Der neue Göttervater  -  Odin    Teil 1 - Harry Eilenstein - E-Book

Der neue Göttervater - Odin Teil 1 E-Book

Harry Eilenstein

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Beschreibung

Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Die beiden Bücher Odin ist um ca. 300 v.Chr. zu dem Göttervater der Südgermanen geworden und um 500 n.Chr. auch zu dem Asen-Fürst der Nordgermanen. Band 13 enthält ca. 500 Textstellen, 550 Kenningar und 50 archäologische Funde, die in 67 verschiedene Themen sortiert sind - Odin ist der germanische Gott, über den bei weitem das meiste bekannt ist. Band 14 enthält die Betrachtungen über den Ursprung des Odin und über Odins Bedeutung in der heutigen Zeit, seinen Vergleich mit anderen indogermanischen und nicht-indogermanischen Schamanen-göttern, und die Zusammenhänge mit den damaligen Mysterienkulten, mit dem Phänomen des Priester-Kriegers bzw. Kampf-Magiers, und mit einigen von Grimms Märchen. Hinzu kommen mehrere Traurmeisen zu Odin sowie Anrufungen des Göttervaters.

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Bücher von Harry Eilenstein

Astrologie

Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)

Magie

Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Telekinese für Anfänger (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)

Meditation

Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)

Kabbala

Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:
Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Religion allgemein

Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)

Ägypten

Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)

Indogermanen

Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)

Germanen

Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)

Kelten

Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)

Psychologie

Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)

Kunst

Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)

Drama

König Athelstan (104 S.)

Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“

Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlerMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen Götter

Inhaltsverzeichnis

Band 13

Odin in der germanischen Überlieferung

Der Name „Odin/Wotan“

a) Indogermanen

b) Germanen

c) West-Indogermanen

d) Nordgermanen

e) Sachsen

f) Angelsachsen

g) Goten

h) Althochdeutsch

i) Mittelhochdeutsch

j) Neuhochdeutsch

k) Grimm: Mythologie

l) Zusammenfassung

Odin Einauge

a) Völuspa

b) Völuspa

c) Gylfi

d) Zusammenfassung

Odin und Sleipnir

a) „Sleipnir“

b) Gylfi

c) Gylfi

d) Wegtam

e) Hrungnir

f) Hervor

g) Gylfi

h) Lekkende

i) Dischingen

j) Utgard

k) Völsungen

l) Skaldskaparmal

m) Zusammenfassung

Odin und seine beiden Wölfe

a) Gylfi

b) Fiölswin

c) Grimm: Mythologie

d) Zusammenfassung

Odin und seine beiden Raben

a) Gylfi

b) Gylfi

c) Heimskringla

d) Heimskringla

e) Heimskringla

f) Olaf

g) Olaf

h) Olaf

i) Heimskringla

j) Olaf

k) Huldar

l) Huldar

m) Grimm: Mythologie

n) Zusammenfassung

Odin und Draupnir

a) Gylfis Vision

b) Skaldskaparmal

c) Skaldskaparmal

d) Skaldskaparmal

e) Skaldskaparmal

f) Gylfi

g) Huldar

h) Skaldskaparmal

i) Zusammenfassung

Odin und Gungnir

a) Runenstein von Böksta

b) Skaldskaparmal

c) Gylfi

d) Völuspa

e) Hervor

f) Moos

g) 2. Helgi-Lied

h) Havamal

i) Styrbjarnar

j) Gautrek

k) Gesta danorum

l) Edda-Prolog

m) Edda-Prolog

n) Grimm: Mythologie

o) Speere

p) Zusammenfassung

Odin und der Goldhelm

a) Gylfi

b) Skaldskaparmal

c) Glum

d) Sigdrifa-Lied

e) Ortnit

f) Laurin

g) Völsungen

h) Skaldskaparmal

i) Kenningar und Heitis

j) Zusammenfassung

Odin der Schamane

a) Edda-Prolog

b) Heimskringla-Prolog

c) Gylfi

d) Gylfi

e) Gylfi

f) Rabenzauber

g) Edda-Prolog

h) Gylfi

i) Völuspa

j) Wegtam

k) Rabenzauber

l) Wafthrudnir

m) Sinfiötli

n) Harbard

o) Germania

p) Gesta danorum

q) Völsungen

r) Grimm: Mythologie

s) Zusammenfassung

Odins Adler-Seelenvogel

a) Skaldskaparmal

b) Thorstein Haus-Macht

c) Adlermann-Brosche

d) Zusammenfassung

Odin und der Wolf (Odins Tod)

a) Gylfi

b) Gylfi

c) Gylfi

d) Völuspa

e) Hyndla

f) Lokasenna

g) Gylfi

h) Thorwald-Kreuz

i) Ledberg

j) Gosforth

k) Gamla Uppsala

l) Edda-Prolog

m) Zusammenfassung

Odin und der Skaldenmet

a) Skaldskaparmal

b) Haleygjatal

c) Heimskringla

d) Half

e) Skaldskaparmal

f) Heimskringla

g) Egil

h) Egil

i) Husdrapa

j) Hallfredr

k) Zusammenfassung

Odin der Gott der Skalden

a) Sonatorrek

b) Egil

c) Egil

d) Cormac

e) Cormac

f) Zusammenfassung

Odin der Jenseits-Wächter

a) Fiölswin-Lied

b) Zusammenfassung

Odin der Heiler

a) Gesta danorum

b) Merseburger Zaubersprüche

c) Neunkräuter-Zauberspruch

d) Zusammenfassung

Odin der Zauberer

a) Edda-Prolog

b) Ketil

c) Lokasenna

d) Grimm: Sagen

e) Grimm: Mythologie

f) Zusammenfassung

Odin und die Runen

a) Heimskringla-Prolog

b) Havamal

c) Sigdrifa

d) Isländisches Runenlied

e) Zusammenfassung

Odin der Weise

a) Havamal

b) Olaf

c) 2. Sigurd-Lied

d) Völsungen

e) Norna-Gest

f) Gesta danorum

g) Gardlösa

h) Völsungen

i) Regin (Faröer)

j) Zusammenfassung

Odin der Händler

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Odin der Kriegsherr

a) Völuspa

b) Edda-Prolog

c) Vellekla

d) Gesta danorum

e) Eyre

f) Gesta danorum

g) Gesta danorum

h) Gesta danorum

i) Saga-Bruchstück

j) Gesta danorum

k) Völsungen

l) Hamdir

m) Gesta danorum

n) Gesta danorum

o) Heimskringla

p) Heimskringla

q) Edda-Prolog

r) Olaf

s) Ketil

t) Vellekla

u) Styrbjarnar

v) Olaf

w) Half

x) Heimskringla

y) Lokasenna

z) Völsungen

aa) Völsungen

ab) Völsungen

ac) Sigdrifa

ad) Sigdrifa

ae) Fafnir

af) Völsungen

ag) Brünhilds Hel-Fahrt

ah) Hervor

ai) Gesta danorum

aj) Origo gentis langobardorum

ak) Historia langobardorum

al) Gesta danorum

am) Hrolf Kraki

an) Gesta danorum

ao) 2. Helgi-Lied

ap) Hedin und Högni

aq) Gesta danorum

ar) Half

as) Heimskringla

at) Heimskringla

au) Half

av) Gisli

aw) Cormac

ax) Ragnars-Söhne

ay) Landnahme

az) Landnahme

ba) Landnahme

bb) Heimskringla

bc) Skaldskaparmal

bd) Olaf

be) Egil

bf) Ketil

bg) Olaf

bh) Ketil

bi) Ketil

bj) Hyndla

bk) Gizurr

bl) Skaldskaparmal

bm) Sonnenlied

bn) Völuspa

bo) 1. Helgi-Lied

bp) Styrbjarnar

bq) Arguel

br) Saga-Bruchstück

bs) Gesta danorum

bt) Half

bu) Hrolf Kraki

bv) Hamburgische Kirchengeschichte

bw) Zusammenfassung

Odin der Herr von Walhall

a) Gylfi

b) Grimnir

c) Gylfi

d) Grimnir

e) Olaf

f) Olaf

g) Edda-Prolog

h) Heimskringla

i) Vellekla

j) Vellekla

k) Heimskringla

l) Vellekla

m) Cormac

n) Hromund

o) Landnahme

p) Ragnar

q) Heimskringla

r) Skaldskaparmal

s) Hervor

t) Pfeile-Odd

u) Egil

v) Gauti

w) Gauti

x) Gauti

y) Völuspa

z) 2. Helgi-Lied

aa) Helgi Hiörvard-Sohn

ab) 2. Helgi-Lied

ac) Eiriksmal

ad) Hakonarmal

ae) Gesta danorum

af) Zusammenfassung

Odin und der Sturm

a) Heimskringla-Prolog

b) Hallfredr

c) 2. Sigurd-Lied

b) Völsungen

e) Norna-Gest

f) Gesta danorum

g) Hyndla

h) Olaf

i) Grimm: Mythologie

j) Zusammenfassung

Odin und die Wilde Jagd

a) Ordericus Vitalis

b) Reinfried von Braunschweig

c) Münchner Nachtsegen

d) Grimm: Mythologie

e) Grimm: Mythologie

f) Zusammenfassung

Odin und das Wasser-Jenseits

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Odin und das Getreide

a) Skaldskaparmal

b) Edda-Prolog

c) Altdeutscher Brauch

d) Skandinavischer Brauch

e) Skandinavischer Brauch

f) Grimm: Mythologie

g) Zusammenfassung

Odin der Göttervater

a) Gylfi

b) Gylfi

c) Thulur

d) Asen-Heitis

e) Gylfi

f) Havamal

g) Egil

h) Skirnir

i) Rabenzauber

j) Völuspa

k) Gylfi

l) Völuspa

m) Heimskringla

n) Gylfi

o) Gylfi

p) Gylfi

q) Gylfi

r) Gylfi

s) Skaldskaparmal

t) Historia Regum Britanniae

u) Grimnir

v) Thorstein Haus-Macht

w) Edda

x) Gesta danorum

y) Hedin und Högni

z) Olaf

aa) Grimm: Mythologie

ab) Zusammenfassung

Odin der Urahn der Könige

a) Edda-Prolog

b) Sturlaug

c) Skaldskaparmal

d) Fornjot

e) Edda-Prolog

f) Haleygjatal

g) Halfdan Eysteinn-Sohn

h) Edda-Prolog

i) Skaldatal

j) Glymdrapa

k) Heimskringla

l) Bosi

m) Skaldskaparmal

n) Heimskringla

o) Huldar

p) Grimm: Mythologie

q) Edda-Prolog

r) Fornjot

s) Gesta danorum

t) Edda-Prolog

u) Völsungen

v) Thulur

w) Edda-Prolog

x) Edda-Prolog

y) Grimm: Mythologie

z) Zusammenfassung

Wotan, Wili, We

a) Gylfi

b) Edda-Prolog

c) Edda-Prolog

d) Har, Jafnhar und Thridi

e) Zusammenfassung

Die Eltern des Odin

a) Gylfi

b) Huldar

c) Zusammenfassung

Odin und Frigg

a) Edda-Prolog

b) Gylfi

c) Gylfi

d) Skaldskaparmal

e) Gylfi

f) Gylfi

g) Gylfi

h) Edda-Prolog

i) Gesta danorum

j) Grimnir

k) Völsungen

l) Zusammenfassung

Odin und Freya

a) Gylfi

b) Hedin und Högni

c) Völuspa

d) Skaldskaparmal

e) Gylfi

f) Skaldskaparmal

g) Heimskringla

h) Völuspa

i) Half

j) Hedin und Högni

k) Historia langobardorum

l) Origo gentis langobardorum

m) Zusammenfassung

Odin und Menglöd

a) Zusammenfassung

Odin und Gunnlöd

a) Skaldskaparmal

b) Havamal

c) Zusammenfassung

Odin und Skadi

a) Edda-Prolog

b) Haleygjatal

c) Huldar

d) Huldar

e) Zusammenfassung

Odin und Jörd

a) Gylfi

b) Skaldskaparmal

c) Noregs Konungatal

d) Skaldskaparmal

e) Heimskringla

f) Zusammenfassung

Odin und Rindr

a) Gylfi

b) Skaldskaparmal

c) Wegtam

d) Gesta danorum

e) Zusammenfassung

Odin und Gefion

a) Edda-Prolog

b) Huldar

c) Zusammenfassung

Odin und Huldar

a) Huldar

b) Huldar

c) Zusammenfassung

Odin und Lofn

a) Gylfi

b) Zusammenfassung

Odin und die Walküren

a) Gylfi

b) Gylfi

c) Thulur

d) Gylfi

e) Zusammenfassung

Odin und Thor

a) Indiculus

b) Skaldskaparmal

c) Fornjot

d) Edda-Prolog

e) Skaldskaparmal

f) Gautrek

g) Harbard

h) Gesta danorum

i) Alwis

j) Zusammenfassung

Odin und Bragi

a) Skaldskaparmal

b) Thulur

c) Zusammenfassung

Odin und Wali

a) Wegtam-Lied

b) Skaldskaparmal

c) Gylfi

d) Zusammenfassung

Odin und Hönir

a) Skaldskaparmal

b) Zusammenfassung

Odin und Loki

a) Lokasenna

b) Skaldskaparmal

c) Hervor

d) Lokasenna

e) Zusammenfassung

Odin, Hönir und Loki

a) Völuspa

b) Gylfi

c) Skaldskaparmal

d) Skaldskaparmal

e) Sigurd

f) Völsungen

g) Huldar

h) Nordendorf

i) Ribe

j) Lancashire

k) Lokka Tattur

l) Grimm: Mythologie

m) Zusammenfassung

Odin und Hödur

a) Skaldskaparmal

b) Zusammenfassung

Odin und Baldur

a) Skaldskaparmal

b) Gylfi

c) Gylfi

d) Husdrapa

e) Hyndla

f) Chronicon Lethrense

g) Zusammenfassung

Odin und Widar

a) Skaldskaparmal

b) Lokasenna

c) Gylfi

d) Gylfi

e) Grimnir

f) Skaldskaparmal

g) Lokasenna

h) Rabenzauber

i) Zusammenfassung

Odin und Tyr

a) Skaldskaparmal

b) Skaldskaparmal

c) Skaldskaparmal

d) Skaldskaparmal

e) Skaldskaparmal

f) Hervor

g) Wafthrudnir

h) Alwis

i) Zusammenfassung

Odin und Hermod

a) Zusammenfassung

Odin und Mimir

a) Edda-Prolog

b) Gylfi

c) Gylfi

d) Gylfi

e) Zusammenfassung

Odin und Heimdall

a) Skaldskaparmal

b) Zusammenfassung

Der alte und der neue Göttervater

a) Göttervater Tyr

b) Die Expansion der Germanen

c) Germanen, Kelten und Römer I

d) Ein neues Menschenbild

e) Vom Schamanen-Priester zur Gottheit

f) Germanen, Kelten und Römer II

g) Vom Mysteriengott zum Kriegsgott

h) Tyr um 400 n.Chr.

i) Thor und Odin

j) Tyr und Odin

k) Thor, Odin und Freyr

l) Odin, Tyr und der christliche Gott Vater

m) Grimm: Mythologie

n) Zusammenfassung

Der Kult des Odin

a) Edda-Prolog

b) Edda-Prolog

c) Edda-Prolog

d) Edda-Prolog

e) Edda-Prolog

f) Olaf

g) Sturlaug

h) Olaf

i) Olaf

j) Landnahme

k) Glymdrapa

l) Olaf

m) Hamburgische Kirchengeschichte

n) Olaf

o) Sturlaug

p) Olaf

q) Edda-Prolog

r) Vita Columbani

s) Heimskringla

t) Heimskringla

u) Thorstein Haus-Macht

v) Bosi

w) Heimskringla

x) Olaf

y) Olaf

z) Tacitus

aa) Hamburgische Kirchengeschichte

ab) Olaf

ac) Olaf

ad) Hervor

ae) Gesta danorum

af) Kathrinardrapa

ag) Lachstal

ah) Zusammenfassung

Odin-Statuetten u.ä.

a) Vendel

b) Vendel

c) Böksta

d) Alstad

e) Hegge

f) Stabkirche

g) Alt-Oslo

h) Skog

i) Staraya Ladoga

j) Levide

k) Finglesham

l) Uppakra

m) Skane

n) Angelsächsischer Kopf

o) Warwickshire

p) Schwertscheiden-Beschlag

q) Angelsächsische Fibel

r) Strahlen-Fibel

s) Gürtel-Ende

t) Angelsächsischer Beschlag

u) Lejre

v) Bamberg

w) Cammin

x) Stabkirchen und Runensteine

y) Angelsächsisches Siegel

z) Angelsächsische Rundfibel

aa) Angelsächsische Rundfibel

ab) Alskog

ac) Brakteaten

ad) Egil

ae) Übersicht

af) Zusammenfassung

Odin-Segen

a) Kärlich

b) Segensspruch

c) Olaf

d) Olaf

e) Kragehul

f) Bergen

g) Galdrabok

h) Galdrabok

i) Galdrabok

j) Galdrabok

k) Galdrabok

l) Zusammenfassung

Odin-Fluch

a) Egil

b) Hervor

c) Styrbjarnar

d) Zusammenfassung

Beinamen des Odin

a) Odins Namen

b) Gylfi

c) Skaldskaparmal

d) Völuspa

e) Völuspa

f) Grimnir

g) Grimm: Mythologie

h) Gylfi

i) Übersicht

j) Häufigkeit

k) Zusammenfassung

Kenningar

a) Sippe

b) Weltenbaum-Jenseitsreise

c) Jenseitsreise-Maske

d) Jenseits-Wanderung

e) Ankunft im Jenseits

f) Wiederzeugung im Jenseits

g) Ritual-Met

h) Odins drei Rückkehr-Schreie

i) Seher

j) Wanderer

k) Weiser

l) Alter

m) Priester

n) Magier

o) Helfer

p) Gott des Skaldenmets

q) Totengott

r) Kriegsgott

s) Göttervater

t) Herr der Welt

u) Sonstige

v) Häufigkeit

w) Zusammenfassung

Odin und der Mittwoch

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Personennamen

a) Zusammenfassung

Ortsnamen

a) Sörli

b) Grimm: Mythologie

c) Zusammenfassung

Tiernamen

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Pflanzennamen

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Sternbilder

a) Grimm: Mythologie

b) Zusammenfassung

Mythen mir Odin als zentraler Gestalt

Zusammenfassung

Themenverzeichnis

Band 14

II Die Schamanen bei den Indogermanen

Übersicht

West-Indogermanen

Süd-Indogermanen

Ost-Indogermanen

Indogermanen

III Schamanen in der Jungsteinzeit

Übersicht

Die einzelnen Völker

Zusammenfassung

IV Schamanen in der Altsteinzeit

V Die Mysterien

allgemein

Die einzelnen Völker

Übersicht

VI Schamane und Krieger

VII Die Biographie des Odin

VIII Odins Erben

Grimm's Märchen

Gandalf und andere Zauberer

IX Odin – Möglichkeiten

gestern und heute

Träume und Traumreisen

X Hymnen an Odin

An Odin

Odin, Hönir und Loki

XI Odin im eigenen Leben

I Odin in der germanischen Überlieferung

Der Göttervater Odin ist in den neueren Mythen neben Thor die wichtigste Gottheit. Über diese beiden Gottheiten sind die meisten Geschichten bekannt.

I 1. Der Name „Odin/Wotan“

I 1. a) Indogermanen

Der Ursprung dieses Götternamens ist das indogermanische Verb „hweh“ für „blasen“, das sich u.a. in dem altenglischen „wawan“, in dem altkirchenslawischen „vezjati“, dem griechischen „aesi“, dem avestischen (altpersischen) „vaiti“ und dem altindischen (Sanskrit) „vati“ findet, die alle „blasen“ bedeuten.

Von diesem indogermanischen Verb „hweh“ leitet sich die beiden indogermanischen Substantive „hwehyus“ und „hwent“ für „Wind“ ab, der somit als „der Blasende“ benannt worden ist. Dieses Wort findet sich in vielen Sprachen, wo es überall weiterhin „Wind“ bedeutet: deutsch „Wind“ und „wehen“, neuenglisch „wind“, keltisch „gwynt“, lateinisch „ventus“, französisch „vent“, lithauisch „vejas“, hethitisch „huwant“, tocharisch „yente“, avestisch „vata“ sowie altindisch (Sanskrit) „vata“ und „vaju“.

Die Wurzel des Namens Wotan/Odin ist somit das indogermanische Verb „blasen“ und das von ihm abgeleitete Substantiv „Wind“. Aus diesen beiden Worten hat sich dann der Name „Wotan/Odin“ gebildet, dessen eigentliche Bedeutung sich dadurch erschließen läßt, daß man die Entwicklung dieser indogermanischen Wurzel bis zu dem altnordischen Namen „Odin“ verfolgt.

I 1. b) Germanen

Im Germanischen ist „woda“ die „Wut“. Diese wird anscheinend als eine heftige Gemütsregung aufgefaßt, gewissermaßen als ein „Sturm im Gemüt“.

Dazu paßt gut, daß im Altnordischen die Psyche und ihre Regungen oft als „Wind einer Riesin“ o.ä. bezeichnet werden. Wie in vielen Sprachen gab es auch bei den Germanen die Assoziationsreihe „Atem – Hauch – Wind – Seele“. Die Riesin ist die Wiedergeburts-Mutter der Seele der Toten. Fer ehemalige Göttervater Tyr ist als Totenkönig („Alberich“) auch als Gott des Windes dargestellt worden, aus dessen Mund heraus der Wind weht (siehe auch „Wind“ in Band 52 und 64).

Das Substantiv „wodo“ für „Wut, Zorn“ ist kaum von „woda“ zu unterscheiden.

Das germanische Adjektiv zu dem Substantiv „woda“ lautet „wodaz“ und bedeutet „erregt, wütend, besessen“.

Das dazugehörige Verb lautet „wodjan“ und bedeutet „wütend machen“.

Der germanische Göttername „Wodan“ bedeutet somit „der Stürmische“, „der Erregte“, „der Besessene“ und der „der Wütende“.

I 1. c) West-Indogermanen

Bei den Römern, die zusammen mit den Kelten und den Germanen die West-Indogermanen bilden, gibt es das Substantiv „vates“ für „Prophet“.

Dem entspricht das gallisch-keltische „ouateis“ für „Seher, Dichter“ und das altirisch-keltische „faith“ mit derselben Bedeutung.

Bei den Germanen lautet dieses Wort „woda“ – die „Wut“ im Sinne von „Wut, Erregung, Besessenheit“.

Die gemeinsame west-indogermanische Wurzel dieser Begriffe wird in etwa „wuat“ gelautet haben, wobei dieses stimmhafte „w“ oder „v“ im Keltischen zu einem stimmlosen „u“ geworden ist.

Die Bedeutung dieser Substantive aus diesen drei eng miteinander verwandten Sprachen wird der „Seher“ sein. Er muß sich, um etwas „sehen“ zu können, in einen besonderen Bewußtseinszustand versetzen – eben in die „Wut“. Da der Seher das, was er gesehen hat, anschließend durch Worte verkündet und wahrscheinlich auch der Bewahrer der mündlich überlieferten Tradition gewesen ist, erweiterte sich der Begriff des Sehers auch auf den des Dichters. Dies stimmt damit überein, daß bei den Germanen Gode/Diar und Skalde viele Berührungspunkte haben und bei den Kelten der Unterschied zwischen einem Druiden und einem Barden denkbar gering ist.

Die „Wut“ ist ursprünglich offenbar der „besondere Bewußtseinszustand“ des Sehers bei seiner Seher-Tätigkeit, also die Trance oder Ekstase gewesen.

I 1. d) Nordgermanen

Im Altnordischen ist aus „Wodan“ durch den Wegfall des Anfangs-„W“ zunächst „Odan“ und dann „Odin“ geworden. Im Deutschen ist das markante „d“ in der Wortmitte in späterer Zeit zu einem „t“ verblaßt, wodurch aus „Wodan“ dann „Wotan“ wurde.

Die Erregtheit wurde im Altnordischen „odr“ genannt, was auch als Name des Odin auftaucht – Odr ist der Mann der Göttin Freya, der in der Ferne verschollen ist, woraufhin die Göttin ihn zu suchen beginnt. Dieses Motiv ist eine Umdeutung der Jenseitsreise des Odin.

„Odr“ ist jedoch auch die Dichtung und die Dichtkunst. Die Dichtkunst wurde offenbar in einem angeregten und inspirierten Zustand erschaffen. Von dieser Bedeutung leitet sich die Bezeichnung des Skaldenmets und eines der drei Gefäße für diesen Met ab, die „Ödrörir“ lautet. Der Skaldenmet ist somit „der Inspirierende“.

„Odr“ ist auch die Trunkenheit, womit jedoch nicht nur „betrunken“ sondern eher solche Zustände wie „wonnetrunken“ oder „Gottes-trunken“, also inspiriert gemeint sind.

„Odr“ bedeutet im Altnordischen jedoch auch „wütend, rasend“ im kriegerischen Sinne.

Auch das Meer, das Feuer oder ein Sturm können „odr“ genannt werden, wenn sie besonders heftig sind.

Die Bezeichnung des Geistes als „Wind“ ist sehr weit verbreitet, da die Assoziation-Kette „Wind – Luft – Atem – Leben – Geist – Seele“ sehr naheliegend war. So heißt z.B. auch der Geist Gottes, der am Anfang der Genesis im alten Testament über den Wasser schwebt, „ruach“, d.h. „Wind“.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß Odin in den Mythen sowohl als Schamane als auch als Kriegs-Lenker auftritt – er ist somit der Gott beider Arten von Wut – der Kampfes-Wut und der spirituellen Erregung.

Zu dieser Doppel-Funktion paßt es, daß in den älteren Mythen und Sagen die Repräsentanten der drei Stände für die Krieger/Fürsten, für die Priester/Heiler und für die Bauern/Handwerker stehen, in dem Rig-Lied jedoch an diese Stelle die Vertreter der Krieger/Fürsten/Priester/Heiler, der Bauern/Handwerker und der Sklaven getreten sind. Offenbar hat es in der neueren germanischen Religion die Tendenz gegeben, die alte Teilung in die drei Stände umzubauen – vermutlich weil Odin durch seines Kampfes-Wut den Stand der Krieger und Fürsten verkörperte, aber zugleich auch als Schamane den Stand der Priester und Heiler vertrat.

Diese Doppel-Funktion ist in der europäischen Geschichte am deutlichsten in dem Orden der Tempelritter umgesetzt worden, deren Namen schon zeigt, daß sie zugleich Krieger („Ritter“) und Mönche („Tempel“) waren. Man kann somit vermuten, daß die Entwicklung, die in den Vorstellungen über Odin ihren Anfang genommen haben, sich dann später im Christentum als die Tempelritter als soziales Phänomen konkretisiert hat.

Der religiös orientierte Krieger ist am effektivsten, weil er in seinen Handlungen fest gegründet und daher „einsgerichtet“ ist. Ähnliche Strukturen finden sich bei den japanischen Samurais, den chinesischen Kungfu-Mönchen, den islamischen Dschihad-Kämpfern oder in neuerer Zeit auch im Film bei den Jedi-Rittern.

I 1. e) Sachsen

Im Altsächsischen läßt sich nur die kriegerische Seite der „Wut“ nachweisen. Das Substantiv „wod“ bedeutet „Wut“ und das Verb „wodian“ hat die Bedeutung „wüten“.

Aus dem germanischen Gottesnamen „Wodan“ ist bei den Sachsen durch das Verblassen des Vokals „a“ „Woden“ geworden.

I 1. f) Angelsachsen

Bei den Angelsachsen, die von den Sachsen, Friesen und Jüten (Dänen) abstammen, findet sich das Substantiv „wod“ für „Wut, Zorn“ und das Adjektiv „wod“ für „wütend, rasend, wahnsinnig, besessen“. Hier ist die „Wut“ bereits auf „Wahnsinn“ erweitert worden, was zeigt, daß die spirituelle Ekstase vermutlich nicht mehr ganz verstanden worden ist. Andererseits gibt es noch immer die Bedeutung „besessen“, die im Sinne von „inspiriert“ aus dem religiösen Zusammenhang stammt.

Die Substantive „wodnes, wodness, wodnys, wodnyss“ bedeuten „Wahnsinn, Irrsinn, Besessenheit“ und zeigen dieselbe Verschiebung von der sozial integrierten religiösen Ekstase hin zu einer psychischen Krankheit – der Zustand der Ekstase ist nicht mehr das prägende Element in der Wortbedeutung und wird daher vermutlich nicht mehr zu dem Lebensalltag der Angelsachsen gehört haben und daher auch nicht mehr verstanden worden sein. An die Stelle der erwünschten Besessenheit durch eine Gottheit wird dabei die Vorstellung der unerwünschten Besessenheit durch einen Dämon getreten sein – wobei diese „Dämonen“ vermutlich die christliche Umdeutung der germanischen Götter gewesen sind.

Von der „wod“ für „Wut, Zorn“ wurde jedoch immerhin noch die „wöd“ für „Wut, Wahnsinn“ unterschieden – die ursprüngliche religiöse Bedeutung dieser Wut kann damals bei den Angelsachsen (nach 449 n.Chr. in England) also noch nicht völlig in Vergessenheit geraten sein.

Als dritte Variante der Wut ist „wöde“ zu finden, die „Wut, Wahnsinn, Raserei“ bedeutet und ihren Schwerpunkt ursprünglich wohl auf der Kampf-Ekstase (Berserker, Ulfhedin) gehabt haben wird.

Die Ableitungen von diesen Worten für „Wut“ beziehen sich jedoch vorwiegend auf den neueren Aspekt dieses Wortes, also auf den Irrsinn: „wöden“ für „verrückt“, „wöd“ für „schräg, verdreht“, „wödenheort“ sowie „wödenseorc“ für „verrückt“ und „wödenheortness“ für „Verrücktheit, Irrsinn“.

Einige Worte habe jedoch noch Anklänge an die Kampfes-Wut behalten: „wödan“ für „wüten, toben“, „wöde“ für „wütend, rasend, verrückt“ und „wöding“ für „Raserei“.

Wie im Altsächsischen, von dem das Angelsächsische hauptsächlich abstammt, lautet der zu dieser Wortfamilie gehörende Gottesname „Woden“.

Neben dem Wochentag „wodensdäg“ finden sich auch zwei Pflanzennamen: „wödeberge“ („Wodens-Speise“) für den Nieswurz (Hellebore) und „wödewistle“ („Wodens-Nahrung“) für den Schierling (Cicuta).

Nieswurz kann heftigen Durchfall verursachen und wurde von dem Griechen Solon dazu benutzt, eine ganze Stadt dadurch zu besiegen, daß er den Bewohnern Nieswurz-Pulver in ihr Trinkwasser schüttete, wodurch sie alle wegen heftigen Krämpfen kampfunfähig wurden. Der lateinische Name „Hellebore“ bedeutet „Tötungs-Speise“.

Ganz ähnlich sieht es mit dem Schierling aus, da in der Antike Verurteile mit einem Trank aus den Wurzeln und Früchten des Gefleckten Schierlings hingerichtet wurden – wie z.B. der Philosoph Sokrates.

Woden wurde offenbar mit dem Tod assoziiert – insbesondere mit dem Hinrichtungstod durch Gift. Die Bedeutung der beiden Pflanzennamen zeigt deutlich, daß entweder Woden oder seine Verehrer in einem Ritual diese Pflanzen gegessen haben. Da Woden jedoch auch ein Gott der spirituellen Ekstase gewesen ist, könnte sich dieser „Gift-Tod“ auch auf die Verwendung dieser beiden Pflanzen innerhalb eines Rituals beziehen, das die besonderen Bewußtseinszustände hervorrufen sollte. Dieses Ritual wird in symbolisch-religöser Hinsicht vermutlich ein Nahtod-Erlebnis mit einer Jenseitsreise gewesen sein – schließlich können Nieswurz und Schierling zum Tod führen und wurden auch zur Hinrichtung benutzt.

I 1. g) Goten

Die gotische Sprache ist wie das Altsächsische und das Altnordische ein Zweig der germanischen Sprachen. Hier ist das Wort „Wut“ fast ganz verloren gegangen – möglicherweise durch die relativ frühe Christianisierung. Lediglich das Adjektiv „wods, woths“ für „wütend, besessen“ hat sich erhalten können, das noch die alte, spirituelle Bedeutung von „Wut“ bewahrt hat.

I 1. h) Althochdeutsch

Das Althochdeutsche ist ein weiterer Zweig des Germanischen. In dieser Sprache hat sich die germanische Form des Namens des Göttervaters unverändert erhalten können: „Wodan“.

Im althochdeutschen Sprachschatz dominiert ganz deutlich die Vorstellung von der Kampfes-Wut, die jedoch stets auch als Wahnsinn oder als Grausamkeit angesehen wurde. Die ursprünglich erwünschte und hoch geschätzte Kampf-Ekstase der Germanen ist also schon zu einer von den Christen verabscheuten heidnischen Eigenschaft geworden.

Hierzu finden sich an Verben:

„wuoten, wuotenti“ für „wüten, rasen, toben, wahnsinnig sein“;

an Adjektiven:

„wuotag, wuotig, wuotigo“ für „wütend, rasend, grausam“,

„wuotanherz“ für „wütend, grausam, tyrannisch“,

„wuotig“ für „wütend, tobend, rasend, wahnsinnig, hirnwütig“;

und an Substantiven:

„wuoti“ für „Wut, Zorn, Raserei“,

„wuotunga“ für „Wüten, Raserei, Wahnsinn, Wut“,

„wuot“ für „Wut, Raserei, Verrücktheit, Tollheit, Wahnsinn“,

„wuoto“ für „Wütender, Wüterich“,

„wuotrih“ für „Wüterich, Gewaltherrscher, Tyrann, grausamer Mensch“,

„wuotrihhi, wuotrichi“ für „unumschränkte Herrschaft, Tyrannei“,

„wuotagin, wuotigi“ für „Wut, Raserei, Tyrannei, Gewaltherrschaft“,

„wuotrituom“ für „Gewaltherrschaft, Tyrannei“.

Lediglich in dem Substantiv „wuotnissa, uuootnissa“ für „Torheit, Wahnsinn, Wut, Besessenheit“ findet sich noch ein Anklang an die alte Vorstellung, daß die „Wut“ durch das Ergriffensein durch ein höheres Wesen verursacht wird. Später wurde dieses Wort dann für die Besessenheit durch einen Dämon verwendet.

Interessant sind die drei im Folgenden angeführten Kombinationen von „wuot“ für „Wut“ mit „grimo“ für „Maske, Maskenhelm“, da Odin auch in der altnordischen Überlieferung „Grimnir“, d.h. „Träger des Maskenhelmes“ genannt wird. Man hat den Eindruck, daß die Kampfeswut mit den Trägern dieser Maskenhelme assoziiert worden ist.

„wuotgrimm“ für „wütend, grimmig“

„wuotgrimlih(ho)“ für „auf grausame Weise, grausam, despotisch“

„wuotgrimmi“ für „Wutgrimm, Wut, Jähzorn“

Eine abgemilderte Bedeutung der „Wut“ findet sich in „wuohi“ für „zunehmend, unmäßig“, wovon sich das Substantiv „wuohhari“ für „Wucher, Zuwachs“ ableitet. Die „Wut“ scheint also etwas zu sein, was nicht schlagartig auftritt, sondern etwas, das sich allmählich aufbaut.

Der von den Angelsachsen dem Wodan zugeordnete Schierling findet sich auch in der althochdeutschen Sprache wieder:

„wuotih“ für „Wasserschierling“

„wuotskerling, wuotskerning“ für „Wasserschierling“

„Woutih“ bedeutet einfach „das zu Wodan gehörige“ oder „das zur Wut gehörige“. „Wuoskerling“ bzw. „Wuotskerning“ hat die Bedeutung „Wut-Kern-Mann“, wobei mit „Kern“ vermutlich die Samen des Schierlings gemeint sind.

I 1. i) Mittelhochdeutsch

Im Mittelhochdeutschen, das sich aus dem Althochdeutschen entwickelt hat, ist diese „Wut“-Wortvielfalt stark geschrumpft und besteht vor allem noch aus dem Substantiv „wuot“ für „Wut, Raserei“ und dem Pflanzennamen „wuotscherlinc“ für den Schierling.

I 1. j) Neuhochdeutsch

Im heutigen Neuhochdeutschen findet sich nur noch die „Wut“ und der „Schierling“. Der heutige Pflanzename „Schierling“ ist aus einer Schrumpfung des althochdeutschen „wuotskerling“ über „wuotscherlinc“ und „tscherlinc“ o.ä. zu „Schierling“ entstanden.

I 1. k) Jakob Grimm: Deutsche Mythologie

Jakob Grimms Deutung des Namens Wotan/Odin trifft nur in Teilen zu: Er sieht die „Wut“ ebenfalls als einen religiösen Zustand an, aber leitet ihn auf ein Verb mit der Bedeutung „wandern, hindurchgehen“ zurück statt auf die Worte für „blasen“ und „Wind“.

Die höchste und oberste gottheit, wie man annehmen darf, allgemein unter allen deutschen stämmen verehrt, würde in gothischer mundart geheißen haben Vôdans; sie hieß althochdeutsch Wuotan, und diese benennung erscheint noch, wenn gleich selten, als eigenname: Wuotan, Woatan.

Longobarden schrieben Wôdan oder Guôdan, Altsachsen Wuodan, Wôdan, wiederum in Westfalen, mit dem vortritt des G, Guôdan, Gudan, Angelsachsen Vôden, Friesen Wêda, nach der neigung ihres dialects auslautendes N wegzuwerfen, und ô auch ohne folgendes i umzulauten.

Die nordische form ist Ođinn, bei Saxo Othinus, færöisch Ouvin (genitiv Ouvans, accusativ Ouvan).

In Graubünden, woraus die tiefhochdeutsche verbreitung des namens hervorgeht, hat die romanische sprache den ausdruck Vut Alamannen oder Burgunden der frühsten zeit abgehört, und, im sinn von abgott, götze bis heute bewahrt.

Unzweifelhaft ist wol die unmittelbare abkunft dieses wortes aus dem verbum althochdeutsch watan, wuot, altnordisch vađa, ôđ, welches meare (gehen, wandern), transmeare (hindurchgehen, durchziehen), cum impetu ferri (mit dem Schwert angreifen), bedeutet, jedoch nicht dem lateinischen vadere gleichgestellt werden darf, da jenem kurzes, diesem langes a zusteht. mit vadere läßt sich das altsächsische und angelsächsische gavîtan zusammenbringen.

Von watan stammt das substantiv wuot, wie μένος und animus, eigentlich mens (Geist, Verstand), ingenium (Geist, Fähigkeit), dann ungestüm und wildheit ausdrückt; im altnordischen öđr haftet noch ganz die bedeutung mens oder sensus (Sinn, Bewußtsein).

Hiernach scheint Wuotan, Ođinn das allmächtige, alldurchdringende wesen, qui omnia permeat; wie Lucan von Jupiter sagt: „est quodcunque vides, quocunque moveris“, die geistige gottheit. vergleiche Virgil: „deum ire per omnes terras'“und „Jovis omnia plena“.

In der bairischen volkssprache heißt wueteln sich regen und bewegen, wimmeln, üppig wachsen und gedeihen.

Wie frühe aber dieser urbegrif verdunkelt oder erloschen war, läßt sich nicht sagen. schon unter den Heiden muß neben der bedeutung des mächtigen und weisen gottes die des wilden, ungestümen und heftigen gewaltet haben. um so willkommner war es den Christen, die übele aus dem namen selbst hervorzuheben. in den ältesten glossen verdeutscht wôtan tyrannus, herus malus; ebenso gebraucht man später und noch heute wüeterich, wüterich, vergleiche ein ungestüemer wüeterich.

Herodes mordknechte wüeteriche heißen, nennt ihn selbst gotewuoto. die form wuotunc wird sich davon nicht unterscheiden: ein ungedrucktes gedicht des 13. jahrhunderts sags Wüetunges her, es scheint für das wütende, gleichsam von Wuotan angeführte heer, und auch Wuotunc ist ein althochdeutscher eigenname, Wôdunc.

Die alte gottheit war herabgewürdigt zu einem bösen, teuflischen, grausamen wesen und scheint noch im ausruf des niederdeutschen volkes als betheurung oder fluch zu leben, so in Westfalen: o Woudan, Woudan!; in Meklenburg: Wod, Wod!.

I 1. l) Zusammenfassung

Der südgermanische Name „Wotan“ und seine nordgermanische Umformung „Odin“ haben eine lange Geschichte.

Sie begann mit dem indogermanischen Verb „hewh“ für „blasen“, von dem die beiden Substantive „hwehyus“ und „hwent“ für „Wind“ abgeleitet worden ist. Diese Worte finden sich in dieser ursprünglichen Bedeutung noch in fast allen indogermanischen Sprachen wieder.

Ein sehr altes sprachliches Motiv, das weit vor die Indogermanen zurückreicht, ist die Assoziationskette „Wind – Luft – Atem – Leben – Geist – Seele“, durch die „Wind“ zu einer Bezeichnung für „Geist, Seele“ geworden war. Es ist recht wahrscheinlich, daß es diese Assoziation zwischen Wind und Geist auch schon bei den Indogermanen gegeben hat.

Entweder schon in der indogermanischen oder vielleicht auch erst in den west-indogermanischen Sprachen erhielt das Verb für „blasen“ auch die Nebenbedeutung „aufgewühlt sein, erregt sein“.

Aus diesem Adjektiv und aus der Gleichsetzung von Wind und Geist/Seele entstand die Benutzung des Wortes, das ursprünglich „blasen“ bedeutet hatte, auch für „begeistert sein, inspiriert sein“. Dies ist eine technische Umschreibung für die Anrufung einer Gottheit oder eines Ahnengeister, der gebeten wird, in den Anrufenden hineinzukommen („Invokation“). Dieser Vorgang ist eine der zentralen religiösen Techniken, die auch von Priestern, Sehern u.ä. benutzt worden ist.

Bei den West-Indogermanen (Römer, Kelten, Germanen) hat sich auf dieser Grundlage ein Substantiv gebildet, das in etwa „wuat“ gelautet hat und „Seher, Dichter“ bedeutet hat. Die Bedeutung der ursprünglichen Tätigkeits-Bezeichnung „Seher“ ist deshalb auf „Dichter“ ausgeweitet worden, weil der Seher wesentliche Dinge verkündet und als religiöser Spezialist auch für die Bewahrung der mündlichen Überlieferung zuständig gewesen sein wird.

Der mit „Wut“ bezeichnete „geistige Ausnahmezustand“ ist mit dem Tod assoziiert worden, wie die Namen „Wodans-Speise“ und „Wodans-Nahrung“ für den Nieswurz und den Schierling zeigen, die beiden tödlich sein können. Der Seher ruft die Götter oder die Ahnen in sich herein und diese Götter und Ahnen befinden sich im Jenseits. Der Seher muß daher in das Jenseits reisen, um die Kontakte zu ihnen herzustellen. Da lag es nahe, Giftpflanzen zu benutzen, um einen „Beinahe-Tod“ herzustellen, in dem der Seher dann die Götter und die Ahnen sehen konnte. Dies ist zwar auch ohne derartige drastische Hilfsmittel möglich, aber die Menschen haben schon seit jeher die Neigung zu der Benutzung von „technischen Abkürzungen“ …

Spätestens bei den Germanen, aber vermutlich schon bei den West-Indogermanen wurde diese religiöse „Wut“ auch zu einer Kampfes-Wut, da sich nicht nur bei den Germanen Ekstase-Kämpfer (Berserker, Ulfhedinn) finden, sondern auch bei den Kelten.

Diese Verbindung von Priester-Ekstase und Krieger-Ekstase findet sich auch bei Wodan, der zugleich Schamane/Priester/Zauberer und Krieger ist.

Das alte Motiv der Auffassung des Geistes/Seele als eines Windes findet sich selbst noch in der altnordischen Mythologie, in der der Geist/Seele eines Menschen des öfteren „Wind der Göttin“ genannt wird. Dies ist vermutlich in dem Sinne gemeint, daß der Mensch seinen Geist/Seele bei seiner Geburt von einer Göttin erhält – in Analogie zu dem Geist/Seele bzw. dem Seelenvogel, als der der Menschen nach seinem Tod von der Jenseitsgöttin wiedergeboren wird.

Im Laufe der Zeit verblaßte die Bedeutung der religiösen Ekstase jedoch zunehmend und die Kampfes-Wut trat immer mehr in den Vordergrund, sodaß sich das Wort „Wut“ allmählich seiner heutigen Bedeutung annäherte.

Durch den Einfluß des Christentums wurde zudem schließlich auch diese zunächst sehr geschätzte Kampf-Ekstase (Berserker) zunehmend zu einer Art von Wahnsinn und teilweise auch von Grausamkeit umgedeutet.

Schließlich wurde dieses Wort ab dem Mittelhochdeutschen zu der heutigen „Wut“ im Sinne von „Aufregung, Zorn, Ärger“.

Über Wotan/Odin läßt sich somit anhand seiner Namensgeschichte sagen, daß er ursprünglich ein Seher gewesen ist. In einem zweiten Entwicklungsschritt hat er dann seine religiöse Ekstase zu einer Kampf-Ekstase umgeformt und ist auf diese Weise zu einem Kriegsgott geworden.

I 2. Odin Einauge

Odins Einäugigkeit ist eines seiner wichtigsten und auffälligsten Merkmale, das auch oft erwähnt wird. Im Folgenden sind nicht alle Stelle angeführt – die (vielen) Textpassagen, in der Odins Einäugigkeit nur genannt wird, um den Gott zu identifizieren, finden sich bei den noch folgenden anderen Odin-Themen.

I 2. a) Der Seherin Ausspruch

Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil,

Den hohen Baum netzt weißer Nebel;

Davon kommt der Tau, der in die Täler fällt.

Immergrün steht er über Urds Brunnen.

Urd ist die Norne, d.h. die Jenseitsgöttin. Ihr Brunnen ist der Eingang zum Jenseits. Er steht unter dem Weltenbaum, der seinerseits auch ein Jenseitstor oder genauer gesagt ein Jenseitsweg ist – er verbindet die Erde der Menschen mit dem Himmel der Götter.

Davon kommen Frauen, vielwissende,

Drei aus dem See dort unterm Wipfel.

Urd heißt die eine, die andre Werdandi:

Sie schnitten Stäbe; Skuld hieß die dritte.

Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie

Den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.

Ursprünglich gab es nur eine Norne: Urd. Sie war zunächst die Jenseitsgöttin, die alle Toten im Jenseits wiedergebar – in dieser Hinsicht ist sie mit Freya und mit Hel identisch. Da diese Göttin auch die Sonne wiedergebar und deren morgendliche Wiedergeburt ein zyklischer Vorgang ist, wurden aus der einen Göttin drei Göttinnen (Nornen), da die „3“ bei den Germanen zyklische Vorgänge symbolisiert.

Schließlich wurde die Wiedergeburt der Seelen im Jenseits auch auf die Geburt der Menschen im Diesseits übertragen. Da diese Göttin als Wiedergeburts-Mutter mit dem Todeszeitpunkt assoziiert war, entstand die Vorstellung, daß sie diesen selber festlegt und daß sie ihn bereits zur Geburt festlegt, wodurch die Göttin auch zur Schicksalsgöttin wurde.

Allein saß sie außen, da der Alte kam,

Der grübelnde Ase, und ihr ins Auge sah.

„Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich?

Alles weiß ich, Odin, wo du dein Auge bargst :

In der vielbekannten Quelle Mimirs.

Met trinkt Mimir allmorgendlich

Aus Walvaters Pfand! Wißt ihr, was das bedeutet?“

Hier ist Odin ins Jenseits bzw. genauer gesagt, zum Jenseitstor gereist, wo er die Norne Urd trifft und sie „befragt“. Dieser Vorgang entspricht der Tätigkeit eines Schamanen, der ins Jenseits reist, um von den Ahnen und Göttern dort Rat und Hilfe zu holen. Es ist anzunehmen, daß die „religiöse Ekstase“, die durch Odins Namen ausgedrückt wird, sich auf diese Jenseitsreisen bezieht.

„Mimir“ bedeutet „Erinnerung“ und ist einer der vielen Namen des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr als Riese im Jenseits. „Mimirs Quelle“ ist mit „Urds Brunnen“ identisch: Sie ist der Ein- und Ausgang aus der Unterwelt, durch den die Sonne und somit auch der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr an jedem Morgen und Abend geht. In der altnordischen Sprache wird nicht zwischen „Brunnen“ und „Quelle“ unterschieden – ganz einfach deshalb nicht, weil es ihrem wasserreichen Siedlungsgebiet kaum Brunnen gegeben haben wird.

In diese Quelle hat Odin sein fehlendes Auge gelegt – sein fehlendes Auge befindet sich somit im Jenseits. Aus symbolischer Sicht bedeutet dies, daß Odin zur Hälfte im Diesseits ist und dort mit seinem heilen Auge sehen kann und daß er zur Hälfte im Jenseits ist und dort mit seinem blinden, d.h. „toten“ Auge sehen kann. Somit ist Odin ein „Wanderer in zwei Welten“, also ein Schamane.

„Walvater“ bedeutet „Wahl-Vater“, womit gemeint ist, daß er der Vatergott ist, der die Toten auf dem Schlachtfeld erwählt. Sein Pfand ist sein Auge – daß Tyr-Mimir aus „Odins Pfand“ trinkt, bedeutet anscheinend, daß Odins Auge dem Trinkhorn des Tyr-Heimdall gleichgesetzt worden ist.

Ihr gab Heervater Halsband und Ringe

Für goldene Sprüche und spähenden Sinn.

Denn weit und breit sah sie über die Welten all.

„Heervater“ ist ein Beiname des Odin, der ihn als den Gott des Krieges umschreibt.

In der letzten Zeile wird gesagt, daß die Norne Urd alle Dinge sieht und daß Odin an diesem Wissen teil hat, da er Urd für ihr Wissen Geschenke gibt. Odin erhält seine Weisheit also durch seine Jenseitsreisen.

I 2. b) Der Seherin Ausspruch

Ich weiß Heimdalls Horn verborgen

Unter dem himmelhohen heiligen Baum.

Einen Strom seh ich stürzen mit starkem Fall

Aus Walvaters Pfand: wißt ihr, was das bedeutet?

„Walvaters Pfand“ ist sein Auge in Mimirs Quelle. Aus diesem Brunnen fließt viel Wasser. Die „Quelle des Mimir“ und der „Brunnen der Urd“ werden auch mit der Quelle Hvergelmir zwischen den Wurzeln der Weltesche identisch sein, aus der zwölf Flüsse entspringen, unter denen auch der Jenseitsfluß Gjallar ist.

Vermutlich weist Urd mit ihrem in diesen Versen beschriebenen Bild, das eine Anspielung auf eine den Germanen offenbar geläufige Vorstellung ist, auf diesen Jenseitsfluß hin, da bei dem nahenden Ragnarök viele Götter, Riesen und Menschen sterben werden.

I 2. c) Gylfis Vision

Bei Yggdrasils Wurzel, die sich zu den Hrimthursen erstreckt, liegt Mimirs Quelle, in dem Weisheit und Verstand verborgen sind. Der Eigner des Brunnens heißt Mimir, und ist voller Weisheit, weil er mit dem Giallarhorn täglich aus dieser Quelle trinkt. Einst kam Allvater dahin und verlangte einen einzigen Trunk aus der Quelle, erhielt ihn aber nicht eher, bis er sein Auge zum Pfand setzte.

Das Gjallarhorn („Gellendes/Schallendes Horn“) ist ein „Jenseitsfluß-Horn“, da es kein Signalhorn, sondern offenbar ein Trinkhorn ist, wie es in Ritualen verwendet wurde (siehe „Goldhörner von Gallehus“ in Band 57).

Der Trank aus Mimirs Quelle entspricht vermutlich dem Trank, den die Toten bei ihrer Ankunft im Jenseits gereicht bekommen. Auch für den toten Baldur steht in der Hel ein Kessel mit zum Empfang bereit (siehe „Göttermet“ in Band 69). Odins Trinken aus Mimirs Quelle ist somit ein weiteres Motiv, das zeigt, daß Odin in das Jenseits reist und daher ein Schamanen-Gott ist.

I 2. d) Zusammenfassung

Odins Einäugigkeit bedeutet, daß er sowohl im Diesseits als auch im Jenseits sehen kann – mit seinem heilen, lebendigen Auge im Reich der Lebenden und mit seinem blinden, toten Auge im Reich der Toten.

Odin erhält sein Wissen durch seine Jenseitsreisen – er ist also ein Schamanengott.

Die „besondere Wunde“ ist auch ein Symbol für die Jenseitsreisen: die abgebissene Hand des Tyr, die durchschnittenen Kniesehnen des Tyr-Wieland, das blinde (fehlende) Auge des Odin, der Wetzstein-Splitter in Thors Stirn usw.

I 3. Odin und Sleipnir

Odins Roß Sleipnir wird recht häufig erwähnt. Viele dieser Stellen, in denen nichts näheres über Sleipnir ausgesagt wird, folgen später bei der Betrachtung anderer Odin-Themen. Wie bei Odins Einäugigkeit sind hier nur die Stellen angeführt, in denen Sleipnir eine wesentliche Rolle spielt.

I 3. a) Der Name „Sleipnir“

Der Name „Sleipnir“ bedeutet „Dahingleitender“. Mit diesem altnordischen Wort ist z.B. das englische Verb „to slide“ für „gleiten“ verwandt.

I 3. b) Gylfis Vision

Die Pferde der Asen haben diese Namen: Sleipnir, das beste, hat Odin; es hat acht Füße; das andere ist Glad; das dritte Gyllir, das vierte Gier, das fünfte Skeidbrimir, das sechste Silfrintopp, das siebente Sinir, das achte Gils, das neunte Falhofhir, das zehnte Gulltopp, das elfte Lettfeti. Baldurs Pferd ward mit ihm verbrannt.

Die Bedeutung der Namen der Pferde und die dazugehörigen Reiter finden sich in dem Kapitel „Pferde“ in Band 42a.

Sleipnir hat acht Beine, was bedeutet, daß er eigentlich zwei Pferde ist. Es stellt sich somit die Frage, warum Odin auf einem „Doppelpferd“ reitet. Es gibt in den germanischen und auch allgemein in den indogermanischen Mythen ein wichtiges Pferdepaar: die beiden Schimmel des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters, die seinen Sonnen-Streitwagen ziehen und die zugleich seine Söhne sind (siehe den Band 12 über die beiden Alcis). Sie gehören jedoch zu dem ehemaligen germanischen Göttervater Tyr und nicht zu dem neuen Göttervater Odin.

Es ist daher anzunehmen, daß Odin, um ca. 500 n.Chr., als er zusammen mit Thor den Gott Tyr als Göttervater abgelöst hat, die beiden Rosse des Tyr übernommen hat. Da Odin jedoch kein Streitwagenfahrer wie Tyr gewesen ist und andererseits natürlich nicht mit weniger PS als sein Vorgänger unterwegs sein konnte, hat er diese beiden Rosse zu einem einzigen achtbeinigen Roß zusammengefügt.

I 3. c) Gylfis Vision

Im Zusammenhang mit der Bestattung des Baldur reitet Hermod auf Sleipnir in die Unterwelt. Sleipnir ist also ausdrücklich ein Roß, daß die Fähigkeit besitzt, seinen Reiter in das Jenseits zu tragen.

Als nun die Asen sich erholt hatten, da sprach Frigg und frug, wer unter den Asen ihre Gunst und Huld gewinnen und den Helweg reiten wolle, um zu versuchen, Baldur wiederzufinden und der Hel Lösegeld zu bieten, daß sie Baldur heimfahren ließe gen Asgard.

Es war Hermod der Schnelle, Odins Sohn, der diese Fahrt übernahm. Da ward Sleipnir, Odins Hengst, geholt und herbeigebracht. Hermod bestieg ihn und ritt eilig davon.

… … …

Von Hermod ist zu berichten, daß er neun Nächte tiefe dunkle Täler ritt, so daß er nichts sah, bis er zum Giöllflusse kam und über die Giöllbrücke ritt, die mit glänzendem Gold belegt ist.

Dies ist eine Assoziation zur goldenen Sonne, die jeden Morgen und jeden Abend diese Brücke überqueren muß – und dabei auf die Brücke „abgefärbt“ hat.

Modgud heißt die Jungfrau, welche die Brücke bewacht. Die frug ihn nach Namen und Geschlecht und sagte, gestern seien fünf Scharen toter Männer über die Brücke geritten, „und jetzt donnert sie nicht weniger unter Dir allein, und Du hast nicht die Farbe toter Männer. Warum reitest Du den Helweg?“

Er antwortete: „Ich soll zu Hel reiten, Baldur zu suchen. Hast Du vielleicht Baldur auf dem Helweg gesehen?“

Da sagte sie, daß Baldur über die Giöllbrücke geritten sei, „aber nördlich geht der Weg hinab zu Hel.“

Da ritt Hermod dahin, bis er an das Helgitter kam. Da sprang er vom Pferd und gürtete es fester, stieg wieder auf und gab ihm die Sporen. Da setzte der Hengst so mächtig über das Gitter, daß er es nirgends berührte.

Da ritt Hermod auf die Halle zu, stieg vom Pferd und trat in die Halle. Da sah er seinen Bruder Baldur auf dem Ehrenplatz sitzen. Hermod blieb dort die Nacht über.

I 3. d) Wegtam-Lied

In diesem Lied reitet Odin selber auf Sleipnir in die Unterwelt:

Auf stand Odin der Allerschaffer,

Und schwang den Sattel auf Sleipnirs Rücken –

Nach Nifelheim hernieder ritt er;

Da kam aus Hels Haus ein Hund ihm entgegen.

I 3. e) Hrungnir-Mythe

Nun soll darüber berichtet werden,was die Ursprünge der Kenningar sind, die eben aufgezählt worden sind und die noch nicht erklärt worden sind – dies sind dieselben, die Bragi dem Ägir gab, als er ihm erzählte, wie Thor einst in den Osten gezogen war, um Trolle zu töten und Odin auf Sleipnir nach Jötunheim ritt und dort den Riesen, der Hrungnir genannt wird, besuchte.

Da frug Hrungnir, welchen Mann er da sehe mit dem Goldhelm, der Luft und Wasser reite? Und er sagte weiterhin, daß er ein wundersam gutes Roß reite.

Da sagte Odin, er wolle sein Haupt verwetten, daß es in Jötunheim kein gleichgutes Roß gäbe.

Hrungnir sagte, daß jenes Roß gut sein möge, daß jedoch sein eigenes Roß, das Gullfaxi heiße, noch viel weitere Sprünge mache.

Hrungnir wurde zornig, sprang auf sein Roß und setzte Odin nach und gedachte, ihm seine Prahlerei heimzuzahlen.

Odin ritt so schnell, daß er zuerst auf dem Gipfel des nächsten Hügels war; aber Hrungnir war in so großer Riesen-Wut, daß er nicht anhielt, bis er innerhalb der Asenmauer angekommen war.

Hrungnir ist der ehemalige Göttervater Tyr als Riese im Jenseits (Jotunheim). Die Absetzung des Tyr durch Thor und Odin findet sich in der germanischen Überlieferung als die viele Kämpfe zwischen Thor bzw. Odin und dem Tyr-Riesen, der unter vielen verschiedenen Namen auftritt. Dabei wendet Odin in der Regel List an und Thor brachiale Gewalt.

Sleipnir kann durch die Luft und über Wasser laufen. Odins Hengst ist also kein normales Pferd, sondern ein „Zauberpferd“, d.h. im wesentlichen ein Roß, das seinen Reiter auch ins Jenseits tragen kann – wie hier nach Jotunheim.

Der Name des Rosses „Gullfaxi“ des Tyr-Hrungnir bedeutet „Goldmähne“. Da Tyr auch der Sonnengott oder „wie die Sonne“ gewesen ist, hat auch sein Roß eine goldene Mähne.

Der Wettritt zwischen den beiden, den natürlich Odin gewinnt, ist eine der vielen Mythen, durch die bewiesen werden sollte, daß Odin dem Tyr überlegen ist.

I 3. f) Die Saga über Hervor und König Heidrek den Weisen

In dieser Saga findet sich einer der vielen Rätselwettstreite zwischen Odin, der sich hier „Gestumblindi“, d.h. „blinder (einäugiger) Gast“ nennt und König Heidrek, dessen Name „Licht-König“ bedeutet und der eine der vielen Saga-Varianten des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr ist.

Eines dieser Rätsel bezieht sich auf Sleipnir:

Gestumblindi sprach:

„Wer sind die zwei,

die zehn Füße haben,

drei Augen

und einen Schwanz?

König Heidrek,

kannst Du's erraten?“

„Gut ist Dein Rätsel,

Gestumblindi,

doch gleich ist es erraten:

Nun strengst Du Dich aber an und kommst mit uralten Wundern für mich an. Das ist Odin, der auf seinem Roß Sleipnir reitet. Es hat acht Beine, Odin hat zwei; sie haben zusammen drei Augen: Sleipnir zwei und Odin eins.“

I 3. g) Gylfis Vision

Da frug Gangleri: „Wem gehört das Roß Sleipnir? Und was kann man über es berichten?“

Har antwortete: „Du kennst keine Einzelheiten über Sleipnir und weißt nicht, bei welcher Gelegenheit er erzeugt wurde?! – Dann wirst Du das folgenden zuhörenswert finden!

Es geschah früh bei der ersten Niederlassung der Götter, als sie Midgard erschaffen und Walhall gebaut hatten, daß ein Baumeister kam und sich erbot, eine Befestigung zu bauen in drei Jahreszeiten, die den Göttern zum Schutz und Schirm wäre gegen die Bergriesen und die Hrimthursen, wenn sie über Midgard herfallen sollten. Aber er verlangte zum Lohn, daß er Freyja zur Frau haben und dazu Sonne und Mond erhalten sollte.

Der Kämpfer gegen die Bergriesen ist normalerweise Thor, aber der Baumeister kann nicht Thor sein. Freya als Frau gehört zu dem Göttervater – Odin und zuvor Tyr. Die Sonne ist ebenfalls mit Tyr assoziiert und ebenso der Mond (siehe „Goldhörner von Gallehus“ in Band 57). Dazu paßt auch, daß Tyr in der Unterwelt der Meisterschmied ist – warum sollte er sich nicht auch aufs Bauen verstehen?

Der ehemalige Göttervater Tyr, dem einst Asgard gehört haben wird, ist in dieser Mythe zwar noch der Erbauer, aber nicht mehr der Herr von Asgard.

Da traten die Asen zusammen und hielten Rat und gingen den Kauf ein mit dem Baumeister und sagten, daß er haben sollte, was er verlangte habe, wenn er in einem Winter die Burg fertig brächte; wenn aber am ersten Sommertag noch irgend ein Ding an der Burg unvollendet wäre, so solle er seinen Lohnes nicht erhalten; und er dürfte auch von niemandem bei dem Werke Hilfe annehmen.

Diese seltsame Zeitregelung bestätigt die Vermutung, daß es sich bei dem Baumeister um Tyr handelt, da Tyr während der neun Wintermonate in der Unterwelt gefangen liegt und am ersten Sommertag zurückkehrt – der Bau der Schutzmauer rings um Asgard ist an die Stelle des Neuschmiedens seines bei seinem Tod im Herbst zerbrochenen Schwertes getreten. An sich sind Bauvorhaben im Winter ausgesprochen ungewöhnlich, da sie in der gefrorenen Erde und bei der großen Kälte sehr schwierig sind – auch dies spricht für einen mythologischen Ursprung dieses Motivs.

Als sie ihm diese Bedingung sagten, da verlangte er von ihnen, daß sie ihm erlauben sollten, sich der Hilfe seines Pferdes Swadilfari zu bedienen, und Loki riet dazu, daß ihm dies zugesagt wurde.

„Svad“ bedeutet „rutschen, gleiten“ und „fari“ hat die Bedeutung „fahren, dahinziehen, reisen“. „Svadilfari“ ist somit der „Dahingleitende“. Es fällt auf, daß die Namen „Svadilfari“ und „Sleipnir“ genaudieselbe Bedeutung haben. Da Svadilfari das Roß des ehemaligen Göttervaters Tyr ist und Sleipnir das Roß des neuen Göttervaters Odin ist, beide einen gleich-bedeutenden Namen tragen und zudem der achtbeinige Sleipnir aus den beiden Schimmeln des Tyr entstanden ist, hat es sehr stark den Anschein, daß Svadilfari und Sleipnir im Grunde identisch sind.

Da begann er am ersten Wintertag damit, die Befestigung zu bauen und führte in der Nacht die Steine mit dem Pferde herbei. Die Asen schien es ein großes Wunder, wie gewaltige Felsen das Pferd herbeizog, und das Pferd vollbrachte doppelt so viel wie der Baumeister selber.

Der Kauf aber war mit vielen Zeugen und starken Eiden bekräftigt worden, denn ohne solchen Frieden hätten sich die Jötune bei den Asen nicht sicher gefühlt, wenn Thor heimgekommen wäre, der damals nach Osten gezogen war, um Trolle zu töten.

Als der Winter zu Ende ging, war der Bau der Befestigung sehr weit fortgeschritten und war schon so hoch und stark, daß sie nicht mehr erstürmt werden konnte. Und als es nur noch drei Tage bis zum Sommer waren, war sie fast ringsum bis wieder zum Tor fertiggestellt.

Da setzten sich die Götter auf ihre Richterstühle und hielten Rat und einer frug den andern, wer dazu geraten hätte, Freyja nach Jötunheim zu vergeben und Luft und Himmel dadurch zu verderben, daß Sonne und Mond fortgenommen und den Jötunen gegeben werden sollten.

Da kamen sie alle überein, daß der dazu geraten hatte, der zu allem Üblen rate: Loki, Laufeyjas Sohn. Sie sagten, er solle eines üblen Todes sterben, wenn er nicht Rat fände, den Baumeister um seinen Lohn zu bringen. Und als sie dem Loki zusetzten, ward er bange vor ihnen und schwur Eide, er wolle es so einrichten, daß der Baumeister um seinen Lohn käme, was es ihn auch kosten möge.

Und denselben Abend, als der Baumeister nach Steinen ausfuhr mit seinem Hengste Swadilfari, da lief eine Stute aus dem Wald dem Hengst entgegen und wieherte ihm zu. Und als der Hengst merkte, welche Art von Roß das war, da ward er wild, zerriß die Stricke und lief der Mähre nach, und die Mähre voran zum Walde und der Baumeister dem Hengste nach, ihn zu fangen. Und diese Rosse liefen die ganze Nacht umher, und diese Nacht ward das Werk versäumt und am Tage darauf wurde dann nicht gearbeitet, wie sonst geschehen war.

Und als der Meister sah, daß das Werk nicht zu Ende kommen möge, da geriet er in Riesenzorn. Die Asen aber, die nun für gewiß erkannten, daß es ein Bergriese war, der zu ihnen gekommen war, achteten ihre Eide nicht mehr und riefen zu Thor, und im Augenblick kam er und hob auch gleich seinen Hammer Miölnir und bezahlte mit ihm den Baulohn – und das waren nicht mit Sonne und Mond; vielmehr verwehrte er ihm das Leben auch in Jötunheim, denn mit dem ersten Streich zerschmetterte er ihm den Hirnschädel in kleine Stücke und sandte ihn hinab gen Niflhel.

Thor setzt Tyr als Göttervater ab – auf die rustikale Weise …

Loki selbst war jedoch als Stute dem Swadilfari begegnet und einige Zeit nachher gebar er ein Füllen, das war grau und hatte acht Füße, und dies ist das Beste der Pferde bei Göttern und Menschen.

Der graue Sleipnir ist also der Sohn des weißen, goldmähnigen Svadilfari (zu seiner Farbe siehe „Pferde“ in Band 42a).

Dies ist jedoch vor allem eine mythologische Beschreibung des Zusammenhanges zwischen den beiden Pferden, die letztlich eher eine Identität sein wird.

Loki wird hier als die Mutter des Sleipnir dargestellt. Der Sommergott Tyr und der Wintergott Loki sind in den alten Tyr-zentrierten Mythen die ewigen Gegner gewesen, durch deren endlosen Kampf und wechselnde Siege die Jahreszeiten entstehen. Der Sieg des einen über den anderen enthielt auch Demütigungen, wobei die Verspottung des Unterlegenen als „Frau“ als am schlimmsten empfunden worden ist (siehe „Nid“ in Band 64).

Da zudem der Gott, der gerade in der Unterwelt gefangen war, nur durch die Wiederzeugung mit der Jenseitsgöttin wiedergeboren und anschließend wieder die Herrschaft übernehmen konnte, verband sich hier die Demütigung mit der Wiederzeugung.

Zur Absicherung der Zeugungskraft verwandelten sich die (männlichen) Toten und die Göttin im Jenseits in ein Paar von Herdentieren.

Die Stuten-Gestalt des Loki stammt daher mit großer Wahrscheinlichkeit aus den alten Vorstellungen über den endlosen Kampf zwischen Tyr und Loki, über die Wiederzeugung und über die Herdentier-Gestalt der Toten und der Jenseitsgöttin bei der Wiederzeugung.

Die Elemente der alten, Tyr-zentrierten Mythen sind hier (wie so oft) verwendet worden, um die neuen, Odin-zentrierten Mythen zu gestalten.

I 3. h) Brakteat von Lekkende

Auf diesem Brakteat (Goldblech-Amulett) findet sich die Inschrift „ansuz ehwaz“, d.h. „Ase Pferd“. Da „Ase“ in der Regel „Odin“ bedeutet, wird das Pferd Sleipnir sein.

Die Bedeutung dieser kurzen Inschrift kann nun vieles Verschiedenes bedeuten. Da sie sich jedoch auf einem Brakteat befindet, muß sie eine Segens-Anrufung sein. Sie kann also eher unspezifisch mit „Möge mir Odin auf Sleipnir helfen!“ übersetzt werden – oder noch direkter als „O Odin Sleipnir-Reiter, hilf mir!“

I 3. i) Bogenfibel von Dischingen

Diese Fibel, die in Dischingen in der Nähe von Heidenheim (70km) östlich von Stuttgart), also im Bereich der Südgermanen liegt, trägt dieselbe, offensichtlich recht beliebte Inschrift „ae“, also „ansuz ehwaz“, was wörtlich „Ase Pferd“ bedeutet und sich hier bei den Südgermanen sicherlich auf Odin und Sleipnir beziehen wird.

I 3. j) Stein-Amulett von Utgard

Auf diesem Amulett, das um ca. 450 n.Chr. hergestellt worden ist, findet sich die Inschrift „ehwaz ansus“, die auch in den Brakteat von Lekkende eingraviert worden ist.

Da der Ort Utgard in Schweden liegt und dort um 450 n.Chr. noch Tyr der Göttervater gewesen ist, ist es sehr unwahrscheinlich, daß mit „Ase“ bereits Odin und mit „Roß“ somit Sleipnir gemeint ist. Es wird eher Tyr sein, obwohl er kein Reiter, sondern ein Streitwagenfahrer gewesen ist – aber er erscheint ja auch in den späteren Mythen als Riesen-Baumeister mit seinem Roß Svadilfari, dem Vater des Sleipnir.

Vielelicht ist mit „ehwaz ansuz“ auch die „Rosse des Tyr“, d.h. die beiden Alcis-Zwillinge gemeint, die damals die Vorbilder für das Heerführer-Paar gewesen sind – die Heere der Germanen wurden damals von zwei Kriegern gemeinsam angeführt, die sich offensichtlich mit den beiden Alcis-Pferdesöhnen des Tyr identifiziert haben.