Der Bergdoktor 1925 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 1925 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Die schönste Frau des Zillertals - Als die hübsche Mareile in St. Christoph für Aufregung sorgte


Die Gesundheit ist das Wichtigste im Leben - das weiß niemand besser als die junge Floristin Mareile Weixler. Sie ist in ihrem Leben mit vielem gesegnet worden: einer idyllischen Heimat, einem traumhaften Äußeren und Felix, dem liebsten Sohn, den sich eine Mutter wünschen kann. Doch nun hat sie das Glück verlassen, denn Mareile leidet unter Osteomyelofibrose, einer unheilbaren und lebensbedrohenden Krankheit. Was soll nur aus Felix werden, wenn seine Mama nicht mehr bei ihm ist?

Schweren Herzens macht sie sich auf den Weg zur Praxis des Bergdoktors. Dr. Burger ist ihre allerletzte Hoffnung ...

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Die schönste Frau des Zillertals

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6564-1

www.bastei-entertainment.de

Die schönste Frau des Zillertals

Als die hübsche Mareile in St. Christoph für Aufregung sorgte

Von Andreas Kufsteiner

Die Gesundheit ist das Wichtigste im Leben – das weiß niemand besser als die junge Floristin Mareile Weixler. Sie ist in ihrem Leben mit vielem gesegnet worden: einer idyllischen Heimat, einem traumhaften Äußeren und Felix, dem liebsten Sohn, den sich eine Mutter wünschen kann. Doch nun hat sie das Glück verlassen, denn Mareile leidet unter Osteomyelofibrose, einer unheilbaren und lebensbedrohenden Krankheit. Was soll nur aus Felix werden, wenn seine Mama nicht mehr bei ihm ist?

Schweren Herzens macht sie sich auf den Weg zur Praxis des Bergdoktors. Dr. Burger ist ihre allerletzte Hoffnung …

Die Konditorei »Kostner« lag direkt an der belebten Ladenstraße von Mayrhofen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee wehte von den Tischen herüber und lockte so manchen Passanten an einen der einladend gedeckten Tische.

Bei dem wunderbaren Sommerwetter wurde auch im Freien serviert. Sonnensegel schützten die Gäste vor der größten Hitze. In der Nähe schwebten die Gondeln zweier Bergbahnen lautlos über die nahen Hänge.

In dem Lokal wurde eine üppige Auswahl an selbst gemachten Torten angeboten, dazu resche Weckerln und Gebäck, das Gaumen und Sinne verwöhnte.

Mareile schlang die Hände um ihren Kaffeebecher und atmete genießerisch den vertrauten Geruch ein. Ihr kleiner Sohn hatte im Handumdrehen sein Eis gelöffelt. Nun schlummerte er, den Kopf auf der gemütlichen Sitzbank an ihre Taille gekuschelt und die Beine an den Körper gezogen. Nur Kinder waren so biegsam, dass diese Position bequem für sie war.

Mareile faltete ihre Strickjacke und schob sie behutsam unter den Kopf ihres Kindes. Während sie durch seine dunklen, leicht gewellten Haare strich, spürte sie eine Liebe in sich aufsteigen, die sie sich früher niemals hatte vorstellen können.

Als sie vor fünf Jahren herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, war ihr ganzes Dasein ins Wanken geraten. Heute war Felix ihre ganze Welt. Wie sich die Dinge ändern konnten …

Mareiles Blick folgte sehnsüchtig einer der Kabinen, die hinauf in die Berge fuhren, aber ihr Ziel war ein anderes. Felix und sie rasteten nur, bevor sie ihre Fahrt nach St. Christoph fortsetzen wollten. Eine halbe Stunde Fahrt lag noch vor ihnen.

Bei dem Gedanken daran bildete sich in Mareiles Magen ein Klumpen. Fünf Jahre war sie nicht mehr daheim gewesen. Wie würde der Empfang aussehen? Würde ihr Vater sie überhaupt bei sich aufnehmen?

Vor ihr stand ihr Laptop aufgeklappt auf dem Tisch. Sie hatte sich in das Netzwerk eingeloggt und ihre Homepage aufgerufen.

Frauenpower. Mareile hatte die Seite ins Leben gerufen, nachdem ihr Hausarzt ihr die Diagnose mitgeteilt hatte.

Anfangs hatte sie nur eine Art öffentliches Tagebuch geführt. Es war eine Erleichterung gewesen, sich ihre Sorgen und Ängste von der Seele zu schreiben. Doch schon bald hatten andere Frauen in den Kommentaren von ihren Erfahrungen berichtet, einige hatten um Rat gebeten. So hatte sich ein Austausch entwickelt.

Mareile strich sich eine Strähne ihrer dunklen Haare hinter das Ohr. Sie wollte nur rasch schauen, ob neue Einträge eingetroffen waren, ehe sie weiterfuhr.

Tatsächlich gab es zwei neue Kommentare.

Hallo, ich bin verzweifelt. Mein Freund hat mich vor zwei Jahren überredet, meine Brüste mit Implantaten zu vergrößern. Nun möchte er, dass ich sie gegen größere tauschen lasse. Ich möchte das nicht, aber ich habe Angst, ihn zu verlieren, wenn ich es nicht machen lasse. Was soll ich nur tun?

Net die Implantate, sondern den Freund tauschen, ging es Mareile durch den Kopf. Sie stellte ihren Becher ab und wandte sich dem zweiten Eintrag zu. Er stammte von einer Frau, die sich unter dem Namen Gänseblümchen eingeloggt hatte.

Bei mir wurde heute Brustkrebs festgestellt. Mein Mann und ich haben drei Kinder. Mein Vater ist ein Pflegefall. Sie verlassen sich auf mich und ahnen noch nichts von meiner Diagnose. Wie sage ich meiner Familie nur, dass ich krank bin?

Mareile kniff die Lippen zusammen. Sie konnte die Sorgen der anderen Frau gut nachfühlen. Ihr selbst stand eine ähnliche Situation bevor. Auch sie litt unter einer lebensbedrohlichen Erkrankung und wusste noch nicht, wie sie es ihrer Familie mitteilen sollte.

Beklommen blickte sie auf den ausgedehnten blauen Fleck an ihrem Arm hinunter …

Bevor sie sich Antworten auf die beiden Frauen überlegen konnte, hörte sie in der Nähe einen empörten Ausruf.

»Hey, das ist mein Rucksack! Geben Sie den sofort zurück!«

Ihr Kopf ruckte hoch. Der Gast am anderen Ende des Lokals sprang gerade in aller Eile auf, aber er war nicht schnell genug – ein anderer Mann presste einen grünen Rucksack an sich und stürmte mit langen Schritten davon … geradewegs auf Mareile zu!

Sie handelte beherzt und ohne lange zu überlegen: Ihr linkes Bein schnellte vor und stellte sich genau in den Weg des Flüchtenden. Dieser stürzte der Länge nach hin, und der Rucksack entglitt ihm.

Er rappelte sich hoch, fluchte, schaute sich um und entschied, die Flucht zu ergreifen. Mit langen Schritten wetzte er davon und ließ seine Beute zurück.

Der Gast bückte sich nach dem Rucksack und atmete auf.

»Haben Sie vielen Dank«, wandte er sich an Mareile. »Da drin sind alle meine Schlüssel, meine Geldkarte und die Ausweise … Net auszudenken, wenn ich all das hätte ersetzen müssen.«

»Ich bin froh, dass ich helfen konnte. Sie … Moment mal!« Mareile neigte überrascht den Kopf. »Wir kennen uns doch. Lukas, richtig? Lukas Riml!«

»Mareile?« Ihr Gegenüber zwinkerte ihr zu. »Oder sollte ich lieber sagen: Miss Zillertal?«

»Lieber net. Das ist ja schon gar nimmer wahr.«

»Und wen haben wir hier?« Er beugte sich über den schlafenden Buben. »Dein Sohn?«

»Ja, das ist Felix.«

»Er hat dein energisches Kinn.« Ein Lächeln huschte über das gebräunte Gesicht ihres Gegenübers.

Lukas Riml war ein attraktiver Mann, breitschultrig und von der Sonne gebräunt. Seine durchtrainierte Statur und die sportliche Kleidung verrieten, dass er gern und oft in die Natur ging. Seine blonden Haare waren von der Sonne gebleicht.

Lukas arbeitete als Bergführer und organisierte Wander- und Klettertouren in die Berge. Außerdem schrieb er Artikel für diverse Sport- und Outdoor-Magazine. Wind und Wetter hatten ihre Spuren in sein Gesicht gemeißelt, aber das machte ihn nur noch interessanter.

Früher war er ein Einzelgänger gewesen, hatte sich mehr für die Berge als für Frauen interessiert. Ob er inzwischen verheiratet war? Einen Ring trug er jedenfalls nicht.

»Ich danke dir für dein Eingreifen, Mareile«, sagte er rau. »Du hast mir eine Menge Zeit und Ärger erspart.«

»Hab ich gern gemacht. Willst du den Dieb verfolgen?«

»Der ist vermutlich längst weg. Ich werde den Überfall nachher am Polizeiposten melden. Falls der Bazi noch einmal lange Finger macht, ist eine Beschreibung vielleicht hilfreich.« Lukas stemmte eine Hand in die Seite. »Mei, du bist noch hübscher geworden, Mareile.«

»Schmarrn«, wehrte sie ab.

Sie hatte in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen. Ihre Garderobe schlackerte an ihrem Körper, und ihre dunklen Haare waren stumpf geworden.

Neben ihr gähnte Felix herzhaft. Dann richtete er sich auf und blinzelte.

»Na, aufgewacht, kleiner Mann?« Lukas nickte ihm zu.

»Ich bin net klein«, protestierte Felix und reckte zum Beweis die Brust hervor. »Ich bin beinahe fünf!«

»Dann kommst du im kommenden Jahr zur Schule?«

»Oh ja, endlich! Und wer bist du?«

»Mein Name ist Lukas. Deine Mama und ich kennen uns von früher.« Lukas deutete über seine Schulter. »Wollt ihr nach St. Christoph? Ich fahre gleich zurück und kann euch mitnehmen.«

»Danke für das Angebot, aber ich habe meinen Wagen in der Nähe geparkt. Wir wollten uns nur kurz stärken.«

»Verstehe. Dein Vater wird sich sicherlich freuen, euch zu sehen.« Lukas reichte ihr die Hand. »Ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder.«

»Vielleicht«, blieb sie vage.

»So groß ist unser Dorf net. Man läuft sich beinahe zwangsläufig immer wieder über den Weg. Zum Glück!« Lukas buckelte seinen Rucksack wieder auf und verabschiedete sich von Mareile und Felix.

Sein Lächeln hätte den Schnee auf den Berggipfeln zum Schmelzen bringen können, und es blieb auch nicht ohne Wirkung auf Mareile. Lukas hatte etwas Bodenständiges an sich, das im Nu Vertrauen einflößte.

Sie richtete den Blick auf die Straße, die sich durch den Wald hinauf zu ihrem Heimatdorf schlängelte. In ihrem Magen begann es nervös zu flattern. Wie würde der Empfang daheim ausfallen? Nach fünf Jahren!

Beklommen bemerkte sie, dass Nebel über den Gipfeln aufzog, als wollten sich die Berge selbst verbergen. Wie eine Warnung vor drohendem Unheil …

***

Nebelschwaden krochen wie unheimliche Finger die Wiesen herab. Unwillkürlich drängte sich Filli Burger näher an seine Schwester.

Nicht dass er Angst gehabt hätte, aber etwas unheimlich war ihm schon zumute. Ein kalter Schauder rieselte seinen Rücken hinunter und sorgte dafür, dass sich seine Nackenhärchen aufstellten.

Na gut, ein bisschen Angst hatte er doch. Ein bisschen war okay.

»Wir hätten net so weit laufen dürfen«, wisperte er.

»Es ging net anders«, belehrte ihn seine Schwester. »Wir müssen doch den Poldi wiederfinden.«

»Er ist längst weg.«

»Weil du seine Leine net richtig festgehalten hast.«

»Was machen wir denn jetzt nur?«

»Weiß ich auch noch net.« Tessa rieb sich die Nase, wie immer, wenn sie angestrengt nachdachte. »Hättest du ihn nur richtig festgehalten!«

»Er war so schnell. Ist hinter dem Hasen her, ehe ich mich umschauen konnte«, gab Filli zerknirscht zurück.

»Und nun haben wir die Bescherung.« Seine Schwester blies die Wangen auf. »Wo sind wir überhaupt?«

»Ich … weiß es net, aber ich dachte, du wüsstest es.«

»Das dachte ich auch, aber die Hänge sehen alle gleich aus.« Tessa knabberte an ihrer Unterlippe. »Poldi? Poooldiii!«

Ihr Ruf verhallte, aber der kleine Dackel kam nicht zurück.

Filli trat von einem Fuß auf den anderen und rubbelte seine Arme mit den Händen, weil es spürbar kühler wurde.

Eigentlich hatten sie nur eine kurze Runde mit dem Familiendackel drehen und sich dabei nicht allzu weit vom Doktorhaus entfernen wollen, aber dann war Poldi ihnen entwischt – und zu allem Überfluss war Nebel aufgezogen und verwandelte die Umgebung in eine gräuliche Suppe, in der jede Orientierung unmöglich war.

»Wo sind wir nur?«, wisperte er.

»Weiß ich auch net genau. Auf jeden Fall auf dem Heimweg.«

»Bist du sicher? Mir tun meine Füße so weh, als wären wir schon ewig unterwegs.«

»Sei net so ein Angsthase, Filli. Alles wird gut, warte es nur ab. Unser Dorf liegt im Tal, und wir laufen bergab, also muss der Weg richtig sein.«

Filli ließ sich diese Argumentation durch den Kopf gehen. Da war etwas dran, das musste er zugeben, deshalb setzte er sich wieder in Bewegung, als seine Schwester weiterlief.

Sie wohnten im Doktorhaus von St. Christoph. Ihr Vater war der Bergdoktor. Gerade im Sommer hatte er allerhand zu tun und freute sich, wenn die Kinder ihm eine Runde mit Poldi abnahmen.

»Zenzi wird schimpfen, wenn wir net rechtzeitig zum Abendessen zurück sind«, flüsterte Filli und versuchte, die dunklen Kiefern am Wiesenrand zu ignorieren. Im Nebel wirkten sie wie unheimliche Gestalten, die ihre knochigen Arme in die Luft reckten.

»Ich glaube net, dass sie schimpfen wird.« Seine Schwester winkte unbekümmert ab. »Wenn wir daheim sind, gibt es Rührei mit Kräutern und frisch gebackenem Brot. Das hat Zenzi versprochen. Danach liest sie uns wieder aus dem Räuberbuch vor. Das wird gemütlich.«

»Wenn wir nur schon wieder daheim wären …« Filli stockte, als der Weg vor ihnen plötzlich wieder bergauf führte. Das war doch nicht richtig so! Sie mussten doch hinunter ins Dorf!

Tessa blieb stehen und stieß hörbar den Atem aus. »Ach du Schande!«

»Wir haben uns verirrt, oder?«

»Ich fürchte fast, das haben wir wirklich. Dabei ist es schon verflixt kalt.« Sie schlang schaudernd die Arme um sich. »Poldi? Poldi, komm her, Kleiner!« Der Nebel ließ ihren Ruf gedämpft klingen, als würde sie in ein großes Fass hineinrufen.

Der kleine Hund antwortete nicht.

Alles war so still, dass Filli ein weiterer Schauer überrieselte. Nicht einmal ein Vogel zwitscherte! Es war, als hielte die Natur selbst den Atem an. Und der Nebel wurde immer dichter!

»Komm, wir laufen zu der Kuppe da vorn«, schlug seine Schwester vor. »Von dort aus können wir bestimmt das Dorf sehen.«

»Und wenn net?«

»Dann überlegen wir uns etwas anderes. Beeilen wir uns ein bisschen, dann wird es uns auch wieder warm!« Tessa zwinkerte ihm aufmunternd zu und setzte sich in Bewegung.

Filli musste lange Schritte machen, um mit seiner Schwester mitzuhalten.

Sie stürmten auf die Kuppe und riefen zwischendurch immer wieder nach Poldi, aber der Dackel schien sie nicht zu hören. Oder konnte er es nicht? Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen!

»Komm, wir lösen unterwegs Rätsel«, schlug Tessa vor. »Ich fange an. Also: Was liegt die ganze Zeit auf der Erde, wird aber niemals dreckig?«

»Auf der Erde? Niemals dreckig?« Filli überlegte. »Meine Socken vielleicht?«

»Da würde Zenzi aber etwas anderes sagen.«

»Stimmt.« Er zerbrach sich den Kopf, kam aber nicht darauf. »Was ist es denn?«

»Dein Schatten!«

Verdutzt sah Filli seine Schwester an. Das stimmte, allerdings war bei diesem trüben Wetter von einem Schatten weit und breit keine Spur zu sehen.

Schweigend eilten sie weiter den Weg bergan. Zu ihrer Linken stieg die Wiese an, rechts ging es steil talwärts. Wo waren sie falsch abgebogen? Und wie weit war es zurück nach Hause?

Fillis Atem kam schwer, als sie endlich die Kuppe erreichten. Vor ihnen führte der Weg nun wieder talwärts, aber vom Dorf waren weder Häuser noch Lichter zu sehen – und schon gar nicht andere Menschen. Auch einen Wegweiser gab es nicht. Lediglich einen Heustadel auf der Wiese weiter unten.

»Da geht’s lang!«, entschied seine Schwester und deutete nach vorn.

»Bist du dir sicher? Wollen wir net lieber zurückgehen?«

»Das probieren wir ja. Aber wenn wir jetzt umkehren, verirren wir uns erst recht.«

»Wir haben uns schon verlaufen. Vielleicht sollten wir uns dort vorn auf die Bank setzen und darauf warten, dass uns jemand findet?« Filli stockte, weil in der Nähe auf einmal ein Stöhnen durch den Nebel drang.

Erschrocken fuhren die beiden Kinder zusammen.

»W-was war denn das?«, wisperte Filli.

»Weiß ich auch net«, gab Tessa leise zurück.

»Wir sollten uns verstecken.«

»Zu spät!«

Sie waren zögernd weitergegangen. Vor ihnen schälte sich etwas Großes, Unförmiges aus dem Nebel.

»Ein Monster!«, schrie Filli auf, wirbelte herum und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Hinter sich hörte er seine Schwester rufen. Er sollte warten, aber das konnte er nicht. Seine Füße schienen einen eigenen Willen entwickelt zu haben und sausten weiter, so schnell sie konnten. Fort, nur fort von dem unheimlichen Nebel und ihrem noch unheimlicheren Fund!