Der alte Trapper - Erik Schreiber - E-Book

Der alte Trapper E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Sehr idealisierte Wild-West-Romantik. Schön erzählte Geschichten, die nicht auf Blut-fließt setzen. Dafür aber eine Erzählung, die letzte in der Reihe um den Trapper Lederstrumpf, die sich immer wieder daran erinnert, das der weiße Mann den Indianern das Land stahl. Der legendäre Indianerroman von James Fenimore Cooper in einer bunten, realistischen Hollywood-Inszenierung. Im Lederstrumpf-Kostüm hat Lex Barker, der spätere Old Shatterhand des deutschen Films, einen ersten heroischen Auftritt an der Seite eines indianischen Freundes.

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Herausgeber

Erik Schreiber

Mystische Schriften 11

James Fenimore Cooper

Der alte Trapper

Saphir im Stahl

e-book 219

Mystische Schriften 11

James Fenimore Cooper - Der alte Trapper

Originaltitel: the old trapper (1841)

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.arcanum-fantasy-verlag.de

Titelbild: Archiv Andromeda

Lektorat: Peter Heller

Vertrieb: neobooks

Herausgeber

Erik Schreiber

Mystische Schriften 11

James Fenimore Cooper

Der alte Trapper

Saphir im Stahl

Inhaltsübersicht

Ein unglücklicher Schuss

Weihnachten

Allerlei Jagdabenteuer

Die Anklage

Der Schicksalsspruch

Die Ansiedler am Otsegosee

Ein unglücklicher Schuss

Man ging dem Weihnachtsabend des Jahres 1793 entgegen. Noch schien die winterliche Sonne auf einen schmalen, mit fußhohem Schnee bedeckten Talkessel, der von einer ziemlich breiten, nach einer der bewaldeten Höhen emporgehenden Straße durchschnitten wurde.

Schon vor hundertundachtzig Jahren waren in diesem stillen Tal, das von dem östlichen, aus dem Otsegosee kommenden Quellfluss des Susquehannastromes bewässert wurde, Holländer erschienen, die jedoch mit dem Stamm der Delawaren, die in dem Land ihre Heimstätte hatten, in Streit gerieten, bis schließlich die Engländer die Kolonie vollständig für ihre Krone in Besitz nahmen. Die Delawaren vermochten sich eben so wenig wie die Holländer zu halten. Sie hatten durch die Macht der Irokesen ihre Unabhängigkeit verloren und zogen sich immer weiter zurück, um sich schließlich am Verdigrifluss im Indianergebiet niederzulassen. Der von den Engländern eroberte Länderstrich wurde von König Karl II. seinem Bruder, dem Herzog von York, zugesprochen und nach diesem New York genannt. Allein die unzweckmäßigen Maßregeln der englischen Regierung erregten die Erbitterung der Ureinwohner und führten im Jahre 1775 zur Revolution. Der nunmehr beginnende Krieg erstreckte sich über den größten Teil Nordamerikas, bis endlich im Jahre 1793 der Friede zustande kam, der die Vereinigten Staaten für unabhängig erklärte. Zahlreiche Züge von Kolonisten erschienen, die den fruchtbaren Boden auszubeuten suchten. Gar bald fielen die mächtigen Waldriesen unter den vernichtenden Schlägen der Axt, um weitausgedehnten üppigen Getreidefeldern Platz zu machen. Freilich fanden sich unangebaute Strecken noch genugsam vor, an denen der Delaware, wenn ihn die Sehnsucht nach der alten Heimat trieb, diese jederzeit wiederzuerkennen vermochte.

Auf dem breiten Fahrweg, der sich durch den bereits erwähnten schmalen Talkessel zog, bewegte sich am Spätnachmittag des 24. Dezember ein Schlittengespann, dessen feurige Rosse von einem jungen Neger gelenkt wurden. Obwohl er in empfindlichster Weise die Unbilden des ihm so fremden Klimas verspürte, strahlte sein Gesicht doch in glückseliger Heiterkeit, denn er dachte an die belustigenden Überraschungen, die der herannahende Christabend im Gefolge hatte, sowie an die warme Stube, die er in seines Herren Hause, das in dem Dorf Templeton stand, zu finden gewiss sein konnte. Die Insassen des grün angestrichenen Schlittens waren ein fünfundvierzigjähriger Mann und dessen etwa achtzehn Jahre alte Tochter. Beide waren in warme Pelze gehüllt, und von ihren Gesichtern sah man wenig mehr als die Augen, denn das Haupt des Herrn steckte in einer übergroßen Marderfellmütze, deren Seitenklappen weit über die Ohren herunterreichten, und Kopf und Gesicht des jungen Mädchens verschwanden in einer mit Daunen gefütterten, schwarzseidenen Kapuze.

Die Reisenden waren der Richter Marmaduke-Temple und seine Tochter Elisabeth, die der Vater gerade jetzt aus einer Erziehungsanstalt in New York abgeholt hatte. Die dunklen Augen des jungen Mädchens hafteten in lebhafter Neugier auf der verschneiten Landschaft, der Blick des Vaters dagegen zeigte einen Ausdruck von Wehmut. Er gedachte jenes heiteren Frühlingstages, an dem er vier Jahre zuvor mit seinem Töchterchen denselben Weg, nur in umgekehrter Richtung, zurückgelegt hatte. Marmadukes Gattin hatte nur widerstrebend ihre Einwilligung zur Abreise ihrer Elisabeth gegeben. Vielleicht ahnte sie, dass sie ihr geliebtes Kind nicht wiedersehen würde, denn der Tod raffte sie wenige Monate später hinweg. Der Gatte empfand schmerzlich seine Einsamkeit; gleichwohl liebte er sein Kind zu sehr, um es vor Beendigung seiner Ausbildung zurückzuholen.

Marmaduke wurde aus seinen schmerzlichen Betrachtungen durch anhaltendes Hundegebell aufgeschreckt. Er blickte empor und bemerkte, dass der Schlitten sich bereits auf dem breiten, mit dichtem Wald bestandenen Gipfel des Berges befand, und gleich darnach rief er dem Neger zu:

„Zügle die Rosse, Aggy! Das Gebell rührt sicherlich von den Hunden des alten Lederstrumpf her, der irgendeinem Wilde nachjagt. Richtig, dort läuft auch eine frische Hirschspur“, fügte er nach kurzer Pause hinzu, gleichzeitig aus dem haltenden Schlitten springend und unter einer Unmenge von Schachteln und Koffern, die in dem vorderen Teile des Schlittens untergebracht waren, eine doppelläufige, bereits, geladene Flinte hervorholend. Wenige Augenblicke später erschien in der Waldlichtung ein prächtiger Hirsch. Die Sicherheit, mit der Marmaduke nach dem Tiere zielte und Feuer gab, verkündete den geübten Jäger. Der Hirsch schaute auf und eilte scheinbar unverletzt weiter. Marmaduke feuerte die zweite Ladung ab, doch auch diesmal ohne den erwünschten Erfolg. Eine Sekunde später ertönte aus dem Wald der scharfe Knall eines Gewehres. Der fliehende Hirsch sprang in die Höhe, ein weiterer Schuss krachte und kopfüber stürzte das getroffene Tier zu Boden. Ein lautes Hallo vermischte sich mit erneutem Hundegebell, und aus dem Wald tauchten die Gestalten zweier Männer auf, während zwei schwarz und gelb gefleckte Jagdhunde in wilden Sprüngen der Stelle zueilten, wo das erlegte Wild lag.

„Ha, Natty, ich habe also doch recht vermutet“, rief Marmaduke dem älteren der beiden Männer zu, „dass Eure Hunde es waren, deren Gebell ich vernommen. Ich hätte freilich meine Schüsse sparen können, indessen glaube ich doch, dass eine meiner Kugeln den Hirsch niederstreckte.“

Er näherte sich dem Wild und fuhr fort: „Der Hirsch da hat übrigens zwei Schüsse erhalten, einen durch den Hals und den andern ins Herz. Wer weiß, ob nicht einer von mir herrührt.“

„Ihr werdet mir, doch zugeben, Richter“, versetzte der alte Jäger ärgerlich, „dass der Hirsch erst zusammenbrach, als Ihr Eure Kugeln längst entsendet hattet? Der letzte, entscheidende Schuss aber kam aus einer sicheren und jüngeren Hand, als wir beide sie aufzuweisen haben.“

„Was ist denn Eure Meinung?“, wandte sich Marmaduke gutgelaunt an den jüngeren Jäger.

„Dass ich den Hirsch schoss“, lautete die kurze, in stolzem Ton gegebene Antwort.

Marmaduke lachte, blickte aber doch den Sprecher etwas verwundert an, als der behauptete, er wolle ihm den Beweis hierfür liefern, und dann, sich der Lichtung des Waldes nähernd, auf einen Baumstamm deutete und fortfuhr: „Ich feuerte nach dieser Richtung, hier stecken vier Kugeln.“

„Ganz recht“, nickte Marmaduke, nachdem er sich genau überzeugt, „das sind Eure und Nattys Kugeln, allein wo befindet sich die Fünfte, nämlich meine Kugel?“

„Hier!“, rief der junge Jäger, indem er, seinen Mantel zurückschlagend, auf seine linke blutige Schulter deutete:

Marmaduke prallte erschreckt zurück, und die im Schlitten gebliebene Elisabeth schrie laut auf.

„Gerechter Himmel!“, rief ihr Vater, „solchen Schaden hat meine Kugel angerichtet? Armer junger Mann, Eure Wunde schmerzt mich mehr, als wenn ich selbst von zehn Kugeln getroffen worden wäre. Bitte steigt schnell in den Schlitten - nur noch eine kurze Strecke und wir sind in Templeton, wo Ihr den Beistand des Wundarztes haben könnt. Selbstverständlich bleibt Ihr in meinem Hause, bis Eure Wunde geheilt ist.“

„Ihr seid sehr gütig“, erwiderte der Verwundete, „dennoch muss ich Euer Anerbieten ablehnen.“

„Und warum?“, rief Marmaduke erstaunt.

„Weil mich ein Freund erwartet“, versetzte der junge Jäger mit sichtbarer Überwindung einer trüben Stimmung. „Dieser würde bei der Nachricht von meiner Verwundung sehr besorgt sein. Ich darf wohl annehmen, werter Herr, dass Ihr meinen Anspruch auf das erlegte Wild nunmehr gerecht finden werdet?“

„Selbstverständlich“, nickte der wohlwollende Marmaduke bewegt. „Ich räume Euch überhaupt für immer das Recht ein, alle Arten von Wild in meinen Wäldern zu schießen. Meister Lederstrumpf besaß dieses Privilegium seither allein. Die Zeit dürfte nicht mehr fern sein, wo eine solche Erlaubnis im Wert steigt.“

„Natürlich“, brummte der alte Jäger, dem Sinn dieser Rede absichtlich eine falsche Deutung gebend, „denn das Wild wird immer seltener, je mehr die Axt der Europäer unsere Wälder lichtet. Von einem Gesetz jedoch“, fügte er in aufwallendem Zorn hinzu, „das einem freien Amerikaner untersagt, nach Gutdünken irgendein Wild zu erlegen, habe ich bis jetzt noch nichts gehört.“ Marmaduke beachtete diese Rede nicht, sondern äußerte zu dem jungen Jäger: „Meine Flinte hat in der letzten Zeit geruht, darum wäre es mir lieb, wenn Ihr mir den Hirsch käuflich ablassen wolltet.“

„Ich würde mir ein Vergnügen daraus machen“, lautete die Gegenrede, „Euch das erlegte Wild als ein Geschenk zu übergeben, allein ich benötige es. Für Euer Anerbieten, mich in Eurer Behausung pflegen zu lassen, danke ich nochmals.“

„Nicht doch, werter Herr“, ertönte jetzt die Stimme Elisabeths, die sich im Schlitten erhoben hatte. „Ihr werdet nicht wollen, dass mein guter Vater unter dem Bewusstsein, einen von ihm verwundeten Menschen hilflos im Walde zurückgelassen zu haben, leiden muss.“

Der junge Jäger schien jetzt in seinem Entschluss zu wanken, Marmaduke ließ ihm aber zum Überlegen nicht lange Zeit, sondern ergriff freundlich seine Hand und zog ihn so sanft als möglich nach dem Schütten. Da unterbrach Lederstrumpf, der auf seine Büchse gelehnt dastand, das Schweigen, indem er zu seinem Genossen äußerte: „Am Ende ist es doch das Beste, du nimmst die Einladung des Richters an, zumal meine Hand nicht mehr so sicher ist, die Kugel aus deinem Fleisch zu schneiden.“

„Dank, Meister Lederstrumpf!“, rief freundlich Elisabeth, die bereits das im Schlitten befindliche Gepäck beiseiteschob und für den Gast einen bequemen Platz bereitete. Das etwas auffällige Widerstreben des Verwundeten, in den Schlitten einzusteigen, wurde durch dieses freundliche Drängen endlich besiegt, so dass er sich zum Einsteigen bewegen ließ. Gleichzeitig wurde der erlegte Hirsch unter Beihilfe des schwarzen Kutschers auf den Schlitten gehoben, in dem jetzt auch Marmaduke seinen Platz, wieder einnahm.

„Wollt Ihr uns nicht begleiten?“, rief er dem Jäger zu.

„Nein“, lautete dessen Antwort, „ich habe zu tun. Aber wenn Ihr unten am See den Indianer John trefft, so nehmt ihn mit Euch. Er könnte dem Doktor bei der Operation behilflich sein, denn der Alte versteht sich vortrefflich auf Hieb- und Schusswunden.“

Damit wandte er sich zum Gehen. Der Neger wollte eben die Pferde zum Weiterfahren antreiben, als der junge Jäger seinem Genossen zurief: „Nicht wahr, Natty, Ihr sagt daheim weder etwas von meiner Wunde, noch nennt Ihr den Ort, nach dem ich gebracht werde?“

„Hahaha“, lachte der Alte auf, „ich habe während meines fünfzigjährigen Waldlebens die indianische Kunst genugsam gelernt, darum verlasse dich auf mich, mein Junge!“ Er gäb dem Neger ein Zeichen, die Pferde ausgreifen zu lassen, pfiff seinen Jagdhunden und schritt rasch dem Wald zu.

Es lag etwas Eigentümliches in der Art und Weise des alten Jägers. Die Magerkeit seiner Glieder ließ ihn noch größer erscheinen, als er wirklich war. Das rötliche und graue Haar seines Hauptes bedeckte eine Fuchsmütze, die er tief in die Stirne seines knochigen wettergebräunten Gesichts gezogen hatte. Unter einem Paar buschiger Brauen blitzten graue Augen hervor, deren Ausdruck ein Gemisch von Tollkühnheit und Gutmütigkeit zeigte. Ein rockähnliches, aus Hirschfellen bestehendes Gewand, das mittels eines Leibgurtes zusammengehalten wurde, bedeckte seinen Körper bis zu den Knien. An die hirschledernen Beinkleider schlossen sich Gamaschen von dem gleichen Stoff an, weshalb er von den Ansiedlern der Gegend den Beinamen „Lederstrumpf“ erhalten hatte. Seine Füße waren mit Mokassins aus Hirschleder bekleidet, die den indianischen Schmuck von Stacheln des Stachelschweins zeigten.

Ziemlich wehmütig blickte ihm sein verwundeter Genosse aus dem Schlitten nach, denn da die Sonne bereits hinter einer blauen Felsenkette verschwand, fuhren sie jetzt äußerst geschwind den jenseitigen Abhang hinunter, Marmaduke betrachtete aufmerksam seinen jungen Gast, bis er endlich das Stillschweigen mit den Worten unterbrach: „Eure Gesichtszüge kommen mir bekannt vor, und dennoch vermag ich mich auf Euren Namen nicht zu besinnen.“

„Ich verweile erst seit einigen Wochen in dieser Gegend“, gab der Gefragte ziemlich frostig zurück. „Da Ihr gegen zwei Monate von Templeton abwesend wart, so kann ich Euch unmöglich bekannt sein.“

„Dennoch muss ich Eure Gesichtszüge schon einmal gesehen haben“, meinte der Richter von Templeton eigensinnig. „Mein Gedächtnis nimmt erschreckend ab.“ Nach diesen Worten starrte er den jungen Mann von neuem an, bis seine Aufmerksamkeit sich einigen im Tal aufsteigenden Rauchsäulen zuwandte, die aus dem Schornstein seines Landhauses kamen. „Dem Himmel sei Dank, Beß“, rief er seiner Tochter zu, „nun sind wir gleich daheim.“

Mit großem Interesse betrachtete Elisabeth die immer mehr sichtbar werdende Kolonie, deren ganze Anlage sich während ihrer jahrelangen Abwesenheit bedeutend verändert hatte. Es war ein schmales, anmutiges Tal, in das der Schlitten hinabfuhr, mit einem weit ausgedehnten See, an dessen Ufer das Dorf Templeton sich ausbreitete. Es bestand aus etwa fünfzig zumeist aus Holz erbauten Häusern, die in den verschiedensten Farben erglänzten. Nur einige wenige waren mit grünen Fensterläden versehen, und diese besseren Gebäude, vor deren Türen einige junge Bäume standen, bildeten die Heimstätten der vornehmsten Bewohner von Templeton, deren Oberhaupt der Richter Marmaduke war. Sein Haus überragte auch alle übrigen; es war aus Stein erbaut, groß und äußerst geräumig.