Die Frau des Zauberers - Brian Moore - E-Book

Die Frau des Zauberers E-Book

Brian Moore

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Beschreibung

1856: Napoleon III. von Frankreich will sich Algerien als Kolonie einverleiben ­ ohne Armee, dafür mit Hilfe des Zauberers Henri Lambert. Er soll mit seiner Trickkunst die Moslems von der Überlegenheit der Franzosen überzeugen. Seine Frau begleitet ihn in das exotische Land.

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Brian Moore

Die Frau des Zauberers

Roman

Aus dem Englischen von Bernhard Robben

Diogenes

{4}Für Jean

comme d’habitude

Erster Teil {5}Frankreich

1856

{7}Eins

Der Colonel verließ das Haus um fünf Uhr. Als seine Kutsche zum Haupttor fuhr, legte Emmeline ihre Perlstichstickerei zur Seite, trat ans Fenster ihres Salons und schaute hinaus. Dieser Besucher war ihr ein Rätsel. Er mußte wichtig sein. Seit zwei Wochen hatte ihr Mann niemanden mehr empfangen, hatte sich in seine Werkstatt zurückgezogen und Anweisung gegeben, ihn nicht zu stören. Als sich die Kutsche des Colonels dem Tor näherte, ruckelte ein bunt bemalter, mechanischer Torhüter auf einer Stromschiene aus seinem Häuschen und berührte das Schloß. Das Tor schwang auf, der Automat hob steif den rechten Arm zum Gruß, und kaum war die Kutsche über den vorm Tor im Boden verborgenen Signaldraht gefahren, fiel das Tor langsam wieder zu. Während die Kutsche in einer Staubwolke auf der holprigen Straße in Richtung Tours verschwand, rumpelte der Automat zurück ins Wachhäuschen, während eine elektrische Klingel im Haus verkündete, daß der Besucher abgereist war. Bald darauf hörte Emmeline es erneut läuten. Sie schaute auf das Klingelbrett in ihrem Salon. Diesmal dürfte Jules gemeint sein. Er würde gleich nach oben kommen, um ihr zu sagen, daß der Herr sich nicht von seiner Arbeit freimachen und ihr daher beim Abendessen keine Gesellschaft leisten könne.

{8}Vor zwei Wochen war termingerecht eine neue Marionette aus der Werkstatt eingetroffen, in der sie die Handwerker ihres Mannes nach genauen Angaben gefertigt hatten. Doch irgend etwas stimmte mit dem Mechanismus nicht. Die Hand der Puppe, die mit einem Tintenstift auf einem Blatt Papier Silhouetten malen sollte, bewegte sich völlig willkürlich und zeichnete sinnlose Kritzeleien. Ihr Mann hatte sofort damit begonnen, sie sorgsam, ja nahezu zwanghaft auseinanderzunehmen, wie er es stets tat, wenn mit einer seiner Marionetten etwas nicht stimmte. Dann war kaum mit ihm zu reden, und sie versuchte es auch gar nicht. Er verstand sich auch nicht länger als Zauberer. Er war jetzt Erfinder, ein Wissenschaftler. Doch würde ein echter Wissenschaftler seine Zeit damit vergeuden, mechanische Marionetten zu basteln?

Am Brett über ihrem Kopf schrillte eine Klingel. Das würde Jules sein. Sie ging an ihren Sekretär und drückte auf einen Knopf. Die Tür öffnete sich automatisch.

»Verzeihen Sie, Madame, aber Monsieur übermittelt Ihnen seine Grüße und läßt anfragen, ob Sie sich, falls es Ihnen genehm ist, in zehn Minuten im grünen Salon mit ihm treffen könnten?«

»Sagen Sie ihm, ich komme.«

Als Jules sich zurückzog, schloß der elektrische Hebelarm die Tür hinter ihm. Sie ging an ihren Frisiertisch, setzte sich vor den dreiteiligen Spiegel und begann, ihr Haar zu bürsten. Sie legte größten Wert darauf und kämmte sich dreimal am Tag, strählte ihre lange, dichte Mähne und zählte die Bürstenstriche. Sie tat es nicht für ihn. In letzter Zeit fragte sie sich manchmal, ob es ihm überhaupt auffiel, daß sie nur {9}noch zu jenen seltenen Anlässen Mascara oder Rouge auftrug, wenn sie zum Essen ausgingen. Doch was hatte es selbst dann für einen Sinn, sich herauszuputzen und schön zu machen? Es war doch immer dasselbe: Sobald sie einen Raum betraten, waren alle Augen auf ihn und nur auf ihn gerichtet, auf den berühmten Henri Lambert. Darf ich Sie fragen, Madame Lambert, wie es ist, mit einem großen Zauberer verheiratet zu sein? Ist es nicht aufregend, an der Seite eines solchen Mannes zu leben?

Anfangs war es tatsächlich aufregend gewesen. Emmeline hatte sich gefreut, Rouen gegen die Vergnügungen von Paris einzutauschen. Sie wohnten im siebten Arrondissement in einem möblierten Appartement, ein Geschenk eines Verehrers, so hatte Henri erzählt. Außerdem besaß er ein Atelier in Neuilly, in dem drei Handwerker mit der Herstellung und dem Bemalen von Automaten und elektrischen Apparaten beschäftigt waren, und in der Nähe des Palais Royal gehörte ihm ein kleines Theater, in dem er zu jeder Saison seine soirées fantastiques gab. In den ersten beiden Ehejahren nahm er sie auf zwei Auslandstourneen mit; die eine führte nach Berlin, die andere nach Madrid. Emmeline hatte sich gefreut, diese Städte kennenzulernen, und gehofft, noch viele andere zu sehen. Doch nach ihrer ersten Fehlgeburt entschied Lambert, daß er sein Pariser Theater nicht mehr benötigte und daß er auch nicht mehr im Ausland auf Tournee gehen wollte. »Ich habe mir längst einen Namen als Künstler gemacht«, sagte er. »Jetzt wird es Zeit, mich stärker meinen Erfindungen zu widmen. Und deshalb habe ich beschlossen, Liebste, mit meinen Bediensteten und allem Komfort in einem Haus auf dem Land zu leben, wo wir {10}unsere Kinder aufziehen können und ich ungestört zu arbeiten vermag.«

Sogleich kaufte er auf seine ihm eigene, geheimnistuerische Art dieses Landhaus außerhalb von Tours und richtete es ein, ohne ihr vorher auch nur das Gut zu zeigen. Als sie daher zum ersten Mal das Manoir des Chênes in dem Wissen betrat, daß dies nun ihr Zuhause sein würde, war sie zugleich froh, beunruhigt und enttäuscht. Froh, weil die Zimmer größer und prächtiger als die Zimmer im Haus ihrer Eltern waren, beunruhigt wegen der vielen seltsamen Apparaturen und enttäuscht, weil das Haus an der Landstraße nach Tours lag, einer langweiligen, von Paris weit entfernten Stadt. Es war, so dachte sie, eigentlich kein Landhaus, sondern ein Theatermuseum. In nahezu allen Räumen befanden sich elektrische Vorrichtungen, ein großes Puppentheater mit beleuchteter Bühne stand in der Eingangshalle, und an den Wänden hingen die Portraits von Zauberern vergangener Zeiten sowie große, gerahmte Plakate von Lamberts Galavorstellungen vor der Königin von England, der Zarin von Rußland, vor König Louis Philippe und Kaiser Napoleon III. Außer dem Geläute und dem Ticken von zweiundvierzig Uhren erklang auch unablässig ein elektrisches Glockenspiel in den verschiedensten Tonfolgen, die dem Herrn des Hauses verrieten, daß ein Besucher gekommen oder gegangen war, daß ein Bediensteter ein gewisses Mahl zubereitete, die Gärtner an einer bestimmten Stelle auf dem Gut arbeiteten, die Morgenpost eingetroffen oder abgesandt worden war, oder daß die elektrischen Grotten und Installationen angegangen waren, weil jemand sich ihnen genähert hatte. Von seinem Arbeitszimmer im {11}verliesartigen Keller aus kontrollierte und beobachtete Lambert all diese Vorgänge. Jetzt, wenige Augenblicke, nachdem Jules sie verlassen hatte, schlugen die Uhren überall im Haus die Viertelstunde. Sie eilte aus ihrem Salon und hastete die Haupttreppe ins ebenerdige Empfangszimmer hinunter. Beim Eintreten schaute sie sofort auf die Uhr über dem Kamin, die absichtlich so plaziert war, daß sie jeden erstaunte, der sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Von Glas umschlossen und anderthalb Meter hoch, ging sie auf die Sekunde genau. Henri lebte auf die Sekunde genau. Sie wußte, daß er in weniger als einer Minute im Türrahmen stehen würde.

»Emmeline!«

Wie stets glich sein Erscheinen einem Auftritt; er breitete die Hände aus, als wollte er sie umarmen, und drehte dabei die Handteller nach oben, damit man sehen konnte, daß er nichts zu verbergen hatte. Wenn er daheim arbeitete, trug er normalerweise eine alte Samtjacke über einem offenen Hemd und einer karierten Hose, die er sich in einem Laden besorgte, der Arbeitskleidung für Köche und Küchenpersonal verkaufte. Doch heute war er wie zu einer Vorstellung angezogen, trug einen dunklen Frack, eine weiße Leinenweste, ein Hemd mit rotem Seidentuch sowie eine enge Hose aus dunkelgrauer Wolle. Mit ebendieser Kleidung war er als der erste Zauberer berühmt geworden, der nicht in prunkvollen orientalischen Gewändern oder extravaganten Bühnenkostümen, sondern als ein distinguiert angezogener Herr auftrat, der sich von den Menschen in seinem Publikum kaum unterschied und deshalb erst recht geheimnisvoll und wie ein Hexenmeister wirkte. Und siehe da, schon fuhr {12}seine schlanke weiße Hand in die Innentasche seines Fracks, zauberte eine golden bedruckte Einladung hervor und hielt sie ihr hin.

»Wir fahren nach Compiègne, meine Liebe.«

»Nach Compiègne?«

»Ja. Wir sind für die letzte Oktoberwoche zu einer série eingeladen.«

Zu einer série? Der Kaiser pflegte ausgewählte Gäste zu einer Woche Jagdpartien und rauschender Feste einzuladen, alle Welt hatte von diesen prachtvollen Veranstaltungen gehört, in Paris waren sie in aller Munde. Wollte Henri eine Vorstellung geben, das mußte es wohl sein. Doch warum ich?

»Warum sollte ich eingeladen werden, Henri, wenn du dort eine deiner Vorstellungen gibst? Vor Aristokraten, wichtigen Leuten. Mich wollen die dort nicht sehen.«

Er reichte ihr die Karte mit den Goldbuchstaben. »Lies.« Sie starrte auf die verschnörkelte Zierschrift:

Maison de l’Empereur

Palais des Tuileries,

20 octobre 1856

Monsieur,

Madame Henri Lambert

 

Monsieur,

auf Anweisung des Kaisers habe ich die Ehre, Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß Sie hiermit ebenso wie Madame Henri Lambert eingeladen sind, sieben Tage, als da sind die Tage vom zweiundzwanzigsten November bis {13}zum achtundzwanzigsten November, im Palast zu Compiègne zu verbringen.

Am zweiundzwanzigsten November werden bei Ankunft des Zuges, der Paris um zwei Uhr dreißig verläßt, Hofkutschen auf Sie warten, um Sie zum Palast zu bringen.

Seien Sie, werter Herr, meiner außerordentlichen Hochachtung versichert.

Vicomte de Laferrière

Grand Chambellan

»Die Einladung ist an uns beide gerichtet. Und ich bin keineswegs gebeten worden, eine Vorstellung zu geben. Man hat mir gesagt, daß der Kaiser mich in einer Angelegenheit von nationaler Bedeutung sprechen möchte.«

Sie starrte ihn an. »Wovon redest du?«

»Mehr kann ich dir nicht sagen – jedenfalls jetzt noch nicht. Es ist alles höchst vertraulich.«

»Aber Henri, ich kann da nicht hin. Ich hätte schreckliche Angst.«

Er wandte sich von ihr ab, ging ans Fenster und sah die Auffahrt hinunter. Er besaß die Angewohnheit, in Schweigen zu versinken, wenn er sich ärgerte.

»Das ist doch bestimmt ein Versehen, Henri. Nicht wahr?«

»Das ist kein Versehen. Es ist eine große Ehre, verstehst du? Alle – die oberen Zehntausend, Adlige, Millionäre, Künstler, sie alle träumen davon, nach Compiègne eingeladen zu werden. Und du beklagst dich doch immer, wie langweilig es hier sei! Dies ist die Chance deines Lebens. Wir {14}werden die persönlichen Gäste von Napoleon III. sein. Und die Gäste der Kaiserin! Eine ganze Woche lang!«

»Eine Woche? Was sollen wir denn anziehen? Wir gehören einfach nicht in diese Kreise.«

»Keine Angst. Colonel Deniau hat mir freundlicherweise eine Liste all der Sachen überreicht, die wir für unseren Aufenthalt benötigen. Ich werde mir eine Hofgarderobe schneidern lassen müssen. Und du wirst mindestens zwanzig Kleider brauchen. Für die Damen gilt, daß sie sich unter keinen Umständen zweimal im selben Kleid zeigen. Das wird eine herrliche Zeit, Emmeline. Man wird für unsere Unterhaltung sorgen, wir werden unter der crème de la crème lustwandeln und abends in Gesellschaft Ihrer Majestäten speisen.«

»Aber wir gehören nicht … Ich will einfach nicht! Außerdem würde es ein Vermögen kosten! Und meine Schneiderin kann mir nichts Anständiges nähen. Ich müßte nach Paris fahren, aber dafür habe ich überhaupt keine Zeit. Und was soll ich in Compiègne den ganzen Tag unter all den adligen Damen, die mich doch nur geringschätzig anstarren würden? Und du, in deinem Hofstaat, dinierst mit Grafen und Marquisen. Da haben wir nichts verloren, Henri. Wir müssen absagen, erfinde irgendeine Ausrede.«

»Unsinn! Was soll das heißen, wir hätten dort nichts verloren? Ich habe schon so manchen König kennengelernt; ich war in den Tuilerien, der Kaiser kennt mich …«

»Aber doch als Künstler, nicht als Gast!«

»Ich bin nicht als Künstler eingeladen, Emmeline. Ich wurde gebeten, etwas für mein Land zu tun, etwas von höchster Wichtigkeit. Allein deshalb will mich der Kaiser sehen. Man versucht, mich zu überreden.«

{15}»Wozu will man dich überreden?«

»Ich erzähle es dir, falls ich mich entschließe, den Auftrag anzunehmen. Aber jetzt hör mir zu. Als Colonel Deniau diese Angelegenheit vor etwa zwei Monaten, also gegen Ende August, zum ersten Mal erwähnte, da ist er eigens deswegen hergekommen, weißt du noch?«

»Nein, das weiß ich nicht. Ich habe ihn nie gesehen; du hast mich nie vorgestellt. Und heute habe ich ihn auch nur von hinten gesehen, als er fortging. Wer ist er denn überhaupt?«

»Er ist der Leiter des Bureau arabe, Frankreichs politischer Dienstbehörde in Nordafrika. Jedenfalls habe ich ihm im August seine Bitte abgeschlagen. Ich hatte hier viel zu tun, und meine Entscheidung stand sofort fest. Doch jetzt kommen sie mit dieser Einladung. Offenbar will nun der Kaiser persönlich versuchen, mich zu überreden.«

»Der Kaiser?«

»Ja! Stell dir vor, Napoleon III. macht mir den Hof. Und was deine Angst betrifft, du könntest dich unbehaglich fühlen, so denke daran, daß man dich als Frau eines Erfinders behandeln wird, und der ist ebenso hoch angesehen wie ein Bildhauer, ein Schriftsteller oder sonst eine der prominenten Persönlichkeiten, die bei diesen séries zu Gast sind.« Sie schaute ihn an, wie er dort am Fenster stand, die Hand zwischen die Knöpfe seiner Weste geschoben, wie es der von ihm bewunderte Bonaparte stets getan hatte, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, als stünde er auf der Bühne und lauschte auf eine Frage aus dem Publikum, sein Lächeln, seine sanfte Stimme, die sie ablenken, die sie ihre Ängste vergessen lassen wollte. Doch natürlich ging es nicht darum, {16}wie man ihn behandeln würde, sondern darum, wie sie eine Woche in Compiègne überstehen sollte, eine Woche des Errötens, der abschätzigen Blicke, der Peinlichkeiten, wenn sie nicht wüßte, was sie sagen sollte.

»Ich habe von den séries in Compiègne gelesen«, sagte sie. »Und es ist allgemein bekannt, daß man seine Bediensteten mitbringt. Ich würde eine Zofe brauchen. Kannst du dir Thérèse in dieser Rolle vorstellen? Sie hat nicht einmal die nötige Zofentracht. Und soll Jules etwa dein Kammerdiener sein? Hör auf mich, Henri. Sag ihnen, daß ich krank bin. Schreib, daß du allein kommst. Wenn sie so versessen darauf sind, dich für sich zu gewinnen, dann wird es ihnen doch nichts ausmachen, wenn ich daheim bleibe. Außerdem würde es viel billiger sein. Hast du eine Ahnung, was dich all diese Kleider kosten würden, wenn ich sie bei einer Pariser Schneiderin anfertigen ließe?«

»Keine Angst«, sagte er. »Ich komme schon dafür auf. Und für die Reise kannst du dir eine Zofe anstellen. Jules werden wir entsprechend herausputzen.«

»Das ist doch erst der Anfang …«

»Jetzt höre mir zu, Emmeline. Wir werden folgendes machen: Ich schicke dich unverzüglich nach Paris. Madame Cournet wird dich unter ihre Fittiche nehmen; sie kennt sich in diesen Dingen aus. Ich habe stets ihren Rat eingeholt, wenn ich bei Hofe auftrat. Sie wird dir eine Schneiderin suchen, eine Zofe, was immer du brauchst. Allerdings wirst du für die Dauer der Anproben in Paris bleiben müssen.«

»In Paris? Aber das kann Wochen dauern.«

»Wir werden am zweiundzwanzigsten nach Compiègne fahren. Das ist in genau vier Wochen, du hast also Zeit {17}genug. Ein Monat in Paris, das wird wie Ferien für dich sein. Du beschwerst dich doch immer, wie langweilig es hier ist.«

»Dann würde ich dich also vier Wochen lang nicht sehen?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht komme ich für ein, zwei Tage nach Paris, doch in der Zwischenzeit muß ich mich hier um meine Arbeit kümmern. Also, was meinst du? Glaubst du, daß du morgen schon fahren kannst? Dann würde ich nämlich gleich die Droschke bestellen, die dich zum Bahnhof bringt. Der Zug nach Paris fährt um zwölf Uhr mittags.«

»Und wenn ich sage, daß ich nicht fahren will?«

»Meine Liebe, ich habe die Einladung bereits in unser beider Namen angenommen. Morgen wird Colonel Deniau dem Grand Chambellan meinen Dank übermitteln. Wir müssen also fahren, Emmeline; ich kann dir keine Wahl lassen.«

Sie fühlte sich den Tränen nahe, als sie hörte, wie er nach Jules läutete. »Möchtest du heute abend mit mir zusammen essen?« fragte er. »Ich bin zwar im Augenblick mit meiner Arbeit in einer heiklen Phase, aber da du morgen fährst …«

»Nein, ich werde auf meinem Zimmer essen. Wenn ich morgen wirklich abreisen soll, habe ich noch allerhand zu packen.«

Er ging auf sie zu. Sie hielt die Tränen zurück, drehte sich aber nicht nach ihm um. Er beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf den Nacken. »Du bist ein Engel«, sagte er. »Was würde ich nur ohne dich anfangen?«

 

Der Kaiser. Die oberen Zehntausend. Das Zweite Kaiserreich. Alle Welt redete von diesem neuen Paris. Im {18}vorletzten Jahr hatte Emmeline an einem Septemberabend in der Rue de Rivoli in einer Zuschauermenge gestanden und die lange Reihe der Kutschen bestaunt, die in den Hof des Palais des Tuileries rollten. Aus diesen Kutschen sah sie Herren in Kniehosen und Seidenstrümpfen steigen, Offiziere in ordengeschmückten Paradeuniformen, die Damen in bauschigen Krinolinen, die Brüste nahezu unbedeckt, Hals und Arme mit Perlen, Rubinen und Diamanten geschmückt. Während die Gäste im Schutz einer Markise zur Eingangshalle des Pavillon de l’Horloge wandelten, machte sie eine Frau in der Menge auf die beiden berühmten Schönheiten, die Duchesse de Pourtales und die Marquesa de Contadades, aufmerksam. Die Schweizer Garde mit ihren Hellebarden und Helmbüschen stand stramm. Es war ein Anblick, den Emmeline niemals vergessen würde, ein Anblick, den sie an jenem Abend genossen hatte, als würde sie Theaterschauspieler bei einem Kostümreigen bewundern, als werfe sie einen Blick auf die große Welt, die sie kennenlernen würde. Und nun hatte ihr Mann diese Welt plötzlich betreten.

 

»Mein liebes Kind«, sagte Madame Cournet lächelnd. »Falls Sie sich Gedanken machen, wie man Sie empfangen wird, dann vergessen Sie nicht, daß Ihre Kleider von Monsieur West entworfen wurden, und das allein zählt. Compiègne ist eine Modenschau. Doch mit einer Garderobe von West erkennt man in Ihnen sofort die Dame von Rang. Er ist kein Schneider, er ist ein Künstler. Selbst die Kaiserin wird von ihm eingekleidet.«

»Die Kaiserin?« fragte Emmeline. »Aber dann wird es ein Vermögen kosten.«

{19}Madame Cournet lächelte und tippte sich mit der silbernen Lorgnette, die sie handhabte wie eine Lehrerin ihren Zeigestock, an die Nase. »Nicht gerade ein Vermögen«, erwiderte sie. »Aber eine Originaltoilette, wie Monsieur West sie für die Damen der séries entwirft, wird Ihrem Gatten schon ein nettes Sümmchen abverlangen. Übrigens ist es de rigueur, sich dreimal am Tag umzuziehen. Also brauchen Sie acht Kleider, inklusive einer Reisegarderobe, sieben Ballkleider und fünf Teekleider. Doch der Aufwand lohnt sich. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie nach der neuesten Mode gekleidet sein werden.«

»Da muß ich meinen Mann fragen«, sagte Emmeline, und ein Funke Hoffnung blitzte in ihr auf. Zwanzig Kleider vom Modeschöpfer der Kaiserin? Vielleicht würde Henri doch noch Vernunft annehmen.

»Das dürfte nicht nötig sein«, sagte Madame Cournet. »Monsieur Lambert gab mir bereits die Erlaubnis, einen Termin für Sie zu vereinbaren. Sie werden am Donnerstag um drei Uhr in Monsieur Wests Villa in Suresnes erwartet. Glauben Sie mir, dieser Nachmittag wird einer der schönsten Ihres Lebens. Welch ein Geschmack, was für ein Künstler! Sie werden bezaubert sein.«

Als Emmeline mit Madame Cournet am Donnerstag um genau drei Uhr nachmittags die Villa im Vorort von Paris betrat, trug sie nebst Mantel und Hut ihr bestes Kleid und wurde von einem Dienstboten in ein Empfangszimmer geführt, das vor goldbordierten Sesseln, goldenen Spiegeln, bestickten Kissen sowie kleinen, mit Nippes und Fotos in silbernen Rahmen beladenen Tischen nur so strotzte. Man bat sie, auf einem großen, roten Satinsofa Platz zu nehmen. In {20}einem Nebenzimmer verspritzte ein Brunnen unablässig einen Strahl Eau de Cologne und verbreitete einen süßen, doch durchdringenden Geruch. Zehn Minuten später trat Monsieur West in Begleitung dreier junger Assistenten auf. Er war ungeheuer dick, sprach Französisch mit einem englischen Akzent, so daß Emmeline ihn kaum verstand, und trug ein weites Seidenwams zu einer schwarzen Samthose und einem riesigen Samtbarett, das ihm übers rechte Auge fiel. Er nannte sich selbst einen Künstler, und nachdem er Emmeline wie ein Möbelstück inspiziert hatte, fertigte er in der folgenden Stunde Skizzen und Aufzeichnungen an, nach denen in den nächsten Wochen Kleider für den Vormittag aus grauem Samt, schwarzem Samt oder dunkelblauem, mit Zobelfell besetztem Popelin entstehen sollten. Dann waren da noch die Zobelfell- und Chinchillahüte, dazu die passenden Mäntel, fünf Gewänder für den Nachmittag sowie sechs üppige Abendgarderoben; und jedes Kleid, jeder Mantel und jeder Rock ließ auf je eigene Weise erkennen, daß es sich hierbei zweifellos um das einzigartige Werk eines Künstlers der haute couture handelte. Alle Abendkleider hatten eine Krinoline, so daß Emmeline üben mußte, sich in ihnen zu bewegen, da sie keineswegs einfach zu tragen waren. Außerdem mußte sie unter den weiten Reifen Hosen anziehen. Und da ihr die entsprechenden Schmuckstücke fehlten, die Monsieur West für unerläßlich hielt, führte Madame Cournet sie zu einer diskreten Boutique, die ihr gegen ein enormes Pfand für einen Monat Fächer, Armreifen und Stirnbänder lieh. Als die Toilette schließlich beisammen war, stellte Madame Cournet für die Woche in Compiègne eine Frau namens Françoise ein, die dreißig Jahre im Haushalt des Comte de Maine als Zofe {21}der Gräfin in Diensten gestanden hatte. Diese alte, ebenso unterwürfige wie gestrenge Frau versetzte Emmeline nur noch mehr in Unruhe, während sie in der Nacht auf den zweiundzwanzigsten November in ihrem Bett im Hotel Montrose lag und der Ankunft ihres Mannes am nächsten Morgen entgegensah, jenem Tag, an dem die série beginnen sollte.

»Die Dienstboten werden in einem separaten Abschnitt des Zuges reisen«, hatte Madame Cournet erklärt, »doch obliegt es Ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, daß sie und Ihr Gepäck eine Stunde vor Abfahrt am Bahnsteig sind.« So brachte Emmeline im eleganten Reisekostüm des Monsieur West die alte Frau am Morgen des zweiundzwanzigsten November zur Gare du Nord, vor deren Eingang Jules stand – der in seiner neuen Uniform recht unbehaglich dreinschaute – und vier Koffer sowie sechs große Holzkisten bewachte, in denen die Krinolinen untergebracht waren. Sobald die Gepäckträger gerufen waren, folgten die beiden Bediensteten dem Gepäck in den Bahnhof, während Emmeline am Eingang zurückblieb, da sie nicht als erster Gast eintreffen wollte. Als sie schließlich gegen zwei Uhr hineinging, sah sie gleich auf Bahnsteig eins unter einem Schild mit der Aufschrift Extra et Impérial einen eleganten Zug warten, dessen Waggons der napoleonische Adler schmückte. Neben dem Schild stand ein Herr, der, als er sie näher kommen sah, sich als Vicomte Walsh vorstellte, seines Zeichens kaiserlicher Kammerherr. Sie sah sich genötigt, ihm anzuvertrauen, daß ihr Mann noch nicht eingetroffen war.

»Aber es ist doch noch früh, Madame. Möchten Sie, daß ich Sie zu Ihrem Platz begleite? Ich werde ihm ausrichten, wo Sie zu finden sind.«

{22}Er half ihr in den Zug und brachte sie in einem großen Salonwagen unter, der mit bequemen Sesseln und Tischen ausgestattet war, auf denen einige illustrierte Journale lagen. Sie bedankte sich und blieb allein und ein wenig verlegen bis Viertel nach zwei Uhr dort sitzen, als sich plötzlich die vorderen sieben Waggons der ersten Klasse mit Herren in Morgengarderobe und Damen in Reisemänteln und Hüten zu füllen begannen. Man schien sich bereits zu kennen, da viele sich zunickten und Bemerkungen über Bekannte austauschten, über Empfänge, Bälle und andere Dinge, von denen Emmeline nichts wußte. Ihre Verlegenheit steigerte sich zur Panik. Wo blieb Henri?

Um genau fünfundzwanzig Minuten nach zwei stieß die Lok einen durchdringenden Pfiff aus. Und als hätte er es so geplant, spazierte im selben Moment Lambert auf den Bahnsteig. Er blieb stehen, um den kaiserlichen Kammerherrn etwas zu fragen, kam, sobald er das Abteil betrat, auf Emmeline zu und küßte sie höflich auf beide Wangen. Er hatte sie seit einem Monat nicht gesehen, doch seine ersten Worte waren: »Wo ist Jules?«

»Er ist im Zug, aber die Dienstboten sind in einem anderen Teil des Zuges untergebracht.«

»Hat er mein Portefeuille dabei?«

»Was für ein Portefeuille?«

»Es sieht wie eine Künstlermappe aus, eine Zeichenmappe, du weißt schon. Du hast sie oft auf der Bühne gesehen.«

»Meinst du die Mappe, aus der du Dinge hervorzauberst?«

»Genau die. Sie dürfte kaum zu übersehen gewesen sein, wenn sie bei meinem Gepäck war.«

{23}»Wir haben so viel Gepäck, da ist mir die Mappe nicht aufgefallen.«

»Nun, und wo sind die Gepäckwagen?«

»Dafür haben wir keine Zeit mehr, Henri. Der Zug fährt gleich ab. Sieh doch, die Türen werden bereits geschlossen.«

Widerstrebend setzte er sich ihr gegenüber, nachdem er zuvor den übrigen Herren und Damen im Waggon zugenickt hatte, Fremde, die sein Nicken höflich und kühl erwiderten. Um zwei Uhr dreiunddreißig verließ der kaiserliche Zug mit einem zweiten, durchdringenden Signal den Bahnhof.

Das Portefeuille? Sie saß da und wrang verzweifelt ihre Handschuhe. Er hat mich angelogen. Er will doch eine Vorstellung geben. Wir sind nicht als Gäste geladen, sondern als Zauberer mit Frau.

Sie beugte sich vor. »Was hat es mit diesem Portefeuille auf sich?« fragte sie flüsternd. »Du hast doch gesagt, so etwas bräuchtest du nicht.«

Er lächelte und kehrte seine schmalen Handflächen nach oben. »Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Liebling. Doch Colonel Deniau hielt es für eine willkommene Geste, sollte ich mich an einer der Abendunterhaltungen beteiligen wollen.«

Und als hätte er gespürt, daß die anderen Reisenden im Waggon seiner Unterhaltung lauschten, wandte er sich zu ihnen um und sagte: »Entschuldigen Sie, aber wir sind uns noch nicht vorgestellt worden. Dies ist unser erster Besuch in Compiègne. Man hat mir gesagt, man erwarte von uns Gästen, daß wir uns während der série gegenseitig unterhalten. Ist das nicht so?«

Einer der Herren, dessen Anzug von englischem Schnitt {24}war und dessen rechtes Augenlid auf eine Weise herabhing, die ihm ein wahrhaft bösartiges Aussehen verlieh, nickte und sagte: »Ja, das stimmt. Ich muß Sie allerdings warnen, diese Abendunterhaltungen sind über die Maßen langweilig. Sind Sie nicht Lambert? Ich habe Sie auf der Bühne gesehen.«

»Henri Lambert. Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen?«

»Meine Hochachtung, Madame. Ich muß schon sagen, ich bin überaus zuversichtlich, daß wir uns mit Ihrem Mann in unserer Mitte ausgezeichnet unterhalten werden.«

Emmeline spürte, wie sie rot anlief. Ganz wie sie befürchtet hatte: Alle übrigen Anwesenden im Waggon waren Adlige, die ihr mit jedem Blick warnend anzudeuten schienen, daß sie trotz Madame Cournets Unterweisungen und Monsieur Wests vollendeter Toilette ausgeschlossen blieb, die Tochter eines Arztes eben, die in einem Konvent in Rouen mehr recht als schlecht erzogen worden war, die Frau eines Mannes, der trotz Ruhm und aller Ambitionen bloß ein Bühnenkünstler blieb.

 

Genau eineinhalb Stunden nach Abfahrt des kaiserlichen Zuges von der Pariser Gare du Nord traf man im fünfundfünfzig Meilen entfernten Compiègne ein. Als die Passagiere den Bahnhof verließen, wurden sie von zahlreichen Stadtbewohnern und Zuschauern erwartet, die sich versammelt hatten, um jene edlen Damen und Herren, jene Diplomaten, Künstler und ausländischen Würdenträger zu betrachten, die vom Kaiser zur letzten série des Jahres geladen worden waren. Emmeline, die sich vor der Novemberkühle tief in ihren neuen Reisemantel verkroch, sah den hin und {25}her hastenden Dienstboten zu, die das Verladen von Dutzenden von Reisekoffern auf Gepäckkarren überwachten. Am Bahnhofseingang standen hintereinander gereiht zehn Kremser, die dunkelgrünen Kutschkästen rot umrandet, jeder Wagen von vier Pferden gezogen. Auf den Leittieren hockten Postillione in kurzen roten Samtjacken und schwarzen Samtkappen über weißen Perücken, deren mit schwarzen Schleifen gebundene Zöpfchen auf und ab wippten, wenn die Postillione in die Hörner stießen und die Peitschen knallen ließen, während die Kremser durch die stille Stadt Compiègne rumpelten. Nach den Kremsern kamen die Wagen der Dienstboten und zuletzt die Gepäckkarren, auf denen Berge von Koffern hin und her schwankten. Sobald die Prozession das Kopfsteinpflaster der Stadt hinter sich gelassen hatte, fuhren die Kutschen über die Straßen und Wege eines weitläufigen, herrschaftlichen Jagdwaldes, in dem an jeder Biegung rot bemalte Schilder zum Schloß von Compiègne wiesen. Und als sie schließlich auf den Haupthof des Schlosses einbogen, starrte Emmeline zu den riesigen Gebäuden aus dem achtzehnten Jahrhundert, den Flügeln, Türmen und einer Unzahl von Fenstern empor.

»Wie schön, wie wunderschön«, sagte ihr Mann und wandte sich mit zufriedenem Lächeln zu ihr um, während die Postillione die Pferde abrupt vor den Eingangsbögen zum Stehen brachten. »Was für ein schöner Ort, um dort eine Woche zu verbringen!« Doch Emmeline starrte unbehaglich auf die große steinerne Treppe, auf der eine Reihe Dienstboten warteten, um den Gästen beim Aussteigen behilflich zu sein, Dienstboten, deren Livreen und gepuderte Perücken ihr jenen Abend vor zwei Jahren in Erinnerung {26}riefen, als sie unerkannt in der Menge vor den Tuilerien stand und ihren ersten Blick auf diese verwirrende Welt geworfen hatte. Jetzt mußte sie mit den übrigen Gästen aussteigen und so tun, als gehörte sie dazu, während sie auf den Grand Chambellan zugingen. Nach einer förmlichen Begrüßung überließ er sie dem Zeremonienmeister, der sie durch eine Anzahl prachtvoller, ebenerdiger Empfangsräume in einen langgezogenen Saal brachte, wo eine Vielzahl von Kammerdienern darauf warteten, sie auf ihre Zimmer zu geleiten. Als Emmeline dem ihnen zugeteilten Kammerdiener folgte, sah sie Lambert einem gutaussehenden Colonel mit vernarbtem Gesicht, militärischem Schnäuzer und sonnengebräunter Haut zuwinken.

»Wer ist das?«

»Das ist Colonel Deniau. Ich werde dich nachher vorstellen.«

»Er hat all dies eingefädelt, nicht wahr?«

»Ja, das habe ich dir doch schon erzählt. Er ist hier mein Mittelsmann.«

Sie musterte den Colonel, während der Kammerdiener sie zu einer breiten Marmortreppe komplimentierte, die zu den oberen Stockwerken des Schlosses führte. Am Fuße dieser Treppe reichte ein zweiter Kammerdiener jedem ankommenden Gast eine mit einem gelben Band verzierte, numerierte Karte. Dann folgte sie mit ihrem Mann dem ihnen zugewiesenen Kammerdiener die Treppe hinauf. Im ersten Stock trennten sich einige Gäste von ihnen, darunter auch der Colonel, um in diverse Flure geführt zu werden. Dieser Vorgang wiederholte sich, sobald sie in den zweiten Stock gelangten. Emmeline fiel auf, daß die Zimmer, zu denen {27}diese privilegierten Gäste geleitet wurden, offenbar Suiten waren, zumeist mit Blick auf den Park. Die übrigen Gäste mußten eine weitere Treppe zum oberen Stock des Schlosses hinaufsteigen. Mit dem einzig noch verbliebenen Paar erklommen Emmeline und Lambert schließlich die letzte Stiege zu einigen Zimmern unmittelbar unter dem Dach. Unterwegs zischte die Dame vor Emmeline ihrem Mann verärgert zu: »Du mußt dich beschweren, Théophile, das ist wirklich eine Schande.«

»Bitte, Florence, ich kenne mich da aus. Die Zuweisungen erfolgen nach einem Plan. Den können wir jetzt unmöglich noch ändern.«

Ihr Kammerdiener führte sie zu einer Tür. Daran hing an einem gelben Bändchen eine weiße Karte ähnlich jener, die ihnen zuvor ausgehändigt worden war. In eleganter Schrift standen darauf eine Nummer und ihre Namen. Der Kammerdiener hielt ihnen die Tür auf und führte sie in eine kalte Mansarde mit schrägen, holzgetäfelten Wänden und einem Ausblick auf Türmchen und Dächer. Der angrenzende zweite Raum war ein kleines, dunkles Schlafgemach. Als Emmeline hineinging, um Hut und Mantel abzulegen, rief ihr Mann aus dem Wohnzimmer: »Ich schätze, das Zimmer wird für uns beide zu klein sein. Ich schlafe lieber hier auf dem Sofa.« Er war diskret wie immer.

Es klopfte. Drei Soldaten der königlichen Wache traten ein und brachten ihre Koffer sowie die großen Kisten mit den Krinolinen, die fast den ganzen freien Raum im Wohnzimmer in Beschlag nahmen. Lambert griff gleich nach seinem Portefeuille, schlug es erleichtert auf und stellte es dann an die Wand.

{28}»Man wird Ihre Dienstboten umgehend zu Ihnen heraufschicken, Monsieur«, sagte der Kammerdiener. »Außerdem möchte der Grand Chambellan Sie daran erinnern, daß um sieben Uhr dreißig zu Abend gegessen wird und der Kaiser und die Kaiserin Sie um sieben Uhr in der grande salle des fêtes begrüßen.«

Die Tür schloß sich. Sie sah, wie Henri im vorderen Zimmer im Kamin herumstocherte.

»Hier ist es eiskalt«, sagte sie. »Das sind bestimmt die Mägdezimmer.«

Er tat, als hätte er sie nicht gehört. Sie fühlte sich benommen und setzte sich aufs Bett. Ihre Nerven, das wußte sie, aber das Wissen half nichts. Madame Cournet hatte ihr gesagt, daß sie sich dreimal am Tag umziehen sollte. Jetzt war es halb fünf. Da sie sich für den kaiserlichen Empfang in der grande salle des fêtes vorbereiten mußte, blieb keine Zeit mehr, das Nachmittagskleid anzuziehen, also suchte sie das Abendkleid aus schwarzer Spitze über weißem Tüll mit dem tiefen Dekolleté heraus, dazu die grüne Samtschleife und die Krinoline. Madame Cournet hatte ihr dieses Kleid für die erste Begegnung mit Kaiserin und Kaiser empfohlen.

Nachdem sie ihre Toilette mit Hilfe von Françoise, der alten, doch geschickten Zofe, vervollständigt hatte, betrat Emmeline kurz vor sieben Uhr das Wohnzimmer. Ihr Gatte hatte sich an die zuvor ergangene Anweisung gehalten und sich für diesen ersten Abend bei Hofe eine weiße Kniehose mit weißseidenen Strümpfen nebst einem Frack angezogen. Sie sah, wie er sich vor Kälte die Hände rieb, während er sein Bild in einem hohen Spiegel betrachtete, der in einer Ecke des Wohnzimmers hing. Das Feuer war längst ausgegangen.

{29}»Bist du soweit, Emmeline? Wir dürfen nicht zu spät kommen.«

»Wie erfahren wir, wohin wir gehen müssen?«

»Ich habe dir doch gesagt«, erwiderte er, »daß hier alles nach Plan läuft. Du wirst schon sehen.«

Damit sollte er recht behalten, denn als sie ihr Zimmer verließen, wartete ein Kammerdiener im Flur. Mit einer Verbeugung deutete er an, daß sie ihm folgen sollten. Er führte sie die Treppen hinunter und durch lange Korridore, bis sie zur grande salle des fêtes gelangten. Lakaien standen vor der Tür zu diesem riesigen Saal. Emmeline schaute zu den Deckenmalereien hinauf, bestaunte die glitzernden Kristallüster und musterte beklommen die eintreffenden Gäste. Pünktlich um zehn nach sieben verkündete ein Lakai die Ankunft des Grand Chambellan Vicomte de Laferrière und der Grande Maîtresse, Duchesse de Bassano, die gemeinsam die Reihe der Gäste abschritten und höfliche Willkommensgrüße murmelten. Emmeline wußte nicht, ob sie einen Knicks machen oder mit dem Kopf nicken sollte, also blieb sie stehen und wackelte wie töricht mit dem Kopf, während diese vornehmen Personen an ihr vorüberschritten. Obwohl sich mittlerweile fast hundert Menschen in diesem riesigen Salon aufhalten mußten, wirkte er noch immer wie verlassen. Ein Kammerherr trat zu Henri.

»Monsieur, die Dame, die Sie zu Tisch geleiten werden, heißt Madame de Deauville. Sie steht dort drüben neben ihrem Mann, Monsieur de Deauville.«

»Und wer wird mich zu Tisch geleiten?« flüsterte Emmeline, als der Kammerherr weiterging.

»Ich habe dir doch gesagt, Liebling, daß hier alles nach {30}Plan verläuft. Mach dir keine Sorgen. Der Colonel meinte, es sei ganz wie bei einer militärischen Operation.«

Zehn Minuten später wurde die Tür zur grande salle des fêtes geschlossen, als wollte man ihnen zu verstehen geben, daß nun auch der letzte Gast eingetroffen sei. Der Grand Chambellan verschwand durch eine kleine Tür etwa in der Saalmitte. Sogleich begannen die Gäste, sich in zwei langen Reihen aufzustellen. Die kleine Tür öffnete sich erneut, und Emmeline sah das herrschaftliche Paar eintreten. Der Kaiser wirkte anders als auf den Fotografien und Gemälden, er schien kleiner zu sein, gedrungener, der gewichste Schnurrbart sah länger aus, und die Augenlider hingen schwer herab, als wäre er gerade erst aufgewacht. Er war ebenso wie die übrigen Männer angezogen, trug eine weiße Kniehose, Seidenstrümpfe und flache Halbschuhe, seine einzige Auszeichnung waren Ordensband und Großkreuz der Ehrenlegion. Doch es war die Kaiserin, majestätisch in weißem, flitterbesetztem Tüll mit Brillantendiadem und Perlenhalsband, die Emmeline in ihren Bann schlug. Sie sah sofort, daß das Kleid der Kaiserin zwar prächtiger als ihr eigenes, doch ebenfalls das Werk von Monsieur West war. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr unsicher. Dank Monsieur West gehörte sie zu dieser Versammlung dazu. Sie und auch ihr Mann. Schließlich war Henri ebenso wie der Kaiser gekleidet.

Langsam schritten sie die Reihen der Gäste ab, der Kaiser den Männern, die Kaiserin den Frauen zugewandt. Während Ihre Majestäten vorüberdefilierten, verbeugten sich die Männer, und die Damen versanken mit weitem Schwung ihrer Krinolinen in einen Hofknicks. Als die Kaiserin an ihr vorbeikam, ließ Emmeline sich so tief zu Boden sinken, daß {31}sie in den vielen Falten ihres Kleides beinahe zu ertrinken glaubte. Die Kaiserin lächelte ihr ebenso zu, wie sie all den übrigen Frauen zugelächelt hatte, und murmelte »Guten Abend«, ehe sie weiterging. Vor Erleichterung lief Emmeline rot an, erhob sich wieder und sah, wie Lakaien die Türflügel aufzogen, während der Kaiser zur Kaiserin ging und ihr seinen Arm anbot, um dann sein Gefolge in den Bankettsaal zu führen. Überall sah Emmeline Herren zu ihren Damen schreiten, um ihnen ihren Arm anzubieten. Panik stieg in ihr auf. Wer würde …? Doch dann sah sie Colonel Deniau mit ausgestrecktem Arm herbeieilen. Dankbar legte sie ihre Hand auf seinen Frackärmel und reihte sich in die Prozession ein, die zur langen Galerie vorrückte, während Emmeline fürchtete, sie könnte in ihren neuen Schuhen auf dem kräftig gebohnerten Parkett ausrutschen. Gleich darauf liefen die Gäste durch ein langes Spalier der kaiserlichen Leibgarde cent-gardes hindurch, Soldaten, die eine Uniform aus hellblauen Jacken, weißen Kniehosen und silbernen Helmen trugen, deren weiße Pferdehaarmähnen auf ihre Rücken herabhingen. Die cent-gardes standen stramm, starrten stur geradeaus und ignorierten die vorüberziehende Parade der Damen und ihrer glitzernden Juwelen, der Offiziere in ihren Galauniformen und der Diplomaten mit ihren Auszeichnungen und Ordensbändern. Als Emmeline an diesen statuenhaften Soldaten vorüberschritt und dabei immer wieder den Kopf wandte, um einen Blick auf ihren Begleiter zu werfen, stieg plötzlich ein schwindelerregendes Vertrauen in ihr auf. In diesem herrlichen Kleid und am Arm dieses Offiziers gehörte sie zu diesem prächtigen Ereignis irgendwie dazu.

Kaum hatte der Zug den Speisesaal erreicht, führte der {32}Grand Chambellan den Kaiser und die Kaiserin in die Mitte des Saals und plazierte sie einander gegenüber an der langen Tafel. Sobald sie saßen, brachten Kammerdiener die Gäste zu ihren Plätzen. Colonel Deniau, der keinen Platzanweiser zu brauchen schien, führte Emmeline an den königlichen Herrschaften vorbei zum unteren Ende der Tafel und setzte sich ihr zur Rechten. Der Tisch glich einem weißen Leinenfeld, das in gewissen Abständen mit Blumengestecken, weißen Tafelaufsätzen mit Bonbons und größeren, mit Obst gefüllten Schalen geschmückt war. Das Geschirr bestand aus weißem Sèvres-Porzellan, verziert mit einem goldenen N, über dem die kaiserliche Krone thronte. Mindestens fünfzig Lakaien warteten darauf, den Gästen den Stuhl zurechtrücken zu dürfen. In einer großen, kreisrunden Loggia über den Terrassentüren begann eine Militärkapelle zu spielen, so daß Emmeline für den Augenblick kein Wort sagen mußte. Sie tat, als lächle sie, nickte im Takt der Musik und gab dem Colonel so die Möglichkeit, sich der Dame zu seiner Rechten zu widmen. Als eine weitere Reihe Lakaien eintraten, die als ersten Gang eine Suppe brachten, beugte sich Colonel Deniau zu ihr und sagte: »Ich muß Sie warnen, Madame, man wird heute abend reichlich auftischen, doch wir werden ziemlich schnell essen müssen. Der Kaiser hält sich mit den Mahlzeiten nie länger als eine Stunde auf. Aber das kann auch ein Segen sein, finden Sie nicht? Solche Angelegenheiten können einfach schrecklich ermüden.«

»Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Ich habe so etwas noch nie mitgemacht.«

»Das überrascht mich, Sie scheinen sich mit einer solchen Selbstverständlichkeit in diesen Kreisen zu bewegen. Falls {33}dies aber Ihre erste Einladung zu einer série ist, möchte ich wetten, daß es nicht Ihre letzte sein wird. Sie sind Compiègnes neueste Zierde.«

»Ich hoffe, Sie irren sich«, sagte sie, freute sich aber dennoch über seine Worte.

»Warum hoffen Sie das?«

»Weil ich nicht hierher gehöre. Das ist nicht meine Welt.«

»Meine Liebe«, sagte der Colonel, beugte sich vor und strich mit den Fingern sanft über ihren bloßen Arm. »Ich will Ihnen keine übertriebenen Komplimente machen. Sie sind jung, charmant und – wie soll ich sagen? Ihr Gatte muß ein wenig von seinem Zauber zu Hilfe genommen haben, um Sie vor den Aufmerksamkeiten anderer Männer zu verbergen. Es gibt keine Welt, die Ihnen nicht offenstünde.«

Sie wich seinem Blick aus. Ich darf nicht auf ihn hereinfallen. Männer seines Schlags werfen mit Komplimenten um sich, als wären sie Konfetti. »Sie sind zu freundlich, Monsieur. Doch ich komme vom Land und bin ein sehr gewöhnlicher Mensch. Ehrlich gesagt, ich wäre glücklicher, könnte ich daheim in meinem Zimmer sitzen und hätte mein Abendessen auf einem Tablett vor mir.«

Er lachte. »Ist das wirklich wahr? Aber werden Sie diesen Abend nicht als einen besonderen Abend in Erinnerung behalten? Schließlich ist der Mann dort drüben der Neffe von Bonaparte und selbst eine höchst ungewöhnliche Person. Bedenken Sie doch nur: Er kam aus dem Exil, riß die Macht an sich und krönte sich zum Kaiser von Frankreich. In der Tat, eine erstaunliche Leistung! Und heute abend gehören Sie zu seinem Hof. Ich könnte sogar behaupten, daß wir heute abend Geschichte machen.«

{34}»Ebenso wie die einfachen Menschen, die heute abend in den Straßen von Rouen ihre Einkäufe erledigen.«

»Aha, Sie sind wohl eine Revolutionärin, wie?«

»Nein, nein«, sagte sie errötend, da es sie selbst überraschte, so offen zu ihm gewesen zu sein. »Wie gesagt, ich bin nur eine einfache Frau. Deshalb habe ich das gesagt.«

»Nun, wir wollen darüber nicht streiten. Allerdings kann ich jetzt, da ich Sie kennengelernt habe, Ihren Worten kaum glauben. Doch da es auch mein Verschulden ist, daß Sie heute abend hier sind, hoffe ich, Ihnen beweisen zu dürfen, daß eine Woche in Compiègne recht angenehm sein kann. Es führen herrliche Spazierwege durch Park und Wald. Und falls Sie einen Ausflug machen oder die Stadt besichtigen wollen, gibt es alle Arten von Kutschen, mit denen Sie fahren können. Falls Sie aber reiten wollen, warten in den kaiserlichen Ställen einhundertfünfzig Pferde auf Sie. Spielen Sie gern Karten, lieben Sie Scharaden? Der Kaiser findet Gefallen daran. Und natürlich können sich die Damen auch den Jagdgesellschaften anschließen und der Jagd zusehen. Ein überaus beeindruckender Anblick.«

»Zusehen, wie Männer auf Vögel schießen, wie Hunde einen Hirsch zu Tode hetzen?« sagte Emmeline. »Nein, danke, mich dauern die Tiere. Beim Kartenspiel habe ich kein Geschick; und Scharaden mit dem Kaiser spielen? Ich würde vor Angst im Boden versinken. Nun, verstehen Sie jetzt, warum ich lieber zu Hause wäre?«

Er lachte. »Ja, jetzt begreife ich langsam. Ich schäme mich, Ihnen diesen Besuch zugemutet zu haben. Dennoch will ich mir Mühe geben, Sie in dieser Woche ein wenig aufzuheitern. Wenn ich darf.«

{35}Bei diesen Worten lächelte er, wie um das Gespräch abzuschließen, und wandte sich der Dame an seiner rechten Seite zu. Was hatte er damit gemeint? Wollte er ihr nur schmeicheln, sie für das gewinnen, was immer Henri auch tun sollte, oder gehörte er zu jenen Roués, die hier in Compiègne einfach ignorierten, daß sie Henris Frau war? Jedenfalls schaut er mich so an. Verwandelt mich dieses Kleid in jemanden, der ich nicht bin? Diese alte Frau ist mit meinem Haar heute abend wirklich viel besser zurechtgekommen, als ich es jemals geschafft hätte. Angenommen, ich gehörte tatsächlich dazu, würde mich jeden Abend prächtig anziehen, Herzöge und Grafen würden sich vor mir verbeugen, der Colonel meinen Arm nehmen? Als hätte sie laut gedacht, drehte sich im selben Augenblick der ältere Herr zu ihrer Linken um, stellte sich als Comte de Burgos vor und begann sogleich, von Jagdhunden zu reden. »Auf die Jagd freue ich mich ganz besonders, Madame, sie ist für übermorgen angesetzt, wissen Sie. Der Kaiser besitzt eine herrliche Meute. Englische Hunde. Außerdem hat er einen phantastischen Züchter. Er behandelt die Hunde fürwahr liebevoll und läßt zu, daß sie ihren natürlichen Instinkten folgen. Verstehen Sie, es ist falsch, die Tiere zu schlagen. Sie verlieren dann ihren Jagdinstinkt. Muß ein famoser Anblick sein, die ganze Meute in wilder Jagd. Einhundert Hunde, stellen Sie sich das nur vor. Das würde Ihnen auch gefallen, nicht wahr, junge Frau? Sie kommen doch, ja?«

Sie reagierte mit einem Kopfnicken, von dem sie hoffte, daß es sowohl Zustimmung wie Ablehnung bedeuten mochte, und fühlte erneut Panik in sich aufsteigen. Adelige, Jagdhunde, von all dem verstand sie nichts. Wie sollte sie {36}diese Unterhaltung überstehen, diesen Abend, diese Woche? Doch dann blickte sie nach rechts. Der Colonel sprach zwar mit seiner Nachbarin, fing aber ihren Blick auf und lächelte sie verschwörerisch an. Beruhigt griff sie nach der Karte. Es gab sechs Gänge: Suppe, Gänseleberpastete, Fisch, Braten, Hummer und Nachtisch. Wie sollten sie all dies in einer Stunde bewältigen? Doch während die Kapelle spielte und die Teller aufgetragen wurden, mußte sie sich wenigstens nicht mit dem Grafen de Burgos unterhalten, der, sobald er das Essen sah, offenbar alle Bemühungen um Konversation vergessen hatte. Kaffee und Likör wurden ausgeschenkt, und um Punkt acht Uhr dreißig erhoben sich Kaiser und Kaiserin. Sogleich traten die Lakaien vor, zogen den Gästen die Stühle fort und zwangen sie so, aufzustehen.

Emmeline sah unsicher zum Colonel hinüber, der ihr seinen Arm anbot, sie im Gefolge über den langen Korridor führte, in dem die cent-gardes so unbeweglich wie zuvor standen, und in die grande salle des fêtes