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Die Erzählung von Barabbas reflektiert die tiefen Konflikte und Fragen der menschlichen Existenz. In einer Welt voller Ungerechtigkeit und Machtkämpfe wird Barabbas zum Spiegel unserer inneren Kämpfe. Seine Geschichte, angedeutet in biblischen Texten, geht über einen kurzen Moment der Kreuzigung hinaus und thematisiert den Zwiespalt zwischen Freiheit und Gewalt. In 'Ein geschenktes Leben: Barabbas' verfolgen wir einen Mann, der zwischen einem charismatischen Führer, der für Nächstenliebe steht, und der Realität seiner Welt gefangen ist. Der Kerker wird zu einem Ort der Transformation, wo er sein Leben und die Bedeutung von Freiheit neu überdenkt. Die Geschichte beleuchtet den Konflikt zwischen Glaube und Zweifel und fragt, wie weit wir für unsere Überzeugungen gehen würden. Die überraschende Freilassung des Barabbas lädt zur Reflexion über unsere eigene Beziehung zu Freiheit und Verantwortung ein. Diese Erzählung ist eine Einladung, über den Wert eines 'geschenkten Lebens' nachzudenken und unsere Entscheidungen inmitten von Chaos und Unsicherheit zu erkunden. Lassen Sie uns gemeinsam die Geschichte des Barabbas neu erleben und die zeitlosen Fragen zwischen Gewalt und Liebe, Unterdrückung und Freiheit erkunden.
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Seitenzahl: 205
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gewidmet:
Meinem Freund Detlef Meyer
„Im Fluch des Kreuzes"
Der Einzug Jesu in Jerusalem
Die Einsamkeit der Entscheidung
Der Weg zur Erkenntnis
Die Suche nach Identität und Sinn
Der Überfall – das Nachspiel
Gespräch am Rande des Lebens
Jesus – zum Greifen nah
Der Plan … Vorbereitungen
Der Überfall
Die Geheimwaffe des Hohen Rates
Barabbas – ein Selbstgespräch
Der junge Gelehrte Saulus übernimmt
Barabbas kontert – ein Gegenplan
Gedanken über Jesus … ‚Menschensohn‘
Der Schlag des Saulus
Barabbas' Racheplan
Der Gegenschlag des Saulus
Vergeltung
Der Schlag gegen Saulus
Vernichtete Träume
Die Gefangennahme des Barabbas
Die Gefängnisse zurzeit Jesu.
Gedanken in der Gefangenschaft
Die Entdeckung – der Kommunikationsort
Gibt es Messias-Hoffnungen?
In Ketten: Barabbas' Reflexionen
Das Unfassbare geschieht …
Im Verlies knisterte die Stimmung
Verliese: Echokammern der Ereignisse
Entscheidung kündigen sich an
Eine unerwartete politische Entscheidung
Barabbas – Die Last der Freiheit
Ein stiller Beobachter
Der innere Konflikt des Barabbas
Barabbas – Die Suche nach dem Sinn
Die Suche nach dem wahrhaften Leben
Epilog:
Das Gewicht der Freiheit
Die Idee zu diesem Roman kam mir nach Passionsandacht am Karfreitag in der Spandauer Hauptkirche St. Nikolai.
Die Erzählung von Barabbas ist eine, die tief in das menschliche Herz und in die Fragen unserer Existenz eindringt. In einer Welt, die oft von Konflikten, Ungerechtigkeit und dem Streben nach Macht geprägt ist, kann die Figur des Barabbas als Spiegel unserer eigenen Kämpfe und Entscheidungen dienen. Seine Geschichte, die in den biblischen Texten angedeutet wird, ist mehr als nur ein kurzer Moment im Schatten der Kreuzigung; sie ist ein kraftvoller Ausdruck des inneren Kampfes zwischen dem Drang nach Freiheit und der Verlockung zur Gewalt.
In „Ein geschenktes Leben: Barabbas“ lade ich Sie ein, den Weg eines Mannes zu verfolgen, der zwischen der Anziehungskraft eines charismatischen Führers, der für Nächstenliebe und Hoffnung kämpft, und der verzweifelten Realität seiner eigenen Welt steht. Barabbas ist nicht einfach ein politischer Aufrührer; er ist ein Mensch, gefangen zwischen seinen Überzeugungen und dem komplizierten Netz von Loyalitäten, das seine Entscheidungen beeinflusst. Der Kerker, in den er geworfen wird, wird zum Ort seiner Transformation, wo er die Möglichkeit hat, sein Leben und die Bedeutung von Freiheit neu zu bewerten.
Diese Geschichte spielt im Spannungsfeld von Glaube und Zweifel, von Ergebung und Rebellion. Sie stellt die Frage, wie weit wir bereit sind zu gehen, um unsere Überzeugungen zu verteidigen, und was geschieht, wenn wir mit unserer eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden. Barabbas‘ überraschende Freilassung ist nicht nur ein Wendepunkt in seiner Geschichte, sondern auch eine Einladung, die unsere eigene Beziehung zur Freiheit und Verantwortung zu reflektieren.
Möge diese Erzählung Sie auf eine Reise mitnehmen, die tief in das menschliche Dasein eindringt, mit all seinen Widersprüchen und Herausforderungen. Es ist eine Einladung, über den Wert eines „geschenkten Lebens“ nachzudenken und darüber, was es bedeutet, den eigenen Weg zu finden – selbst inmitten von Chaos und Unsicherheit.
Lassen Sie uns gemeinsam die Seiten aufschlagen, die Geschichte von Barabbas neu erleben und entdecken, wie die Wahl zwischen Gewalt und Liebe, zwischen Unterdrückung und Freiheit zeitlos bleibt und auch heute noch relevant ist.
Ihr Johannes Simang
Die Sonne brannte unbarmherzig auf die staubigen Straßen Jerusalems, während die Menschen in hastigen Schritten aneinander vorbeizogen. Die Luft war geschwängert von den Rufen der Händler, die ihre Waren anpriesen, und dem Geschrei der Kinder, die in den schmalen Gassen spielten. Doch hinter der geschäftigen Fassade brodelte eine Unruhe, die wie eine Gewitterwolke über der Stadt lag. Es war die Zeit der Erwartung – die Zeit des Passahfestes, als die Juden aus aller Herren Länder nach Jerusalem strömten, um ihre Traditionen zu feiern und das Gedächtnis an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei zu bewahren.
In einem dunklen Hinterzimmer einer heruntergekommenen Herberge, verborgen vor den neugierigen Blicken der Passanten, saß Barabbas. Sein Blick war scharf und durchdringend, und seine Hände, von der Arbeit eines Kriminellen gezeichnet, drückten fest einen Becher Wein. Er war nicht nur ein einfacher Verbrecher; er war ein Mann, der sich gegen die römische Unterdrückung auflehnte und für die Freiheit seines Volkes kämpfte. Doch der Preis für diesen Kampf war hoch, und Barabbas wusste, dass die Zeit gegen ihn arbeitete.
Die Wände des kleinen Raumes waren mit Schmutz und Erinnerungen an vergangene Kämpfe bedeckt. Hier hatte er seine Pläne geschmiedet, seine Mitstreiter versammelt und die ersten Funken des Aufstands entzündet. Die römischen Legionäre patrouillierten in der Nähe, und jeder Tag brachte neue Gefahren. Barabbas hatte das Gefühl, dass die Stadt in einem gefährlichen Ungleichgewicht schwebte, und ein Funke genügte, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen.
„Die Zeit ist gekommen“, murmelte Ruben, sein loyaler Gefährte, der die Tür öffnete und die frische Luft hereinließ. „Wir haben genug Männer, um die Wachen zu überwältigen und die Steuereinnahmen zu stehlen. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um ein Zeichen zu setzen.“
Barabbas schüttelte den Kopf. „Ein Überfall wird uns nicht befreien, Ruben. Wir müssen die Massen hinter uns vereinen. Es gibt Gerüchte über einen Mann, der Wunder vollbringt – Jesus von Nazareth. Die Menschen folgen ihm, und er könnte unser Schlüssel zum Erfolg sein.“
Ruben runzelte die Stirn. „Jesus? Ein Prediger? Glaubst du wirklich, dass er sich mit einem Verbrecher wie dir einlassen wird?“
Barabbas’ Augen funkelten. „Er ist kein gewöhnlicher Mann. Die Leute glauben an ihn. Wenn wir ihn für unsere Sache gewinnen können, könnten wir die Massen mobilisieren. Wir müssen ihn finden, bevor die Römer ihn gefangen nehmen.“
Das Geräusch von Hufen, die auf dem Pflaster klapperten, ließ Barabbas aufhorchen. Er wusste, dass die römischen Soldaten nicht weit entfernt waren. „Wir müssen uns beeilen“, sagte er und stand hastig auf. „Die Zeit drängt.“
Als sie die Herberge verließen und in die Gassen der Stadt eintauchten, spürte Barabbas das Gewicht der Verantwortung auf seinen Schultern. Er war nicht nur ein Krimineller; er war ein Mann mit einer Mission – ein Mann, der für die Freiheit seines Volkes kämpfen wollte. Doch in einer Stadt, die von politischen Intrigen und religiösen Spannungen durchzogen war, war der Weg zur Freiheit gepflastert mit Gefahren, und jeder Schritt könnte sein letzter sein.
Die Straßen Jerusalems waren voller Geheimnisse, und Barabbas war bereit, die Barrieren zu durchdringen, um die Wahrheit zu finden – und vielleicht auch seinen eigenen Platz in der Geschichte.
Der Tag war gekommen, an dem die Stadt Jerusalem in ein Meer von Farben und Klängen eintauchte. Die Straßen waren überfüllt mit Menschen, die sich versammelt hatten, um dem Einzug Jesu von Nazareth zu bezeugen. Barabbas stand an einer Ecke, verborgen im Schatten eines alten Olivenbaums, und beobachtete das Schauspiel mit gemischten Gefühlen. Der Jubel der Menge hallte in seinen Ohren, während die Menschen Palmzweige schwenkten und Rufe wie „Hosianna!“ durch die Luft schwebten.
„Seht euch das an, Barabbas!“, rief Ruben, der neben ihm stand. „Die Leute sind verrückt nach ihm!“ „Ja, aber das könnte auch unsere Chance sein“, murmelte Barabbas, während er die Menge musterte. „Wir müssen die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, während sie alle ihm zujubeln.“
Er wandte sich an seine Bandenmitglieder, die in der Nähe lauerten. „Hört zu! Während sie sich auf Jesus konzentrieren, werden wir die Schaulustigen bestehlen. Zielt auf die Reichen – die, die mit Gold und Silber prahlen. Wir brauchen das Geld für unsere nächsten Schritte.“
Die Männer nickten zustimmend und bewegten sich lautlos durch die Menge. Barabbas blieb zurück, seine Gedanken kreisten um den Mann, der in die Stadt ritt. Jesus war anders. Er strahlte eine Autorität und eine Ruhe aus, die selbst Barabbas beeindruckte. Inmitten des Chaos fand er einen inneren Frieden, der ihn an seine eigenen Überzeugungen erinnerte.
Die Bandenmitglieder mischten sich geschickt unter die Schaulustigen, während Barabbas das Geschehen beobachtete. Plötzlich hörte er einen Schrei – eine Frau, die um ihre verlorenen Münzen weinte. Barabbas’ Männer waren schnell und effizient, und innerhalb weniger Minuten hatten sie mehrere wohlhabende Bürger bestohlen. Doch während sie sich zurückziehen wollten, schien die Menge plötzlich unruhig zu werden.
Ein römischer Soldat hatte die Szene bemerkt und drängte sich durch die Menge. Barabbas’ Herz raste. „Wir müssen uns zurückziehen!“, rief er und winkte seinen Männern zu. Doch es war zu spät. Die Soldaten hatten die Bande entdeckt und umzingelten sie.
In dem Chaos, das folgte, gelang es Barabbas, sich zu befreien und in eine enge Gasse zu flüchten. Er hörte die Rufe der Soldaten hinter sich, doch als er um die Ecke bog, stieß er auf eine unerwartete Begegnung.
Dort, in der schattigen Gasse, stand Maria Magdalena. Ihr Gesicht war ernst, aber ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Barabbas! Du musst hören, was ich zu sagen habe. Jesus weiß um deine Taten. Er kennt dein Herz.“
Barabbas war überrascht. „Was weiß er über mich? Ich bin ein Verbrecher!“
„Er sieht nicht nur das, was du tust, sondern auch das, was du sein könntest. Du hast die Möglichkeit, dein Leben zu ändern, Barabbas. Die Menschen brauchen einen Führer, der für sie kämpft, aber nicht mit Gewalt.“
„Und ich soll was tun? Mich ihm anschließen?“
„Ja! Du hast die Macht, die Massen zu mobilisieren. Du könntest die Rebellion anführen, aber auf eine Weise, die das Volk vereint, nicht spaltet.“
Barabbas war hin- und hergerissen. Die Worte der Frau schwirrten in seinem Kopf, als plötzlich ein lauter Knall die Stille der Gasse durchbrach. Ein römischer Soldat war in die Gasse gestürzt, verfolgt von einem anderen Soldaten. Barabbas und Maria hatten keine Zeit zu reagieren, als der Soldat auf sie zukam.
„Was macht ihr hier?“, brüllte er und zog sein Schwert.
In einem Reflex stieß Barabbas Maria zur Seite und stellte sich dem Soldaten entgegen. Doch bevor er handeln konnte, trat ein unerwarteter Verbündeter auf den Plan – ein älterer Mann mit einem langen Bart und einem breiten Hut, der dem Soldaten ins Gesicht spuckte.
„Du hast keine Macht hier!“, rief der Mann und trat vor Barabbas, als wolle er ihn schützen. Der Soldat, überrascht von der plötzlichen Konfrontation, zögerte einen Moment.
In diesem Augenblick nutzte Barabbas die Gelegenheit, um zu fliehen. Er packte Maria am Arm und zog sie mit sich. „Komm, wir müssen hier weg!“
Sie rannten durch die Gassen Jerusalems, bis sie einen sicheren Ort gefunden hatten. Barabbas’ Herz schlug wild, und er war sich nicht sicher, was ihn mehr erschreckte – die römischen Soldaten oder die Worte von Maria.
„Du musst dir über deine Zukunft klar werden“, sagte sie pantomimisch, während sie sich an eine Wand lehnte und sich von der Aufregung erholte. „Die Wahl liegt bei dir. Du kannst weiterhin in der Dunkelheit leben oder den Weg ins Licht finden.“
Barabbas wusste, dass er sich entscheiden musste. Die Worte Jesu, die er gehört hatte, und die Begegnung mit Maria hatten ihn nachdenklich gemacht. War er bereit, für eine bessere Welt zu kämpfen, ohne Gewalt und Blutvergießen? Konnte er die Massen mobilisieren und für eine friedliche Revolution eintreten?
„Ich muss darüber nachdenken“, murmelte er, während er in die Ferne starrte, wo der Tempel in der Abendsonne glänzte. „Ich muss wissen, was ich wirklich will.“
Maria nickte verständnisvoll. „Die Wahl wird bald getroffen, Barabbas. Du bist nicht allein. Jesus wird dir den Weg zeigen.“
In diesem Moment wusste Barabbas, dass die Ereignisse, die sich entfalten würden, nicht nur sein Schicksal, sondern auch das Schicksal Jerusalems und seines Volkes bestimmen würden. Die Entscheidung, die er treffen würde, könnte alles verändern – für ihn und für die Menschen um ihn herum.
Barabbas hatte sich zurückgezogen und saß vor sich hinstarrend in einer Kaschemme, die von der trüben Abenddämmerung umhüllt war. Der Raum war schwach beleuchtet, und der Geruch von verschmortem Fleisch und billigen Weinen hing in der Luft. Die Wände waren mit alten, schäbigen Bildern von vergangenen Festen geschmückt, die die einstige Pracht der Stadt widerspiegelten. Doch für Barabbas war die Umgebung nur eine Kulisse für seine inneren Kämpfe. Barabbas starrte in sein Glas, das mit einem trüben Getränk gefüllt war, und ließ seine Gedanken schweifen. Die Worte von Maria hallten in seinem Kopf wider: „Die Wahl liegt bei dir.“ Er hatte immer für Freiheit und Gerechtigkeit gekämpft, aber das hatte ihn nur in die Dunkelheit geführt. Die Vorstellung, dass er sich für einen anderen Weg entscheiden könnte, machte ihn nervös.
„Warum kann ich nicht einfach so leben, wie es mir gefällt?“, murmelte er leise zu sich selbst. „Die Welt ist hart. Jeder kämpft für sich selbst. Ich habe immer nur das genommen, was ich brauchte. Warum sollte ich das ändern?“ Er schloss die Augen und versuchte, sich an den Tag in Nazareth zu erinnern, als er zum ersten Mal von Jesus gehört hatte. Die Worte des Predigers waren wie ein Lichtstrahl in seiner dunklen Welt gewesen. Jesus kehrte damals nach Nazareth, seiner Heimatstadt, zurück und ging am Sabbat in die Synagoge. Dort wurde ihm die Rolle des Lesers angeboten, und er nahm das Buch des Propheten Jesaja. Jesus las eine Passage, die eine Botschaft der Hoffnung und Befreiung verkündete: „Er spricht davon, dass der Geist des Herrn auf ihm ist, um die Armen zu beschenken, die Gefangenen zu befreien, den Blinden das Augenlicht zu schenken und die Unterdrückten zu befreien. Diese Lesung betont eine Zeit der Gnade und die Ankunft des Herrschaft Gottes.“ So waren seine Worte.
Nachdem er die Schriftstelle gelesen hatte, setzte sich Jesus und erklärte den Zuhörern, dass diese Prophezeiung in ihrer Gegenwart erfüllt sei. Damit machte er deutlich, dass er der Messias sei, der die verheißene Befreiung bringt. Die Menschen in der Synagoge waren zunächst beeindruckt, doch bald darauf reagieren sie mit Skepsis und Ablehnung, da sie sich an ihn als den Sohn des Zimmermanns erinnerten und nicht glauben konnten, dass er der verheißene Retter ist.
„Freiheit für die Gefangenen, Gerechtigkeit für die Unterdrückten“, hatte Jesus gesagt. Die Menschen hatten gebannt zugehört, und Barabbas war tief beeindruckt gewesen.
„Das war der Moment, der alles hätte ändern können“, dachte er. „Aber was habe ich daraus gemacht? Statt für Freiheit zu kämpfen, habe ich mich im Alltag verloren. Ich habe gestohlen, um zu überleben. Ich habe die falsche Seite gewählt, weil sie mir Macht gab. Aber was für eine Macht ist das? Eine, die mich nur weiter in den Abgrund zieht.“
Er öffnete die Augen und beobachtete die Menschen um sich herum. Die Gesichter waren müde, gezeichnet von Sorgen und Kämpfen. „Sie kämpfen jeden Tag, genau wie ich. Warum sollte ich ihnen nicht helfen?“, flüsterte er. „Aber wie kann ich das tun, wenn ich nicht einmal für mich selbst sorgen kann?“
„Geld ist das, was zählt, nicht die Ideale“, redete er sich ein. „Ich muss überleben. Ich muss essen, trinken, wohnen. Wenn ich das nicht tue, bin ich verloren. Es ist nicht so einfach, wie Jesus es sagt. Die Welt ist grausam, und die Menschen sind egoistisch. Sie kümmern sich nicht um Gerechtigkeit, sie kümmern sich nur um sich selbst.“
Doch während er sprach, spürte er, dass er in einen inneren Konflikt verwickelt war. „Aber was ist mit dem, was Jesus gesagt hat? Was ist mit der Freiheit, die er verspricht? Ist es nicht das, was ich mir immer gewünscht habe? Ein Leben ohne Angst, ohne das Gefühl, dass die Römer über mir stehen?“
Er nahm einen tiefen Atemzug und schüttelte den Kopf. „Ich bin kein Heilsbringer. Ich bin ein Verbrecher. Glaubt mir denn jemand, wenn ich sage, dass ich für Freiheit kämpfen will? Sie sehen nur das, was ich bin – nicht das, was ich sein könnte.“
„Aber vielleicht … kann ich beides sein“, überlegte er. „Vielleicht kann ich für mein Volk kämpfen und gleichzeitig meine Vergangenheit hinter mir lassen. Ich könnte Jesus unterstützen, ihm helfen, die Menschen zu erreichen. Und wenn ich das tue, könnte ich vielleicht auch für mich selbst einen neuen Weg finden.“
Barabbas fühlte, wie sich eine leise Hoffnung in ihm regte. „Könnte es wirklich so einfach sein? Könnte ich meine Wege ändern und dennoch überleben? Vielleicht ist es an der Zeit, die Dunkelheit hinter mir zu lassen und mich dem Licht zuzuwenden.“
Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas und lächelte schwach. „Die Wahl liegt bei mir“, murmelte er. „Ich kann mich entscheiden, nicht nur für mich, sondern für alle, die in dieser Welt der Irrwege leben. Vielleicht ist das der Weg, den ich schon immer gesucht habe. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich für die Freiheit kämpfe – auf eine neue Art und Weise.“
Mit einem neuen Entschluss in seinem Herzen wusste Barabbas, dass er den ersten Schritt in eine andere Richtung machen musste. Die Worte von Jesus hatten ihn nicht nur berührt, sie hatten in ihm einen Funken der Hoffnung entfacht, der ihn dazu bringen konnte, seine Geschichte neu zu schreiben.
Die Tür der Kaschemme öffnete sich, und ein kalter Wind wehte herein. Ruben trat ein, seine Kleidung war staubig und zerknittert, als hätte er den ganzen Tag in den Straßen verbracht. Er hatte Barabbas seit dem Überfall nicht mehr gesehen und war offensichtlich besorgt.
„Barabbas! Ich habe dich gesucht“, sagte Ruben und setzte sich ihm gegenüber. „Was ist los mit dir? Du siehst aus, als hättest du den letzten Kampf verloren.“
Barabbas seufzte und hob den Blick. „Ich habe nachgedacht, Ruben. Über alles, was wir tun und was wir werden könnten. Ich weiß nicht, ob ich der Mann bin, den die Leute brauchen.“
Ruben schüttelte den Kopf. „Du bist der einzige, der die Massen mobilisieren kann. Du hast das Charisma, die Menschen zu erreichen. Aber du musst dich entscheiden, was du willst. Willst du weiterhin im Verborgenen agieren oder die Führung übernehmen?“
„Und was ist mit diesem Jesus?“, fragte Barabbas. „Er hat die Menschen mit seiner Botschaft des Friedens erreicht. Was kann ich ihm entgegensetzen? Ich bin ein Verbrecher, kein Heilsbringer.“
„Aber vielleicht kann er dir helfen, Barabbas!“, entgegnete Ruben leidenschaftlich. „Vielleicht ist das der Weg, den du suchst. Du könntest ihm folgen, ihn unterstützen, und dann, wenn die Zeit reif ist, könntest du die Menschen dazu bringen, für eine bessere Zukunft zu kämpfen – ohne Gewalt.“
Barabbas lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die Bilder von Jesus, der in die Stadt einzog, von der Menge, die ihn feierte, kamen ihm in den Sinn. Er hatte eine Vision, die weit über seine eigenen Ambitionen hinausging. Es war eine Vision von Hoffnung, von Einheit und von einem Leben in Freiheit.
„Ich könnte es versuchen“, murmelte er schließlich. „Vielleicht ist es an der Zeit, den Kurs zu wechseln. Vielleicht kann ich meine Vergangenheit hinter mir lassen und für etwas Größeres kämpfen.“
Ruben lächelte, doch seine Augen waren ernst. „Du musst stark sein, Barabbas. Die Römer werden nicht tatenlos zusehen, und die jüdischen Führer werden alles tun, um dich zu stoppen.“
Barabbas nickte und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Der bittere Wein brannte in seiner Kehle, doch er war entschlossen. „Ich werde mit diesem Jesus sprechen. Ich muss herausfinden, ob er der ist, für den die Menschen ihn halten. Wenn ja, dann werde ich ihm helfen. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass meine Vergangenheit mich zurückhält.“
In den nächsten Tagen hielt Barabbas sich in der Nähe von Jesus auf, beobachtete ihn und seine Anhänger aus der Ferne. Er sah, wie Jesus predigte, die Kranken heilte und den Bedürftigen half. Es war eine Lehre der Liebe und des Mitgefühls, die einen tiefen Eindruck auf ihn machte. Doch gleichzeitig spürte Barabbas die Kluft zwischen ihnen – eine Kluft, die durch seine eigene Geschichte und seine Taten entstanden war.
Eines Abends, als die Dämmerung über die Stadt fiel, fand Barabbas den Mut, sich Jesus zu nähern. Der Prediger saß mit seinen Jüngern am Rand der Stadt, umgeben von Menschen, die auf seine Worte warteten.
„Jesus!“ rief Barabbas, als er die Menge durchbrach. Die Menschen wandten sich um, überrascht von dem Mann, dessen Ruf in der Stadt gefürchtet war.
Jesus sah ihn mit ruhigem Blick an. „Barabbas, was führt dich zu mir?“
Die Worte blieben ihm zunächst im Hals stecken. Er fühlte sich wie ein Eindringling in dieser heiligen Versammlung. „Ich… ich möchte wissen, ob du mir helfen kannst. Ich will für mein Volk kämpfen, aber ich weiß nicht, wie.“
Die Jünger schauten skeptisch, doch Jesus lächelte sanft. „Der Kampf, den du suchst, beginnt in deinem Herzen. Du musst zuerst für dich selbst kämpfen, bevor du für andere kämpfen kannst. Was du tust, muss aus der Liebe und nicht aus der Wut kommen.“
Barabbas spürte, wie ein Knoten in seiner Brust sich zu lösen begann. „Ich habe Angst, dass ich nicht gut genug bin. Dass meine Vergangenheit mich einholen wird.“
„Jeder Mensch hat eine Vergangenheit“, sagte Jesus. „Doch es ist nicht die Vergangenheit, die uns definiert, sondern die Entscheidungen, die wir im Hier und Jetzt treffen. Du kannst deine Geschichte neu schreiben, Barabbas. Du bist nicht allein.“
In dem Moment kamen Jünger und lenkten Jesus ab. Barabbas ging ... „Nicht allein!" Seine Erfahrung war eine andere. Er ging in die Kaschemme, mit der er sich immer mit seinen Bandenmitgliedern traf.
Barabbas trat in die Kaschemme ein, die von dem vertrauten Geruch nach altem Holz und verschüttetem Wein erfüllt war. Die Atmosphäre war lebhaft, und das Gelächter seiner Bandenmitglieder hallte durch den Raum. Er fühlte sich für einen Moment wie ein Fremder in seiner eigenen Welt, als er die Gesichter seiner Gefährten sah – Männer, die er in den dunkelsten Stunden seines Lebens kennengelernt hatte.
„Barabbas! Endlich bist du hier!“, rief Ruben und winkte ihm zu. „Du hast etwas verpasst! Der Einzug war ein Spektakel!“
„Wir haben die Reichen bestohlen, während sie Jesus zujubelten!“, fügte ein anderer aus der Gruppe hinzu, seine Augen blitzten vor Aufregung. „Sie waren so beschäftigt, dass sie uns nicht einmal bemerkten!“
Barabbas setzte sich zu ihnen und hörte gebannt zu. Sie erzählten von den Menschenmengen, die sich versammelt hatten, um Jesus zu sehen, und von dem Chaos, das ausbrach, als Jesus zum Tempel ging und die Händler im Tempel vertrieben wurden. „Es war ein wahres Schauspiel!“, rief einer. „Jesus hat die Händler mit solcher Wut herausgeworfen – und wir haben die Gelegenheit genutzt!“
„Ich habe eine ganze Tasche voll Goldmünzen erbeutet!“, prahlte ein anderer, während er eine kleine, glänzende Münze in der Luft drehte. „Die Römer werden uns fürchten, wenn wir so weitermachen!“
Barabbas hörte ihre Geschichten, und während die Freude um ihn herum blühte, spürte er eine innere Unruhe. „Hört zu, Männer“, begann er, seine Stimme war ernst. „Was wir tun, ist gefährlich. Die Römer werden nicht tatenlos zusehen, während wir ihren Reichtum stehlen. Jesus hat die Menschen mit seiner Botschaft erreicht. Vielleicht sollten wir uns ihm anschließen, anstatt uns nur auf Raubzüge zu konzentrieren.“
Die Gruppe verstummte, und die Blicke der Männer wanderten von Barabbas zu Ruben. Letzterer schüttelte den Kopf. „Du redest von Veränderungen, Barabbas. Aber du weißt, wie die Welt ist. Es gibt keinen Platz für Schwäche. Die Menschen brauchen einen starken Führer, der für sie kämpft. Und das bedeutet, dass wir uns nicht zurückhalten können!“
„Aber was, wenn wir die Menschen mobilisieren könnten, ohne Gewalt?“, entgegnete Barabbas.
„Was, wenn wir für eine bessere Zukunft kämpfen könnten?“
„Und was ist mit den Römern?“, fragte ein anderer. „Sie werden uns verfolgen, egal was wir tun. Wir müssen stark sein!“
Barabbas spürte, wie der Druck in der Kaschemme stieg. „Ich habe mit Jesus gesprochen. Er hat mir gesagt, dass wir unsere Vergangenheit hinter uns lassen können, dass wir für etwas Größeres kämpfen können!“
„Und wie willst du das anstellen?“, fragte Ruben herausfordernd. „Mit Worten? Glaubst du, dass die Menschen sich für einen Verbrecher wie dich interessieren werden?“
Barabbas’ Herz raste. „Ich kann es versuchen. Ich kann für die Menschen sprechen, die unterdrückt werden. Ich kann ihnen Hoffnung geben.“
Die Männer schauten sich an, und Barabbas konnte die Skepsis in ihren Augen sehen. „Wir brauchen mehr als Hoffnung, Barabbas. Wir brauchen Gold, Waffen, Macht!“, rief einer der Männer. „Sonst sind wir nichts!“
Barabbas fühlte sich wie in einem Sturm gefangen. „Es gibt einen Weg, der nicht nur auf Gewalt basiert“, sagte er. „Jesus hat uns gezeigt, dass es einen anderen Weg gibt. Wir könnten die Menschen inspirieren, sich zu erheben, ohne Blut zu vergießen.“
Die Diskussion wurde hitziger, und Barabbas spürte, dass er die Kontrolle über das Gespräch verlor. Er wusste, dass er einen entscheidenden Schritt tun musste, um seine Bande zu überzeugen. „Ich werde zu Jesus gehen und ihn um Hilfe bitten. Wenn er mir helfen kann, dann wird er auch euch helfen!“
„Du bist verrückt, Barabbas!“, rief Ruben. „Wenn du das tust, wirst du dich selbst in Gefahr bringen. Du bist einer von uns!“