Fessel mich: Erotische Kurzgeschichten über geheime Kinks - Cecilie Rosdahl - E-Book

Fessel mich: Erotische Kurzgeschichten über geheime Kinks E-Book

Cecilie Rosdahl

0,0

  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
Beschreibung

""Mir gefällt deine Entscheidung", sagt er. Er hält mich mit festem Griff am Pferdeschwanz fest. Der Sporn fährt über meinen Hals, ohne zu tief einzuschneiden. Dann mit hartem Druck über mein Brustbein. Der Schmerz strömt bis in meine Beine und in jede einzelne Rippe. Ich stoße laute Schmerzensschreie aus. Meine Schmerzensschreie."Habt ihr auch unerfüllte Sehnsüchte?Verführerisch, anziehend und erregend. Eigentlich hat sie alles, und doch fehlt ihr sexuell etwas. Doch dann trifft die junge schöne Besitzerin einer Bäckerei auf eine Frau, die ihr die Adresse eines mysteriösen "Arztes" gibt, der ganz spezielle Lust-Behandlungen an Frauen durchführt. Schnell merkt sie, wie viel Lust es ihr bereitet, sich fesseln und veprügeln zu lassen. Und so taucht sie immer tiefer in eine Welt ein, in der Dominanz und Erniedrigung für sexuelle Befriedigung sorgen.Wird sie das finden, was sie sucht?Die Sammlung still unsere heimlichen Sehnsüchte. Heiße Fesselspiele, verbotene Beobachtungen und unbändiges Verlangen - hier werden alle Tabus gebrochen.Für alle, denen Blümchensex zu langweilig ist.Diese Sammlung enthält folgende erotische Kurzgeschichten:Die Nymphe und die FauneIn der Gewalt meines HerrnVoyeurDer TriebBegierde 12 - RollenspielDas Erwachen von Alice Privatvideos Um den kleinen Finger gewickelt Ein perfekter Knoten CamgirlDas Spielzeug meiner MitbewohnerinDie EinladungPeep Show Die MedizinstudentenHotel California Diese Zusammenstellung von Geschichten wird in Zusammenarbeit mit der schwedischen Filmproduzentin Erika Lust veröffentlicht. Ihre Absicht ist es, die menschliche Natur und Vielfalt durch Geschichten von Leidenschaft, Intimität, Lust und Liebe in einer Mischung aus kraftvollen Geschichten und Erotik darzustellen.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 325

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lisa Vild, Olrik, Sarah Skov, Reiner Larsen Wiese, Lea Lind, Sandra Norrbin, Julie Jones, Alexandra Södergran, Nicolas Lemarin, Malva B., Cecilie Rosdahl

Fessel mich: Erotische Kurzgeschichten über geheime Kinks

Übersetzt von Kirsten Evers

Lust

Fessel mich: Erotische Kurzgeschichten über geheime Kinks

 

Übersetzt von Kirsten Evers

 

Titel der Originalausgabe: Tie Me Up: Erotic Short Stories About Secret Kinks (German)

 

Originalsprache: Französisch

Cover image: Shutterstock

Copyright ©2022, 2023 Lisa Vild, Olrik, Sarah Skov, Reiner Larsen Wiese, Lea Lind, Sandra Norrbin, Julie Jones, Alexandra Södergran, Nicolas Lemarin, Malva B., Cecilie Rosdahl und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728591413

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Die Nymphe und die Faune: Erika Lust-Erotik

Würdest du mein Leben von außen betrachten, kämst du sicher zu dem Schluss, ich sei ein Gold Digger. Die Trophäe eines sehr reichen und wesentlich älteren Mannes. Das habe ich wieder und wieder gehört. Kurze Blicke in Restaurants. Vielsagendes Lächeln auf Festen. Doch, doch, sie wissen genau Bescheid, was für eine Frau ich bin. Eine, die in ihrem schicken, kleinen Sportwagen durch die Gegend rast und nichts anderes als Maniküren, Massagen und Friseurbesuche zu tun hat.

Glücklicherweise wissen unsere guten Freunde, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. Paul und ich lieben uns über alles auf der Welt. Er ist zweifelsohne der Mann meines Lebens und ich glaube, ich hätte mich auch in ihn verliebt, wäre er ein Fahrradmechaniker aus der Provinz.

Nur, dass du mich richtig verstehst. Natürlich hat das Geld seinen Reiz. Nicht, weil ich besonders materialistisch veranlagt bin, aber es hat mir geholfen, meine eigene Einrichtungsfirma zu etablieren – die inzwischen auch schwarze Zahlen schreibt.

Und wenn ich ganz ehrlich bin, trägt Pauls enormes Vermögen auch zu seiner Entspannung bei. Und die gehört ganz klar zu den Dingen, die ich wahnsinnig an ihm liebe. Die Ruhe. Den Charme. Die Selbstsicherheit. Den Überfluss.

Einige Male sind mir die ständigen Verurteilungen so sehr auf die Nerven gegangen, dass ich mit den Leuten diskutiert habe, warum sie nicht an unsere Liebe glaubten. Diese Gespräche enden fast immer damit, dass wir – mit diesem Altersunterschied – keinen allzu optimalen Sex haben können.

Ich kann dafür garantieren – den haben wir.

Mein Mann und ich passen nicht nur wie die Faust aufs Auge – ich bekomme tatsächlich jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen, einen Vaginalorgasmus – doch darüber hinaus liebe ich ihn mehr als alles andere auf der Welt. Seinen Humor, seinen Scharfsinn und natürlich auch die Tatsache, dass er mich auserwählt hat!

Umgekehrt ist er sich meiner Liebe ebenso sicher. Ich bin schön und, um ehrlich zu sein, auch genau der Typ, der in der Bar ständig angesprochen wird. Sogar auf privaten Feiern. Aber ich will niemanden außer meinen Mann. Vollkommen egal, dass er fast dreißig Jahre älter als ich ist. Im Großen und Ganzen lässt sich also sagen, wir haben einander aus einem Meer von anderen Möglichkeiten gewählt.

Wir können auch über alles reden. Von Pauls Geschäftsangelegenheiten, über meine alten Freundinnen, bis hin zu meinen Masturbationsfantasien.

Einmal haben Paul und ich irgendeine Fernsehsendung geschaut, in der betont wurde, dass alle Frauen wilde Fantasien haben – nicht nur während sie onanieren, sondern auch wenn sie mit ihrem Partner zusammen sind.

Dann wollte er natürlich alles über meine Fantasien wissen.

Ich versuchte einen Deal auszuhandeln, in dem er selbst anfangen musste. Aber er war himmelschreiend ehrlich, als er mir versicherte, dass sich seine Fantasien ausschließlich um mich drehten, seit wir uns kennengelernt hatten.

Hmmm. Damit versuchte ich ihn auch abzuspeisen. Es ist auch ziemlich nah an der Wahrheit dran, weil er der einzige ist, mit dem ich je zusammen sein möchte, bei dem ich immer zu einhundert Prozent bei der Sache bin.

Aber selbstverständlich habe ich auch ein paar Fantasien.

An einem langen Nachmittag.

Oder wenn er mal wieder auf Geschäftsreise ist.

Meine Gedanken wanderten zu einer meiner ältesten Fantasien und ein dummes, kleines, unanständiges, verräterisches Lächeln stahl sich auf meine Lippen, sodass Paul darauf bestand, dass ich ihm diese Fantasie bis ins kleinste Detail schilderte.

Er musste schwören, nicht darüber zu lachen und dass wir anschließend nicht darüber sprechen oder es gar diskutieren würden.

Er versprach es, also erzählte ich ihm von meiner wohl ältesten Masturbationsfantasie.

 

Sie ist ein bisschen pervers, weil sie ihren Ursprung in einem großen Bild aus dem Gästezimmer meiner Großmutter hat – was allein schon hart an der Grenze und vielleicht nicht der allerbeste Ort ist, an dem man als kleines Mädchen derartige Fantasien entwickeln sollte.

Das Bild war eine schwarzweiße Kohlezeichnung – oder vielleicht auch ein Kupferstich – und schön groß. Es zeigt einen Waldrand mit einer Nymphe in der Bildmitte, die offenbar gerade aus einem gemütlichen Schlaf erwacht ist. Dahinter steht ein Faun und spielt Panflöte, während er unanständig zur Nymphe späht. Weiter hinten – zwischen den Bäumen – ist noch ein Faun zu erahnen, der die Nymphe lüstern beobachtet und ich meine mich zu erinnern, dass man noch ein paar mehr entdecken kann. Es ist jedenfalls ganz offensichtlich, dass sie allesamt nur auf das Erwachen der Nymphe gewartet haben, damit „das Spiel“ beginnen kann.

In meiner Fantasie bin ich natürlich die Nymphe und es variiert jedes Mal, ob ich nur mit einem schlafe oder albern weglaufe und es schließlich mit mehreren gleichzeitig treibe.

Ich erinnere mich noch, wie ich peinlich berührt an die Decke starrte, nachdem ich die Geschichte erzählt hatte. Sie war zwar kein großes Geheimnis, aber ich hatte sie zum ersten Mal jemandem erzählt. Allein meine eigene Stimme zu hören, verlieh dem Ganzen einen unglaublich kindischen und blöden Klang.

Dann sagte Paul: „Ich glaube, ich muss der glücklichste Mann auf der Welt sein.“ Er richtete sich auf und neigte sich mir zu. „Das ist ungelogen die schönste Fantasie, die ich je gehört habe. Du bist einfach in jeder Hinsicht fantastisch.“

 

Und so wurde sie bloß zu einer kleinen, witzigen Geschichte, die ich mit ihm geteilt hatte. Glaubte ich.

 

Vor zwei Monaten hatten wir unseren fünften Hochzeitstag. Schon ein halbes Jahr zuvor hatte Paul gesagt, ich sollte mir dieses Wochenende freihalten. Er wollte absolut nicht verraten, was er sich da ausgedacht hatte. Nur, dass ich am Freitagabend um neunzehn Uhr bereit sein sollte.

Das war aber gar nicht so einfach. Wir hatten schon ein paar schöne Wanderungen hinter uns, also konnte ich mir gut vorstellen, dass das sein Plan war. Oder vielleicht ein Segelausflug mit seinem Boot? Aber die Kleidungsvorschriften für diese beiden Optionen unterschieden sich doch grundlegend vom Besuch eines Michelin-Restaurants oder einem Gang ins Theater!

Ich entschied mich schließlich für einen süßen, anständigen Look. Lange, flache Wildlederstiefel und ein rotes Kleid, in dem Paul mich meines Wissens nach unwiderstehlich fand – und das auch bequem genug zum Segeln und Wandern war.

 

Auf den Glockenschlag holte Paul mich ab und wir fuhren in ein wunderschönes italienisches Restaurant. Ich liebe italienisches Essen. Wir aßen, tranken und betrieben Smalltalk, während ich unauffällig neben Pauls Stuhl spähte. Doch da stand kein Geschenk für mich.

Ich dachte, er hätte mir vielleicht ein Schmuckstück gekauft, aber nichts kam zum Vorschein – rein gar nichts.

Im Gegenteil spürte ich eine ungewohnte Anspannung an ihm.

Während des Nachtischs hielt ich es nicht länger aus: „Was machen wir denn?“

Paul lachte nur und sagte, seine Überraschung würde bald beginnen und es sei vielleicht keine schlechte Idee, noch einmal die Toilette aufzusuchen, bevor wir aufbrechen würden.

Inzwischen war es halb elf, also fiel Wandern schon einmal weg – und die Segeltour vermutlich auch.

Die ganze Sache war sehr mysteriös. Und aufregend.

Der gute italienische Wein hatte seine Wirkung auch nicht verfehlt und als wir zum Wagen gingen, war ich fast genauso aufgedreht wie Paul.

 

Sobald wir im Auto saßen, reichte er mir eine Schlafmaske und sagte, ich sollte nicht sehen, wohin wir fuhren. Wenn schon, denn schon. Also verschwand ich in der Dunkelheit und hörte nur die Geräusche der Stadt von draußen. Mir wurde schnell klar, dass wir nicht zurück nach Hause fuhren.

Wir fuhren eine halbe Stunde lang, ehe das Auto anhielt. Paul sprang heraus, öffnete meine Tür und geleitete mich vorsichtig ins Freie. Es war recht still hier. Vielleicht ein großer Parkplatz? Paul öffnete eine schwere Tür und der Klang und Geruch verliehen mir den Eindruck, dass wir eine Art Lagerhalle betraten. Paul führte mich durch einige Flure und blieb schließlich stehen.

An diesem Punkt hatte ich aufgegeben zu erraten, worauf die Überraschung hinauslief und war ihm einfach gefolgt, da ich es früher oder später schon erfahren würde. Außerdem vertraute ich zu hundert Prozent darauf, dass es ein gutes Geschenk war. Paul ist nämlich ein Meister der Ideen. Wir blieben also in einem scheinbar sehr großen Raum stehen. Das war offensichtlich unser Ziel, denn Paul bat mich stillzustehen. Ich hörte ihn eine Flasche Wein öffnen, woraufhin er mir ein Glas reichte. Nach wie vor mit verbundenen Augen.

Abartig und hochspannend.

„Du müsstest dich jetzt umziehen“, sagte er und nahm mir das Glas ab, damit ich mich ausziehen konnte.

Bei der Unterwäsche hielt ich inne: „Alles?“

Er flüsterte mir zu: „Alles.“

Er ließ es nicht zu, dass ich mich unwohl fühlte und gab mir ein leichtes Kleid. Es bestand aus mehreren, luftigen Schichten und fühlte sich an, als reichte es mir bis zu den Knien. Dann gab er mir das Glas zurück.

„Jetzt setz dich bitte auf diese weiche Decke hier und ich lasse dir dein Handy da, damit du mich jederzeit anrufen kannst.“

„Du darfst jetzt langsam mal auflösen, was…“, begann ich, aber Paul legte vorsichtig seine Hand auf meine Lippen: „Ganz ruhig – es ist eine Überraschung. Eine sehr spezielle Überraschung.“

Er nahm mein Glas und half mir mich hinzusetzen.

Ich spürte ein dickes, weiches Schafsfell unter mir.

„Jetzt setze ich dir Kopfhörer auf und sobald das Lied vorbei ist, darfst du sie samt der Augenbinde abnehmen. Okay?“

Ich nickte. Immer noch höchst verwundert. Und natürlich unglaublich gespannt.

Die Musik, die er über mein Handy abspielte, beruhigte mich. Es war ein klassisch angehauchtes New-Age-Stück, das leicht an Vivaldis Vier Jahreszeiten erinnerte, aber irgendwie psychodelisch klang, mit einem deutlichen Unterton von Wind in Baumkronen.

Es war ein sehr langes Stück. Vielleicht dauerte es eine Viertelstunde. Aber die Musik beruhigte mich sehr, ich wurde ganz dösig und merkte erst nach einer Minute Stille, dass sie vorbei war.

Ich hatte mich auf das Schafsfell gelegt, setzte mich jetzt aber auf und streckte mich. Erst dann nahm ich die Kopfhörer und die Augenbinde ab.

 

Ich musste erst einmal blinzeln, bis ich erkannte, in welch einem Raum ich mich befand. Er war groß, die Wände braun vertäfelt. Ich entdeckte zwei Ausgänge – aber erkannte den Raum von nirgendwoher wieder.

Ich sah nach oben. Die Decke war hoch, sehr hoch. Es musste sich um eine Art Lagerhalle mit unterschiedlicher Raumeinteilung handeln.

Vielleicht war es ein neues Lager für meine Firma.

Nein, um ein solches Geschenk hätte Paul kein so großes Geheimnis gemacht.

Plötzlich ertönte psychodelische Musik aus Lautsprechern, die irgendwo weit oben angebracht sein mussten.

Erst da leuchtete mir ein, dass ich nicht allein war.

Ich wusste zwar nicht wie, aber mir war sofort klar, dass es nicht Paul war. Hinter mir vernahm ich ein Geräusch, das nach mystischen Tanzschritten klang. Auch sie schienen nicht allein zu sein.

Ich versuchte mich zu besinnen.

Paul würde niemals etwas tun, vor dem ich aufrichtig Angst hatte. Er würde mich auch keiner Gefahr aussetzen.

Da war ich hundertprozentig sicher.

 

Was also könnte er arrangiert haben?

Eine private Ballettvorführung? Die trippelnden Geräusche könnten Ballettschritte sein. Sie klangen ein wenig nach schwereren Tänzern. Waren es Männer?

 

Dann dachte ich an das Kleid, das er mir gegeben hatte.

Während ich es studierte, dämmerte es mir allmählich. Es war hellbraun und dünne Silberfäden flossen in mehreren Schichten anmutig um meinen Körper.

Es war das Kleid einer Nymphe.

Erst da wagte ich es einen Blick über meine Schulter zu werfen, um herauszufinden, woher die trippelnden Tanzschritte kamen.

 

Nein, nein, nein.

 

Ich grinste sofort wie blöd.

Das konnte doch nicht wahr sein.

 

Fünf Männer in ledernen Hosen und seltsamen Tiermasken sprangen durch die Gegend. Die Masken erinnerten ein bisschen an Maulkörbe für Hunde. Aber sie dienten auch hervorragend einer Verkleidung als… Faun.

 

Das war meine Nymphenfantasie.

Sie wurde wahr.

 

Die fünf Faune deuteten meinen Blick anscheinend als Zeichen zu beginnen. Ich hörte, wie die Schritte kräftiger und springender wurden.

 

Es war so surreal, dass ich mich allen Ernstes kneifen musste, um zu testen, ob ich wirklich wach war.

Ich wandte meinen Blick von den Faunen ab. Dass Paul keiner von ihnen war, hatte ich schon bemerkt. Seinen Körper würde ich kilometerweit wiedererkennen.

Es waren fünf jüngere, verkleidete Männer.

 

Es überschritt eine Grenze und reizte mich gleichzeitig so sehr, dass es mich zum Zittern brachte. Dann fasste ich einen Beschluss. Das hier geschah „once in a lifetime“ und wenn Paul es schon ermöglicht hatte, konnte ich doch wenigstens ein bisschen mitspielen.

 

Ich streckte mich theatralisch – wie die Nymphe auf dem Bild meiner Großmutter. Dann stellte ich mich auf das weiche Schafsfell und wandte mich den tanzenden Faunen zu. Sie tanzten auf mich zu. Langsam.

Ich spähte durch den großen Raum und schaute zur Decke. Ich konnte keine Kameras entdecken. Dieser Moment gehörte wirklich nur mir.

Ich trat vorsichtig vom Fell und spürte weiches Linoleum unter meinen nackten Füßen.

 

Jetzt hatten die Faune Blut geleckt. Sie begannen um mich herum zu tanzen. Kamen näher und näher.

Die Musik wechselte und wurde einen Hauch rhythmischer. Sinnlicher. Oder lag das bloß daran, dass ich die Männer riechen konnte, dass ich es fühlte?

Einer von ihnen nahm meine Hand und ich ließ mich in ihren Tanz eingliedern, der sich einzig und allein um eines drehte: Mich.

 

Anfangs fühlte ich mich wie die Primadonna in einem Ballett. Die Hände der Faune umschmeichelten meinen Körper tanzend, dann hielten sie mich fest, umschlungen mich und hoben mich im Tanz hoch.

Sie ließen mich auf ihren Händen weilen wie einen Rockstar, der sich von seinem Publikum tragen ließ.

Dann setzten sie mich wieder ab. Der springende Tanz der Faune wurde immer aufdringlicher. Wie ein Spielzeug wurde ich herumgereicht, während sie sich an meinen Körper drückten.

 

Es war so sinnlich und reizend, dass ich beschloss, nachzugeben. Mir zu erlauben, das Erlebnis zu genießen. Ich kannte niemanden von ihnen, daher fühlte ich mich wunderbar anonym – obwohl sich alles um mich drehte.

 

Irgendwann gelang es einem Faun, seinen Kopf unter mein Kleid zu schieben, wo er meine Brustwarze küsste. Ich schubste ihn freundlich, wenn auch bestimmt weg. Ich war noch nicht bereit.

Das Tolle daran war aber, wie sie sich sofort alle ein Stück zurückzogen und den Tanz trotzdem unverändert fortsetzten.

Offensichtlich bestimmte ich, was geschehen sollte. Und wann.

 

Allmählich fühlte ich mich wie ein albernes Schulmädchen. Inmitten meiner eigenen sexuellen Fantasie. Ich war wahnsinnig erregt. Aber sollte ich sie bis zum Ende ausleben? Mit einem der Männer schlafen? Oder mit allen zusammen?

Obwohl mich der Gedanke wahnsinnig reizte, dachte ich, dass ich nicht einmal in der Fantasie Sex mit fünf Faunen gleichzeitig gehabt hatte. Das ging dann doch zu weit.

 

Doch das Szenario war so verlockend, dass ich – oder vielleicht eher mein Körper – beschloss, es ganz durchzuziehen. Bloß nicht mit allen fünf.

 

Also lief ich irgendwann in Richtung des einen sichtbaren Ausgangs. Die Männer tanzten schnell vor mich, um eine Flucht zu verhindern. Doch jetzt kannte ich die Regeln und schubste die im Weg stehenden Faune mit einem leichten Hieb weg.

Sie machten sofort Platz und ich rannte in einen schmalen Gang, der am Fuß einer Treppe endete.

Ich blieb stehen und warf einen Blick über meine Schulter. Wartete. Die fünf Faune standen an der Tür zum großen Raum und zitterten vor erwartungsvoller Aufregung wie kleine, hungrige Welpen.

„Zwei“, signalisierte ich mit der Hand, dann lief ich ein paar Stufen hoch. Sofort hörte ich, dass zwei Faune mir unanständig jaulend folgten.

Am Kopf der Treppe stieß ich auf einen weiteren Gang, der in eine Art kleine Umkleidekabine mit einer Bank in der Mitte und Wänden im Schachbrettmuster führte. Ich setzte mich auf die Bank und wartete darauf, dass die Faune mich fanden.

Sie ließen sich viel Zeit. Der Raum konnte unmöglich so schwer zu finden sein, demnach taten sie es wohl, um mich zu erregen.

 

Und ich muss wirklich sagen, es funktionierte.

 

Der heiße Tanz. Die rhythmische Musik. Vielleicht auch der Wein. Der Klang der zwei Faune, die auf dem Weg waren. Zu mir.

Körper und Geist waren überspannt wie die Saite einer Geige, die unter der Berührung des Bogens aufschrie. Ich dehnte das Nymphenkleid, sodass meine Brüste entblößt wurden und legte eine Hand auf meinen Schoß.

Als die Faune endlich zu mir kamen, stand ich kurz davor, mich selbst zu befriedigen.

 

Das räumte auch mit den letzten Zweifeln auf, ob ich wirklich mitspielen wollte.

Mit einem Finger winkte ich sie liebevoll zu mir und sie postierten sich zu meinen Seiten. Ich machte einen königlichen Wink in Richtung ihrer Hosen – und wie von Zauberhand waren sie beide nackt.

Und, Himmel, was waren das für Männer! Sie waren nicht bloß äußerst gut bestückt, ihre Körper waren auch unglaublich durchtrainiert und definiert – und vom Tanz leicht verschwitzt… All das hatte eine so sinnliche Wirkung auf mich, dass ich mich ganz schön im Zaum halten musste, um mich nicht auf der Stelle in wilden Sex mit ihnen zu stürzen und einen Orgasmus zu bekommen.

Ich wollte das Szenario, das Paul mir ermöglicht hatte, so lang wie möglich genießen. Daher ergriff ich den Penis des einen Mannes und begann die Hand auf und ab zu bewegen. Der andere Mann rückte ungeduldig ein paar Zentimeter näher. Ach, wie schön es war, zwei Männer auf diese Weise zu kontrollieren. Mit meiner Sexualität. Als waschechte Nymphe.

 

Ich stülpte meinen Mund über den Penis des einen Mannes und fuhr meinen Kopf auf und nieder, während ich gleichzeitig den des anderen mit meiner Hand knetete. Schneller und schneller.

Beide atmeten etwas flach, als ich wechselte und den Penis des zweiten Mannes in den Mund nahm, während meine Hand den erigierten Stolz des ersten Mannes bearbeitete. Auf diese Weise würde ich das Spiel nicht lange treiben können, da sie sich sonst bald über mich ergießen würden – und ich war noch lange nicht fertig.

Deshalb legte ich mich verschmust auf die Bank und der eine Mann stürzte sich auf mich, während sein riesiger Penis in meine durchtrainierte und straffe Scheide glitt, die inzwischen so geil und feucht war, dass er sie als Wasserrutsche hätte benutzen können.

Kurz darauf packte er mich und drehte uns um, wodurch ich nun rittlings auf ihm saß. Der andere Mann ergriff meine Brüste und in einer fließenden, wahnsinnig sinnlichen Bewegung erhob sich der Mann in mir, damit ich mich in Richtung des anderen Mannes lehnen konnte, während er mich durchnahm.

Abwechselnd sanft, intensiv und hart.

 

Ich verlor völlig das Zeitgefühl, während meine zwei Faune und ich uns in dem Schachmusterraum befanden. Unsere drei Körper verschmolzen miteinander.

 

Während ich den Penis des einen Fauns im Mund hatte, tauchte der andere zwischen meine Beine und versuchte mich trotz der Maske zu lecken.

Doch ausgerechnet diese Maske stimulierte meine Klitoris und die gesamte Scheide und schickte einen wellenartigen und befriedigenden Orgasmus durch meinen Körper.

Unmittelbar danach wurde ich umgedreht, damit der andere Mann in mich eindringen konnte. Tief. Es fühlte sich wie ein unbeschreiblich langer Orgasmus an, der meinen Körper beben ließ.

Irgendwann kniete ich auf der Bank, während ein Faun mich von hinten nahm. Doggy Style. In dieser Stellung konnte ich dem anderen gleichzeitig einen Blowjob vergönnen und die Stöße des Hintermannes auf den Vordermann übertragen.

 

Ich bekam den heftigsten Orgasmus aller Zeiten.

 

Zitternd und atemlos warf ich mich auf die Bank, während ich die ekstatischen Wellen durch mich strömen ließ. Die beiden Männer – meine Faune – standen brav daneben und warteten.

Vor Freude musste ich lachen.

Ich war eine Nymphe. Und in dieser Version der Geschichte war ich auch diejenige, die über die Erlösung der Faune waltete.

 

Ich schaute zu ihnen auf, nickte leicht und sie besorgten sich beide ausdauernd jene Erlösung, die wie ein Vulkan in ihnen gebrodelt haben musste. Sie ergossen sich über meinen Brüsten und sanken beide nackt und atemlos zu Boden, wo sie immer noch lagen, als ich mich aufrichtete.

Ich hob das hübsche Kleid auf und verließ den Raum, ging die Treppe herunter und zurück in den großen Raum.

 

Die drei übrigen Faune waren immer noch da und begannen auf der Stelle zu tanzen, als ich den Raum betrat.

 

Ich schüttelte jedoch lächelnd den Kopf und ließ mich auf das dicke Schafsfell in der Raummitte fallen.

Ich hörte den Geräuschen hinter mir an, dass die drei Faune den Raum verließen. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, mein Handy zu nehmen und eine Nachricht an Paul zu schreiben: „Jetzt“.

Dann verlor ich vor zufriedener Erschöpfung nahezu das Bewusstsein.

 

Ich erinnere mich nur traumartig daran, wie Paul mich abholt, in eine Decke wickelt und auf die Rückbank unseres Autos legt.

 

Es war fast zwölf Uhr, als ich am nächsten Tag erwachte – in meinem eigenen Bett. Ganz ungewohnt für mein gewohntes Muster, da ich totale Frühaufsteherin bin. Ich hatte es wohl nötig.

Ich hörte Paul die Treppe zum Schlafzimmer hochlaufen und anhand seiner Schritte konnte ich mir denken, dass er ein Frühstückstablett für mich dabeihatte. Ich hatte auch einen Riesenhunger.

 

Er setzte sich aufs Bett und sah zu, wie ich mich über Pfannkuchen und Obst hermachte.

Als ich mich ein bisschen beruhigt hatte, schaute ich ihn an.

„Ich hatte den leibhaftigsten Traum heute Nacht“, sagte ich mit funkelnden Augen. „Willst du ihn hören?“

Er holte tief Luft, während sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete: „Du bist einfach ungelogen der fantastischste Mensch, den ich je getroffen habe. Ich bin so glücklich, dass du mir gehörst.“ Er beugte sich zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und rückte näher. Dann nahm er mein Kinn, sah mir direkt in die Augen und sagte: „Und nein, ich muss rein gar nichts von ‚deinem Traum‘ hören. Das war ein sehr persönliches Geschenk für dich, das du mit niemandem teilen wirst. Nicht einmal mit mir.“

Dann küsste er mich erneut und verließ den Raum, damit ich in Ruhe zu Ende essen und das Erwachen nach diesem bizarren, aber auch abenteuerlichen Erlebnis, das er mir ermöglicht hatte, genießen konnte.

 

Paul hat mich nie gefragt, was an diesem Abend eigentlich geschehen war. Ich hatte ihn jedoch ein bisschen darüber ausgefragt, wer die Männer waren. Absolut nicht, weil ich sie wiedertreffen möchte – niemals – sondern vor allem, weil ich ein paar Wochen lang jeden, der mich beim Einkaufen ansah, für einen der fünf Faune hielt.

Aber Paul versicherte mir, er habe das durchdacht. Er hatte die Faune aus einer anderen Stadt einfliegen lassen, von einem Anbieter, der großen Wert auf Diskretion legte.

 

Ich weiß nicht, ob ich überhaupt würde erzählen wollen, wie das Erlebnis für mich war. Irgendwie ist es perfekt, wenn diese Erfahrung nur mir gehört.

Doch um sicherzugehen, dass er auch verstand, wie glücklich mich sein Geschenk gemacht hatte, habe ich diese Woche, während er auf Geschäftsreise war, einen unserer Wintergärten so tapeziert, dass er hohen Bäumen ähnelt. Die Decke habe ich mit Blättern bemalt und außerdem einen grünen Teppich ausgelegt. Jetzt ähnelt der Wintergarten einer kleinen Waldlichtung.

Wenn er nach Hause kommt, werde ich das Stück von meinem Handy spielen und darauf warten, dass er mich im Wintergarten findet.

Dort werde ich in dem schönen Kleid auf einem Schafsfell liegen und auf ihn warten.

Auf meinen Faun. Meine große Liebe.

 

Wenn du also jemanden kennst und sie für einen kleinen Gold Digger hältst, dann besuch sie mal.

Wenn ihr Wintergarten zur Kulisse für eine Nymphe und fünf Faune verwandelt wurde… ja, dann bin ich es.

In der Gewalt meines Herrn: Erika Lust-Erotik

Ich bin auf dem Weg zu meinem Herrn. Ich habe mich seit Tagen darauf gefreut. Drei Tage vor der Verabredung erinnert mich mein Telefon daran. Es ist wie eine Bombenwarnung für meine Sinne. Endlich bekomme ich, was ich mir schon immer gewünscht habe. Es passiert nicht zufällig ausgerechnet jetzt. Da bin ich mir ganz sicher. Die letzten drei Jahre haben sich nur um mich gedreht. Um mich und um das, was ich mir aufbauen will. Ich bin weit weggezogen. Fort von einem weiteren Ex. Fort, um zu versuchen, jemand zu sein. Das hat mein Leben ausreichend gefüllt. Jetzt gibt es nur mich und meine Fähigkeiten. Nur das. All das!

 

Ich erreichte die Stadt mit meinem Gesellenbrief und nur wenig anderem. Ich habe ein Foto von mir, wie ich vor dem Hostel stehe. Den Rucksack über eine Schulter gehängt. Ganz neu in einer ganz neuen Stadt. Genau dort fasste ich den Entschluss, glücklich zu sein. Ich wohnte vier Monate lang in dem Hostel. In den Kojen neben mir wohnten unterbezahlte, rumänische Handwerker, gutgelaunte Touristen, Geflüchtete aller Art. Die einzig festen Bestandteile waren die Angestellten und die Inhaberin. Es vergingen einige Tage, in denen ich die Stadt besichtigte und spürte. Danach ging alles ganz schnell. Ich sprach mit der Inhaberin des Hostels. Ich fragte, ob ich ihre Öfen benutzen durfte. Es gab zwei davon in der Küche. Ich bekam die Erlaubnis, wenn ich versprach, um sieben Uhr fertig zu sein, da sie dann das Frühstück – Toast und Cornflakes - servierten. Innerhalb der ersten Tage platzierte ich meine Brote auf dem Frühstückstisch. Schon um halb acht waren sie alle weg. Die Inhaberin, Rosanna, war eine Frau in ihren Dreißigern und erfuhr von ihren Angestellten davon. Normalerweise kam sie erst im Lauf des Vormittags. Ein paar Tage später stand sie um halb sieben in der Küchentür. Sie wollte probieren. Nach ein paar Bissen bot sie mir an, für das Hostel zu backen und im Gegenzug kostenlos dort wohnen zu dürfen. Wir begannen uns zu unterhalten. Eine Woche lang traf sie jeden Tag frühzeitig ein, um zu sehen, was ihre Investition so drauf hatte, aber auch, um mit mir zu plaudern. Wir wurden Freundinnen, bevor die Woche vorüber war. Sie hat mir meine Wohnung organisiert, sie hat mir geholfen, meine erste Bäckerei zum Laufen zu bringen und sie hat mich meinem Herrn empfohlen.

 

Das geschah noch, bevor ich in meine Wohnung zog. Wir kannten uns seit fast zwei Monaten. Die kleine Bar des Hostels war leer. Sie und ich fügten abwechselnd Songs einer Spotify-Playlist hinzu. Wir tranken Gin Tonic. Nicht das Gesöff aus der Bar. Rosannas eigenen. Wir betranken uns. Wir begannen über Sex und Männer zu plaudern.

„Bist du bereit für einen Schocker?“, lallte sie ganz unverhofft. „Dann zeige ich dir jetzt, worauf ich stehe.“

Ich wurde nervös und befürchtete, sie könnte mich meinen. Aber ich war betrunken und wenn ich es mit einer Frau versuchen sollte, konnte ich mir keine andere als Rosanna vorstellen. Sie ist ein echtes Latinoluder. Strotzender Arsch, hübsche B-Körbchen, schmale Taille, dunkle Mangaaugen. Immer in Absatzschuhen und meistens in einem Kleid oder Rock.

„Komm her“, sagte sie. Anscheinend war sie der Meinung, ich könnte ihre Vorlieben nicht von meinem Barhocker aus betrachten. Ich hüpfte lächelnd herunter und kam zu ihr. Ganz und gar darauf eingestellt, mit ihr zu knutschen.

„Das hier liebe ich“, sagte sie und schaltete eine kleine Lampe hinter sich an. Ich sollte gut sehen können. Sie begann ihr Kleid anzuheben. Erst langsam, dann hob sie es in einem Ruck über ihren beneidenswerten Hintern. Zuerst konnte ich es im Halbdunkel nicht erkennen. Ich kam einen Schritt näher. Sie drehte mir ihren Hintern zu. Da sah ich die einander kreuzenden roten Striemen. Sie wirkten leicht geschwollen. Ich hatte sie an diesem Tag nie sitzen sehen. Wir tauschten uns lange über unsere Vorlieben aus. Über die Schwierigkeit einen Mann zu finden, der uns gab, was wir brauchten. Dann erzählte sie von der Klinik. So nennen wir sie beide. Sie erzählte, dass sie sich einen solchen Ort immer erträumt hatte. Dass sie sich erträumt hatte, zu einem Herrn gehen zu können. Einen Termin zu vereinbaren. Ihre Bedürfnisse erfüllt zu bekommen und dann nach Hause zu gehen und ihre Kinder ins Bett zu bringen. Sie hatte ihre Fantasie sogar an eine Webseite geschickt, die die Fantasien sämtlicher Leute verfilmte. Vor fast einem Jahr hatte sie dann bei einem Treffen für selbstbewusste Frauen von der „Klinik“ gehört. Als ich die Brötchen in den Ofen schob, war ich feucht und besoffen. Wir gingen erst schlafen, als das Frühstück eröffnet wurde. Wir umarmten uns sturzbetrunken.

„Ich schicke dir später die Nummer“, flüsterte sie. Später schlief ich mit beiden Händen zwischen den Beinen ein.

 

Jetzt bin ich hier. Besitzerin einer kleinen Bäckerei und dabei, eine zweite zu eröffnen. Ich mache, was ich liebe und verdiene gut dabei. Ich erinnere mich oft an den Verlauf meiner Reise. Ich musste lernen, stolz auf das zu sein, was ich tue. Und das bin ich jetzt auch, während ich auf Rosannas Fahrrad durch die Straßen fahre. Ich bin angekommen. Stelle das Fahrrad ab. Ich gehe zur Tür. Ich bewege mich, als wäre ich wieder ein kleines Mädchen. Ich brenne vor Eifer. Manche Leute behaupten, ich wäre wie ein Gummiball. Das war in meinen verzweifelten Jahren, als ich mich misslungen fühlte. Als ich mich träge durch die Straßen meiner Heimatstadt schleppte. Als ich meinte, ich wäre falsch zusammengebaut. In den Jahren, als ich Freund um Freund, Liebhaber um Liebhaber erfolgslos versuchte, einen Orgasmus zu bekommen. Ich verstand es nicht. In den Pornos sind alle Männer heiß darauf, zu dominieren. Selbst in denen, die mit BDSM nichts zu tun haben. Aber ich hatte nie einen Partner, der damit klarkam. Keinen einzigen, der richtig begriff, dass ich das für einen Orgasmus brauchte. Es fühlte sich an, als würde ich etwas von ihnen verlangen, das sie nicht wollten. Dieses Gefühl ist schwer zu beschreiben. Die paar Typen, die ich liebte, wollten mir einen Orgasmus ermöglichen und ich träumte davon, sie auch glücklich zu machen. Eine doppelte Enttäuschung, wenn das nicht funktionierte. Nach einer Weile merkte ich ihnen die Unsicherheit an. Sie wurden eifersüchtig, weil ihnen klarwurde, dass sie mir nicht geben konnten, was ich unbedingt brauchte. Ich lüge nie. Auch im Bett nicht. Ich wünschte, es würde ihnen nichts ausmachen. Mit mir zu tun, was sie wollen.

Jetzt bekomme ich meine Orgasmen so oft ich will und so oft ich genug Geld habe. Ich brauche nicht nachzudenken. Mein Herr weiß, was mir gefällt. Er tut alles, wonach ich mich schon so lange gesehnt habe.

Tadelt mich, fesselt und schlägt mich, zwingt mich. Er mag seinen Job. Das weiß ich. Die letzten Male ist er gekommen. Darüber steht nichts in der Broschüre der Klinik. Als ich anfing, ihn zu besuchen, machte er es auch noch nicht. Er sollte auch gar keine Energie dafür haben, bei all den Kunden. Ich versuche, nicht stolz darauf zu sein, aber ich schaffe es nicht.

 

Ich liebe es, die Klinik zu betreten. Von außen sieht man ihr nichts an. Man sieht nur ein Wartezimmer, das ist alles. Es gibt zwei Rezeptionistinnen. Eine unglaublich süße, lächelnde und dann die, die heute da ist. Ich mag guten Service. Einer der Gründe, warum meine Bäckerei so gut läuft, ist, dass ich großen Wert auf Service lege und das an meine Angestellten weitergegeben habe. Aber in diesem Land, wo fast alle so zum Kotzen süß und serviceorientiert sind, freue ich mich über jemanden, der seine Persönlichkeit oder Tagesform durchscheinen lässt. Das tut Clara, die heutige Rezeptionistin. Sie ist nicht richtig unverschämt. Sie macht ihre Arbeit gut. Aber sie hat etwas an sich, dass mich schon im Wartezimmer anregt, dominiert werden zu wollen. Sie liest. Kaut Kaugummi. Ich komme herein. Sie lenkt ihre Aufmerksamkeit gezwungenermaßen vom Buch auf mich. Es passt ihr eigentlich nicht, dass ich komme. Sie passt perfekt hierher, denke ich gerade noch, bevor ich ihren kleinen Tisch erreiche. Wir bestätigen meinen Termin. Sie nickt in Richtung der Stühle. Es ähnelt eher einem Befehl als einem Angebot.

Das Wartezimmer ist ein länglicher, schmaler Raum. Die Stühle stehen Clara gegenüber an der Wand. Alles ist extrem schlicht gehalten. Freigelegte Backsteine, ein Tisch für Clara, Stühle für die Kunden. Über Claras Kopf hängt die einzige Dekoration des Raums. Ein großes, gerahmtes Bild. Auf einem gräulichen Hintergrund steht in großen, schwarzen Buchstaben: „PAIN IS PLEASURE“. Ich habe versucht zu verstehen, warum es da hängt.

Für die Kunden ist es viel zu offensichtlich, dass das der Fall ist. Ich schwanke dazwischen, ob entweder gar nichts dahintersteckt oder es ein lustiger Kommentar sein soll.

Ich setze mich zwischen eine hübsche, indianisch aussehende Frau um die vierzig und ein paar junge Männer. Sie liest ein dickes Buch. Der Mann auf der anderen Seite hält einen Fächer in der Hand. Seine Freundin – sie sehen sich ähnlich – pikst ihn. Möchte Aufmerksamkeit. Vielleicht ist es ihr erster Besuch. Was für eine gute Idee, als Paar hierherzukommen, denke ich.

Mein ganzer Körper kribbelt. Ich habe generell keine Geduld und erst recht nicht, wenn ich hier bin. Ja, ich bin die, die in allen Wartezimmern, Bussen und Warteschlangen anfangen muss zu quatschen. Sehr wenig Geduld gepaart mit viel zu großer Neugier. Einer meiner Exfreunde meinte einmal, dass ich in diesen Situationen nur mit Leuten rede, um Zeit zu vertreiben. Dass sie mir von Kopf bis Fuß egal seien. Das machte mich traurig und ich dachte lang darüber nach. Jetzt macht es mir nichts mehr aus. Ich folge meinen Impulsen. Das bin ich. Und ich liebe es so zu sein. Ich beuge mich nach vorn, um zu sehen, was meine Nachbarin liest. Es ist „Fifty Shades Darker“.

„Das ist neu, oder?“, frage ich sie lächelnd.

„Si“, sagt sie und versteckt sich ein wenig hinter dem Buch.

Clara schaut zu uns. Es ist okay, dass sie nicht reden will. Ein bisschen langweilig, aber okay. Ich spüre, dass mein Atem flacher wird. Er sitzt ganz oben, über meinen Brüsten. Ich müsste bald an der Reihe sein. Meine Haut kitzelt voller Vorfreude. Ich kann es nicht lassen, mir über den Hals zu streichen. Dann öffnet sich die Tür am Ende des Wartezimmers. Ich richte mich automatisch auf. Ich weiß, wie mein Herr mich sitzen sehen will. Aufrecht mit einem leichten Hohlkreuz, die Augen auf den Boden gerichtet. Letzteres schaffe ich nicht. Ich muss etwas sehen. Es ist nicht mein Herr. Eine schöne Blondine kommt durch die Tür. Ein breites Lächeln liegt auf ihren Lippen. Ohne uns anzusehen, geht sie durchs Wartezimmer. Sie wirft Clara einen Handkuss zu. Eine weitere zufriedene Kundin. Ich lache leise. Ich gewöhne mich nur schwerlich an den Anblick der herauskommenden Frauen und Männer. An das Bewusstsein darüber, dass sie vor wenigen Minuten gekommen sind. Sie strahlen mit dieser schwerwiegenden Orgasmusglückseligkeit über uns Wartende hinweg. Später werde ich herauskommen und strahlen. Hoffentlich bald.

 

Es vergeht nur ein Augenblick. Ich werde aufgerufen. Zeitgleich beginne ich zu genießen. Schon jetzt bewege ich mich langsamer. Mein Körper denkt. Fantasiert. Ich betrete das dunkle Zimmer, in dem ich mich bereitmachen soll. Mein Korb, mein Brot, mein Fahrradhelm wirken meilenweit entfernt, als ich sie ablege. Alles andere lege ich auch ab. Weit weg. Ich ziehe mich aus. Langsam. Das ist meine Verwandlung. Jede einzelne neuronale Verknüpfung, jede kleinste Hautzelle springt über. All meine Pflichten, all meine Eigenschaften sind fort. Jetzt bin ich Sklavin meines Herrn und meiner Sinne.

Der Raum hat drei Türen. Die, durch die ich kam, die, durch die ich gleich gehen werde und die, die sich jetzt öffnet. Es ist die Sekretärin meines Herrn. Eine große, ernste Frau. Sie sagt nie etwas. Hält mich nur fest und bereitet mich vor. Eine dicke Kette liegt auf meinen Schultern. Die Enden laufen in einem Riemen auf meinem Rücken zusammen. Eine Kette führt mein Rückgrat entlang, bis zwischen meine Hinterbacken und wird genau vor meiner Scheide befestigt. Die Sekretärin dreht mich um. Ich kehre ihr den Rücken zu, während sie die Riemen und Ketten anbringt. Sie hockt hinter mir und befasst sich mit der Kette zwischen meinen Beinen. Ich spüre ihre Finger. Sie berührt mich nur, um ihren Job zu machen. Sie muss mir meine Lust anmerken können. Dann steht sie auf und zurrt die Riemen hinter meinen Schultern fest. Sie müssen stramm sitzen. Die Riemen über meinen Brüsten werden gespannt. Das lässt sie weiter hervorstehen als sonst. Ich bin mit meinem Körper und besonders mit meinen Brüsten zufrieden. Sie sitzen genau richtig. Sind nicht zu groß, nicht zu klein. Es sind solche Brüste, die sich aufstellen und Hallo sagen. Diese Formulierung habe ich aus dem Film „Wild at Heart“. Ich hatte den Film vor ein paar Jahren erschöpft mit meinem damaligen Freund angesehen. Als Lula diesen Satz sagte, umklammerte mein Freund meine beiden Brüste.

Die Sekretärin prüft alles noch einmal nach. Sie ist zufrieden. Sie verlässt den Raum. Ich bin bereit.

 

Ich muss zur Tür. Ich strecke die Beine, richte mich auf, klopfe an und falte die Hände hinter dem Rücken. Ich muss ein artiges Mädchen sein. Einmal hatte mein Herr auf der anderen Seite der Tür gestanden, sie geöffnet und mich gesehen, bevor ich fertig war. Dafür gab es eine ganz besondere Strafe. So möchte ich heute nicht anfangen.

„Komm herein“, sagt eine Stimme hinter der Tür. Eine tiefe, sanfte Männerstimme. Sie gehört nicht meinem Herrn. Ich erstarre.

„Komm herein“, wiederholt die Stimme. Ich reiße mich zusammen und öffne die Tür.

 

Ich betrete ein raues, romantisches Zimmer. Die Wände sind aus Kalk, aber nicht in besonders guter Verfassung. Sie haben Löcher und wurden absichtlich vernachlässigt. Shabby chic gone wild. An einer Wand hängt eine eiserne Garderobenleiste. Daran hängen verschiedene Kleidungsstücke aus Leder. Kerzen stecken in großen Eisenständern, auf dem Boden und den Tischen. Das Herz des Zimmers ist ein eisernes Bett. Darauf sitzt ein schöner, junger Mann. Er ist in meinem Alter. Meine gewöhnlichen Herren sind weder jung, noch schön. Er sitzt da wie hingeworfen. Sein Oberkörper ist nackt. Ein dunkler Tom Hardy. Er sieht ihm nicht ähnlich. Er ist viel schöner. Aber seine träge, ruhige Körpersprache lässt mich an Tom Hardy denken, auf den ich früher total abgefahren bin. Er schlägt auf die Matratze, ich soll mich dort hinsetzen. Ich kann die Bewegung jedes einzelnen Muskels auf seinem Arm und seinem Brustkorb sehen. Eines schönen Tages hätte ich einen wie dich gern in meinem eigenen Bett, würde ich gerne sagen. Ich setze mich brav aufs Bett.

„Fräulein Miller“, sagt er. Seine Stimme ist so ruhig. So tief und ruhig.

„Ja, Herr.“ Ich kann meine Stimme hinter der Brust spüren. Sie ist hoch mit rauem Anstrich. Meine Stimme und die seine. Sie tun etwas, das wir gerade noch nicht tun.

„Willkommen.“ Seine Stimme in mir.