Der Papitalist - Anno Dazumal - E-Book

Der Papitalist E-Book

Anno Dazumal

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Beschreibung

Den Papitalismus in seinem Lauf halten weder Frauen noch Kinder auf! Das Patriarchat ist allseits bekannt, aber vom Papitalismus hat noch fast niemand was gehört. Dabei ist er doch so naheliegend wie sonst noch was. Erstaunlich, daß die Kapitalisten den Papitalismus noch nicht für sich entdeckt haben.

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Anno Dazumal

Der Papitalist

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Alle Macht dem Papital!

Schönes neues Geld!

Papitalismus für Anfänger

Die Führung der Ente

Perspektivchen wechsel Dich!

Impressum neobooks

Alle Macht dem Papital!

Ich war nicht allein auf der Welt, ganz im Gegenteil. Fast acht Milliarden andere Individuen spukten ebenfalls auf jenem kaputten Planeten herum, den sie Erde nannten, doch mit denen hatte ich nicht sonderlich viel zu tun. Nicht aus dem Weg gehen konnte ich allerdings meiner Frau und unserem gemeinsamen Sohn, der sich immer wieder gerne auf ausgiebige Spaziergänge mit mir begab, um dort von mir zu lernen oder sich meines Unwissens zu erfreuen. "Papa, ich habe mal wieder ein paar Fragen an Dich", begann der kleine Nervtöter und ich hielt ihm sogleich meine geöffnete Hand hin. "Das macht zehn Euro", ließ ich dazu noch von mir hören. Ohne zu murren bezahlte er, was zweierlei bedeuten konnte: Entweder waren meine Antworten so gut, daß sie ihr Geld wert waren, oder er hatte sich an jene Art der Abzocke einfach gewöhnt. Sie würden nun einwenden, daß das eine ziemlich sinnlose Aktion von mir gewesen wäre, schließlich handelte es sich bei den Mäusen bestimmt um das Taschengeld des Kleinen, das er von mir bekommen gehabt hatte, doch da irrten Sie sich gewaltig. Ich war schon immer ein Freund der Kinderarbeit gewesen und deshalb hatte ich auch dafür gesorgt, daß mein Nachfahre bereits mit vier Jahren zu arbeiten begonnen hatte. Er verdiente also schon sein eigenes Geld und damit durfte er machen was er wollte, also zum Beispiel auch mich dafür bezahlen, daß ich ihm Fragen beantwortete. Vermutlich fanden Sie das ungewöhnlich oder vielleicht sogar abartig, doch alles im Leben hatte bekanntlich seinen Preis und ich war ein überzeugter Papitalist, von daher hatte das alles schon seine rechte Ordnung. "Papa, warum sind Fußballspiele oft so langweilig?" begehrte mein Sprößling von mir zu wissen. Donnerwetter, das ging ja schon mal gut los, mit so einer schwierigen Frage hatte ich eigentlich nicht gleich gerechnet gehabt. "Na ja, die beliebteste Sportart bildet in gewisser Weise den Zeitgeist ab und zeigt, wie die Völker so drauf sind, die jene Sportart mit Leidenschaft praktizieren. Fußball zum Beispiel ist vor allem in Europa, Afrika und Südamerika sehr beliebt, in den USA bevorzugt man dagegen American Football und wer sieht, wie die Amerikaner auf der Weltbühne auftreten, der erkennt sofort, daß sie sich an ihrem Lieblingssport orientieren. Wir hier in Deutschland mögen es dagegen etwas ruhiger, gemütlicher, womöglich auch langweiliger. Interessant wird der Fußball in erster Linie durch die Emotionen. Das heißt, Du bist Fan von einer Mannschaft und willst deshalb, daß die gewinnt. Außerdem kannst Du bestimmte andere Vereine nicht leiden und wünschst Dir, daß die verlieren. So bekommt Fußball seinen Reiz, aber grundsätzlich stimme ich Dir natürlich zu. Draußen zu stehen und dabei zuzuschauen, wie 22 Leute hinter einem Ball herrennen, oder zumindest 20, das ist wahrlich kein Höhepunkt der menschlichen Kultur", faßte ich zusammen. "Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum das alle so toll finden. Ich meine, da laufen die eineinhalb Stunden lang diesem runden Leder hinterher und am Ende steht es dann 0:0, 0:1 oder 1:1. Das ist doch irgendwie total sinnlos." "Ja, zugegeben, objektiv betrachtet natürlich schon, es wäre eine gute Sportart für Dicke, damit sie abnehmen, aber die sieht man eher selten auf dem grünen Rasen. Früher schauten sich die Leute in Rom Gladiatorenkämpfe an, das war eine viel brutalere Zeit damals, aber heutzutage fiebert man halt bei so einem merkwürdigen Spiel mit." "Brutal geht es doch heute auch zu. Überall Kriege, Hungersnöte, Mord und Totschlag, Raub, Umweltzerstörung, Betrug und Vieles mehr." Ich schaute meinen Erstgeborenen nachdenklich an. "Ja, mag sein, daß es heute ebenfalls mal wieder ziemlich abgeht, aber ich glaube, das war auch noch nie anders. Irgendwelche Terroristen gab es wohl schon zu allen Zeiten und die sprengten meistens irgendwas oder irgendwen in die Luft, um ihre komischen Ziele zu erreichen." "Das ist doch alles total dämlich. Und was hat es mit diesem Ostern eigentlich auf sich, das da jetzt überall gefeiert wird?" Nun kam ich ziemlich ins Schwitzen, denn bei mir handelte es sich um jemanden, der mit der Religion zwar nicht gerade auf Kriegsfuß stand, allerdings auch nicht sonderlich viel mit ihr anzufangen wußte. "Paß auf, das ist so: Viele Menschen suchen nach einem Sinn in ihrem Leben und wenn sie den nicht finden, dann erfinden sie angebliche höhere Mächte, welche mit ihnen irgendwelche großartigen Pläne verfolgen. Es gab da anscheinend vor ein paar tausend Jahren mal einen Typen, der ziemlich klug dahergeredet und angeblich auch viele Wunder gewirkt hat. Kranke geheilt, Tote wieder lebendig gemacht und lauter solche Sachen. Der Mann wurde zum Tode verurteilt und gekreuzigt, seine Anhänger aber behaupten, er wäre von den Toten wiederauferstanden und der Sohn Gottes", erläuterte ich ziemlich unbeholfen. "Und was glaubst Du?" forschte mein Kind. "Das tut doch nichts zur Sache." "Ich will es aber wissen." "Also gut. Ich persönlich bin der Meinung, daß der Begriff "Sohn Gottes" nur bedeuten soll, daß da einer im Sinne Gottes gehandelt hat. Ich glaube nicht an das ganze Zeug, von wegen Gott hätte da seinerzeit eine Jungfrau geschwängert, beziehungsweise soll das ja der Heilige Geist gewesen sein, der wiederum ein Teil von Gottes gespaltener Persönlichkeit ist und so weiter und so fort. Es gab da höchstwahrscheinlich einen ziemlich interessanten Menschen, der jede Menge krasse Ansichten vertreten hat. Deswegen mußte er sterben und diese Wiederauferstehungsgeschichte heißt für mich höchstens, daß es ein Leben nach dem Tod geben könnte, aber nicht mehr und erst recht nicht weniger. Weißt Du, Religionen sind eine ziemlich gefährliche Sache, denn sie haben so einen blöden Absolutheitsanspruch und glauben, sie hätten die ganze Wahrheit allein für sich gepachtet. Und das ist natürlich völliger Schwachsinn", bekräftigte ich nachdrücklich. Nick nickte nachdenklich. Ich atmete tief durch. Noch mal Glück gehabt.

Es dauerte nicht lange, bis das neugierige Kind eine weitere Frage stellte. "Wieso sind da jetzt überall diese Osterärsche?" Ich grinste vergnügt in mich hinein. Das war es, was ich an Kindern am meisten mochte: Sie sprachen das aus, was man sich selber dachte, jedoch nicht mehr zu sagen traute. Wenn es sie nicht schon geben würde, dann hätte man sie allein deswegen erfinden müssen. "Du meinst wahrscheinlich diese Ostermärsche. Ja, die sind auch so ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Früher war alles noch komplizierter und kriegerischer, weshalb da manchmal Hunderttausende unterwegs waren, um für den Frieden zu demonstrieren. Aber wenn Du mich fragst, dann ist das heute nur noch ein müder Abklatsch von damals. Überall auf der Erde schlagen sich die Leute voll die Köpfe ein und obwohl wir das alles ständig mitbekommen, interessiert es im Grunde fast niemanden mehr", resümierte ich. "Papi, in was hat sich Mami eigentlich bei Dir verliebt? In Deine Klugheit wohl eher nicht", vermutete der Frechdachs und ich ärgerte mich tierisch darüber, daß die Prügelstrafe für unverschämte Fratzen leider abgeschafft worden war. "In mein Geld, mein Sohn, nur in mein Geld. Die Bewerber standen Schlange, denn Deine Mutter war sehr beliebt und durchaus ansehnlich. Ich hatte im Grunde keine Chance bei ihr zu landen, denn meine Konkurrenten sahen besser aus, waren gescheiter oder hatten wesentlich bessere Manieren als ich. Doch dann griff ich tief in die Trickkiste und ließ ihr einen Kontoauszug von mir zukommen. Daraufhin entschied sich Deine Mami für mich, denn Frauen tun zwar immer so von wegen große Gefühle und wahre Liebe, aber im Grunde sind sie nur an Geld interessiert", dozierte ich und Nick schaute ein wenig enttäuscht in die Ferne. "Geld ist alles, was auf diesem Planeten zählt, mein Junge. Es hilft Dir in allen Lebenslagen weiter und ohne Geld bist Du hier völlig angeschissen und auf Dich allein gestellt. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, daß sich in den Kirchen ebenfalls alles nur ums Geld dreht." Mein Kleiner schaute mich verwundert an, bevor er nachhakte: "Wie meinst Du das?" "Na ja, die ganzen Religionen und ihre Vertreter tun immer so, als ginge es ihnen um andere Dinge, Seelenfrieden, wahres Glück und lauter solchen Firlefanz. Aber schau sie Dir nur mal an, diese hohen Herren in ihren protzigen Autos und mit ihren Millionen auf der Bank. Die leben auch nicht das, was sie predigen und jemanden wie diesen Jesus Christus hätten sie ganz bestimmt nicht zu sich in den Palast gelassen." "Aber der Papst ist doch da ganz anders." "Ausnahmen bestätigen die Regel. In der Tat, der Papst spielt bei der ganzen Sache einfach nicht mit und zeigt damit eindrucksvoll, daß es auch anders möglich wäre. Aber alle seine Bischöfe und Kardinäle, genauso wie sehr viele Priester und Pfarrer, kümmern sich in erster Linie um ihr materielles Wohl, denn ein leerer Bauch predigt nicht gern. Es sind diese Beamten Gottes, die auf ihren fetten Ärschen sitzen und dann ihre Gemeindemitglieder dazu aufrufen, für die Armen in Afrika zu spenden, obwohl ihre tolle Kirche selbst über Milliarden verfügt, die sie nicht den Armen in Afrika zur Verfügung stellt. Die Kirchen sind steinreich und nur an ihrem Wohlergehen auf Erden interessiert. Sie zocken ihre Gläubigen ab und versprechen das Himmelreich, aber in Wirklichkeit wollen ihre Vertreter nur hier ein gutes Leben führen, alles Andere ist denen scheißegal. Wenn Du Doppelmoralisten suchst, dann mußt Du in die Kirchen gehen." "Und was ist die Moral von der Geschichte?" erkundigte sich mein Zuhörer. "Geld regiert die Welt. Ohne Geld ist alles nichts. Versuche, so viel Geld wie möglich zu haben, dann wirst Du ein tolles Leben auf diesem Planeten führen können", versprach ich meinem Nachkommen und er betrachtete mich skeptisch. "Du bist echt so ein richtiger Papitalist", bemerkte er ein wenig desillusioniert und ich nickte völlig zufrieden feierlich. Sekunden später wurden wir plötzlich von fremden Männern überwältigt .