immer gefährlichere Tiefen rutschen. Von drinnen hörte sie Stimmen und Geräusche. Die Gäste des Leichenschmauses fragten sich vermutlich bereits, wo die neue Herrin des Hauses und die schönen Töchter des Verstorbenen so lange blieben. »Und ob es wahr ist, mein hochnäsiges Fräulein! Jetzt ist Schluss mit den Lügen! Mein Bruder war nie verheiratet, und die Geschichte seiner armen Frau, die in Rouen gestorben ist, nur ein Märchen, das er sich aus Mitleid ausgedacht hat, um zwei nichtsnutzige Waisenkinder in sein Haus zu nehmen!« »Aber ...« Aimée fiel nichts ein, was sie dem entgegenhalten konnte. Es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt, Dame Simone zu unterbrechen. All die Empörung, die ihr Bruder Zeit seines Lebens durch seine Autorität im Zaum gehalten hatte, brach nun über Aimée und ihre fassungslose kleine Schwester herein. »Mörderkinder!« Aimée und Floralie duckten sich unter dem Wort wie unter dem gehässigen Blick, der es begleitete. »Mein armer Bruder hat mit eigenen Augen gesehen, wie euer ruchloser Vater eure Mutter zu Tode brachte. Der Bader hat ihr im Wald von Belloncombre die Pulsadern aufgeschnitten, und sie ist unter den Augen ihres Mörders verblutet. Als Strafe für ihren Ehebruch! Die Bälger, die zu ihr gehörten, hat der eigene Vater in der verfallenen Kapelle ausgesetzt, zur Beute der Tiere und zur Buße für die Sünden der Mutter! Jacques beging die Dummheit, sich der Kleinen anzunehmen. Er brachte sie mit ins Haus und zwang mich, sie zu dulden, aber damit ist es nun vorbei!« Aimée hörte Floralies Aufschluchzen und griff tröstend nach der Hand der Schwester. Eigenartigerweise zweifelte sie keinen einzigen Herzschlag lang an Simones Geschichte. Zum einen, weil Simone Malivet viel zu nüchtern und zu fantasielos war, um sich ein derartiges Drama auszudenken, zum anderen, weil es so vieles erklärte: Weshalb sie weder ihrem Vater noch seiner Schwester ähnlich sahen und woher die eigenartigen Bilder kamen, die Aimée das eine um das andere Mal in ihren wirren Träumen fand. Der Wald von Belloncombre! Erklärte das ihre unsägliche Furcht vor dichtem Gebüsch und Wäldern, die sie sich bisher einfach nicht hatte erklären können? »Du lügst!« rief Floralie, und Aimée entdeckte besorgt die hektischen Flecken auf ihren Wangen. Die Kälte im Verein mit der Aufregung war pures Gift für die eben erst Genesene. »Glaubt was du möchtest, aber ihr werdet weder in den Kirchenbüchern dieser Stadt noch in jenen von Rouen eine Eintragung finden, welche die Taufe eurer verfluchten Seelen bestätigt! Ich will Euch nicht mehr unter diesem Dach sehen! Packt Euch fort!« »Bei allen Heiligen, Ihr könnt uns doch nicht einfach auf die Straße setzen!« rief Aimée entsetzt. In diesem Moment bestand sie nur aus Sorge um ihre kleine Schwester. »Ihr wisst, dass Floralie krank ist und der Schonung bedarf ...« »Siiiie!« Ein knochiger Zeigefinger stach in die Richtung des allzu zarten, hellhäutigen Kindes, in dessen Augen von neuem das Fieber glänzte. »Sie hat meinen Bruder auf dem Gewissen! Wegen ihr ist er gestorben! Ich will sie nicht mehr sehen! Und dich auch nicht!« »Unser Vater würde das nie gestatten!« Aimée beschwor das Bild des gütigen Reeders, den sie eben erst zu Grabe getragen hatten. »Ihr könnt Floralie keinen Vorwurf daraus machen, das wisst Ihr genau! Außerdem habt Ihr nicht das Recht, uns hinauszuwerfen! Wir sind Malivets wie Ihr und die Reederei ...« »Die Reederei!« Ein neuerliches böses Auflachen. »Die Reederei gehört mir, mein Fräulein! Alle Schiffe, das Haus, das Vermögen! Ihr habt kein Anrecht auf die kleinste Kupfermünze! Hier, das ist das einzige, was Jacques außer zwei schreienden Mörderbälgern ins Haus gebracht hat. Du hast diesen Ring an einer Kette um den Hals getragen, also wird er wohl dein Eigentum sein. Und nun packt euch fort! Wenn ich euch jemals wieder vor dieser Tür finde, hetze ich die Hunde auf euch!« Dröhnend schlossen sich die beiden Flügel des großen, dunklen Holztores. Wie betäubt starrte Aimée auf die Reliefs der Segelschiffe, welche die Türfüllung links und rechts des bronzenen Löwenkopfs mit dem großen Türklopfer zierten. Sie nahm kaum wahr, dass von innen mit bedrohlicher Eindeutigkeit ein Riegel vorgelegt wurde. Ein Windstoß verfing sich zwischen den Mauern, riss ihr die Kapuze des Umhangs vom Kopf und peitschte ihr ein paar lose Haarsträhnen ins Gesicht. »Aimée ... Ich versteh das alles nicht!« wisperte Floralie und heftete ihre riesigen blauen Augen auf die Schwester. In ihrem weichen, ovalen Mädchengesicht wirkten diese Augen wie zwei unendlich tiefe Seen. Gefährlich glänzende, fiebrige Augen, die Aimées schlimmste Befürchtungen bestätigten. »Was soll das alles bedeuten, Aimée? Weshalb lässt uns die Tante nicht mehr ins Haus?« »Ich kann es dir nicht sagen!« Aimée nahm die Jüngere in die Arme und versuchte einmal mehr an diesem schrecklichen Tag, nicht in Tränen auszubrechen. Sie strich mechanisch über Floralies Rücken und spürte ihr Zittern. Die Kleine gehörte ins Bett, sie benötigte warme Decken, lindernden Kräutertee, Ruhe und keine Aufregungen! »Ich fürchte, unsere Tante hat den Verstand verloren«, sagte sie entmutigt. Der Wind stach erbarmungslos durch ihren dünnen Umhang, und mit einem trockenen Aufschluchzen begriff sie, weshalb Simone verhindert hatte, dass sie ihre warmen, pelzgefütterten Mäntel an diesem Tage trugen. Sie hatte schon vor der Beerdigung den Plan gehabt, sie anschließend auf die Straße zu setzen! Vor ihren Augen verschwamm das vertraute Haus mit der schönen Kammer, die sie im ersten Stock mit Floralie geteilt hatte. Ein Raum mit bleigefassten Glasfenstern, mit einem eigenen Kamin und flämischen Wandbehängen. Mit wohl gefüllten Kleidertruhen und warmen Decken über dem mächtigen Alkoven, der mit zusätzlichen Vorhängen Wärme und Zuflucht vor allem Kummer bot. »Mir ist so schrecklich kalt, Aimée ...« »Gütige Mutter Gottes, was soll ich tun? Kannst du wirklich zulassen, was hier geschieht?« richtete Aimée ein Stoßgebet an eine höhere Instanz. Sie versuchte verzweifelt, einen Entschluss zu fassen. Sie besaßen nichts. Absolut nichts. Nicht einmal ein paar Kupfermünzen, um sich etwas zu essen zu kaufen. »Schscht! Aimée ...« Die drängende leise Stimme in ihrem Rücken erregte endlich ihre Aufmerksamkeit. Aus den Augenwinkeln sah sie Barbe, die alte Köchin, die ihr, halb hinter dem Brennholzverschlag versteckt, drängend zuwinkte. Aber ehe sie Floralie in diese Richtung schob, bückte sie sich nach dem Gegenstand, den ihr Simone Malivet mit solcher Verachtung vor die Füße geworfen hatte. Erst jetzt erkannte sie, dass es sich um einen Ring handelte, einen schweren goldenen Siegelring mit einer rechteckigen Goldplatte, auf der die Konturen eines gravierten Wappens zu erkennen waren. Ein kostbares Stück immerhin, aber weshalb hatte sich Simone in ihrer Habgier davon getrennt? Weil sie nichts mit jenem Mord zu tun haben wollte, der ihrer Mutter angeblich das Leben gekostet hatte? »Schscht... So kommt doch! Wenn sie mich sieht, kann ich euch nicht helfen ...« Kein Zweifel, wer damit gemeint war. Simone Malivet, ihre Tante. Aber nein, das war sie jetzt nicht mehr. Sie war nur noch eine rachsüchtige Hexe, die zwei unschuldige Kinder mit einem Schlag um ihre Zukunft und ihr Zuhause gebracht hatte. »Ich verstehe das alles nicht«, seufzte Aimée, während sie gemeinsam mit Barbe die zitternde Floralie zwischen zwei Pferdedecken ins Stroh bettete. Hier im Stall, wo die beiden Reitpferde des Reeders friedlich in ihren Verschlägen schnauften und vier Lastesel für die Aufgaben des Hauses bereit standen, befanden sie sich wenigstens im Moment in Sicherheit. Solange der Leichenschmaus dauerte, würde niemand in den Stall kommen. Nicht einmal der Hausknecht, denn der lauerte mit Sicherheit darauf, dass er seinen gerechten Anteil von der Herrschaftstafel bekam. »Floralies Fieber ist wieder gestiegen«, seufzte Aimée bedrückt. »Ich begreife Tante Simone nicht. Wie kann sie uns das antun? Was haben wir getan? Weshalb verfolgt sie uns mit diesem Hass?« »Weil der Herr euch geliebt hat«, entgegnete die ehemalige Köchin, der Jacques Malivet auch weiterhin Unterkunft in seinem Hause gegeben hatte, als ihre arthritischen Finger nicht länger arbeiten konnten. Barbe war so etwas wie der gute Geist des Hauses. Es gab nichts, was ihrer Aufmerksamkeit entging. Allein, viel konnte sie in diesem Moment auch nicht dazu beitragen, Aimée zu helfen. »Wie konnte er uns lieben, wenn er nicht unser Vater war?« »Wie kannst du so etwas fragen? Hast du schon sein großes Herz vergessen?« ächzte die alte Frau und ließ sich auf einer umgedrehten Futterraufe nieder. Sie atmete in kurzen angestrengten Zügen, aber das Dämmerlicht im Stall verbarg die bläulichen Schatten um ihre Lippen. »Ich habe befürchtet, dass sie so etwas tun wird, wenn sie einmal die Herrschaft in diesem Hause erhält. Sie hat euch nur dem Herrn zuliebe geduldet ...« »Ich bitte dich, erzähl!« Aimée legte ihre Finger auf die knochigen Hände der alten Köchin und bedachte sie mit einem flehenden Blick. »Ich habe gehört, was sie uns vorwirft, aber ich habe keine Ahnung ...« »Ach, Kindchen, ich weiß auch nicht viel mehr«, unterbrach sie Barbe bekümmert. »Ich weiß nur, dass er euch vor fünfzehn Jahren von seiner großen Reise mit nach Hause gebracht hat. Er sagte, ihr wäret die Kinder einer Gemahlin, die bei Floralies Geburt verstorben ist. Aber er war nie verheiratet. Das Meer und seine Schiffe waren ihm stets wichtiger als die Frauen. Ich kannte ihn gut genug, um das sagen zu können.« Aimée umklammerte den fremden, goldenen Ring, dessen Umrisse sich in ihre Handfläche drückten. Der Siegelring eines Mannes. Ihres Vaters? Eines Mörders? Weshalb hatte er dieses Juwel bei einem kleinen Kind belassen? Weil er nichts davon wusste? Fragen über Fragen, und nicht einmal auf die einfachsten davon gab es eine Antwort. »Aber wenn Jacques Malivet nicht unser Vater ist, wer ist es dann?« wisperte sie mit rauer, fremd klingender Stimme. »Er war der einzige Vater, den wir je kannten. Und Tante Simone ...« »Sie hat euch jedes Lächeln missgönnt und jede Freude, die der Herr euch geschenkt hat«, entgegnete die alte Magd nüchtern. »Sie ist krank vor Eifersucht und Missgunst. Sie hat den Tag gefürchtet, an dem die erste von euch einen Mann nimmt und der Herr ihm die Reederei übergibt! So verzweifelt sie über seinen Tod ist, so sehr dankt sie dem Himmel dafür, dass sie nun die Herrschaft über alles hat. Sie hat gedroht, einen jeden von uns ohne einen Sou auf die Straße zu setzen, für den Fall, dass wir es wagen sollten, euch auch nur ein Stück Brot zu geben.« Aimée sah Barbe erschrocken an. »Um Gottes willen, dann können wir nicht bleiben ...« »Mich wird sie nicht mehr davonjagen«, schnaufte die alte Magd und presste ihre Hand über dem Herzen auf ihr geschnürtes Mieder. »Dafür sorgt schon unser Herr dort oben. Kommt erst ein wenig zur Ruhe, ihr beiden. Dort im Korb ist Wein, Brot, ein paar Äpfel und etwas Käse. Mehr konnte ich in der Küche nicht nehmen, ohne ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Morgen werden wir sehen, was ich für euch tun kann. Ich habe eine Schwester, die bei Offranville verheiratet ist. Der Hof ihres Mannes ist groß genug, und zupacken, das habt ihr bei Madame Simone ja gelernt ...« Aimée strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und unterdrückte ein Stöhnen. Die Ruhe des Stalls wurde nur vom gleichmäßigen Mahlen der Pferdezähne durchbrochen, die sich am Hafer gütlich taten. Das geruhsame Geräusch hatte jedoch seine vertraute Beschaulichkeit für Aimée verloren. Sie hatte Mühe, die Ereignisse zu bewältigen. Am Grabe ihres Vaters hatte sie sich noch vor einer möglichen Ehe geängstigt, und nun stand ihr im günstigsten Fall eine Zukunft als Bauernmagd bevor, wenn nicht gar als Bettlerin auf den Straßen der Stadt, die sie bisher als wohlhabende Bürgerin gesehen hatte. »Iß, Kind ...« mahnte die alte Köchin und ihr Atem pfiff hörbar durch die lückenhaften Zähne. »Ich werde sehen, ob ich noch Decken für euch beide finde ...« Sie richtete sich ächzend auf und verließ mit gebücktem Rücken den Stall. Aimée erschauerte unter dem Schwall kalter Luft, der dabei hereindrang. Sie brachte keinen Bissen über die Lippen. Floralie war in einen unruhigen, erschöpften Schlummer gesunken. Aimée prüfte ihre heiße Stirn, indem sie die Hand darüber legte. Kein Zweifel, sie hatte einen schlimmen Rückfall erlitten. Was sollte sie tun, mit einer kranken Schwester und der Last der schrecklichen Wahrheit, die ihr Simone Malivet voller Verachtung ins Gesicht geschleudert hatte? Wohin sollten sie sich wenden, wenn sie die unglücklichen Töchter eines Mannes waren, der die eigene Gemahlin ermordet hatte? Wenn sie die Töchter einer leichtsinnigen Frauensperson waren, die ihren Mann betrogen und jenes Drama damit herausgefordert hatte? Im Stall war es schwer, die Einzelheiten des Wappens auf dem Ring zu erkennen, und Aimée erspürte lediglich die feinen Linien mit der Fingerkuppe. Verschlungene Symbole, bei deren Konturen ihr unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief. Ein scharfer Schmerz durchschnitt im selben Augenblick ihr Herz, und sie vermochte kaum zu atmen. Die Ahnung von unendlichem Leid und auswegloser Verzweiflung schloss sich wie ein Mantel aus Eis um sie. Wem immer dieser Ring einmal gehört hatte, er konnte kein fröhlicher Mensch gewesen sein. »Aimée?« Floralie warf unruhig die wärmenden Decken von sich. »Wo ...« »Schscht! Bleib liegen.« Sie drückte die Schwester sanft zurück. »Ruh' dich aus! Alles wird gut!« »Ich hab' solchen Durst, Aimée!« Aimée griff in den Korb und fand die Flasche mit dem Wein. Sie suchte nicht nach dem Wasserkrug, um das Getränk wie üblich zu verdünnen. Es tat der Schwester sicher gut, wenn sie den Wein ausnahmsweise pur trank. Vielleicht konnte sie dann schlafen. Sie stützte die Jüngere und hielt ihr den Holzbecher, damit sie besser trinken konnte. »Was werden wir tun?« forschte Floralie ein wenig energischer, denn der Wein hatte ihr neue Kraft geschenkt. »Wo ist Barbe?« »Sie holt noch Decken«, entgegnete Aimée. »Sorg dich nicht. Vielleicht beruhigt sich Tante Simone bis morgen wieder ...« »Das wäre gut«, wisperte Floralie und ließ sich wieder zurücksinken. Der Hoffnungsschimmer, so vage er auch war, machte ihr Mut. »Sicher liegt es nur daran, dass sie sich über Vaters Tod so schrecklich grämt ...« Aimée antwortete nicht. Drei Jahre älter als die fünfzehnjährige Floralie hatte sie bereits gelernt, dass es keine Wunder gab. Wer hatte ihnen das angetan? Sie konnte nicht glauben, dass es allein Simone Malivets Schuld war, dass ihr Leben so plötzlich in Trümmern lag. Es musste die Schuld des Mannes sein, dem der Siegelring gehörte. Die Schuld eines Mörders. Die Schuld ihres unbekannten Vaters. Ihre Finger umklammerten den Ring mit neuerlicher Gewalt. Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben einen Menschen gehasst, aber mit einem Male fiel es ihr ganz leicht! Sie musste nur an den Besitzer dieses Schmuckstückes denken!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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