Wiedersehen mit Vamperl - Renate Welsh - E-Book

Wiedersehen mit Vamperl E-Book

Renate Welsh

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Beschreibung

Wo um alles in der Welt steckt bloß ihr Vamperl? Frau Lizzy reist nach Transsilvanien, der Heimat der Vampire. Frau Lizzy hält es allein nicht mehr in Wien aus. Wo um alles in der Welt steckt bloß ihr Vamperl? Keine Nachricht, kein Brief, nichts! Da kommt Frau Lizzy auf eine geniale Idee: Sie wird nach Transsilvanien reisen, der Heimat der Vampire, da muss das Vamperl doch zu finden sein. Eine abenteuerliche Fahrt beginnt.

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Seitenzahl: 55

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Renate Welsh

Wiedersehen mit Vamperl

Mit Illustrationen von Heribert Schulmeyer

Deutscher Taschenbuch Verlag

Originalausgabe In neuer Rechtschreibung© 1998 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, MünchenDas Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Rechtlicher Hinweis §44 UrhG: Wir behalten uns eine Nutzung der von uns veröffentlichten Werke für Text und Data Mining im Sinne von §44 UrhG ausdrücklich vor.eBook ISBN 978-3-423-40342-9 (epub)ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-75052-3Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website

www.dtv.de

Inhaltsübersicht

Frau Lizzi fasst einen Entschluss

Reisegefährten

Eine unruhige Nacht

Verschwundene Perlen

Eine wilde Nacht

Vorsicht!

Kuschelstunde

Und dann?

Frau Lizzi fasst einen Entschluss

Frau Lizzi erwischte sich immer öfter dabei, dass sie vor sich hin seufzte. Dann schimpfte sie: »Lizzi, du bist ein blödes altes Stück. Du weißt genau, wie ich Selbstmitleid hasse! Reiß dich zusammen, geh spazieren, tu irgendetwas, ganz gleich was, aber jammere nicht herum.«

Es half nur nicht.

Kein Vamperl auf der Vorhangstange, kein Vamperl, der an ihren Haaren zupfte, kein Vamperl, der aus dem Nähkorb fiepte. Wenn sie die Augen schloss, sah sie Vamperl aus seinem Korb winken, bis der Ballon im blauen Himmel verschwand.

Ihre Knie schmerzten wie vor der Kur. Sie stöhnte, wenn sie sich vorbeugte um die Strümpfe anzuziehen. Nicht einmal der Kaffee schmeckte ihr.

Jeden Vormittag gegen zehn Uhr wurde sie unruhig. Ihre Ohren machten sich selbstständig, lagen auf der Lauer im Treppenhaus.

Sie kannten den Schritt des Briefträgers, das Klirren seines Schlüsselbundes, wenn er die Postkästen aufsperrte. Sie kannten den dumpfen Knall, mit dem das Haustor hinter ihm zufiel. Dann ging Frau Lizzi hinunter, obwohl sie genau wusste, dass wieder nichts von Vamperl gekommen war. Sonst wäre der Briefträger bestimmt heraufgekommen, schon deshalb, weil Vamperl natürlich wieder die Briefmarke vergessen hatte.

Frau Lizzi nahm die zwei oder drei Werbesendungen aus ihrem Postkasten, pfefferte sie in die Altpapiertonne und knallte den Deckel zu.

Das Stiegensteigen fiel ihr schwer.

Hannes war jetzt Mittelstürmer in der Jugendmannschaft. Er kam zwar fast jeden Tag vorbei, aber meist blieb er gerade einmal fünf Minuten.

»Früher hast du es doch auch allein ausgehalten«, sagte Frau Lizzi zu sich selbst.

Aber früher war früher und jetzt war jetzt.

Manchmal war Frau Lizzi richtig sauer. »Mistkerl«, schimpfte sie zur leeren Gardinenstange hinauf. »Wenigstens schreiben könntest du. Ich will ja nur wissen, ob es dir gut geht.«

Am ersten Donnerstag im Mai kam Hannes hereingestürzt und drückte Frau Lizzi ein knallbuntes Heft in die Hand. »Seite 13!«, keuchte er. »Das wär doch was für Sie. Ich muss zum Training.«

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

»Was soll ich mit einem Reiseprospekt?«, brummte Frau Lizzi. »Mich zieht’s nicht nach Spanien und nicht auf die Malediven, in Afrika ist es mir zu heiß und in Feuerland zu kalt.«

Aber weil sie das Ding nun schon einmal in der Hand hatte, blätterte sie lustlos darin. Auf Seite 13 stutzte sie.

»Dracula-Tour«, stand da.

»Erleben Sie Transsilvanien,

besuchen Sie Draculas Schloss,

tanzen Sie in der Nacht der Vampire!«

Frau Lizzi pflanzte ihre Beine fest auf den Boden, gab sich einen Ruck und stand auf. Sie zog die bequemen Schuhe an, setzte ihren Strohhut auf, holte das Sparbuch aus der Schublade und machte sich auf den Weg.

Der junge Mann im Reisebüro bat sie Platz zu nehmen. Vorsichtig ließ sie sich auf einen der schwarzen Stühle mit den metallenen Spinnenbeinen nieder und wunderte sich, dass sie nicht umkippte, sondern fast bequem saß.

»Ich möchte die Dracula-Tour buchen«, erklärte sie.

Der junge Mann wiegte den Kopf hin und her. Er verwies auf die Strapazen dieser Reise. »Wir hätten da ein hervorragendes Sonderangebot für Senioren auf Mallorca, das würde ich Ihnen ganz besonders empfehlen.«

Frau Lizzi wischte den Prospekt vom Tisch, direkt in den Schoß des jungen Mannes.

»Oh, verzeihen Sie«, entschuldigte sie sich. »Aber ich fahre nach Transsilvanien, in die Heimat der Vampire.«

»Selbstverständlich, wie Sie wünschen. Ich darf Sie nur darauf hinweisen, dass Sie das Risiko tragen, und würde Ihnen unsere spezielle Reiseversicherung mit Rückholgarantie empfehlen.«

Er hüstelte.

»Tot oder lebendig?«, fragte Frau Lizzi freundlich.

Er senkte die Augen, setzte eine kummervolle Miene auf und sagte: »Ja. Im Falle eines Falles.«

Frau Lizzi unterschrieb sämtliche Papiere, ließ sich schriftlich bestätigen, dass sie Anspruch auf den Sitzplatz in der ersten Reihe des Autobusses hatte und verließ hoch erhobenen Hauptes das Reisebüro. Der junge Schnösel hielt sie wohl für zu alt für so eine Reise.

Hannes war begeistert, als sie ihm wortlos den Durchschlag ihrer Buchung reichte. »Am liebsten würde ich mitfahren«, sagte er. »Sie schicken mir aber bestimmt eine Ansichtskarte?«

Frau Lizzi versprach es. Sie bat Hannes ihr den Koffer vom Schrank zu heben.

»Sie fahren doch erst in drei Wochen«, meinte er. »Wird Ihnen der Koffer nicht im Weg sein?«

»Das schon«, gab sie zu. »Aber ich kann so besser planen. Man soll nichts überstürzen, weißt du, und sooft ich über den Koffer stolpere, werde ich mich auf die Reise freuen.«

An diesem Abend begann sie mit Turnübungen, eine Woche später schaffte sie schon neun Kniebeugen, bei den Rumpfbeugen erreichte sie beinahe ihre Zehen und sie konnte auf einem Bein stehend das andere kreisen lassen ohne gleich ins Wackeln zu kommen. Sie war sehr mit sich zufrieden. Der Koffer war dreimal gepackt und wieder umgepackt.

Doch plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun. Vielleicht hatte der junge Mann doch Recht und sie hatte sich auf etwas allzu Verrücktes eingelassen?

Ein bisschen verrückt ist gut, dachte sie, aber zu verrückt...

An diesem Nachmittag klopfte es an der Wohnungstür. Hinter einem großen Strauß Margeriten und Glockenblumen strubbelten rote Haare in die Höhe.

»Ich wollte mich wieder einmal erkundigen, ob es etwas Neues gibt. Erinnern Sie sich noch an mich?«, fragte der Mann hinter dem Blumenstrauß hervor.

»Natürlich erinnere ich mich«, sagte Frau Lizzi. »Was glauben Sie denn? Sie sind der Wetterkundler, der Vamperls Ballonflug berechnet hat.«

Er nickte. »Manchmal habe ich mich gefragt, ob Sie nicht sehr böse auf mich sind. Ohne meine Einmischung wäre Vamperl vielleicht bei Ihnen geblieben. Ich bin schuld, dass er weg ist.«

Frau Lizzi schüttelte den Kopf, dann nickte sie. »Manchmal war ich richtig zornig auf Sie, das stimmt. Aber wenn Sie ihm nicht geholfen hätten, wäre er trotzdem losgezogen um seine Vamperlina zu suchen. Ich hätte ihn ja doch nicht halten können. Kommen Sie herein, setzen Sie sich! Ich mach uns gleich einen guten Kaffee.«