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Im Innern der Kapelle auf dem Abtsberg, gegenüber von Müllrose, lebt der Mönch Ambrosius Kiefer, ein Eremit von großer Weisheit. In einer Zeit voller Kriege, Armut und Seuchen ist er ein Lichtblick für die Menschen. Seine Einsamkeit ist von einer tiefen Verbindung zu göttlichen Sphären geprägt, die ihm Visionen biblischer Figuren offenbaren. Diese Begegnungen sind für ihn nicht bloße Träume, sondern Aufträge, das leidende Volk vor drohen-dem Unheil zu warnen. Ambrosius schöpft aus den Geheimnissen apokrypher Apokalypsen, um drängende Botschaften und Aufrufe zur Umkehr zu verkünden. Seine Worte sind sowohl scharf wie ein Schwert als auch tröstend wie ein sanfter Wind. Während der Pest bemüht er sich, den Menschen Hoffnung und Zuversicht zu bringen und sie in ihrem Glauben zu bestärken. Seine Loyalität gegenüber dem Himmel und seine Hingabe an die Menschheit machen ihn zu einem außergewöhnlichen Protagonisten. Diese Erzählung von Glauben, Mut und der Suche nach Gerechtigkeit lädt den Leser ein, über die Herausforderungen seiner eigenen Zeit nachzudenken. Die zeitlosen Wahrheiten des Eremiten Ambrosius Kiefer inspirieren dazu, den Glauben inmitten der Stürme des Lebens zu bewahren. Entdecken Sie das Leben und die Visionen dieses bemerkenswerten Mannes und lernen Sie gleichzeitig 19 apokryphe Offenbarungen kennen.
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Seitenzahl: 337
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gewidmet:
Meiner Frau Heidi
Kap. I Gerüchte in Müllrose
Kap. II Die Offenbarung des Adam
Kap. III Die Offenbarungen des Henoch
Kap. IV Die Offenbarung des Abraham
Kap. V Die Offenbarung des Moses
Kap. VI Die Offenbarung des Elias
Kap. VII Die Himmelfahrt des Jesaja
Kap. VIII Die Baruch-Apokalypse
Kap. IX Testament des Levi
Kap. X Die Apokalypse des Zephanja
Kap. XI Die Daniel-Apokalypse
Kap. XII Die Apokalypse des Esra
Kap. XIII Die erste Offenbarung des Petrus
Kap. XIV Apokalypse der Maria
Kap. XV Apokalypse des Jakobus
Kap. XVI Die zweite Apokalypse des Petrus
Kap. XVII Die Entrückung des Paulus
Kap, XVIII Das Apokryphon des Johannes
Kap. XIX Die Thomas-Apokalypse
Im Innern der ehrwürdigen Mauern der Kapelle auf dem Abtsberg, der Stadt Müllrose gegenüber, hoch über dem glitzernden Wasser des Müllroser Sees, lebt der Mönch Ambrosius Kiefer – ein Eremit von ungewöhnlicher Tiefe und Einsicht. In einer Zeit, in der der Glaube oft auf die Probe gestellt wird und die Menschheit von Kriegen, Armut und Seuchen gezeichnet ist, ist Ambrosius ein Lichtblick in der Dunkelheit. Seine Einsamkeit ist nicht von Verzweiflung geprägt, sondern von einer tiefen Verbindung zu den himmlischen Sphären, die ihn mit Visionen biblischer Gestalten beschenkt. Diese Begegnungen sind nicht nur flüchtige Träume, sondern Aufträge, die ihn zu einem Wächter des Glaubens und der Gerechtigkeit machen.
In diesem Roman begleiten wir Ambrosius auf seiner außergewöhnlichen Reise. Aus den tiefsten Geheimnissen der apokryphen Apokalypsen schöpft er Weisheit und Inspiration, um das leidende Volk von Müllrose vor dem drohenden Unheil zu warnen. Diese Visionen sind geprägt von drängenden Botschaften und unmissverständlichen Aufrufen zur Umkehr – nicht nur vor dem Unglauben, der wie ein Schatten über den Seelen schwebt, sondern auch vor der Ruchlosigkeit der Herrscher, die sich am Leid der Menschen bereichern und die Welt ins Chaos stürzen.
Ambrosius’ Worte sind sowohl scharf wie ein zweischneidiges Schwert als auch tröstend wie ein sanfter Windhauch. In Zeiten der Pest bringt er Hoffnung und Zuversicht, ermutigt die Menschen, in ihrem Glauben festzuhalten und die Liebe untereinander zu bewahren. Seine Loyalität gegenüber dem Himmel und seine Hingabe an die Menschheit zeichnen ihn als einen außergewöhnlichen Protagonisten, dessen Stimme auch heute noch widerhallt.
In diesen Seiten entfaltet sich eine Erzählung von Glauben, Mut und der unermüdlichen Suche nach Gerechtigkeit. Möge der Leser, während er in die Welt des 17. Jahrhunderts eintaucht, inspiriert werden, über die Herausforderungen seiner eigenen Zeit nachzudenken und die Botschaften des Eremiten Ambrosius in seinem Herzen zu tragen. Denn die Wahrheiten, die er verkündet, sind zeitlos und finden in jedem Zeitalter einen Widerhall.
So lade ich Sie ein, das Leben und die Visionen des Mönchs Ambrosius Kiefer zu entdecken – ein Eremit, dessen Botschaften über Raum und Zeit hinausstrahlen und uns lehren, den Glauben inmitten der Stürme des Lebens zu bewahren.
Lernen Sie ganz nebenbei 19 apokryphe (außerhalb der Bibel) stehende bekannte Offenbarungen kennen. Johannes Simang
Die Rückkehr des Eremiten
Der Herbst war in vollem Gange, und die Blätter der alten Bäume am Müllroser See verwandelten sich in ein leuchtendes Farbenspiel aus Gold und Rot. Die kleine Gemeinde war in Aufregung, da Gerüchte über die Rückkehr des Mönchs Ambrosius die Runde machten. Vor mehr als 25 Jahren war er auf dem Friedhof hinter dem Pfarrhaus beerdigt worden, doch nun, so sagten die Leute, lebte er wieder in der Kapelle auf dem Abtsberg und betete als Eremit.
Die Älteren der Gemeinde erinnerten sich noch gut an Ambrosius, den katholischen Mönch, der sich für den ersten evangelischen Pfarrer Fabianus Brull eingesetzt hatte, als dieser gegen den Bischof von Lebus kämpfen musste. Die Geschichten von Ambrosius’ Mut und seiner Hingabe an Gott hatten sich in den Herzen der Menschen festgesetzt. Nun, wo die Gerüchte um seine Rückkehr die Runde machten, waren die Gemüter geteilt zwischen Skepsis und Hoffnung.
Winfred Dannewaldt, der amtierende Pfarrer, hatte von den Geschichten gehört, doch er war ein praktischer Mann, der an das Hier und Jetzt glaubte. „Es ist nur ein Gerücht“, sagte er zu seinen Kirchendienern. „Ein alter Mann, der sich an die Legenden klammert, um die Menschen zu unterhalten. Ambrosius ist tot, und das ist die Wahrheit.“
Doch sein Kirchendiener, Hannes, der einst erst Helfer des Bürgermeisters, dann selbst Bürgermeister gewesen war und Ambrosius in vielen Belangen unterstützt hatte, schüttelte den Kopf. „Du verstehst nicht, Winfred. Die Geschichten über Ambrosius sind mehr als nur Legenden. Ich habe die Himmelserscheinungen gesehen, die seine Beisetzung begleitet haben. Die Leute haben geflüstert, dass er nicht wirklich gestorben ist, sondern dass sein Geist die Erde verlässt, um in das Reich Gottes zu reisen.“
Hannes’ Augen funkelten, während er von den alten Zeiten erzählte. „Ich erinnere mich, wie er den Pfarrer Brull vor dem Bischof verteidigte. Er war ein Mann des Glaubens, und sein Herz schlug für die Menschen hier. Die Nacht, in der er beerdigt wurde, war anders. Ein Licht erhellte den Himmel, und die Sterne schienen heller zu leuchten. Die Leute sagten, es sei ein Zeichen gewesen.“
Die jüngeren Gemeindemitglieder hörten gebannt zu, während Hannes die Geschichten erzählte. Sie waren neugierig und gleichzeitig skeptisch. War es möglich, dass Ambrosius tatsächlich zurückgekehrt war? Einige begannen, sich auf den Weg zur Kapelle zu machen, um selbst nachzusehen.
Die Tage vergingen, und die Gerüchte wuchsen. Immer mehr Menschen wagten sich auf den Abtsberg, um nach dem Eremiten zu suchen. In der Kapelle war es still, und die Luft war erfüllt von einer geheimnisvollen Präsenz. Einige berichteten von einem Licht, das durch die Fenster schimmerte, während andere von sanften Stimmen sprachen, die im Wind zu hören waren.
Eines Abends, als die Dämmerung hereinbrach, versammelten sich die Bewohner von Müllrose vor der Kapelle. Hannes stand an der Spitze der Gruppe und sprach mit fester Stimme. „Wir müssen glauben, dass Ambrosius noch bei uns ist. Wenn er tatsächlich zurückgekehrt ist, dann ist es unsere Aufgabe, ihn zu unterstützen und ihm zu helfen, seine Botschaft zu verbreiten.“
Die Menschen nickten zustimmend, und ein Gefühl der Gemeinschaft breitete sich aus. Sie begannen, in die Kapelle einzutreten, und als sie den Raum betraten, fühlten sie eine warme, einladende Präsenz. In der Ecke saß ein Mann in einem einfachen Gewand, sein Gesicht war von einem sanften Licht umgeben. Es war Ambrosius.
„Kommt näher, meine Freunde“, sprach er mit einer Stimme, die wie das leise Rascheln der Blätter klang. „Ich bin nicht zurückgekehrt, um zu lehren oder zu führen, sondern um zu beten und mit euch zu sein. Die Geschichten, die ihr über mich erzählt, sind Teil meines Erbes, aber die wahre Botschaft liegt in euren Herzen.“
Die Menschen waren sprachlos. Hannes trat vor und fiel auf die Knie. „Ambrosius, wir haben so lange an deine Rückkehr geglaubt. Was sollen wir tun?“
„Betet und sucht die Wahrheit in eurem eigenen Herzen“, antwortete Ambrosius. „Die Dunkelheit mag euch umgeben, aber das Licht ist immer da, wenn ihr bereit seid, es zu empfangen. Ihr seid die Hüter des Glaubens, und es liegt an euch, die Botschaft der Hoffnung und der Liebe weiterzugeben.“
Winfred, der Pfarrer, trat ebenfalls vor. „Ich habe an den Geschichten gezweifelt, Ambrosius, doch nun sehe ich dich hier. Was können wir tun, um den Glauben in unserer Gemeinde zu stärken?“
„Seid einander Licht und Hoffnung“, sagte Ambrosius mit sanfter Überzeugung. „Lasst die Liebe Gottes in euren Herzen wohnen und teilt sie mit anderen. Die Menschen brauchen die Wahrheit, und ihr seid die Botschafter dieser Wahrheit.“
Die Versammlung war erfüllt von einem tiefen Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit. Die Zweifel, die zuvor in ihren Herzen geherrscht hatten, waren gewichen, und sie fühlten sich ermutigt, gemeinsam den Glauben zu stärken.
In den folgenden Wochen wurde die Kapelle am Abtsberg zu einem Ort der Versammlung und des Gebets. Ambrosius, der Eremit, lebte unter ihnen, und die Menschen kamen, um seine Weisheit zu hören. Hannes wurde zum Bindeglied zwischen den Generationen, und die Geschichten von Ambrosius und seiner Zeit wurden von Mund zu Mund weitergegeben.
Die Legende des Mönchs, der für den Glauben kämpfte, lebte fort, und die Gemeinde von Müllrose blühte auf. Sie erkannten, dass der Glaube, der in den Herzen der Menschen lebte, die Kraft hatte, selbst die tiefste Dunkelheit zu durchdringen.
Und so wurde Ambrosius nicht nur zu einem Teil der Geschichte, sondern auch zu einem lebendigen Zeugnis des Glaubens, das die Gemeinde über die Jahre hinweg begleiten sollte. Die Menschen hatten gelernt, dass die Wahrheit oft in den Geschichten verborgen liegt, die wir erzählen, und dass das Licht immer in den Herzen derer leuchtet, die bereit sind, es zu empfangen.
Der seltsame Gast auf dem Abtsberg
Es war ein kalter Herbstabend, als der Mönch Ambrosius Kiefer in der kleinen Kapelle auf dem Abtsberg am Müllroser See saß. Der Wind heulte um die Ecken des alten Steingebäudes, und die Flamme der einzigen Kerze, die auf dem Altar brannte, tanzte unruhig. Ambrosius war ein Eremit, der in der Einsamkeit lebte, um zu beten und zu meditieren. Doch an diesem Abend war seine Stille durchbrochen von einem unerwarteten Besuch.
Die Tür zur Kapelle öffnete sich langsam, und ein sanftes Licht strömte herein. Ein Mann trat ein, dessen Erscheinung sowohl majestätisch als auch vertraut war. Er trug ein einfaches, aber edles Gewand, und sein Blick war tief und weise. Ambrosius fühlte sofort eine seltsame Verbindung zu ihm, als ob er ihn schon lange kannte.
„Ich bin Seth, der Sohn Adams“, sagte der Mann mit einer Stimme, die wie Musik in Ambrosius’ Ohren klang. „Ich bin gekommen, um dir die Offenbarungen zu bringen, die mein Vater Adam einst an mich weitergab.“
Ambrosius’ Herz schlug schneller. „Seth? Der Seth, von dem in den alten Schriften gesprochen wird?“ fragte er ehrfürchtig. „Warum erscheinst du mir? Was kann ich, ein einfacher Mönch, von dir lernen?“
„Die Welt ist voller Dunkelheit und Verwirrung, Ambrosius“, antwortete Seth. „Die Weisheit, die mein Vater Adam empfangen hat, ist ein Licht, das den Weg erhellen kann. Du bist bereit, diese Botschaft zu hören.“
Ambrosius setzte sich auf die hölzerne Bank und sah Seth aufmerksam an. „Ich habe viele Fragen, Meister. Was geschah im Garten? Was ist der Sinn des Lebens? Und wie können wir die Dunkelheit überwinden?“
Seth lächelte sanft. „Die Antworten sind in der Geschichte der Menschheit verborgen. Lass mich dir erzählen, was einst geschah, als mein Vater Adam die Erkenntnis erlangte. Im Garten lebte er in Unschuld, bis die Versuchung kam. Der Sündenfall war nicht nur der Verlust der Unschuld, sondern auch der Beginn einer Suche nach Wahrheit und Wissen.“
Ambrosius hörte gebannt zu, während Seth die Ereignisse des Sündenfalls schilderte, die Scham, die Adam und Eva erfasste, und die schmerzliche Erkenntnis, dass sie nun in einer Welt lebten, die von Leiden und Unwissenheit geprägt war. „Doch aus dieser Dunkelheit erwuchs auch die Möglichkeit zur Erkenntnis“, fuhr Seth fort. „Mein Vater erhielt Wissen von drei himmlischen Wesen, die ihm die Geheimnisse des Universums offenbarten.“
„Wie kann ich diese Erkenntnis erlangen?“, fragte Ambrosius aufgeregt. „Indem du den Weg der Buße und der Selbsterkenntnis gehst. Du musst in die Dunkelheit deines eigenen Herzens blicken, um das Licht der Wahrheit zu finden“, antwortete Seth. „Die Welt wird durch den Demiurgen bedroht, der versucht, die Menschheit in die Irre zu führen. Aber das Licht wird immer einen Weg finden.“
Seth sprach weiter über die Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenübersah: die Sintflut, das Feuer, die Verfolgung der Gerechten. „Doch inmitten all dieser Prüfungen wird der Erleuchter kommen, um die Nachkommen Noahs zu retten. Er wird das Wissen bringen, das die Dunkelheit vertreibt.“
Ambrosius fühlte sich von Seths Worten ergriffen. „Wie kann ich helfen? Wie kann ich das Licht verbreiten?“
„Indem du das, was du gelernt hast, weitergibst. Schreibe auf, was ich dir offenbare, und teil es mit den Menschen. Sie sind hungrig nach Wahrheit und Licht“, sagte Seth und seine Augen funkelten vor Weisheit. „Dein Herz ist rein, und deine Absicht ist edel. Du bist ein Werkzeug des Wissens.“
Die Stunden vergingen, und Ambrosius hörte nicht auf, Fragen zu stellen und Antworten zu empfangen. Seth enthüllte die Geheimnisse der Schöpfung, die Bedeutung der Zahl vierzehn und die Rolle des Erleuchters in der Geschichte der Menschheit. Es war eine Offenbarung, die Ambrosius tief berührte.
Als die Nacht voranschritt, wusste Ambrosius, dass die Zeit des Abschieds gekommen war. „Wirst du wiederkommen?“, fragte er sehnsüchtig.
Seth lächelte sanft. „Ich werde immer bei dir sein, in deinem Herzen und in deinem Wissen. Du musst nur die Stille suchen und die Weisheit in dir selbst finden.“
Mit diesen Worten begann Seth zu verblassen, das Licht um ihn herum wurde heller und schließlich löste sich seine Gestalt in den Schatten der Kapelle auf. Ambrosius blieb allein, erfüllt von einer tiefen Dankbarkeit und dem Drang, die Offenbarungen zu bewahren und weiterzugeben.
In der folgenden Zeit schrieb er, was Seth ihm offenbart hatte. Seine Worte wurden zu einer Quelle der Inspiration für viele, die in der Dunkelheit lebten und nach Licht suchten. Ambrosius wusste, dass das Wissen, das er empfangen hatte, nicht nur für ihn bestimmt war, sondern für alle, die bereit waren, die Wahrheit zu empfangen.
So lebte die Botschaft des Seth weiter, und die Apokalypse des Adam wurde zu einem Licht, das die Dunkelheit erhellte und die Herzen der Menschen erweckte.
Kaum waren diese Worte gesprochen, empfand Ambrosius eine tiefe Müdigkeit. Er fühlte sich müde und allein.
Es war ein nebliger Morgen, als der Mönch Ambrosius im Schatten der alten Kapelle am Müllroser See saß und seine Gedanken um die Offenbarungen des Seth kreisten. Die Worte des mysteriösen Mannes, der ihm in der Nacht erschienen war, hatten eine tiefe Sehnsucht in ihm entfacht – eine Sehnsucht nach Wissen über die Vergangenheit und die Geheimnisse der Schöpfung.
Eines Nachmittags, als der Himmel von dichten Wolken verhangen war, saß Ambrosius wieder in der Kapelle und betete. Plötzlich spürte er eine vertraute Präsenz. Das Licht begann zu flimmern und Seth erschien erneut, wie ein sanftes Licht, das die Dunkelheit durchbrach.
„Ambrosius“, sprach Seth mit einer Stimme die klang, die wie der Wind, der durch die Bäume wehte, „ich bin gekommen, um dir von der Zeit vor der Sintflut zu erzählen. Diese Geschichte ist entscheidend für das Verständnis der Menschheit und ihrer Beziehung zu Gott.“
Ambrosius’ Herz pochte vor Aufregung. „Bitte, Seth, erzähle mir alles! Ich möchte wissen, was geschah, als die Menschen noch in der Unschuld lebten.“
Seth nickte und begann zu sprechen. „In jenen Tagen lebten die Menschen in Harmonie mit der Schöpfung. Adam und Eva, die ersten Menschen, waren die Hüter des Gartens Eden. Sie lebten in der Gegenwart Gottes und kannten nur Freude und Frieden. Doch die Versuchung kam, und mit ihr die Sünde. Der Sündenfall führte zu einer Kluft zwischen den Menschen und ihrem Schöpfer.“
„Was geschah danach?“, fragte Ambrosius gespannt.
„Nach dem Sündenfall wurden die Menschen von der Herrlichkeit Gottes getrennt“, fuhr Seth fort. „Adam und Eva wurden aus dem Garten vertrieben, und ihre Nachkommen lebten in einer Welt, die von Dunkelheit und Verwirrung geprägt war. Doch es gab immer noch Hoffnung, denn Gott gab den Menschen die Möglichkeit, zu ihm zurückzukehren.“
Seth erzählte von den Generationen, die nach Adam und Eva kamen. Von den Söhnen und Töchtern, die in einer Welt lebten, die von der Sünde und dem Tod geprägt war. Die Menschen begannen, sich von Gott abzuwenden, und die Erde wurde erfüllt mit Gewalt und Unrecht.
„Die Menschheit wuchs und verbreitete sich“, sagte Seth. „Aber ihre Herzen wurden hart, und sie vergaßen die Lehren ihrer Vorfahren. Die Menschen suchten nach Macht und Reichtum, und ihre Gedanken waren nur böse. Gott sah die Verderbnis der Menschheit und beschloss, die Erde zu reinigen.“
Ambrosius hörte gebannt zu, während Seth die Geschichte von Noah erzählte. „Noah war ein Gerechter in seinen Generationen, und Gott erwählte ihn, um die Menschheit und die Tiere zu retten. Er erhielt den Auftrag, eine Arche zu bauen, um die Überreste der Schöpfung zu bewahren. Noah predigte der Menschheit, warnte sie vor dem kommenden Gericht, aber sie hörten nicht auf ihn.“
„Und dann kam die Sintflut?“, fragte Ambrosius mit bebender Stimme.
„Ja“, bestätigte Seth. „Die Wasser stiegen und überfluteten die Erde. Nur Noah, seine Familie und die Tiere, die er in die Arche brachte, blieben verschont. Die Sintflut war sowohl ein Gericht als auch ein Neuanfang. Gott wollte die Erde reinigen und den Menschen eine zweite Chance geben.“
Ambrosius fühlte eine Mischung aus Trauer und Hoffnung. „Was geschah nach der Sintflut?“
„Nach der Flut gab Gott Noah einen Bund“, sagte Seth. „Er versprach, die Erde nie wieder durch Wasser zu zerstören und gab das Zeichen des Regenbogens. Die Menschheit begann neu, und die Lehren Gottes wurden wieder weitergegeben. Doch die Erinnerung an die Sintflut sollte immer als Warnung dienen.“
Seth sah Ambrosius tief in die Augen. „Die Geschichte vor der Sintflut lehrt uns, dass wir Verantwortung für unsere Taten tragen und dass wir, trotz der Dunkelheit, immer die Möglichkeit haben, zu Gott zurückzukehren.“
Ambrosius nickte, berührt von den Worten des Seth. „Ich werde diese Botschaft bewahren und sie mit den Menschen teilen. Sie müssen wissen, dass es Hoffnung gibt, selbst in den dunkelsten Zeiten.“
Mit einem sanften Lächeln erhob sich Seth. „Die Zeit wird kommen, Ambrosius, in der die Menschen die Wahrheit erkennen und wieder zu Gott finden werden. Du bist ein Teil dieser Geschichte.“
Als Seth verschwand, blieb Ambrosius allein in der Kapelle, erfüllt von Dankbarkeit und dem Drang, das Wissen, das er empfangen hatte, weiterzugeben. Die Worte des Seth hallten in seinem Herzen wider, und er wusste, dass er eine wichtige Aufgabe hatte – die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren und das Licht der Wahrheit in die Welt zu tragen.
Der Herbst neigte sich dem Ende zu, und der Wind trug die kühlen Düfte des bevorstehenden Winters in die kleine Kapelle am Müllroser See. Mönch Ambrosius saß in seiner gewohnten Ecke, umgeben von seinen Manuskripten, die die Offenbarungen des Seth enthielten. Die Worte des mysteriösen Sohnes Adams hatten sein Leben verändert, und er war fest entschlossen, die Lehren weiterzugeben. Doch in seinem Herzen brannte eine neue Sehnsucht nach Wissen über die Zeit nach der Sintflut.
Eines nachts, als der Mond hell am Himmel stand und die Welt in silbernes Licht tauchte, spürte Ambrosius eine vertraute Präsenz. Das Licht in der Kapelle begann zu flimmern, und Seth erschien vor ihm, strahlend und voller Weisheit.
„Ambrosius“, sprach er mit einer Stimme, die wie das Laubrascheln der Bäume klang. „Ich bin zurückgekehrt, um dir von der Zeit nach der Sintflut zu berichten. Deine Fragen sind wichtig, und ich bin hier, um sie zu beantworten.“
Ambrosius’ Herz schlug schneller vor Freude und Ehrfurcht. „Seth, ich bin so dankbar, dass du wieder zu mir gekommen bist. Ich habe viel über die Sintflut nachgedacht und die Lehren, die sie mit sich brachte. Was geschah mit der Menschheit nach der Flut?“
Seth lächelte und setzte sich auf einen hölzernen Stuhl. „Nach der Sintflut gab Gott Noah einen Bund, um die Menschheit zu ermutigen, neu zu beginnen. Die Erde war gereinigt, und Noah und seine Familie waren die Pioniere einer neuen Ära. Doch die Herausforderungen waren groß, denn die Menschen trugen immer noch die Narben der Sünde in ihren Herzen.“
„Wie konnten sie sich von der Dunkelheit befreien?“, fragte Ambrosius gespannt.
„Gott gab ihnen das Wissen und die Weisheit, die sie benötigten, um in Harmonie mit der Schöpfung zu leben“, erklärte Seth. „Noah lehrte seine Söhne, Ham, Sem und Japhet, die Gebote Gottes zu befolgen und das Licht der Erkenntnis weiterzugeben. Doch nicht alle Menschen waren bereit, diesen Weg zu gehen. Einige wandten sich von Gott ab und wählten den Pfad der Dunkelheit.“
Ambrosius dachte nach. „Und was geschah mit den Nachkommen Noahs?“
„Die Erde wurde unter seinen Söhnen aufgeteilt“, sagte Seth. „Jeder Sohn erhielt ein Erbe, und die Menschheit breitete sich über die ganze Erde aus. Ham, Sem und Japhet gründeten verschiedene Nationen, und jede Nation entwickelte ihre eigenen Traditionen und Glaubenssysteme. Doch die Gefahr der Abweichung von Gottes Wegen blieb bestehen.“
„Wie konnten sie die Versuchungen der Finsternis widerstehen?“, fragte Ambrosius.
„Es war die Aufgabe der Gerechten, das Licht der Erkenntnis in die Welt zu tragen“, antwortete Seth. „Die Engel des großen Lichtes waren bei ihnen, um sie zu führen und zu schützen. Doch viele Menschen vergaßen die Lehren Gottes und folgten den Wegen des Demiurgen, der sie in die Irre führen wollte.“
Ambrosius spürte eine Welle der Traurigkeit. „Gibt es Hoffnung für die Menschheit? Können sie sich von der Dunkelheit befreien?“
„Ja, Ambrosius, es gibt immer Hoffnung“, sagte Seth mit Nachdruck. „Gott hat einen Plan für die Menschheit. Der Erleuchter wird kommen und die Herzen der Menschen wieder für die Wahrheit öffnen. Die Erkenntnis wird wie ein Licht in der Dunkelheit scheinen und diejenigen erreichen, die bereit sind, zuzuhören und zu lernen.“
„Und wie können wir die Menschen auf diesen Weg führen?“, fragte Ambrosius, seine Augen leuchteten vor Entschlossenheit.
„Indem du das Wissen, das du empfangen hast, teilst“, antwortete Seth. „Sei ein Licht für diejenigen, die in der Dunkelheit leben.
Lehre sie die Geschichten von Noah und den Gerechten, die vor ihm kamen. Erinnere sie daran, dass sie die Wahl haben, ihre Herzen zu öffnen und zu Gott zurückzukehren.“
Ambrosius nickte. „Ich werde mein Bestes tun, um das Licht der Erkenntnis zu verbreiten. Aber ich fürchte, dass die Dunkelheit zu stark ist.“
„Die Dunkelheit mag stark erscheinen, aber das Licht ist unbesiegbar“, erwiderte Seth. „Die Menschen müssen nur bereit sein, es zu empfangen. Deine Worte werden wie Samen sein, die in den Herzen der Menschen wachsen und Frucht bringen werden.“
„Wird der Erleuchter bald kommen?“, fragte Ambrosius, voller Erwartung.
„Die Zeit des Erleuchters ist nicht weit entfernt“, sagte Seth. „Die Menschen müssen vorbereitet sein, um ihn zu empfangen. Deine Aufgabe ist es, die Botschaft der Hoffnung und der Erkenntnis zu verbreiten, damit sie bereit sind, wenn die Zeit kommt.“
Als Seth sich erhob, fühlte Ambrosius eine tiefe Dankbarkeit in seinem Herzen. „Danke, Seth, für deine Weisheit und Führung. Ich werde alles tun, um das Licht der Erkenntnis in die Welt zu tragen.“
„Du bist nicht allein, Ambrosius“, sagte Seth mit einem letzten Lächeln. „Die Engel des großen Lichtes sind bei dir, und Gott wird dir die Kraft geben, die du benötigst.“
Mit diesen Worten verblasste Seth in einem strahlenden Licht, und Ambrosius blieb allein in der Kapelle zurück, erfüllt von neuem Mut und der Entschlossenheit, die Botschaft des Lichts und der Hoffnung weiterzugeben. Er wusste, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort haben würde und dass die Menschheit, wenn sie den Weg der Erkenntnis wählte, die Möglichkeit hatte, in die Herrlichkeit Gottes zurückzukehren.
Die Nacht war dunkel und still, als Mönch Ambrosius in der Kapelle am Müllroser See saß und über die Offenbarungen des Seth nachdachte. Der Wind wehte leise durch die alten Steine, und die Kerzen flackerten sanft. Es war die Zeit des Wartens, und ein Gefühl der Vorahnung lag in der Luft. Ambrosius fühlte, dass etwas Bedeutendes bevorstand.
Plötzlich erfüllte ein warmes Licht den Raum, und Seth erschien vor ihm, strahlend und majestätisch. Sein Gesicht war von einer tiefen Weisheit geprägt, und seine Augen funkelten wie Sterne in der Nacht.
„Ambrosius“, sprach Seth mit einer Stimme, die wie Musik in Ambrosius’ Herzen klang. „Ich bin gekommen, um dir die letzten Worte der Apokalypse des Adam zu offenbaren. Diese Worte sind ein Geschenk und eine Warnung, und sie enthalten den Schlüssel zur Erkenntnis und zum Schutz durch Gott.“
Ambrosius kniete nieder, überwältigt von Ehrfurcht. „Sprich, Seth! Ich bin bereit, deine Lehren zu hören.“
„Die Welt steht an einem Scheideweg“, begann Seth. „Die Dunkelheit breitet sich aus, und die Menschen sind in Verwirrung geraten. Sie haben die Wahrheit vergessen und sind den Wegen der Begierde gefolgt. Doch es gibt einen Weg zurück, einen Weg, der zu Gott führt.“
Ambrosius lauschte gebannt, als Seth die Worte der Offenbarung weitergab. „Die Menschen müssen erkennen, dass ihre Seelen in Gefahr sind. Sie müssen sich von den Verlockungen der Welt abwenden und sich auf die Suche nach der Wahrheit machen. Die Erkenntnis Gottes ist das Licht, das sie aus der Dunkelheit führen wird.“
„Wie können sie diesen Weg finden?“, fragte Ambrosius, seine Stimme voller Dringlichkeit.
„Sie müssen die heilige Taufe empfangen und in der Erkenntnis des lebendigen Wassers wandeln“, antwortete Seth. „Das Wasser des Lebens ist ein Symbol für die Reinheit und die Verbindung zu Gott. Wer in diesem Wasser getauft wird, wird von der Dunkelheit befreit und erhält den Schutz des Höchsten.“
Ambrosius fühlte eine Welle der Entschlossenheit in sich aufsteigen. „Ich werde diese Botschaft verbreiten, Seth. Aber was ist mit den Mächten, die die Menschen in die Irre führen?“
„Die Kräfte der Dunkelheit werden immer versuchen, die Menschen von der Wahrheit abzubringen“, erklärte Seth. „Aber diejenigen, die fest im Glauben stehen und die Lehren Gottes befolgen, werden nicht erschüttert werden. Sie müssen in der Gemeinschaft der Gläubigen zusammenstehen und sich gegenseitig stärken.“
„Und was ist mit der Hoffnung?“, fragte Ambrosius. „Wie können die Menschen Hoffnung finden, wenn die Dunkelheit so überwältigend scheint?“
„Die Hoffnung ist das Licht in der Dunkelheit“, antwortete Seth. „Die Menschen müssen die Verheißungen Gottes annehmen und glauben, dass der Erleuchter kommen wird, um die Erde zu erneuern. Sie müssen sich auf die Zukunft vorbereiten und in der Gewissheit leben, dass Gott sie nie verlässt.“
Seth trat näher und legte seine Hand auf Ambrosius’ Schulter. „Du bist ein Werkzeug des Wissens, Ambrosius. Du wirst ein Licht für die, die in der Dunkelheit leben. Deine Worte werden wie Samen sein, die in den Herzen der Menschen Wurzeln schlagen.“
„Ich werde mein Bestes tun, um das Licht der Wahrheit zu verbreiten“, versprach Ambrosius, seine Augen leuchteten vor Entschlossenheit.
„Denke daran, dass der Schutz Gottes immer bei denen ist, die in der Erkenntnis wandeln“, sagte Seth. „Die Engel des großen Lichtes werden über sie wachen und sie führen. Sie müssen nur die Tür zu ihrem Herzen öffnen und bereit sein, die Wahrheit zu empfangen.“
Mit diesen Worten begann Seth zu verblassen, und das Licht um ihn herum wurde heller. „Bewahre diese Offenbarungen in deinem Herzen, Ambrosius, und teil sie mit der Welt. Die Zeit ist gekommen, um die Menschen zu erwecken und sie an die Wahrheit zu erinnern.“
Als Seth endgültig verschwand, blieb Ambrosius allein in der Kapelle zurück, erfüllt von einem tiefen Gefühl der Verantwortung. Er wusste, dass die Worte, die er empfangen hatte, nicht nur für ihn bestimmt waren, sondern für alle, die in der Dunkelheit lebten.
In den folgenden Wochen und Monaten widmete sich Ambrosius dem Schreiben und Lehren. Er sprach zu den Menschen, die zu ihm kamen, und teilte die Offenbarungen des Seth. Er zeigte ihnen den Weg zur heiligen Taufe und zur Erkenntnis des lebendigen Wassers.
Die Botschaft breitete sich aus, und viele fanden Hoffnung und Licht in den Worten des Mönchs. Sie erkannten, dass sie die Wahl hatten, sich von der Dunkelheit abzuwenden und in die Gegenwart Gottes zu treten.
Ambrosius wusste, dass die Welt noch viele Herausforderungen zu meistern hatte, aber er war überzeugt, dass die Erkenntnis und der Schutz Gottes den Menschen helfen würden, die Dunkelheit zu überwinden. Und so lebte die Botschaft des Seth weiter, und die Herzen der Menschen wurden erleuchtet.
Die Rede des Ambrosius auf dem Müllroser Marktplatz
Die Sonne stand hoch am Himmel über Müllrose, als die Bürger der Stadt sich auf dem Marktplatz versammelten. Die Aufregung war spürbar, als Gerüchte über den Mönch vom Abtsberg die Runde machten. Man sagte, er sei gekommen, um den Kurfürsten Joachim II. zur Rede zu stellen. Die Menge, eine bunte Mischung aus neugierigen Bürgern, alten Männern mit grauem Haar und Frauen mit besorgten Mienen, drängte sich um den Platz.
In der Mitte des Marktes stand der Kurfürst, umgeben von seinen Beratern und dem Hofstaat, die prächtigen Gewänder und die goldenen Insignien des Adels trugen. Sie waren zu einer Visitation der Kirche und Schule in der Stadt Müllrose. Pfarrer Dannewaldt war dies sehr wichtig, weil er Geld für ein neues Pfarrhaus erhoffte. Die Gesichter des Herrschers und seiner Begleiter waren von der Sonne gebräunt, doch die Anspannung war nicht zu übersehen. Sie warteten auf den Mönch, der in den letzten Wochen zu einer Legende geworden war.
Plötzlich öffnete sich die Menge, und Ambrosius trat hervor. Der Mönch war in eine schlichte Kutte gekleidet, sein Gesicht war von einem langen, grauen Bart umrahmt, und seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. Ein Raunen ging durch die Menge, als er den Kurfürsten anblickte.
Rede des Mönchs Ambrosius am Marktplatz von Müllrose
Ambrosius trat mit fester Stimme und leuchtenden Augen vor die versammelte Menge. Die Bürger hatten sich um ihn geschart, und die Luft war von Anspannung und Erwartung erfüllt. Mit einer tiefen Atemzug begann der Mönch:
„Hört mich an, ihr Menschen von Müllrose! In diesen dunklen Zeiten, in denen wir leben, ist es notwendig, die Lehren der Heiligen Schrift zu erinnern, insbesondere die Geschichte von Adam und der Apokalypse, die uns die Wahrheit über das Gute und das Böse offenbart.
Adam, der erste Mensch, lebte in einem Garten voller Unschuld und Frieden. Doch die Versuchung, die er nicht widerstehen konnte, brachte den Fall über die Menschheit. Der Sündenfall führte zur Apokalypse, nicht nur als das Ende der Welt, sondern als der Beginn aller Prüfungen, die wir bis heute durchleben. Der Garten, der einst ein Ort der Freude war, wurde zum Symbol für den Verlust des Glaubens und der Einheit mit Gott.
So wie Adam vor der Versuchung fiel, so stehen auch wir heute vor der Versuchung der Macht und des Reichtums. Du, Joachim von Hohenzollern, bist in eine Welt von Pomp und Prunk eingetreten, in der das Wohl des Volkes dem eigenen Vorteil geopfert wird. Du hast die Stimme der Schwachen überhört und die Lehren Christi hinter die Mauern deines Palastes verbannt.
Doch die Apokalypse, die Adam brachte, ist nicht das endgültige Ende, sondern ein Aufruf zur Umkehr. Sie lehrt uns, dass wir Verantwortung tragen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Brüder und Schwestern. Der Fall Adams ist ein Spiegelbild unserer eigenen Fehler und der Strukturen, die uns gefangen halten. Wir müssen uns dem stellen und aus diesen Fehlern lernen, um eine gerechtere Welt zu schaffen.
Der Zorn Gottes mag über die Ungerechtigkeiten der Welt kommen, doch er ist auch ein Ruf zur Umkehr. Wir sind aufgerufen, die Ketten der Sünde zu sprengen und in die Fußstapfen Christi zu treten, der uns gelehrt hat, die Bedürftigen zu unterstützen und den Frieden zu suchen.
Du bist als Führer berufen, uns zu leiten, doch du hast dich von der Wahrheit entfernt. Die Apokalypse des Adam ist nicht nur eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten, sondern eine Warnung für uns alle: Wenn wir den rechten Weg verlassen, wird das Reich, das wir errichten wollen, in Chaos und Zerstörung enden.
Deshalb fordere ich dich auf, Joachim! Kehre um, bevor es zu spät ist! Nimm die Lehren der Reformation ernst, die uns auf den Weg der Gerechtigkeit und des Glaubens führen. Lass nicht zu, dass dein Name in die Annalen der Geschichte als der Fürst eingeht, der sein Volk verraten hat.
Erinnere dich an Adam, der durch seine Entscheidung die Welt in Dunkelheit stürzte, und wähle weise, um das Licht der Hoffnung für die Menschen von Müllrose und darüber hinaus zu sein. Die Zeit ist gekommen, den Glauben zu erneuern und die Einheit zu suchen. Nur so können wir der Apokalypse entkommen und in eine neue Ära des Friedens und der Gerechtigkeit eintreten!“
Die Menge war ergriffen von seinen Worten. Ambrosius hatte die Geschichte von Adam in ein Licht gerückt, das nicht nur das Böse offenbarte, sondern auch die Möglichkeit zur Umkehr und zur Schaffung einer besseren Zukunft. Die Bürger spürten die Kraft seiner Botschaft und wussten, dass sie den Weg des Glaubens und der Gerechtigkeit beschreiten konnten.
Doch das letzte Wort war noch nicht gesagt.
„Joachim von Hohenzollern!“, sprach Ambrosius mit lauter Stimme, die den Platz erfüllte, weiter. „Du stehst hier, umgeben von Pomp und Macht, während das Volk leidet. Du hast die Reformation eingeführt, um dein Land zu retten, doch nun schickst du deine Landsleute in den Krieg gegen die eigenen Brüder im Glauben. Was ist aus deinem Gelübde geworden, die Lehren Christi zu verbreiten?“
Die Bürger murmelten zustimmend, während Joachim II. seine Miene verhärtete. „Ich handle im Interesse des Reiches, Mönch. Der Kaiser verlangt Gehorsam, und ich muss für den Frieden kämpfen,“ rief er mit einer Stimme, die ihn niemand zugetraut hätte.
Ambrosius schüttelte den Kopf. „Frieden, sagst du? Frieden, der auf dem Blut unschuldiger Menschen beruht? Du hast die Evangelischen verraten, die dir ihr Vertrauen schenkten. Du hast das Interim akzeptiert, das die Katholiken als Feigenblatt benutzen, um die Reformation zu unterdrücken. Wo ist die Gerechtigkeit für die, die an Christus glauben?“
Die Zuhörer waren gebannt. Ambrosius sprach weiter, seine Stimme wurde eindringlicher. „Du hast deine Ehe mit der polnischen Prinzessin als politischen Zug verkauft, doch was ist mit der Treue zu deinem Volk? Erinnerst Du Dich nicht an Johannes den Täufer, der dem Herodes Antipas den Vorwurf des Ehebruchs machte. Tust Du etwas Anderes? Und was ist mit Deiner Mätresse, die ‚schöne Gießerin‘, wie sie das Volk nennt. Du betrügst die, mit der Du Deine Frau betrogen hast. Und Deine Hofhaltungskosten steigen ins Unermessliche, während die Kirche und die Gläubigen darunter leiden, denn Du greifst schamlos in die Schatzkiste der Kirche, um deinen prunkvollen Lebensstil zu finanzieren. Ist das der Weg eines wahren Fürsten?“
Ein Raunen ging durch die Menge, als die Worte des Mönches wie ein scharfer Pfeil ins Herz der Versammelten trafen. Ambrosius' Augen funkelten, als er fortfuhr: „Du hast die Lehren der Apostel vergessen, die uns mahnten, in Demut zu leben und die Bedürftigen zu unterstützen. Du bist kein Hirte, sondern ein Wolf im Schafspelz, der sich an den Schwachen vergreift.“
Joachim II. wurde blass, und das Zählen der Minuten schien zur Ewigkeit zu werden. Die Berater um ihn herum murmelten untereinander, während die Bürger in den Worten des Mönches Trost und Hoffnung fanden.
„Doch ich sage dir, Joachim!“, rief Ambrosius, „die Zeit wird kommen, in der das Volk sich erheben wird. Der Augsburger Religionsfrieden wird dir nicht ewig Sicherheit bringen, wenn du weiterhin dein eigenes Wohl über das Wohl deiner Untertanen stellst. Du magst die Macht des Kaisers fürchten, doch die wahre Macht liegt im Glauben und in der Einheit des Volkes.“
Mit diesen Worten schloss Ambrosius seine Rede. Ein kurzer Moment der Stille folgte, bevor die Menge in ein begeistertes Murmeln und schließlich in einen lauten Applaus ausbrach. Die Bürger von Müllrose hatten ihren Mut gefunden, ihre Stimme erhoben und sich gegen die Ungerechtigkeit gewandt.
Joachim II. stand regungslos, während der Mönch vom Abtsberg sich umdrehte und den Platz verließ, die Menge ihm nachblickend, voller Hoffnung und Mut. In diesem Moment wussten sie, dass Veränderung möglich war, dass sie nicht länger in der Dunkelheit leben mussten. Und so wurde Ambrosius nicht nur zum Mönch vom Abtsberg, sondern auch zum Licht der Hoffnung für die Menschen von Müllrose.
Joachim zog mit seinen Begleitern wortlos ab. Immerhin hatte er so viel Größe, den Müllrosern ein gutes Zeugnis für die Visitation auszustellen und gab auch Geld zum Bau des Pfarrhauses.
In den stillen, nebelverhangenen Morgenstunden des Abtsbergs, wo die zarten Strahlen der Sonne durch die Bäume schlüpften und das Licht sanft die Kapelle umhüllte, lebte der Mönch Ambrosius Kiefer. Er war ein Mann des Gebets und der Besinnung, dessen Tage von der Stille der Klostermauern und dem Gesang der Vögel begleitet wurden. Seine Gedanken waren oft bei den alten Schriften, die er studierte, und unter diesen war das Buch Henoch besonders wertvoll für ihn. Es sprach von der Gerechtigkeit, der kommenden Erlösung und der Weisheit, die in den Herzen der Auserwählten wohnt.
Eines Morgens, als der Nebel noch schwer über dem Abtsberg lag, trat Ambrosius in die Kapelle, um seine tägliche Andacht zu halten. Der Duft von Weihrauch erfüllte den Raum, und das sanfte Licht der Kerzen flackerte in einem Rhythmus, der ihn in eine tiefe Meditation versetzte. Plötzlich spürte er eine Veränderung in der Luft, als ob die Zeit für einen kurzen Moment stillstand. Ein Gefühl von Ehrfurcht durchfuhr ihn, und als er seine Augen öffnete, stand vor ihm eine Gestalt, die leuchtete wie der Morgenstern.
Es war Henoch, der alte Prophet, dessen Worte Ambrosius so oft gelesen hatte. Der Prophet, den Gott nicht hat sterben lassen, sondern zu sich holte, wie später Elias. Seine Erscheinung war majestätisch, und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ambrosius Kiefer“, sprach Henoch mit einer Stimme, die wie das Rauschen eines sanften Baches klang, „ich bin zu dir gekommen, um dir eine Botschaft des Himmels zu überbringen.“
Ambrosius fiel auf die Knie und verneigte sich ehrfurchtsvoll. „Heiliger Henoch, was kann ich tun, um deine Weisheit zu empfangen?“
„Stehe auf, mein Sohn“, antwortete Henoch. „Die Zeit ist gekommen, dass du die Worte der Auserwählten in die Welt trägst. Du bist berufen, das Licht und die Freude, die ich dir bringe, zu verbreiten.“
Ambrosius zögerte, die Schwere der Verantwortung lastete auf seinen Schultern. „Aber ich bin nur ein einfacher Mönch. Wie kann ich die Welt verändern?“
Henoch lächelte sanft. „Es sind nicht die großen Taten, die die Welt verändern, sondern die kleinen, die aus reinem Herzen kommen. Du hast die Gabe des Glaubens und der Weisheit, und diese sind mächtiger als du denkst. Die Menschen brauchen Hoffnung und Licht, besonders in diesen dunklen Zeiten.“
Ambrosius fühlte, wie sich in seinem Herzen eine Flamme entzündete. „Was soll ich tun?“
„Gehe hinaus in die Dörfer und Städte, teile das Wort Gottes und die Lehren der Auserwählten. Erinnere die Menschen an die Schönheit der Schöpfung und die Gnade, die ihnen zuteilwurde. Sei ein Licht in der Dunkelheit.“
Henoch hob seine Hand, und ein strahlendes Licht umhüllte Ambrosius. „Du wirst die Kraft des Himmels empfangen, und deine Worte werden Herzen berühren. Fürchte dich nicht, denn ich werde bei dir sein.“
Mit diesen Worten begann die Gestalt des Henoch zu verblassen, und der Mönch fühlte, wie die Wärme des Lichtes in ihm verweilte. Er wusste, dass er eine heilige Mission hatte, und der Nebel des Abtsbergs begann sich zu lichten, während die Sonne höher stieg und den Blick auf den Müllroser See freigab.
Von diesem Tag an war Ambrosius unermüdlich in seinem Streben, die Botschaft der Auserwählten zu verbreiten. Er bereitete sich vor von Ort zu Ort zu reisen, von der Gerechtigkeit und dem Frieden, den Gott den Gerechten verheißen hatte, zu sprechen, den Menschen Trost und Hoffnung mit seinen Worten zu bringen.
Und so lebte Ambrosius Kiefer, der Mönch des Abtsbergs, als das Licht, das Henoch ihm geschenkt hatte, und sein Name wurde zum Synonym für Glaube und Hoffnung in einer Welt, die oft im Dunkeln gefangen war.
In den stillen Abenden des Klosters am Müllroser See, als die Sonne hinter den Bäumen verschwand und der Himmel in sanften Farben leuchtete, saß der Mönch Ambrosius Kiefer oft am Ufer und betrachtete die Wasser, die sich sanft im Licht spiegelten. Er ahnte, dass sich unter der Oberfläche all das verbarg, was die Menschen dieser Gegend erlebt hatten: unendlich viel Leid, Ausbeutung und Kriege, aber auch Liebe, Menschenglück und all die Sehnsüchte, die so viele Menschen in sich tragen. Seine Gedanken waren aber auch oft bei den alten Schriften, die er studierte, und beim Buch Henoch, dessen Worte ihm Trost und Weisheit schenkten.
Eines nachts, als der Mond voll und leuchtend am Himmel stand, wurde Ambrosius von einem vertrauten Gefühl übermannt. Ein sanfter Wind wehte über den See und brachte den Duft von Blumen und frischem Gras mit sich. Plötzlich schien der Himmel aufzuhellen, und eine Gestalt trat aus dem Licht hervor – Henoch, der alte Prophet, erschien vor ihm.
„Ambrosius“, sprach Henoch mit einer Stimme, die wie der Gesang der Engel klang, „ich bin gekommen, um dir eine Reise anzubieten, die dir die Geheimnisse des Himmels und das Schicksal der gefallenen Engel offenbaren wird.“
Ambrosius kniete nieder, seine Augen voller Ehrfurcht. „Heiliger Henoch, ich bin nicht würdig, in deine Gegenwart zu treten. Was kann ich tun, um diese Reise zu verdienen?“
„Stehe auf, mein Sohn“, antwortete Henoch. „Dein Herz ist rein, und deine Sehnsucht nach Wissen ist edel. Lass uns gemeinsam in den Himmel aufsteigen, um die Wahrheit zu sehen und die Lehren der alten Schriften zu verstehen.“