Das Vamperl - Renate Welsh - E-Book

Das Vamperl E-Book

Renate Welsh

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Beschreibung

Der erste Band der beliebten Kinderbuchreihe ›Das Vamperl‹ »Nein, das gibt's nicht!«, sagt Frau Lizzi, als sie einen winzigkleinen Vampir in ihrer Wohnung entdeckt. Nach dem ersten Schrecken beschließt sie Das Vamperl mit der Flasche aufzuziehen - mit Milch versteht sich, nicht etwa mit Blut. So wächst der kleine Vampir heran und entwickelt ganz ungewöhnliche Eigenschaften: Wird nämlich ein Mensch zornig und böse, ist Das Vamperl gleich zur Stelle. Es versetzt dem Wüterich einen Stich in die Galle und saugt das Gift aus ihr heraus!

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Seitenzahl: 57

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Renate Welsh

Das Vamperl

Mit Illustrationen von Heribert Schulmeyer

Deutscher Taschenbuch Verlag

OriginalausgabeIn neuer Rechtschreibung© 1981 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, MünchenDas Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Rechtlicher Hinweis §44 UrhG: Wir behalten uns eine Nutzung der von uns veröffentlichten Werke für Text und Data Mining im Sinne von §44 UrhG ausdrücklich vor.eBook ISBN 978-3-423-40338-2 (epub)ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-07562-6Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website 

www.dtv.de

Inhaltsübersicht

Ein Spinnennetz voll Überraschung

Keine Ruhe zum Kaffee

Vom Fliegenlernen und anderen Künsten

Vamperl unterwegs

Gefahr!

Kamillentee und Langeweile

Radfahren verboten

Was zu viel ist

Eine schwere Entscheidung

Unter dem Glassturz

Letztes Kapitel

Ein Spinnennetz voll Überraschung

Frau Lizzi war nach dem Taufschein siebenundsechzig Jahre alt. Aber sie fühlte sich nicht wie siebenundsechzig. »Nur in den Gelenken«, sagte sie manchmal. »Da fühle ich mich wie siebenundneunzig. Besonders, wenn das Wetter umschlägt. Aber sonst nicht. Die Zeit zwischen zwei Geburtstagen ist ja auch viel zu kurz. Wie soll man sich so schnell daran gewöhnen, dass man wieder ein Jahr älter ist?«

Wegen der Gelenke war Frau Lizzi zur Kur gewesen.

Jetzt ging sie die Treppe hinauf. In einer Hand trug sie die Reisetasche, in der anderen einen kleinen Koffer.

»Die Treppe ist auch nicht niedriger geworden«, seufzte sie. Sie sperrte die Wohnungstür auf, stellte ihr Gepäck ab und riss die Fenster auf.

Dann sah sie sich um. Überall lag Staub. Der Staub von drei Wochen.

Frau Lizzi krempelte die Ärmel hoch. Sie begann die Wohnung sauber zu machen. Während sie arbeitete, sang sie:

»In düstrer Waldesschlucht und alten Mauern,

Wo Füchse schleichen und der Uhu krächzt,

Da überkommt dich, Freund, ein kaltes Schauern,

Weil der Vampir nach deinem Blute lechzt.

Die schöne Adelheid von siebzehn Jahren

Ging einstens hin zum Walde ganz allein.

Es war ihr Liebster in die Welt gefahren,

Sie wollt’ ihm eine Abschiedsträne weih’n.

Da hört’ sie plötzlich eine Stimme sagen:

»Warum, o Mädchen, bist du so allein?

Ach, würde doch dein Herz für mich nur schlagen!

Du solltest eine Königin mir sein.

Ich würde dich in Samt und Seide kleiden,

mit Zuckerbrot und Wein dein Herz erfreun.

Und nie und nimmer würd’ ich von dir scheiden,

wollt’st du mein Weib und meine Herrin sein!«

Die schöne Adelheid, sie lauscht dem Werben.

Ach, Adelheid, wie ist dein Mund so rot!

Noch eh die Sonne sinket, musst du sterben,

liegst bleich und still im Moose und bist tot.«

Frau Lizzi sang gern bei der Arbeit.

Sie hatte Lieder für heiße Tage und Lieder für kalte Tage. Dieses war ein Lied für heiße Tage, weil es ihr dabei immer so kalt über den Rücken lief.

»Das hätten wir«, sagte Frau Lizzi. »Und jetzt koche ich mir einen guten Kaffee. Der im Kurheim war das reinste Abwaschwasser.«

Frau Lizzi redete oft mit sich selbst. Seitdem ihre Mutter vor fünfzehn Jahren gestorben war, lebte sie allein.

Während sie Wasser in die Kaffeemaschine füllte, wanderten ihre Blicke in der Küche herum. Da sah sie das Spinnennetz an der Decke.

»Also, das geht nicht«, sagte sie. »Nicht in meiner Küche! Es ist zwar ein besonders schönes Spinnennetz, aber hier hat es nichts zu suchen.«

Sie legte das Bodentuch um den Besen und holte das Spinnennetz herunter. Als sie das Bodentuch ausschütteln wollte, stutzte sie. »Nein!«, sagte sie. »Das gibt es nicht. Das gibt es nicht, weil es nicht wahr sein kann. Und das, was nicht wahr sein kann, das gibt es nicht.«

Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie putzte ihre Brille und setzte sie wieder auf.

Es stimmte doch.

Auf ihrem Bodentuch lag inmitten der Spinnweben ein winziger Vampir. Er schlief.

Frau Lizzi nahm das Bodentuch mit zwei Fingern und legte es auf die Kohlenkiste. Der Vampir schlief ruhig weiter.

Es klopfte an die Wohnungstür.

Draußen stand Frau Anna. Hinter ihr kam Flocki, ihr Foxterrier.

»Guten Abend, Frau Lizzi«, sagte Frau Anna. »Schön, dass Sie wieder da sind. Wie war die Kur? Hat sie Ihnen gut getan?«

Flockis Nasenlöcher weiteten sich. Er drängte sich zwischen Frau Annas Beine, zog den Schwanz ein und begann zu jaulen.

Frau Lizzi stotterte: »Die Kur? Welche Kur? Ach, die Kur...«

Flocki heulte so laut, dass Frau Anna ohnehin kein Wort verstand. Sie bückte sich zu ihm, tätschelte ihn und sagte: »Flockileinchen, wer wird denn so dumm sein? Das ist doch die Frau Lizzi! Die dir immer die schönen Knochen schenkt. Du kennst doch die Frau Lizzi, Flocki!«

Flocki jaulte nur noch lauter. Frau Anna wurde ärgerlich, dann zornig. »Wirst du sofort aufhören, du Mistvieh!«

Als auch das nichts half, hob sie drohend die Hand. »Blöder Hund! Du bekommst gleich...«

»Nein!«, sagte Frau Lizzi. »Nicht schlagen! Der Flocki ist nicht dumm. Der Flocki ist sogar ein sehr kluger Hund.«

Sie ging zur Kohlenkiste.

»Da, sehen Sie selbst, Frau Anna!« Frau Lizzi schlug die Zipfel des Bodentuches auseinander.

Frau Anna schrie auf.

Flocki scharrte wie verrückt an der Wohnungstür und jaulte, bellte und winselte dabei.

»Also, ich muss schon sagen...«, schrie Frau Anna.

»Lassen wir erst den Flocki hinaus!«, schrie Frau Lizzi. »Sonst wird noch das ganze Haus verrückt von dem Krach!«

Frau Anna sperrte Flocki in ihrer Wohnung ein. Dann kam sie zurück und stellte sich mit verschränkten Armen vor die Tür.

»Das ist doch ein Vampir!«, sagte sie streng.

»Genau das habe ich auch gedacht«, sagte Frau Lizzi.

»Und was machen wir jetzt?«

»Das weiß ich eben noch nicht!«

Der kleine Vampir nuckelte an seinem Vampirdaumen.

Frau Anna schüttelte sich. »Werfen wir ihn ins Klo! Und fest nachspülen!« Sie wollte nach dem Tuch greifen.

Frau Lizzi fiel ihr in den Arm. »Nein, also das nicht! Er ist doch noch so winzig.«

Frau Anna musterte Frau Lizzi von oben bis unten. Dann schüttelte sie den Kopf. »Dann werfen Sie ihn eben in den Müll, wenn Sie schon ein so weiches Herz haben. Aber beeilen Sie sich, die Müllabfuhr kommt gleich. Und ich würde ihn nicht hineinwerfen, wenn die Tonne leer ist. Man kann nie wissen. Am Ende klettert er wieder heraus.«

»Nein«, sagte da Frau Lizzi. »Das wäre nicht recht. Was kann denn ein Vampir dafür, dass er ein Vampir ist? Zuerst bin ich ja auch erschrocken. Aber sehen Sie sich doch nur seine winzigen Hände an!«

Frau Anna wollte weder die winzigen Hände noch sonst etwas sehen. »Ich bitte Sie, Frau Lizzi! Ein Vampir in unserem Haus! Nicht auszudenken ist das. Stellen Sie sich nur vor: Sie schlafen und er kommt und saugt Ihnen das Blut aus – bis auf den letzten Tropfen. Wenn Sie aufwachen, sind Sie längst tot!«