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Bärbel kann es immer noch nicht ganz glauben, dass sie nun in Finnland wohnt. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr allerdings nicht zwischen neuem Job, Sprachkursen und dem Versuch, die Eigenheiten von Land und Leuten zu ver-stehen. Von Alltag wird man wohl nie sprechen können, wenn man den Sänger einer finnischen Band zum Freund hat. Dass Teemu ihr aus heiterem Himmel heraus einen ihrer Herzenswünsche erfüllt, macht die Eingewöhnung dann aber doch etwas leichter und die gemeinsame Zukunft wird für Bärbel in all diesem Chaos besser vorstellbar.
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Seitenzahl: 376
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Inhaltsverzeichnis
Über das Buch
Der Parkhausfinne Band 3
Kapitel 1 Bärbel hoch zu Ross
Kapitel 2 Teemu im Gitarrenglück
Kapitel 3 Juha im Gitarrenglück (auch wenn er es nicht verdient hat!)
Kapitel 4 Die Haarproblematik
Kapitel 5 Deutsche Invasion im Supermarkt
Kapitel 6 Hannelore trifft auf Schnuggelschen
Kapitel 7 Hannelore hoch zu Ross
Kapitel 8 Vorübergehender Abschied
Kapitel 9 Finnischoverload
Kapitel 10 Grübeleien
Kapitel 11 Kurse Kurse Kurse
Kapitel 12 Jetzt geht’s endlich los!
Kapitel 13 Licht ins Dunkel
Kapitel 14 Sonntägliche Überraschungen
Kapitel 15 Ich möchte diesen Teppich kaufen!
Kapitel 16 Alarm, Alarm, verhungernde Finnen!
Kapitel 17 Verschlafen, aber gerade noch so geschafft
Kapitel 18 Da war doch was!
Kapitel 19 Freiwillig, aber trotzdem…
Kapitel 20 Bärbel, der Rezeptionsschreck
Kapitel 21 Give peas a chance
Kapitel 22 Fotosession und Fotogerangel
Kapitel 23 Konzertfreuden und ADSL-Plage
Kapitel 24 Es geht auch länger als zwei Minuten!
Kapitel 25 Berni und Henriette
Kapitel 26 Das kleine Schwarze
Kapitel 27 Tierischer Akustikterror
Kapitel 28 So war das aber nicht geplant!
Kapitel 29 Im Eiltempo zur Überraschung
Kapitel 30 Was jetzt? Eigener Mopsversuch?
Kapitel 31 Zuhause jetzt mit Mops
Kapitel 32 Unterbrechungsfreier Sex wäre schön gewesen
Kapitel 33 Mopsmontag
Kapitel 34 Kaffee und Kuchen hinter der Bühne?
Kapitel 35 Happy Fryday!
Nachwort und Danksagungen
Über das Buch
Bärbel kann es immer noch nicht ganz glauben, dass sie nun in Finnland wohnt.
Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr allerdings nicht zwischen neuem Job, Sprachkursen und dem Versuch, die Eigenheiten von Land und Leuten zu verstehen.
Von Alltag wird man wohl nie sprechen können, wenn man den Sänger einer finnischen Band zum Freund hat.
Dass Teemu ihr aus heiterem Himmel heraus einen ihrer Herzenswünsche erfüllt, macht die Eingewöhnung dann aber doch etwas leichter und die gemeinsame Zukunft wird für Bärbel in all diesem Chaos besser vorstellbar.
Ein humorvoller Roman für Finnland- und Tierfreunde
Band 3 der Reihe „Der Parkhausfinne“
Zeitliche Einordnung
Die Handlung in diesem Buch spielt ca. 2015.
Über die Autorin
1977 geboren in Frankfurt am Main, aufgewachsen und hängengeblieben in Oberursel/Taunus.
Nach einem abgebrochenen Studium landete sie im Büro, wo sie bis heute feststeckt. Ihre Liebe zum Schreiben lebt sie seit 2015 aus und bringt immer einen Funken Hoffnung und Humor in ihre Geschichten. Sie reist gern, liebt Tiere und Kuchen. Und sogar das Essen der britischen Inseln. Und Rentier. Lachs ist auch okay.
Weitere Bücher von Waltraud Batz
Der Parkhausfinne 1
ISBN 978-3-754951-33-0 Taschenbuch
ISBN 978-3-754951-34-7 E-Book
Der Parkhausfinne 2
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ISBN 978-3-757538-12-5 Taschenbuch
ISBN978-3-757538-13-2 E-Book
Waltraud Batz
Der Parkhausfinne
Band 3
Roman
1. Auflage 2023
Texte und Umschlag
© 2023 Claudia Wissemann
Sendeformat „Koch und weg“
© 2015 Claudia Wissemann
Verantwortlich
Claudia Wissemann, Stettiner Str. 23, 61440 Oberursel
Druck
epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Wie sie es geschafft hatten, die Bettseiten zu tauschen, wusste Bärbel nun wirklich nicht.
Da der Wecker fünf Uhr morgens zeigte, legte sie sich wieder hin, stützte sich auf einen Ellbogen und konnte Teemu im Dunkeln relativ gut erkennen. Er sah total friedlich und glücklich aus, die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Laut aussprechen durfte sie es zwar nicht, nicht ohne zumindest einen bösen Blick zu kassieren, wenn er denn wach gewesen wäre, aber sie fand, dass er einfach nur süß aussah. Ihr finnischer Freund. Entweder träumte er gerade etwas oder er war kurz vorm Aufwachen.
Er kratzte sich, setzte sich auf und rieb sich den Nacken. Dann pulte er sich im Auge und streckte sich. Seine Hand verfehlte Bärbel nur knapp. Mitten im Gähnen bemerkte er dann, dass Bärbel ihn anschaute.
Er schaute ertappt. „Guten Morgen?“ Er sah auf den Wecker und rieb sich erneut die Augen. „Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen.“ Was für eine Feststellung, Mr Obvious. Bärbel nickte müde und musste auch herzhaft gähnen.
Sie kuschelten sich unter der Decke wieder aneinander. Wer wen zuerst küsste, konnte Bärbel im Nachhinein nicht sagen, aber er mochte eine Viertelsekunde schneller gewesen sein. Sein Lächeln konnte man im Dunkeln fühlen. Sie erwiderte den Kuss und seufzte. Alle Einschlafhoffnungen zerplatzten wie eine Seifenblase.
Als dann um acht Uhr der Wecker erneut klingelte, waren beide schnell wach. Nach einem ausführlichen, nun zeitlich adäquaten Guten-Morgen-Kuss ging es erst mal gemeinsam unter die Dusche, viel gesprochen wurde nicht.
Während des kurzen Frühstücks bekam Teemu seinen ‚Ich frag jetzt gleich was!’-Blick. „Was war so lustig?“
Bärbel wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Was meinst du?“
„Gestern Abend, im Bett, nachdem Juha uns unterbrochen hatte, hast du mittendrin gelacht und gesagt, du hattest einen wirren Gedanken. Was war es?“
Bärbel erinnerte sich. Ach das. „Ich hab grinsen müssen, weil wir uns schlimmer angestellt haben als die Leute in diesem fürchterlichen Film, den wir bei mir zu Hause geguckt haben. Diesem schwedischen. Und dass, wenn ich dir jetzt über den Rücken kratzen würde, die Fans mich direkt umbringen würden, und Kristian und die Jungs vielleicht auch.“
Teemu dachte nach und musste loslachen. Dann dachte er weiter nach. Er würde doch nicht?
„Gute Idee, lass uns das machen.“
„Was? Bist du verrückt? Das tut doch weh.“
Er war schon um den Tisch herumgelaufen und zog sie am Arm hoch. „Ja, ich bin verrückt, aber du hast angefangen!“
Bärbel sah ihn an. „Nein, Teemu, das mach ich nicht, das tut dir weh.“
„Ich werde es überleben, aber damit kann ich Juha ärgern. Das ist den Schmerz wert. Komm schon.“ Er zog sein T-Shirt aus und legte es über die Stuhllehne von Bärbels Stuhl. „Runter auf den Boden, Baby.“ Er grinste dreckig und ging in die Hocke. Bärbel starrte ihm entgeistert hinterher, legte sich dann aber auf den Boden. Sie mussten beide lachen, während sie sich korrekt positionierten. Das musste ja immerhin echt wirken. Teemu blieb liegen und kuschelte sich an Bärbel. Was gab denn das jetzt?! Hey. Sie legte ihm die rechte Hand auf den Rücken.
„Okay, tu es, aber ohne Blut bitte.“
„Als ob ich das so genau steuern könnte.“
„Mach einfach“, sagte er und kniff die Augen zusammen. Bärbel küsste Teemu auf die Nase und kratzte. Schön gleichmäßig mit allen vier Fingernägeln. Teemu zog die Luft durch die Zähne. „Autsch.“
Bärbel packte sein Gesicht und knutschte ihn. „Sorry, Darling. Du wolltest es so.“
Teemu grinste, sprang auf und verschwand im Bad. Er kam mit einem noch größeren Grinsen zurück. „Yeah, gute Arbeit.“
„Teilt ihr euch eigentlich die Hotelzimmer auf Tour oder wenn ihr zusammen unterwegs seid? Oder habt ihr Einzelzimmer? Wann sehen die anderen denn deinen nackten Rücken?“
„Wir haben oft Zimmer zusammen. Macht mehr Spaß. Gerade nach Konzerten bin ich nicht gerne allein oder nach einem Tag voller Interviews.“
Bärbel nickte. „Du musst mir unbedingt erzählen, was Juha gesagt hat.“ Hinter ihr war irgendetwas an der Stuhllehne, ach so, ja. Sie gab Teemu das T-Shirt über den Tisch.
„Kiitos“, sagte er abwesend und starrte auf sein Handy, die Arme schon im T-Shirt steckend. Er schaute zu ihr. „Das Wort kennst du schon, denke ich mal?“
„Ja.“
Teemu strahlte sie kurz an und aß dann weiter. Danach musste alles zackig gehen, sonst würde er zu spät zum Flughafen kommen.
Bärbel kam um kurz nach neun in ihrer Wohnung am anderen Ende von Helsinki an. Die Wohnung war kalt und viel Zeit, über die letzten Stunden nachzudenken, hatte Bärbel nicht.
Schon gegen halb zehn klingelte Alma, Teemus Mutter, und kam nach oben. Sie würde Bärbel mitnehmen zu ihrem Pferd, um einen Ausritt zu unternehmen. Der Stall, in dem das Pferd stand, gehörte einer Finnin, die auch Ausritte und Reitunterricht anbot, also würde sich auch für Bärbel ein Pferd finden.
„Guten Morgen!“
„Morgen!“
„Bist du fertig?“
„Ich brauche noch einen Moment, ich bin selbst eben erst hier angekommen.“
„Ja, gut, ich warte. Wie geht es Teemu? Ist er schon auf dem Weg nach Schweden?“
„Ja, seit vorhin.“
Alma nickte. „Gut. Alles okay zwischen euch?“
Lieber Gott, bitte sag jetzt nicht, Teemu hat Alma vor fünf Minuten angerufen und sie auf den neuesten Stand gebracht.
Bärbel lächelte. „Ja, alles gut.“
Alma bekam ihren ‚Ich bin so glücklich, dass ihr glücklich seid-Blick‘. Er kam Bärbel gespielt vor.
Sie packte ein paar Sachen zusammen, verschwand noch mal im Bad und dann gingen sie runter zum Carport. Alma starrte Wladimir an. „DAS ist dein Auto?“
Bärbel stellte die beiden einander vor und erläuterte kurz, wie Wladimir zu seinem Namen gekommen war. Bärbel kletterte hinein und Alma ging zu ihrem Auto, das sie vorn an der Straße geparkt hatte.
Bärbel fuhr hinter Alma her. Ein kurzes Stück durch die Stadt, dann über Landstraßen und nach einem kleinen Wohngebiet ging es am Wald entlang und dann mitten durch. Es gab aber eine gut geräumte Straße durch den Schnee.
Nach weiteren zehn Minuten kamen sie zu dem Hof. Bärbel parkte neben Alma, rechts sah man schon die Paddocks, einige Pferde schauten interessiert zu ihnen herüber.
Im Haus wurden sie von drei Hunden begrüßt, und natürlich von der Stallbesitzerin. Emma war wirklich nett und sympathisch und stellte die Hunde vor: Polly, Karl und Spooky. Sehr schön, hallo! Die drei freuten sich riesig über den Besuch. Emma sprach auch Deutsch, bevorzugte aber Englisch. „Meine Deutsch ist nicht gut“, sagte sie nur abwehrend und wechselte wieder ins Englische.
Alma und Bärbel bekamen erst mal einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Emma hatte selbst noch nicht gefrühstückt und holte das nun nach. Mit einem Stall voller Pferde kam man eben selbst immer zu kurz, wichtiger war, dass die Pferde morgens ihr Futter bekamen.
Emmas Englisch war sehr gut, aber sie und Alma hatten auch immer wieder ihre Finnischphasen. Das störte Bärbel aber nicht beim Kuchenessen und sie freute sich, wenn sie mal zwischendrin ein Wort verstand.
Emma bewirtschaftete den Hof alleine, zumindest morgens und abends. Mittags hatte sie dann Hilfe von Reitschülern oder Leuten, die ihre Pferde hier stehen hatten. Und zum Ausmisten und sonstigen Arbeiten kam ab mittags ein Finne aus der Nachbarschaft vorbei und half.
Dann sprachen sie über die Pferde, Emmas Lieblingsthema. Sie hatte zur Zeit zwanzig hier, zwölf Einsteller und acht eigene. Davon setzte sie im Normalfall fünf auch für Reitgäste ein. Sie machte sommers wie winters Ausritte und gab Reitunterricht, aber im Winter hatte sie weit weniger Reitgäste und es war finanziell doch angespannt.
Nachdem alle gefrühstückt hatten und Bärbel Reithelm, Gummistiefel, Handschuhe und Schneehose zugeteilt bekommen hatte, ging es zu den Pferden.
Alma würde ihr eigenes Pferd reiten. Die Stute hieß Mary, Alma war mit ihr früher erfolgreich Springturniere gegangen. Alma hatte noch ein weiteres Pferd, einen jungen Wallach, der nach eigenen Angaben eine hochkarätige Abstammung aufwies und sogar aus Deutschland stammte.
Mary stand in der großen, mit Pferdeboxen bestückten Scheune. Das Pferd, das Bärbel reiten sollte, war wohl woanders. Emma schickte Bärbel zu den Paddocks gegenüber des Parkplatzes. Polly, die schwarze, ziemlich fette Labradorhündin, folgte Bärbel neugierig.
Am Paddockzaun standen zwei große, dreckige Reitteddys. Die Pferde hatten so viel Fell, das war unglaublich. Naja gut, das war hier auch nötig. In den Nachbarpaddocks standen weitere Pferde, auch kleinere, einige mit Decken.
Dann hörte man ein Wiehern. Aber kein normales, sondern wie durch einen Verstärker. Ein schwarzes Pferd kam zum Zaun getrabt und die beiden Teddys machten lieber schnell Platz.
Vor Bärbel stand ein riesengroßes schwarzes Schlachtross mit breiter weißer Blesse und zwei weißen Füßen und schnaubte sie an. Das Tier hatte ein Stockmaß von locker 1,80m oder eher höher. Holla.
Das Pferd brummelte noch schöner als Teemu. Bärbel streckte ihre Hand aus und streichelte ihm über die Nase. Das Pferd war auch mindestens so verschmust wie Teemu. Es drückte seinen Kopf an Bärbels Bauch und schloss die Augen. Bärbel kraulte es ein bisschen, und wenn sie aufhörte, wurde sie geschubst. Was war das toll! Bärbel konnte mit gespreizten Fingern zwischen den Augen durchfahren. So ein Riesenpferd hatte sie noch nie live gesehen. Die puscheligen Füße waren ebenfalls riesig.
„Hi.“ Emma war neben Bärbel getreten. „Das ist unser Neuzugang, Robin. Ich habe ihn von einem Pferdehändler, bei dem ich eigentlich nach einem kleineren Pferd oder Pony schauen wollte, weil wir eine Menge Kinder hier haben, die zum Reiten kommen, und da wäre noch ein kleines gut gewesen. Ich will die Kinderreitstunden ausbauen. Aber der Kerl hier ist mir gut zwei Stunden lang nachgelaufen, während wir über die riesige Weide gestiefelt sind und uns Pferde angeschaut haben. Ein Pony hab ich nicht gefunden, aber im Herzen ist er wohl eins. Ich konnte ihn nicht da lassen. Es war ein Fehler, denke ich.“
Robin stupste Bärbel an und sie streichelte ihn. „Ja. Bistn feiner Kerl.“
Emma gab Bärbel ein Halfter und ging vor zu einem Paddock weiter rechts. Sie deutete auf ein schwarz-weiß geschecktes, handliches Pferd mit blauer Decke. „Das ist Joker. Hol ihn raus und da drüben kannst du ihn anbinden.“ Sie zeigte auf den Anbindebalken beim Stallgebäude.
Bärbel nickte. Sie stapfte durch den verschlammten Schnee zum Pferd und schaffte es sogar, ohne die Gummistiefel zu verlieren, aber dreimal war es echt kritisch. Joker drehte seinen Kopf freundlich zu ihr und ließ sich das Halfter ohne Widerstand überziehen.
Bärbel hatte ihn schon fast am Anbindeplatz, als sie hinter sich ein Splittern hörte. Das schwarze Riesenbaby hatte mit der Brust einen Zaunpfahl umgedrückt und kam nun fröhlich quiekend angetrabt. Emma schaute fassungslos zu. Seine zwei Paddockgenossen schauten blöd aus der Wäsche und trabten dann in den Stall.
Robin schnappte mit angelegten Ohren in Richtung Bärbels Pferd. Joker kickte halbherzig in Richtung des Angreifers, machte dann aber lieber einen Satz und brachte sich in Sicherheit in Richtung Parkplatz. Bärbel hatte den Strick direkt losgelassen, da würde sie eh den kürzeren ziehen.
Das Monsterpferd stand nun wieder fröhlich schnaubend vor ihr und schubste sie an. Super. Alma starrte nur von Bärbel zu dem Pferd und dem am Parkplatz.
Nach zehn Minuten hatte Emma wieder alles unter Kontrolle und die Fronten waren geklärt. Die beiden Ausreißer waren in ihren Boxen und Joker wieder auf dem Paddock. Das schwarze Riesentier wollte weder im Stall bleiben, noch auf einem anderen Paddock. Es wollte bei Bärbel bleiben. Und bevor es einen dritten Paddock zerstörte oder den Stall in Schutt und Asche legte, war es Emma zu blöd geworden. Das Tier konnte seine Kraft einfach nicht einschätzen. Dann würde Bärbel eben den reiten. Na super. Jetzt hatte sie nicht nur einen liebesbedürftigen, rolligen Finnen am Bein, sondern sollte auch noch ein plüschiges Riesenpferd reiten, dessen Rücken höher lag als Bärbel groß war. Ganz großes Kino.
„Und du meinst, das klappt wirklich? Wie oft hast du da schon draufgesessen?“, fragte Bärbel.
Emma traute sich, Deutsch zu sprechen. Das konnte sie gut, hatte es aber ewig nicht benutzt. Der Grundakzent klang wie bei Teemu, aber durch die mangelnde Übung waren bei ihr weit mehr Fehler drin. Aber das war ja völlig egal. Bärbel wusste, was sie meinte. Sie wäre froh gewesen, wenn sie so Finnisch sprechen könnte, wie Emma Deutsch.
„Der Handler hat gesagt, man kann ihn reiten. Er ist sechs und eingeritten. Und gekutscht. Ich habe schon oben gesitzt. Er ist sehr hoch.“ Ach. Das hätte Bärbel ja nie gedacht!
Emma brachte ihr einen Hocker, damit sie oben mit der Bürste drankam.
Das Pferd benahm sich mustergültig. Na dann. Hoffentlich würden sie nicht so viel im Wald reiten. Sonst würden Bärbel ständig die Bäume ins Gesicht klatschen.
Während des Pferdeputzens dachte Bärbel noch mal über die letzten Monate oder eher Wochen nach. Damals, im Saturn, war sie hocherfreut gewesen, Teemu in echt zu sehen. Immerhin war er der Sänger ihrer Lieblingsband. Und dann hatte sie ihn sogar zum Flughafen gefahren. Das war so absurd und unglaublich gewesen, dass sie vollends zufrieden gewesen wäre damit. Aber nein. Sie hatte ihn kurze Zeit später in Berlin wiedergetroffen, und der Rest war Geschichte. Im Nachhinein klang das alles wie ein schlechtes Filmdrehbuch. Aber jetzt war sie hier, in Finnland, und dabei, ihr Leben in Deutschland aufzugeben bzw. auf ein Minimum zu reduzieren. Und Teemu war Teil ihres neuen Lebens.
Nach weiteren zwanzig Minuten war die kleine Truppe ready to go. Emma saß auf einem schicken Fuchswallach, den sie selbst ausgebildet hatte. Sie würde vorn reiten, dann kam Alma und Bärbel dann hinten. Wobei nebeneinander auch kein Thema war. Sie würden hauptsächlich Schritt reiten, Bärbel war das sehr recht, immerhin hatte sie ewig lang Reitpause gehabt. Emma sagte, es gäbe aber auch Möglichkeiten zum Traben und Galoppieren.
Bärbel brauchte eine kleine Leiter, um auf das Pferd zu kommen, aber er stand wirklich wie eine Eins. Man saß erstaunlich gut da oben. Bärbel war fasziniert von der Masse an Hals und Haaren, die sie vor sich hatte.
Der Ausritt führte erst an den Koppeln entlang und dann durch hohen Schnee in den Wald. Die Bäume waren aber weit genug oben. Gut.
Alma und Emma ritten nebeneinander, Bärbel folgte in gewissem Abstand. Die beiden sprachen fast nur Finnisch, aber Bärbel konnte mehrfach ‚Teemu‘, ‚Börbel‘ und ‚saksa‘ raushören. Das hieß ‚Deutschland‘ oder ‚deutsch‘, dann aber vielleicht mit zwei ‚a‘ hinten.
Ja, schön. Nach ein paar Minuten hatte Bärbel so für sich rausgefunden, dass das Riesentier da unter ihr zwar sehr lieb war, aber nicht so ganz wusste, was sie von ihm wollte, wenn sie ein Bein oder beide Beine randrückte. Auf die Zügel reagierte er dagegen gut. Bärbel schätzte, dass er bisher eher vor der Kutsche gelaufen war. Aber er war grundlieb. Sobald sie ihre Jacke neu arrangieren musste oder ein Taschentuch brauchte, oder das Gleichgewicht verlagerte, blieb er fast stehen, klappte die Ohren zu ihr oder sah sich sogar nach ihr um. Süß. So nach dem Motto ‚Du hast gewackelt da oben, ich halte mal lieber an.‘
Sie kamen aus dem Wald heraus und bogen auf einen leicht ansteigenden Weg ab, der am Waldrand entlangführte und am Horizont irgendwo auf einem kleinen Hügel endete.
„Bhääbl, wenn du willst, können wir jetzt ein bisschen schneller machen.“
Bärbel schreckte aus ihren Gedanken hoch. Hä? Den Satz hatte sie gestern Nacht in einer nur unerheblichen Abwandlung schon mal gehört, nur in einem gänzlich anderen Zusammenhang.
„Sorry. Was?“
Emma wiederholte es. „Wir können jetzt bisschen mehr schnell machen, wenn du will.“
„Wie?“
„Wir traben und dann galoppieren wir. Halt ein bisschen Abstand, wenn das geht. Ich weiß nicht, was er machen wird, aber du kannst ihn bestimmt anhalten, wenn es dir zu schnell wird.“
Ahh ja. Stoppen. Dieses Schaukelpferd mit dem Intellekt von Forrest Gump und dem Abtropfgewicht von geschätzt einer Tonne? Na dann Prost Mahlzeit. Aber bisher war er wirklich ruhig und lieb gewesen. Probieren würde sie es. Sie nickte Emma zu.
Bärbel folgte den beiden anderen. Erst im Trab, dann im Galopp. Emmas Pferd galoppierte flott los und Almas Mary schoss hinterher. Robin blieb stehen und ging dann einfach langsam weiter.
Bärbel verließ sich auf ihr Gefühl, wie so oft in den letzten Tagen und drückte mit beiden Beinen. Robin drehte die Ohren nach hinten und schaute sich um, so als ob er fragen wollte „Ja? Was willst du denn?“ Nach einigen Schnalzlauten verstand er dann, dass er jetzt dran war. Er zuckelte los, und der Trab war etwas völlig anderes als Bärbel das von früher gewöhnt war. Huii, das schaukelte. Der Galopp kam fließend und es brauchte einen Moment, bis der Rhythmus passte, aber dann war es einfach nur geil. Und total lustig. Wirklich wie bei einem Schaukelpferd. Er wurde auch schneller, aber es blieb alles im Rahmen. Total unaufgeregt und ruhig.
„Woohoo!“
Alma grinste, und Emma auch, als Bärbel bei ihnen angekommen war. „Schaute lustig aus. Wie war?“
„Toll.“ Bärbel streichelte Robin über den Hals. Der schnaufte ganz schön. „Super, echt. Total gemütlich.“
„Hyvä!“ Das kannte Bärbel auch schon, das Wort, das hieß ‚gut‘. Sie nickte. Emma war happy und hatte gut zu tun, ihr Reittier zu zügeln. Alma grinste auch zu Bärbel hoch. „Hattest du Spaß?“
„Oh ja.“ Ein bisschen kam es Bärbel so vor, als ob Alma damit nicht gerechnet hatte.
Bärbel grinste in sich rein, als sie weiterritten. Sie stapften durch den hohen Schnee und bogen irgendwann wieder in den Wald ab. Bärbel hatte kein Zeitgefühl mehr und ob sie noch Beine hatte, wusste sie dank der Kälte auch nicht mehr.
„Hier kommt noch mal eine Galoppstrecke“, rief Emma rüber.
Wie beim Sex auch war das zweite Mal das weit Genüsslichere. Sie galoppierten im Wald einen ewig langen Waldweg entlang, im Schnee. Wieder ritten Alma und Emma vorn und waren um einiges schneller als Robin und Bärbel.
Außer dem Schnaufen des Pferdes und dem dumpfen Rhythmus der Hufe im Schnee hörte man nichts im Wald. Stille. Robin war genauso süß wie vorher und galoppierte wie eine Schaukelpferdmaschine den Berg hoch.
Irgendwann reichte es ihm aber und er machte wieder langsam. Ihn störte es auch nicht, dass die beiden anderen nicht mehr zu sehen waren. Sie würden schon oben am Weg irgendwo warten.
Robin stapfte im Schritt weiter und Bärbel saß einfach nur oben drauf und fuhr mit. So langsam tat ihr alles weh. Weniger der Hintern als die Beine und Knie. Über die Oberschenkel wollte sie gar nicht nachdenken. Und ihre Füße wurden noch kälter.
Bärbel kam oben am Weg an, wo die beiden anderen schon warteten. Emma freute sich sichtlich, Bärbel zu sehen.
Emma grinste nur und saß sehr routiniert auf ihrem schnaufenden Pferd. „Ich dachte schon, du bist irgendwo falsch abgebogen und wir sehen dich nie wieder.“ Sie lachte.
„Wie war es?“, fragte Alma.
Da war schon wieder so eine Frage. Natürlich meinte Alma den Galopp eben und nicht den Sex mit ihrem Sohn. Bärbel war fasziniert, dass sie die Fragen aber ständig so deutete. Ihr Hirn hatte das alles wohl noch nicht ganz verarbeitet.
„Absolut super“, antwortete sie. Das passte auf beides.
Nach weiteren zwanzig Minuten waren sie wieder am Stall und brachten die Pferde nach dem Absatteln rein, schön in Decken verpackt. Bei Robin mussten sie ein bisschen improvisieren. Dem passte keine normale Decke.
„Puh.“
„Hm-mm.“
Alma und Bärbel saßen geistesabwesend in Emmas Küche und wärmten sich die Hände an ihren Tassen.
„Hölle, mein Hintern tut weh, und meine Oberschenkel auch, aber war toll.“
„Zu Hause kannst du dich ausruhen“, sagte Alma.
„Ich würde töten für eine Badewanne.“ Bärbel meinte es ernst.
Alma lachte. Emma schaute verwirrt und musste dann auch lachen. „Ich habe nur eine Dusche, aber wenn ihr wollt, können wir in die Sauna gehen.“
Bärbel erklärte, dass sie unmöglich jetzt in die Sauna könne. Gut, dann ein anderes Mal. Ähhem. Sauna war vielleicht für heute Abend eine Idee, dachte Bärbel bei sich. Erst mal würde sie schön lange heiß duschen. Und dann vielleicht Sauna. Mal schauen.
Ihre Füße tauten langsam wieder auf, dank Karl, dem Schäferhund, der darauf lag. Der Ofen links von ihr tat sein übriges.
Emma stellte einige Kekse auf den Tisch. „Bäähpl, wenn du willst, du kannst öfters kommen.“ Bärbel drückte mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihren Beinen herum. „Mir tut alles weh.“
„Du machst heute Abend Sauna und dann das geht. Hast du Sauna?“
„Ja.“
Sie gab Bärbel ein Prospekt des Hofes. „So, ich muss wieder raus in den Stall.“
Das schien ein Stichwort für Alma zu sein. Sie diskutierten auf Finnisch herum, es ging wohl darum, dass Alma Emma Geld geben wollte für das Reiten, weil Bärbel ja mitgeritten war. Emma wollte es nicht annehmen, und nach einigem Hin und Her und nachdem das Geld schon unter der Tischdecke, im Blumenstrauß und in der Zuckerdose gewesen war, hielt Emma Alma seufzend eine Spardose in Form eines fetten, hellblauen Schweins hin.
Sie gingen noch mal im Stall vorbei, Alma würde noch bleiben und ihren Wallach reiten. So langsam kamen auch die Reitgäste für nachmittags, es waren aber nur zwei. Zwei Mädels, die Bärbel so auf sechzehn schätzte.
Sie verabschiedeten sich noch von den Pferden und Robin schnuffelte Bärbel ganz lieb an. „Ja, du bistn feiner Kerl, nur bisschen groß, hm? Wenn ich das nächste Mal vorbeikomme, bring ich dir ein paar Karotten mit.“
Die gigantomanisch breite Nase von Robin kam Bärbels Brust hochgefahren und er schnaufte ihr genau ins Gesicht. Und stupste sie dann an. Wieder was, was Teemu und er gemeinsam hatten, sie konnten beide toll brummen und mit der Nase stupsen. Bärbel musste lachen.
„Magst du ihn?“ Alma war zu Bärbel gekommen. Ihn mögen? Wen jetzt? Die Antwort passte wieder auf beide.
„Ja, er ist echt süß.“
„Süß? Das Vieh?“
„Ja.“
Bärbel grinste, klopfte Robin den Hals, verabschiedete sich von Alma und den Hunden und stapfte durch den Schnee zum Auto.
Wieder zu Hause duschte Bärbel erst mal ausführlich. Danach ging es in die Sauna. Das erste Mal alleine, gruselig. Es klappte aber gut, der Ofen flog ihr immerhin nicht um die Ohren. Bärbel schlief fast ein, schaffte es aber, nicht der Länge nach auf die Holzbank zu fallen.
Nach einer Viertelstunde brach sie ab und kuschelte sich mit der Sofadecke aufs Sofa. Teemu rief an und beschwerte sich, dass er weder sie noch Alma den ganzen Tag über erreichen konnte. Bärbel erinnerte ihn an den Reitausflug. Den hatte er völlig vergessen und war erneut entsetzt, wie sich Bärbel in solch eine Gefahr bringen konnte. Er fragte trotzdem, wie es gewesen war und Bärbel erzählte ein bisschen.
Bärbel fragte zurück, wie sein Tag so gelaufen war bisher. Sie hatten alle heutigen Termine schon hinter sich und saßen jetzt im Hotelrestaurant und warteten auf das Essen. Juha ließ viele Grüße ausrichten. Sie hatten sich wohl wieder versöhnt. Aber Bärbel ahnte schon, dass der Vorfall von gestern Abend ein Running Gag bleiben würde. Treten würde sie ihn trotzdem.
Sie fragte auch nach den Kratzern. Teemu musste lachen und meinte, dass Juha nicht viel dazu gesagt hatte, aber gesehen hätte er sie auf jeden Fall. Er hätte sich noch mindestens zwanzig Mal entschuldigt. Und knallrot wäre er auch geworden. Im Hintergrund empörtes Gemurmel. Somit war es wohl als gerächt zu betrachten.
Nach einem frühen Abendessen und einem Abend auf einem Kissen hinterm Computer ging Bärbel früh ins Bett.
Einschlafen wäre rein körperlich kein Thema gewesen, aber Bärbels Hirn lief auf Hochtouren. Sie musste immer wieder über die letzten Tage nachdenken. Wirklich anders war zwar jetzt nichts, zumindest nichts, was man sehen konnte, aber für Bärbel hatte sich etwas geändert. Das Gefühl war anders jetzt. Die Spannung und der unausgesprochene Druck waren weg, und dieser neue Anfang war mehr als gut gewesen. Mal schauen, wie das weiterging. Insgesamt war es ein schöner ‚Start‘ ihrer Beziehung hier in Finnland.
Teemu akzeptierte und integrierte Bärbel dermaßen selbstverständlich in sein Leben, dass sie überhaupt nicht wusste, wie sie ihm dieses Vertrauen danken konnte. Das mit den Schlüsseln hatte sie eiskalt erwischt, da brauchte sie nur dran denken, dann war der Klumpen im Magen sofort wieder da.
Bärbel tat immer noch alles weh, sie schaffte es aber am Montag, gegen zehn im Büro zu sein. Diesmal war auch Matti da und das Nachbarbüro war somit vollständig. Bärbel wurde mit Kopfnicken von allen vieren begrüßt.
Sie lüftete erst mal ihr Büro, der Teppich und die Möbel rochen noch so neu, davon bekam man Kopfschmerzen, zumal die Jannes und Matti die Tür zum Bärbelbüro zugemacht hatten.
Die Büromateriallieferung war da und stapelte in mehreren riesigen Kartons in der Mitte des Raumes. Huch. Von Janne Drei bekam sie den unterschriebenen Lieferschein, er hatte einfach unterschrieben, aber nicht geschaut, ob alles da war. Das hätte Bärbel ja auch nicht erwartet, vielen Dank fürs Annehmen!
Na dann los! Bärbel liebte es, bestelltes Zeug auszupacken. Sie sortierte alles auf den Konferenztisch und machte ein Foto davon. Prima.
Soweit sie das gegen Mittag überblicken konnte, war alles da. Heute kam niemand wegen Pizza und Bärbel aß ihre mitgebrachten Sandwiches.
Nach einer weiteren Sortierrunde stapelte sie einen Grundausstattungshaufen auf jedem Schreibtisch. Schreibtischunterlage, Tacker, Locher, Lineal, Stifte, Post-its … jeder bekam dasselbe. Den Schrank schräg hinter sich ernannte Bärbel feierlich zum Büromaterialschrank und verbrachte noch eine halbe Stunde damit, das ganze restliche Zeug dort einzusortieren. Fünf Kisten Kopierpapier ließ sie im Büro, den Rest hob sie erst zur Seite, damit sie die Palette in den Kopierraum tragen konnte, und dann stapelte sie das Papier wieder drauf.
Gegen zwei Uhr ließ sie den Hammer fallen und fuhr ‚nach Hause‘ zu Teemus Haus. Es war ein komisches Gefühl, die Haustür aufzuschließen, sie kam sich vor wie ein Einbrecher. Die Alarmanlage sprang auf Gelb, als sie die Tür hinter sich schloss. Bärbel tippte den Code ein, grün. Was ein Nervenkrieg!
Sie schloss die zweite Tür auf. Das Haus war ruhig und dunkel. Nur das Aquarium war erleuchtet und tauchte das Wohnzimmer in schummriges Licht. Die beiden Fische paddelten alarmiert auf der zur Tür gewandten Seite und starrten Bärbel an.
„Hallo“, sagte sie in deren Richtung. Empörtes Flossenwedeln.
Sie stellte ihre Tasche ins Schlafzimmer und schaute nach einem Wasserkocher und Tee.
Mitten im Suchen hielt sie inne. Das hier war total verrückt. Sie stand hier in Helsinki im Haus von Teemu und wühlte in seinen Schränken. Sie fand, was sie suchte.
Sie war gerade dabei, die Teebeutel in die Kanne zu hängen, als es an der Tür klingelte. UND WAS JETZT??!! PANIK!
Bärbel lief vor in den Eingangsbereich. Das Haus war modern ausgestattet und hatte daher auch einen kleinen Videomonitor an der Sprechanlage. Auf dem sah man einen Mann mit einem großen Paket im Arm stehen. Post? Na gut.
Bärbel ging raus zur Tür und öffnete. Jetzt kamen ihr ihre Brummischkenntnisse mehr als zugute. Sie guckte auf den Adressaufkleber, das Paket war von Gibson und für Teemu. Für wen auch sonst. Aha. Was drin war, konnte sie sich schon ungefähr denken.
Sie unterschrieb, dass sie das Paket erhalten hatte und der Auslieferungstyp verzog sich wieder. Er hatte nicht gemerkt, dass Bärbel kein Wort verstanden hätte, wenn er denn mit ihr gesprochen hätte.
Bärbel schleppte die wertvolle Fracht ins Wohnzimmer und stellte sie neben die Couch.
Mittlerweile war der Tee fertig und der Kamin angefeuert und gerade als Bärbel sich Tee einschenken wollte, hörte sie ein Geräusch aus dem Flur.
Teemu kam mit Tasche, Gitarrenkoffer und drei Tüten ins Wohnzimmer und strahlte bis über beide Ohren, als er Bärbel sah.
Er sah auf den Gitarrenkarton, dann auf Bärbel und wieder auf den Gitarrenkarton. Man sah förmlich sein Hirn über der Priorisierung, was als nächstes zu tun war, verzweifeln.
Die gute Erziehung siegte und er kam zu Bärbel und schloss sie in seine Arme. „Ich habe dich vermisst.“ Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und an ihrem Hals und küsste sie fast schon verzweifelt. Spatzi, das waren nur zwei Tage.
Aber hey, sie durfte da ja gar nichts sagen. Was hatte er ihr gefehlt. Das hatte sie gar nicht so wahrgenommen. Wie sollte das denn werden, wenn sie mal ein paar Wochen getrennt waren? Nicht dran denken.
Sie küssten sich mehrmals und drückten sich aneinander. Teemu schaute immer wieder auf den Gitarrenkarton. Wie ein kleiner Junge, der etwas Verbotenes tut, oder wie Forrest Gump in der Szene, wo er gesagt bekommt, dass der kleine Forrest sein Sohn ist und er nicht weiß, ob er zu ihm gehen darf oder besser nicht.
„Ist okay.“ Sie lachte. Teemu schaute sie an. „Nein, ist es nicht. Du bist mein Mädchen und das ist nur eine Gitarre.” Och je, das klang aber arg einstudiert. Hatte er da schlechte Erfahrungen gemacht?
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Teemu? Musik ist dein Leben. Ich nehme an, das ist die Gitarre, über die du immer wieder gesprochen hast. Mach den Karton auf.“ Sie küsste Teemu mitten auf die Stirn. Er sah sie ungläubig an. Dann schüttelte er amüsiert den Kopf und ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht.
Teemu stürzte sich quiekend auf den Karton. Gesittetes Auspacken sah anders aus. Zum Cutter- oder Schereholen war hier keine Zeit. Der Karton wurde aufgerissen. Es war kaum mitanzusehen, hatte aber auch etwas sehr Unterhaltsames.
Bärbel beobachtete das Ereignis vom Sofa aus. Teemu zerriss immer noch quietschend und murmelnd den Karton.
Und dann war es soweit: Er hatte die Umverpackung entfernt und konnte weiter auspacken.
Nach mehreren kleinen, verzückten Quietschern hatte er den heiligen Gral seiner Gitarrenwelt aus allen weiteren Verpackungen und Schutzhüllen befreit. Er war so was von glücklich, das war wirklich schön mitanzusehen, Bärbel freute sich allein schon deshalb, weil er sich freute.
Teemu bemerkte, dass Bärbel ihn ansah. Er strahlte. „Danke. Wann ist sie gekommen?“
„Vor zehn Minuten erst.“
Er seufzte und strich verzückt über die Gitarre. „Jetzt ist mein Tag gerettet.“
„War es so schlimm?“
Teemu seufzte. „Kristian hatte eine Überraschung für uns.“
„Eine gute oder eine böse?“
„Beides. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll.“
„Was war denn?“
Teemu setzte sich auf den Boden, legte die Gitarre auf seinen Schoß und sah Bärbel an. „Irgendwie ist eine große Konzerthalle in Stuttgart freigeworden und Kristian hat es, wie auch immer, geschafft, das Ding für uns zu buchen. Für sehr, sehr bald. Er hat schon den Ticketverkauf angeleiert und alle Presseleute und sein Internetteam wild gemacht.“
Bärbel sah Teemu an. „Das ist doch toll! Oder nicht?“
„Ja, toll ist es! Aber in so einer großen Halle haben wir noch nie gespielt. Und er hat uns noch nicht mal gefragt, das ärgert uns am meisten. Wir haben uns das im Internet angesehen, nachdem Kristian weg war. Da spielen die echt Großen. Rolaf König und so.“
„Wer?“
„Schlägermusik! Joe und Anna!“
„Joanna? Meinst du Roland Kaiser?“
„Ja, verdammt.“
„Kristian wird das schon kalkuliert haben. Ich finde das toll. Das ist bestimmt aufregend. Voll kriegen werdet ihr die Halle, oder?“
„Ich weiß es nicht.“ Teemu rieb sich mit den Händen übers Gesicht und atmete durch. „Ja, wahrscheinlich. Ja.“
Bärbel legte ihm die Hand auf die Schultern. „Prima.“
„Naja …“, sagte Teemu und sah sie an. „Juha hätte eigentlich Musicalproben, Diego weiß nicht, wohin mit seinen Kindern, der hat in der Zeit irgendwelche Kinderfreizeiten mit haufenweise Gruppen. Arttu ist völlig angenervt, weil ihm das zu viel ist. Einzig Toivo ist natürlich Feuer und Flamme …“
Teemu schnaubte, bemerkte dann, dass er die neue Gitarre immer noch vor sich hatte und sah auf sie runter.
„Hopp. Probier sie aus.“
Er brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte. Er zog aufs Sofa um, nachdem er einen Verstärker geholt hatte und begann, die Gitarre zu stimmen. Das dauerte eine Weile und er war hochkonzentriert, inklusive Zunge zwischen den Lippen. Um ihn herum hätte man das Haus abbauen können.
Bärbel holte sich eine weitere Tasse Tee. Sie konnte es sich nicht verkneifen, dem gitarrenversunkenen Teemu einen dicken Schmatzer auf die Wange zu geben. Der merkte eh nix.
Nach einer halben Ewigkeit war er fertig. Und dann ging es los. Teemu spielte einiges an, manches kam Bärbel bekannt vor, anderes nicht. Aber er schien wirklich glücklich zu sein damit. Ihm fiel etwas ein und er lehnte die Gitarre vorsichtig ans Sofa. Er musste seine Freude jetzt mit jemandem teilen. Bärbel verstand von Gitarren so rein gar nichts, also musste jemand herhalten, der wusste, worüber Teemu da schwärmte: Juha.
Nach dem Telefonat war Teemu ruhiger. „Sorry. Komm mal her.“ Ach ja. Jetzt wollte er kuscheln oder wie? Bärbel grinste und ließ sich abknutschen.
Nach ein paar liebevollen Küssen war erst mal wieder Schluss mit Rumschmusen. Teemu packte seine Reisetasche aus und machte sich ans Abendessen. Diesmal durfte Bärbel helfen und Zwiebeln und Pilze schneiden. Das Fleisch war Chefsache. Teemu haute zwei riesige Steaks in die Pfanne, aber erst, nachdem er die Gitarre in Sicherheit gebracht hatte, nicht, dass auch nur ein Bruchteil eines herumfliegenden Fettdunstmoleküls sein Heiligtum benetzen würde. Hoch ins Gitarrenzimmer wollte er sie aber noch nicht bringen, also legte er die Gitarre liebevoll aufs Bett. Bärbel freute sich für ihn und sagte ihm das auch. Er gab ihr einen Kuss in die Haare und widmete sich wieder dem Fleisch.
Das Essen war super lecker und da Bärbel ihren Laptop mitgebracht hatte, hatten beide nach dem Essen gut zu tun. Bärbel schrieb ihr Finnlandblog weiter und kam wirklich gut voran, und Teemu probierte neben ihr weiterhin die neue Gitarre aus.
Hannelore hatte Bärbel geschrieben, dass sie zu einem weiteren Vorstellungsgespräch eingeladen worden sei, aber nach Köln. Das wunderte Bärbel, es ging doch hier um eine Stelle in Frankfurt. Sie hatte damals ja auch nicht nach Köln gemusst. Naja, was sollte es. Hannelore hatte zugesagt und würde am Mittwoch mit dem Zug hinfahren und war schon ganz aufgeregt.
Bärbel schaute weiter ihre E-Mails durch. Sogar ihre Eltern hatten ihr geschrieben, als Antwort auf die Mail, die sie ihnen direkt nach der ersten Ankunft hier in Finnland geschickt hatte. Das war jetzt wie lange her? Zwischendrin war sie ja sogar wieder in Deutschland gewesen!
Es waren nur drei Zeilen, ohne Hallo und Tschüss, aber das konnte sie ihren Eltern nicht übel nehmen, die hatten als späteinsteigende Digitalisierungsverweigerer immer noch nicht verstanden, dass eine Mail so etwas wie ein Brief war und im Optimalfall daher auch dieselben Höflichkeitsregeln galten.
Die Mail hatte ihre Mutter geschrieben. Bärbel wusste ja, dass ihre Eltern nicht besonders begeistert von der Finnlandsache waren und den Jobwechsel schon mal gar nicht verstehen konnten, aber diese drei Zeilen trafen Bärbel tiefer, als sie je gedacht hatte, dass das möglich sei. Sie lasen sich oberflächlich gesehen besorgt, aber wenn man auch nur einen Moment darüber nachdachte, merkte man, dass Bärbels Mutter einfach nur nach etwas gesucht hatte, das sie hatte schreiben können. Es hatte kein Herz. Bärbel fühlte sich in diesem Moment einfach nur alleingelassen und ihr wurde richtig kalt. Wut, Traurigkeit, was es genau war, wusste sie nicht.
Teemu musste den leisen Schluchzer vom anderen Sofaende aus gehört haben, obwohl er gerade mitten in einem flotten Lied steckte.
Er legte die Gitarre zur Seite und kam zu ihr. Allein sein Bein an ihrem machte es schon besser. Er stellte ihren Laptop auf den Boden und zog sie in seine Arme.
„Hey …“
Das reichte für den Totalbreakdown. Bärbel ärgerte sich über sich selbst. Warum traf sie das so hart? Sie dachte, dass sie dieses Thema nun wirklich oft genug durchdacht und verarbeitet hatte. Sie rotzte und heulte ihm das T-Shirt voll. Teemu streichelte ihr über den Rücken und hielt sie fest.
„Was ist passiert?“, fragte er nach einer Weile.
Bärbel schniefte und erzählte es ihm. Er wusste wohl nicht, was er sagen sollte, aber nichts sagen und dafür einfach nur im Arm halten war hier eh die bessere Lösung. Als sie sich wieder beruhigt hatte, stand er auf und holte Bärbel noch einen Tee, den sie dankend annahm.
Er ließ sie wieder in Ruhe, als sie nach ihrem Laptop griff. Bärbel bekam einen freundlichen, fast schon zu festen Klopfer auf die Schulter und dann schnappte Teemu sich wieder die Gitarre.
Bärbel lag im Bett und starrte an die Decke. Die nächsten Minuten über machte sie sich wieder viel zu viele Gedanken. Das leise Gitarrenkonzert aus dem Wohnzimmer machte sie dann aber doch schläfrig. Sie bekam nicht mehr mit, wie Teemu eine halbe Stunde später zu ihr ins Bett kroch.
Sie bekam aber sehr wohl mit, dass er mitten in der Nacht ziemlich hektisch an sie dotzte. Er kämpfte mit wem auch immer in seinem Alptraum. Er murmelte auch vor sich hin, aber auf Finnisch, und es klang nicht wirklich entspannt. Seine Bettdecke lag irgendwo hinter ihm.
„Teemu?“
Murmelmurmelmurmel. Viele As waren im Gemurmel enthalten. Sie fasste ihm an die Schulter, was er in seinen Traum einbaute und ihr die Hand wegschlug. Und zwar richtig. Aua. Das würde einen blauen Fleck am Arm geben. Er schnaufte, rollte herum und trat um sich. Da musste man richtig aufpassen, der Kerl hatte Reichweite.
Bärbel versuchte es etwas lauter. „TEEMU?“ Keine Reaktion. „TEEMU, WACH AUF.“ Immer noch nichts. Er war jetzt etwas ruhiger, aber immer noch am Kämpfen. Er zog sich selbst an den Haaren und bekam mit den Händen das Kopfkissen zu fassen. Es flog nach unten ans Fußende des Bettes.
Herrje, das konnte man ja gar nicht mit ansehen. Bärbel versuchte es noch mal mit Anfassen, war aber auf der Hut. Sie legte ihm fest die Hand auf die Schulter. „Shhh. Alles ist gut.“
Diesmal sah sie den Arm kommen, das Bein aber nicht, aber er traf sie nur schwach. Holla.
Jetzt war er ruhig und weinte. Im Schlaf. Ging so was? Anscheinend schon. Er tat ihr so leid. Das ging so nicht weiter.
Bärbel wagte sich zu ihm rüber und legte sich direkt zu ihm. Er schob sie von sich, und das mit Nachdruck. Sie redete mit ihm und er wurde langsam ruhiger. Beim zweiten Versuch hatte sie ihn dann fest in ihren Armen. Er wollte sich erst wieder wehren und verpasste ihr auch mit dem Ellbogen einen Schlag gegen ihr Ohr, aber der hatte aus der Nähe keine Kraft. Bärbel hielt Teemu fest und redete weiter mit ihm. Deutsch, Englisch, was ihr gerade einfiel.
Er wurde zwar ruhiger, aber das Weinen wurde schlimmer und irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, sah er sie total verheult an.
„Brrbel?“
„Teemu, du hast schlecht geträumt. Alles ist okay. Shhh …“ Sie strich ihm die Haare aus dem Gesicht.
„Brrbbbl!!!“ Er schob sich auf sie und umklammerte sie so fest, dass sie Angst um ihre Rippen hatte. Er küsste sie und heulte dabei immer noch. Und erzählte ihr dabei irgendetwas, sie konnte noch nicht mal die Sprache definieren, aber es klang sehr verzweifelt und gleichzeitig erleichtert.
Er küsste sie. Mit dem liebevollen, verschmusten Geknutsche von sonst hatte das nichts zu tun. War er überhaupt richtig wach?
„Teemu, bist du wach?“ Die Frage kam ihr zwar blöd vor, aber schien berechtigt. Sie zwickte ihn sogar in den Arm. Das half. Er schüttelte sich kurz, schaute sich um und brauchte einen Moment, bis er geblickt hatte, wo er war und was los war.
„Puh. PASKA.“ Aha, Scheiße also. Ja, das konnte man wohl sagen. „Hab ich dir wehgetan?“
„Ja, du hast nach mir geschlagen und getreten. Ich werde überleben, aber einen blauen Fleck krieg ich bestimmt davon. Was zur Hölle hast du geträumt?“
Teemu saß immer noch verloren da. „Ich erinnere mich … an einige verworrene Sachen … ich habe mit Fiona gekämpft und gestritten und es war schrecklich. Du warst auch da, und sie hat versucht, dir wehzutun und du bist weggerannt. Dann … waren sie und ich im Bett … und ich erinnere mich nicht mehr an Details, aber es war nicht schön und ich wollte irgendetwas nicht. Ich war überzeugt, dass ich dich verloren habe. Meine Güte, das war echt ein Alptraum. Dann warst du plötzlich wieder da und hast ganz lieb auf mich eingeredet und dann bin ich aufgewacht … glaube ich.“ Er atmete wieder halbwegs normal. Bärbel holte Kissen und Decke zurück ins Bett und sie kuschelten sich aneinander.
Bärbel wachte auf, weil Teemu ihr seine Zunge ins Ohr steckte. Bah, ey, ein hundsgewöhnlicher Guten-Morgen-Kuss hätte es auch getan. Lass mich schlafen! Nur noch fünf Minuten! Sie zog sich die Decke über den Kopf und brummte abwehrend. Das Bett bewegte sich etwas und die Decke wurde zurückgezogen.
Bärbel öffnete ein Auge. Teemu saß neben ihr und hielt eine Kondompackung zwischen den Zähnen. Er kam damit näher. Als ehemalige, langjährige Hundebesitzerin war die nächste Handbewegung so tief verankert, dass Bärbel dafür weder nachdenken, noch vollständig wach sein musste: Sie nahm ihm mit einer Hand die Packung ab und warf sie, so weit sie konnte, weg. Man hörte ein leises Aufdotzen.
Bärbel realisierte, was sie eben gerade getan hatte und musste grinsen. „Tschuldigung, Hundebesitzerreflex.“
Teemu schaute komplett überrascht, hob beide Augenbrauen und holte eine zweite Packung, musste auf dem Weg zum Nachttischchen aber loslachen. Er kam mit einer zweiten Packung zurück, wieder zwischen den Zähnen. Bärbel vergrub sich komplett unter der Bettdecke und kniff die Augen zu. Noch ein bisschen Ruhe, bitte. Das liebestolle, finnische Trüffelschwein kam von unten unter die Decke.
Rund eine gute Stunde später, nach einer gemeinsamen Dusche, stand Teemu in der Küche, machte Frühstück und Bärbel hatte die Kaffeemaschine angeworfen. Das breite, zufriedene Grinsen bekamen beide nicht aus dem Gesicht.
Teemu fing an, die Pfanne aufzuheizen und schaute dann hektisch ins Wohnzimmer. Bärbel nahm seinen Blick wahr, stapfte zum Sofa, nahm die heilige Gitarre und brachte sie in Sicherheit. Immerhin war sie so was wie Gitarrenpatentante, sie hatte ja gestern das Paket angenommen und war beim Erstkontakt dabei gewesen.
Als Dank bekam sie ein Küsschen in die Haare, als sie wieder in der Küche auftauchte.
Teemu gab ihr noch einen weiteren Schlüssel. „Ich habe den hier vergessen. Der ist für den Briefkasten. Hier.“ Bärbel nahm ihn und packte ihn zu den anderen an den kleinen Schlüsselring. Teemu sah zu ihr rüber und bemerkte dann den blauen Fleck an ihrem Arm. „Hat das Pferd dich gebissen?“ Er zeigte auf den Fleck.
Bärbel musste grinsen. „Nein, du hast mich geschlagen, letzte Nacht während deines Alptraums.“
„Oh. Sorry.“ Teemu schaute peinlich berührt.
Es klingelte. Teemu schaute kurz zu Bärbel und verkündete dann das Wort, das den Lachanfall des Tages auslöste. „Juha!“