Das Wispern der Herzen - Alisa Kevano - E-Book

Das Wispern der Herzen E-Book

Alisa Kevano

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Beschreibung

In den versteckten Winkeln der Gefahr, hinter den Gittern des Schweigens und in den ruhigen Straßen des Alltags, flüstern die Herzen von Ludwig und Joe, Niklas und Luke sowie Vincent und Karl ihre tiefsten Sehnsüchte. Ludwig, ein aufstrebender Schauspieler, entdeckt die unerwartete Zuneigung seines Bodyguards Joe, als eine unsichtbare Bedrohung näher rückt. In den kalten Hallen eines Gefängnisses findet Wärter Niklas in Luke, einem vermeintlichen Insassen, eine Liebe, die alle Grenzen sprengt. In der friedvollen Kleinstadt begegnen sich Vincent, ein gezeichneter Soldat, und Karl, ein leidenschaftlicher Aktivist, deren neu entfachte Hoffnung durch Eifersucht und Verrat herausgefordert wird. In „Das Wispern der Herzen“ finden sich Geschichten von verbotener Liebe, mutigen Entscheidungen und der Suche nach Erlösung. Drei Paare, gefangen in den Fesseln ihrer Welten, müssen das leise Wispern ihrer Herzen hören, um das zu schützen, was am kostbarsten ist – ihre Liebe.

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Seitenzahl: 169

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Das Wispern der Herzen

Gay Romance Sammelband

Alisa Kervano

© 2024

likeletters Verlag

Inh. Martina Meister

Legesweg 10

63762 Großostheim

www.likeletters.de

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Autorin: Alisa Kervano Bildquelle: Midjourney

ISBN: 9783689490010

Teilweise kam für dieses Buch künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Dies sind frei erfundene Geschichten. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhaltsverzeichnis

Ludwig und Joe

Aufführung der Herzen

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Prolog

Niklas und Luke

Vergittertes Herz

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

Vincent und Karl

Letzte Mission Liebe

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Ludwig und Joe Aufführung der Herzen

Kapitel 1

Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen sanft durch die Fenster von Ludwigs kleinem, behaglich eingerichtetem Zimmer in der idyllischen Kleinstadt, in der er lebte. Ludwig, ein aufstrebender Schauspieler, dessen Leidenschaft und Ambitionen ihn hierher geführt hatten, war bereits wach.

Er saß am Rand seines Bettes und hielt ein Skript in den Händen, dessen Seiten von der vielen Benutzung Zeichen der Abnutzung aufwiesen. Heute war ein entscheidender Tag für ihn, möglicherweise der Beginn einer neuen Ära in seiner Schauspielkarriere, da die Hauptrolle für das lokale Theaterstück vergeben werden sollte.

Sein Kaffee, den er sich in der Früh zubereitet hatte, war bereits kalt geworden, vergessen in der Anspannung und Konzentration auf die bevorstehende Herausforderung. Ludwig lebte für solche Momente, die seinen Traum, eine bedeutsame Rolle in der Welt des Schauspiels zu spielen, Wirklichkeit werden ließen.

Obwohl er nicht in dieser Kleinstadt geboren wurde, hatte er sie bewusst als seinen Lebensmittelpunkt gewählt, überzeugt davon, dass die ruhigere Umgebung und der persönlichere Umgang der Menschen hier ihm den Raum und die Inspiration bieten würden, die er für seine künstlerische Entfaltung benötigte.

Diese Entscheidung hatte sich als richtig erwiesen.

Besonders die Bekanntschaft mit Personen wie Maria, die ein kleines Café im Herzen der Stadt führte, hatte sein Leben bereichert.

Nach einem tiefen Durchatmen erhob sich Ludwig, zog seine Lieblingsjeans und ein bequemes T-Shirt an und machte sich bereit, den Tag zu begrüßen.

Ein kurzer Blick in den Spiegel, ein rasches Durchwühlen seines Haars, und er war bereit, sich den Herausforderungen des Tages zu stellen.

Die Straßen waren noch still, als er das Haus verließ und sich auf den Weg zu Marias Café machte. Das Café war ein beliebter Treffpunkt, nicht nur wegen des exzellenten Kaffees, sondern auch wegen der warmherzigen Atmosphäre, die Maria dort geschaffen hatte.

Sie hatte versprochen, die Verkündung der Besetzung des Theaterstücks live in ihrem Café zu zeigen, eine Geste, die Ludwig tief berührte.

Als er das Café betrat, umfing ihn sofort die behagliche Wärme des Ortes. Maria begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln.

«Guten Morgen, Ludwig! Nervös?», fragte sie, während sie bereits seinen Kaffee vorbereitete.

«Ein wenig», antwortete Ludwig und versuchte, seine Aufregung hinter einem lächelnden Gesicht zu verbergen. «Aber ich fühle mich bereit.»

Ludwig nahm den Kaffee entgegen und suchte sich einen Platz am Fenster. Während er den Blick über die langsam erwachenden Straßen schweifen ließ, spürte er eine tiefe Verbundenheit mit diesem Ort, der zu seinem Zuhause geworden war. Noch konnte er nicht ahnen, welche Wendungen sein Leben nehmen würde, aber in diesem Moment fühlte er sich bereit, jeder Herausforderung zu begegnen.

Kapitel 2

Joe lehnte am Geländer der kleinen Terrasse seines Apartments, das sich in einer ruhigen Ecke der Stadt befand. Die Morgenluft war frisch, und die ersten Sonnenstrahlen kündigten einen klaren Tag an. Er genoss diese ruhigen Momente, bevor die Welt erwachte und der Tag seinen Tribut forderte. Diese Momente ließen ihn reflektieren, ließen ihn zurückblicken auf die vielen Jahre, die er im Dienst der Sicherheit verbracht hatte.

Seine Karriere als Bodyguard hatte früh begonnen, fast zufällig, als er nach seiner Zeit beim Militär auf der Suche nach einem zivilen Beruf war, der ähnliche Adrenalinschübe bot. Es war die Kombination aus körperlicher Herausforderung und dem ständigen psychologischen Spiel, das ihn faszinierte.

Jeder Auftrag war anders, jeder Klient hatte seine eigenen Ängste, Hoffnungen und Geheimnisse. Joe hatte es schnell gelernt, sich anzupassen, zu antizipieren und im Hintergrund zu agieren, während er gleichzeitig alles im Blick behielt.

Die Erinnerungen an frühere Schutzmissionen zogen vor Joes innerem Auge vorbei. Er hatte Würdenträger durch politisch unsichere Länder begleitet, Stars bei ihren weltweiten Tourneen beschützt und Unternehmerfamilien vor Entführungsversuchen bewahrt.

Bei all diesen Aufträgen hatte er gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, die ungesagten Worte zu hören und Gefahren zu erkennen, bevor sie offensichtlich wurden. Diese Fähigkeit, intuitiv zu handeln, hatte ihm nicht nur Anerkennung bei seinen Arbeitgebern verschafft, sondern ihm auch geholfen, schwierige Situationen ohne Eskalation zu lösen.

Trotz der Erfüllung, die Joe in seinem Beruf fand, gab es Momente, in denen er sich nach einer anderen Art von Leben sehnte.

Ein Leben, das weniger von Wachsamkeit und mehr von zwischenmenschlichen Beziehungen geprägt war. Er hatte Beziehungen auf der Strecke gelassen, Freundschaften, die unter seinem unvorhersehbaren Zeitplan und der ständigen Geheimhaltung litten.

Das war auch einer der Gründe, weshalb er nun leichtere Aufträge annahm. Keine hohen Tiere mehr, nur noch kleinere Kunden.

Während er so da stand und in die aufgehende Sonne blickte, fragte er sich, ob es nicht an der Zeit war, eine Veränderung herbeizuführen.

Die Ruhe des Morgens wurde jäh unterbrochen, als sein Telefon vibrierte. Joe warf einen kurzen Blick auf das Display, entschied jedoch, den Anruf zu ignorieren.

Dieser Morgen gehörte ihm allein.

Entscheidungen über die Zukunft konnte er auch später noch treffen. Jetzt, in diesem Moment, wollte er einfach nur die Stille genießen und sich vorstellen, wie ein Leben aussehen könnte, das Raum für mehr als nur Schutz und Sicherheit bot.

Das sanfte Murmeln von Gesprächen und das Klirren von Geschirr umgaben Joe, als er einen seltenen Moment der Ruhe in Marias Café genoss. Er hatte beschlossen, diesen Morgen zu nutzen, um die kleine Stadt weiter zu erkunden, und fand sich schließlich, angezogen von der warmen Ausstrahlung und dem verlockenden Duft des Cafés, hier wieder.

Während Joe einen Schluck seines Tees nahm, beobachtete er die Menschen um sich herum – Familien, Freunde und Alleinstehende, die alle in ihre kleinen Welten vertieft waren. Es war ein friedlicher Anblick, eine Szene des täglichen Lebens, die er so oft aus der Ferne betrachtet hatte, aber selten wirklich erlebt.

In diesem Moment betrat Ludwig das Café. Sein Auftritt schien für einen Moment die Zeit zu verlangsamen. Dieser Mann trug eine Aura bei sich, die Joe sofort bemerkte; es war eine Mischung aus Selbstsicherheit und einer zugänglichen Wärme, die Joe unerwartet anzog. Ihre Blicke trafen sich kurz, und in diesem flüchtigen Moment fühlte Joe eine unerklärliche Anziehungskraft.

Ludwig bestellte seinen Kaffee und wählte einen Platz in der Nähe von Joe. Ihre gelegentlichen Blicke trafen sich erneut, und obwohl sie noch kein Wort gewechselt hatten, kommunizierte dieser stille Austausch eine Neugier, die beiderseitig zu sein schien. Joe konnte nicht umhin, die feinen Züge von Ludwigs Gesicht zu bewundern, seine entspannte Haltung, die ihn trotz der offensichtlichen Versunkenheit in seine Gedanken zugänglich erscheinen ließ.

Es war nicht Joes Absicht gewesen, jemanden zu treffen, geschweige denn sich von einem Fremden angezogen zu fühlen, doch das Leben hielt offensichtlich andere Pläne für ihn bereit. Dieser Mann schien in seiner eigenen Welt zu sein, gelegentlich mit Maria plaudernd, die mit einem Lächeln und fröhlichem Schwung die Wünsche ihrer Gäste erfüllte. Doch auch diese leichten Interaktionen zeigten Joe eine Seite von Ludwig, die ihn noch mehr faszinierte – seine Natürlichkeit und die Art, wie er mit seiner Umgebung interagierte.

Als Joe sich entschied, das Café zu verlassen, warf er einen letzten Blick auf den Fremden. Diesmal ließ er den Blick einen Moment länger verweilen, gefangen in der stillen Frage, was wäre, wenn. Es gab keine Versprechen oder Erwartungen in diesem Blick, nur eine stille Anerkennung der Anziehung, die sie beide gefühlt hatten.

Kapitel 3

Hinter der Bühne des kleinstädtischen Theaters herrschte eine angespannte Stille, die nur durch das gelegentliche Rascheln von Kostümen und gedämpfte Anweisungen unterbrochen wurde. Ludwig stand im Schatten, sein Herz klopfte heftig gegen seine Brust. Er konnte das gedämpfte Murmeln des Publikums jenseits des Vorhangs hören.

«Alles in Ordnung bei dir?», fragte Elena, eine seiner Schauspielkolleginnen, mit einem aufmunternden Lächeln. Sie legte ihre Hand kurz auf seinen Arm.

«Ja, klar», antwortete Ludwig, sein Lächeln ein wenig gezwungen. «Nur das übliche Lampenfieber.»

«Du wirst großartig sein», sagte sie und drückte seine Hand.

Bevor Ludwig antworten konnte, kam der Regisseur zu ihnen.

«Bist du bereit? Jetzt geht es los. Toi toi toi.»

Ludwig nickte, sammelte seinen Mut und trat aus dem Schatten. Der Vorhang hob sich, und er wurde vom grellen Licht der Scheinwerfer geblendet. Er atmete tief durch und begann seine erste Zeile, die Worte flossen natürlicher, als er es erwartet hatte.

«Liebe ist kein Spiel», sagte Ludwig mit Nachdruck, seine Stimme trug mühelos durch den Raum. «Es ist ein Tanz, ein ständiges Geben und Nehmen.»

Sein Gegenüber auf der Bühne, gespielt von Markus, einem anderen Schauspieler, erwiderte: «Und was, wenn die Musik aufhört? Was bleibt dann von uns?»

Ludwig machte eine dramatische Pause, blickte in die Runde und sagte: «Dann müssen wir lernen, im Stillen zu tanzen.»

Der Applaus des Publikums am Ende der Vorstellung war ohrenbetäubend. Ludwig und das Ensemble verbeugten sich mehrmals, die Blumen und der Applaus schienen kein Ende zu nehmen.

Als der Vorhang fiel und der Applaus langsam nachließ, fand Ludwig sich wieder im Halbdunkel hinter der Bühne.

Elena kam auf ihn zu, ihr Gesicht strahlte vor Freude.

«Das war unglaublich», sagte sie, ihre Augen funkelten. «Hast du den Applaus gehört? Sie lieben dich!»

Ludwig lächelte, diesmal echt.

«Danke. Ich… ich kann es kaum glauben. Es fühlte sich so surreal an.»

«Genieß den Moment, Ludwig», riet sie, während sie sich auf den Weg zu den Umkleideräumen machten. «Nächte wie diese sind selten.»

Der Blick, mit dem sie ihm nachblickte, als er zu seiner Umkleide ging, war jedoch alles andere als freundlich.

Nach der Aufführung, noch immer umhüllt von der euphorischen Atmosphäre hinter der Bühne, fand Ludwig kaum Zeit, seine Gedanken zu ordnen, bevor er in eine Flut von Gratulationen und Lobpreisungen gestürzt wurde. Sein Mobiltelefon vibrierte ununterbrochen in seiner Tasche, Zeichen der Anerkennung, die nicht nur von Freunden und Familie, sondern auch von Bekannten und den lokalen Medien kamen.

Während er sich durch die Menge schob, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war Herr Maurer, der Direktor des Theaters, ein Mann mit einem scharfen Blick für Talent und einer noch schärferen Zunge, wenn es um Kritik ging. Sein übliches Pokerface wich einem seltenen, breiten Lächeln.

«Ludwig, mein Junge», begann Herr Maurer, seine Stimme übertönte das Stimmengewirr um sie herum. «Das war eine Darbietung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Du hast die Essenz der Rolle nicht nur eingefangen, sondern ihr Leben eingehaucht.»

Ludwig fühlte, wie ihm die Wärme ins Gesicht stieg.

«Danke, Herr Maurer. Ihre Worte bedeuten mir sehr viel.»

Herr Maurer nickte anerkennend.

«Ich habe schon einige Aufführungen in meiner Laufbahn gesehen, aber deine… Deine hat etwas Besonderes. Du hast eine große Zukunft vor dir, Ludwig. Sorge dafür, dass du sie weise nutzt.»

Noch bevor Ludwig antworten konnte, wurde Herr Maurer von einer Gruppe Enthusiasten weggezogen, die begierig darauf waren, ihm ihre eigenen Glückwünsche zu überbringen.

Am nächsten Morgen fand Ludwig die lokale Zeitung vor seiner Tür, mit seiner Darbietung als Schlagzeile. Die Kritiken waren überschwänglich, lobten seine Leistung und prophezeiten eine glänzende Karriere auf den Bühnen weit über die Grenzen der Kleinstadt hinaus. Er blätterte durch die Seiten, las jedes Wort, jede Zeile, die über ihn geschrieben wurde, und konnte nicht umhin, ein Gefühl des Stolzes zu empfinden.

Während er dort saß, allein an seinem Küchentisch mit der Zeitung in der Hand, klopfte es leise an der Tür. Ludwig stand auf, legte die Zeitung beiseite und ging, um zu sehen, wer sein Besucher war. Als er die Tür öffnete, fand er einen kleinen Stapel Briefe und Pakete auf seiner Fußmatte, ohne Absender, nur seinen Namen darauf gekritzelt.

Neugierig, aber auch mit einer Spur von Vorsicht, begann Ludwig, die Briefe zu öffnen. Die meisten waren Glückwünsche und Lob von Bewunderern, die seine Leistung gesehen hatten.

Doch unter ihnen befand sich ein Brief, der sich von den anderen abhob.

Eine anonyme Notiz, in einer unbeholfenen, eiligen Handschrift verfasst, brachte Ludwig instinktiv zum Innehalten: «Deine Leistung hat viele Augen auf dich gerichtet, Ludwig. Nicht alle Blicke sind freundlich. Pass gut auf dich auf.»

Ludwig hielt den Brief einen Moment lang in der Hand, sein Blick fixierte die unheilvollen Worte. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihm aus, eine Mischung aus Unglauben und einer leisen, nagenden Sorge. Er sah sich in seiner Wohnung um, erwartete beinahe, durch die Fenster beobachtet zu werden.

Die Botschaft ließ ihn nicht los, eine düstere Erinnerung daran, dass sein neugewonnener Ruhm unvorhergesehene Konsequenzen haben könnte.

In diesem Augenblick wurde Ludwig klar, dass mit dem Scheinwerferlicht auch Schatten einhergingen. Er verstand, dass diese unerwartete Aufmerksamkeit nicht nur Anerkennung und Bewunderung mit sich brachte, sondern auch Risiken, von denen er bisher nur am Rande gehört hatte. Die Realität seines Erfolgs und die potenziellen Gefahren, die damit verbunden waren, begannen, in sein Bewusstsein einzusickern.

Kapitel 4

Die Tage nach der Premiere vergingen in einem Rausch aus Interviews, Proben für die nächsten Aufführungen und Treffen mit Fans. Ludwig genoss den Wirbel, der seine Tage füllte, doch der anonyme Brief lag ihm schwer im Magen. Er hatte versucht, den Vorfall zu vergessen, ihn als das Werk eines übermütigen Fans abzutun, aber die Worte «Pass gut auf dich auf.» hallten in ruhigen Momenten nach.

Nach einer besonders langen Probe, als Ludwig erschöpft aber zufrieden durch die leeren Gänge des Theaters schlenderte, wurde er von Frau Weber, seiner Managerin, abgefangen. Ihr Gesichtsausdruck war ernster als gewöhnlich, was Ludwig sofort alarmierte.

«Ludwig, können wir kurz reden?», fragte sie, während sie ihn in ihr Büro führte. Ludwig nickte, ein unbestimmtes Gefühl der Sorge in der Magengegend.

«Was ist los?», fragte Ludwig, als sie sich gegenüber saßen. Frau Webers Büro war ein gemütlicher Raum, vollgestopft mit Plakaten vergangener Produktionen und Stapeln von Drehbüchern. Doch die gewohnte Behaglichkeit gab Ludwig heute keinen Trost.

Frau Weber seufzte, bevor sie sprach. «Es geht um die Nachrichten, die du erhalten hast. Herr Mauer und ich haben uns beraten, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen.»

Ludwigs Stirn legte sich in Falten. «Sicherheitsmaßnahmen? Meinen Sie, das ist wirklich nötig? Es war nur ein Brief.»

«Nicht nur das», entgegnete Frau Weber ruhig. «Es gab einige… Vorfälle. Unbekannte Personen, die nach den Aufführungen zu nah an die Künstlergarderoben gekommen sind, mehr anonyme Nachrichten, die nicht nur dich betreffen. Wir können es uns nicht leisten, irgendetwas zu riskieren. Deine Sicherheit hat oberste Priorität.»

Ludwig lehnte sich zurück, die Informationen auf sich wirken lassend. Die Vorstellung, dass jemand ihm möglicherweise Schaden zufügen wollte, war ihm fremd und beängstigend.

«Was genau habt ihr vor?», fragte er schließlich.

«Wir haben beschlossen, einen Sicherheitsspezialisten zu engagieren», erklärte Frau Weber. «Jemanden, der Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen hat. Er wird diskret im Hintergrund agieren, um sicherzustellen, dass du geschützt bist, ohne dass es deine täglichen Abläufe stört.»

Ludwig spürte einen Widerstand gegen die Idee, ständig überwacht zu werden, doch die Ernsthaftigkeit in Frau Webers Stimme ließ ihn innehalten.

«Ich verstehe», sagte er langsam. «Wenn ihr alle denkt, dass das notwendig ist…»

«Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme», versicherte Frau Weber ihm mit einem ermutigenden Lächeln. «Wir wollen nur sicherstellen, dass du dich auf das konzentrieren kannst, was du am besten kannst – die Bühne erobern.»

Als Ludwig das Büro verließ, fühlte er sich seltsam entkoppelt von der aufregenden Realität seines Schauspielerlebens.

Die Idee, dass jemand aus dem Schatten heraus über ihn wachte, war neu und ungewohnt. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es in dieser neuen Welt des Rampenlichts notwendig sein könnte, sich an ungewohnte Sicherheiten zu gewöhnen.

Kapitel 5

In der kühlen, gedämpften Atmosphäre des Theaters wartete Ludwig mit leichtem Widerwillen. Heute würde er den Mann kennenlernen, der auf ihn aufpassen würde. Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte.

Als Joe in Begleitung von Frau Weber eintrat, trafen ihre Blicke sich sofort. Sie erkannten einander wieder und nickten sich beide kurz zu.

«Ludwig, ich möchte dir Joe vorstellen», begann Frau Weber, offenbar sich der untergründigen Spannung zwischen den beiden nicht bewusst. «Wie besprochen, wird Joe ab heute ein fester Bestandteil deines Alltags sein, um deine Sicherheit zu gewährleisten.»

Ein Hauch von Unbehagen zeigte sich in Ludwigs Miene, als er Joe die Hand schüttelte.

«Ich erinnere mich an unser erstes Treffen», sagte er, seine Stimme gefasst, aber kühler, als er beabsichtigt hatte. «Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich mich über diese Art der Wiedervereinigung freuen soll.»

Joe, dessen Blick kurz flackerte, deutete die subtile Spannung zwischen ihnen.

«Ich verstehe, dass Sie Vorbehalte haben. Und ich wünschte, die Umstände unserer Zusammenarbeit wären andere.»

Seine Stimme trug einen Unterton von Bedauern, aber auch von etwas Unausgesprochenem, das in der Luft zwischen ihnen hing.

«Es ist nicht persönlich», fügte Ludwig schnell hinzu, sich der wachsenden Intensität ihres Austauschs bewusst. «Ich schätze einfach meine Unabhängigkeit. Die Vorstellung, jemanden zu haben, der… mich ‚bewacht‘, ist neu für mich.»

«Ich bin hier, um Sie zu schützen, nicht um Sie einzuschränken», versicherte Joe, seine Worte sorgfältig wählend. «Ich verspreche, so unaufdringlich wie möglich zu sein. Und wer weiß? Vielleicht finden wir ja einen Weg, dass diese… Zusammenarbeit für uns beide angenehm wird.»

Ein flüchtiges Lächeln umspielte Ludwigs Lippen, eine unwillkürliche Reaktion auf Joes Worte. Es war eine seltsame Mischung aus Resignation und Neugier, die ihn erfüllte.

«Ich bin gespannt, wie das funktionieren soll», gab er zu, sein Ton jetzt etwas weicher.

Nachdem Frau Weber den Raum verlassen hatte, um einige Anrufe zu tätigen, herrschte zunächst Stille zwischen Ludwig und Joe.

Ludwig brach das Schweigen, indem er sich an Joe wandte, seine Haltung eine Mischung aus Neugier und Zurückhaltung.

«Also, Joe… wie genau plant man, jemanden wie mich zu ‚beschützen‘?», begann Ludwig, seine Worte mit leichten Anführungszeichen in der Luft markierend. Sein Tonfall war leicht spöttisch, doch seine Augen suchten ernsthaft nach einer Antwort.

Joe erkannte die Herausforderung und das Angebot zum Dialog in Ludwigs Frage. Er lehnte sich zurück, seine Antwort bedacht wählend.

«Nun, es beginnt damit, zu verstehen, was Ihnen wichtig ist», erklärte Joe ruhig. «Ihre Routinen, die Orte, die Sie besuchen, die Menschen, mit denen Sie dich umgeben. Ich will sicherstellen, dass Sie all das weiterhin tun können… nur mit einem zusätzlichen Sicherheitsnetz.»

Ludwig schaute ihn skeptisch an.

«Und das bedeutet, Sie werden im Schatten lauern, während ich meinen Kaffee trinke oder proben gehe?»

«Es ist kein ‚Lauern‘», korrigierte Joe mit einem Hauch von Humor in seiner Stimme, um die Spannung zu mildern. «Denken Sie an mich als… einen diskreten Begleiter. Und nur fürs Protokoll, ich bevorzuge Tee.»

Ein unerwartetes Lächeln umspielte Ludwigs Lippen bei Joes Bemerkung.

«Ein Tee-Liebhaber also. Ich werde es mir merken. Und wenn Sie in der nächsten Zeit wohl so etwas wie mein Schatten sein werden, dann können wir uns auch duzen, finde ich.»

Er reichte Joe erneut die Hand. Dieser ergriff sie und Ludwig hatte das Gefühl, als hätte er einen kleinen Stromschlag erhalten. Sie blickten einander in die Augen und lächelten beide.

Kapitel 6

Das morgendliche Sonnenlicht erhellte Ludwigs Wohnzimmer, als er und Joe sich mit ihren Getränken – Ludwig mit einer Tasse Kaffee, Joe mit Tee – am Tisch niederließen, um den Tag zu planen. Während sie tranken, nutzte Ludwig die Gelegenheit, um mehr über Joes beruflichen Werdegang zu erfahren.

«Also, Joe, wie bist du eigentlich Bodyguard geworden?», fragte Ludwig, neugierig auf Joes Geschichte.

«Es war nach meiner Zeit beim Militär», begann Joe, während er einen Schluck Tee nahm. «Ich wollte meine Fähigkeiten weiterhin zum Schutz anderer einsetzen. Das hat mich irgendwie hierher geführt.»

Nach dem Tee brachen sie zum Theater auf, um Ludwigs Tagesplan fortzusetzen. Als sie in Ludwigs Ankleidezimmer ankamen, bot sich ihnen ein chaotisches Bild: Kostüme lagen verstreut, Notizen und Skripte waren über den Boden verteilt – ein klares Zeichen dafür, dass jemand unerlaubt hier gewesen war.