Der Eiscremekönig - Brian Moore - E-Book

Der Eiscremekönig E-Book

Brian Moore

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Beschreibung

Belfast 1939: Gavin Burke ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe für Gedichte und seinem Lebenshunger. Aus Protest gegen seine irisch-nationale Familie schließt er sich dem örtlichen Luftschutzverein an. Dort wird er mit Alkohol, Homosexualität und Politik konfrontiert. Bis Gavin einen Angriff der Deutschen als eine Art tabula rasa geradezu herbeizusehnen beginnt ...

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Brian Moore

Der Eiscremekönig

Roman

Aus dem Englischen von Bernhard Robben

Diogenes

{4}Für Jean

{5}1

Das gnadenreiche Jesulein von Prag war nur elf Zoll groß, aber schwer genug, um einem die Zehen zu brechen, falls es von der Kommode fiel. Es trug das Krönungsornat eines Monarchen, verbrachte sein Leben jedoch in Wirklichkeit damit, als ein verzweifelter, kleiner Prediger Gavin Burkes Blick aufzufangen. Was ihm gelang, als Gavin vor Kälte zitternd und in Unterwäsche nach der neuen Uniformhose griff.

»Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten«, sagte Gavin.

»Du bist meine Angelegenheit«, sagte das Jesulein. »Deine Mutter hat mich in dieses Zimmer gestellt, damit ich auf dich und Owen aufpasse. Nun ja, was soll’s, so weit mußte es ja kommen. Diese Uniform. Und dann diese Arbeit. Aber was will man auch von einem Jungen wie dir erwarten, der doch nur das macht, wozu er Lust und Laune hat? Faul und ungezogen bist du. Außerdem hemmt das Rauchen dein Wachstum. Übrigens einer der Gründe, weshalb du in diesen Sachen so lächerlich aussiehst. Die Wollust auch. Im Bett liegen und in deiner Phantasie unschuldige Mädchen beschmutzen, wo du doch eigentlich für deinen Schulabschluß büffeln solltest. Kein Wunder, daß du durchgefallen bist. Tja, so kommt eins zum anderen.«

»Ich weiß, was dich nervt, Jesulein«, sagte Gavin. »Drastisch gesagt – und so muß ich es jetzt mal sagen –, kommen dir die Tränen, weil ich dir und deinem Verein durch {6}die Lappen gehe. Keine Schule mehr, den Lohn in der Tasche. Und wenn ich Lust habe, kann ich losziehen und mir ein paar richtig scharfe Nutten leisten.«

»Was denn für Nutten?« fragte das Jesulein. »Wenn du eine Nutte siehst, wirst du doch blaß vor Schreck.«

»Möglich«, sagte Gavin, »dann besaufe ich mich eben vorher. Das kann ich mir dann nämlich leisten. Versuch doch, mich davon abzuhalten. Laß ein Wunder geschehen, Jesulein. Für Wunder bist du doch zuständig, nicht?« Doch kaum hatte er das gesagt, meinte er, das Schicksal herausgefordert zu haben, und klopfte auf Holz.

»Das wird dir kaum helfen«, warnte das Jesulein. »Merkst du nicht, daß du dich auf heidnischen Aberglauben berufst, um den Zorn Gottes von dir abzuwenden? Da kannst du mal sehen, wie dich diese ganze Sache mit der Religion durcheinanderbringt.«

»Hey, deine Uniform«, sein älterer Bruder Owen stürzte ins Zimmer und warf die Jurabücher aufs Bett, »zeig mal her.« Er griff sich den schwarzen Stahlhelm und las die weißen Buchstaben. »E.H.T. Was soll das denn bedeuten?«

»Erste-Hilfe-Trupp.«

»EHT-EHT-EHT.« Owen setzte den Helm auf und tat, als feuerte er eine Maschinenpistole ab. Dann lief er ans Schlafzimmerfenster und rief: »Hier ist der E.H.T., Fräulein. Lassen Sie die Jalousien runter, Fräulein. Ziehen Sie sich an, Fräulein. Es herrscht nämlich Krieg, kapiert?«

»Nicht so laut. Mutter könnte dich hören.«

»Ist das die Jacke? Darf ich sie anprobieren?«

»Von mir aus.«

»Links, zwo, drei, vier. Müßt ihr exerzieren?«

»Weiß ich noch nicht. Ich fang erst morgen mit der Arbeit an.«

{7}»Arbeit nennt er das. Was denn für eine Arbeit? Glaubst du tatsächlich, die Deutschen denken im Ernst daran, das gute alte Ulster zu bombardieren? Bist du wirklich so blöd, Söhnchen?«

»Warum nicht? Militärische Ziele gibt’s genug.«

»Ach, hör doch auf. Hitler hat noch nie was von dieser Gegend gehört. Erst mal muß er Frankreich schlagen, klar? Und dann bleiben da noch ganz England, Schottland und Wales. Das dauert Jahre, bis der zu diesem gottverdammten Flecken vorstößt. Ich sag dir was. Wie lang ist jetzt Krieg? Ein, zwei Monate? Und weißt du, wie viele Kommilitonen aus meinem Jahrgang an der Queen’s University sich freiwillig gemeldet haben? Vier. Das beweist dir doch, daß sich die Protestanten kein bißchen von den katholischen Bombenwerfern unterscheiden, wenn es ans Sterben geht für König George VI, den Stammler. Und überhaupt, warum sollten sich die Deutschen um ein Land Sorgen machen, in dem sich die halbe Bevölkerung beim ersten Gerücht einer allgemeinen Wehrpflicht in die Berge verdrückt?«

Zufrieden mit dem Schluß seiner Rede nahm Owen den Stahlhelm ab und gab ihn Gavin mit schwungvoller Geste zurück. »Hier«, sagte er. »Und hör auf, den verdammten Helden zu spielen. Ich kenn dich, Söhnchen. Luftschutz, daß ich nicht lache. Erste Hilfe! Du hast dich doch bloß zu diesem Trupp gemeldet, um dich vor einem Jahr Schule zu drücken. Du bist ein Blödmann, Söhnchen.«

»Nenn mich nicht ›Söhnchen‹.«

»Schon gut«, sagte Owen, setzte sich aufs Bett und starrte auf seine angeknabberten Fingernägel. »Weißt du«, sagte er, »ich halte nichts von Daddys Gerede über Bildung, die einen besseren Menschen aus dir macht. Ich weiß {8}nur, daß man mit einem Studium bessere Jobs bekommt. Und Jura habe ich belegt, weil ich den Abschluß brauche, wenn ich in die Firma eintreten will. Und bin ich da erst drin, hab ich ausgesorgt. Verdammt, willst du vielleicht an irgendeiner Straßenecke enden und mit einem Haufen Tagediebe herumlungern?«

»Wenigstens wäre ich dann besser dran als die anderen. Ich hätte immerhin Anspruch auf kostenlose Rechtsberatung.«

»Mach keine Witze. Ich mein’s ernst. Laß diese Luftschutzgeschichte bleiben und geh wieder zur Schule. Noch ist es nicht zu spät.«

»Es ist zu spät. Die Schule hat schon angefangen, und ich habe die Stelle fest zugesagt. Außerdem bleibt mir massenhaft Zeit, mich auf die Londoner Uniprüfung vorzubereiten. Mathe soll in London viel leichter sein. Hast du selbst gesagt.«

»Na schön, dann lern aber auch, verdammt noch mal. Versprochen?«

»Ich versprech’s. Ende der Predigt?«

»Nein, verflucht«, sagte Owen. »Aus irgendeinem idiotischen Grund, über den ich mich jetzt aber nicht weiter auslassen will, habe ich dich nämlich ganz gern. Ich mag dich, du dämlicher Affe. Ich finde es unverantwortlich und herzlos vom Alten, dich so in diese Geschichte reinschlittern zu lassen. Das könnte dir dein ganzes Leben versauen.«

»Tut es aber nicht. Diesmal schaff ich die Uniprüfung, und bis dahin verdien ich drei Pfund zehn die Woche. Hinterher geh ich ans Queen’s College und hol mir einen Abschluß, mit dem man finanziell was anfangen kann. In Ordnung?«

{9}»Das will ich hoffen«, sagte Owen. »Das will ich verdammt noch mal hoffen.« Er stand auf und knipste seine Schreibtischlampe an. Dann ging er mit gutem Beispiel voran, beugte sich über seine Bücher und lernte mit jener unerschütterlichen Konzentration, die Gavin noch nie hatte aufbringen können. Es war kalt im Zimmer. Gavin zog die Uniformhose an. Der Mann in der Kleiderkammer vom Luftschutzdienst hatte gemeint, sie würde passen. Der Mann hatte keine Ahnung. Sie war einen Zoll zu lang, die Jacke viel zu groß. Er betrachtete Owens gebeugten Rücken. Wie konnte er Owen das Gefühl erklären, das ihn vor jeder Klassenarbeit befiel, diese Ahnung, daß die Lehrer sein Versagen irgendwie schon vorherbestimmt hatten? Owen mußte sich an Prüfungstagen nicht übergeben; Owen hatte noch nie zitternd vor einem leeren Klassenarbeitsheft gesessen und auf das drohende Knarzen der Schuhe des Aufpassers gehorcht. Wie konnte er Owen seine Vermutung erklären, daß mit ihm irgendwas nicht stimmte, daß er ein Sexbesessener war, den alle Augenblicke Gedanken an Mädchen plagten, der damit rechnete, bei der erstbesten Gelegenheit zum Säufer zu werden, der nicht länger an Gott und an seine eine, heilige, katholische und apostolische Kirche glaubte, aber immer noch eine völlig unlogische Angst vor Gottes Strafe hatte? Wie ließ sich jemandem wie Owen erklären, daß ihm alles egal war, ob Kaiser, König, Edelmann – Bürger, Bauer, Bettelmann, ob Rechtsanwalt, Arzt, Priester oder Dieb, und daß seine einzige Beschäftigung mit der Zukunft jene ausführlichen Tagträume waren, in denen er ein berühmter Auslandskorrespondent oder der jüngste Schauspieler wurde, der je die englischsprachige Bühne erobert hatte? Wie konnte er Owen erzählen, daß die eigentliche Zukunft der eigenen {10}Generation bereits von einigen modernen Dichtern vorhergesagt worden war, die Owen niemals gelesen hatte und niemals lesen würde? Dichter wie W.H. Auden wußten, daß das Spiel aus war; sie wußten, daß die Reichen und Berühmten mit dem Rest der Menschheit zugrunde gehen würden:

Du kannst dann nicht fort, nein,

Es sei denn, du packst deine Sachen noch diese Stunde,

Flüchtest, braust über die Fernstraße davon …

Oder MacNeice, ein Mann aus Ulster:

Wie der Steinzeitmensch werden wir untergehen

Angesichts einer neuen Eiszeit, eines Dschingis-Khan

Und Yeats hat es auch schon gewußt:

Alles fällt auseinander, die Mitte hält nicht mehr;

Bare Anarchie bricht aus über die Welt.

Es war alles so prophetisch deutlich. Hitler war Yeats’ ›Jüngster Tag‹. Er war das wilde Ungeheuer, dessen Stunde gekommen war, das sich nach Bethlehem schleppte, um dort geboren zu werden. Yeats wußte, wie unsinnig es war, in diesen Tagen und Zeiten von Zukunft und von Arbeit zu reden. Aber wie ließ sich mit Owen darüber reden, der seit den Boys’-Own-Weekly-Heften seiner Pfadfinderzeit nichts mehr aus eigenem Antrieb gelesen hatte? Wie sollte er ihm erklären, daß bei dem Gedanken an Krieg ein schändlicher, klammheimlicher Jubel in ihm aufstieg, das Bild von einer Erwachsenenwelt in Trümmern? Und in {11}dieser Trümmerwelt würde es unwichtig sein, ob Gavin Burke seinen Schulabschluß gemacht hatte oder nicht. Die Zeugnisse würden unter Schutt und Asche vergraben liegen. Krieg bedeutete Freiheit, befreit sein von der Zukunft. Nichts in der Welt war derart machtvoll, daß es nicht von einer großen Bombe in die Luft gesprengt werden konnte.

Also zieh dies polizeiblaue Hemd an und die billigen schwarzen Schuhe, bind den Schlips um und zögere nicht, sei froh über diesen Job, der dich von deinem Vater und seinen ›du sollst‹ und ›du sollst nicht‹ befreit.

Möge der Schein im Sein zu Ende sein

Der Eiscremekönig ist Herrscher allein.

Die Zeile gefiel ihm. Er war sich nicht ganz sicher, was sie bedeuten sollte, aber sie schien das Ungewisse auf den Punkt zu bringen. Er ging ans Fenster und schaute hinunter auf eine Wäscheleine, an der ein Mädchenschlüpfer flatterte. Am Ende des schmalen Gartens befand sich der Hintereingang, dann kamen die Rückseiten der Häuser von der angrenzenden Straße. Wie immer sah er zu dem Fenster hinüber, an dem manchmal die Sekretärin in Unterwäsche stand und sich das lange, kastanienbraune Haar bürstete. Doch ihre Verdunklung war heruntergelassen. Er griff nach der Jalousie vor seinem Fenster. Würden deutsche Angreifer je durch diese Regenwolken da oben fliegen und die Stadt bombardieren? Er sah sich mit dem Stahlhelm auf dem Kopf ins Haus gegenüber stürzen und die halbnackte und vor Erleichterung ganz hysterische Stenotypistin retten. Oder war das, wie Owen sagte, nur Träumerei? Würde das Leben unverändert weitergehen, würde er sich wirklich die Zukunft verbauen, wenn er nicht weiter zur Schule ging?

{12}Er stolperte über den Saum seiner Hose. Ob seine Mutter sie umnähen konnte? Sie hatte ihn noch nicht in dieser Uniform gesehen. Er ging nach unten ins leere Wohnzimmer, im Kamin brannte ein Feuer. Die bemalte französische Uhr auf dem Sims spannte ihre Feder und schlug fünfmal, als er in ihrem runden Spiegel seine vertraute Gestalt sah, die ihm jetzt in der schlecht sitzenden Luftschutzuniform so gar nicht mehr vertraut schien. Ob das Rauchen wirklich sein Wachstum gehemmt hatte? Er war bestimmt ein oder zwei Zoll kleiner als die meisten Jungen mit siebzehn. Lag es am Onanieren, daß er so blaß aussah, oder war das nur dummes Gerede? Gott – und nicht die Selbstbefleckung – hatte ihm dieses Gesicht gegeben, das einzig aus einer spitzen Nase zu bestehen schien, die sich wie ein blinder, kaum einen Tag alter Vogel emporreckte; diese schmalen Lippen, die aussahen, als würden sie sich ineinander verbeißen; die verhaßten, mädchenhaften Hände. Wenn er ein Mädchen wäre, würde er da mit ihm ausgehen wollen? Nein, mußte er sich antworten. Und diese Uniform, dieser Stahlhelm machten es nur noch schlimmer. Er setzte sich den Helm verkehrt herum auf, um die Buchstaben E.H.T. nicht mehr sehen zu müssen, und malte sich aus, wie es wäre, einem Siegfried-Sassoon-Kommando anzugehören und noch dazu mit einem Dolch zwischen den Zähnen durch Niemandsland zu robben. Aber dies war kein Niemandsland; dies war ganz ohne Zweifel das Wohnzimmer seiner Eltern.

Er sah in den Spiegel. In jener vom Spiegelrahmen umschlossenen Welt hatte er gelebt und gelitten, hatte seine Spuren hinterlassen und hatte spuren müssen. Und seine bloßen Knie hatten den alten Orientteppich abgewetzt, dieses Schlachtfeld tausend kindlicher Fangspiele. Eine {13}Hornby-Lokomotive, vor zwölf Jahren gegen den Kamin geworfen, hatte die große Delle im Messing verursacht, und das defekte Schloß am Plattenschrank aus Rosenholz war sein Werk und das seines Bruders Owen. Auf diesem Grammophon hatte er seine erste Schallplatte gehört, die verkratzte Wiedergabe von Yes, We Have No Bananas, einem Lieblingslied seines Vaters aus Jugendzeiten. Über dem Schreibtisch seiner Mutter spähte ein grimmiger Hirsch aus einer düsteren Waldlichtung hervor. Seine Mutter hatte ihm erklärt, der Künstler habe dem Hirsch einen ängstlichen Ausdruck geben wollen, aber der Hirsch hatte keine Angst: er jagte vielmehr Angst ein. Das war seine erste Lektion in Sachen künstlerische Mehrdeutigkeit gewesen. Abend um Abend hatte er beim gemeinsamen Rosenkranz vor diesen Sesseln und Sofas gekniet, so daß er sich heute mit geschlossenen Augen Form und Farbe jeder einzelnen verblaßten Rose auf den Schonbezügen in Erinnerung rufen konnte. Dieses Zimmer war ein Teil seiner selbst: in ihm war er aufgewachsen. Würde ihm jemals ein Zimmer wieder so vertraut sein?

»Verdammt unwahrscheinlich«, flüsterte sein Schwarzer Schutzengel. »Solche Beständigkeiten gehören der Vergangenheit an. Und jetzt tauschst du dein Zuhause gegen drei Pfund zehn die Woche, wie? Das Gerede von der Londoner Uniprüfung ist doch bloßes Geschwätz, und das weißt du auch. Ich glaube, du hast diese Stelle nur angenommen, damit du dir deine Nikotinsucht leisten kannst. War das nicht dein erster Gedanke? Mensch, jetzt kann ich mir so viele Zwanziger-Packungen kaufen, wie ich will. Weißt du, du bist immer noch ein kleiner Junge. Drei Pfund zehn mag dir jetzt viel vorkommen, aber wie klingt das, wenn du dreißig und erwachsen bist?«

{14}Kathy, seine ältere Schwester, kam ins Zimmer, erstarrte und kreischte: »Gott steh uns bei! Charlie Chaplin!«

»Findest du das witzig?«

»Stimmt aber. Wie Charlie Chaplin.« Sie ließ sich aufs Sofa fallen und kicherte.

»Wo ist Mutter? Die Hose muß umgenäht werden.«

»Unten. Tante Liz ist da. Sie kommen gleich rauf. Ach, Gav, du siehst so komisch aus.«

»Hör nicht auf sie«, flüsterte sein Weißer Schutzengel. »Setz den Helm auf, und schau noch mal in den Spiegel. Gar nicht übel.«

Er hatte zwei Schutzengel. Der Weiße Engel hockte auf seiner rechten Schulter und riet ihm zu allem, was anständig war. Der Schwarze Engel saß auf seiner linken Schulter und verfocht die Sache des Teufels. Der Weiße Engel war der offizielle Engel: jeder besaß so einen. Das hatte man ihm als kleinem Jungen im Katechismusunterricht beigebracht, doch der Schwarze Engel wurde in diesen Stunden nur selten erwähnt. Das Problem war bloß, daß der Schwarze Engel intelligenter als der Weiße schien und ihm selbst irgendwie ähnlicher war. Wenn Gavin etwa, so wie jetzt, im Spiegel auf dem Kaminsims die neunzehnjährige Kathy sah, wie sie die Füße auf die Armlehnen des Sofas legte und dabei weiße Schenkel und pfirsichfarbene Höschen entblößte, waren seine Engel nicht mehr zu halten.

Schwarzer Engel: »Hübsche Beine. Scharfe Sache.«

Weißer Engel: »Hör sofort auf damit, sie ist deine Schwester.«

Schwarzer Engel: »Weißt du noch, wie du letzte Woche am Badezimmer vorbeigegangen bist? Du hast hingesehen.«

{15}Weißer Engel: »Todsünde!«

Schwarzer Engel: »Meinst du Inzest?«

Weißer Engel: »Das Wort solltest du nicht mal denken!«

Schwarzer Engel: »Weiß ich, aber ist das wirklich so unnatürlich? Finde ich nicht. Ist doch eigentlich keine schlechte Idee, die eigene Schwester zu heiraten; man kommt aus derselben Familie, weiß dieselben Witze, kennt keine Hemmungen. Die Pharaonen haben es nur so gehalten.«

Weißer Engel: »Für eine solche Sünde gibt’s keine Absolution!«

Schwarzer Engel: »Bist du dir da sicher? Ist schließlich ziemlich verbreitet, wenn ich mich nicht irre. Lord Byron und seine Schwester.«

Weißer Engel: »Du bist krank, das bist du. Dich mein ich, Gavin. Degeneriert nennt man solche Typen wie dich.«

Schwarzer Engel: »Ach, jetzt nimm nicht gleich alles so ernst. Ich hab doch nur gesagt, daß sie hübsche Beine hat.«

Seine Mutter kam ins Wohnzimmer, gefolgt von Tante Liz, einer Witwe mit stattlichem Damenbart, die zur Erinnerung an den vor zwanzig Jahren während des irischen Unabhängigkeitskrieges getöteten Onkel Gavins stets schwarz gekleidet war.

»Um Gottes willen«, sagte Tante Liz. »Wer hätte je gedacht, daß ich noch den Tag erleben muß, an dem mein eigener Neffe in diesem Zimmer vor mir steht und wie ein Soldat der englischen Black and Tans aussieht.«

»Nicht doch, Liz, das ist nicht fair. Wie einer von denen sieht er schon nicht aus. Aber ein bißchen merkwürdig, das ja.«

»Merkwürdig? Hat dein Kind da vielleicht keine britische Uniform an?«

{16}»Ach, Gavin«, sagte seine Mutter. »Muß das denn wirklich sein?«

»Muß was sein?«

»Mußt du wirklich damit nach Hause kommen? Kannst du die Sachen nicht auf der Luftschutzwache lassen und in deinen eigenen Kleidern kommen und gehen?«

»Es herrscht Krieg«, sagte er und lief rot an. »Morgen abend soll ich in dieser Uniform antreten. Bis dahin muß die Hose gekürzt sein.«

»Wenn du mein Sohn wärst«, sagte Tante Liz, »würde ich sie dir schon kürzen. Verbrennen würde ich sie.«

»Aber ich bin nicht dein Sohn.«

»Gavin, jetzt werd nicht unverschämt. Ab nach oben. Um die Hose kümmere ich mich später.«

»Ich war nicht unverschämt, Tante Liz hat angefangen.«

»Stimmt«, sagte Tante Liz. »Die Wahrheit tut manchmal weh. Du weißt doch, Deirdre, daß sich haufenweise protestantisches Gesindel von diesen Oranje-Bünden auf den Luftschutzwachen rumtreibt. Ist das vielleicht der richtige Umgang für einen Jungen in seinem Alter?«

»Bitte, liebe Liz, es ist genug«, sagte seine Mutter. »Gavin, geh nach oben und zieh dich um.«

 

Es war ein kleines Haus, das Eckgebäude einer Reihe rotgeziegelter Arbeiterhäuser in einer Straße voller Kinder, die auf den Bürgersteigen Himmel und Hölle spielten, Laternenpfosten mit Seilen umwickelten, sie in Maibäume verwandelten und Weg mit dem Papst und Nieder mit den Protestanten in die schmalen Hintereingänge kritzelten. Es war eine Straße, in die hemdsärmelige, mit Porter abgefüllte Tagelöhner heimkehrten, wenn die Pubs ihre Türen schlossen, eine Straße, in der die Männer ihre {17}beschürzten Weiber verprügelten, Frauen kleine Kinder schlugen und Großmütter Großväter verfluchten, die allzu nahe bei der wöchentlichen Wäsche in den Hinterhof urinierten.

Doch dieses Haus, das Eckhaus, hatte man zur Crummick Street Luftschutzwache 106 ernannt. Man hatte sich für dieses Gebäude entschieden, weil es nur drei Straßen von einem großen katholischen Krankenhaus entfernt lag. Sollte es tatsächlich einen Luftangriff geben, würde die Wachmannschaft im Sanitäts- und Krankentragedienst eingesetzt werden, Verwundete versorgen und die ernstlich Verletzten zur Behandlung ins Krankenhaus bringen.

Gavin kannte die Crummick Street. Er war sie oft auf seinem Weg zum Schwesternheim beim Krankenhaus gegangen, wo Sally Shannon, seine Freundin, im ersten Jahr ihrer Ausbildung als Krankenschwester arbeitete. Doch eigentlich hatte er sich die Straße noch nie richtig angesehen bis zu diesem ersten Abend, als er sich um halb sieben zur Stelle meldete und an die Tür des kleinen Hauses klopfte, worauf ihm von einer Wasserstoffblondine im blauen E.H.T.-Kittel geöffnet wurde. Sie hatte eine gute Figur, war aber nicht mehr die Jüngste – so um die Dreißig, schätzte er.

»Ja?«

»Ich möchte den diensthabenden Offizier sprechen.«

»Er ist in seinem Büro.«

Sie zeigte auf ein winziges, nach vorn gelegenes Wohnzimmer gleich neben dem Flur. Sie sagte, er solle anklopfen.

»Ja?«

Im Zimmer befanden sich ein Aktenschrank, ein Küchentisch mit Stuhl, ein Telefon, ein Stadtplan und ein {18}Mann. Die fahle Haut des Mannes schimmerte wie eine frisch geschälte Kartoffel. Sein Haar war von hinten, wo noch einige Strähnen wuchsen, nach vorn gekämmt, wo nichts mehr wuchs. Auf der rechten Tasche seiner blauen Uniform trug er drei emaillierte Erste-Hilfe-Abzeichen. Als Gavin sein Anliegen vorbrachte, sagte der Mann kein Wort, streckte nur eine Hand nach Gavins Einberufungsbescheid aus, schlitzte den Umschlag mit einem schwarz gerandeten Fingernagel auf, las den Brief mit stumm sich bewegenden Lippen und legte ihn dann auf den Tisch. Er öffnete eine Schublade, holte eine gummierte Datumsmarke heraus und klebte sie auf den Briefkopf. Immer noch wortlos schraubte er die Kappe von einem billigen Kolbenfüller ab und schrieb, die Zungenspitze zwischen den Lippen, einige Worte quer über den Brief. Seine Schrift war groß, und Gavin konnte lesen, was da stand: A. Craig. Wachoffizier, Wache 106, mit Dk. erhalten.

Sorgfältig trocknete der Mann seinen Vermerk mit einem Löschpapier, stand dann auf und ging an den Aktenschrank. Er nahm sich eine leere Akte, legte sie auf den Schrank und beschriftete sie mühselig. Diesmal schrieb er Gavins Namen auf den Ordner. Er heftete Gavins Einberufungsbefehl in den Ordner, stellte den Aktenordner in den Aktenschrank, schloß den Schrank und setzte sich wieder an den Küchentisch mit der Miene eines Mannes, der eine ungeheuer komplizierte Aufgabe bewältigt hat. Er blickte Gavin an und brüllte:

»Stillgestanden! Wie alt?«

»Siebzehn.«

»Schicken die mir jetzt schon solche Grünschnäbel. Unverschämt sind Sie auch noch. ›Sir‹ heißt das.«

»Ja, Sir.«

{19}»Unverschämt sind sie alle. Aber euch werd ich’s schon noch zeigen. Ich habe vier Medaillen im Gewichtheben gewonnen, schreiben Sie sich das hinter die Ohren.«

Er funkelte Gavin wütend an.

»Ich heiße Wachoffizier Craig. Und ich weiß, was Vorschriften sind. Keiner verläßt dies Haus ohne meine Erlaubnis. Keiner schläft während der Nachtschicht. Kein Mann nach Mitternacht allein mit den Damen auf einem Zimmer. Haben wir uns verstanden?«

»Ja, Sir.«

»Eine Schicht sind zwölf Stunden Dienst, keine Minute weniger. Einen Monat nachts, den nächsten wieder tagsüber. Sehen Sie dieses Buch?«

»Ja.«

»Sir habe ich gesagt.«

»’tschuldigung, Sir.«

»Ich ziehe einen Strich in diesem Buch. Punkt sieben. Kommen Sie nach sieben, unterschreiben Sie unterm Strich. Mr. Harkness vom Rathaus kontrolliert die Eintragungen. Sind Sie in einem Monat zweimal zu spät dran, kriegen Sie Ihre Papiere. Kapiert?«

»Ja, Sir.«

»Also gut. Tragen Sie sich ein.«

Als Gavin seinen Namen ins Buch schrieb, klingelte das Telefon. Der Wachoffizier griff zum Hörer. »Crummick Street Wachstation 106, Wachoffizier Craig … Was? Den Bus verpaßt? Das ist Ihr Problem, mein Herr. Sorgen Sie dafür, daß Sie hier vor sieben eintrudeln, das ist alles.« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Hat man das schon gehört? Ein Neuer, so wie Sie, und der besitzt die Unverschämtheit, an seinem ersten Abend anzurufen und zu behaupten, er hätte den Bus verpaßt.« Craig öffnete erneut {20}die Schublade und holte einen dicken roten Stift hervor. »Sehen Sie den hier? Der ist für den guten alten roten Strich. Schlag sieben mache ich den Strich. Verstanden? Gehen Sie jetzt in die Küche. Ich komme gleich nach.«

Auf dem engen Flur begegnete Gavin einer älteren und einer jüngeren Frau. Beide trugen den blauen E.H.T.-Kittel. Die jüngere war groß und besaß eine hübsche Figur, trug aber eine Brille; die ältere wischte sich zittrig einen Tropfen von ihrer Nasenspitze, als sie Gavin den Weg zur Küche zeigte. In der Küche saßen sechs Männer in blauen Luftschutzuniformen um ein Kohlefeuer, stumm, wie Pensionäre auf einer überdachten Parkbank. Ein Mann, eine wuchtige Soldatengestalt mit rabenschwarzem Haar und zerfurchtem Gesicht, stand auf und nahm ihn wie der Vorsteher des Hauspersonals in Empfang. »Guten Abend, junger Mann«, sagte er.

»Guten Abend.«

Der Mann, der aussah wie ein Soldat, schaute ihn durchdringend an. »Sag mal, Jungchen, hast du beim Aufwachen einen Steifen?«

Er hörte das Gelächter der Männer aufbranden, sah sich, wie sie ihn sehen mußten, zu jung, mit mädchenhaften Händen, einer Nase, die vorsprang wie der Schnabel eines eintägigen Kükens, das Gesicht blutrot, die Lippen zusammengepreßt. Er starrte den alten Witzbold an, der ihm zur Entschuldigung die Hand entgegenstreckte. »Ich heiße MacBride. Man nennt mich ›Soldat‹. Soldat MacBride. Wie heißt du, Jungchen?«

»Gavin Burke.«

»Aha, dann will ich dich mal deinen Kollegen vorstellen. Das hier ist unser Baby Tommy Bates.«

Er war wirklich ein Knirps. Fast ein Zwerg, dachte {21}Gavin. Er kauerte vor dem Feuer und schien einzig aus vorspringendem Kinn, fliehender Affenstirn und vorstehenden Zähnen zu bestehen. »Und dieser große Kerl da ist Frank Price«, sagte MacBride. Frank Price nickte ihm freundlich zu. Er sah in seiner Uniform traurig, stämmig und lachhaft zugleich aus.

»Und dies hier ist Jimmy Lynan.« Der hatte eine Glatze und eine krumme Nase, spuckte ins Feuer und reichte ihm die Hand.

»Und Hughie Shaw« – ein beamtenhafter, kleiner Mann, der sich die Pfeife aus einer flachen Blechschachtel voller Zigarettenstummel stopfte.

»Und das ist Mick Gallagher.« – Der so Vorgestellte sagte mit rauher Stimme: »Heute abend sollen drei Neue kommen. Du bist der erste. Ob die alle so jung sind?«

»Die Stelle ist für jung und alt«, stellte Hughie Shaw fest. »Gestern war ich drüben im Stannup Street Depot, dort ist alles vertreten, quer durch die Bank.«

Die anderen nickten über diese tiefgründige Bemerkung. MacBride schnitt sich von einem Priem einige Scheibchen Pfeifentabak. Alle starrten ins Feuer.

Der Schwarze Engel knuffte Gavin in die Seite und meinte: »Jetzt sieh dir bloß diesen verdammten Zwerg an. Wenn der Idiot lesen und schreiben kann oder die Erste-Hilfe-Prüfung besteht, will ich ein Urwaldwaffe sein.«

»Bist du auch.« Ausnahmsweise stimmte ihm der Weiße Engel zu. Vielleicht hat Tante Liz recht, wenn sie sagte, daß die Stellen beim Luftschutz mit Anhängern der protestantischen Oranje-Bünde besetzt wurden, dachte er. Wie hätten diese Irren denn sonst hier landen können?

Die Küchentür ging auf, und ein Offizier trat ein. Unwillkürlich standen die Männer auf. Doch bei genauerem {22}Hinsehen fand sich am Anzug des Neuankömmlings kein Unterschied zu ihren Uniformen. Er hatte das Gesicht eines Offiziers, den strohgelben Schnäuzer, das fliehende Kinn, die Zigarette zwischen den zittrigen, gelbgefärbten Fingern, eine Zigarette, die, halb aufgeraucht, ungeduldig auf die glühenden Kohlen geworfen wurde. Diese Geste unterschied ihn sogleich von den anderen Männern. Es war das Benehmen eines Mannes, der keine Arbeitslosigkeit kannte, der noch keine Zigarette bis auf den letzten feuchten Kippenrest geraucht hatte.

»Guten Abend allerseits«, sagte der Neuankömmling. »Ich heiße Lambert.«

Die Männer nickten pflichtschuldigst, als hätten sie den Befehl bekommen, sich diesen Namen zu merken. Lambert hielt ihnen eine Packung Gold Flakes hin. Baby Bates und Lynan nahmen sich mit einer Miene dankbarer Bescheidenheit je eine Zigarette, so daß sich Gavins Abneigung noch verstärkte. Wer war dieser Offizierstyp, was wollte er hier?

»Bin ich der einzige?« fragte er, sah sich um und formulierte seine Frage neu, als er merkte, daß ihn niemand verstanden hatte. »Noch jemand, der heute abend zum ersten Mal da ist?«

»Ja, ich«, sagte Gavin.

»Soso, gut. Tut mir leid, wie war noch mal dein Name?«

»Burke. Gavin Burke.«

»Soso, gut.«

In diesem Augenblick sah Gavin, wie MacBride Jimmy Lynan einen bedeutsamen Blick zuwarf. Die Spannung löste sich. Inzwischen hatten alle Lamberts zittrige Hände, sein starres Lächeln und die purpurfarbenen Äderchen auf seinem Nasenrücken bemerkt. Dieser Gentleman weilte {23}nicht zufällig in ihrer Mitte. Der Alkohol hatte ihn hergebracht. Alkohol, der große Gleichmacher.

Wieder öffnete sich die Küchentür, und ein Mann kam herein, ein hochgewachsener Mann in Tweedjacke, maßgeschneiderten Flanellhosen und auf Hochglanz polierten Halbschuhen. Das schwere, mit Schildpatt belegte Brillengestell schien nicht zu seinem hübschen Gesicht zu passen. Er ging geradewegs ans Feuer, stellte sich mit dem Rücken dazu auf, hob die Schöße seiner Tweedjacke und wärmte sich die Oberschenkel an den Flammen. »Also ihr habt hier vielleicht einen dämlichen Faschisten«, erklärte er plötzlich der Versammlung.

Niemand antwortete ihm.

»Ich war spät dran, wißt ihr«, fuhr er fort. »Dabei habe ich angerufen, um Bescheid zu sagen, daß ich den Bus verpaßt hatte. Da war ich noch in Antrim. Außerdem hat natürlich diese verdammte Uniform nicht gepaßt. Das war wirklich die Krönung. Aber diese blödsinnige Uniform hat verdammt noch mal nicht gepaßt, also mußte ich sie ändern lassen. Mein Gott, man könnte glauben, ich hätte Hochverrat begangen.«

»Tja, stimmt schon, ein ziemliches Ekel, dieser Mann«, sagte Mick Gallagher, der mit dem roten Gesicht.

»Pssst«, zischte MacBride und wies mit einem Kopfnicken auf die Küchentür. Schritte hallten über den Flur, und Wachoffizier Craig betrat die Küche. »Also, meine Damen, hier herein«, sagte er. Hinter ihm marschierten in einer Reihe fünf Frauen ins Zimmer, zu denen auch die hochgewachsene Frau und die Wasserstoffblondine gehörten, die Gavin bereits gesehen hatte. »Setzen Sie sich«, sagte Craig. »Ich hab Ihnen ein paar Worte zu sagen.«

Er wartete. Als sich alle gesetzt hatten, stellte er sich mit {24}dem Rücken zum Feuer auf. »Einige von Ihnen wissen bereits, was ich jetzt sagen werde. Die anderen wissen es noch nicht. Drei Männer und zwei Damen sind heute abend neu hier. Wir haben jetzt volle Truppenstärke. Unter meinem Kommando gibt es Vorschriften. Wer diese Vorschriften verletzt, den bring ich vor den Inspektor. Ich sag das nicht, weil ich gemein sein will. Ich mag keine Gemeinheiten. Aber es herrscht Krieg. Ich sagte, es herrscht Krieg.

Lassen Sie sich das also gesagt sein. Ich bin streng. Ich bin streng, weil es meine Aufgabe ist, streng zu sein. Im Hauptquartier, im Rathaus, da sitzen Inspektoren. Ich wiederhole, Inspektoren. Aufgabe des Inspektors ist es, uns zu erwischen. Der Inspektor kommt ohne Vorwarnung zu jeder beliebigen Nachtstunde reingeschneit. Der Inspektor will wissen, ob wir vollzählig sind und ob alles korrekt läuft. Der Inspektor kontrolliert, ob jemand bei der Arbeit schläft. Schläft jemand, wirft das ein schlechtes Licht auf mich. Auf mich, habe ich gesagt. Also warne ich jeden hier, daß ich nicht daran denke, mich in ein schlechtes Licht rücken zu lassen. Nicht, wenn ich es verhindern kann. Und ich werde es verhindern. Das schwöre ich.

Bob Greenwood ist der Wachoffizier der Tagschicht. Genau wie meine Wenigkeit hat Mr. Greenwood den Fortgeschrittenenkurs des Roten Kreuzes und der Saint-John-Sanitäter abgelegt. Mr. Greenwood ist ein harter Knochen. Verdammt hart. Aber das bin ich auch. Der Inspektor – ich sagte, der Inspektor – will wissen, welche Truppe besser gedrillt ist. Tja, das will der Inspektor wissen. Und jetzt wissen Sie, was ich will. Ich will, daß unsere Schicht die beste Truppe ist. Und was ich will, das krieg ich auch. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ich sagte, habe ich mich klar ausgedrückt?«

{25}Er wartete. Köpfe nickten zustimmend. Die Frauen schienen besonders bemüht, ihn zufriedenzustellen. Ja, ja, ja nickten ihre Köpfe. Macht ihm keinen Ärger. Ja, ja, ja.

»Gut. Also, heute abend werden wir mit dem Schienen von Knochenbrüchen anfangen. Schienen sind extrem wichtig. Es gibt viele verschiedene Arten von Schienen. Und zwar gibt es viele verschiedene Arten von Schienen, weil es viele verschiedene Arten von Knochenbrüchen gibt. Nämlich …«

»Also wirklich, wo Sie recht haben, da haben Sie recht«, sagte MacBride.

»Was soll das heißen, ich habe recht?«

»Sir, ich meine, tut mir leid, Sir, aber machen Sie sich nicht verrückt, Mr. Craig, wir geben uns alle Mühe und bereiten Ihnen bestimmt keine Schande. Ist doch so, nicht wahr, Jungs?«

Ein verwirrtes Gemurmel der Zustimmung war zu hören.

»Und das gilt bestimmt auch für die Damen«, sagte MacBride. »Ich weiß, auf die Damen können wir uns verlassen, Sir.«

»Gewiß doch, Mr. Craig«, sagte die Wasserstoffblondine.

Gavin besah sich den hochgewachsenen Mann, den Mann in Zivil. Er lehnte an der Wand und rauchte eine Zigarette. Er zwinkerte Gavin zu.

»Also gut«, sagte Craig mit zufriedener Stimme. »Zurück zu den Schienen. Wie ich schon sagte, gibt es viele verschiedene Arten von Schienen, weil es viele verschiedene Arten von Knochenbrüchen gibt …«

»Tja, es gibt tatsächlich viele Arten von Schienen«, höhnte der Schwarze Engel. »Seltsam, wie schnell sich ein Leben ändern kann. Du mußt nicht über Meere segeln und {26}Grenzen überqueren, um deine Orientierung zu verlieren, das kann auch gleich hier im Zimmer passieren, keine Meile vom Haus deiner Eltern entfernt. Sieht so vielleicht deine Zukunft als Erwachsener aus? Hockst da zwischen diesen verängstigten Männern und hörst dir dieses Gewäsch an, diese himmelschreienden Plattheiten über Schienen und Knochenbrüche. Guck sie dir doch an, deine Kollegen. Den da zum Beispiel, der dir gegenübersitzt, dieser große, traurige, stämmige Typ mit dem Gesicht eines Verräters. Price heißt er. Man hat ihn dir vorgestellt. Willst du so enden wie der, eine erbärmliche Kreatur, die von jedem herumgeschubst wird?«

 

Frank Price beobachtete den Wachoffizier auf die gleiche Art, wie Gavin vor Jahren seinen Lehrer beobachtet hatte. Zuhören war nicht so wichtig, Hauptsache, man ließ den Redner nicht aus den Augen. Frank war groß, aber ängstlich: er hatte ein schwaches Herz. Seine Schwestern hatten nicht gewollt, daß er diesen Posten annahm: sie sagten, die Arbeit würde ihn umbringen. Seine Schwester Minnie hatte eine Woche lang geweint. Tragbahren heben, was denkst du dir nur, in deinem Zustand. Das ist Selbstmord, keine Frage. Aber Frank war noch nicht alt. Fünfundvierzig war kein Alter. Er sah älter aus, das wußte er, aber er hatte immer schon älter ausgesehen. Schon mit fünfundzwanzig hatte er eine Glatze und fast sämtliche Vorderzähne verloren, ging auf Sauftouren, nach denen er von Fremden aus der Kneipe nach Hause getragen werden mußte. Heute trank er nicht mehr; seit fünf Jahren war kein Tropfen über seine Lippen gekommen, dem Himmel sei Dank. Und die alte Pumpe lief seit langem anstandslos. Schon ein paar Jahre her, daß er auch nur ein Flattern {27}verspürt hatte. Bis heute abend. Kein Wunder, daran war die Aufregung schuld, sonst nichts. Dies war seine erste Stelle, seit ihn die Drogerie Knights vor sechs Jahren und einem Monat entlassen hatte.

Frank war Pharmazeut von Beruf. Mit Diplom. Er hatte immer zu Hause gewohnt, zuerst bei der Mutter, und als die starb, blieben er und seine beiden unverheirateten Schwestern in dem alten Haus. Ein behütetes Leben, könnte man meinen. Aber auch einsam in diesen letzten Jahren. Schrecklich einsam. Morgens aufstehen, nachdem man so lange wie möglich geschlafen hatte, dann nach draußen, bei Wind und Wetter, weil Maggie und Minnie nicht wollten, daß er sich den ganzen Tag im Haus herumtrieb. Meistens ging er in die Carnegie-Bibliothek in der Royal Avenue. Da gab es Zeitschriften-Lesesäle: er las Zeitung. Manchmal mußte er lange auf die Zeitung warten, die er lesen wollte, da in diesen Jahren der Rezession viele Männer zum Aufwärmen in der Bibliothek herumlungerten. Schon komisch. In all den Jahren hatte er keinen Freund gefunden. Nicht, seit er mit dem Saufen aufgehört hatte. Kumpel traf man eben in Kneipen. Wirklich komisch. Er konnte einfach kein richtiges Schwätzchen halten, wenn er nicht ein paar Gläser intus hatte. Und seit er trocken war …

Trotzdem verband er große Hoffnungen mit dieser Stelle. Um Leute kennenzulernen, dachte er. Daß er diesen Job ergattern konnte, war bestimmt eine Fügung des Himmels. Solange er jedenfalls keine allzu schweren Sachen hob und diesen Armleuchter Craig im Auge behielt. Stimmt schon, Craig war einer von der Sorte, die die Schwächen anderer Leute ausnutzen. Wenn der spürte, daß man Angst vor ihm hatte, sprang er einem auf den Rücken und ritt {28}einen zu Tode. Man mußte einfach seine Arbeit machen und sich nicht anmerken lassen, daß man sich vor irgendwas fürchtete. Minnie würde schon wieder aufhören zu weinen. Sie und Maggie hatten ja keine Ahnung, wie wichtig es für ihn war, daß er wieder seinen Anteil zum Haushaltsgeld beisteuern konnte.

»He, Sie da«, sagte Craig. »Sie Riese. Legen Sie sich auf die Trage. Ein paar von den Jungs bringen Sie nach oben. Wollen doch mal sehen, ob diese Burschen mit einer Trage umgehen können.«

Na ja, immerhin besser, als die Tragbahre selbst schleppen zu müssen. Frank beneidete die Männer nicht, die ihn tragen mußten, schließlich wog er über hundert Kilo. Er legte sich auf die Trage und sah mit Besorgnis, daß Craig den Knirps Tommy Bates für das vordere Ende der Trage ausgewählt hatte. Und wenn Baby Bates ihn die Treppe hinunterfallen ließ?

Freddy Hargreaves war der zweite Mann, der für die Trage ausgewählt worden war. Das überraschte ihn nicht. Seit dem Augenblick, da sein Blick auf diesen faschistischen Dreckskerl Craig gefallen war, wußte er, daß er einen Feind in ihm gefunden hatte. »Nun machen Sie schon«, bellte Craig. »Ein bißchen dalli.«

»Was soll die Eile? Kann ich mir nicht wenigstens zuerst die Jacke ausziehen?«

»Wären Sie in Uniform erschienen, wie befohlen, müßten Sie sich jetzt keine Jacke ausziehen.«

Freddy achtete nicht weiter auf ihn. Er faltete seine Jacke ordentlich zusammen und bat den jungen Burke, sie für ihn zu halten. Er hatte nicht die geringste Absicht, diese faschistische Kluft zu tragen, solange sie ihm nicht wenigstens ordentlich saß. Wenn es um sein Äußeres ging, war {29}er eitel: seine Kleider waren sein Schutz und Schirm. Wie oft hatte er sich nicht schon ohne einen Shilling in der Tasche eine Arbeit an Land gezogen, sich ein Mädchen angelacht oder ein paar Pints geschnorrt, nur weil er auf sein Aussehen achtete.

»Also, auf geht’s, Bates«, sagte er.

Bates duckte sich wie ein kleiner Hund, der einen Stock apportieren soll. Freddy trat zwischen die Holme der Trage und hob an. Himmel. Er war Stürmer bei den Glentoran Wanderers und, Bier hin oder her, in ziemlich guter Kondition. Aber dieser Fettsack Price wog mindestens eine Tonne. Baby Bates klappte natürlich am anderen Ende der Trage zusammen und ließ Price beinahe zu Boden rollen.

»Ihr macht das falsch«, sagte Craig. »Ihr müßt zusammen anheben.«

»Quatsch.«

»Was haben Sie gesagt, Hargreaves?«

»Sie haben mich schon verstanden.«

»Halten Sie Ihren dreckigen Schnabel. Es sind Damen anwesend.«

Freddy ignorierte ihn und wandte sich an Baby Bates. »Price ist zu schwer für dich, Kumpel. Mit dem hebst du dir einen Bruch.«

»Bates«, schrie Craig. »Hören Sie mir genau zu. Sie wurden eingestellt, weil Sie angeblich eine Krankentrage schleppen können. Wenn Sie das nicht schaffen, brauchen Sie mir das nur zu sagen.«

»Ich schaff das schon, Mr. Craig«, murmelte Baby Bates. »Ich trag die.«

Dreckmist, dachte Freddy, all das Gerede nützt ja doch nichts. Das feige irische Proletariat läßt einen jedesmal im Stich. Noch vor jedem Lakaien macht es seinen Bückling {30}und vereitelt alle Mühe, seine Rechte zu schützen oder die Arbeitsbedingungen zu verbessern. »Na schön«, sagte Freddy zu Craig. »Wenn wir den Mann fallen lassen, sind Sie dafür verantwortlich.«

»Macht schon, sonst reiß ich euch den Arsch auf. ’tschuldigung, meine Damen.«

Die Damen schenkten dem Wachoffizier ein verzeihendes Lächeln. Freddy hievte die Trage in die Höhe und beugte sich vor, damit der kümmerliche Wicht am vorderen Ende nicht das ganze Gewicht halten mußte. Bates taumelte auf die Treppe zu, und als er die Stufen hinaufstieg, verlagerte sich das ganze Gewicht der Trage zu Freddy. Und wenn schon, Freddy konnte das verkraften. Er ignorierte Craig, der ihm nach oben folgte und nutzlose Anweisungen schrie. Er dachte an die höhnische Bemerkung des Genossen Billy MacLarnon über den Dienst an der Heimatfront, diesem Paradies für Parasiten. Er hätte gern gewußt, wie Kamerad MacLarnon das hier schmecken würde.

Freddy hielt sich für einen unabhängigen Marxisten. Er war nie Parteimitglied oder Trotzkist gewesen, auch wenn ihm Mitglieder beider Gruppierungen bereits vorgeworfen hatten, zur jeweils anderen zu gehören. Einmal war er für den Verkauf der trotzkistischen Zeitung Socialist Appeal Ecke Bank Street verhaftet worden, und zur Zeit versuchte er mit Hilfe einiger kommunistischer Freunde, realsozialistische Bühnenstücke zur Aufführung zu bringen. Freddy mochte sich den Alten nicht als modernen Jesus Christus vorstellen, konnte sich andererseits aber auch nicht mit Onkel Joe und Harry Pollitt darauf einigen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Er wußte, daß einige örtliche Parteistrategen das Gerücht in die Welt gesetzt {31}hatten, er, Freddy, würde sich nur mit Parteimitgliedern abgeben, um Mädchen aufreißen zu können. Das war völliger Unsinn. Wenn Freddy ein Mädchen wollte, ging er ins Plaza oder ins Floral Hall und sprach es auf der Tanzfläche an. Sein Tango war grandios. Er brauchte keine Partei, um sich sein Sexleben aufbessern zu lassen, nein, vielen Dank auch.

»Genug jetzt, stellt ihn da in der Ecke ab«, befahl Craig.

Von seiner Last befreit setzte sich Baby Bates mit wackligen Knien auf eine Holzbank an der Wand. Frank Price wollte aufstehen, aber Craig drückte ihn wieder auf die Trage. »Noch einen Augenblick. Nun, welche der Damen möchte am Bein dieses Mannes einen Druckverband anlegen?«

Verlegen stießen sich die Damen untereinander in die Seiten. Schließlich ließ sich die Wasserstoffblonde, die mit dem knappen BH, nach vorn drängen. »Wie war noch mal Ihr Name, meine Liebe?« frage Craig und glotzte sie an, als wollte er sie verschlingen.

»Mrs. Reene Clapper.«

»Also gut, meine Liebe. Kommen Sie hierher. Jetzt wollen wir einmal annehmen, dieser Mann hätte eine große Wunde an seiner Wade. Er blutet stark. Was tun Sie?«

»Ich leg ihm einen Druckverband an, Mr. Craig.«

»Richtig, aber wo genau, meine Liebe?«

»An seinem Oberschenkel, Mr. Craig.«

»Zeigen Sie uns die Stelle, meine Liebe.«

Mrs. Clapper kniete sich hin und legte eine Hand auf Frank Prices Schenkel, unmittelbar über dem Knie.

»Ausgezeichnet«, sagte Craig. »Genau richtig. Nun blutet er wie ein Schwein. Wahrscheinlich wurde eine Arterie durchtrennt. Jede Sekunde zählt. Tempo, meine Liebe.«

{32}Mrs. Clapper nahm Binden und Stock, die ihr Craig reichte. »Entschuldigen Sie«, bat sie Frank Price ein wenig geziert. »Würden Sie vielleicht Ihr Bein etwas anheben?«

»Nein, nein, nein«, schrie Craig. »Er kann sein Bein nicht anheben. Das müssen Sie tun.«

Mrs. Clapper hob das Bein.

»Jetzt schieben Sie das Hosenbein höher. Noch höher. Geht’s nicht weiter?«

»Nein, Sir.«

»Dann müßten Sie es aufreißen. Wie weit würden Sie die Hose aufreißen?«

»Bis hier?«

»Nein, meine Liebe. Sie zerreißen die Hose bis hinauf in den Schritt. Verstanden? Legen Sie den Druckverband an.«

Die Frau beugte sich über Frank Price, ihre Brüste baumelten kaum einen Zoll vor seinem Gesicht. Frank konnte ihren Duft riechen. O Herr, es passierte. Sein Kleiner regte sich. Hatten sie was gemerkt? Er schloß die Augen, brachte sich mit einem alten Trick auf andere Gedanken und begann, das Confiteor aufzusagen. Scham und Konzentration ließen das peinliche Gefühl versiegen, und als Craig sich hinkniete, um den Druckverband zu kontrollieren, war Frank wieder ganz der alte. Aber plötzlich drehte der elende Armleuchter den Stock noch zweimal um, und Frank konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Sein Bein würde absterben, wenn der Verband so blieb. Viel zu eng war der.

»Los jetzt, ihr da, kommt näher! Das ist Druck, sag ich. So stillt man seine Blutung und rettet ihm das Leben.«

Rettet mir das Leben, dachte Frank. Mein Bein fühlt sich jetzt schon taub an. Die Durchblutung ist unterbrochen. Mann, das ist ganz schön dreist. Das tut weh.

{33}»MacBride. Besorgen Sie sich Binden und bringen Sie eine Schiene an seinem anderen Femur an.«

»Natürlich, Sir. An seinem Femur, Sir.«

»Mein Bein ist taub«, sagte Frank Price und sah Craig an.

»Das soll es auch sein. Klingelt da das Telefon, hat jemand das Telefon klingeln hören? Eine Sekunde.«

Craig eilte zur Treppe und rief nach der jungen Frau mit Brille, der er befohlen hatte, auf das Telefon aufzupassen. Sie rief zurück, daß das Telefon nicht geläutet habe. Unterdessen litt Frank Price starke Schmerzen.

Craig kam wieder ins Zimmer. »Dann zeigen Sie uns mal die Schiene am Femur«, sagte er. »MacBride, wie kommen Sie voran?«

»Ich war mir nicht ganz sicher, Sir. Am Femur hatten Sie gesagt, Sir?«

»Richtig. Nicht doch an seinem Arm, an seinem Bein.«

»Ach so, klar, Sir, natürlich, Sir.«

Verdammt, dachte Frank, ich pfeif auf den Femur, was ist mit diesem Druckverband? Wenn ich mich beschwere, macht mich dieser elende Armleuchter fertig. Aushalten wär’s beste. Arbeit ist schwer zu finden. Aber mein Bein stirbt ab.

»Entschuldigen Sie, Mr. Craig, aber dieser Druckverband bringt die Durchblutung zum Stillstand. Das könnte gefährlich werden.«