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Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Die beiden Bücher Odin ist um ca. 300 v.Chr. zu dem Göttervater der Südgermanen geworden und um 500 n.Chr. auch zu dem Asen-Fürst der Nordgermanen. Band 13 enthält ca. 500 Textstellen, 550 Kenningar und 50 archäologische Funde, die in 67 verschiedene Themen sortiert sind - Odin ist der germanische Gott, über den bei weitem das meiste bekannt ist. Band 14 enthält die Betrachtungen über den Ursprung des Odin und über Odins Bedeutung in der heutigen Zeit, seinen Vergleich mit anderen indogermanischen und nicht-indogermanischen Schamanen-göttern, und die Zusammenhänge mit den damaligen Mysterienkulten, mit dem Phänomen des Priester-Kriegers bzw. Kampf-Magiers, und mit einigen von Grimms Märchen. Hinzu kommen mehrere Traurmeisen zu Odin sowie Anrufungen des Göttervaters.
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Seitenzahl: 265
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Bücher von Harry Eilenstein
Astrologie
Astrologie (496 S.)Photo-Astrologie (428 S.)Die astrologischen Aspekte (88 S.)Horoskop und Seele (120 S.)Magie
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)Telepathie für Anfänger (60 S.)Telepathie für Fortgeschrittene (52 S.)Tarot (104 S.)Physik und Magie (184 S.)Die Magie-Formel (156 S.)Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)Schwitzhütten (524 S.)Meditation
Der Lebenskraftkörper (230 S.)Die Chakren (100 S.)Das Chakren-System mit den Nebenchakren (296 S.)Meditation (140 S.)Drachenfeuer (124 S.)Reinkarnation (156 S.)Kabbala
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)Eltern der Erde (450 S.)Blüten des Lebensbaumes:Religion allgemein
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)Göbekli Tepe (472 S.)Totempfähle (440 S.)Christus (60 S.)Dakini (80 S.)Vajra (76 S.)Ägypten
Hathor und Re 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)Hathor und Re 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)Isis (508 S.)Indogermanen
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)Germanen
Die Götter der Germanen (87 Bände)Odin (300 S.)Kelten
Cernunnos (690 S.)Der Kessel von Gundestrup (220 S.)Der Chiemsee-Kessel (76)Psychologie
Über die Freude (100 S.)Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)Das Beziehungsmandala (52 S.)Gefühle und ihre Verwandlungen (404 S.)einsgerichtet (140 S.)Liebe und Eigenständigkeit (216 S.)Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)Kunst
Herz des Tanzes – Tanz des Herzens (160 S.)Drama
König Athelstan (104 S.)Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
Die Entwicklung der germanischen ReligionLexikon der germanischen ReligionDer ursprüngliche Göttervater TyrTyr in der Unterwelt: der Schmied WielandTyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2Tyr in der Unterwelt: der ZwergenkönigDer Himmelswächter HeimdallDer Sommergott BaldurDer Meeresgott: Ägir, Hler und NjördDer Eibengott UllrDie Zwillingsgötter AlcisDer neue Göttervater Odin Teil 1Der neue Göttervater Odin Teil 2Der Fruchtbarkeitsgott FreyrDer Chaos-Gott LokiDer Donnergott ThorDer Priestergott HönirDie GöttersöhneDie unbekannteren GötterDie Göttermutter FriggDie Liebesgöttin: Freya und MenglödDie ErdgöttinnenDie Korngöttin SifDie Apfel-Göttin IdunDie Hügelgrab-Jenseitsgöttin HelDie Meeres-Jenseitsgöttin RanDie unbekannteren JenseitsgöttinnenDie unbekannteren GöttinnenDie NornenDie WalkürenDie ZwergeDer Urriese YmirDie RiesenDie RiesinnenMythologische WesenMythologische Priester und PriesterinnenSigurd/SiegfriedHelden und GöttersöhneDie Symbolik der Vögel und InsektenDie Symbolik der Schlangen, Drachen und UngeheuerDie Symbolik der HerdentiereDie Symbolik der RaubtiereDie Symbolik der Wassertiere und sonstigen TiereDie Symbolik der PflanzenDie Symbolik der FarbenDie Symbolik der ZahlenDie Symbolik von Sonne, Mond und SternenDas JenseitsSeelenvogel, Utiseta und EinweihungWiederzeugung und WiedergeburtElemente der KosmologieDer WeltenbaumDie Symbolik der Himmelsrichtungen und der JahreszeitenMythologische MotiveDer TempelDie Einrichtung des TempelsPriesterin – Seherin – Zauberin – HexePriester – Seher – ZaubererRituelle Kleidung und SchmuckSkalden und SkaldinnenKriegerinnen und Ekstase-KriegerDie Symbolik der KörperteileMagie und RitualGestaltwandlungenMagische WaffenMagische Werkzeuge und GegenständeZaubersprücheGöttermetZaubertränkeTräume, Omen und OrakelRunenSozial-religiöse RitualeWeisheiten und SprichworteKenningarRätselDie vollständige Edda des Snorri SturlusonFrühe SkaldenliederMythologische SagasHymnen an die germanischen GötterBand 13 (Übersicht)
I Odin in der germanischen Überlieferung
Der Name „Odin/Wotan“
Odin Einauge
Odin und Sleipnir
Odin und seine beiden Wölfe
Odin und seine beiden Raben
Odin und Draupnir
Odin und Gungnir
Odin und der Goldhelm
Odin der Schamane
Odins Adler-Seelenvogel
Odin und der Wolf (Odins Tod)
Odin und der Skaldenmet
Odin der Gott der Skalden
Odin der Jenseits-Wächter
Odin der Heiler
Odin der Zauberer
Odin und die Runen
Odin der Weise
Odin der Händler
Odin der Kriegsherr
Odin der Herr von Walhall
Odin und der Sturm
Odin und die Wilde Jagd
Odin und das Wasser-Jenseits
Odin und das Getreide
Odin der Göttervater
Odin der Urahn der Könige
Wotan, Wili, We
Die Eltern des Odin
Odin und Frigg
Odin und Freya
Odin und Menglöd
Odin und Gunnlöd
Odin und Skadi
Odin und Jörd
Odin und Rindr
Odin und Gefion
Odin und Huldar
Odin und Lofn
Odin und die Walküren
Odin und Thor
Odin und Bragi
Odin und Wali
Odin und Hönir
Odin und Loki
Odin, Hönir und Loki
Odin und Hödur
Odin und Baldur
Odin und Widar
Odin und Tyr
Odin und Hermod
Odin und Mimir
Odin und Heimdall
Der alte und der neue Göttervater
Der Kult des Odin
Odin-Statuetten u.ä.
Odin-Segen
Odin-Fluch
Beinamen des Odin
Kenningar
Odin und der Mittwoch
Personennamen
Ortsnamen
Tiernamen
Pflanzennamen
Sternbilder
Odin-Mythen
Zusammenfassung
Band 14
II Die Schamanen bei den Indogermanen
Übersicht
West-Indogermanen
Kelten
Römer
Germanen
Slawen
Balten
Süd-Indogermanen
Hethiter
Ost-Indogermanen
Inder
Perser
Skythen
Thraker
Griechen
Indogermanen
III Schamanen in der Jungsteinzeit
Übersicht
Die einzelnen Völker
Sumer
Elam
Harappa
Ugarit
Ägypten
Indogermanen
Zusammenfassung
IV Schamanen in der Altsteinzeit
V Die Mysterien
allgemein
Die einzelnen Völker
Mithras
Prajapati
Kybele und Attis
Samothrake
Dionysos
Orpheus
Sol Invictus und Liber Pater
Eleusis
Sokrates
Pythagoras
Zalmoxis
Kelten
Germanen
Übersicht
VI Schamane und Krieger
VII Die Biographie des Odin
VIII Odins Erben
Grimm's Märchen
Gandalf und andere Zauberer
IX Odin – Möglichkeiten
gestern und heute
Ahnenkult und Familienaufstellungen
Seelenteile und Traumata
Alben und Hellsehen
Jenseits und Psyche
Jenseitsreise und Astralreise
Seherin und Traumreise
Krafttier und Instinkte
Runen und Symbole
Die Muttergöttin und die eigene Mutter
Seele und Selbst
Anrufungen und Urbilder
Landschaftsbewußtsein und Urvertrauen
Träume und Traumreisen
Traum
Erste Traumreise
Zweite Traumreise
Dritte Traumreise
Vierte Traumreise
X Hymnen an Odin
An Odin
Odin, Hönir und Loki
XI Odin im eigenen Leben
Themenverzeichnis
Die meisten Schamanen sind nicht zu Göttern erhoben worden, sondern Wesen von meist recht unklarer mythologischer Stellung geblieben. So wird zum Beispiel der Jenseitsfährmann in den altägyptischen Pyramidentexten zwar wie ein Mensch beschrieben, aber er verkehrt doch mit Toten und mit Göttern. Eine ähnlich merkwürdige Stellung hat Charon in der griechischen Mythologie: er ist kein Gott, aber er ist mehr als nur ein Mensch.
Diese Zwischenstellung ist wahrscheinlich dadurch entstanden, daß die Ahnen, die in ferner Vergangenheit gelebt hatten, nach und nach immer „größer“ und wichtiger und zugleich auch standardisierter und allgemeingültiger wurden, sodaß man sie schließlich als Gott bezeichnen konnte, aber die Schamanen jedoch in dieser Phase der allgemeinen Vergöttlichung der Ahnen zum Beginn des Königtums weiterhin tätig waren. Da sie aber nur noch teilweise ihren Beruf wirklich ausübten, d.h. bei den Bestattungen tatsächlich eine Astralreise ins Jenseits machten, sondern zunehmend diese Jenseitsreise nur noch symbolisch aufführten, entstand sozusagen aus den früheren konkreten Erlebnissen der Schamanen jetzt das mythologische Bild der Jenseitsreise des konkreten Schamanen-Priesters bei der Bestattung.
Dadurch entstand gewissermaßen eine Mythe, die zum Teil noch tatsächlich von den Schamanen-Priestern, die zu einer Astralreise noch in der Lage waren, konkret erlebt wurde – andererseits wurde diese Mythe aber wie zu einer Erzählung darüber, was bei einer Jenseitsreise geschieht. In Ägypten blieb der Schamanen-Priester („Sem-Priester“) daher immer eine konkrete Gestalt im Bestattungsritual und taucht nur in den Pyramidentexten sozusagen als halbmythologischer Jenseitsfährmann auf und wurde nie zu einer Gottheit. Auch in Sumer war der Machu-Ekstasepriester noch lange konkret bei Bestattungen und Zukunftsvorhersagen tätig, wodurch auch hier nur allmählich aus dem Schamanen eine mythologische Gestalt wurde.
Man könnte diesen halbmythologischen Zustand des Jenseitsfährmannes und des Schamanen in den Mythologien auch als Halbgott oder als „Heiliger“ bezeichnen – so wie auch Sankt Christopherus im Christentum zu einem „mythologischen Heiligen“ geworden ist, der das Jesuskind über das tiefe Wasser trägt – obwohl es ihn als historische Gestalt niemals gegeben hat. Das Tragen über das tiefe Wasser entspricht dem Ausgesetztwerden des Moses auf dem Nil – es ist die verkürzte und nur noch symbolische Reise in das Jenseits und zurück, durch die der Kontakt mit den Ahnen und den Göttern hergestellt wird.
Die Abgrenzung zwischen einem Schamanengott und einem Totengott ist oftmals erst bei genauerem Hinsehen möglich. Der Totengott ist in der Regel ein Urahn, der als Begründer eines Fürsten- oder Königshauses oder eines ganzen Volkes angesehen wird. Er zeichnet sich dadurch aus, daß er sehr passiv ist und eigentlich nur durch seine bloße Existenz wirkt. In vielen Fällen ist dieser Ahnen- und Totengott aufgrund des jungsteinzeitlichen Gleichnisses zwischen dem Schicksal des Menschen und dem Schicksal des Getreides auch der Vegetationsgott geworden. Der Schamanengott und der Ahnengott haben in der Regel beide die Symbolik des Todes und der Wiedergeburt. Während der Totengott in dieser Rolle jedoch passiv erscheint, reist der Schamanengott aktiv in das Jenseits.
Diese Passivität des Toten- und Vegetationsgottes findet sich z.B. bei Baldur, Osiris, Tammuz, Dumuzi, Attis und Mithras.
Aber selbst dann, wenn ein Gott selber ins Jenseits reist, könnte diese Gottheit noch auf eine andere Weise entstanden sein: Da die Könige von den Schamanen die Jenseitsreise als Symbol der Herstellung ihres Kontaktes zu den Göttern übernommen haben, tritt die Jenseitsreise in vielen idealisierten Königsbiographien und folglich teilweise auch in der Symbolik von Königs- und Totengöttern auf. Am beliebtesten ist dabei die Kurzform der Jenseitsreise, bei der der zukünftige König in seiner Kindheit in einem Weidenkorb einen großen Fluß hinabtreibt so wie Moses oder Sargon von Akkad. Daraus ist dann später die Taufe entstanden.
Odin ist einer der Götter, bei denen die aktive Jenseitsreise so ausgeprägt ist und so deutlich im Mittelpunkt seines Wesens steht, daß man hier von einem vergöttlichten Schamanen ausgehen kann.
Es gibt einige weitere solcher Götter, bei denen dieser Charakterzug allerdings nicht ganz so deutlich ausgeprägt ist wie bei Odin: der griechische Halbgott und Sänger Orpheus, der in die Unterwelt ging, um seine Frau Eurydike aus dem Totenreich zurückzuholen; der griechische Götterkönig Zeus, der in der Gestalt einer Schlange in die Unterwelt zu Persephone kroch, um sich mit ihr zu vereinen; der keltische Gott Cernunnos, der auf manchen Bilder noch als meditierender Schamane erscheint; und der römische Gott Janus mit seinen zwei Gesichtern, die ins Diesseits und in das Jenseits blicken (wie die beiden Gesichter der ägyptischen Göttin Hathor an der Weltenbaum-Hathorsäule).
Da Zeus schon aufgrund seines Namens wie Tyr und Jupiter als Königs- und Himmelsgott erkennbar ist, muß seine aktive Unterweltsreise ein Motiv sein, daß sich erst nachträglich zu seiner Symbolik hinzugefügt hat.
Möglicherweise gehört auch der keltische Gott Dagda zu den Schamanengöttern, da er der „Gute Gott“, der „Rothaarige mit dem Großen Wissen“, der „Hengst“ und der „Allvater“ genannt wird und bei ihm sein Penis und seine Zeugungskraft sowie seine magischen Fähigkeiten betont wurden – allerdings wird von ihm keine Jenseitsreise berichtet, obwohl er viele der Eigenschaften hat, die die zu einem Schamanengott passen würden wie die Zeugungskraft, das vollkommene Wissen und die magischen Fähigkeiten.
Vermutlich wird Dagda daher doch eher ein Ahnengott sein, der einige Züge aus dem Schamanismus übernommen hat – insbesondere das Wissen und die Magie sowie das Pferd als Reittier des Schamanengottes. Die Betonung des Penis des Dagda und der Hengst als Symbol der Zeugungskraft finden sich gleichermaßen bei Ahnen- und Schamanengöttern, da sie aus der Wiederzeugungs-Symbolik stammen.
Bei den Göttervatern wie Zeus, Tyr und Dagda ist zudem ein Einfluß der Symbolik des Sonnenlaufs erkennbar, der auch als (Wieder-)Geburt am Morgen, Leben am Mittag, Tod am Abend und eine Zeit in der Unterwelt in der Nacht aufgefaßt worden ist. Diese Götter sind also Sonnengott-Götterväter und haben z.T. aus diesem Grund eine Jenseitsreise-Symbolik.
Mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit wird Shiva ein Schamanengott sein, da er nach Erkenntnis des Jenseits strebt, aber hier sind die Ursprünge vermutlich komplexer, da sich in der indischen Tradition der Schamanismus sozusagen zu einer allgemeinen Wissenschaft vom Bewußtsein und vom Jenseits weiterentwickelt hat: dem Yoga. Somit ist Shiva zwar von seiner Symbolik her deutlich schamanisch, aber von seiner Entstehungsgeschichte her eher ein vergöttlichter Yogi – wobei die Yogis allerdings ihrerseits die Nachfahren der Schamanen sind. In Indien ist die schamanische Tradition sozusagen zu einem allgemeinen Hintergrund der Götter und der spirituellen Lehren geworden – zu einer Wissenschaft vom Bewußtsein.
Man könnte in ähnlicher Weise wie Shiva auch Buddha zu den Göttern mit schamanischer Struktur rechnen, wobei in diesem Falle Buddhas Meditation, bei der er Yama, dem Herrn des Todes, und Maya, der Illusionen, begegnete und erleuchtet wurde, seine Jenseitsreise wäre. In diesem Falle wäre Buddha dann von einem ganz konkreten, historischen Menschen zu einer Gottheit geworden.
Dasselbe könnte man auch von Christus sagen, der durch seinen Tod und seine Auferstehung eine sehr deutliche Jenseitsreise aufweist.
Die Schamanen kennen das Diesseits und das Jenseits und sind in beiden Bereichen handlungsfähig. Sie stehen daher symbolisch auf der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits und „blicken in zwei Richtungen“. Daraus hat sich das Motiv des Schamanen bzw. Jenseitsfährmanns mit zwei Gesichtern herausgebildet.
Dieses Motiv ist schon sehr alt, da es bereits in den ägyptischen Pyramidentexten, die die ältesten religiösen Texte überhaupt sind, auftritt – leider nur in den Texten und nicht als bildliche Darstellung.
Aus späterer Zeit ist das Motiv des „Zweigesichtige“ u.a. von den Griechen (Argos, Hermes), den Römern (Janus) und von den Kelten (Statuen eines Gottes) überliefert worden.
Diese spezielle „zwei Augen“-Symbolik war auch den ägyptischen Zauberern und den keltischen Druiden bekannt, die bei der Ausübung von Magie einen ihrer Arme ausstreckten und auf ihr Ziel richteten, wahrend sie ihren anderen Arm eng an ihren Körper anlegten, das Ziel mit einem Auge fixierten und das andere Auge schlossen.
Die Druiden stellten sich zudem noch auf ein Bein. Auf diese Weise waren diese Zauberer zugleich im Diesseits (offenes/heiles Auge, ausgestreckter Arm, Standbein) und im Jenseits (geschlossenes/blindes Auge, angelegter Arm, angewinkeltes Bein) und konnten daher die aus dem Jenseits kommende magische Kraft auf Menschen und Objekte im Diesseits richten.
Möglicherweise hat auch der nach unten weisende rechte Arm und der noch oben weisende linke Arm der auf einer Steinplatte aus Göbekli Tepe dargestellten Frau schon diese die beiden Welten verbindende Symbolik. Diese Haltung der Arme findet sich mit genau derselben Symbolik noch heute in den Ritualen der anthroposophischen Christengemeinschaft oder auch auf der Karte „Der Magier“ im Tarot-Orakel. Auch der hebräische Buchstabe Aleph ( ) wird oft als Symbol für diese Arm-Geste angesehen.
Auch der zweigesichtige Mann aus Göbekli Tepe (10.000 v.Chr.) wird ein Schamane sein, der zwischen den Welten steht.
Unter den Nachkommen der mesopotamischen Ackerbauern, also bei den Indogermanen, Sumerern, Semiten, Hamiten, Ägyptern, Elamitern, Kretern usw., finden sich als Schamanengötter, „Schamanenhalbgötter“ und Schamanen-Priester mehrere mythologische Gestalten:
Schamanen
Volk
Gott
Halbgott/Heiliger
Priester
Kelten
Cernunnos
Druiden
Römer
Janus
Germanen
Odin
Galdr-Priester
Inder
Shiva
erleuchtete Yogis
Brahmanen/Yogis
allgemein
Christus
St. Christopherus
allgemein
Buddha
Boddhisattvas
Griechen
Orpheus, Charon
Perser
Magier
Ägypter
Jenseitsfährmann
Sem-Priester
Sumerer
Machu-Priester
Göbekli Tepe
zweigesichtiger Mann
Die folgende Tabelle zeigt den Stammbaum der Indogermanen. Die Namen für die gemeinsamen Vorfahren der verschiedenen Völker wie „Tocharo-Romanen“ sind künstliche Bezeichnungen, da nicht bekannt ist, wie sich die betreffenden Völker selber genannt haben. Die Differenzierung dieser Völker fand in etwa zwischen 2800 v.Chr. und 1800 v.Chr. statt.
Im Folgenden sind nur die Völker aufgeführt, von denen etwas über das hier betrachtete Thema bekannt ist.
Die keltische Schamanengemeinschaft sind die Druiden, die wie schon die Schamanen in der Jungsteinzeit die Jenseitsreise auf dem Stierfell praktizieren und das Wetter beeinflussen, Heilungen durchführen usw. Das halbmythologische Bild für diesen Schamanen ist der Hirschgott Cernunnos, der sozusagen am Übergang zwischen dem konkreten Schamanen und dem Schamanengott steht.
Der Schamane/Druide, der gerade den Baum fällt, der dann im Einweihungsritual für die Druiden als Unterweltsleiter in den Schacht hinab benutzt wird, der symbolisch in die Unterwelt führt, wurde zum Urbild des keltischen Schamanen: Der Gott Esus wird stets beim Fällen dieses Ritual-Weltenbaumes dargestellt.
Der Schamane, der sich im Jenseits in ein Herdentier verwandelt und der in sich die Kundalini erweckt hat, erscheint hingegen als der Schamanen-Priester bzw. in späterer Zeit der Gott Cernunnos.
Die Aufgabe des Schamanen als Jenseitsfährmann übernahm bei den Kelten der Meeresgott Manannan mac Lir.
Der Schacht als Unterwelteingangs im Ritual ist auch von den Hethitern und aus den Mithras-Mysterien bekannt, die anstelle des Baumes allerdings eine Leiter, deren sieben Sprossen die sieben Planeten symbolisieren, benutzten. Das Fällen des Weltenbaumes fand sich auch schon bei dem sumerischen Sonnengott Uto.
Die Aufteilung in aktive Schamanen und Traditionserhalter findet sich auch bei den Kelten in den Druiden und Barden. Der Übergang zwischen beiden ist allerdings bei allen Völkern fließend.
meditierender Cernunnos; Gundestrup
meditierender Barde; Bretagne
Bei den Römern findet sich neben dem Seelenführer Merkur auch der Gott Janus, dessen zwei Gesichter vermuten lassen, daß er am Tor zwischen Diesseits und Jenseits steht und wie Odin in beide Welten blicken kann. Sein Name bedeutet „Tor“ und so ist er auch der Gott aller Tore, Türen und Durchgänge – insbesondere des Tores zwischen den beiden Welten.
Janus ist auch der Gott der Schlüssel zu diesen Toren und er ist wie Hermes/Merkur der Gott des Stabes, der den Weltenbaum symbolisiert. Janus ist der Vermittler zwischen Göttern und Menschen wie der indische Agni. Sowohl Agni als auch Janus wurden bei Opferungen stets als erste angerufen, da sie die Verbindung zwischen Himmel und Erde herstellten.
Janus ist einer der wenigen rein römischen Gottheiten. Dieser Gott des Anfangs und des Endes war ursprünglich ein Sonnengott, dessen Symbolik dem der Schamanen sehr ähnlich ist. Sein Name stammt von dem indogermanischen Wort „yana“ ab, das „hinübergehen“ bedeutet – was ein naheliegender Name für den Schamanen als Reisenden über die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits ist.
Während das indogermanische „vatos“ den Schamanen als den Ekstatiker kennzeichnet, beschreibt ihn der Name „yana“ als den, der ins Jenseits reisen kann.
Das weibliche Gegenstück zu seinem Namen ist Jana oder Diana, die ursprünglich eine Mond- und Unterweltsgöttin war. Dabei wurde das ursprüngliche Dhyaus-Jana zunächst spätestens im Frühlateinischen zu Di-Jana, das schließlich zu Diana zusammengezogen wurde. Dieselbe Entwicklung findet sich auch bei Jupiter, dessen Name sich vom ursprünglichen Dhyaus-Pitar aus zunächst zu Di-Pitar verkürzte und dann zu Jupiter abgeschliffen hat.
Bei den Römern finden sich die Schamanen als die Seher, die Auguren genannt wurden.
Der germanische Schamanengott Odin hat eine Fülle von Merkmalen eines Schamanen:
Sein Name Odin/Wotan geht auf das vorgermanische Wort „watus“ zurück, das „Wut, Gewalt, Ekstase, Geist, Seele, Lied, Gedicht“ bedeutet. Odin ist der Seelenführer und begegnet in seiner Ekstase den Geistern der Toten. Sein Wissen über den Weg zwischen den beiden Welten ist in Versen zusammengefaßt und er singt sie als Lieder bei Bestattungen. Er lernte, seine Ekstase auch in eine gewaltige Kampfeswut umzuwandeln.
Das vorgermanische „watus“ ist mit lateinisch „vates“ mit der Bedeutung „Wahrsager, Seher“ und auch mit dem keltischen „faith“ mit derselben Bedeutung verwandt. Im Indischen findet sich dieses Wort noch in „api-vat“, das „Aufwachen, erregen, aufregen“ bedeutet und ursprünglich in etwa „erwachen, in Ekstase geraten“ bedeutet haben wird. Es ist daher recht wahrscheinlich, daß die Indogermanen ihre Schamanen „Vatos“ nannten.
Die Germanen kannten das Gespräch mit den Ahnen nicht nur in mythologischer Hinsicht, sondern auch konkret in der Form des „Utiseta“ („Draußensitzen“). Dabei setzte man sich an einem Kreuzweg auf das Fell eines Stieres und rief die Ahnen, mit denen man sprechen wollte, herbei. Das Sitzen (statt Stehen) könnte darauf hinweisen, daß mit dem Rufen der Ahnen eine meditative Haltung verbunden war.
Die früher einmal weit verbreitete Organisationsform des Schamanenbundes hat sich bei den Germanen anscheinend nur noch in der Umformung zum ekstatischen Kriegerbund der Ulfhedinn (Wolfskrieger) und Berserker (Bärenkrieger) erhalten.
Wie u.a. auch bei den Indern und Kelten auch findet sich auch bei den Germanen die Schamanen in zwei deutlich unterschiedenen Funktionen: zum einen als Gandrkundige (Zauberer), Seidirkundige (Braukundige) und Priester (Diar, Gode), die die eher aktiven Schamanen sind und den indischen Yogis entsprechen, sowie zum anderen die Skalden (Sänger), die die Tradition (Mythen, Geschichte) bewahrten und eher den indischen Brahmanen entsprachen.
Meditierender mit betontem Herzchakra („Sonne“)
stilisierter Meditierender mit Kundalini
Berserker
Bei ihnen hatte die Priestergemeinschaft, die man zu dieser vorchristlichen Zeit wohl noch als Schamanenbünde auffassen darf, einen sehr großen Einfluß und konnten sich teilweise sogar gegen den Fürsten durchsetzen.
Bei den Slawen sind indirekt die Schwitzhüttenleiter bekannt – da die Schwitzhütten noch bis in die historische Zeit hinein als „Banja“ (Sauna) einen Teil ihrer spirituell-magischen Tradition haben erhalten können. Die Priestergemeinschaften werden wie die Druiden und die Brahmanen auf die indogermanischen Schamanenbünde zurückgehen.
Von den Balten wird berichtet, daß sie bei allen wichtigen Festen und Ereignisse ins „Badehaus“ gingen, das eine große Ähnlichkeit mit Schwitzhütten hatte. Eine Verwandtschaft mit den skythischen Schwitzhütten und möglicherweise auch mit den griechischen Badehäusern und den römischen Thermen ist daher sehr wahrscheinlich.
In den berichteten Zeremonien ist allerdings kein Schamane mehr anwesend; möglicherweise haben jedoch die Großmütter, die diese Zeremonien meistens zu leiten schienen, diese Funktion übernommen.
Der Priester des Sonnengottes Svantevit auf Rügen war ein Seher, der in Nordeuropa in etwa dieselbe Stellung hatte und dasselbe Ansehen genoß wie das Orakel von Delphi in Südosteuropa.
Der Patili-Priester sprach bei Bestattungen rituell mit den Geister/Göttern im Jenseits und erkundigte sich vom Dach des Hauses aus, in dem der Tote verstorben ist, laut nach dem Aufenthalt eines Toten. Er erhielt daraufhin von einer Person im Inneren des Hauses zur Antwort, daß ihm die Mutter(-göttin) entgegengegangen ist und ihn an der Hand genommen hat und nun leitet.
Bei diesem Ritual ist die alte Jenseitsreise vermutlich in nicht allzulanger Zeit zuvor durch eine zeremoniell aufgeführte Jenseitsreise ersetzt worden, da der rituelle Dialog noch sehr nah an dem Erlebnis einer tatsächlichen Astralreise des Schamanen liegt. In den Fällen, in denen diese tatsächlichen Jenseitsreisen/Astralreisen schon länger zurückliegen, wird diese Reise weniger als Erlebnisbericht, sondern deutlich stärker in mythologischen Bildern ausgedrückt, was im Allgemeinen bedeutet, daß Bilder aus der Jenseitsreise des Sonnengottes oder des Vegetationsgottes benutzt werden.
Es gab bei den Hethitern noch große, einflußreiche Priestergemeinschaften, die in klosterartigen Gemeinschaften zusammenlebten und selbst gegenüber dem König eine Machtstellung innehatten. Sie werden eine Weiterentwicklung der indogermanischen Schamanenbünde sein.
Der Gott Shiva weist alle Merkmale eines Schamanen auf: die Trance durch Versenkung (Meditation) oder Tanz (Gott des Tanzes), der Kontakt mit dem Jenseits (Erkennen der eigentlichen Realität), die Wiederzeugung (Gott des Tantras), Tod und Wiedergeburt (Symbol der Mondsichel in seinem Haar), Hellsichtigkeit (Öffnen des Dritten Auges) und die Schlange als Jenseitsweg (Erwecken der Kundalinischlange im Yoga).
Buddha beschränkt sich im Gegensatz zu Shiva auf die stille Form der Ekstase, also auf die Meditation.
Die Brahmanen waren die Nachfolger der alten Schamanenbünde, deren Tradition in noch stärkerem Maße durch die Yogis, die sozusagen der aktive Teil der Brahmanen waren, erhalten, weiter erforscht und weiter differenziert wurden, während die Brahmanen eher die Bewahrer der Tradition waren.
Die Yogis und Brahmanen der Inder haben die Jenseitsreise zu differenzierten Meditationstechniken weiterentwickelt.
meditierender Shiva
tanzender Shiva
Buddha
Der Kavi der Perser war der Leiter der Schwitzhütten und der Seher.
Von ihnen ist zwar kein einzelner Schamane oder Schamanengott bekannt, aber man kann die Magier genannten persischen Priester wohl mit großer Sicherheit als die Fortsetzung der indogermanischen Schamanenbünde auffassen. Die magischen Fähigkeiten der Mitglieder der persischen Schamanenbünde, die sich „Magier“ nannten, war so groß, daß deren Name den Begriff „Magie“ geprägt hat.
Auch bei den Persern wandelte sich die Tradition der Schamanen um 600 v.Chr. in Mysterien um: der Mithras-Kult. Mithras entspricht in etwa Odin bei den Germanen, Janus bei den Römern und Cernunnos bei den Kelten.
Von den Skythen sind zwar keine Schamanen bekannt, aber die von ihnen bekannten Schwitzhütten werden wohl, wie allgemein üblich, von einem Schamanen geleitet worden sein. Herodot berichtet, daß die Skythen „drei Stangen aufstellten, eine Filzdecke möglichst dicht darüberspannten und dann eine Menge glühender Steine in eine unter die Stangen und die Decke gestellte Wanne warfen. … … … Den Samen von diesem Hanf nehmen die Skythen mit in ihre Filzzelte und werfen ihn auf glühende Steine, auf denen er verdampft, sodaß kein griechisches Dampfbad dieses Bad übertrifft. Den Skythen aber ist solch ein Dampfbad ein Hochgenuß, und sie kreischen dabei vor Behagen.“
Die von Herodot berichteten „Wannen“ könnten mit den mit Hanfsamen gefüllten Bronzebecken identisch sein, die man in skythischen Kurganen (Grabhügeln) gefunden hat. Diese Bronzebecken müssen ihrem Zustand und Aussehen zufolge lange dem Feuer oder der Hitze ausgesetzt gewesen sein.
Nebenbei berichtet Herodot in diesem Text auch davon, daß die Griechen Dampfbäder benutzten. Ob auch diese Dampfbäder und evtl. auch die römischen Thermen auf die alte Tradition der Schwitzhütten zurückgehen, ist zwar nicht sicher, aber doch immerhin denkbar.
Falls die Badehäuser der Griechen, Römer und Balten tatsächlich von den Schwitzhütten abstammen sollten, wären sie der Versuch, die Schwitzhütte architektonisch für eine größere Anzahl von Menschen zugänglich zu machen, wobei sie dabei allerdings außer bei den Balten nach und nach ihren spirituellen Gehalt verloren und zu reinen Saunen und Thermen wurden.
Von ihnen ist kein Schamane oder Schamanengott bekannt. Allerdings weist Zalmoxis, der Religionserneuerer der Daker (thrakischer Stamm), deutlich schamanische Züge auf. Zalmoxis unternahm weite Reisen und meditierte mehrere Jahre in einer Höhle in einem Berg in Thrakien bzw. reiste in dieser Zeit in den Hades, bevor er den Dakern die Unsterblichkeit der Seele, den Monotheismus und Ekstasetänze lehrte. Sein Name bedeutet möglicherweise „Bärenfell“, was auf einen Zusammenhang mit dem Schamanismus, in dem das Fell des Großraubtiers das Kennzeichen der Schamanen ist, hinweisen würde. Der Bär als Tier des Schamanen ist von den Germanen (Odin) und ansatzweise auch von den Hethiter (Gleichsetzung von Bär und Panther), Kelten (Artaios) und Griechen (Artemis) bekannt.
Wie bei den Griechen verwandelte sich auch der Schamanismus der Thraker um ca. 600 v.Chr. in die orphischen Mysterien.
Der thrakische Sänger Orpheus ist geradezu zu dem Urbild des magiekundigen Sängers geworden. Aufgrund seiner Jenseitsreise wird auch er auf die Schamanen zurückgehen – er repräsentiert wie die germanischen Skalden, die keltischen Barden und die indischen Brahmanen den Schamanen-Aspekt des „Bewahrers der Tradition“.
Den Griechen war der Schamane unter der Bezeichnung „Goms“ bekannt. Er wurde in der klassischen Epoche zwar schon etwas abfällig als „Zauberer“ angesehen, aber in Notfällen bat man ihn dann doch um seine Hilfe. So berichtet z.B. Plutarch davon, daß der Sparta-Fürst Pausanias, nachdem er um 467 v.Chr. im Tempel der Chalkioikos eingemauert worden und deshalb verhungert war, dort solange spukte, bis sein ruheloser Geist im Auftrag der Stadt Sparta von einem Goms ins Jenseits geleitet wurde.
Bei seiner Tätigkeit sang der Goms und arbeitet aus seiner eigenen Kraft und Fähigkeit heraus, d.h. er rief seine Trance nicht mithilfe von Tränken hervor – was ein typisches Kennzeichen für einen lebendigen Schamanismus ist, in dem die Schamanen ihre Tätigkeit aufgrund ihrer konkreten Fähigkeiten innehatten.
Ursprünglich sang der Goms vor allem bei Bestattungen, wie dies für Schamanen naheliegend ist, da die Begleitung der Toten ins Jenseits ihre zentrale Aufgabe war. Der Name „Goms“ leitet sich von einer griechischen Bezeichnung für „Totenklage“ ab. Mit diesen Totenklageliedern werden die von den Kelten „Amra“ genannten Biographien von wichtigen verstorbenen Personen gemeint sein. Die germanische Entsprechung sind die Loblieder, die die Skalden auf die verstorbenen Fürsten und Könige gedichtet haben.
Der Goms der Götter war Hermes, der die Toten ins Jenseits geleitete und der mit seinem Stab einschläfern und wecken konnte. Die Schlangen an dem Stab des Hermes und die (Seelenvogel-)Flügel an seinem Helm, seinen Sandalen und an seinem Stab sind weitere Hinweise auf seine Funktion als Seelenführer.
Von Empedokles werden auch Totenbeschwörungen und Regenzauber berichtet, die zu den grundlegenden Aufgabenbereichen der Schamanen gehören.
Eine deutliche Verbindung zum Schamanismus kann man auch bei dem Ekstasegott Dionysos feststellen.
Der Schamanismus hat sich bei den Griechen zu Beginn der klassischen Epoche um ca. 600 v.Chr. in die Mysterien von Eleusis weiterentwickelt, die die Erlebnisse der Schamanen für die Allgemeinheit zugänglich machten.
Es gibt noch einige mythologische Schamanen bei den Griechen: Charon ist vermutlich der bekannteste aller Jenseitsfährmänner. Der bekannteste Sänger der Griechen ist Homer. Er ist aber auch der Seelenführer. Auch Herakles hat durch seine Jenseitsreisen einige Ähnlichkeit mit einem Schamanen.
links Hermes, in der Mitte der zweigesichtige Argos mit Pantherfell, rechts Io; Griechen, 450 v.Chr.
Herakles
Aufgrund den Überlieferungen über die Schamanen bei den einzelnen indogermanischen Völkern kann man ein folgende Bild der Schamanen bei den ursprünglichen Indogermanen, die von 7000-2800 v.Chr. in der südrussichen Steppe nördlichen des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres gelebt haben, skizzieren.
Dabei hilft eine Übersicht über die schamanischen Traditionen der einzelnen indogermansichen Völker:
Einige Merkmale sind sehr deutlich, da sie in allen drei Zweigen der Indogermanen vertreten sind:
die Schamanenbünde,
der Seher,
der Magier, und
der Weltenbaum.