Der Bergdoktor 2157 - Andreas Kufsteiner - E-Book

Der Bergdoktor 2157 E-Book

Andreas Kufsteiner

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Beschreibung

Zehn Jahre ist es nun her, dass Anni Talhuber und Max Haselbeck vor den Traualtar treten wollten. Die hübsche Hoftochter war die Jugendliebe des feschen Jungbauern vom Drei-Eichen-Hof in St. Christoph. Sie wusste, dass Max gern dem Alkohol zusprach und mit seinen Spezln wahre Trinkgelage in der alten Sennhütte oberhalb des Hofes abhielt. Das junge Paar bekam deshalb öfter Streit, denn Max wollte sich das "Feiern" von Anni nicht verbieten lassen. Das war aber auch die einzige Unstimmigkeit in ihrer ansonsten sehr harmonischen Beziehung.
Die Küchenmagd Franzi, die es aufs Einheiraten abgesehen hatte, nutzte diesen Umstand zu ihren Gunsten, stahl sich immer öfter ins Hüttel, wenn gefeiert wurde, und warf sich Max ständig an den Hals. Schließlich ließ er sich im rauschigen Kopf mit ihr ein, bereute dies aber sofort wieder. Doch es schien zu spät, denn Franzi verlangte nun, geheiratet zu werden, weil sie angeblich ein Kind von dem Jungbauern erwartete. Max musste nachgeben und trennte sich schweren Herzens von Anni. Diese verließ daraufhin St. Christoph und zog in die Stadt.
Nun ist Anni zurück in der Heimat, um sich nach einer schweren Krebserkrankung in den Bergen zu erholen. Als sie von dem Drama erfährt, das sich auf dem Drei-Eichen-Hof abspielt, ist sie zutiefst schockiert und erkennt, dass ihre Flucht damals ein Riesenfehler war ...

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Die Uhr rückwärts drehen

Vorschau

Impressum

Die Uhr rückwärts drehen

Bekommen Anni und Max eine zweite Chance?

Von Andreas Kufsteiner

Zehn Jahre ist es nun her, dass Anni Talhuber und Max Haselbeck vor den Altar treten wollten. Die hübsche Hoftochter war die Jugendliebe des feschen Jungbauern vom Drei-Eichen-Hof in St. Christoph. Sie wusste, dass Max gern dem Alkohol zusprach und mit seinen Spezln wahre Trinkgelage in der alten Sennhütte oberhalb des Hofes abhielt. Das junge Paar bekam deshalb öfter Streit, denn Max wollte sich das »Feiern« von Anni nicht verbieten lassen. Das war aber auch die einzige Unstimmigkeit in ihrer ansonsten harmonischen Beziehung.

Die Küchenmagd Franzi, die es aufs Einheiraten abgesehen hatte, nutzte diesen Umstand zu ihren Gunsten, stahl sich immer öfter ins Hüttel, wenn gefeiert wurde, und warf sich Max ständig an den Hals. Schließlich ließ er sich im rauschigen Kopf mit ihr ein, bereute dies aber sofort wieder. Doch es schien zu spät, denn Franzi verlangte nun, geheiratet zu werden, weil sie angeblich ein Kind von dem Jungbauern erwartete. Max musste nachgeben und trennte sich schweren Herzens von Anni. Diese verließ daraufhin St. Christoph und zog in die Stadt.

Nun ist Anni zurück in der Heimat, um sich nach einer schweren Krebserkrankung in den Bergen zu erholen. Als sie von dem Drama erfährt, das sich auf dem Drei-Eichen-Hof abspielt, ist sie zutiefst schockiert und erkennt, dass ihre Flucht damals ein Riesenfehler war ...

Dr. Martin Burger, den die Menschen im Tal von St. Christoph respektvoll »Bergdoktor« nannten, hatte soeben die Sprechstunde in seiner Praxis neben dem Doktorhaus beendet.

Der letzte Patient war gegangen. Dr. Burger aktualisierte noch einige Patientendaten und wollte dann Feierabend machen. Ein Blick aus dem Fenster seines Sprechzimmers zeigte ihm, dass es draußen längst dunkel geworden war.

Die Tage wurden immer kürzer. Jetzt Anfang Dezember gab es zudem oft kaum einen Unterschied zwischen der Dämmerung am Morgen und am Abend und dem fahlen Licht der tief stehenden Wintersonne. Der erste Schnee war bereits gefallen, doch wieder geschmolzen, in der Nacht sank das Thermometer aber dauerhaft unter den Gefrierpunkt.

So funkelten die Bergspitzen rund um das kleine Tiroler Dorf am Morgen oft wie überzuckert, Raureif lag auch auf den nun kahlen Bäumen im Garten.

Mit einem Seufzer wandte Martin Burger sich wieder seiner Arbeit zu. Er vermisste die ausgiebigen Bergtouren mit seinem Spezl Dominikus Salt, dem Leiter der Bergwacht.

Vor einer Weile schon hatte die Saison mit der klassischen Route zum Gipfel des Feldkopfs für dieses Jahr geendet. Die Freunde hatten diese Tour schon sehr oft zusammen bewältigt. Beide waren sie erfahrene Bergsteiger und hatten zudem unzählige gemeinsame Rettungseinsätze hinter sich. Sie waren ein eingespieltes Team und konnten sich blind aufeinander verlassen.

Dr. Burger war seit seiner Jugend leidenschaftlicher Bergsteiger. Der große, sportliche Mediziner, dem man die einundfünfzig Lenze nicht ansah, liebte die Natur seines Heimattals und machte an der Wand noch manch Jungem etwas vor. Dass nun wieder die ruhige Jahreszeit begann, gefiel zwar seiner Frau Sabine, die sich stets Sorgen machte, wenn er in den Bergen unterwegs war, Dr. Burger aber weniger.

Im Stillen wartete er schon jetzt wieder auf das Frühjahr, wenn der Himmel über dem Zillertal wieder in schönstem Blau strahlte und milde Lüfte den Schnee schmelzen ließen. Doch bis dahin dauerte es noch eine ganze Weile. Und die kalte Jahreszeit hatte ja durchaus auch etwas für sich.

Gemütliche Abende daheim mit seiner Familie, den Kindern und seinem Vater Pankraz, Weihnachtsmärkte und der süße Duft von Plätzchen und Stollen, die die Hauserin Zenzi Bachhuber zauberte.

Sie war schon seit vier Jahrzehnten im Doktorhaus, hatte Martin sozusagen mit großgezogen und war seinem früh verwitweten Vater stets eine Stütze gewesen.

Pankraz wusste Zenzis Kochkünste sehr zu schätzen und genoss es, im Schoß der Familie seinen Ruhestand zu verleben. Zumal Martin ihn noch häufig um Rat fragte, wenn sich ein Fall als schwierig erwies, egal ob medizinisch oder menschlich. Pankraz sagte offen seine Meinung und war stolz, dass Martin ihm nicht nur zuhörte, sondern auch oft auf seinen Rat hörte.

»Chef? Ich geh dann!« Das war Bärbel Tannauer, Dr. Burgers Sprechstundenhilfe. Die patente Blondine runzelte die Stirn. »Sie sollten auch Feierabend machen. Es ist nach sechs.«

»Ja, ich bin fast fertig. Dann bis morgen, Bärbel.«

Gerade hatte seine Angestellte die Praxis verlassen, da klingelte das Telefon. Nur kein Notfall! Zenzi konnte es nämlich nicht leiden, wenn nicht alle pünktlich am Tisch saßen. Sie versuchte dennoch stets, Verständnis zu zeigen, aber auch Martin knurrte nun allmählich der Magen, und der Sinn stand ihm eher nach dem Nachtmahl als nach einem Hausbesuch.

Trotzdem meldete er sich pflichtschuldig. Gleich konnte er aber feststellen, dass es kein Patient war, der anrief.

»Herr Kollege Burger? Hier ist Doktor Georg Moosholzer aus Mayrhofen.«

»Was kann ich für Sie tun?«

»Es geht um eine Patientin von mir, Anni Talhuber. Sie stammt aus St. Christoph. Vielleicht kennen Sie sie ja?«

»Freilich kenne ich die Anni. Sie hat unser Tal vor ein paar Jahren verlassen, um in die Stadt zu ziehen.«

»Frau Talhuber ist vor etwa einem Jahr an Leukämie erkrankt. Sie wurde im Spital behandelt, ich habe dann die Nachsorge übernommen. Ihr Zustand ist mittlerweile stabil, ihre Werte verbessern sich beständig.«

»Das ist erfreulich.«

»Ja, in der Tat. Sie wurde zunächst konservativ behandelt, dann erhielt sie eine Spende, weil sich ihre Werte net verbesserten. Seitdem ist sie auf dem Weg der Genesung. Sie arbeitet hier in Mayrhofen als Hotelköchin und ist nun schon seit Monaten krank geschrieben.«

»Ich verstehe. Und was kann ich tun?«

»Nun, Frau Talhuber hat sich entschlossen, eine längere Auszeit zu nehmen, unbezahlten Urlaub. Sie möchte sich daheim im Zillertal ganz auskurieren. Grundsätzlich spricht nix dagegen. Aber sie braucht freilich eine medizinische Betreuung.«

»Und die soll ich übernehmen.«

»Wären Sie denn dazu bereit? Ich weiß ja nicht, ob Sie die Zeit für einen etwas aufwendigeren Fall erübrigen können. Deshalb rufe ich Sie auch frühzeitig an, um eventuell eine andere Option für meine Patientin zu schaffen.«

»Sie meinen, dass sie alle paar Tage in die Stadt zu Ihnen kommen müsste? Das wäre net unbedingt eine Erholung.«

»Wenn es net anders geht ...«

»Freilich geht es anders. Ich übernehme den Fall natürlich, keine Frage. Wenn Sie mir alle nötigen Unterlagen mailen, kann es ohne große Verzögerung losgehen.«

»Dann hatte Frau Talhuber also recht«, stellte Dr. Moosholzer zufrieden fest. »Sie war überzeugt, dass wir mit Ihnen rechnen können, Herr Kollege. Wörtlich hat sie gesagt: ›Der Bergdoktor lässt niemanden im Stich.‹ Und das scheint zu stimmen.«

Dr. Burger überging das allzu offensichtliche Lob, stellte stattdessen noch einige Fragen zur Anamnese der Patientin und versprach, sich bei dem Kollegen aus Mayrhofen zu melden, sobald er die Krankenakte studiert hatte.

Georg Moosholzer bedankte sich noch einmal ausdrücklich, auch im Namen seiner Patientin, und versicherte, alle relevanten Unterlagen sogleich loszuschicken.

Nachdem Dr. Burger das Telefon weggelegt hatte, stand er auf und trat ans Fenster. Er blickte eine Weile versonnen nach draußen, wo mittlerweile der Mond die Spitze des Feldkopfs und den nahen Krähenwald mit seinem silbernen Licht verzauberte.

Tatsächlich kannte er Anni Talhuber gut und konnte sich noch genau an die tragische Geschichte erinnern, die sie seinerzeit aus St. Christoph vertrieben hatte.

Anni hatte damals noch bei ihren Eltern auf dem kleinen Hof am Rande des Dorfes gewohnt. Ein bildsauberes Madel von neunzehn Jahren, verlobt mit Max Haselbeck, dem feschen Jungbauern vom Drei-Eichen-Hof. Die beiden waren sehr verliebt gewesen. Doch einen Streitpunkt hatte es zwischen ihnen gegeben, denn Max sprach allzu gern dem Alkohol zu.

Zusammen mit einigen Spezln hatte er fast jedes Wochenende in einer alten Sennhütte oberhalb des Erbhofes wahre Saufgelage abgehalten. Anni hatte ihm deshalb stets Vorwürfe gemacht, doch er wollte sich nicht davon abhalten lassen »zu feiern«, auch nicht von seiner Verlobten. Immer wieder hatte das junge Paar deshalb gestritten.

Maria Talhuber, die schon länger bei Dr. Burger wegen ihres Bluthochdrucks in Behandlung war, hatte diesem damals oft das Herz ausgeschüttet.

Freilich waren die Talhubers stolz gewesen, dass ihre einzige Tochter eine solch gute Partie machen sollte. Und Maria war sich zudem sicher gewesen, dass das junge Paar sich von Herzen lieb hatte. Doch der Hang zum Alkohol ihres zukünftigen Schwiegersohns hatte auch ihr Sorgen bereitet.

Dann war da eine Küchenmagd auf dem Drei-Eichen-Hof gewesen, die allzu gerne einheiraten wollte. Franzi Huber hatte ihre Chance gewittert, sich immer wieder heimlich in die alte Hütte gestohlen und dem angeheiterten Jungbauern so lange schöne Augen gemacht, bis dieser schwach geworden war.

Ein Fehltritt von Max Haselbeck, und sie hatte ihn sogleich festgenagelt und wegen einer angeblichen Schwangerschaft auf eine Heirat gedrungen. Max, von Gewissensbissen geplagt und den Eltern gedrängt, seiner Pflicht nachzukommen, hatte sich schließlich schweren Herzens von Anni Talhuber getrennt, um Franzi zu heiraten.

Anni war so unglücklich gewesen, dass sie nicht länger in St. Christoph hatte bleiben können. Sie war in die Stadt gegangen, um ihr Leben dort neu zu beginnen. Für den Vater, der sehr an seiner Tochter gehangen hatte, ein schwerer Schlag, von dem er sich nicht mehr erholt hatte. Wenige Jahre, nachdem Anni ihre Heimat verlassen hatte, war Sepp Talhuber am Schlag gestorben.

Doch auch für Max hatte die Ehe mit Franzi kein Glück bedeutet. Ihre Behauptung, in der Hoffnung zu stehen, hatte sich bald als Lüge erwiesen. Sie war faul und untreu gewesen und hatte ihren Mann immer wieder betrogen und ihn schließlich verlassen, weil ihr das Leben im Zillertal zu fade geworden war.

Nachdem Johanna und Ernst Haselbeck kurze Zeit später bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatte Max schließlich jeden Halt verloren und sich dem Suff ergeben.

Dr. Burger kümmerte sich um den Unglücklichen, dessen Leben wegen eines Fehlers so vollkommen aus den Fugen geraten war, wirklich helfen konnte er aber auch nicht. Max war wohl das, was man einen hoffnungslosen Trinker nannte.

Aber vielleicht war doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Vielleicht kam ja mit Anni Talhuber wieder so etwas wie ein Hauch von Hoffnung in das Leben des Drei-Eichen-Bauern. Martin Burger hoffte es zumindest.

***

»Wo bleibt denn der Martin? Hat er vor lauter Arbeit wieder einmal die Zeit vergessen?« Zenzi Bachhuber, die altgediente Hauserin mit dem akkuraten Haarknoten, setzte eine bärbeißige Miene auf. »Ich kann heut net den ganzen Abend auf ihn warten, denn ich hab nachher Probe mit dem Kirchenchor.«

»Übt ihr das Weihnachtsoratorium?«, wollte Pankraz interessiert wissen.

»Freilich, wie in jedem Jahr. Und da wird jede Stimme gebraucht. Ich kann's mir net leisten zu fehlen.«

»Das sollst du auch net, Zenzi«, versicherte Sabine begütigend.

Die hübsche blonde Wienerin, selbst Ärztin, wusste sehr genau, wie schnell einem etwas dazwischenkam, auch wenn man sich fest vorgenommen hatte, pünktlich zu sein. Ein Notfall oder ein Patient, der sich seine Sorgen von der Seele reden wollte. Ein engagierter Arzt wie ihr Martin war stets mit Leib und Seele dabei, und darüber vergaß er auch schon mal die Uhrzeit.

»Geh du nur zu deiner Chorprobe. Ich kümmere mich ums Nachtmahl und räume später die Küche auf.«

»Das ist lieb von dir, Sabine«, freute Zenzi sich. »Ich dank dir recht schön.«

»Nix zu danken. Schließlich freuen wir uns ja alle schon auf das Weihnachtskonzert in der Kirche.«

»Und wir sind stolz, dass unsere Hauserin wie ein Zeiserl singen wird«, scherzte Pankraz und zwinkerte Zenzi vielsagend zu. Diese verzog nur leicht den Mund und verließ dann das Esszimmer. Als sie eben die Küche betreten wollte, wurde die Verbindungstür zur Praxis geöffnet, und Dr. Burger erschien.

»Ist ein bisserl später geworden, Zenzi, tut mir leid«, sagte er.

»Das kann vorkommen«, erwiderte sie verständnisvoll und winkte ab. »Geh nur ins Esszimmer, Martin, der Tisch ist schon gedeckt, und alle warten nur auf dich.«

Er stutzte kurz und wollte noch etwas sagen, aber Zenzi ließ ihn stehen und stieg schon die Treppe hinauf zu ihrer Kammer.

»Was ist denn in die Zenzi gefahren?«, wunderte Martin sich, als er sich gleich darauf zu seiner Familie an den Esstisch setzte. »Sie hat net geschimpft, obwohl ich eine halbe Stunde zu spät dran bin.«

»Heute ist sie so gnädig, weil Sabine für unsere Zenzi einspringt«, ließ Pankraz seinen Sohn wissen. »Sie kümmert sich ums Nachtmahl, und Zenzi kann in aller Ruhe zu ihrer Chorprobe gehen.«