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Dieses E-Book entspricht 160 Taschenbuchseiten ... In einem geheimen Sexclub auf einem abgeschiedenen Gutshof erlebt Chris eine ganz neue Welt der Lust und Leidenschaft. Sie vergnügt sich mit unbekannten Männern, tobt sich regelrecht an ihren Körpern aus, nimmt sich gierig, was sie braucht. Und je öfter sie sich in diesem Treiben fallen lässt, umso mehr wird sie in einen süchtig machenden Strudel der Triebhaftigkeit hineingezogen. Ihre Gedanken kreisen unaufhörlich um nassen, harten Sex und die Befriedigung ihrer Gelüste. Wird ihr Mann bemerken, was sie auf ihren angeblichen Dienstreisen so treibt? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum:
Der geheime Sexclub ohne Anstand und Moral | Erotischer Roman
von Svenja Mund
Ich wurde in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln geboren, wo ich auch die Zwergschule besucht habe, die es damals dort noch gab. Ich weiß nicht, ob es meinem Intellekt geschadet hat; jedenfalls konnte ich trotzdem studieren – Biologie und Landwirtschaft an verschiedenen Universitäten in Deutschland. Gelebt habe ich damals in Wohngemeinschaften ohne feste partnerschaftliche Verbindung, was meiner eher lockeren Einstellung zum anderen Geschlecht entgegenkam. Eine Karriere im klassischen Sinne ist mir leider versagt geblieben, ich war weder Ministerin noch Mitglied des Aufsichtsrates einer großen Bank. Aber das macht ja nichts, Quotenfrau zu sein ist bestimmt nicht meine Aufgabe! Ein Mann muss einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Buch schreiben, so heißt es doch. Und eine Frau? Ich jedenfalls habe vier Bäume gepflanzt – nein, pflanzen lassen, es gibt eben noch Kavaliere! (Keine deutschen Eichen, es sind japanische Pflaumen, glaube ich.) Söhne habe ich zwei – von verschiedenen Vätern. Und nun ein Buch, welches zu schreiben die schwierigste Aufgabe war. Thema: Erotik, die ich in so vielfältiger Weise genossen habe. Ich hoffe, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ein wenig an diesem Genuss teilhaben können.
Lektorat: A. K. Frank
Originalausgabe
© 2025 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © vershininphoto @ 123RF.com © alyndd @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756171323
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1
Die Reise mit dem Zug mochte Chris ganz gern; es war bequem, der Getränkeservice kam vorbei, und im Erste-Klasse-Abteil hatte sie auch meist ihre Ruhe.
Unangenehm dagegen war das Gedränge auf dem Bahnsteig. Warum stellten sich die Menschen nicht gleich an die richtige Stelle? Konnten sie die Anzeigetafel nicht lesen? Insbesondere in der Urlaubszeit, wenn der Flughafen Unmengen an Reisenden ausspuckte, ging ihr der Rummel auf die Nerven.
Deswegen hatte sie sich entschieden, den späten Zug zu nehmen; dann war sie zwar erst gegen Mitternacht in Hamburg, aber der ICE war nicht so stark besetzt.
Zum Glück hatte sie stets wenig Gepäck. Reisetasche und Laptop, daher fiel es ihr leichter, sich durch den engen Gang der Waggons zu schlängeln, bis sie ihr Abteil in der ersten Klasse erreicht hatte. Wie schon bei ihrer letzten Fahrt hatte sie auch heute diesen Bereich nicht für sich allein. Eine Frau in ihrem Alter, also Mitte dreißig oder Anfang vierzig saß am Fenster und betrachtete das Treiben auf dem Bahnsteig. Ein kurzes »Hallo«, ohne genauer hinzusehen, und der Zug setzte sich auch schon in Bewegung.
Aber dann drehte sich die andere zu ihr hin. »Entschuldigung, haben wir uns nicht neulich schon in diesem Zug getroffen?«
Jetzt erkannte auch Chris die Fremde: kurze blonde Haare, lässige Jeans und weißes Shirt. Tatsächlich, bei ihrer letzten Fahrt von Frankfurt nach Hamburg hatte sie mit ihr ebenfalls das Abteil geteilt.
»Na, das ist ja ein Zufall!«, sagte Chris. »Müssen Sie auch immer zwischen Frankfurt und Hamburg pendeln?«
»Also, ich muss es nicht. Aber wenn ich Zeit habe, dann statte ich Frankfurt gern mal einen Besuch ab.«
»Aha«, kam es ein wenig erstaunt von Chris. »Einfach nur so, um die Stadt anzusehen?«
»Nein, nein«, antwortete die andere lächelnd. »Frankfurt hat zwar ein gewisses Flair, aber ich besuche meist das hessische Umland.«
»Dann haben Sie Bekannte oder Freunde hier?«
»Nein, das nicht. Es ist wegen des einen oder anderen Events.«
»Kultur, gute Idee! Dafür habe ich leider keine Zeit.«
»Sie sind geschäftlich unterwegs, richtig?«
Chris lächelte. »Sieht man mir das so deutlich an?«
»Na ja, wenig Gepäck und PC«, meinte die Fremde grinsend. »Übrigens, ich heiße Elena.«
»Chris«, stellte sie sich vor. »Aber es stimmt. Ich muss nicht an jedem Wochenende nach Frankfurt, aber doch immer wieder mal. Meeting! Ich bin in der Filmbranche tätig, und da möchte man die Leute schon persönlich kennenlernen.«
»Filmbranche, ist ja interessant. Was für Filme sind das denn so?«
»Alles Mögliche. Bei den Meetings geht es erst einmal um die Charaktere aus den Drehbüchern und eine erste Zuordnung der Mimen. Konkret wird es erst in den Studios in Hamburg oder München.«
»Und Frankfurt liegt in der Mitte, daher dort die Meetings?«
»So ist es.«
»Hm. Ein interessanter Job!«
»Geht so. Ich muss mir viel dummes Gelaber anhören. Meist kommen nur wenige Einladungen zu intensiveren Gesprächen zustande.«
Elena schmunzelte. »So hat jeder Job seine Vor- und Nachteile«, konstatierte sie.
Der Servicewagen kam vorbei; die erste Klasse wurde wohl zuerst bedient. Elena wählte ein Bier und Salzgebäck, Chris entschied sich für ein Fläschchen Rotwein. Sie musste zwar nachher noch fahren, aber bis Hamburg würde der Promillespiegel wohl wieder gesunken sein.
Es entstand eine längere Pause, in der die beiden ihren Gedanken nachhingen. Elena holte ein Buch heraus und Chris vertiefte sich in ihren PC, um die Eindrücke des Meetings aus frischem Gedächtnis festzuhalten.
Während des Halts in Fulda, Göttingen und Hannover kamen wieder kurze Gespräche auf, in denen die Frauen hauptsächlich das Verhalten der anderen Fahrgäste kommentierten, aber dann versiegte die Unterhaltung wieder.
Der ICE hatte Hamburg schon fast erreicht, als Chris dann doch noch wissen wollte, welche kulturellen Events denn so faszinierend waren, dass Elena dafür des Öfteren die stundenlange Reise auf sich nahm.
Die grinste. »Ach, das sind so verschiedene Dinge. Burgen, kulinarische Genüsse wie Apfelwein oder Handkäs mit Musik, und einer dieser ländlichen Gutshöfe hat es mir besonders angetan, den suche ich jedes Mal auf.«
»Aha! Und was ist da so besonders dran?«
Elena schmunzelte vielsagend, sagte aber nichts, und Chris verstand, dass sie da nicht drüber reden wollte. Sie lächelte die andere verständnisvoll an. Bei dem Gut handelte es sich wahrscheinlich um einen Ort, an dem Elena eine amouröse Affäre auslebte.
Der Zug überquerte die Elbbrücken und fuhr dann in den Hauptbahnhof ein. Elena hatte ihr Ziel erreicht, Chris hatte den Wagen in Altona geparkt und blieb noch sitzen. Bevor Elena das Abteil verließ, schrieb sie noch etwas auf einen Zettel und reichte ihn Chris im Hinausgehen: »Versuchs mal, es wird dir gefallen!«, kommentierte sie lachend und weg war sie.
Kritisch sah Chris ihr nach. Mit dem plötzlichen »du« hatte sie kein Problem, trotzdem kam es überraschend. Sie entfaltete den Zettel. Eine Internetadresse und ein Kennwort waren darauf notiert.
Zehn Minuten Zeit hatte sie noch. Sie öffnete den Laptop und gab die Adresse ein. Auf dem Bildschirm erschien das Foto einer weitläufigen Domäne, wie sie in Hessen öfter zu finden war: Herrenhaus, größere und kleinere Wirtschaftsgebäude, Katen und andere Bauten. Eine Allee aus großen Bäumen schien die Zuwegung zu bilden.
Aha. Das Menü gab nicht viel her: Anfahrt, Etikette und Impressum, sonst nichts. Im Letzteren offenbarten sich die üblichen Informationen über eine anonyme GmbH mit Sitz in Frankfurt. Die Etikette dagegen war ein längerer Text:
Liebe potenzielle Gäste!
Bitte entschuldigen Sie, dass Sie uns nicht über eine Suchmaschine gefunden haben. Diskretion ist uns ein hohes Gut. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie die Adresse und Erreichbarkeit unserer Domäne nur über Empfehlung unserer Kunden erfahren können. Falls Sie eine Empfehlung erhalten haben, klicken Sie bitte auf den Button »Anfahrt«. Dort geben Sie in die entsprechenden Felder Ihren Namen, Ihre E-Mail-Adresse und das Ihnen zur Verfügung gestellte Passwort ein. Wir benötigen einige Tage zur Bearbeitung. Im Falle der Zustimmung zu Ihrem Besuch erhalten Sie in Kürze unsere örtlichen Daten sowie ihr persönliches Passwort. Alle Daten werden unter strengsten Sicherheitsbedingungen bearbeitet. Jegliche Kommunikation erfolgt ausschließlich über Ihr Passwort; die dazugehörenden persönlichen Daten sind selbst für unsere engsten Mitarbeiter nicht abrufbar.
Unser kostenpflichtiges Angebot besteht aus einer Vielzahl angenehmer Vergnüglichkeiten, bei denen Sie selbst entscheiden, inwieweit Sie sich weiterer Kommunikation öffnen oder lieber allein genießen möchten. In jedem Fall bleibt Ihre Anonymität gewahrt.
Bitte geben Sie Ihr Passwort nur an andere Personen weiter, wenn Ihnen entsprechende Person ehrenwert und integer erscheint. Jeglicher Missbrauch wird mit sofortiger Sperrung Ihres Accounts geahndet.
Es versteht sich von selbst, dass Sie während des Aufenthaltes auf unserer Domäne die Regeln des gesitteten und toleranten Miteinanders einhalten müssen. Jegliches Zuwiderhandeln wird sofort unterbunden und gegebenenfalls auch strafrechtlich verfolgt. Letzteres würde die Aufhebung Ihrer Anonymität bedeuten.
Außerdem müssen Sie ein aktuelles Gesundheitszeugnis vorweisen, in dem besondere Sorgfalt auf Erkrankungen zu legen ist, die bei Intimkontakten übertragbar sein könnten.
Aha, ein Edelpuff. Offensichtlich auch für Frauen. Oder nur für Frauen?
Chris musste schmunzeln. Das war es also, was Elena immer wieder nach Hessen trieb: anonymer Sex in wahrscheinlich allen Variationen. Und warum hatte sie ihr dieses Etablissement empfohlen? Sah sie so aus, als ob sie es nötig hätte? Aber Elena sah auch nicht so aus, als könnte sie sich nicht anderweitig erotisch vergnügen; sie war eine attraktive Frau und konnte sich wahrscheinlich die Männer aussuchen.
Möglicherweise hatte es mit dieser Domäne aber auch irgendwas Besonderes auf sich. Wenn es nur um Sex ginge, könnte Elena ja auch in Hamburg einen Gigolo aufsuchen. Stand sie vielleicht auf besondere Spielchen? Aber Chris konnte sich nicht vorstellen, dass man, egal welche Bedürfnisse da vorlagen, in Hamburg nicht fündig werden konnte.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der ICE in Altona einlief. Im Parkhaus bestieg sie ihren Mini und fuhr durch die nächtliche Stadt nach Hause im nahen Schleswig-Holstein.
Kapitel 2
Carlo, ihr Mann, saß noch am Schreibtisch und arbeitete; er hatte auf sie gewartet. Gemeinsam gönnten sie sich noch einen Rotwein, um dann ins Bett zu gehen. Zärtlich kuschelte Chris sich an ihn; sie schliefen immer nackt, und sie genoss es, seine Haut auf ihrer zu spüren.
Noch einmal zogen die Bilder der Domäne an ihrem inneren Auge vorbei und vermischten sich mit erotischen Fantasien dessen, was Elena dort erlebt haben mochte. Chris drückte sich noch fester an Carlo, sie legte das Bein über seine Hüfte, um ihn auch zwischen ihren Schenkeln zu spüren, und so dämmerte sie hinüber in einen erholsamen Schlaf, der durch feuchte Träume versüßt wurde.
Kapitel 3
In der folgenden Woche verbrachte Chris viel Zeit im Büro des Studios. Langweiliger Schreibkram wartete dort auf sie, aber das musste ja auch erledigt werden. Jedoch, sie konnte es nicht verhindern, zwischendurch schweiften ihre Gedanken immer wieder ab zu Elena und dieser ominösen Domäne. Vielleicht sollte sie versuchen, Elena ausfindig zu machen, um sie genauer über das Objekt befragen zu können.
Aber diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder. Wie sollte das gehen? Sie wusste nichts von der Frau, und vielleicht hieß sie nicht einmal Elena. Oder war sie eine der Damen, die sich dort ein lukratives Zubrot verdienten? Eher nicht. Dann wäre ihr Tipp ja eine Aufforderung, es ihr gleichzutun. Nein, es musste irgendwas mit erotischen Vergnügungen zu tun haben, die Elena dort genoss. Und die Weitergabe ihres Passwortes war schlicht eine nette Geste unter Frauen. Ja, so war es wahrscheinlich!
Sollte sie sich um diesen Tipp mal genauer kümmern? Offensichtlich hatte Elena sie als eine Frau eingeschätzt, der es dort gefallen könnte.
Chris lehnte sich zurück in ihrem Sessel und betrachtete den Bildschirm.
Es handelte sich um eine Domäne, ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen. Ob das ein Hinweis war? Sex mit Kühen? Chris musste lachen. Nein, der Gedanke war absurd.
Sie beugte sich vor und gab die http-Adresse ein. Das Bild des Anwesens erschien wieder auf dem Bildschirm. Ein großzügiges Ensemble, weiträumige Grünanlagen drum herum, alles gut in Schuss. Das Hauptgebäude war zweigeschossig aus felsigen Steinen errichtet, eine kleine Freitreppe führte zum Portal. Die Nebengebäude waren mit dem Hauptgebäude mit pergolaartigen Laubengängen verbunden, wahrscheinlich blickdicht, damit von außen niemand beobachten konnte, wer dort lustwandelte.
Hm. Also, es nutzte nichts – wenn sie Genaueres wissen wollte, musste sie sich korrekt anmelden. Ohne es richtig entschieden zu haben, klickte sie den Button »Anfahrt« an. Die im Text beschriebenen Felder öffneten sich. Jetzt also ihre E-Mail-Adresse ...
Sie sollte wohl eine neue Mailadresse nur für die Kommunikation mit dieser Domäne wählen.
Äh – hatte sie denn vor, intensiver mit dieser Einrichtung zu kommunizieren? Deren Angebote gar wahrzunehmen?
Nein, natürlich nicht. Trotzdem war es besser, eine neue Mailadresse zu wählen, sonst könnte jemand ja auf den Gedanken kommen, sie würde das Angebot doch nutzen. Dabei wollte sie doch nur mal wissen, um was es sich da handelte.
Über ihr Smartphone richtete sie die neue E-Mail-Adresse ein. Überhaupt: Sie sollte die ganze Kommunikation mit der Domäne über ihr Smartphone laufen lassen, das war durch ihren Fingerabdruck geschützt und für niemanden sonst zugänglich, auch nicht für Carlo.
Wieder lehnte sie sich zurück. Wollte sie vor Carlo etwas verheimlichen?
Nein, es war ja nur Neugierde. Auf keinen Fall würde sie ein Angebot der Domäne nutzen, egal, wie das lauten sollte. Aber das wusste Carlo ja nicht, und er sollte auf keinen Fall unnötigerweise einen Verdacht aufbauen.
Gut. Chris gab die neue Mailadresse und Elenas Passwort ein, es dauerte einen kurzen Moment, dann bedankte sich der Bildschirm für ihr Interesse und kündigte schnellstmögliche Bearbeitung an. Man würde sich über die angegebene Adresse melden.
Kapitel 4
Als sie am nächsten Morgen vor dem Büro aus ihrem Mini stieg, checkte sie kurz die Mails. Tat sie jeden Morgen vor Arbeitsbeginn, sowohl auf dem Smartphone wie auch auf dem Firmen-PC. Aber immer erst im Büro, niemals auf dem Weg dahin. Aber was war schon dabei, wenn sie diese Gewohnheiten änderte.
Von der Domäne war noch nichts gekommen.
Ja, schon gut. So brennend interessiert mich das nun auch nicht.
Am Abend war immer noch nichts da und am darauffolgenden Abend auch nicht. Dann eben nicht! Sie würde nach dem kommenden Meeting am Wochenende wieder den früheren ICE nehmen, dann wäre sie auch eher zu Hause.
»Hallo, Lena«, rief sie das Sekretariat an. »Am kommenden Sonntag kannst du mir wieder den Zug am frühen Nachmittag buchen, klar?«
»Würde ich ja tun«, kam es zurück, »aber am kommenden Wochenende hast du kein Meeting in Frankfurt.«
»Äh – was?«
»Du hast frei am Wochenende, freust du dich denn nicht?«
»Doch, doch, schon. – Na klar freu ich mich. – Ja, bis später dann.«
Kein Frankfurt am Wochenende. Was war los mit ihr? War sie jetzt etwa enttäuscht? Nein, nein, das nicht. Klar freute sie sich über ein freies Wochenende. Nur – interessant wäre das mit der Domäne ja schon gewesen. Ihre Neugierde war geweckt, sonst nichts. Na, und die konnte sie auch an einem anderen Wochenende befriedigen.
Noch ein kurzer Blick auf das Smartphone: eine Mail von 3z57hcfr53 war eingetroffen. Ihr Herz wollte einen Sprung machen, aber ihr Gewissen verbot es. Hastig setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und öffnete die Mail.
Sehr geehrte/r 3z57hcfr53. Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Einrichtung. Falls Sie sich hier ein wenig vergnügen wollen, beachten Sie bitte die im Anhang aufgeführten Regeln und Bedingungen. Dann melden Sie sich mit dieser Mailadresse und teilen uns mit, wann und wo unser Chauffeur Sie abholen soll. Akzeptiert wird nur das Frankfurter Stadtgebiet. Nach dem Erreichen unserer Domäne werden Sie mithilfe einer elektronischen Infotafel eingewiesen. Sollten Ihnen Zweifel kommen, wird unser Chauffeur Sie wieder nach Frankfurt bringen. Sollten Sie einverstanden sein, möchten wir Sie um einen Obolus von 400 Euro bitten, den Sie bitte dem Geldautomaten anvertrauen. Anschließend stehen Ihnen alle Möglichkeiten unserer Einrichtung für zehn Stunden zur Verfügung.
Bitte entschuldigen Sie diese unpersönliche Vorgehensweise, aber die ist notwendig, um Ihre Anonymität zu wahren.
Die Domäne hatte sie akzeptiert! Tief atmete Chris durch und lehnte sich zurück, das musste sie erst einmal verarbeiten. Sie musste sich nur melden, wurde abgeholt und – ja, und dann?
Vierhundert Euro war natürlich viel Geld. Aber sie konnte ja immer noch ablehnen.
Ja, das war doch eine Idee: Sie würde sich das alles ansehen, die Einweisung lesen, und dann konnte sie sich wahrscheinlich ein gutes Bild darüber machen, um was für eine Einrichtung es sich da handelte. Das Geld musste sie ja nicht bezahlen. – Nein, das würde sie auf keinen Fall tun.
Und wenn das alles eine Falle war? Wenn diese Domäne Frauen rekrutierte? Für Prostitution oder Splatterfilme? Die Kosten von vierhundert Euro wären dann allerdings ein schlechter Lockvogel. Oder ein besonders intelligenter, damit kein Verdacht geschöpft wurde?
Hm. Sie würde ihr Phone mitnehmen, das konnte geortet werden. Sie musste mal mit Felina reden, die war doch so was wie eine Hackerin. Die konnte doch bestimmt ihr Phone verfolgen und wenn sie sich innerhalb einer halben Stunde nach Erreichen des Zieles nicht wieder meldete, die Polizei alarmieren.
Aber damit war klar, dass sie das Angebot der Domäne nicht wahrnehmen würde. Na, das wollte sie ja sowieso nicht. Und wenn sie es sich anders überlegen sollte, was ja kaum möglich war, könnte sie Felina ja anrufen.
Derartige Gedanken machten sich andere Frauen doch bestimmt auch, was bedeutete, dass diese Einrichtung längst aufgeflogen wäre, wenn dort Gefahren lauerten. Elena war schließlich auch nichts passiert, im Gegenteil, sie schien recht angetan von der Domäne. Die Kosten schreckten arme Puschelchen ab, die sich vielleicht gegen Geld verkaufen wollten und in diese Falle liefen. Es wurden eher Mittelstand und wohlhabende Frauen angesprochen, und die hatten viele Möglichkeiten, sich abzusichern. Auch zum Beispiel dadurch, dass ein paar Bekannte dem Chauffeur folgten und der Frau Hilfe leisten konnten, wenn es gefährlich wurde. Nein, unter diesen Voraussetzungen wäre es eine schlecht organisierte Falle.
Sie musste es versuchen!
Kapitel 5
Felina sah Chris skeptisch an, als die ihr erzählte, dass sie in Frankfurt einen obskuren Kandidaten für eine Filmrolle treffen wolle. Aber sie war einverstanden, die Überwachung zu übernehmen.
Das nächste Meeting war erst eine Woche später. Chris ließ Lena wieder den späteren Zug buchen. Bis dahin kroch die Zeit quälend langsam dahin. Was war los mit ihr? Sie konnte sich auf nichts richtig konzentrieren. Immer wieder hatte sie das Gefühl auf rohen Eiern zu gehen, und ihr Inneres wollte anfangen zu beben, wenn sie nur an die Domäne dachte. Sie musste sich zusammenreißen! Warum reagierte ihr Körper derart emotional? Sie wollte doch nur ganz sachliche Informationen einholen, sonst nichts.
Aber je näher das Wochenende kam, umso fahriger wurde sie in ihren Gedanken und Handlungen. Carlo war das nicht entgangen, und sie erklärte es mit dem Stress in der Firma. Er schlug vor, dass sie mal eine Woche ausspannen sollten, täte ihm auch mal ganz gut, nur sie beide allein in einer Berghütte in den Alpen. Chris musste lachen bei diesem Vorschlag, umarmte ihn und stimmte zu: sobald sich der Stress gelegt habe.
Kapitel 6
Am Freitagmittag saß Chris im Zug nach Frankfurt. Sie war allein im Abteil, hatte ihren Laptop aufgeklappt und versuchte sich, auf das kommende Meeting zu konzentrieren. Bei der Vorstellung, was sie dort erleben würde, verschlechterte sich ihre Laune zunehmend. Viel heiße Luft und dummes Gelaber! Sonntags am späten Vormittag sollte es nach einem gemeinsamen Lunch beendet sein.
Chris gab die Adresse 3z57hcfr53 in ihr Phone ein: »Möchte am Sonntag 12:00 Uhr am Bahnhofshotel abgeholt werden«, schrieb sie. »Warte im Foyer.«
»Gehen Sie vor das Hotel«, antwortet das Phone umgehend. »Der Wagen hat die Nummer F-GH-1258. Steigen Sie im Fond ein. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.«
Chris atmete tief durch, ihr Herz raste, nun gab es kein Zurück mehr!
Doch, gab es natürlich. Niemand zwang sie, in den Wagen einzusteigen.
An weitere Vorbereitungen auf das Meeting war nicht zu denken. Ununterbrochen kreisten ihre Gedanken um das, was sie am Sonntag erwarten würde. Immer wieder kamen ihr Bedenken, ein Hauch von Angst, der die Faszination am unbekannten Erleben nur noch steigerte. Dann wieder klare Momente, in denen sie sich sicher war, den Termin nicht wahrzunehmen.
Sollte sie Felina anrufen? Nein, warum? Mit ihr hatte sie alles besprochen: Sie würde sie anrufen, wenn sie in den Wagen stieg. Wenn das Phone sich nicht mehr bewegte, hatte sie ihr Ziel erreicht. Dann hatte sie dreißig Minuten, bis sie sich wieder melden musste. Wo war das Problem? Mit sich zufrieden und einigermaßen beruhigt orderte sie beim Service einen Kaffee mit Croissant und Butter.
Erst als sie draußen die hessischen Dörfer vorbeiziehen sah, kehrte die innere Unruhe zurück. Du gehst zu einem Meeting und danach erkundest du das hessischeBergland, versuchte sie, sich zu beruhigen. Aber derartige Gedanken waren purer Selbstbetrug, das war ihr klar. Es ging nicht um das hessische Bergland, es ging um Sex.
Nein, ging es nicht. Sie wollte doch nur mal sehen, was das für eine Einrichtung war, diese Domäne. Da war doch nichts Verwerfliches dran. Und wieder in Hamburg würde sie amüsiert Carlo davon berichten. Ja, genau so würde es ablaufen.
Gedankenverloren kaute sie auf dem trockenen Teig des Croissants herum und schaute auf die vorbeiziehende Landschaft. Nein, kein fremder Sex, das war ihr nun klar.
Kapitel 7
In Frankfurt angekommen verließ sie das Bahnhofsgebäude, um rüber zum Hotel zu gehen. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie die Autonummern scannte. Vielleicht war der Chauffeur schon da, um andere Frauen abzuholen. War er nicht. Und es war ja auch völlig egal.
Im Zimmer machte sie sich frisch, um sich dann zum Abendessen mit den anderen Teilnehmern des Meetings zu begeben. Die Ablenkung tat gut, man kannte sich. Erste Details der morgigen Besprechungen wurden angerissen, es gab Wein und Digestiv, und gegen Mitternacht löste sich die Gesellschaft langsam auf. Das natürlich nicht ohne den einen oder anderen Versuch der anwesenden Herren, Chris oder eine der anderen Teilnehmerinnen zu einer gemeinsamen Nacht zu überreden. Wie immer erfolglos, soweit Chris das beobachten konnte.
Der folgende Samstag war trocken und anstrengend. Was hier besprochen wurde, hätte problemlos in einer Videokonferenz erledigt werden können. Aber die Damen und Herren sollten ja den persönlichen Kontakt pflegen, und Chris konnte sich des Verdachtes nicht erwehren, dass damit auch ab und zu ein Techtelmechtel anvisiert werden sollte. Nicht mit ihr! Sie war noch nie fremdgegangen, seit sie mit Carlo zusammen war, immerhin schon fast zehn Jahre, und das sollte auch so bleiben.
Sie konnte nicht einschlafen. Es war nicht das nervige Meeting, das sie hinderte, sondern der morgige Tag. Um zwölf wird der Wagen der Domäne vorfahren! Chris stand wieder auf und plünderte die Minibar in der Hoffnung, dass sie nun im Reich der Träume versinken möge. Aber es wurden doch die frühen Morgenstunden, die sie endlich in einen unruhigen Schlaf sinken ließen.
Kapitel 8
Der Wecker riss sie aus ihren Träumen, nass geschwitzt setzte sie sich aufrecht ins Bett. Also ab unter die Dusche, das würde ihr guttun. Und was sollte sie anziehen? Legere Kleidung natürlich, wie immer bei diesen Meetings.
Beim Lunch bekam sie kaum einen Bissen runter, an der Unterhaltung konnte sie sich nur marginal beteiligen, in Gedanken sah sie sich vor dem Wagen mit der Nummer F-GH-1258 stehen.
Endlich wurde das Treffen aufgelöst. Küsschen hier und da, Umarmung, wie es in der Branche üblich war, und dann war Chris allein in ihrem Zimmer. Fünf Minuten der Besinnung gönnte sie sich, dann begann so etwas wie eine Auszeit auf dem Strang ihres Daseins. Sie ging konzentriert vor. Sie entkleidete sich, duschte noch einmal, cremte sich ein und legte die Kleidungsstücke an, die sie auf früheren Reisen nach Frankfurt nicht mitgenommen hatte: ein Spitzenhöschen, dazu passender BH, kurzer schwarzer Rock und eine weiße Bluse, deren oberen Knöpfe offen blieben.
Sie ließ jetzt keine Gedanken zu, warum sie diese Kleidung eingepackt hatte. Sie hatte diese Gedanken auch nicht zugelassen, als sie ihre Reisetasche zu Hause gepackt hatte, sie hatte diese Stücke einfach hineingelegt.
Dann ging sie nach unten, sie nahm die Treppe, nicht den Fahrstuhl. Sie durchquerte das Foyer und trat nach draußen auf die Straße. Direkt vor der Tür wartete eine schwarze Limousine mit verdunkelten Scheiben: F-GH-1258.
Hastig suchte sie ihr Phone aus der Tasche und wählte die Nummer von Felina: »Das Taxi ist da, ich steige jetzt ein.«
»Überleg es dir noch mal …«, warnte Felina am anderen Ende, aber Chris beendete das Gespräch. Einen Moment zögerte sie, noch konnte sie zurück. Dann öffnete sie mit entschlossener Geste die Tür des Fonds und nahm auf dem hinteren Sitz Platz. Die Scheibe zum Chauffeur war tief verdunkelt, sie konnte die Person nur schemenhaft erkennen, vermutlich war es ein Mann. Nun gut, so blieb auch ihre Anonymität gewahrt.
Kaum hatte Chris sich gesetzt, startete der Motor und der Wagen setzte sich in Bewegung. Die Häuserschluchten der Stadt zogen an ihren Blicken vorüber, aber, so sehr sie sich auch bemühte, den Weg in Erinnerung zu behalten, sie konnte keine markanten Gebäude oder Straßenpunkte erkennen. Nach kurzer Zeit hatten sie die Autobahn erreicht; Chris konnte nicht einmal sagen, in welche Himmelsrichtung es ging.
Es mochten fünfzehn Minuten vergangen sein, da verließ der Wagen die Schnellstraße. Es ging weiter über kleinere Routen durch das hessische Bergland, und schließlich vernahm sie das Knirschen der Reifen auf einer Schotterpiste. Rechts und links war der Weg gesäumt von alten Bäumen: Die Allee, deren Ende sie auf dem Bild der Domäne gesehen hatte.
Vor dem Haupthaus aus Felsstein hielt der Wagen an. Über die Gegensprechanlage vernahm sie die Stimme des Chauffeurs, es war tatsächlich ein Mann: »Liebe 3z57hcfr53. Sie besuchen heute das erste Mal unsere Domäne. Bitte verlassen Sie jetzt den Wagen, steigen die Freitreppe hinauf und begeben sich durch das Portal in den Innenraum des Hauses. Auf einer Tafel werden Ihnen die weiteren Vorgehensweisen erläutert. Sollten Sie dem zustimmen, folgen Sie den weiteren Anweisungen. Sollten Sie Bedenken haben, kommen Sie einfach wieder zurück; ich werde dreißig Minuten hier warten und Sie gegebenenfalls zurück nach Frankfurt bringen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
Ein Knacken signalisierte das Ende der Einweisung. Chris versuchte noch mit ihren Blicken die Trennscheibe zu durchdringen, um das Gesicht des Mannes zu erkennen, erfolglos. Also stieg sie aus und begab sich langsamen Schrittes zur besagten Treppe. Noch einmal blickte sie zurück zur Limousine. Auch von außen war die Person im Inneren nicht zu erkennen.
Nun gut, auf in den Kampf! Am Portal angekommen öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Chris trat ein und fand sich in einem dielenartigen Raum wieder. Ein ansprechendes Ambiente empfing sie, es war viel Holz und Naturstein verarbeitet worden, dazu viel pflanzliches Grün; alles war perfekt aufeinander abgestimmt.
An der linken Wand befand sich eine elektronische Tafel mit Touchscreen-Funktion. Daneben waren eine quadratische Öffnung und eine kleinere runde; es erinnerte an Pfandabgabestelle für Getränkekisten und Flaschen. Auf der anderen Seite waren zwei Scanner – einer, wie er auf Flughäfen zur Passkontrolle und Gesichtserkennung zu finden war, der andere eher so wie in einem normalen Büro.