... dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene war - Hanns Dieter Hüsch - E-Book

... dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene war E-Book

Hanns Dieter Hüsch

4,4

Beschreibung

"Jedenfalls ist die erste ›Hagenbuch‹-Geschichte 1975 entstanden. Wir waren in Graz auf dem ›Steirischen Herbst‹, da hatte ich plötzlich die Idee, spielte so mit Konjunktiv und indirekter Rede herum und sagte zu den anderen, ich werde da eine Geschichte schreiben von einem Hagenbuch, das wird so gehen: ›Hagenbuch hat jetzt zugegeben, dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene sei …‹ Mehr wusste ich noch nicht. Kurz drauf […] entstand diese Geschichte. […] Für mich stand fest, ich hatte da eine Form und eine Figur gefunden, wo ich meine ganzen Hüsch-Bilder, die in meinem anderen Kabarettprogramm keinen Platz hatten, unterbringen konnte. Meine Fantasie, meine skurrilen Farben und Töne, meine Sehnsüchte, meine an Thomas Bernhard, dem großen Vorbild, geschulten Denk- und Sprechweisen." [Quelle: Hanns Dieter Hüsch, 1985]

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Über dieses Buch

»Jedenfalls ist die erste ›Hagenbuch‹-Geschichte 1975 entstanden. Wir waren in Graz auf dem ›Steirischen Herbst‹, da hatte ich plötzlich die Idee, spielte so mit Konjunktiv und indirekter Rede herum und sagte zu den anderen, ich werde da eine Geschichte schreiben von einem Hagenbuch, das wird so gehen: ›Hagenbuch hat jetzt zugegeben, dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene sei …‹ Mehr wusste ich noch nicht. Kurz drauf […] entstand diese Geschichte. […] Für mich stand fest, ich hatte da eine Form und eine Figur gefunden, wo ich meine ganzen Hüsch-Bilder, die in meinem anderen Kabarettprogramm keinen Platz hatten, unterbringen konnte. Meine Fantasie, meine skurrilen Farben und Töne, meine Sehnsüchte, meine an Thomas Bernhard, dem großen Vorbild, geschulten Denk- und Sprechweisen.« (Hanns Dieter Hüsch, 1985)

Der Autor

Hanns Dieter Hüsch (1925–2005) war Schriftsteller, Kabarettist, Liedermacher, Schauspieler, Synchronsprecher und Rundfunkmoderator. Mit über 53 Jahren auf deutschsprachigen Kabarettbühnen und 70 eigenen Programmen gilt er als einer der produktivsten und erfolgreichsten Vertreter des literarischen Kabaretts im Deutschland des 20. Jahrhunderts.

Hanns Dieter Hüsch: Das literarische Werk

Herausgegeben anlässlich seines 90. Geburtstags am 6. Mai 2015 von Helmut Lotz

Ich sing für die VerrücktenDie poetischen Texte

Denn in jeder Leiche ist ein Kind verstecktDie kabarettistischen Texte

… so dass sich die Landpfleger sehr verwundernDie politischen Texte

Ich habe nichts mehr nachzutragenDie christlichen Texte

Das Gemüt is ausschlaggebend. Alles andere is dumme QuatschDie Niederrhein-Texte

… dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene warDie Hagenbuch-Texte

Gemacht aus Bauern- und BeamtenschwächeDie autobiografischen Texte

… am allerliebsten ist mir eine gewisse HerzensbildungDie Interviews

Hanns Dieter Hüsch

… dass die Erziehungseiner Kinder einevöllig verfahrene war

Die Hagenbuch-TexteDas literarische Werk, Band 6

Mit einem Vorwort von Thomas Quasthoff

Edition diá

Inhalt

Vorwort

Hagenbuch und die ErziehungHagenbuch in Bless-Hohenstein IHagenbuch und die KulturkreiseHagenbuch und die KleiderHagenbuch in Bless-Hohenstein IIHagenbuch und das KindHagenbuch und sein erster HundHagenbuch und die GesundenHagenbuch und die KörperertüchtigungHagenbuch und der ununterbrochene HimmelHagenbuchs NameHagenbuch und die MusikHagenbuch und seine FreundeHagenbuch und die WörterHagenbuch und die GeschichteDer Fall HagenbuchHagenbuch und der GeburtstagHagenbuch in VenedigHagenbuch und das TheaterHagenbuch und die SchriftstellerHagenbuch und der König von PortugalHagenbuch und MozartHagenbuch-LiedHagenbuch und der Abschied

Editorische NotizImpressum

Guten Abend, Kollege!

Es muss zu Beginn der achtziger Jahre gewesen sein, als ich Hanns Dieter Hüsch in einer Schulaula in Langenhagen ein einziges, kurzes Mal persönlich begegnete. Der Saal war völlig überfüllt, und somit bestand für mich bei einer Körpergröße von 1,35 keine Chance, gut zu sehen oder zu hören. So setzte ich mich also auf den äußeren Rand der Bühne. Hanns Dieter Hüsch, selbst von Geburt an gehbehindert, betrat die Bühne, sah mich, lächelte und sagte kurz: »Guten Abend, Kollege!«

Es war ein wundervoller, lustiger und besinnlicher Abend. Hüschs feine Beobachtungsgabe, seine Art, die Macken der Menschen vorzutragen, untermalt von sechs bis sieben impressionistischen Akkorden seiner Orgel, hinterließen Wirkung. Hüsch hatte mich seit diesem Abend gepackt. Nichts, was ich nicht von ihm gelesen oder gehört hätte. Ich war Fan. Und bin es bis heute. Irgendwann bin ich auf die Hagenbuch-Geschichten gestoßen, die mich wegen ihrer beißenden Ironie, ihres herrlichen Humors und ihrer fast schon penetranten Wortwiederholungen in Bewunderung für Thomas Bernhard begeisterten.

Hagenbuch geht seinen Weg in skurriler, witziger und manchmal auch trauriger Weise und ist dabei in vielen Situationen – auch als Insasse der Anstalt Bless-Hohenstein – normaler als viele der Protagonisten, die ihn für verrückt erklären. Irgendwie habe ich mich in dieser Person immer ein Stück wiedergefunden.

Es ist für mich eine Ehre und auch eine Pflicht, diese wunderbaren Texte nach dem Tod von Hanns Dieter Hüsch weiterhin einem breiten Publikum nahezubringen.

Wie gerne hätte ich mit ihm bei Bier oder Wein sämige Erbsen gegessen. Ich vermisse ihn sehr.

Thomas Quasthoff, 2015

Thomas Quasthoff (*1959) ist Sänger (Bassbariton) und Professor für Gesang an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin.

Ich widmeDiese Schrift-StückeAllen ErwachsenenDie plötzlich aussehenWie KinderDie sich noch mit nichts befasstAber alles verstanden haben

Hagenbuch und die Erziehung

Hagenbuch

Hat jetzt zugegeben

Dass die Erziehung seiner Kinder eine völlig verfahrene war

Insbesondere die seiner Jüngsten

Mit Namen Katrin Theresa

Die er nun

So sagt Kastner

Von der Theodor-Dannenberg-Schule

Jener Schule für freie Entfaltung in freier Natur

Mit freien Kräften

Die selber in freier sozusagen aus eigener Einsicht in freier Wahl

Dort lehren und selber noch lernen

Aus freien Stücken für freies Geld

Von dieser Schule heruntergenommen

Immer hatte der Leiter der Schule

In den verschiedenen Pausen kleiner und größerer Art

Sein Fenster mehrmals geöffnet

Und in den Hof hinuntergerufen

Ungezwungen seid ungezwungen

Kinder seid ungezwungen ungezwungen

Mehrmals am Tage habe

So Kastner

Der Leiter dieses Stück Wort in den Hof gerufen

Dies habe Hagenbuch

Der gerade von seiner Arbeit aus Anchorage nun zurück

Um seinen neuen Bericht

Spuren und Spasmen von seltenen Pelztierjägern

Hier zu beschließen

Dies habe ihn selbst an eine Nacht erinnert

In der er in Uppsala zur Zeit einer Weltkirchentagung

Ebenfalls mehrfach sein Fenster geöffnet

Und mehrfach gerufen habe

Hinreichend hinreichend

Im Sinne von Jetzt ists genug

Hinreichend

Dies habe Hagenbuch dann endlich veranlasst

Katrin Theresa von der Theodor-Dannenberg-Schule herunterzunehmen

Um sie in Kürze

In einer wissenschaftlich technisch und philosophisch

Begründeten Anstalt

Auf medizinisch naturwissenschaftlichem Wege

Und historische Weise

Um sie dort unterzubringen

In einer Atmosphäre

So habe Hagenbuch wörtlich gesagt

Die einerseits fortschrittlich

Andererseits philosophisch von vorne

Und biologisch

So Hagenbuch wörtlich

Biologisch geradezu altmodisch sei

Also in einer Schule die historisch und biologisch

Anthroposophisch technisch und diszipliniert philosophisch

Und naturwissenschaftlich musisch

So Hagenbuch wörtlich

Sagt Kastner

Musisch und gleichzeitig Frühsport

Und gleichzeitig Religion und Hygiene

Und gleichzeitig medizinisch sich dokumentiere

Er Hagenbuch habe

Sagt Kastner

Dies auch mit den anderen Kindern nach und nach vor

Sie alle von der Theodor-Dannenberg-Schule

Von heute auf morgen herunterzunehmen

Um alle von heute auf morgen auf eine andere

Auf eine solche Schule auf eine andere Anstalt zu schicken

Wenn eine solche Schule zu finden sei

So müsse sie eben auf theosophischer Basis geleitet werden

Von einem Theosophen auf theosophischer Basis

Der nicht in den Pausen sein Fenster öffne und rufe

Ungezwungen ungezwungen

Wenn eine solche Schule

So Hagenbuch wörtlich

Sagt Kastner

Zu finden sei

Geleitet von einem dreifachen und mehrfachen Doktor

Oder von einem Gehirn auf philosophisch naturwissenschaftlicher Grundlage

Psychologisch und lerntheoretisch

Dazu musisch und gleichzeitig nichtmusisch

Dann gäbe er seinen Bericht

Spuren und Spasmen von seltenen Pelztierjägern erst später ab

Das habe Zeit

So Hagenbuch wörtlich

Sagt Kastner

Das habe Zeit und hänge zusammen mit Inhalt und Form

Wie Seele und Körper und Geist und Sein oder Seele und Inhalt

Und Raum und Geist und Form und Seele und Inhalt

Das sei für ihn klar

Er habe auch vor in der gleichen Art

Seine Möbel altenglischen Ursprungs zu entfernen

Restlos überall zu entfernen

Kein Stück Holz oder Glas oder Elfenbein altenglischen Ursprungs

Möchte er länger in seinen Räumen tagtäglich erblicken

Er wolle alles ersetzen durch altfranzösisches

Oder althispanisches oder auch altportugiesisches Mobiliar

Wenn diese Schule zu finden sei

Oder das wäre das Beste

So Hagenbuch wörtlich

Überhaupt keine Möbel

Oder ersetzen durch finnische oder durch Gartenmöbel

Die er dann wieder ersetze durch afrikanische oder durch nichts

Nichts an den Wänden nichts auf dem Boden nichts auf den Dielen

Sondern nur eine theosophisch disziplinierte

Wissenschaftlich politisch musische Gangart strebe er an

Wie damals in Uppsala

Wo er mehrmals zur Zeit einer Weltkirchentagung sein Fenster geöffnet

Und in die Nacht in Richtung Mitternachtssonne gerufen

Mehrmals gerufen

Hinreichend

Wie in Antwerpen wie in Venedig

Und vor allem in Straßburg und Wuppertal

Wo er ebenfalls mehrmals gerufen

Hinreichend

Ebenso wolle er nun mit seinen altenglischen Möbeln verfahren

Ebenso seine Kinder anhalten zu längerem Rufen von einzelnen Worten

Wie Wladiwostok oder Transalpin

Nichts habe ihm mehr Erfahrung gebracht

Als das Rufen von Worten

Auch sein Bericht Spuren und Spasmen von seltenen Pelztierjägern

Enthalte nur Worte

Ja bestünde eigentlich nur aus Rufen wie

Ist jemand da

Oder

Wir gehen nach Fort Jackson

Oder

Flussabwärts

Auf jeder Seite seines Berichts käme das Wort Flussabwärts

Hundertmal vor

Und er wisse genau dass das die einzige Möglichkeit sei

Eben musikalisch zu denken

Und deshalb sei auch seine Entscheidung die Kinder auf eine andere Schule

Zu schicken und die Möbel altenglischen Ursprungs restlos aus seinem

Haus zu entfernen kein Widerspruch

Sondern folgerichtig die Folge des absoluten Gehörs

Also losgelöst von allem

Wie in Antwerpen und in Venedig

In Straßburg und Wuppertal

1974 oder 1975

Hagenbuch in Bless-Hohenstein I

Hagenbuch

Hat jetzt zugegeben

Dass sein Aufenthalt in der Anstalt

Bless-Hohenstein

Ihn um Jahrhunderte zurückgeworfen habe

Er habe angenommen

Dass er durch seinen Aufenthalt in der Anstalt Bless-Hohenstein

Jahrhunderte vorankomme

Aber in Wahrheit sei er um Jahrhunderte

Zurückgeworfen worden

Da wo er

Aufregung und Anregung

Erwartet habe

Sei er um In-sich-Gehen

Und Atemübungen gebeten worden

Um stundenlanges In-sich-Gehen und stundenlange Atemübungen

Und da wo er

Schlaf und Schweigen gesucht habe

Sei ihm Rastlosigkeit

Und Ritualisierung

Empfohlen worden

Habe er seine Füße

In ein Moorbad stecken wollen

Habe man seine Arme

Mit heißem Sand massiert

Habe er singen wollen

Sei ein Pfleger mit dem Essen erschienen

Habe er essen wollen

Sei ein allgemeines Andachtslied über die Hausanlage

In alle Zimmer hineingespielt worden

Dies alles

Habe ihn

Hagenbuch

Um Jahrhunderte zurückgeworfen

Sagen Prager und Kretzschmer

Holzer

Der Omnibusfahrer

Sagt

Es sei alles ganz anders gewesen

Anders als Prager und Kretzschmer es jetzt behaupten

Das Ärzte-Team Löchel Pietsch und Zehetbauer

Bekannt geworden durch die Triptychon-Therapie im Rondo-Verfahren

Intensivstation dann Offensivstation dann Defensivstation

Und dann wieder Intensivstation

Das Ärzte-Team erklärt

Hagenbuch sei ihnen unbekannt

Holzer

Der Omnibusfahrer

Sagt

Er habe Hagenbuch zwar gefahren

Aber nicht um ihn in die Anstalt Bless-Hohenstein zu bringen

Das sei nicht bewiesen

Behaupten Prager und Kretzschmer

Holzer sagt aber

Hagenbuch habe an einer Besichtigungsfahrt zu den sieben Talsperren im Almütztal

Teilgenommen

Und jedes Mal

Wenn er Holzer der Omnibusfahrer

Sein Mikrofon genommen

Das ihm sein Sohn

Sagt Holzer

Kurz vor der Abfahrt persönlich umgehängt habe

Wenn er Holzer

Nun das Mikrofon genommen

Sei Hagenbuch

Der ganz hinten

Fast versteckt

Im Omnibus gesessen

Sei Hagenbuch ihm immer zuvorgekommen

Er Holzer

Habe gerade mit der Erklärung und Beschreibung und der geschichtlichen Bedeutung

Der ersten Talsperre

Der Quenzbach-Sperre

Beginnen wollen

Worauf die Mitreisenden

Meist Deutsche und Engländer

Immer mit Spannung gewartet hätten

Da sei Hagenbuch schon aus sich herausgegangen

Sobald er begonnen habe

Sagt Holzer

Habe Hagenbuch sich sofort bemerkbar gemacht

Nur wenn er schon

Sagt Holzer

Einfach gesagt habe

Links sehen wir nun

Habe Hagenbuch schon von hinten aus der hintersten Omnibusecke

Sofort gerufen

Das interessiere ihn nicht

Er Holzer

Wäre gar nicht zu seinen doch immerhin nicht unbedeutenden

Für die Mitreisenden

Meist Deutsche und Engländer

Interessanten Ausführungen gekommen

Hagenbuch habe sogleich bei jeder Talsperre

Aus der hintersten Omnibusecke gerufen

Das interessiere ihn nicht

Dann sei er Hagenbuch

Sagt Holzer

Langsam nach vorne gekommen und habe die Reisenden von der Besichtigung abgelenkt

Und habe fortwährend von seinem

Hagenbuchs anhaltenden Desinteresse an

Talsperren gesprochen

Habe erstaunlicherweise sogar kleinste Details

Berechnungswerte

Vermessungen

Und komplizierteste

Statische Ziffern und Daten

Den Reisenden angegeben

Allerdings immer mit dem Vermerk

Das stimme in Wahrheit alles nicht

Und alle sollten lieber vor sich gucken

Oder alle sollten lieber auf den Fahrer

Also auf mich

Holzer

Gucken

Sagt Holzer

Um mich

Sagt Holzer

Zu studieren

Ich hatte den Eindruck

Sagt Holzer

Ich

Der ich

Jahr für Jahr

Monat für Monat

Woche für Woche

Tag für Tag

Den Leuten die sieben Talsperren im Almütztal erkläre

Ich

Sollte jetzt den Leuten erklärt werden

Ich

Sollte jetzt an Stelle der Talsperren

Von Hagenbuch

Den Leuten erklärt werden

Er Hagenbuch

Habe dann weiterfort ohne die kleinste Unterbrechung

Und ohne jeden Übergang

Den Leuten einen Vortrag über Geschmack und Geschmackskriege gehalten

Er Holzer

Habe zwar immer wieder versucht das Gespräch noch mal

Auf die Talsperren zu bringen

Aber gleichzeitig habe Hagenbuch davon gesprochen

Dass der Geschmack eines Studienrats ein anderer sei

Als der Geschmack eines Arztes

Immer wenn er

Holzer

Versucht habe noch einmal das Sehenswürdige der Talsperren

Hervorzuheben

Habe Hagenbuch sofort damit begonnen

Zum Beispiel den Reisenden zu sagen

Dass die Schrankwand eines Studienrates

Naturgemäß

Eine andere Schrankwand sei

Als die Schrankwand eines Arztes

Wobei weiter zu differenzieren die Pflicht sei

Zwischen der Schrankwand eines sogenannten Chirurgen

Und der Schrankwand eines sogenannten Internisten

Hagenbuch

Sagt Holzer

Habe sich sogar zu der Behauptung verstiegen

Dass die Schrankwände von sogenannten Chirurgen meist kleiner wären

Als die Schrankwände von sogenannten Internisten

Weil Chirurgen immer noch einen Flügel unterzubringen hätten

Immer wenn er

Holzer

Von der Bauzeit oder auch von den Unglücksfällen beim Bau der Talsperren

Habe berichten wollen

Habe Hagenbuch gleichzeitig gesagt

Dass Chirurgen immer noch einen Flügel unterzubringen hätten

Und dass es immer der Geschmack sei

Der ganze Stände und Konfessionen auseinanderbrechen ließe

Und dass der Geschmack eines Oberstudienrates besser zu sein habe

Als der Geschmack eines Studienrates

Und dass ein Studienreferendar sich am besten

Seinen Geschmack bei einem Studienassessor abgucken solle und so fort

Immer habe Hagenbuch

Sagt Holzer

Dies alles mit größter Freundlichkeit gesagt

Auch dass er sich auf keinen Fall auf die Beschreibung von

Sogenannten Sehenswürdigkeiten einlassen könne

Habe er mit einer solchen Leichtigkeit gesagt

Die er Holzer

Sonst noch nirgendwo sagt Holzer

So deutlich herausgehört habe

Sagt Holzer

Lediglich

Sagt Holzer

Die Haftschalengeschichte

Habe er erzählen können

Bei der Bruggtalsperre

Wo damals selbst so erfahrene Leute wie die Alpinisten Kösel und Wenger

Abstürzten

Weil Kösel nach einer durchzechten Nacht in einer Absteige

Dort seine Haftschalen habe mutwillig oder im Rausch liegenlassen

Diese Geschichte heißt deshalb Haftschalengeschichte

Und ist in der ganzen Welt

Unter diesem Namen bekannt geworden

Sagt Holzer

Immer

Sagt Holzer

Wenn jemand von der Bruggtalsperre spricht

Spricht man auch gleichzeitig von der Haftschalengeschichte

Und immer wenn jemand von der Haftschalengeschichte spricht

Spricht man auch gleichzeitig von der Bruggtalsperre

Auf der ganzen Welt

Sagt Holzer

Einzig bei dieser Geschichte habe Hagenbuch nichts gesagt

Er habe ihn Holzer

Ausreden lassen

Aber bei allen anderen Talsperren

Habe Hagenbuch gleich

Wenn man den ersten richtigen Blick auf die Talsperre habe werfen können

Habe Hagenbuch gleich von den Geschmackskriegen zwischen den Ständen

Und zwischen den Generationen gesprochen

Von den tausenderlei Vorwürfen

Die die Geschmackvollen den Geschmacklosen hinterrücks machen

Hagenbuch sei dabei meist im Omnibus hin und her gegangen

Und habe immer wieder gerufen

Hinterrücks

Meine Damen und Herren

Hinterrücks

Tausenderlei Vorwürfe

Meist auf dem Heimweg

Meist auf dem Heimweg

Tausenderlei Vorwürfe

Hinterrücks

Dadurch habe er

Holzer

Seine Ausführungen über die verschiedenen verdienstvollen Männer und Firmen

Beim Bau der Talsperren

Fallenlassen müssen

Er

Holzer

Habe den Reisenden lediglich durch Zeichen erklären können

Dass dieser Mann

Also Hagenbuch

Wohl ein Verrückter sei

Der

Sie müssen entschuldigen

So habe er

Holzer

Den Reisenden vorsichtig gesagt

Ihm Holzer

Völlig unbekannt sei

Allerdings habe Hagenbuch durchaus einen gepflegten und sauberen Eindruck gemacht

Und bei den Reisenden meist Deutsche und Engländer

Sei im Verlaufe des Durcheinanders

Sagt Holzer wörtlich

Des Durcheinanders

So etwas wie Mitleid aufgekommen

Und er Holzer

Sei dann eben auf die Idee gekommen

Ob er nicht nach den sieben Talsperren auf kurzem Wege

Zur Anstalt Bless-Hohenstein fahren solle

Wo man Hagenbuch vielleicht abliefern

Oder wenigstens aussetzen könne

Sagt Holzer

Prager und Kretzschmer sagen Holzer lüge Holzer lüge

Denn Hagenbuch hätte aus eigenem freien Entschluss

Nach Bless-Hohenstein gewollt

Und hätte die Fahrt vorbei an den sieben Talsperren

Dafür in Kauf genommen

Holzer sagt aber

Dass er Hagenbuch nur habe absetzen wollen

Zumal die Anstalt beileibe nicht auf seinem normalen Wege läge

Sagt Holzer

Hagenbuch habe dann Fotos an die Reisenden verteilt

Und die Fotos als Kuriosa ausgegeben

Fotos von seinen

Hagenbuchs Großeltern

Die zwischen Zengen und Klaren

Das habe Hagenbuch dreimal laut wiederholt

Zwischen Zengen und Klaren

Mühsam einen winzigen Bergbauernhof in Gang gehalten hätten

Holzer sagt

Das wäre genau an der Krummtalsperre gewesen

Dort habe er

Holzer

Auch den allerletzten Versuch gemacht

Seine Pflicht als Reiseführer zu tun

Aber Hagenbuch habe aus seiner linken Rocktasche