Der Schatzjäger: The Hunters Fiancée - Ladina Bordoli - E-Book

Der Schatzjäger: The Hunters Fiancée E-Book

Ladina Bordoli

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Beschreibung

Teil 4 der Reihe "Der Schatzjäger" Hannas Ausbildung nimmt Formen an. Das führt bei Elenor, ihrer neuen Widersacherin innerhalb der Ordensreihen, zu großer Missgunst. Dieser Umstand bessert sich kein bisschen als Valerio verkündet, dass er Hanna als Novizin zu seinem nächsten Abenteuer nach Manila mitnehmen möchte. Die Hinweise des aktuellen Mysteriums treiben den Schatzjäger und seine Geliebte in die philippinischen Kordilleren, ins Gebiet des indigenen Volkes der Kalinga. In einem Dorf abseits der Zivilisation treffen sie auf die älteste Tattoo-Künstlerin und Dorfschamanin Mayari. Sie liegt im Sterben und offenbart den Fremden ein uraltes Geheimnis, dessen Wurzeln in grauer Vorzeit liegen. Die Zeit drängt, denn Hanna und Valerio sind nicht die Einzigen, die hinter diesem Mysterium her sind. Ihr Feind taucht schneller auf als geplant. Gelingt es ihnen, das Erbe der Kalinga-Schamanin davor zu bewahren, in falsche Hände zu geraten? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und endet in einem erbitterten Kampf, bei dem Hanna zum ersten Mal dazu aufgefordert wird, die im Training erworbenen Fähigkeiten einzusetzen.

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Kurzbeschreibung: 

Teil 4 der Reihe "Der Schatzjäger"

Hannas Ausbildung nimmt Formen an. Das führt bei Elenor, ihrer neuen Widersacherin innerhalb der Ordensreihen, zu großer Missgunst. Dieser Umstand bessert sich kein bisschen als Valerio verkündet, dass er Hanna als Novizin zu seinem nächsten Abenteuer nach Manila mitnehmen möchte. Die Hinweise des aktuellen Mysteriums treiben den Schatzjäger und seine Geliebte in die philippinischen Kordilleren, ins Gebiet des indigenen Volkes der Kalinga. In einem Dorf abseits der Zivilisation treffen sie auf die älteste Tattoo-Künstlerin und Dorfschamanin Mayari. Sie liegt im Sterben und offenbart den Fremden ein uraltes Geheimnis, dessen Wurzeln in grauer Vorzeit liegen. Die Zeit drängt, denn Hanna und Valerio sind nicht die Einzigen, die hinter diesem Mysterium her sind. Ihr Feind taucht schneller auf als geplant. Gelingt es ihnen, das Erbe der Kalinga-Schamanin davor zu bewahren, in falsche Hände zu geraten? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und endet in einem erbitterten Kampf, bei dem Hanna zum ersten Mal dazu aufgefordert wird, die im Training erworbenen Fähigkeiten einzusetzen.

Ladina Bordoli

Der Schatzjäger 4: The Hunters Fiancée

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2019 Edel Germany GmbHNeumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2019 by Ladina Bordoli

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Ashera Agentur

Lektorat: Catherine Beck

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-297-0

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 1

Luzern, Schweiz

Oktober 2016

»Ja, ich will. Ich will ein Mitglied dieser Gemeinschaft werden. Für immer.«

Niemand sprach ein Wort.

Hanna hatte es tatsächlich gesagt. Sie hatte sich dafür entschieden, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und Teil eines obskuren Ordens zu werden, den sie nicht einmal kannte. Es war Tag Sieben nach Eröffnung des Code Dedicatio.

Hanna hatte in der vergangenen Woche kaum geschlafen. Valerio war mit der Krisentagung seiner Brüder im Burj Khalifa beschäftigt gewesen. Der rätselhafte Tod eines Hunters in Australien war immer noch nicht geklärt.

Ruhelos pilgerte sie durch die mit Palmen gesäumten Alleen des Atlantis-Parks in Dubai. Ohne Ergebnis. Am fünften Tag wurde von Seiten des Ordens die Heimreise in die Schweiz befohlen.

»Es war die einzige Möglichkeit, Calamity-Jane ...«, flüsterte Valerio im Morgengrauen des siebten Tages in ihr Ohr.

Hanna drehte den Kopf und schaute ihm in die Augen. Sie schwieg. In ihrem Inneren herrschte noch immer ein heilloses Durcheinander. Es war eine Sache, Liebe für jemanden zu empfinden, aber eine vollkommen andere, für diesen Menschen sein komplettes bisheriges Leben aufgeben zu müssen, ohne genau zu wissen, was einen erwartete.

»Was, wenn wir uns in einem Jahr nicht mehr ausstehen können? Dann werde ich auf immer und ewig Teil dieses Ordens bleiben. Wir können uns nicht aus dem Weg gehen.« Dabei kamen ihr die Tränen.

Valerio fing die salzigen Tropfen mit seinem Daumen auf. »Ich habe gesehen, wie du dich mit Hugin und Munin verteidigt hast ... dir liegt das Huntertum im Blut. Der Tod wäre keine akzeptable Lösung gewesen. Egal, was kommt. Der Tod ist keine Option, solange man die andere Variante nie versucht hat. Ich hätte mir lebenslänglich Vorwürfe gemacht. Abgesehen davon ... hätte es mich innerlich zerrissen, dich zu verlieren.«

Diese Argumente erreichten Hanna. Es war nicht nur der Rausch der Gefühle, der ihn zu dieser Entscheidung gebracht hatte, sondern auch der Glaube an sie. An ihre Fähigkeiten. »Also gut. Sollte das mit uns in die Brüche gehen, kann ich immer noch aus dem Orden austreten. Damit würde ich sämtliche Regeln brechen, und mir wäre der Tod gewiss ... aber mindestens haben wir es dann versucht.«

Valerio betrachtete sie eingehend und mit einem stumpfen Ausdruck in den Augen. »Das klingt, als würdest du aufgeben, anstatt deiner Bestimmung zu folgen.«

Hanna rappelte sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Ich versuche nur, die Dinge in einem pragmatischeren Licht zu sehen. Ist das nicht eine der Eigenschaften, die man als erfolgreicher Hunter braucht? Wenn ich hier schon mitmache, dann will ich nicht eine simple Arbeiterbiene im Hintergrund sein. Mein Leben sollte Sinn haben, Spuren hinterlassen. Dennoch ist jeder Abschied, jede Veränderung schwer, Valerio. Am Ende, wenn man sich entschieden hat, überwiegt allerdings meistens die Freude. Ich weiß nun, wie mein Weg aussieht. Darf ich eine Waffe aussuchen oder wird mir die zugeteilt?«

Valerio grinste und kniff Hanna in die Nase.

»Das ist meine Calamity-Jane ...« Mit einem verwegenen Zwinkern fügte er noch hinzu: »Du kannst natürlich wählen. Entscheide weise. Du erhältst nur eine Ausbildung. Für immer.«

Schon wieder diese Worte. Dieses Mal beängstigten sie Hanna nicht mehr. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass nichts für immer war, auch wenn es so aussehen mochte.

»Außerdem will ich einen Nunchaku.« Hanna setzte sich. Valerio warf ihr einen belustigten Blick zu. Seine Augenbraue hob sich. Sie hatte ihm bisher noch nicht von der Wahl ihrer Waffe erzählt. Erstaunlicherweise hatte sie sich darüber aber schon viel eher Gedanken gemacht als über den effektiven Beitrittsentscheid.

Nunchakus faszinierten sie seit ihrer Kindheit. Leider bestanden ihre Eltern damals darauf, dass sie Trompete dudelte ... weil alle Kinder in dem ländlichen Dorf nahe der Stadt Zürich ein Instrument spielten, ins Ballett gingen oder in der Jugendsportmannschaft dem Bewegungsmangel Abhilfe schafften.

Wie schon bei ihrem letzten Termin im Schloss der Noberascos erhob sich Roberto von seinem Sitz in der Mitte des Hufeisens. Sein Blick wanderte abwechselnd zu Hanna und seinem Sohn. Emotionen waberten wellenartig über sein Gesicht. Von Verwirrung, über Respekt bis hin zu einem Anflug von Ärger, glaubte sie alles ausmachen zu können. Möglicherweise bildete sie sich das aber auch nur ein.

»Dann heiße ich dich bei der Bruderschaft Die Hüter der Mysterien willkommen, Hanna Krüger.« Er klopfte mit seinem legendären Holzhammer auf den Tisch und erlaubte seinen Schergen somit, mit ihren Fingerknöcheln Applaus zu spenden.

Was sie auch taten. Euphorie kam deshalb trotzdem nicht auf.

Gemäß Valerios Erzählungen kannte keiner der aktiven Brüder den Code Dedicatio. Man hatte ihn bereits im Mittelalter aus der offiziellen Lerndokumentation der Bruderschaft verbannt. Dies aufgrund gehäufter Vorfälle von ordensfremden Neuzugängen ...

Dennoch handelte es sich bei dem Code um eine Regelung, die auf die Gründer des Ordens zurückging. Es war keinem aus den nachfolgenden Generationen erlaubt, diese Grundregeln anzutasten. Daher beschloss man der Einfachheit halber, den Code Dedicatio dem Zahn der Zeit zu opfern. In der Hoffnung, es möge sich alsbald niemand mehr an denselben erinnern.

Was auch so war.

Mit einer Ausnahme. Valerio Noberasco schaffte es als zwölfjähriger Junge, den Safe seines Vaters zu knacken und die Statuten der Gründer zu verinnerlichen.

»Deine Ausbildung beginnt morgen. In den Kellergewölben des Schlosses. Wir fangen mit Selbstverteidigung und Waffenkunde an. Im Laufe der Zeit wird sich weisen, ob du zur Entwicklung eines Hunters fähig bist oder ob wir dir eine interne Aufgabe zuteilen.«

Elenor Aramanta erhob sich und schnaubte abfällig.

»Ich würde mich schon einmal damit abfinden, dass du den Rest deines Lebens Botengänge und Reinigungsarbeiten verrichten kannst.« Sie durchquerte den Raum mit wütenden Schritten, wobei sie Valerio immer wieder böse Blicke zuwarf. Ihre Mimik erweckte den Eindruck, als halte sie ihn für einen Feigling und Verräter. Hanna wusste jedoch, dass es da auch noch um etwas anderes ging.

Rivalität.

Hanna hatte sich in das Gebiet einer anderen gewagt. Sie war fremd hier, gehörte nicht hierher und schnappte sich einen der begehrtesten Männer aus den Reihen der Bruderschaft. Beliebt machte man sich damit bei den übrigen Mädels bestimmt nicht. Sie würde sicher nicht gerade von Freundschaftsanfragen überhäuft werden.

Beim Ausgang des Saals stieß Elenor mit einem Ordensmitglied zusammen, das eilig die Tür aufstieß. Der junge Mann wies hektische rote Flecken im Gesicht auf, und die Brille saß vollkommen schief auf der Nase. Seine roten Haare standen ihm in einem unmöglichen Winkel vom Kopf ab.

»Roberto! Soeben ist uns in der Angelegenheit mit Henry ein Durchbruch gelungen!« Er musste zum Saal gerannt sein, denn er war völlig außer Atem und holte für diesen schlichten Satz mehrmals Luft. Elenor blieb wie angewurzelt stehen und wandte sich um. Langsam schlenderte sie zurück zu ihrem Platz.

Hanna war gespannt, was der Rothaarige zu verkünden hatte.

Er postierte sich in der Mitte des Hufeisens, sodass er alle wichtigen Ordensmitglieder ansehen konnte. Hanna und Valerio saßen in seinem Rücken.

Mit einem jovialen Nicken forderte Roberto den Eindringling auf, weiterzusprechen.

Den hektischen Bewegungen nach zu urteilen, reinigte der soeben seine Brille. Daraufhin kramte er in seiner zerknitterten Jeans – er trug tatsächlich normale Freizeitkleidung – nach einem Zettel, der selbst aus zwei Metern Abstand den Eindruck erweckte, einmal durchgekaut und wieder ausgespuckt worden zu sein.

»Unser Team hat den Tatort in Australien nach möglichen Hinweisen abgesucht.«

Alle hielten gespannt den Atem an.

»Wir haben nichts gefunden.« Enttäuschtes Raunen summte durch den Saal. Hanna schaute Valerio an, dessen Mundwinkel verräterisch zuckten.

»Aber ...« Der Rotschopf streckte seinen Finger in die Luft. »Ein mikroskopisch kleiner Hautfetzen von rund zwei auf zwei Millimetern blieb an Henrys Körper haften.« Falls er für diese Feststellung Applaus erwartete, war die Enttäuschung vorprogrammiert. Niemand konnte dem folgen, was er offenbar zwischen den Zeilen mitteilen wollte.

»Wir haben den Hautpartikel unter dem Mikroskop untersucht. Offenbar besaß Henry eine Tätowierung.« Robertos Gesicht entnahm Hanna, dass sich seine Geduld langsam dem Ende zuneigte. Er wischte sich mit einem Taschentuch Schweißperlen von der Stirn.

»Erik. Was willst du uns damit sagen? Was hat denn eine Tätowierung mit seiner Ermordung zu tun?« Ungeduld schwang in seiner Stimme mit.

»Nun, auffallend ist dabei, dass nicht sein gesamter Körper gehäutet wurde, sondern vermutlich nur jene Stelle, die mit dem Tattoo bestückt war. Das legt den Schluss nahe, dass es um die Tätowierung ging. Uns sind in Australien keine Ritualmorde bekannt, die im Zusammenhang mit Tattoos stehen.«

»Hat man seine Frau dazu befragt?« Das war Elenors messerscharfe Stimme.

»Natürlich. Gemäß ihren Aussagen handelt es sich bei dem Tintenkunstwerk um ein sogenanntes Mengor–Tattoo, eine Kriegertätowierung. Sie stammt von seinem Besuch auf den Philippinen.«

»Die werden nur vom Stamm der Kalinga, angesiedelt in einer philippinischen Provinz, namentlich von der ältesten noch lebenden Tattookünstlerin, Mayari, angefertigt.« Die Klugscheißer-Lawine kam erneut von Elenor.

»Gut«, fasste Roberto die Situation zusammen. »Es gibt also zwei Dinge, die wir in Erfahrung bringen müssen. Was wollen unsere Schattenfeinde mit diesem Tattoo? Wer sind unsere Widersacher überhaupt?«

»Beides findet man am schnellsten heraus, indem man dem Dorf Buscalan einen Besuch abstattet. Das ist aber kein Auftrag für einen Agenten – zu riskant. Diese Aufgabe muss ein Hunter bestreiten.« Mit einem Seitenblick auf Elenor wollte Valerio vermutlich mitteilen, dass auch er schon mehrfach von den Kalinga gehört hatte. »Ich habe als Novize einige Wochen in Manila verbracht. Ich würde das Mandat gern übernehmen, da ich mich mit den Philippinen nicht nur in der Theorie auskenne.«

Der Pfeil traf sein Ziel. Elenor verschränkte die Arme vor der Brust, verzog die Lippen zu einer ärgerlichen Schnute und errötete leicht. Niederlagen gehörten bei ihr offenbar nicht zur Tagesordnung. Da man ihr einen messerscharfen Verstand jedoch nicht absprechen konnte, dauerte es keine Minute, bis sie sich eine Lösung zurechtgelegt hatte.

»Sollte Valerio nicht von jemandem begleitet werden? Immerhin handelt es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Hunter-Auftrag. Ein Kollege wurde ermordet. Da ich noch nie auf den Philippinen war, melde ich mich gern für die Aufgabe. Somit könnte ich mein theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung ergänzen.« Den letzten Satz spuckte sie aus, als habe sie etwas Bitteres gegessen. Ihre Augen funkelten angriffslustig.

Valerio grinste nur gelassen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Ich stimme Elenor zu. Ein Assistent wäre in diesem Fall grundsätzlich hilfreich. Ich nehme Hanna mit. Als meinen ersten offiziellen Novizen. Der Auftrag ist nicht gefährlicher als alle anderen zuvor. Henry starb, weil man ihn häutete und sich die Umstände in Australien sehr ungünstig präsentierten. Unsere Feinde haben bereits was sie wollen: das Mengor-Tattoo. Ich gehe nicht davon aus, dass sie ein zweites brauchen. Wenn dem allerdings so wäre, trage ich keins und bin daher nicht das nächste Objekt ihrer Begierde. Ich werde meine Nachforschungen in alter Hunter-Manier zu verdecken wissen, sodass ich ihnen nicht unnötig auf die Füße trete. Es gibt keinen Grund anzunehmen, ich sei bei diesem Auftrag in akuter Lebensgefahr. Im Gegenteil: Dies ist eine Routineaufgabe, die zur Einführung eines Novizen prädestiniert scheint.«

Elenors Kiefermuskeln zuckten, und ein zartes Rosa färbte ihre Wangen. Sie knackte mit den Fingergelenken.

»Hanna ist noch keine Novizin. Sie hat ihre Ausbildung noch nicht einmal begonnen, geschweige denn ein Talent zum Hunter bewiesen.« Das waren Robertos kühle Worte, die sofort ein zustimmendes Lächeln auf Elenors Gesicht zauberten.

»Das sehe ich anders.« Valerio reckte das Kinn nach vorne und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein ständiger Ungehorsam gegenüber seinem Vater löste gedämpftes Gemurmel aus.

»Ich habe sie im Hajar-Gebirge ebenso beobachtet wie ihr. Sie hat instinktiv zur Waffe gegriffen und sich verteidigt, anstatt die Flucht zu ergreifen. Einige von euch haben sogar kleine Verletzungen davongetragen.« Sein Blick bohrte sich in Elenors, die sofort mit flatternden Augenlidern zu Boden starrte.

»Dazu kommt, dass Hanna aufgrund ihrer besonderen Aufnahme durch den Code Dedicatio so oder so nicht den normalen Werdegang eines Ordensmitgliedes durchlaufen kann. Gewöhnliche Hunter hätten in ihrem Alter ebenso wie Elenor die Novizenzeit beendet und wären somit offiziell handlungsfähig. Auf Hanna lastet ein vergleichsweise höherer Druck. Sie muss sich das, was andere in zehn bis zwanzig Jahren lernen, so schnell wie möglich aneignen. Sonst ist sie kurz vor ihrem Ruhestand mit der Ausbildung fertig. Buscalan wäre eine ideale Übung für sie. Der Weg dorthin ist kein Spaziergang. Weder fährt ein Linienbus vor Mayaris Tür, noch spricht dort jemand Englisch. Toiletten gibt es auch keine und vermutlich wird sie ihr Waffentraining in der ein oder anderen Art in die Praxis umsetzen können.«

»Weshalb es angebracht wäre, dass sie eine andere Funktion als die des Hunters übernimmt. Sie kann sich in so kurzer Zeit nicht die nötigen Basisfähigkeiten in Wing Chun und mit ihrem Nunchaku aneignen. Das ist schlichtweg unmöglich.« Elenors spitze Bemerkung löste in der Runde der übrigen Ordensmitglieder Kichern aus. Mit einer Ausnahme.

»Ich denke, wir sollten ihr eine Chance geben. Sie hat Talent. Ich habe immer noch blaue Flecken. Ich werde sie in den kommenden Wochen bis zur Reise persönlich in Wing Chun trainieren. Das Würgeholz muss einer unserer asiatischen Trainer übernehmen. Ich bin der mit den Kurzschwertern. Muss da also passen.«

Alle Blicke wandten sich dem blonden, glatt rasierten Schönling mit den bernsteinfarbenen Augen zu.

An Hanna gewandt, die ihn offenbar als Einzige nicht kannte, meinte er mit einem charmanten Lächeln: »Kevin Rodrigues. Dreiunddreißig, handlungsfähiger Hunter