Voyeur – und drei andere erotische Erika Lust-Geschichten - Cecilie Rosdahl - E-Book

Voyeur – und drei andere erotische Erika Lust-Geschichten E-Book

Cecilie Rosdahl

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  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Serie: LUST
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

An ihrem Arbeitsplatz sieht sie viele kommen und gehen – Männer und Frauen. Und sie beobachtet viel: Menschen, die sich lieben, Menschen, die ihre Lust befriedigen oder anderen Menschen dabei zuschauen. Eines Tages trifft sie schließlich selbst im Etablissement auf einen Mann, dem sie Freude bereitet – von der Massage bis zum Happy End...Die Sammlung von Kurzgeschichten enthält: Voyeur, Muse des Künstlers, Die Erinnerung an ihn und Generation Autosex.Die Novelle wurde in Kooperation mit der schwedischen Filmproduzentin Erika Lust herausgegeben. Ihr Ziel ist es, die menschliche Natur und ihre Vielfältigkeit durch Erzählungen über Leidenschaft, Intimität, Liebe und Lust zu schildern. Dabei mischt sie spannende Geschichten mit erotischen Komödien.-

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Seitenzahl: 90

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Voyeur – und drei andere erotische Erika Lust Geschichten

 

Lust

Voyeur– und drei andere erotische Erika Lust Geschichten:

Muse des Künstlers

Die Erinnerung an ihn

Generation Autosex.Coverbild/Illustration: ShutterstockCopyright © 2018, 2020 LUST All rights reserved ISBN: 9788726744248

 

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nachAbsprache mit LUST gestattet.

Voyeur

Cecilie Rosdahl

Mein Name ist Nadine. Ich bin neunzehn Jahre alt und arbeite nachts in einem Hotel. Das ist mein Paradies, denn es ist ruhig und luxuriös. Ich betrachte gern die Menschen, die hierherkommen. Die meisten tragen teure Kleidung und sind aufgebrezelt. Sie wollen irgendwohin. Sich treffen, ob nun beruflich oder privat. Hier gibt es immer frische Blumen, saubere Handtücher und blankpolierte Spiegel. Ich bin Rezeptionistin und kümmere mich auch um den Zimmerservice.

 

Wenn es still ist, schreibe ich meine Fantasien auf. Die Zeit muss nun mal mit irgendwas verbracht werden und ich wollte schon immer Schriftstellerin werden. Einen eigenen Sekretär wie Barbara Cartland zu haben, ist mein ultimativer Traum. Dann hätte ich mein eigenes Zimmer im Hotel und könnte in meinem Seidenpyjama auf dem Bett liegen und Champagner trinken, während ich dem Sekretär alles diktiere.

 

Ich hatte schon Kontakt zu einem Redakteur. Er ähnelt Mel Gibson, nur in einer jüngeren Ausgabe und mit braunen Augen. Er mag meine erotischen Fantasien und es reizt mich, dass er sie lesen will, obwohl noch viele Seiten fehlen, bis sie ein Buch sind.

 

Meine Lieblingskünstlerin ist Sophie Calle. Sie hat einmal in einem Hotel gearbeitet, dort geputzt und das Eigentum der Gäste als Teil ihres Kunstprojekts fotografiert. Mein Projekt sind meine Geschichten.

 

Es ist ein altes Hotel voll lederner Chesterfieldmöbel und grüner Lampen. Die Bar im Keller ist schwach beleuchtet und wirkt wie einem englischen Film entsprungen. Wenn ich mit dem Staubwedel unterwegs bin, stelle ich mir vor, dass das hier mein Zuhause ist, mein Schloss, und der Redakteur mein Meister, der mir befiehlt, was ich zu schreiben habe.

 

Dieses Hotel hat etwas ganz Besonderes, etwas das kein anderes mir bekanntes Hotel hat und das den Reichsten der Reichen vorbehalten ist. Es nennt sich PLAYROOM.

Dort kann man Geld bezahlen, um ein Paar beim Sex zu beobachten. Außerdem können die Hotelgäste dort selbst miteinander schlafen.

 

Dass gleichzeitig ein Augenpaar von der anderen Seite der Wand durch eine Luke späht, die sobald der Akt überstanden ist, zuklappt, hat seinen Reiz und macht es erst recht einzigartig.

 

Deswegen trägt das Hotel den Namen Voyeur. Außer einer Übernachtung bekommt man hier nämlich die Möglichkeit, seine wildesten Fantasien vor eigenen Augen vorgespielt zu bekommen. Auf der Visitenkarte stehen folgende Worte:

”You've heard about us. You're looking for us. At Voyeur you can live out whatever you want, whenever you want. Your deepest fantasies come true right before your eyes. Do you want to try? Call us at 666-999-000.”

Bisher war ich noch kein Voyeur, wenn auch nicht aus mangelnder Lust. Ich habe jedoch schon aus überaus unschicklichem Verhalten etwas Inspiration schöpfen können.

 

Da das Hotel alt ist, sind auch die Türen und Schlösser alt und lassen sich mit schweren, altmodischen Schlüsseln verschließen. Wenn die Schlüssel nickt stecken, kann man durchs Schlüsselloch schauen und dem Auge eine Freude bereiten, wenn es dahinter gerade jemand treibt. Das Schlüsselloch bietet eine gute Aussicht auf das Bett.

 

Aus dieser Position wurden meine Erfahrungen – die natürlich nicht meine Erfahrungen, aber eben meine eigenen Beobachtungen sind – zur Inspiration für meine Schreiberei. Das Hotel ist außerdem hellhörig, weshalb man auch mithören kann, wenn jemand leidenschaftlichen Sex hat. Wirklich erregend.

 

Einmal war ich so ungezogen, dass ich mich im Kleiderschrank versteckte, während ein Paar Sex hatte. Ich musste mir den Mund zuhalten, während ich voyeuristisch an ihrem Akt teilnahm. Glücklicherweise verschwanden sie anschließend im Badezimmer und ich konnte mich rausschleichen. Mein Herz klopfte noch eine Stunde später vor Erregung und der Angst entdeckt zu werden.

 

Ich habe eine Schweigepflichtserklärung unterschrieben, da wir wichtige und prominente Gäste haben. Viele haben hohe Positionen und es wäre ein Skandal, wenn sich herausstellte, dass sie ein Teil hiervon sind.

 

Hin und wieder kommen Prostituierte von der Straße, aber größtenteils haben wir exklusive Escorts. Viele sind Mitglieder in Swingerclubs. Das Hotel führt akkurat Buch und hat ein Protokoll für jeden einzelnen Übernachtungsgast. Die sogenannten „Roten Seiten“ enthalten Informationen über sexuelle Präferenzen. Darüber hinaus gibt es „die Kartei“, die die Kontaktdaten der „Ausübenden“ enthält.

 

Die Hotelangestellten sind nach Alter, Aussehen und eigenen Präferenzen sortiert. Noch bin ich Novizin, aber ich werde von „Mama“ geschult. Sie ist die Frau des Hoteldirektors und ehemalige Kostümbildnerin und Makeup-Artist. Sie hilft den Jüngeren sich in ihrem Metier zurechtzufinden.

 

Was mich selbst betrifft, strebe ich keine Karriere als Escortgirl, sondern als Autorin an. Deswegen ist es ausschließlich der Inspiration geschuldet, dass ich hier arbeite. Der Redakteur hat mir den Job besorgt. Ich hatte nur eine Novelle eingereicht, woraufhin er mit ein Bewerbungsgespräch organisierte.

 

Meine kleinbürgerlichen, langweiligen Eltern würden komplett durchdrehen, wenn sie wüssten, was ich am Laufen habe. Sie glauben, dass ich nur Laken falte und Gäste einchecke.

 

Tagsüber mache ich eine Ausbildung zur Krankenschwester, deswegen dient mein Anatomiebuch meiner eigentlichen Tätigkeit als Deckmantel. Ich studiere männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Das Buch liegt aufgeschlagen auf meinen Texten.

 

Nicht mal der Direktor weiß, dass ich über die Vorgänge im Hotel schreibe. Sein Geschäft ist aber nicht wirklich kriminell. Niemand ist minderjährig oder eine illegale Arbeitskraft aus dem Osten. Alle Mitglieder der Kartei genießen ihre Arbeit. Ansonsten würde es auch keinen Spaß machen zuzusehen – oder darüber zu schreiben.

 

Ich trage Jeans und eine offene Jacke, mein Haar ist offen. Eine rote, kurzärmlige Bluse, die einen Teil meines Bauchs und mein Piercing zeigt. Rote Chucks. Der Raum ähnelt mit seinem leeren Boden und einer einzelnen Bank in der Mitte einer Theaterbühne. Eine große Zimmerpflanze an einer Wand. Dämmerlicht beleuchtet die Bank in einem Spot.

 

Ich reibe mir die Oberschenkel und warte gespant, etwas ungeduldig. Nehme mein Handy aus der Tasche und schaue mir die Bilder an, auf denen Baby und ich uns küssen.

 

Die eine Wand hat eine tolle, skulpturale Oberfläche in Erdtönen mit einem Wellenmuster. Jetzt höre ich eine Klappe aufgehen. Ich schaue zur Scheibe, einem rechteckigen Loch in der Wand, wie ein Bildschirm oder ein Fenster zu einem anderen Raum. Das ist der Ticketschalter.

 

Ich stecke das Handy in die Tasche und gehe zum Fenster. Eine schöne Frauenhand reicht mir eine Eintrittskarte, auf der in rotem Plastik die Worte „VOYEUR“ stehen. Das O ist ausgestanzt, besteht aus einem Loch. Ich setze es wie ein Monokel vor mein Auge.

 

Jetzt habe ich Zutritt zu einem weiteren Fenster, das ich mit der Karte öffne.

 

Eine hübsche Blondine mit einem kurzen Jungenhaarschnitt starrt mich an. Im Raum steht eine Pritsche. Auf dem Boden und von der Decke hängen Blumenranken. Sie sind sehr schön, farbenfroh und bilden einen tollen Kontrast zu dem sonst nackten Raum, in dem die Pritsche das einzige Möbelstück ist. Es erinnert an einen Wald oder eine Art Paradies. Grüne Blätter und rote Blüten.

 

Die Frau legt sich auf die Pritsche. Ihr Körper ist schlank, die Haut hell und rein.

 

Ein unglaublich attraktiver, nackter Mann kommt zum Vorschein und beugt sich über sie. Er küsst sie untenrum, während sie die Arme nach hinten streckt und den Kopf dem Boden zuwendet. Ich kann ihre genießerischen Laute hören. Er gibt ihr den Finger. Danach wechseln sie in die 69-Stellung. Er unten, sie oben. Ich sehe seine Zunge in ihr Geschlecht gleiten. Sie hat ihn im Mund. Er ist groß und steif. Sie ist glattrasiert und hat einen tollen Hintern.

 

Dann umklammert sie seine Hoden und nimmt seinen Penis in die andere Hand. Befriedigt ihn hart und rhythmisch.

 

Auf einem Schenkel hat sie eine schwarze Tätowierung. Ich kenne die Form aus der buddhistischen Ikonographie. Hypnotisiert starre ich darauf. Es ist ein Mandala, das sich zur Meditation eignet.

 

Wieder gehen sie in die 69-Stellung. Meine Augen schwanken von Mund zu Mund, die vom jeweils anderen kosten. Er ist genauso dunkelhaarig wie sie blond. Ein wunderschönes Paar mitten in dieser Oase, deren Existenz ich nicht erahnen konnte, ehe mein Redakteur mir die kleine, mit dem Wort VOYEUR bedruckte Visitenkarte gab.

 

Ich bin feucht vor Erregung und habe Lust, durch das kleine Loch und auf die andere Seite zu klettern. Ich berühre mich leicht. Meine Brustwarzen sind steif und schreien nach Berührung, Küssen, wollen geleckt und gezwickt werden.

 

Ihre Geräusche quälen meine Ohren auf eine erregende Weise. Ich drücke meinen Unterleib gegen die Wand und reibe mich daran.

 

Auf einmal wird Musik gespielt. Rhythmische Geigenklänge und tiefe Bässe. Die Musik geht mir unter die Haut, durch mein Fleisch und bis auf den Knochen. Das Ganze ist so wunderbar verführend. Ich spüre Tränen auf meinen Wangen. Wie ich durch meine Augen gerührt und verführt werde. Hier und dort verschmelzen in meinem Blick.

 

Ich hatte einmal eine Akupunkturbehandlung. Der Philosophie des fernen Ostens zufolge spiegelt sich jedes Organ im Ohr wider. Vielleicht ist es mit dem Auge das Gleiche? Dass das Auge die Körper repräsentiert? Wie sonst kann sich der Anblick mit meinem Gehirn verbinden und mir das Gefühl verleihen, ich läge dort – nackt, unanständig?

 

Ich muss die Augen für einen Moment schließen. Ich kann meine eigene Erregung kaum aushalten. Sein großer Penis, so dick und steif. Meine Sehnsucht ihn zu spüren, diejenige zu sein, in die er eindringt.

 

Er zieht die Vorhaut schnell vor und zurück, während sie wie eine Gipsskulptur dasitzt und ihn anstarrt. Das auf ihren Körper fallende Licht lässt sie einem Kunstwerk ähneln, einem heiligen Gegenstand der absoluten Hingabe. Ich stelle mir vor, ich wäre er, ich würde sie berühren.

 

Sie nimmt ihn in den Mund. Er ist so groß und lang, dass sie ihn in keineswegs vollständig in dem Mund bekommt. Ihre Lippen sind feucht und ich stelle mir die Gerüche vor, das einzige, dass ich von der anderen Seite der Wand nicht wahrnehmen kann.

 

Er zieht ein Kondom über. Dringt mit seinem großen, harten und langen Penis in sie ein.

 

Mein Kopf befindet sich ganz dicht an dem kleinen Viereck, das mir das Zuschauen erlaubt. Ich höre mich stöhnen und keuchen. Sie drehen ihre Gesichter zu mir und lächeln. Laden mich mit ihren Blicken in ihr Paradies ein. Ich öffne den Reißverschluss meiner Jeans und schiebe ein paar Finger unter den Slip und gegen mein Geschlecht. Es ist so schön und reizend zuzuschauen. Sie küssen sich mit großer Leidenschaft, liebevoll, sinnlich.