Harzsagen 1 - Erik Schreiber - E-Book

Harzsagen 1 E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Dieses e-book beschreibt Märchen und Sagen aus dem Harz. Der Harz als Gebiet mystischer Erzählungen war schon immer faszinierend. Vor allem der Brocken und seinen Geschichten als Hexentanzplatz steht immer wieder in Erzählungen im Vordergrund. Für dieses e-book aus der Reihe Märchen, Sagen und Legenden verzichten wir jedoch auf die Hexenerzählungen. Die Märchen und Sagen werden aus alten Quellen bezogen und neu veröffentlicht. Mit dem vorliegenden e-book lernt man mit den Sagen und Märchen die eigene Heimat besser kennen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

Harzsagen

Saphir im Stahl

Märchen Sagen und Legenden 29

e-book: 309

Titel: Harzsagen

Erscheinungstermin: 01.12.2025

© Saphir im Stahl Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Simon Faulhaber

Lektorat: Peter Heller

Vertrieb neobook

Herausgeber

Erik Schreiber

Märchen Sagen und Legenden

Harzsagen

Saphir im Stahl

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teufelsspuk und Hexerei

Die Wunderblume des Kyffhäuser

Der Schlangenzauber

Die Burg Osterrode

Die Kinder auf dem Burgberg

Der Riese

Steiger Calvör

Das grüne eiserne Schwein mit dem hohen Busch

Der Raubgrafenkasten

Der Rotbart und andere deutsche Kaiser im Brunnen auf dem Burgberge

Die Haulemutter

Römerstein und Nixei

Vom König Laurin

Der Creful

Der Kyffhäuser

Der Ritterkeller auf dem Kyffhäuser

Die goldenen Flachsknoten

Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld

Die Tidianshöhle bei Schloß Falkenstein am Harz

Heinrich der Vogler

Die Gründung Goslars

Der Ochsenweg bei Goslar

Woher der Rammelsberg seinen Namen hat

Wie das Silber am Rammelsberg entdeckt wurde

Ludwig der Springer

Die Kaiserstochter zu Goslar und die Gründung von Quedlinburg

Der Teufelsschacht bei Straßberg

Der Wilde Mann

De wille Jagd (Unterharzische Mundart)

Vom Ilsung

Der Kobold von Ilsenburg

Roßtrapp

Der Ziegenhirt

Das gealterte Brautpaar

Der Brocken (Blocksberg)

Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz

Die Dummburg

Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöhle

Der böse Kirchengeist von Altenau

Der Schimmelreiter von Ballenstedt

Die Regensteinmühle

Der Graf von Regenstein und der Landmann

Die Sage von der Roßtrappe

Die Roßtrappe

Fata Morgana am Roßtrappenberg

Das Wichtelmännchen von der Roßtrappe

Die Goldkrone im Bodekessel

Iwa und der Waldgeist

Die Jungfer vom Sachsenstein

Die Mahlmühle in Schierke

Das Osterfeuer auf der Schönburg

Das schwarze Pferd am Nonnenbache

Das Schwert an der Liebfrauenkirche

Die verschwundenen Jungfrauen von Kelbra

Die Treseburg

Der Mägdesprung

Die verzauberte Prinzessin Ilse

Die Geistermesse zu Stolberg

Das Gastmahl des Gero

Kaiserin Agnes und ihr Kämmerer

Der Pochknabe vom Lautenthal

Die Maus

Die Clausthaler Münze

Der Wilddieb im kleinen Clausthal

Die Rehberger Klippen

Vom Kloster Walkenried

Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld

Die Wunderblume

Die Daneels-Höhle

Vorwort

Das vorliegende e-book entführt sie in die geheimnisvollen Wälder, auf die schroffen Gipfel und in die tiefen Schluchten des Harzes. Es ist eine mystische Welt voller Sagen und Märchen. Bäume flüstern, Nebel umwogen die Gipfel, verhüllen die tiefsten Bergwerke und Höhlen. Erzählungen über geheimnisvolle Burgen und Schlösser, einsame Hütten und Ruinen. Geister der Vergangenheit spuken und führen die Menschen in Versuchung, oder sind bereit zu helfen. Erfahren sie von Geschichten über Zwerge und Riesen und ihre verwunschenen Schätze, die in den Tiefen der Erde schlummern, von den wundersamen Kräften der Natur und rätselhaften Begegnungen. Lesen sie, oder lesen sie vor, Geschichten von Zauberern, Königinnen und Prinzessinnen, Handwerksburschen und armen Familien.

Dieses e-book ist, wie alle Veröffentlichungen der Reihe Märchen, Sagen und Legenden, mehr als nur eine Sammlung. Es ist eine Einladung zu einer Reise in die Vergangenheit, in eine andere Welt voller Magie und Abenteuer. Lassen sie sich von den Geschichten verzaubern und entdecken sie die geheimnisvolle Seele des Harzes.

Erik Schreiber

Teufelsspuk und Hexerei

Zwei junge Burschen aus Drübeck erfuhren davon, dass ihre Nachbarin in der Walpurgisnacht zum Brocken zu reisen wollte. Die beiden warteten vor dem Hoftor. Endlich öffnete sich dieses und die Frau kam auf einem Heuwagen herangefahren, vor den keine Zugtiere gespannt waren. Die Burschen baten, aufsteigen zu dürfen und mit Zögern gewährte sie es ihnen.                    Dann ging es ab durch die Lüfte zum Brocken. Auf dem Berg waren bereits Hexen und Teufel zur Walpurgisfeier versammelt. Man drückte den beiden Drübeckern eine Schalmei in die Hand, damit sie zum Tanze aufspielen könnten.

Als die fernen Kirchenuhren die erste Stunde des neuen Tages schlugen, war der Spuk vorbei. Die Burschen fanden sich vor ihrem Heimatdorf wieder. Statt der Schalmeien hielten sie tote Katzen in den Händen, auf deren Schwänzen sie musiziert hatten.

Einer von beiden, der sich vorgenommen hatte, die Nachbarin als Hexe anzuzeigen, starb, kurz bevor er sein Vorhaben wahr machen konnte. Der zweite aber ließ sich zu den Soldaten anwerben.

Die Wunderblume des Kyffhäuser

Ein junger, armer Schäfer aus Sittendorf in der Goldenen Aue trieb einst am Fuß des Kyffhäusers seine Schafe und stieg immer trauriger den Berg hinan. Auf der Höhe fand er eine wunderschöne Blume, dergleichen er noch nie gesehen, pflückte sie und steckte sie an den Hut, seiner Braut ein Geschenk damit zu machen. Wie er so weiterging, fand er oben auf der alten Burg ein Gewölbe offen stehen, bloß der Eingang war etwas verschüttet. Er trat hinein, sah viele kleine glänzende Steine auf der Erde liegen und steckte seine Taschen ganz voll damit. Nun wollte er wieder ins Freie, als eine dumpfe Stimme erscholl: „Vergiss das Beste nicht.“

Er wusste aber nicht wie ihm geschah und wie er herauskam aus dem Gewölbe. Kaum sah er die Sonne wieder und seine Herde, schlug die Tür, die er vorher gar nicht wahrgenommen, hinter ihm zu. Als der Schäfer nach seinem Hut griff, war ihm die Blume abgefallen. Urplötzlich stand ein Zwerg vor ihm:

„Wo hast du die Wunderblume, welche du fandest?“

„Verloren“, sagte der Schäfer und war traurig deswegen.

„Dir war sie bestimmt“, sprach der Zwerg, „und sie ist mehr wert denn die ganze Rothenburg.“

Wie der Schäfer zuhause in seine Taschen griff, waren die schimmernden Steine lauter Goldstücke. Die Blume ist verschwunden und wird von den Bergleuten bis auf den heutigen Tag gesucht, nicht allein in den Gewölben des Kyffhäusers, auch auf der Questenburg und selbst auf der Nordseite des Harzes.

Der Schlangenzauber

Zu einem armen Fuhrmann in Harzgerode kam einstmals ein Slovake. Dieser schenkte den Kindern blinkende Näpfchen und Töpfchen und der Frau eine blitzblanke Kasserolle. Dafür lud ihn die Frau ein, in die Stube zu treten, sich auszuruhen und das Mittagessen mir ihnen zu teilen.

Der Mausefallenhändler war darüber sehr erfreut. Während des Essens fragte er die Frau, ob sie wohl einmal mit ihm auf die Burg Anhalt ginge, er wolle gern sehen, was davon noch stünde. Die Frau verneinte, weil sie dazu keine Zeit hätte. 

Aber ihr Mann, der Lohnfuhren tätigte, wenn auf dem Acker nichts zu tun sei, könne mitgehen. Daraufhin ging der Fremde fort und sagte, dass er am anderen Tag wiederkommen werde. 

Der Fuhrmann aber kam an diesem Tage sehr spät nach Hause.

Dabei erzählte er seiner Frau so viel Neuigkeiten, dass diese vergaß, den Slovaken zu erwähnen. Doch in der Nacht wachte der Fuhrmann auf und sah zwei Mausefallenhändler vor seinem Bett stehen. Sie zwangen ihn aufzustehen und sich nicht zu weigern, sonst würde es ihm schlimm ergehen. Lumme, so hieß der Fuhrmann, wagte nicht zu widersprechen, zog sich voller Angst an und ging mit.

„Es soll dein Schaden nicht sein“, sagten die Männer. „Fahre uns zu der Lehmgrube, von welcher du heute Lehm geholt hast!“ Also stiegen die drei Männer stillschweigend hinauf zu der Burg. In der Nähe der Lehmgrube stand ein Eschenbaum, darunter ein Dreifuß mit der Pfanne. Die Männer sammelten Reisig und zündeten ein Feuer an. Dann holte der eine von ihnen ein Ei aus seiner Tasche. Er öffnete es und zog einen langen Papierstreifen daraus hervor. 

Auf dem Papier sah Lumme eine Menge seltsamer Buchstaben und Zeichen, ganz andere, als er schreiben konnte. Mit diesem Papierstreifen bildete der fremde Mann einen Kreis um alle drei. Dann fingen die beiden Fremden an, in einer ihm unbekannten Sprache in den Wald hinein zu rufen. Da ringelte sich mit einem Mal eine große Schlange in den Kreis hinein.

Der Harzgeröder fürchtete sich zuerst, denn der eine Slovake ergriff die Schlange, schlachtete sie, schnitt sie in drei Teile und briet sie mit Butter in der Pfanne. Die beiden Fremden aßen jeder ein Stück. Aber der Lumme bedankte sich für seinen Teil - das wäre nichts für ihn. Er würde lieber Klunz und Pflaumen essen.

Die Männer bedauerten, so etwas nicht zu haben. Da er sich aber geweigert habe, von der Schlange zu essen, dürfte er auch nicht mit in die Lehmgrube.

Das war aber Lumme gerade recht, denn es war ihm schon längst unheimlich zumute. Der eine Fremde pochte nun dreimal auf den Boden. Daraufhin tat sich eine Höhle auf, in der man Gold und Silber liegen sah. Die Slovaken gingen hinein, packten sich alle Taschen voll und nahmen auch für den Harzgeröder zwei Hände voll mit. Dies gaben sie ihm. Doch verabreichte ihm jeder auch noch eine Maulschelle, dass ihm der Kopf brummte und sich alles um ihn herum drehte.

Früh erwachte der Fuhrmann in seinem Bett. Aber er wusste nicht, wie er hineingekommen war. Zuerst dachte er, er hätte alles nur geträumt. Aber er lag ja im vollen Anzug im Bett und in zwei Taschen hatte er je eine Handvoll Gold. 

Die Burg Osterode

Noch heute trotzt über Osterode einsam und verlassen eine mächtige Ruine, wie eh und je jedem Wetter. Die gewaltigen Mauern mit dem verfallenen Bergfried zeugen noch heute von der einst mächtigen Burg, die einst die ganze Region dominierte.

Dort wohnten in den Tagen von Karl dem Großen die Grafen von Osterode, die reich an Besitz, Ehre und Ansehen waren. Der letzte seines Geschlechts war der Ritter Burchard, der unermesslich reich war und weithin wegen seiner Gastfreundschaft geliebt und verehrt wurde. Burchard hatte keinen Erben, nur eine Tochter mit Namen Adelheid war ihm geschenkt worden. Die war wunderschön, hatte schneeweiße Haut, goldenes Haar und leuchtende Wangen; kein Wunder also, dass die Freier von nah und fern kamen und um sie warben. Der Vater ließ seiner geliebten Tochter völlige Freiheit und sprach: „Schenke dem Dein Herz, den Du liebst und der Deiner würdig ist!“ Doch unter all den ehrenhaften Rittern, die die Gastfreundschaft Burchards in Anspruch nahmen, war keiner, der ihr Herz ansprach; alle waren ihr zu wild und wüst.

Die Zeit ging dahin und eines Tages erkrankte Ritter Burchard schwer und wurde aufs Sterbelager gezwungen. Er hatte keine Angst vor dem nahenden Tod, nur der Abschied von seiner geliebten Tochter fiel ihm schwer. Aber er fand Trost, seinen Liebling in guten Händen zu wissen, denn auf seinen ehrenwerten und rechtschaffenden Burgkaplan konnte er sich verlassen. So konnte er beruhigt und in Frieden sterben.

Groß und tief war die Trauer im Schloss nicht nur bei Adelheid und Kaplan Wenzel, auch die Knappen und Knechte trauerten sehr um ihren guten Herren. Da gelobten sie ihr schönes Edelfräulein und den Frommen Pater Wenzel nicht zu verlassen und beiden immer zur Seite zu stehen. Doch da ahnten sie nicht, wie bald sie ihr gegebenes Wort unter Beweis stellen mussten.

Unter den vielen, die um Adelheid warben und die sich auf Burg Osterode sehr wohl fühlten, war auch der hünenhafte Ritter Gerhard von der Harzburg. Der war von groben Sitten und Manieren, daher mochte die sanfte Adelheid ihn nicht. Auch hatte er es wohl mehr auf ihre Reichtümer abgesehen als auf ihr Herz. Einzig raufen, gewaltige Kannen Wein leeren und unflätig Krakeelen war sein Lebensinhalt.

„Lieber will ich ins Kloster gehen, als ihm die Hand zum Ehebunde reichen“, sprach sie und hielt daran fest. Diese Antwort machte den wüsten Ritter sehr wütend und er gelobte mit einem fürchterlichen Eid, nicht eher zu ruhen, bis die Widerspenstige sich seinem Willen beugen werde. Dann ritt er von dannen. 

Am späten Abend vor dem Osterfest erschien Ritter Gerhard mit einer großen Mannschaft vor der Burg Osterode. In ungestümer Weise ritt er vor das Burgtor und forderte Einlass. Der Torwächter aber hegte Bedenken wegen der großen Zahl der Gewappneten und ging zu seiner Herrin, um Ihr die Nachricht zu überbringen. Die gutherzige und arglose Adelheid aber hegte keinen bösen Verdacht und gab sogleich Befehl, das Tor zu öffnen und den Ritter samt seiner Knappen aufs Beste zu bewirten. Nur Pater Wenzel war nicht wohl und er äußerte seine Bedenken.

Kaum war die Mannschaft von Ritter Gerhard in der Burg und die Tore geschlossen, da fielen sie auf ein Zeichen über die Burgmänner her. Die griffen zu ihren Waffen und ein heißer Kampf entbrannte. Da stellte Adelheid Ritter Gerhard zur Rede und fragte ihn, warum er auf so schändliche Weise das Gastrecht verletze. Er entgegnete ihr:

„Dich will ich und die Burg und alle deine Reichtümer!“

In diesem Moment stellte sich Pater Wenzel in den Weg und sagte: „Zurück, Ritter Gerhart! Entweiht nicht die Stätte, die euch so oft Gastfreundschaft gewährt hat!“

„Ihr könnt euch eure Worte sparen!“, hohnlachte der grimmige Ritter und wollte den Pater mit Gewalt zur Seite drängen.

„Bleibt stehen! Nur über mich gelangt ihr in die Gemächer der Burgherrin!“, schrie der Pater und hielt dem Ritter das Kruzifix entgegen. Da holte der gottlose Gesell mit seinem Schwert zu einem gewaltigen Hieb aus, zertrümmerte das Kreuz und streckte gleichzeitig den mutigen Kirchenmann nieder. Der sank tödlich getroffen nieder, fand aber noch die Worte:

„Weil du deine verfluchte Hand gegen den Heiligen Gott erhoben hast, sollst du nicht davon kommen, ohne den Lohn für deine Schandtaten zu empfangen!“

Aber der gottlose Ritter schritt über den sterbenden hinweg und mit einem gewaltigen Fußtritt zersprengte er die Tür zu Adelheids Gemächern. Die trat ihm mit erhobenem Haupt entgegen.

„Wage es nicht, deine Mörderhand an mich zu legen! Solltest du näher treten, so stürze ich mich in den Abgrund!“ Gleichzeitig schwang sie sich auf die Fensterbrüstung. Der ruchlose Harzburger aber lachte nur höhnisch und sprang auf Adelheid zu. Noch bevor er sie berühren konnte, stürzte sie sich mit dem Ausruf: „Ihr Heiligen, schützt mich!“ in die Tiefe.

In diesem Augenblick brach ein gewaltiger Sturm los. Der war so gewaltig, dass er die Burg in ihren Grundfesten erschütterte, dann stürzte sie ein und begrub alles Leben unter sich. So plötzlich wie er gekommen war, verschwand der Sturm auch wieder, nur die Trümmer, sie alles unter sich begraben hatten, legten noch Zeugnis ab.

Adelheid aber wurde wie durch Gotteshand gerettet und wohnte von jenem Zeitpunkt an in einer prachtvollen Grotte am Fuße des Burgberges. Man sagt, dass sie jeden Ostermorgen erscheint. Daher nennt man sie such die Osterjungfrau. Sie ist dann immer in ein schneeweißes Gewand gehüllt und wandelt zur nahen Söse, um darin zu baden, wodurch sie immer schön und jung bleiben soll. Und wenn einer ohne Schuld in Not geraten ist, so erhält er von ihr reiche Geschenke.   

Die Kinder auf dem Burgberg

Bei Harzeburg liegt der Burgberg, der fast wie ein großer Kohlenmeiler aussieht. Dahinauf ist eines Tages ein Lehrer mit seinen Schulkindern gestiegen und da sind einige Kinder nahe bei den Brunnen gegangen. Da hat eine Stimme gerufen, sie sollten nach einer andern Stelle auf dem Burgberg hingehen. Wie sie dahin gegangen, sind einen Augenblick zwei Gestalten, ein Mann und eine Frau, in weißen Kleidern unter ihnen gewesen und sogleich verschwunden. Auch sind da Stufen gewesen, die haben in den Berg geführt, und da sind die Kinder die Stufen hinabgestiegen und sind in ein Gewölbe gekommen, darin ist ein Tisch gewesen, auf dem haben lauter blanke zinnerne Teller gestanden, die sind auf dem Tische fest gewesen. Aber an den Seiten herum ist eine große Blänke gewesen, auf der haben auch solche zinnerne Teller gestanden und da hat wieder eine Stimme gerufen: Von den Tellern auf der Blänke könnten sie welche mitnehmen. Nachher sind die andern Kinder noch einmal die Stufen hinabgestiegen und die Stimme hat ihnen die Erlaubnis gegeben, für sich und für ihren Lehrer noch Teller zu nehmen. Wie sie mit denen aber herausgegangen waren, ist eine eiserne Türe hart hinter ihnen zugeschlagen und da waren die Stufen nicht mehr zu sehen. Die Teller aber sind draußen immer den Kindern aus den Händen gerollt, als wollten sie mit den Kindern spielen, und haben so herrlich geklungen dabei und sind immer schwerer geworden und immer schwerer. Endlich sind die Eltern der Kinder gekommen, die haben die Teller greifen können, haben sie mit Mühe nach Hause gebracht und haben einen Juden kommen lassen, der hat gesagt, es sei lauter gediegenes Silber, und von der Zeit an sind die Eltern mit ihren Kindern und auch der Lehrer steinreich geworden. Der Lehrer ist aber seitdem oft mit den Schulkindern um den Berg herumgegangen und hat gesungen und gerufen: er danke vielmals, und wenn hier etwa eine Verwünschung oder so etwas sei, so wünsche er, dass sie durch den Gesang gelöst werde. Auch ist er oft allein um den Berg herumgegangen und hat geistliche Lieder gesungen, hat aber nicht vernommen, was es mit der Stimme im Berge und mit dem Gewölbe für eine Bewandtnis hat, auch die Stufen nicht mehr wahrgenommen. Diese Stufen haben zu verschiedenen Zeiten auch einige Reisende gesehen, aber sie hatten den kindlichen Sinn nicht, dass sie hinabstiegen, und darum sind sie auch so glücklich nicht geworden, wie die Kinder mit ihren Eltern.

Der Riese

Zwischen dem sogenannten Krodobrink und dem Wasserloch ist früher ein Riese gegangen, der hat einen Stab oder eine eiserne Stange in der Hand gehabt. Andere erzählen, es seien ihrer zwei Riesen gewesen, davon sei der eine zwischen dem Krodobrinke und dem Wasserloch auf der Wiese gegangen, und der andere habe auf dem Burgberge gewohnt, die hätten zusammen ein knöchernes Beil gehabt, das hätten sie einander zugeworfen, wenn sie es gebraucht hätten. Auch hätten sie miteinander den Gang vom Burgbrunnen bis zur Schöppenstedtergrund gemacht. Eine Frau erzählte auch, der eine Riese habe auf dem Burgberg gewohnt und der andere in Burgdorf, welches mehrere Stunden weit entfernt sein soll, und da hätten sie sich den Hammer vom Burgberg aus bis nach Burgdorf zugeworfen.

Steiger Calvör