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Lange hat sich Anya nach der Trennung von ihrem Freund verkrochen. Viel zu lange, meint ihre beste Freundin, und fährt mit Anya kurzerhand in den Skiurlaub. Doch gute Stimmung kommt zunächst nicht auf. Erst Skilehrer Tyler, jung, gut gebaut und unglaublich sexy, kann Anya auf neue Gedanken bringen. Gemeinsam stürzen sie sich in ein Abenteuer voller Lust, Begierde und Verlangen. Die Sammlung von Kurzgeschichten enthält: Der Ski-Flirt, Glückwunsch, Schatz, In der Gewalt meines Herrn und Das Spielzeug meiner Mitbewohnerin. Die Novelle wird in Zusammenarbeit mit der schwedischen Filmproduzentin Erika Lust herausgegeben. Ihr Ziel ist es, Natur und Mannigfaltigkeit der menschlichen Natur in Form von Erzählungen über Leidenschaft, Intimität, Liebe und Lust in einer Kombination aus starken Geschichten und erotischen Komödien zu schildern.
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Lust
Der Ski-Flirt– und drei andere erotische Erika Lust-Geschichten:
Glückwunsch, Schatz
In der Gewalt meines Herrn
Das Spielzeug meiner MitbewohnerinCoverbild/Illustration: ShutterstockCopyright © 2019, 2020 Cecilie Rosdahl , Lea Lind , Reiner Larsen Wiese , Sarah Skov und LUST All rights reserved ISBN: 9788726744699
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.
Lea Lind
Die Schlange zur Sicherheitskontrolle am Flughafen ist unendlich lang und genauso langsam. Ich blinzle und versuche, zumindest ein Minimum an Zen aufzubringen, aber der Pulli kratzt auf der Haut wie ein Putzschwamm, überall dort wo mein Top sich nicht schützend dazwischen legt, und die Röte steigt mir ins Gesicht. Ob ich jemals begreife, warum sich die Menschheit in kollektiver Selbstverblendung dazu entschlossen hat, Wolle als ein atmungsaktives Material zu bezeichnen? Dieses Exemplar eines pensionierten Wollhaufens verleiht mir jedenfalls gerade charmanterweise das Gefühl, mich in einem Dampfdrucktopf zu befinden. Aber ich muss ihn anbehalten, weil ich mich ja von Anfang an dazu entschieden hatte, keinen Koffer einzuchecken. Also muss ich mich an die Handgepäckvorgaben halten. Was bei Winterklamotten gar nicht so einfach ist - auch wenn es sich nur um ein Wochenende handelt. Und auch wenn wir die Ausrüstung vor Ort mieten.
Die Schlange bewegt sich einen knappen Zentimeter nach vorn. Aufgebend versetze ich meinem prall gefüllten Koffer einen Tritt. Von wegen man spart Zeit, wenn man nur mit Handgepäck reist.
Und doch erreiche ich irgendwann den Sicherheitscheck.
“Bittesehr, die Dame”, sagt der Sicherheitstyp mit einem kecken Lächeln.
Eigentlich sieht er echt gut aus. Muskulös und mit einem verspielten Funkeln in den Augen. Ich hebe den Koffer aufs Band und werfe in einem Versuch, mein altes, kokettes Ich zu finden, den Kopf über die Schulter. Wahrscheinlich sieht es eher aus wie ein nervöser Tick. Die alte Anya scheint Lichtjahre entfernt zu sein. Dabei war ich immer eher ein auffallender Typ. Die, die alle etwas “too much” finden, wenn sie auf Partys mit High Heels und Cocktail in der Hand alle Aufmerksamkeit - und vor allem alle Blicke - auf sich zieht. Aber auch die, der das völlig egal ist, denn man lebt nur einmal, und hat nur soviel Spaß, wie man sich selbst macht.
“Voilà, Madame”, sagt er, als er mich passieren lässt.
Ich vermisse die auffallende, flirtende Anya - ein sorgenfreies Mädel mit dem Motto “Was uns nicht umbringt...”. Die letzten Monate waren hart. Jonas hat mich in einem dunklen Labyrinth hinterlassen, in dem alles unüberwindbar erscheint. Ich kann mich zu nichts aufraffen. Ganz einfach zu nichts. Will eigentlich nur bei zugezogenen Gardinen unter der Decke liegen, habe nicht mal Lust auf Ben & Jerry’s Eis und platte Chick Flicks. Will einfach nur meine Ruhe haben. Am wenigsten kann ich mich selbst und meine eigenen Gedanken aushalten. Deshalb geht es mir zur Zeit im Bett am besten. Und deshalb ist dieser blöde Ski-Urlaub auch das Letzte, worauf ich Lust habe. Aber vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich zu Maria nicht nein sagen konnte: Weil ich eben nichts kann. Und nachdem ich ihr zustimmt hatte, gab sie zumindest endlich Ruhe. Denn ihre ewigen Fragen wurden langsam echt anstrengend.
“Komm schon, besuch mich am Wochenende!”, lockte sie mich bei unserem letzten Skype-Gespräch. “Dann fahren wir über Barcelona in die Berge und fahren Ski. Bergluft und Schnee sind das beste Detox. Ich verspreche dir, wenn das Wochenende um ist, bist du ein neuer Mensch!”
Ich vermochte es nicht, ihr zu widersprechen. Beziehungsweise machte ich ein paar halbseidene Versuche, ihr zu widersprechen, aber sie ließ sich nicht abschütteln, und schließlich sagte ich doch ja. Obwohl ich gar nicht weiß, wie man Ski fährt. Aber wie ein willenloser Depri-Klumpen ließ ich sie die Flugtickets bestellen. Und hier bin ich nun.
Oben in der Luft ist es etwas kühler und mein Pulli wird mir gegenüber etwas gnädiger. Aber kratzen tut das Monstrum noch immer. Immerhin ist der Flieger fast leer, sodass ich einen Platz am Fenster ergattere und mir ein halbwegs bequemes Nickerchen genehmige.
Vor dem Flughafen in Barcelona höre ich Marias Stimme, bevor ich sie sehe.
“Anya! Hier!”, ruft sie, den Oberkörper halb aus einem Auto gelehnt, das stark nach Mitfahrgelegenheit aussieht.
Maria steigt aus und hilft mir, mein Gepäck in den Kofferraum zu wuchten.
“Hast du ein Sweatshirt dabei?”, frage ich sie, genervt am Saum des Woll-Monsters zupfend.
“Nein”, erwidert sie, während sie sich zurück ins Auto setzt.
“To the mountains!”, ruft sie begeistert, als auch ich mich endlich auf den letzten freien Platz neben ihr gezwängt habe.
Der Wagen schaukelt davon. Hinaus aus der Stadt und in die Berge. Schlängelt sich langsam die Serpentinen hinauf. Unser Ziel: das Ski-Resort. Mir wird schlecht.
“Kopf hoch, Anya!”, sagt Maria und legt eine warme Hand auf meine Schulter.
Das macht alles eher schlimmer, als dass es hilft, und ich schüttele sie ab. Als wäre mir nicht schon warm genug.
“Komm schon”, sagt sie, “ich verspreche dir, dass wir Spaß haben werden. Das hier ist genau das, was du brauchst, nach dem ganzen Mist mit Jonas.”
“Dabei ging es mir zu Hause eigentlich echt gut”, murmele ich.
“Jedenfalls”, macht sie einen weiteren, tapferen Versuch, „ist es höchste Zeit, dass du mal wieder aus den eigenen vier Wänden rauskommst, weil es da ja nun wirklich eher weniger gemütlich ist zurzeit. Jetzt fahren wir erstmal in die frische Bergluft und lassen ein bisschen gute Laune rein. Bewegen uns und leben ein bisschen. Vor allem kannst du ja gar nicht anders, als deinen hübschen kleinen Hintern zu bewegen, wenn du Ski fährst.”
“Whatever...”, seufze ich aufgebend.
Ich fühle mich immer schlechter. Die geschwungenen Straßen und die zusammengestauchte Enge im Auto verstärken meine Übelkeit. Ich lege eine Hand auf die Stirn und halte die Luft an. Versuche, mich nicht zu übergeben. Aber in meinem Inneren rumort es.
“Ich glaub, ich muss mich übergeben”, murmele ich und halte mir eine Tüte vors Gesicht.
“Quatsch”, antwortet Maria, „konzentrier dich einfach auf die Straße und vergiss nicht zu atmen.”
Sie fummelt ihr Handy aus der Tasche und hält es mir vors Gesicht. Als wäre mir nicht vorher schon schlecht genug gewesen.
“Guck mal, Tyler der Skilehrer!”, sagt sie, „ist der nicht ein Sahneschnittchen? Wenn wir Glück haben, hat er am Wochenende noch Stunden frei.”
Ich presse die Augen zu und stöhne. Ich habe das Gefühl, die ganze Welt dreht sich. Aber Maria weigert sich, aufzugeben.
“Ja, fantastisch! Er hat Zeit! Sogar heute Nachmittag!”, jauchzt sie. “Ich melde uns gleich an.”
Ich stehe kurz vor der Ohnmacht. Und das hat sicher nicht mit Tylers Sahneschnitten-Faktor zu tun.
“Halt durch, Süße”, tröstet mich Maria, „wir sind fast da.”
“Gott, mir geht’s elend”, stöhne ich.
“Wir sind gleich da... nur noch ein paar Minuten”, sagt Maria.
Als das Auto endlich still steht und die Türen aufgehen, verfliegt zumindest die ärgste Übelkeit. Wir inspizieren unsere Unterkunft, ziehen die Skiklamotten an und leihen uns Ausrüstung. Dabei stellt sich heraus, dass sowohl Maria als auch Tyler Snowboards vorziehen; nur ich wähle die Skier. Von denen ich keine Ahnung habe – geschweige denn, wie man darauf die Balance hält.
“So schön ist es hier!”, ruft Maria, während sie ihre Handschuhe überstreift. “Was für eine tolle Landschaft!”
“Ich wäre jetzt lieber zu Hause im Bett”, beschwere ich mich, „und ich habe deine üblen Hintergedanken übrigens durchschaut.”
Maria ignoriert mich. Lächelt stattdessen und trillert vor sich hin.
“Und guck mal, wer da kommt”, sagt sie dann und zeigt auf Tyler, der die Piste hinabgeschossen kommt wie eine Rakete.
Direkt vor uns bleibt er stehen. Der Schnee fliegt uns um die Ohren.
“Hallo”, sagt Maria.
“Hi Mädels”, sagt Tyler und lächelt breit. “Seid ihr bereit?”
“Ich bin superbereit”, erwidert Maria.
“Cool”, sagt Tyler. “Und du?”
Seine blitzend weißen Zähne reflektieren das Sonnenlicht, während er auf meine Antwort wartet.
“Naja...”, seufze ich, „wo ich schonmal hier bin...”
“Okay”, sagt er mit einem Lächeln in der Stimme, das wohl andeuten soll, dass er damit rechnet, meine Meinung in überschaubarer Zeit ändern zu können.
Wir gehen zum Lift. Tyler hilft mir hoch und fast hätte ich ihm meine Meinung gesagt. Aber ich beherrsche mich.
Auf dem Weg nach oben hört Tyler nicht auf zu reden. Ich kann mich gar nicht auf die Aussicht konzentrieren, die tatsächlich wirklich schön ist. Das sehe ich sogar durch meine aufgebende Brille. Und es hilft erstaunlicherweise gegen die Übelkeit.
“Die Piste sieht viel steiler aus als sie eigentlich ist”, erklärt er. “Aber wenn ihr erstmal da unten im Schnee steht und es los geht, dann... das Ganze ist ganz einfach. Auch die Kurven. Ihr dürft nur keine Angst haben.”
“Jaja”, grunze ich ihn an, „du wirst ja dafür bezahlt, uns den Quatsch zu erzählen.”
“Aber Recht hab ich trotzdem”, lacht er.
Wir springen vom Lift und los geht’s. Maria ist nicht sonderlich gut, stellt sich aber auch nicht dumm an. Sie gleitet auf ihrem Snowboard umher, ohne wilde Manöver zu wagen oder sonderlich Hilfe zu benötigen. Ich dagegen gestikuliere wild mit den Stöcken und fühle mich wie Bambi auf dem Eis. Nur ohne die Dankbarkeit gegenüber Klopfer.
“So, dann wenden wir mal”, sagt Tyler. “Schau, das läuft doch gar nicht schlecht.”
Ich falle wieder und immer wieder auf den Hintern. Aber Tyler, mit einer Engelsgeduld, lobt mich trotzdem jedes Mal. Als sei ich drei Jahre alt.
Ich schreie frustriert auf.
“Wir sind alle schonmal hingefallen”, versucht Maria mich zu besänftigen. “Nimm es nicht so schwer.”
Tyler ist stoisch galant, beugt sich zu mir herunter und hilft mir mit seinen starken Armen wieder auf. Nach jedem Sturz. Seine Geduld verbessert meine Laune ein wenig. Und auch die Bergluft scheint zu helfen. Besonders, wenn sie sich mit Tylers Parfum vermischt, das tatsächlich recht gut duftet.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich lachen muss. Vielleicht ist es ja doch gar nicht so blöd, ein Ski-Trampel zu sein...
Aber mit einem Mal wird mir wieder alles zu viel. Ich hab nicht ohne Grund so lange dem Sonnenlicht den Rücken gekehrt und bei zugezogenen Gardinen im Bett gelegen. Es geht mir mies. Ich vermisse Jonas, auch wenn ich mich dafür ohrfeigen könnte. Ich will einfach nur meine Ruhe. Die Skier rutschen unter meinen Beinen weg und ich plumpse auf meinen Hintern. Befreie mich umständlich aus den Stiefeln. Fluche und seufze.
“Ach, jetzt hör schon auf!”, ruft Maria herüber. “Es ist doch so gut gelaufen bis jetzt!”
“Kümmer dich um deinen eigenen Mist!”, schreie ich sie an und stürme davon.
“Aber wir sind doch noch nicht fertig!”, ruft mir Tyler noch hinterher. “Du hast noch eine ganze Stunde?”
Ich zeige ihm den Mittelfinger, während ich in Richtung Lift davon stapfe, Skier und Stöcke über der Schulter.
Wieder in der Hütte angekommen, nehme ich zuerst ein langes Bad, was mich ein wenig entspannt. Es ist auch ein gutes Gefühl, endlich allein zu sein. Langsam kehrt die gute Laune zurück - ich kriege sogar Lust, für mich und Maria zu kochen.
Maria kommt nach Hause, als ich gerade den Tisch decke.
“Du warst ganz schön bitchy heute”, lässt sie mich wissen.
Ein tiefes Seufzen entfährt meinem Körper.
“Ich weiß. Entschuldige bitte... aber lass uns ein anderes Mal darüber reden, ja? Jetzt, wo wir endlich etwas machen, was mir auch Spaß macht: Wein und Käse-Fondue.”
Bevor sie mir antworten kann, steht Tyler neben ihr. Ich sende ihr einen vielsagenden Blick. Ich hatte ihn nicht hereinkommen hören.
“Äh, also...”, kichert sie. “Ich hab Tyler zum Abendessen eingeladen.”
Ich antworte nicht. Starre nur auf den Porzellanteller in meiner Hand. Rubbele ihn etwas zu eifrig mit dem Handtuch ab, obwohl er schon lange trocken ist.