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Beschreibung

Eine satirische Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, ein ausführlicher Blick auf den Wahlkampf eines der Konkurrenten, aber im zweiten Teil wird es auf einmal ungemütlich für viele Leute im Land. Alles nicht ganz ernst gemeint und trotzdem oder gerade deswegen durchaus lesenswert. Wahltag ist Zahltag!

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Anno Dazumal

Der Nächste bitte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Wahlkampf

Die Macht

Die Verfolgung

Die Allmacht

Impressum neobooks

Der Wahlkampf

„Liebe Freunde! In diesem Land müssen wieder Zucht und Ordnung herrschen. Die Demokraten haben aus den Vereinigten Staaten von Amerika eine verlotterte Republik gemacht und das dürfen wir nicht mehr hinnehmen. Es wird höchste Zeit für einen Wechsel und ich verspreche Ihnen, daß ich mit meiner Partei dafür sorgen werde, daß wir alle bald nichts mehr zu lachen haben. Es geht uns allen viel zu gut und dabei darf es nicht bleiben. Auch international werde ich dafür sorgen, daß wir wieder zu Ruhm und Ehre kommen und nicht, daß darüber gesprochen wird, welche sexuellen Vorlieben der Präsident hat. Seit die Demokraten an der Macht sind, werden Sitte und Moral nicht mehr großgeschrieben, aber das wird sich ändern. Ich verspreche Ihnen, daß wir die Tradition aufrechterhalten werden und uns nicht von modischem Schnickschnack beeindrucken lassen. Des weiteren will ich klarstellen, daß es nicht sein kann, daß wir nur als Weltmacht angesehen werden. Wir sind die einzige und damit auch die größte und stärkste Weltmacht überhaupt. Unser Problem ist nur das, daß das niemand mehr wissen will. Aber ich werde dafür sorgen, daß bald wieder alle Menschen auf der ganzen Welt in Hochachtung von uns sprechen.“ Beifall kam auf. Gerade wollte John Teggar seine Rede fortsetzen, als er einen Blick zu seinem Berater warf, der hektisch mit dem Zeigefinger auf die Uhr deutete. Teggar verstand. „Außerdem wollte ich Ihnen noch sagen, daß Sie ein wunderschönes Altenheim hier haben und daß es mich sehr gefreut hat, bei Ihnen gewesen zu sein“, schloß Teggar und bekam viel Applaus für seine kurze Rede. Als er das Altenheim mit seinen Wahlkampfhelfern verlassen hatte, fragte er seinen Berater, Frank Borner: „Wieso habe ich schon aufhören müssen? Ich hatte doch gerade erst angefangen.“ „Schon. Aber wir haben gemerkt, daß die ersten Leute bereits einschliefen. Und es wäre halt nicht gut gewesen, wenn das die Presse mitgekriegt hätte“, erklärte jener. „Aha. Und wohin jetzt?“ „Nach Phoenix. Dort sind Ihre Umfragewerte bei den Jugendlichen ins Bodenlose gefallen. Hier ist Ihre Rede.“ Teggar überflog sie. „Was! Das alles soll ich sagen?“ „Selbstverständlich. Sie müssen schließlich auch für die jungen Leute wählbar sein. Und vergessen Sie nicht: Bis zur Wahl können von denen im Altenheim schon ein paar abgekratzt sein. Die Jungen leben länger, wenn sie sich nicht gerade erschießen.“ „Ich verstehe. Aber warum soll ich dort nicht sagen, daß ich vorhabe, alle Lehrer bewaffnen zu lassen, damit sie sich vor den Schülern schützen können?“ „Weil das uncool ist. Sie haben bei den jungen Leuten schon mal ein Handicap. Und zwar das, daß Sie bei den Republikanern sind. Das reicht. Da dürfen Sie die Leute nicht auch noch mit sowas verscheuchen.“ „Also gut. Eins sage ich Ihnen: Bin ich froh, wenn der ganze Zirkus vorbei ist.“ „Sie sind gut, der Zirkus fängt gerade erst an. Nun beginnt langsam die heiße Phase des Wahlkampfs. Wenn Sie unbedingt Präsident der Vereinigten Staaten werden wollen, dann müssen Sie sich schon reinhängen und auf einige Dinge in der nächsten Zeit verzichten.“ „Was! Keine Bordellbesuche mehr?“ „Nein, damit ist es jetzt erstmal vorbei.“ „Aber ich habe doch meine Maske. Da erkennt mich eh niemand.“ „Das Risiko ist zu groß. Außerdem haben Sie doch Ihre Frau.“ „Mit der macht es aber keinen Spaß.“ „Sagen Sie das niemals einem Journalisten! Unsere Gegner würden das ausschlachten.“ „Na ja, dann werde ich halt mal versuchen, ein paar Jungwähler für mich zu begeistern“, meinte Teggar, als sie aus dem Flugzeug stiegen. Wenig später kam es zu einer ziemlich ungewöhnlichen Szene. In einer großen Disko in Phoenix stand Teggar hinter einem Mikrofon und begann, zur Rapmusik zu sprechen: „Hey Leute, alles klar, ich bin John Teggar, ich wollte Euch was Cooles erzählen, Ihr alle dürft den Präsidenten wählen, Ihr könnt ruhig weiter zechen, das kann ich Euch versprechen, mit mir als Präsident werdet Ihr alle Arbeit bekommen, mit mir wird Euch kein Geld mehr weggenommen, ich baue Euch allen ein großes Haus und schmeiße die ganzen Illegalen raus, Ihr sollt in Zukunft ganz frei leben, darum wird es bei mir weniger Gesetze geben. Also Leute, alles klar, wählt mich, den John Teggar“, reimte Teggar und verschwand wieder. Nur wenig Beifall war zu hören und der kam von ein paar Besoffenen. „Das ging wohl ganz schön in die Hose“, meinte Borner. „Aber wieso denn? Es hat doch Beifall gegeben“, entgegnete Teggar. „Dieser Beifall war wertlos. Besoffene wählen nicht.“ „Daß eins klar ist: Wenn ich an die Macht komme, dann wird es so versiffte Orte wie diese, äh, diese Disko nicht mehr geben. Das wird alles niedergerissen, da kenne ich nichts.“ „Schon gut. Passen Sie auf, Herr Teggar: Ich erkläre Ihnen jetzt noch einmal, worum es geht: Um Präsident werden zu können, müssen Sie viele Leute in ganz Amerika überzeugen, daß die Ihnen ihre Stimme geben. Das schaffen Sie nur, wenn Sie sich den Leuten anpassen und so tun, als wären Sie einer von ihnen. Natürlich dürfen Sie damit nicht Ihre anderen Wähler verprellen. Wenn Sie dann tatsächlich Präsident sind, dann können Sie machen, was Sie wollen. Das steht außer Frage. Aber erst einmal muß es soweit kommen“, erläuterte Borner und Teggar nickte. „Was steht als Nächstes auf dem Programm?“ fragte er, als sie wieder im Flugzeug saßen. „Ein Besuch bei ein paar wichtigen Wirtschaftsbossen.“ „Ah, das gefällt mir schon viel besser.“ „Allerdings ist es da nötig, daß Ihre Frau dabei ist.“ „Muß das denn sein?“ „Ja, das muß sein.“ „Aber könnt Ihr der nicht wenigstens ein Klebeband um den Mund machen, damit sie mich nicht blamiert?“ „Nein, das wäre zu auffällig. Aber keine Sorge: Meine Kollegin hat sie trainiert, so daß keine Gefahr besteht“, beruhigte Borner den Möchtegernpräsidenten. In San Francisco hielt Teggar dann eine Rede, die den anwesenden Wirtschaftsbossen das Herz höher schlagen ließ. „Meine lieben Freunde, es ist herrlich, endlich unter wirklich wichtigen Leuten zu sein! Wie Sie wissen stehen wir Republikaner für Wirtschaftskompetenz, gute Beziehungen und unsoziale Gerechtigkeit. Klar, momentan laufen Ihre Geschäfte ziemlich gut, aber ich verspreche Ihnen, wenn ich erst an der Macht bin, dann werden sich Ihre Gewinne vervielfachen. Das kann ich natürlich auch anhand konkreter Beispiele erläutern: Da die Demokraten soviel Geld in die Staatskasse gebracht haben, können wir es für Sie wieder ausgeben. Meine Herren, nach meiner Wahl können Sie entlassen, soviel Sie wollen. Wir werden die Leute mit ein paar Dollars abspeisen und Sie haben noch weniger Kosten. Zusätzlich wird natürlich die Unternehmenssteuer beträchtlich gesenkt und auch sonst dürfen Sie von mir und meiner Partei sehr viel erwarten. Wenn Sie Ihren Arbeitern weniger Geld geben wollen, dann tun Sie das einfach. Falls es Proteste gibt, lassen wir unsere Soldaten ausrücken. Sie sehen, daß es Ihnen unter meiner Herrschaft bald noch viel besser gehen wird und daß Sie schon in kurzer Zeit im Geld schwimmen werden“, erzählte Teggar und wurde dafür mit großem Beifall belohnt. Nach der Rede blieb er noch lange Zeit bei der ihm lieben Gesellschaft und unterhielt sich mit so manchen Leuten. So sprach er auch mit einem Unternehmer, der Giftmüll entsorgte. „Eine tolle Rede, Herr Teggar, meine Stimme haben Sie. Wie sieht es denn mit der Entsorgung von Giftmüll aus?“ wollte der Mann wissen. „Was meinen Sie damit?“ „Na ja, ich will mich nicht beschweren, aber ein bißchen besser bezahlt werden könnte man dafür schon. Schließlich ist es sehr kostspielig, das ganze Zeug in die Flüsse zu kippen, äh, über die Grenze zu schaffen.“ „Ich verstehe. Nun, ich werde sehen was sich machen läßt und kann Ihnen versprechen, daß meine Wahl gewiß nicht ein Nachteil für Sie sein wird.“ „Das höre ich gern.“ „Ach ja, ich hätte da auch eine kleine Bitte.“ „Nur raus damit!“ „Sie beschäftigen doch viele Leute?“ „3000. Wieso?“ „Na ja, denen können Sie doch bestimmt sagen, daß Sie sehr angetan von mir sind.“ „Ach das meinen Sie! Na ja, ich glaube, das würde Ihnen nicht viel bringen, weil die Leute immer gern den wählen, den der Chef nicht wählt.“ „Wenn das so ist, dann schimpfen Sie über mich und sagen, daß Sie mich garantiert nicht wählen werden.“ „Kein Problem. Das mache ich mit dem allergrößten Vergnügen.“ „Herr Teggar, wir müssen los! Der nächste Termin wartet“, drängte Borner. „Lassen Sie ihn doch warten! Ich fühl mich wohl hier.“ „Aber Ihre Frau beginnt bereits zu randalieren.“ „Also gut, lassen Sie sie wieder aus dem Klo heraus.“

Am Abend stand dann ein großer Wahlkampfauftritt in New York an, bei dem Teggar eine kämpferische Rede halten sollte. Mit großem Beifall wurde er von den eigenen Anhängern begrüßt und wenig später legte er los. Dieses Mal sollte auch sein Konkurrent, der Kandidat der Demokraten, Michael Glime, sein Fett wegbekommen. „Meine lieben Freunde! Toll, daß Ihr alle gekommen seid. Keine Angst, ich werde dafür sorgen, daß Ihr Euer Kommen nicht bereut. Nun ist Schluß mit lustig. Acht Jahre lang mußten wir tatenlos mit ansehen, wie unser Land in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht wurde. Es wird höchste Zeit für eine neue Politik. Glime sagt, die Demokraten würden unter ihm so weitermachen wie bisher. Genau davor haben wir Angst und deshalb werden wir alles dafür tun, damit es nicht dazu kommt. Es ist uns gelungen herauszufinden, daß Glime ein außereheliches Verhältnis gehabt hat und allein das macht ihn bereits nicht mehr wählbar. Wir werden ein Amerika schaffen, in dem man nachts wieder ohne Angst auf die Straße gehen kann. Ein Amerika, in dem nicht die Schüler ihre Lehrer erschießen, sondern umgekehrt! Wir werden ein amerikanisches Amerika schaffen und die ganzen Ausländer zum Teufel schicken, wobei ich nicht weiß, ob sie der überhaupt aufnehmen wird. Wir sind die Republikaner und wir werden dafür sorgen, daß die Werte wieder etwas wert sind. Kriminelle werden ohne großes Urteil eingesperrt werden, die Straßen werden von diesem Gesindel gesäubert. Freut Euch auf die Zukunft, meine lieben Freunde, denn ich verspreche Euch, daß es bald ein neues Amerika geben wird und zwar mit mir. Die Wirtschaft wird Gewinne machen und es wird viel weniger Arbeitslose geben. Aber wir werden nicht nur Teilzeitjobs, sondern Vollzeitjobs schaffen! Was haben die Demokraten denn in den letzten Jahren geleistet? Nichts! Sie haben sich an die Macht gesetzt und die Steuergelder weggefressen, aber das werden wir ändern. Natürlich können wir das alles nur mit Eurer Hilfe machen, aber ich bin mir ganz sicher, daß ich mich auf Euch verlassen kann!“ rief Teggar der jubelnden Menge zu. Er fühlte sich wohl unter seinen Anhängern, weil es weder kritische Fragen noch Pfiffe gab. Darum genoß er diese Stunden und jede Anspannung fiel von ihm ab, was natürlich auch seine Anhänger gerne bemerkten. „So, Herr Teggar. Auf ins Volk. Händeschütteln ist angesagt“, meinte Borner und sofort machte sich der Angesprochene auf zur Gratulationstour. Teggar war ein Mann, wie ihn die Republikaner lieben. Groß, kurzhaarig, entschlossen und korrupt. Mit solchen Leuten konnten sie sich identifizieren und darum wurde auch das Bad in der Menge für den Kandidaten ein voller Erfolg. Schnell ging Teggar durch die Reihen und schüttelte die Hände der kreischenden Leute, wobei er es vermied, jenen in die Augen zu schauen. Ohne Leibwächter spazierte er durch die Menge, was natürlich auf die Fernsehzuschauer großen Eindruck machte. Jene wußten selbstverständlich nicht, daß am Eingang der Halle alle Leute genauestens durchsucht worden waren. Es war sehr spät, als Teggar mit seiner Frau in das reservierte Hotelzimmer kam. „Na, mein Schatz. Wie wäre es mit einer schnellen Nummer?“ wollte Linda wissen. „Tut mir leid, aber ich habe Migräne“, entgegnete er. „Das sagst Du immer. Komm schon! Nur ein kleiner Aufsitzer.“ „Laß mich in Ruhe!“ „Wenn ich Dich nur nie geheiratet hätte, Du alter Schlappschwanz! Aber nein, ich mußte natürlich wieder so blöd sein und den impotentesten aller reichen Männer heiraten!“ „Halt den Mund und schlaf! Wenn ich Präsident bin, dann können wir darüber reden.“ „Nein, so leicht kannst Du es Dir nicht machen. Ich wähle Dich nur, wenn Du mir versprichst, es jede Woche mit mir zu tun.“ „Da verzichte ich lieber auf Deine Stimme.“ „Vergiß unseren Ehevertrag nicht!“ „Der ist ungültig, weil ich ihn im Vollrausch unterschrieben habe.“ „Das ist Dein Problem. Niemand hat Dich gezwungen, soviel zu saufen.“ „Doch, Du. Sonst hätte ich diese Trauerfeier nicht überstanden.“ „Du hättest mich ja nicht heiraten brauchen.“ „Doch, aus politischen Gründen war das notwendig. Ich brauchte eine Frau, die nicht gut, aber auch nicht zu nuttig aussieht, die man auch in höheren Kreisen vorzeigen kann und die auch mal den Mund hält, wenn sie nicht gefragt ist. Da warst Du genau die Richtige.“ „Danke für das Kompliment. Mein Leben aber ist Dir gar nichts wert.“ „Jetzt hör mal! Wenn wir jetzt noch ein paar Monate diese Show abziehen und Erfolg haben, dann bist Du bald die First Lady und wirst weltberühmt. Das sollte Dir doch eigentlich reichen.“ „Aber natürlich. Dann darf ich mir ja ein paar Praktikanten holen.“ „Und ich mir jede Menge Praktikantinnen.“ „Gute Nacht, Geliebter.“ „Gute Nacht, meine Taube.“ So schliefen sie also Beide glücklich ein und träumten von einer Zukunft mit Geld, Macht und Anerkennung. Am nächsten Morgen stand Teggar sehr früh auf, um seiner Frau keinen Guten Morgen Kuß geben zu müssen. Schnell zog er sich an und verschwand in einem Konferenzzimmer, wo Borner gerade die Wahlkampfstrategie der nächsten Tage erläuterte. „Also, die Zeitungen haben wir unter Kontrolle. Die schreiben garantiert nur das, was wir ihnen vorschreiben. Da sehe ich überhaupt keine Probleme und wenn doch wer Ärger macht, dann haben wir ja noch unser Mobiles Einsatzkommando“, verkündete Borner. „Was denn für ein Einsatzkommando?“ wunderte sich Teggar. „Ach, ein paar Terroristen, die dafür sorgen, daß sich niemand eine kritische Bemerkung Ihnen gegenüber erlaubt.“ „Das lob ich mir. Fahren Sie fort!“ „Nun ja, es geht ganz einfach darum, den Leuten das zu versprechen, was sie sich wünschen. Im Grunde ist so eine Wahl ja nichts Anderes, als wenn man sich zum Beispiel einen Videorecorder kauft. Der einzige Unterschied besteht darin, daß der Recorder meistens die Erwartungen erfüllt, ganz im Gegensatz zu einem Präsidenten, wenn der erst gewählt ist.“ Alle lachten. Neben Borner und Teggar befanden sich noch Mary Leeson, Carl Rudolphs und George Florten im Raum. Jene gehörten zu Teggars Wahlkampfteam, wobei Borner ihr Boß war. Wieder ergriff Borner das Wort. „Wir müssen nun versuchen, erst einmal Glime unwählbar zu machen. Deshalb habe ich eine Menge Detektive und Journalisten auf ihn angesetzt, die ein paar krumme Dinge von ihm aufdecken sollen.“ „Und was ist dabei herausgekommen?“ wollte Teggar wissen. „Nichts. Der Kerl ist absolut sauber. Außer einem Seitensprung können wir ihm nichts nachweisen und das ist ja leider ein Kavaliersdelikt bei uns, wie es scheint. Deshalb müssen wir weiterhin mit Verleumdungen arbeiten, was sich auch ganz gut machen läßt. Natürlich gilt es nach wie vor, alle Gesellschaftsschichten mit unserem Programm zu erreichen. Zu diesem Zweck haben unsere Meinungsforscher große Umfragen gestartet und die Leute gefragt, was sie sich wünschen. Nun brauchen Sie, Herr Teggar, nur noch das versprechen, was sich die Leute wünschen und die Sache ist geritzt“, erklärte Borner. „Das hört sich alles ganz einfach an, aber glauben Sie wirklich, daß es so leicht werden wird?“ erkundigte sich jener. „Also, ich bitte Sie. Wir schreiben Ihre Reden, wir arrangieren Ihre Auftritte, da kann gar nichts mehr schiefgehen. Die Leute wollen einen Präsidenten haben, der ihre Wünsche erfüllt. Und vor der Wahl können Sie ja nur versprechen. Versprechen sind unverbindlich und damit haben Sie es leicht, weil Sie, wenn Sie an der Macht sind, nichts davon einhalten müssen.“ „Das ist auch gut so. Manchmal fällt es mir nämlich schon schwer, Sachen zu sagen, die ich für total falsch halte.“ „Es geht nur darum, die Wähler zu betrügen. Das ist das ganze Geheimnis.“ „Also gut, das kann ich. Womit fangen wir heute an?“ „Mit einer heiklen Sache. Einem Besuch in einem Gefängnis. Sagen Sie den Leuten dort um Gottes Willen bloß nicht, daß Sie überall die Todesstrafe wieder einführen wollen“, bat Borner. „Wie Sie wünschen. Wo haben Sie denn meine Rede?“ „Hier, bitte sehr. Lesen Sie sich die gut durch, damit Sie sich nicht versprechen.“

Es war ein großes Gefängnis in Santa Fe, das sich Borner für den Wahlkampf ausgesucht hatte. Mit kritischen Blicken wurde Teggar gemustert, weil er doch eher einem Scharfrichter, als einem Präsidenten ähnelte. „Meine lieben Freunde, ich weiß, daß Ihr es hier bestimmt nicht leicht habt und ich kann verstehen, daß Ihr Euch für alles Andere interessiert als für die Präsidentschaftswahlen. Dennoch bin ich heute zu Euch gekommen und zwar aus einem ganz einfachen Grund“, verkündete Teggar und begann plötzlich zu stocken, weil neben ihm ein Mann stand, der in einer fremden Sprache redete. „Das ist der Dolmetscher für die mexikanischen Häftlinge. Machen Sie weiter!“ zischte Borner und Teggar fuhr fort: „Ihr Schicksal liegt mir sehr am Herzen und ich will dafür sorgen, daß Ihnen Ihre Haft erheblich erleichtert wird. Natürlich kann ich das nur, wenn ich gewählt werde, aber trotzdem will ich mal einen Ausblick wagen, was für eine schöne Zukunft Euch blühen würde, wenn ich Präsident werde. Ihr würdet jede Woche Freigang bekommen, Euer Essen würde besser werden und auch die Freizeitmöglichkeiten würden sich erheblich verbessern. Außerdem verspreche ich Euch, daß Ihr alle die Chance bekommt, Eure Unschuld zu beweisen und daß zweifelhafte Urteile noch einmal ganz genau geprüft werden. Mit mir als Präsidenten bräuchtet Ihr Euch keine Sorgen um Eure Zukunft machen müssen, weil Ihr nach dem Ende Eurer Haft sogleich in den Arbeitsprozeß eingegliedert werdet“, berichtete Teggar der erstaunten Menge. „Lügner!“ schrie einer aus den hinteren Bänken und wurde sofort von einem Aufseher entfernt. Danach mußte sich Teggar noch einem Gefangenen widmen, damit die Fernsehaufnahmen vollständig im Kasten waren. „Wie geht es Ihnen?“ fragte er einen jungen Mann, der einen leicht verwirrten Eindruck machte. „Na ja, ich würde gerne mal einen Tag in Freiheit leben“, meinte der. „Das werden Sie, das dürfen Sie mir glauben. Sobald ich an der Macht bin, wird es auch Euch besser gehen.“ „Das ist schön, da freu ich mich aber.“ „O.k. Die Aufnahmen sind im Kasten!“ rief der Kameramann. Teggar wollte aufstehen, als ihn der Häftling am Ärmel packte. „Noch etwas. Wann kriege ich endlich meine Drogen?“ fragte er. „Laß mich los, Du Asozialer! Einen Dreck bekommst Du!“ schrie Teggar. Borner warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ach so, die Wahl ist ja noch nicht vorbei. Ich werde dafür sorgen, daß Du Deinen Stoff kriegst“, versprach er und ging. „Denken Sie daran: Ganz egal was die Leute von Ihnen fordern, versprechen Sie es!“ bleute Borner Teggar zum wiederholten Male ein. „Das sagen Sie so leicht. Ich bin das Lügen zwar gewohnt, aber manchmal ist es ganz schön schwierig“, verteidigte sich Teggar. „Keine Angst! Mit Leuten wie diesen werden Sie nicht mehr viel zu tun haben. Es ging nur darum, der Bevölkerung zu zeigen, daß Sie sich um alle Menschen kümmern“, bemerkte Rudolphs. „Aber habe ich damit nicht meine Stammwähler verschreckt?“ fragte Teggar. „Normalerweise schon, aber bei uns nicht. Wir haben denen schon im Voraus erklärt, wie wir vorgehen müssen. Die sind alle eingeweiht und kennen unsere Tricks“, stellte Leeson klar. „Schön, dann bin ich ja beruhigt. Also Frank, wohin schicken Sie mich als nächstes?“ „Das soll eine Überraschung werden.“ „Ihre Überraschungen kenne ich. Nein, sagen Sie es mir jetzt!“ „Also gut, aber dazu muß ich ein bißchen ausholen. Wie Sie wissen hat Glime einen sehr großen Zuspruch bei den Minderheiten. Nun müssen wir uns natürlich auch dort blicken lassen, um auch bei denen Punkte zu machen.“ „Kommen Sie zur Sache. Wohin geht es?“ „Nach San Francisco.“ „Schön. Wo ist das Problem?“ „Ihre Zuhörer sind ein bißchen anders.“ „Glauben Sie bloß nicht, daß ich vor Ausländern eine Rede halte. Das können Sie von einem Republikaner nicht verlangen.“ „Das tue ich auch nicht, weil wir damit unsere Stammwähler zutiefst schockieren würden. Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Sie brauchen nur vor Schwulen, Lesben und Transvestiten reden.“ „Was! Sind Sie verrückt geworden! Nein, das mache ich nicht!“ „Wollen Sie Präsident werden?“ „Ja.“ „Na also.“ „Trotzdem. Wieso tun Sie mir das an?“ „Beruhigen Sie sich. Das geht alles schnell vorbei. Allerdings würde ich Ihnen empfehlen, Ihre Stimme ein bißchen zu ändern, damit man Sie besser versteht, Sie verstehen?“ „Ich soll also die Sprache der Tunten benutzen?“ „Genau das meinte ich.“ „Also gut. Aber eines sage ich Ihnen: Wenn wir deswegen die Wahl verlieren, dann schicke ich Sie in die Schwulenviertel und lasse Sie vergewaltigen!“ „Ja, ja, jetzt fangen Sie aber bitte mal an“, meinte Borner, als sie aus der Limousine stiegen. Etwas erschrocken war Teggar schon, als er den Leuten ins Gesicht schaute. „Mein Gott, wie sehen die denn aus?“ dachte er sich. Kurz darauf begann er mit seiner Rede. „Hallo Freunde! Ich weiß, daß man immer wieder versucht Euch weiszumachen, daß wir Republikaner etwas gegen Euch haben. Aber das ist nicht wahr. Um das zu beweisen bin ich heute zu Euch gekommen. Auch Ihr sollt heiraten dürfen und wie ganz normale Ehepaare behandelt werden, weil Ihr Menschen seid. Alles Andere ist gelogen. Ich verspreche Euch, daß ich als Präsident dafür sorgen werde, daß Ihr weder von der Polizei, noch von Mitmenschen verfolgt und geschlagen werdet. Glaubt mir, mit mir werdet Ihr noch viel Freude haben. Auch Eure Treffpunkte werden in Zukunft nicht mehr angezündet werden und ich werde alles dafür tun, daß Ihr einen Platz in der amerikanischen Gesellschaft bekommt, weil Ihr Euch den wirklich verdient habt.“ Tosender Applaus war zu hören. Aber als Teggar die Leute anfassen sollte, zierte er sich doch ein wenig. Erst als die Kamera an war, ließ er seine Scheu ab und es kam sogar dazu, daß ihn ein Mann küßte. Angewidert verließ Teggar nach einer gewissen Zeit den Ort und stauchte wenig später Borner im Flugzeug zusammen. „So! Sind Sie jetzt zufrieden? Wahrscheinlich werde ich nun in ganz Amerika als Schwuchtel bekannt werden!“ schimpfte er. „Ach was! Das schneiden wir doch wieder raus. Es ging in dieser symbolischen Szene nur darum, daß Sie von denen anerkannt werden und das haben Sie bravourös gemeistert. Herzlichen Glückwunsch! Nicht einmal Glime hätte sich das getraut und das heißt, daß Sie ihm auch bei den Minderheiten dicht auf den Fersen sind. Aber warum haben Sie Ihre kleine Jugendgeschichte ausgelassen?“ „Das war ja die Höhe! Wie kommen Sie darauf, daß ich sehr intime Berührungen meines Onkels erdulden durfte?“ „Das war doch nur so gesagt, damit die Leute Vertrauen zu Ihnen fassen.“ „Trotzdem, so etwas konnte ich einfach nicht vorlesen. Haben Sie noch mehr so Schreckensplätze mit Verrückten für mich auf Lager?“ „Das ist Ansichtssache. Jetzt geht es erst einmal nach New Jersey, wo Sie auf einem Stützpunkt eine Rede halten werden.“ „Oh, das gefällt mir gut. Endlich mal ein Heimspiel“, freute sich Teggar. Stunden später stand er vor gut 1500 Soldaten und sprach: „Meine lieben Soldaten, ich bin sehr stolz auf Euch. Aber nicht nur ich, nein, alle Amerikaner sehen mit großer Genugtuung, daß es immer noch gute Menschen gibt, die ihrem Land dienen und dafür sorgen, daß wir Amerikaner auf der ganzen Welt so beliebt sind. Ich erinnere mich gerne an meine Zeit bei der Armee, aber ich will Euch jetzt nicht mit meinen Anekdoten langweilen. Schließlich geht es um viel wichtigere Dinge und zwar darum, Amerika wieder zur uneingeschränkten Weltmacht zu machen, deren Wort mehr zählt als das aller anderen Staaten. Das sehe ich als eine meiner Hauptaufgaben und auch Ihr könnt etwas dafür tun, nämlich indem Ihr mich wählt. Selbstverständlich halte ich eine allgemeine Wehrpflicht für absolut notwendig, weil es nicht sein kann, daß die Einen im Krieg ihr Leben riskieren, während sich die Anderen zu Hause einen faulen Lenz machen.“ Beifall kam auf. „Ich weiß, daß ich mich auf Euch verlassen kann und ich verspreche Euch, daß es vom Tage meiner Wahl zum Präsidenten an eine große Kampagne für die Armee geben wird. Ihr werdet Euch jetzt fragen was das bringen soll und das sollt Ihr natürlich erfahren. Ihr werdet nicht nur noch mehr Ruhm und Anerkennung, sondern auch viel mehr Geld bekommen, weil Mut einfach belohnt werden muß! Dankeschön!“ schloß Teggar, aber es blieb ruhig. „Klatschen!“ befahl der Kommandant und plötzlich kam der Beifall wie aus der Pistole geschossen. Für die Soldaten nahm sich Teggar unglaublich viel Zeit, was Borner in Panik versetzte, weil es ja noch genügend zu tun gab. Jedoch ließ sich Teggar nicht reinreden und so kam es, daß er sich noch mit einem General in dessen Büro ungestört unterhielt. „Na, dann erzählen Sie mir doch mal, was Sie auf dem Herzen haben!“ forderte Teggar sein Gegenüber auf, das sich nicht lange bitten ließ. „Na ja, den Soldaten gefällt es nicht, daß die Schießübungen nur mit Zielscheiben oder anderen Dingen stattfinden. Sie hätten gerne lebendige Zielscheiben.“ „Kein Problem. Sie brauchen nur sagen, was für welche und wenn ich Präsident werde, wovon ich unter uns gesagt überzeugt bin, dann bekommen Sie alles sofort geliefert.“ „Meinen Sie das wirklich ernst?“ „So wahr ich hier vor Ihnen sitze.“ „Wunderbar. Also, Sie wissen ja, daß die meisten Soldaten bei uns negerfeindlich eingestellt sind, wie es sich ja auch gehört. Darum würden wir gerne Neger als Zielscheiben haben. Am besten so an die 20000, weil die ja sehr schnell kaputt gehen und außerdem sollen meine Jungs ja ihren Spaß haben.“ „Ganz klar. Gut, ich werde also dann mal so ein Ghetto leer räumen und den Inhalt zu Ihnen schicken lassen.“ „Das wäre toll. Wissen Sie, das ist halt ganz was Anderes mit so lebendigen Zielscheiben. Da macht halt alles viel mehr Spaß und ist auch realistischer.“ „Keine Frage. Und was gibt es sonst noch zu berichten?“ „Leider werden wir momentan sehr kurz gehalten. Für fast jedes Kampfflugzeug brauchen wir eine Genehmigung und auch in Sachen Atomwaffen tut sich beängstigend wenig.“ „Auch das werde ich ändern. Das wäre doch gelacht, wenn wir nicht die ganze Welt unter Kontrolle bekämen.“ „Genau. Nicht einmal den Irak haben wir ein zweites Mal angreifen dürfen. Noch heute ärgere ich mich über diesen Waffenstillstand. Wir hatten schon 68 von Saddams 120 Doppelgängern erledigt, aber mittlerweile hat er wieder Nachwuchs gefunden.“ „Ach, den Hussein, den erledigen wir mit dem linken Zeigefinger.“ „Dann doch lieber mit dem rechten.“ „Ich weiß was Sie meinen. Also, mein lieber General: Bleiben Sie so schön auf Zack und vergessen Sie nicht: Der Posten des Verteidigungsministers ist noch frei.“ „Oh, das ist mir aber eine Ehre, daß Sie dabei an mich denken.“ „Natürlich. Gute Leute mit einem gesunden Menschenverstand braucht das Land.“ „Ganz meine Meinung. Herr Teggar, meine Stimme haben Sie.“ „Na, das will ich aber auch schwer hoffen. Dann machen Sie den Jungs mal Beine und sorgen Sie dafür, daß die erfahren, wo man bei der Wahl das Kreuz hinmacht!“ „Keine Sorge, das wissen die schon. Dafür haben wir ja den republikanischen Staatsbürgerkundeunterrricht.“ „Jawohl, so gefällt mir das. Also, ich muß jetzt weiter. Sie wissen schon, Wahlkampf und so.“ „Das schaffen Sie schon. Amerika braucht Sie.“ „Vielen Dank und bis bald“, meinte Teggar und verließ nur ungern den Stützpunkt, wo er förmlich aufgeblüht war. „Frank, so etwas müssen wir öfter machen“, sagte er Borner, als sie wieder in der Luft waren. „Das geht aber leider nicht“, entgegnete der. „Aber wieso denn nicht?“ „Weil Sie dort Ihre Stimmen schon sicher haben. Wir müssen dorthin, wo Sie schlecht stehen.“ „Was sagen eigentlich die neuesten Umfragen?“ „Es wird ganz spannend. Glime hält sich wacker und es wird wahrscheinlich verdammt eng werden. Er kommt auf 43 Prozent und Sie kommen auf 40 Prozent.“ „Was ist mit den restlichen 17 Prozent?“ „Die bekommt so ein Sektenguru, der jede Menge Anhänger hat.“ „Mensch, so etwas müßte man verbieten. Der nimmt mir die ganzen Stimmen weg.“ „Dagegen können wir nichts machen. Legen Sie sich lieber nicht mit dem an, das bringt nämlich nichts. Ihr Gegner ist Glime und den müssen Sie besiegen.“ „Aber warum ist er in den Umfragen immer noch vor mir?“ „Das weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich ist Ihre Botschaft noch nicht überall angekommen. Aber immer mit der Ruhe. Der Wahlkampf dauert noch lange und es ist noch nichts verloren.“ „Das sagen Sie auch nur, damit Sie nicht gefeuert werden.“ „So ist es.“ „Na ja, mir ist es lieber so als umgekehrt. Jetzt wird es aber höchste Zeit, mal etwas zu essen, finden Sie nicht?“ „Einen Augenblick!“ meinte ein Steward, der in der Nähe stand und rollte eine Menge Eßbares heran. „So gehört sich das“, meinte Teggar schmatzend. „Tja, auf Kosten der Partei läßt es sich gut leben“, stimmte Florten hinzu. „Aber vergeßt nicht, daß wir auch gewinnen müssen. Sonst verlangt die Partei alles zurück“, warf Leeson ein. „Na ja, dann kotzen wir halt alles wieder heraus“, prustete Borner und verbesserte so die Stimmung an Bord.

Nach der Mahlzeit versuchte Borner, Teggar auf seinen nächsten Auftritt einzustimmen. „So, nun sind Ihre intellektuellen Fähigkeiten gefragt.“ „Was meinen Sie denn damit?“ wunderte sich Teggar. „Es geht an die Uni.“ „Was! Ich soll mich mit diesem Studentenpack abgeben? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“ „Er ist es aber. Gerade bei den Studenten müssen wir Stimmen gutmachen, weil Sie sonst Ihre Wahl vergessen können.“ „Na gut. Was tut man nicht alles für die Macht.“ „Das ist die richtige Einstellung.“ „Aber was mache ich, wenn mir ein paar Studenten blöde Fragen stellen?“ „Keine Angst, soweit wird es nicht kommen. Wir haben drei Leute ausgesucht, die Ihnen je eine Frage stellen werden. Die Antworten stehen mit auf dem Zettel, auf dem auch Ihre Rede steht. Alles klar?“ „Na wenn das so ist. So eine Organisation lobe ich mir.“ „Das muß schon so sein. Schließlich darf nichts schiefgehen. Also, viel Glück“, meinte Borner, bevor sie das Flugzeug verließen. „Was soll das heißen? Kommen Sie etwa nicht mit?“ „Doch. Aber reden müssen Sie ganz allein.“ „Das werde ich schon schaffen. Denn wenigstens brauche ich ja die Texte nicht selber schreiben, was ich auch nicht könnte.“ „Das weiß ich doch.“ Einige Minuten später stand Teggar vor gut 500 Studenten in der Harvard Universität und versuchte, neue Wähler für sich zu gewinnen. „Meine lieben Freunde und Freundinnen, ich will Euch ein bißchen was über das Amerika der Zukunft erzählen. Durch die Globalisierung wird immer mehr Innovation erforderlich sein. Natürlich müssen wir weiterhin Arbeitsplätze schaffen, wobei hierfür vor allem der Dienstleistungssektor in Frage kommt. Zwar gibt es dort nicht die großen Summen zu verdienen, aber man kann gut von dem Geld leben. Für Sie ist das alles selbstverständlich kein Thema, weil Sie alle zu Höherem berufen sind. Sei es in der Wirtschaft, in der Justiz, in der Politik oder anderswo. Da es die Demokraten jahrelang versäumt haben für einen Aufschwung zu sorgen, will ich es mit neuen Methoden versuchen.“ „Welche Methoden werden das sein?“ fragte ein Student. „Das war eine gute Frage, auf die ich sogleich eingehen will. Wie ich sehe sind Sie sehr interessiert, was mich ungeheuer freut. Zunächst gilt es dafür zu sorgen, daß in Amerika wieder der Spaß an der Arbeit wichtiger wird. Was bringt es mir wenn ich 5000 Dollar im Monat verdiene und rund um die Uhr Streß habe? Schließlich wollen wir und bestimmt auch Ihr unser Leben auch genießen und das nicht nur in der Freizeit. Auch die Bereitschaft zum Dienen muß wieder in den Vordergrund rücken, was Euch natürlich weniger betrifft. Eines kann ich Euch jetzt schon versprechen: Für jede und jeden von Euch steht ein Job bereit, der Euch fordert, aber auch Spaß machen wird. Verlaßt Euch auf mich, weil ich überhaupt nicht lügen kann.“ „Welche Änderungen würde es unter einer Präsidentschaft Ihrer Person geben?“ wollte eine Studentin wissen. „Diese Frage ist auch sehr gut und absolut berechtigt. Nun, wir werden vor allem erst einmal dafür sorgen, daß die Wirtschaft noch mehr Gewinne abwirft, weil da noch viel herauszuholen ist. Des weiteren werden wir der ganzen Welt beweisen, daß wir Amerikaner die Weltmacht Nummer eins sind und daß man uns nicht auf der Nase herum tanzen kann. Alle Menschen werden mehr verdienen, wodurch die Kaufkraft gestärkt und damit die Wirtschaft angekurbelt wird. Gibt es noch weitere Fragen?“ „Warum sollten wir gerade Sie und nicht Glime wählen?“ erkundigte sich ein Student. „Damit wären wir bei dem Thema schlechthin angelangt. Glime ist ein notorischer Lügner, der versucht, sich immer nach dem Volk zu richten, um es dann zu betrügen. Im Gegensatz zu mir will Glime nur die Macht. Mir aber geht es um das Wohl des amerikanischen Volkes und vor allem um das Wohl der Jugend, da sie in Zukunft sehr viel Mitspracherecht haben wird. Natürlich nur dann, wenn ich der Präsident werde.“ Einem Studenten wurde die ganze Sülzerei doch zu dumm. Deshalb rief er: „Wissen Sie überhaupt, was Sie sagen?“ „Moment, diese Frage steht nicht auf meinem Zettel. Aber das ist eine gute Frage. Nun ja, ich denke schon, aber garantieren kann ich es Ihnen nicht“, meinte Teggar leicht verwirrt. Sofort ließ Borner die Veranstaltung abbrechen und brachte Teggar zum Flugzeug. „Na, da haben Sie uns wieder was eingebrockt“, bemerkte er leicht verärgert. „Wieso ich? Diese Frage war nicht erlaubt. Schreiben Sie den Kerl auf meine Liste!“ befahl Teggar. „Was soll das eigentlich mit dieser Liste? Was haben Sie damit vor?“ „Na ja, Ihnen kann ich es ja sagen. Aber jetzt lesen Sie mir bitte erst einmal vor, was da drauf steht.“ „Also gut. Ausländer, Neger, Schwule, Krüppel und noch ein paar einzelne Namen, mit denen ich nicht viel anfangen kann.“ „Das sind all die Leute, die meine Rache spüren werden, wenn ich Präsident bin.“ „Na, da haben Sie ja viel vor.“ „Das will ich meinen. So eine Unverschämtheit! Stellt dieser Idiot doch so eine schwierige Frage.“ „Die war nicht schwierig. Sie hätten nur ja sagen brauchen. Jetzt sind wir bei den Studenten unten durch.“ „Umso besser. Mit diesem Gesindel habe ich eh nichts anfangen können.“ „Dieses Gesindel, wie Sie es nennen, kann genauso wie jede andere Bevölkerungsschicht die Wahl entscheiden.“ „Na und? Dann muß ich mir halt woanders die Stimmen holen. Das dürfte ja wohl nicht so schwer sein.“ „Hoffentlich. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Nur gut, daß ich die Presse unter Kontrolle habe, denn sonst wären wir die Lachnummer schlechthin.“ „Wohin fahren wir jetzt?“ „Wir fliegen. Wir sind noch nie gefahren. Ich hätte Ihnen doch einen Sprachlehrer zuteilen sollen.“ „Wieso? Ich kann doch lesen.“ „Schon. Mehr aber auch nicht. Wir fliegen nach Detroit. Dort werden Sie in einer Autofabrik auftreten.“ „Iiih! Pöbel!“ „Beruhigen Sie sich! Mit diesen Leuten werden Sie nach Ihrer Wahl nichts mehr zu tun haben. Bei den Arbeitern kann man sich wenigstens darauf verlassen, daß sie keine dummen Fragen stellen. Die sind froh, wenn sie nach Hause können.“ „Das paßt. Ich möchte nämlich nicht allzu lange mit diesen Leuten zusammensein.“ „Reißen Sie sich zusammen! Wenn Sie sich lächerlich machen wollen, dann heuern Sie bei einer Comedysendung an. Sie sind der Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Für Sie heißt es: Haltung bewahren und möglichst ehrlich lügen.“ „Also gut. Was sein muß, muß sein.“ „Genau. Genießen Sie es. Danach kommt Ihre Frau wieder zu Ihnen.“ „Oh nein! Schon wieder? Die war doch erst gestern bei mir.“ „Sie haben sie geheiratet.“ „Muß man denn für jeden Fehler so grausam bestraft werden? Aber eines sage ich Ihnen: Wenn ich Präsident werde und im Weißen Haus lebe, dann fordere ich getrennte Schlafzimmer.“ „Ja ja, schon gut. Beeilen Sie sich! Die Arbeiter warten nicht gerne. Die wollen Feierabend machen.“ „Stinkfaules Pack. Was könnte ich über die schimpfen, wenn ich nicht ihre Stimme brauchen würde.“ Es herrschte eine gereizte Stimmung in besagter Autofabrik, was daran lag, daß der Chef den Arbeitern soeben mitgeteilt hatte, daß alle ihre Arbeitsplätze in großer Gefahr wären, weil man die Fabrik schließen wolle. Natürlich wußten die gut 2500 Arbeiter nicht, daß das alles nur inszeniert war, um Teggar als großen Helden dastehen zu lassen. Die Kameraleute nahmen ihre Position ein, Teggar nahm seinen Zettel zur Hand und verhielt sich genau so, wie es darauf von ihm verlangt wurde. „Guten Tag, meine lieben Freunde! Eigentlich wollte ich Euch mein Regierungsprogramm vorstellen, aber ich sehe an Euren Gesichtern, daß Ihr irgend etwas auf dem Herzen habt. Sagt es mir doch bitte, vielleicht kann ich Euch ja helfen.“ Selbst Borner wunderte sich über Teggars Schauspielkunst, weil der sonst eher hölzern wirkte. „Wir haben soeben erfahren, daß unsere Arbeitsplätze in Gefahr sind“, erzählte ein Mann, der den Tränen nahe war. „Du meine Güte, das darf doch wohl nicht wahr sein. Da ist Handeln gefragt. Einen Augenblick, meine lieben Freunde, ich werde sehen, was sich machen läßt“, versprach Teggar und wandte sich an den Chef der Firma. Als Außenstehender konnte man meinen, daß Teggar den Fabrikboß wie einen kleinen Schuljungen zusammenstauchte und genau so war das auch gedacht. Es freute die Arbeiter, zu sehen, daß es jemanden gab, der ihrem Chef die Meinung geigte, weil sie halt nicht wußten, daß alles nur Show war. Nach gut fünf Minuten stellte sich der Chef der ganzen Fabrik ans Rednerpult und verkündete: „Ich habe gerade erfahren, daß es für Euch eine klitzekleine Hoffnung gibt. Allerdings solltet Ihr Euch nicht zu früh freuen, weil noch nichts sicher ist. Es geht um folgendes: Momentan ist unsere Fabrik hier unrentabel, weil die Demokraten total industriefeindliche Gesetze gemacht haben. Wenn sie wieder den Präsidenten stellen, dann gibt es für uns nur eine Möglichkeit: Nämlich ins Ausland zu verlagern. Soeben habe ich aber gehört, daß die Republikaner neue Gesetze machen wollen, mit denen wir uns anfreunden könnten, weil sie die Sache für uns wieder rentabel machen würden. Darum bleibt für uns alle nur zu hoffen, daß ein Republikaner Präsident wird.“ Danach kam noch einmal Teggar ans Rednerpult. „Liebe Freunde, das klingt jetzt alles so, als wolle man Euch zwingen mich zu wählen, damit Ihr Euren Arbeitsplatz behaltet. So ist es aber nicht. Bei der Wahl sollt Ihr selbstverständlich den Mann oder die Frau zum Präsidenten wählen, die Ihr für dieses Amt lieber habt. Dabei sollten persönliche Faktoren wie die eigene Arbeitsplatzsicherung natürlich nicht die Hauptrolle spielen. Ich kann Euch zwar garantieren, daß Ihr Euren Arbeitsplatz nicht verlieren werdet, falls ich an die Macht komme, aber deshalb seid Ihr noch lange nicht verpflichtet, mich zu wählen. Trotzdem würde ich mich natürlich über jede Stimme freuen. Dankeschön.“ Wie nicht anders zu erwarten war brandete tosender Applaus auf, weil nun alle wieder ein Licht am Horizont gesehen hatten. Kurz darauf saß Teggar mit seinen Leuten wieder im Flugzeug. „Das haben Sie gut hingekriegt, Herr Borner. Also wirklich, ich muß schon sagen: Sie verstehen etwas vom Wahlkampf“, lobte Teggar seinen Chefberater. „Na ja, eigentlich ist es ja ganz einfach: Man muß nur mit den Ängsten der Menschen spielen, wenn man an die Macht will. Und die meiste Angst haben die Leute halt um ihren Arbeitsplatz.“ „So wie es sich gehört. Da fällt einem das Stimmen sammeln schon viel, viel leichter. Könnten wir so etwas nicht öfter machen?“ „Nein, sonst könnte es zu auffällig werden. Eine Firma retten, das ist nobel. Bei mehreren werden sofort Spekulationen laut. Das sollten wir bleiben lassen.“ „Wie Sie meinen. Sie sind der Wahlkampfexperte. Und das Schönste daran ist, daß ich Sie für alles verantwortlich machen kann, wenn es nicht hinhaut.“ „Daran wollen wir doch nicht denken. Also, ich glaube ins Disneyland brauchen wir nicht, weil die Leute dort zum großen Teil eh nicht wählen dürfen.“ „Das wäre aber auch die Höhe, wenn Goofy und Donald Duck das Wahlrecht hätten.“ „Ich würde sagen, wir fliegen jetzt nach Chicago.“ „Das trifft sich gut. Ich hätte da noch ein paar Geschäfte mit ein paar Freunden von der Mafia zu erledigen.“ „Das geht jetzt nicht. Im Wahlkampf können Sie nicht mit zwielichtigen Personen auftreten.“ „Ich will ja nicht mit ihnen auftreten. Ich will nur ein bißchen Geld von ihnen.“ „Sie haben genug Geld. Nein, ich hab’s! Wir schauen uns ein Spiel der Chicago Bulls an. Das wird in der Öffentlichkeit gewiß honoriert.“ „Also, das ist doch wirklich eine Unverschämtheit, wie die Leute mit unserer Polizei umgehen. Ich bin ja auch für den Polizeisport, aber daß man das so im Namen zeigen muß ist schon eine Schande.“ „Tut mir leid, Herr Teggar, ich kann Ihnen da nicht ganz folgen.“ „Es ist eine Frechheit, unsere Polizisten öffentlich so bloßzustellen. Die Chicagoer Bullen. Also wirklich, etwas so Geschmackloses habe ich noch nie erlebt!“ „Da kann ich Sie beruhigen. Damit sind nicht die Polizisten gemeint.“ „Na, dann ist es ja gut. Muß meine Frau auch mit?“ „Natürlich. Es wird immer gern gesehen, wenn sich Frauen für einen Männersport interessieren.“ „Muß ich denn schon wieder neben ihr sitzen?“ „Na klar. Wir wollen zwar auffallen, aber nicht so, daß Spekulationen über Ihr Privatleben aufkommen könnten.“ „Also gut. Was tut man nicht alles für die eigene Machtgier.“ „Ach ja, benehmen Sie sich jetzt bitte anständig. Gleich wird Ihre Frau zusteigen.“ „Mist! Ich bin in meiner Kabine.“ „Wir sind hier im Flugzeug.“ „Gut, dann bin ich halt auf dem Klo.“ Wenig später saß Teggar neben seiner Linda und stritt sich mal wieder mit ihr. „Was soll denn das? Das ist jetzt schon der dritte Pelzmantel in zwei Tagen. Bald wird den Bären das Fell ausgehen!“ schimpfte er. „Ich als zukünftige Präsidentengattin muß doch schön aussehen.“ „Da hilft Dir aber ein Pelzmantel nicht weiter. Da muß schon der Schönheitschirurg ran.“ „Was erlaubst Du Dir! Früher habe ich Dir auch gefallen.“ „Früher hatte ich noch keine Kontaktlinsen. Aber laß uns jetzt nicht streiten. Das können wir nach meiner Wahl noch oft genug.“ „Du hast Recht. Was machen wir heute Abend?“ „Ein Basketballspiel anschauen.“ „Du meine Güte! Da muß ich mir noch was zum Anziehen kaufen. Anhalten! Sofort anhalten!“ brüllte Linda Teggar, aber es half nichts. Am Abend dann saßen sie zu zweit beim Spiel der Chicago Bulls gegen Utah Jazz. Neben Teggar saß der Bürgermeister von Chicago, der selbstverständlich ein Parteifreund war. Da Borner nicht in der Nähe war, konnte Teggar seine Dummheit einmal mehr unter Beweis stellen. „Sollte man diese Körbe nicht etwas weiter herunterlassen, damit es die Spieler nicht so schwer haben, hinein zu treffen?“ fragte er den Bürgermeister. „Nein, das ist ja der Sinn der Sache. Sonst wäre es ja zu einfach.“ „Sagen Sie mal, was verdient denn so ein Basketballer eigentlich?“ „Na ja, ein paar Millionen Dollar im Jahr.“ „Was! Nur dafür, daß er mit einem Ball auf so einen Korb wirft?“ „Ja, das ist ein Leistungssport, da gibt es viel zu verdienen. Aber das ist noch nicht alles. Sehen Sie den Glatzkopf, der soeben einen Korb gemacht hat?“ „Der hat doch keinen Korb gemacht, der hat doch nur den Ball durch den Korb durch geworfen.“ „Das ist dasselbe. Der verdient an die 70 Millionen Dollar im Jahr.“ „Wieso das denn? Weil er so groß ist oder was?“ „Sie sind ein guter Komiker. Nein, weil er so gut und beliebt ist und viele Sponsoren hat.“ „Sagen Sie mal, könnten wir Politiker uns nicht auch so Sponsoren zulegen?“ „Das haben wir doch schon. Was glauben Sie denn, wer Ihren Wahlkampf finanziert?“ „Ah, ich verstehe. Jawohl, auf die amerikanische Wirtschaft kann man sich halt verlassen.“ „Herr Teggar, da muß ich Ihnen leider widersprechen. Es wird Sie wundern das zu hören, aber die Bestechungsgelder werden von Jahr zu Jahr weniger.“ „Wieso das denn?“ „Es läuft alles verrückt. Mittlerweile müssen wir den Firmen Geld geben, damit sie uns nicht davonlaufen.“ „Das wird es unter meiner Herrschaft nicht mehr geben.“ „Das ist schön.“ Daraufhin wandte sich Teggar an seine Frau. „Na mein Schatz, wie gefällt es Dir denn? Nicht schlecht. Lauter schöne Männer. Nur der Pelz ist ein bißchen zu warm.“ „Na dann leg ihn halt ab!“ „Das geht nicht. Ich hab nämlich nichts drunter.“ „Bist Du verrückt! Willst Du damit sagen, daß Du unter dem Pelz absolut nackt bist?“ „Ich kann es Dir sogar zeigen.“ „Nein danke, mir ist schon schlecht. Mach das ja nie wieder und behalte auf alle Fälle Deinen Pelz an! Mit Dir kann man ja nirgends hingehen.“ „Mit Dir auch nicht. Da bist Du bei einer Sportveranstaltung und redest nur über Politik.“ „Das geht halt mal nicht anders. Wie Du weißt habe ich von nichts eine Ahnung.“ „Deshalb hat man Dich ja auch zum Präsidentschaftskandidaten gekürt.“ „Genauso ist es. So und jetzt laß mich in Ruhe!“ „Moment, so einfach geht das nicht! In unserem Ehevertrag steht, daß Du jeden Tag mindestens 500 Wörter zu mir sagen mußt. Ich habe mitgezählt. Bisher waren es erst 456.“ „Weißt Du was, Du blöde Kuh! Langsam gehst Du mir auf den Sack!“ „Deshalb kriegst Du den nicht mehr hoch.“ „Wieso rede ich überhaupt noch mit Dir?“ „Weil ich Deine Frau bin.“ „Mußt Du mir denn immer die gute Laune verderben? Da, schau Dir diese Cheerleader an! Das sind halt Frauen!“ „Schau Dir diese Basketballer an! Das sind halt Männer!“ Den restlichen Teil des Spiels verbrachte Teggar mit Schweigen. Am Ende fragte ihn dann der Bürgermeister: „Was meinen Sie, John? Werden es die Chicago Bulls auch diesmal schaffen, Meister zu werden?“ „Gute Frage. Nun ja, ich denke schon. Und wenn nicht, dann macht das auch nichts. Weil einer von ihnen wird ganz bestimmt Meister werden.“ „Wie meinen Sie das?“ „Na ja, der schwarze große Glatzkopf, der soviel Geld verdient. Der kann problemlos im Fernsehen die Meister Proper Werbung für Neger machen“, erklärte Teggar und begann, genauso wie der Bürgermeister, zu lachen. Wenig später verabschiedeten sich die beiden Parteifreunde voneinander und Teggar hatte eine weitere Bewährungsprobe auf dem Weg ins Weiße Haus bestanden.