Der Zirkel der Hexe Lilith - Rodrigo Thalmann - E-Book

Der Zirkel der Hexe Lilith E-Book

Rodrigo Thalmann

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Beschreibung

Der alten Oberhexe Rachel ist die Kontrolle über ihren Hexenzirkel entglitten. Sie wurde durch eine neue Hexe ersetzt und diese hat sich dem satanischen Dunklen Herrn verschrieben. Die hemmungslose Frau betreibt einen Folterkeller, in dem grausam behandelte Sklavinnen und auch Sklaven darauf warten, die abartigen Gelüste eines illustren Freundeskreises zu befriedigen. Sadistische Hexen, die ihren Perversionen freien Lauf lassen und diabolische Machenschaft über Sklaverei und Folter bis hin zum kannibalischen Festmahl. Buch 2 der Reihe "Marlisas Hexen"

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Seitenzahl: 297

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Der Zirkel der Hexe Lilith

Junge Hexen und ihre unheiligen Exzesse der dunklen Lust

Roman

RODRIGO THALMANN

MARLISA LINDE

Ein Thalmann-Buch

Nr. THE14

Copyright © 2020-2023 Rodrigo Thalmann

Blog: rodrigo-thalmann.blogspot.com, E-Mail: [email protected]

Coverfoto: Enrique Meseguer, modifiziert von R.Thalmann. Das Original-Coverbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt. Alle Rechte an der Modifikation vorbehalten. Umschlaggestaltung:  R.Thalmann und Tarantella Design, Makati City, Manila, Philippines.

BOD E-Book: Auflage 1 2023 (Die Erstauflage erschien 2020)

Eine völlig neu bearbeitete Version des „Hexenzirkels der Sado-Chirurgin“/“Hexenzirkel der Silbertränen“.

Alle Rechte vorbehalten.

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 9783732247028

Über dieses Buch

Der alten Oberhexe Rachel ist die Kontrolle über ihren Zirkel entglitten. Sie wurde durch eine neue Hexe ersetzt und diese hat sich dem satanischen Dunklen Herrn verschrieben und betreibt einen Folterkeller, in dem sogar verstümmelte Sklavinnen und auch Sklaven darauf warten, die abartigen Gelüste eines illustren Freundeskreises zu befriedigen.

Sadistische Hexen, die ihren Perversionen freien Lauf lassen und diabolische Machenschaft über Sklaverei und Folter bis hin zum Dolcett-Festmahl.

INHALT

Über dieses Buch

Vorwort

Prolog

Besuch

Hexentest

Dinner

Personenverzeichnis

Glossar

HINWEIS AN VERSTÖRTE LESER

ÜBER DEN AUTOR

Prolog

„Muss das denn wirklich sein?“, fragt Rachel, die schwarzhaarige Oberhexe, doch die Frage ist nur rhetorisch gemeint.

„Nun, der Dunkle Herr hat es befohlen“, spricht Lety das Offensichtliche aus, auch wenn sie einen entschuldigenden Knicks dazu macht. „Und Lilith wird es sonst sicher dem Dunklen Herrn sofort... zur Kenntnis bringen“, fügt die dunkle Latina-Hexe Lety zögerlich hinzu.

„Also gut“, seufzt Rachel. „Dann muss es wohl sein.“

„Nein, bitte nicht!“, jammert da die blonde Frau, über der Lety und Rachel stehen. Die blonde junge Frau ist auf einer Art gynäkologischem Untersuchungsstuhl festgeschnallt. Mit so vielen Lederschnallen, dass sie keine Chance hat, sich zu befreien.

„Sie ist hübsch“, murmelt Rachel leise vor sich hin. Denn in der Tat ist die Frau mit kurzem, lockigem Haar und mittelgroßen, festen Brüsten so etwas wie ein Männertraum. Das Schamhaar hat ihr Lety vorhin bereits entfernt und was da eingecremt zwischen ihren Beinen glänzt, ist ein sehr appetitlicher Ort, den sie zu gerne selbst mit ihrer Zunge ertasten würde. Erst langsam und dann forschender. Doch die Befehle des Dunklen Herrn sind andere. Rachel starrt auf den riesigen Holzpflock in ihren Händen. Ein Ding, wie man ihn vielleicht aus Vampirfilmen kennt. Aber die junge, eingefangene Joggerin hier hat natürlich nichts mit einer Vampirin gemeinsam. „Aber ein Holzpflock ist auch tödlich für normale Sterbliche“, hat Lilith zu dem Thema vorhin eine Art Witz gerissen. Lilith, die ebenfalls dunkelhaarige Frau, die Rachel vom Dunklen Herrn ins Nest gesetzt bekommen hat. Durch die er diesen Hexenzirkel kontrolliert, was sie nur zu einer nominellen Oberin macht. Die wirkliche Macht liegt bei Lilith, da gibt es keinen Zweifel.

„Nein, bitte, bitte nicht“, jammert die blonde Frau diesmal schwächer und fixiert mit weit aufgerissenen Augen den spitzen Holzpflock, den Lety gerade mit reichlich Vaseline eincremt. Rachel hält ihn stoisch fest, wohl wissend, was sie gleich Widerwärtiges mit dem Ding tun muss. Sie blickt hoch zur Zimmerdecke, wo die Videokamera alles filmen wird. Selbst im Netz des Bösen braucht man im 21. Jahrhundert offenbar Promo-Videos, denkt sich Rachel.

Sie sieht ins Gesicht der Blonden und muss zu ihrer Schande gestehen, dass sie den Namen der unschuldigen Frau wieder vergessen hat. Susanne? Sabine? Oder war es Shantal? Nein, eine Shantal hatten sie letzte Woche und haben sie an diesen Sadisten Gaspard weitergegeben.

„Armes Ding“, sagt Rachel leise. „Alles ist gleich vorbei.“ Es ist ein Blick aus blanker Angst, den die Blonde ihr stumm zuwirft. Aber Rachel kann in ihren Augen lesen, dass sie verstanden hat, dass ihr Schicksal unausweichlich geworden ist. Wenn sie die Frau doch nur betäuben könnte oder magisch konditionieren, dass sie nicht so viel davon merkt. Aber der Dunkle Herr will ihre Schmerzen und Qualen ungedämpft, um sich daran zu laben. Das weiß Rachel. Behutsam setzt sie den spitzen Holzpflock an die Vagina der Blonden. Lety greift mit zwei Fingern zu, um die Schamöffnung der Frau aufzuziehen.

„Zukneifen wird nicht helfen“, bemerkt Lety an die verzweifelte Frau gewandt, die nicht antwortet, sondern schreckensstarr auf die Holzspitze starrt und versucht mit ihrer Vagina wegzuzucken, was aber wegen der Lederriemen um ihre Oberschenkel und ihr Becken nicht funktioniert. Lediglich ihre Schamlippen und der Venushügel zucken ein wenig.

„Na dann los“, kommentiert Rachel lakonisch und hasst sich selbst dafür. Dann schiebt und schiebt sie, während Lety der jetzt hemmungslos schreienden Frau mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzten ins Gesicht sieht. Lety, Lilith, sie alle passen hierher, wird Rachel klar. Nur ich, ich weiß nicht, wie ich diese Grausamkeiten noch aushalten kann, denkt sie wieder einmal. „Es wird nicht mehr lange gutgehen“, murmelt Rachel zu sich selbst.

„Och, eine Weile wird sie noch am Leben bleiben“, kichert Lety, die Rachel missverstanden hat.

Und die Blonde schreit, während der Holzpflock in rotes Blut getaucht wird und tiefer und tiefer eindringt.

Besuch

Lilith

Der grauhaarige, schlanke Mann in seinen frühen Sechzigern steigt drahtig aus dem klassischen, schwarzen 6er-BMW Coupé und geht auf die mehrstöckige Villa der Jahrhundertwende zu. Kaum hat er die graue Steintreppe betreten, öffnet sich für ihn schon die doppelflügelige Haustür. Er schüttelt wie jedes Mal grinsend den Kopf, als er durchgeht. „Keine Ahnung wie die das machen ohne sichtbare Mechanik“, murmelt er zum unzähligsten Mal. Kurz beäugt er die im Jugendstil eingerichtete Vorhalle mit ihrem hohen Treppenaufgang. Er hört hastig hohe Absätze auf schwerem Teppich und aus einem Nebenzimmer kommt durch eine versteckt in die rechte Seitenwand eingelassene Tür eine Asiatin in ihren frühen Dreißigern angelaufen, die ein fetischhaftes French-Maid – Kostüm inklusive weißem Staubwedel trägt. Ihre schwarzen Netzstrümpfe sitzen unter dem hohen Stehröckchen an schwarzen Strapsen, die viel ihrer hellen Haut vom Oberschenkel freilassen.

„Massa illkomme“ zischt die Asiatin, was dem Umstand geschuldet ist, dass sie vorne in der Zunge einen Stahlring mit großem Durchmesser trägt. Daher hat sie mit dem Sprechen sichtlich Schwierigkeiten und muss den Mund weit öffnen oder die Zunge weit vorstrecken, um dem Ring Raum zu geben. Was beides ihrer Aussprache wenig förderlich ist.

Der grauhaarige Herr breitet spöttisch lächelnd die Arme wie zu einer Umarmung aus. Scheu begibt sich die Asiatin in diese hinein, nur um seine Rechte sofort unter ihrem Rock wiederzufinden, wo ihre nackten Pobacken kräftig geknetet werden.

„Frou-Frou!“, begrüßt der Herr das Dienstmädchen. „Ich sehe, Rachel hat dir auch so einen brutalen Zungenring verpasst wie Mimi. Was hast du denn angestellt, dass du ihn verdient hast?“

Die Angesprochene bekommt einen roten Kopf und macht einen hastigen Schritt rückwärts, als sie hört, wie jemand die große Treppe herunterkommt. Es ist eine Frau ganz in Schwarz gekleidet. Eine einfache, bauschig sitzende Bluse, eine enge Stoffhose und spitz zulaufende Schuhe trägt sie. An den Armen lange, seidige Handschuhe, auch in Schwarz. Die Haare zu einem glänzenden Bubikopf der 30er Jahre geschnitten.

„Das war ich, mein lieber Herr Lorenz.“ Sie lächelt breit und Frou-Frou zieht sich unwillkürlich einen Schritt in Richtung des Nebenzimmers zurück.

„Liebe Frau Lilith!“, begrüßt der Herr die neu angekommene mit ausgebreiteten Armen, die diese allerdings ignoriert und einen weiten Abstand wahrt.

„Weiß Rachel, was sie mit ihrem Lieblings-Dienstmädchen angestellt haben?“, lacht er breit.

Lilith lächelt und ihre Augen funkeln. „Rachel… hat sich entschieden, hier im Hause vom Management zum Personal zu wechseln. Sie dient jetzt… im Untergeschoss.“

„Oh!“, sagt der Mann ehrlich verwundert mit hochgezogener Augenbraue. Um dann verschmitzt zu grinsen.

„So sehr ich Frau Rachel auch schätze. Kann ich sie dann… auch vorbestellen?“

Doch Lilith schüttelt kalt lächelnd den Kopf. „Madame Rachel braucht noch… etwas mehr Einweisung, bis sie den Kunden zur Verfügung steht. Ich trainiere sie gerade selbst. Gewissermaßen.“

Seine Augenbraue geht in noch höhere Sphären. „Eine faszinierende Entwicklung. An der ich irgendwann teilhaben möchte“, sagt er und seine bebende Stimme verrät eine nicht unbeträchtliche Erregung. „Immer Überraschungen im Hause Ra…“, beginnt er, schnell auf „Lilith“ umschwenkend. „Ich denke doch, ansonsten sind alle Arrangements wie immer?“

Lilith nickt ernsthaft und wendet sich zum Gehen in den Salon. „Natürlich, Herr Lorenz. Ihre persönliche Crew ist unverändert unten eingelagert und wir haben … Sabine für sie fertig gemacht. Sie wartet schon ungeduldig in Raum Vier.“

„Wunderbar“, frohlockt der Grauhaarige, sich mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedend und auf die Kellertreppe zusteuert.

Unten ist der Vorkeller nicht weniger prächtig als das Erdgeschoss eingerichtet, mit Jugendstil-Schnitzereien in den massiven Holzvertäfelungen an den Wänden, eingearbeiteten, passenden Bildnissen aus buntem Glas, die meist leichtbekleidete Damen zeigen und einem dicken, roten Perserteppich. Drei schwarze, goldverzierte Türen gehen von hier ab. Augenmerk des Vorkellers ist freilich eine massive Kommode, die in einer Wandnische steht. Die Kommode hat einen hölzernen, massiven Fortsatz, der sich wie eine Art Dildo nach oben verjüngt, allerdings an der Basis eine grausame Dicke von Untertassenformat oder mehr hat. Eine junge Asiatin kniet breitbeinig über diesem riesigen Holzdildo, der ihre Muschi penetriert und sehr ausweitet, wie ein Betrachter sofort erkennen kann. Denn die Frau, die die Hände hinter sich an der Wand an einen Stahlring gefesselt hat, trägt nur ein durchsichtiges Oberteil und nichts am Unterkörper. Ihre gezwungenermaßen gespreizten Knie ruhen auf kleinen Teppichen, die extra für diesen Zweck angefertigt worden sind. Vor der nackten Frau mit der gespannten Muschi – die zwei massive, aber unbenutzte Stahlringe in den Schamlippen hat - steht eine kleine, goldene Schale mit Sicherheitsnadeln und einem gelben Post-It – Notizblöckchen. Ein Kugelschreiber liegt auf der Kommode bereit. Die gefesselte, sozusagen gepfählte Frau ist wie weggetreten, als der Mann den Vorkeller betreten hat, wird jetzt jedoch wach und mustert den Neuankömmling mit geröteten Augen. Ihre Zunge, die vorher im weit geöffneten Mund war, kommt jetzt mit einer Schmatzbewegung hervor und zeigt einen massiven Stahlring, wie ihn oben auch Frou-Frou trägt.

Der Mann lacht. „Mimi, haben sie dir immer noch keinen besseren Job gegeben?“, fragt er lachend. Doch die junge Frau spult nur einen Standardtext ab, den Mann mit müdem Blick ansehend.

„illommen, ädi-e Ell“, beginnt sie, dann einen kaum verständlichen Text aufsagend, der dazu auffordert, etwaige Beschwerden auf einem Zettelchen zu notieren. Dem Grauhaarigen fällt auf, dass eine Sicherheitsnadel brutal durch das dünne Oberteil der jungen Frau und sogar durch ihre Brustwarze getrieben ist, so dass das Hemdchen blutverschmiert ist. Er hebt den Zettel an und liest mit zusammengekniffenen Augen.

„Nächstes Mal mehr Parfüm bei Tut-Tut an die Muschi“, liest er ab. Er lacht herzhaft. „Tut-Tut, die schlauchbrüstige, nubische Schönheit. Hatte ich auch mal. Hat mir damals eine wilde Geschichte erzählt, dass sie so dumm gewesen sei, sich damals direkt in eure Schönheitsklinik einzuchecken. Und nie wieder rausgekommen ist.“ Er schüttelt den Kopf. „Ihr habt hier schon einen ganz schönen Fantasyladen.“

Mimis Kopf ist erneut zur Seite gefallen und sie scheint wie weggetreten, in ihrer eigenen Welt des Schmerzes gefangen. „Armes Ding“, murmelt er und streichelt ihr übers Haar, worauf die Frau nicht reagiert. „Wenn dein Leiden nicht so fotogen wäre, müsste man dir ja glatt helfen.“ Dann geht er durch die verzierte Tür geradeaus.

„Grüß Rachel von mir!“, sagt er im Weggehen und sieht nicht mehr, wie Mimi erschreckt die Augen aufreißt und ihm nachsieht.

*

Der Flur hinter der Tür ist ein einfacher Kellerflur. Oder Gefängnisflur, könnte man eher sagen. Das gute Dutzend Zellentüren an den Seiten, komplett mit von außen zu betätigender Sichtklappe, hat Nummern. Nur die Stirntüre hat keine. Grelle Neonbeleuchtung brennt unter leichtem Brummen von der Decke. Zielstrebig geht der Herr auf die Tür mit der 4 zu und drückt die Türklinke herunter. Anstandslos lässt sich die Tür öffnen. Er steht in einer richtiggehenden, langgestreckten Gefängniszelle und schließt die Tür hinter sich. Ungewöhnlich nur, dass sie eine Wildwest-artige Gitter-Zellentür hat, die das vordere Viertel der Zelle abteilt. Hier befindet sich eine kleine Garderobe an einer Seitenwand, an der einige Peitschen und Lederfesseln mit kurzen Ketten hängen. Auf einem Wandbord sind Knebel und Dildos neben Lappen und Alkoholreiniger zu finden. Stricke und eine Schere fehlen auch nicht. Ein Schild an der Wand ermahnt dazu, nichts im angrenzenden Gefangenraum zurückzulassen. Doch er schenkt solchen Dingen keine Beachtung, sondern sieht genüsslich durch die Gittertür, die den Blick freigibt auf die völlig kahle Zelle, die als einzige Einrichtung eine vergitterte Neondeckenlampen-Batterie und eine graue Gummimatte auf dem Boden hat, nebst einer grauen Gummiplane. Eine junge Frau liegt auf der Gummimatte, die fast nichts außer schwarzen Nylons trägt, die am Oberschenkel mit grauen Strumpfbändern befestigt sind. Ihr Oberkörper ist superschlank bis hin zur Unterernährung mit sich deutlich abzeichnenden Rippenknochen und einer superschmale Taille. Zahleiche alte und neue Narben und Striemen bedecken den ausgemergelten Körper der Frau. Das graue Laken, das jetzt bei den hektischen Bewegungen der Liegenden von ihren bestrumpften Beinen rutscht, entblößt einen sorgsam ausrasierten Schambereich unter einem kleinen Venushügel mit saftigen, deutlich erkennbaren Schamlippen. Der schlanke Kopf der Frau hat einiges an Falten um die Augen und ungesund aussehende Augenringe, einen schmalen Mund ohne Lippenstift und kurze, braune Haare, die etwas strubbelig wegstehen. Als die Frau sich hektisch aufsetzt, sieht man, dass sie keine Arme mehr, sondern nur zwei Armstümpfe hat, deren stumpfe, leicht gerundete Enden mit Damensöckchen-artigen, schwarzen Überziehern abgedeckt sind. Je eine dicke Narbe ist jedoch auf der Innenseite der Armstümpfe jeweils erkennbar. Die Frau rudert mit den Stümpfen hilflos in der Luft und strampelt mit ihren langen Beinen bei dem hektischen Versuch, schnell aufzustehen. Dabei schiebt sie sich jedoch einstweilen nur – unter hysterischem Kreischen – an die rückwärtige, kahle Zellenwand, an der sie schließlich mit dem Rücken hochrutscht und so halbwegs gerade zum Stehen kommt. Man sieht, dass sie keine Schuhe an den bestrumpften Füßen hat. Ihre Augen sind schreckgeweitet und sie sieht den Grauhaarigen an, als habe sie den Teufel persönlich gesehen. „Nein!“, schreit sie schließlich langgezogen und gequält auf und weint.

Der Grauhaarige lacht. „Ich habe dich auch vermisst, kleine Sabine.“ Dann muss er so lachen, dass er sich buchstäblich den Bauch hält, während sich die armamputierte Frau, schief an der Wand lehnend, tatsächlich einpinkelt.

„Kaum ist man ein paar Wochen auf Geschäftsreise, da sind die Mädels richtig aus dem Häuschen, wenn man sie wiedertrifft“, lacht er und sieht sich kopfschüttelnd die immer noch den Ausdruck blanken Entsetzens im Gesicht habende Frau an, die mittlerweile ihre Beine gespreizt hat und auf ihren nylonbestrumpften Zehenspitzen steht. Sicher, um ihrer eigenen Urinpfütze zu entgehen.

Der Grauhaarige rümpft die Nase. „Ich werde mal nach dem Service klingeln, um dich erst Mal trockenzulegen, kleine Sabine. Dann glaube ich werden der Rohrstock und ich ein hübsches Liedchen auf dir spielen.“

Die armlose Frau schüttelt entsetzt den Kopf und flüstert mehrfach „nein“ hintereinander.

„Was bist du denn so durch den Wind, diesmal?“, fragt er die verängstigte Frau. „Was hast du denn gedacht, wen du treffen würdest, als du in die Einzelzelle gebracht wurdest?“

Sabine zittert die Unterlippe. „Sie… sie haben gesagt, ich könne mich mal ausruhen.“ Die junge Frau sieht ihn richtig vorwurfsvoll an. Er lacht dröhnend. „Und dann komme ich nach Wochen durch die Tür! Wirklich lustig.“

*

Lilith

… betritt den Salon. Es erwarten sie schon ihre Zirkelgefährtinnen Lala, Lori und Lety. Dass alle Frauen ihre Namen auf L gewählt haben, ist eine Regel, die Lilith selbst begründet hat. Denn seit sie vom Dunklen Herrn den Auftrag bekommen hat, diesen Zirkel zu führen statt der alten Oberin Rachel, arbeitet sie hart daran, dem Zirkel ihren Stempel aufzudrücken. Lala ist eine junge Schwarze, von hochgewachsener, schlank-sportlicher Gestalt. Sie sitzt aufrecht in einem altmodischen Ohrensessel, bekleidet mit einem langen, brauen Kleid, dass jedoch vorne eine Art Aufschlag mit irgendeinem Ethno-Muster hat und in der Mitte hoch geschlitzt ist. Dunkler Lippenstift glänzt auf den vollen Lippen der jungen Schwarzen und goldene Ohrringe pendeln unter ihren schwarzen, verwirbelten Locken. Ihre nackten, langen Beine, von denen eines besonders vorgereckt ist, lassen sie mit ihren goldenen Highheels eher wie ein Model, denn als die Hexe wirken, die sie ist. Lala hasst ihren Namen, so wie alle der drei Lilith untergebenen Hexen, aber das ist eine Sache, die sehr zum Amüsement von Lilith beiträgt. Die junge Schwarze wirft Lilith anfangs einen missmutigen Blick zu, zwingt sich dann aber zu lächeln. Sie weiß um die Macht der kleinen und zierlichen Oberin des Zirkels – die sich keinesfalls aus ihrer Körpergröße erklärt. Die modisch und vielleicht sogar flippig aussehende Lala ist in Wirklichkeit ausgesprochen sadistisch, weiß wiederum Lilith. Denn seit sie den Hexentest – damals noch unter Rachel – bestanden hat, hat die ehemalige Krankenschwerster oft genug ihre zwei Mitkandidatinnen im Keller besucht. Die zwei, die es nicht geschafft haben und nun Teil des Folterpools im Keller sind, auf dass ihre Leiden die Magie des Zirkels und die Macht des Dunklen Herrn steigere. Lilith weiß, dass Lala sehr zu diesen Leiden beiträgt.

Auf dem großen Sofa im Raum haben sich die beiden restlichen Hexen des Zirkels niedergelassen. Die blonde und naiv wirkende Lori. Eine junge, Frau mit schlanker Figur und meterlangen Beinen, die oft wie ein reiner Männertraum wirkt. Lilith weiß jedoch, dass sich hinter der mädchenhaften Fassade ebenfalls eine knallharte Sadistin verbirgt, auf deren Anregung erst der „Männerpool“ im Folterkeller angelegt worden ist, dessen Verstümmelungen ebenfalls auf ihre Vorschläge hin entstanden sind. Da Lori nicht an Frauen interessiert ist, sind es die jungen Männer, die ihre ganze Aufmerksamkeit bekommen – was wirklich nicht zu deren Vorteil ist.

Die Dritte im unheilvollen Bunde ist Lety, eine kleinwüchsige, dunkle Lateinamerikanerin, die Deutsch mit starkem spanischen Akzent spricht. Stark parfümiert und geschminkt sitzt sie da in ihrem weißen, geschlitzten Sommerkleid und lässt ihre dunklen nackten Beine wippen. Lety ist vielleicht die normalste des Hexenquartetts und durfte sogar ihren echten Namen behalten. Nur eines der Privilegien, die sie wegen ihrer lesbischen Beziehung zu Lilith hat. Auch wenn sich Lety ebenfalls beim Männerpool des Hauses bedient. Während Lori ebenfalls den Eignungstest des Hauses gegen zwei Mitkonkurrentinnen überstanden hat – die freilich nicht mehr leben -, ist Lety noch von Rachel selbst angeworben worden. Ohne Eignungstest, denn das grausame und oft tödliche Aufnahmeritual des Hexenzirkels gab es damals noch nicht. Das würde Letys Stellung im Zirkel gefährlich machen – gebe es da nicht die Beziehung zur neuen Oberin Lilith. Sicher kein Zufall, das denkt sich selbst die neue Oberhexe Lilith.

Lilith bleibt vor den drei Hexen stehen und klatscht in die Hände, den anzüglichen Blick von Lety ignorierend, die sich leicht über die Lippen geleckt hat beim Anblick der Oberin. Lilith klatscht noch einmal in die Hände.

„Also ihr Mädchen, Konzentration. Der Dunkle Herr hat verkündet, dass wir uns auf baldige große Ereignisse einstellen sollen, also möchte ich bis dahin das Schiff hier im Bestzustand segeln sehen.“

Lilith bemerkt, wie Lori bei der schiefen Metapher das Gesicht verzieht und Lala etwas zuflüstert. „Ruhe!“, fordert Lilith energisch. „Lala, du fängst an. Wie ist der Zustand der Klinik, die dir übertragen wurde?“

Die Afrikanerin räuspert sich. „Alles ist im Bestzustand, Oberin. Die neue Chefchirurgin hat seit dem Abgang ihrer ehemaligen Chefin alles im Griff und meine Autorität nun akzeptiert… auch wenn ich nur eine Krankenschwester von Beruf bin.“ Lala hat die letzten Worte ironisch betont, und Lety kichert dazu. Die Schwarze wirft ihr einen bösen Blick zu. „Auf meinen Befehl hin hat sie nun eine erste medizinisch nicht notwendige Operation durchgeführt und einen jungen Anhalter nach meinen Anweisungen umgebaut. Sie war schockiert, hat es aber brav gemacht. Der junge Mann wird bald unseren Keller ergänzen können, denn da hat es Lori sei Dank ja recht viele Abgänge gegeben.“

Lilith nickt zufrieden, doch die angesprochene Blonde streckt Lala kindlich die Zunge heraus.

„Lori, wie steht es mit deinem Projekt? Der Keller könnte wieder mal weibliches Frischfleisch vertragen, wobei ich hier nicht nur ans Essen denke.“ Lilith leckt sich bei diesen Worten über die Lippen und alle vier Frauen lachen.

„Ich habe drei junge Frauen eingeladen, sich einmal unseren spannenden Hexenzirkel anzusehen. Ganz Wicca und White Magic – mäßig“, kichert die Blonde und streckt dabei die Zunge leicht heraus und hält sich den Zeigefinger an die rechte Wange, eine Kleinmädchengeste imitierend. Wir werden also bald zwei bis drei neue Sklavinnen und keine bis eine neue Hexe haben.“

„Wunderbar“, sagt Lilith mit einem knappen Lächeln. „Und weil das noch etwas dauert, stellt sich die Frage nach Letys vorbereitetem Barbecue.“ Sie lächelt Lety breit an, die fast schon obszön zurücklächelt.

„Ich hatte das damals noch mit… dieser Rachel abgesprochen“, beginnt sie zögerlich. „Wer da unten gemästet werden soll und wir hatten uns für eine dralle Rotblonde namens…“

„Nie den Namen vom Essen sagen!“, fährt ihr Lala in die Parade.

„Hast du aber gut mit Oberin Rachel zusammengearbeitet, oder?“, ätzt Lori böse. Lety ignoriert es und fährt fort.

„… irgendwas. Jedenfalls ist sie gut gemästet und wartet auf die Schlachtung.“ Sie schenkt der Oberin ein neuerliches anzügliches Lächeln mit vorgestreckter Zunge. „Es war schon damals eure hervorragende Idee, dass wir mit der neuen Klinikchirurgin besprechen, wie wir eine Lebendig-Pfählung mit anschließendem Grillen ermöglichen…“

„Sie wird jetzt keinen Widerstand mehr leisten“, bemerkt Lala. „Ich habe das mit ihr schon klar gemacht und damit deinen Job gemacht, Lety.“ Die Schwarze wirft Lety einen finsteren Blick zu. Lety steckt ihr die Zunge heraus und macht eine magische Geste in Richtung ihrer Gefährtin, die diese mit einer sofortigen Abwehrbewegung mit der Hand beantwortet.

„Ihr Mädchen!“, mahnt Lilith laut an. „Hoffentlich ist diese Rotblonde nicht zu fett gemästet. Ich meine, es sieht nicht ästhetisch aus, wenn man eine Dicke zu Tode foltert. Das Auge isst schließlich mit.“

„Sie ist nur ein bisschen füllig“, erklärt Lala.

„Und was ist denn nun mit Rachel?“, wechselt Lori das Thema. „Oberin, kann man die in der nächsten Zeit mal im Keller besuchen?“

„Ich denke du magst nur Männer?“, ätzt Lety, doch die Blonde ignoriert es.

Lilith räuspert sich und grinst breit. „Unsere alte Oberin Rachel, die sich nach ihrer Erregung des Missfallens des Dunklen Herrn so selbstlos und aus freiem Willen entschieden hat, unserem Orden künftig als Folterfleisch zur Verfügung zu stehen…“

…Es gibt begeisterte Ausrufe im Dreierpublikum…

„…wird in der nächsten Zeit noch exklusiv in meiner Obhut verbleiben. Sagen wir die nächsten hundert Jahre oder so.“

Lori und Lara machen ihrer Enttäuschung Luft, lediglich Lety grinst vielsagend.

Nach der Besprechung zieht sich Lilith in ihr Büro im Obergeschoss zurück. War es noch vor kurzem das Büro der alten Oberin und Zirkelgründerin Rachel, so ist es jetzt ihres. Sie setzt sich in den gewaltigen schwarzen Ledersessel, legt beide Hände auf die schwere Schreibtischplatte und atmet tief durch. „Was für eine Karriere ich gemacht habe“, murmelt sie und hält dann nervös inne. Solche gesprochenen Gedanken können schnell die Aufmerksamkeit des Dunklen Herrn auf sich ziehen, wie sie aus Erfahrung weiß. Doch nichts passiert. Aber in der Tat, denkt sie, eine erstaunliche Karriere hat sie nun wirklich durchgemacht. Durchgemacht im wahrsten Sinne des Wortes. Ursprünglich einfach eine Verkäuferin in einer kleinen Modeboutique, die von einer gelangweilten Oberklasse-Frau als Hobby finanziert durch ihren Mann betrieben wurde, fand sie sich alsbald betäubt in einem Folterkeller wieder. Ein Keller, wie er eigentlich nur in einem alten Horrorfilm mit Graf Dracula und Konsorten existieren sollte. Doch statt Dracula gab es irre Herren, die sie für eine Hexe hielten – wieso, hat sie nie ganz begriffen – und folterten und folterten. Sie erinnert sich noch gut, wie sie schließlich alles zugab, nur damit der Schmerz aufhörte. Dabei war sie damals wirklich noch keine Hexe. So etwas wie Hexen waren für sie reine Fantasieprodukte gewesen. Doch die Männer, die sie folterten, hielten Hexen für real und quälten und konditionierten sie mit irgendwelchen leuchtenden Stäben, die sie als Hexenlichter bezeichneten, die sie mehr und mehr geistig gefügig machten. Sie erinnert sich noch gut, wie aus ihrem sehr gut funktionierenden Geist etwas schwerfälliges und träges geworden war. Ihre Gedanken kreisten nur noch um die Angst vor Strafe und Folter und sie war durchdrungen vom Wunsch, sich ihren Folterern zu unterwerfen und, so kurios das klingt, eine Art Geborgenheit beim Dienst an diesen Männern zu finden. Männer, die bisweilen aus einem Buch zitierten, dass sie den Neuen Hexenhammer nannten. Sie erinnert sich sehr gut, dass sie immer wieder vergewaltigt wurde und ihre Folter einen eindeutigen sexuellen Schwerpunkt hatte. Mit Zwangspenetrationen durch riesige Gummischwengel, Gewichte und Elektroden an Schamlippen und Brustwarzen und gequetschten Nippeln und Brüsten. Ihre Folterer wichsten regelrecht während ihrer Torturen und vergingen sich dann an ihr. Ein irres Vater-Sohn-Paar namens Cornelius. Doch als sie gedacht hatte, dies sei das Schlimmste, was ihr passieren konnte, so kam danach ein neues, noch viel schlimmeres Kapitel.

Der alte Cornelius hatte ihr eröffnet, dass sie als Hausdienerin der Familie auserkoren sei, weil sie „brav alles gestanden“ hätte. Allerdings sei es erforderlich, sie zu „totalkastrieren“, damit sie ihre angeblichen Hexenfähigkeiten verlieren würde. Erst nach und nach verstand sie, dass diese selbsternannten Hexenjäger eine „Nullifikation“ meinten, bei der ihr Brüste, Schamlippen, Kitzler und Eierstöcke neben der Gebärmutter entfernt wurden. Um sie in ein Neutrum zu verwandeln. Keine Frau mehr, sondern ein geschlechtsloses Ding. Es kam grauenhafter Weise wirklich so und betäubt wie sie war musste sie die Prozedur in einer familieneigenen Horrorklinik über sich ergehen lassen. Diese Horrorfamilie hat einfach nichts auslassen wollen.

Lilith zieht ihre schwarze Bluse aus der Hose und schiebt sie hoch. Starrt mit feuchten Augen auf ihre schmale, nackte Brust, an der zwei bogenförmige Narben dort sind, wo ihre Brüste einst waren. Eine Totalentfernung der Brüste ohne medizinische Notwendigkeit, die zwei teuflische Narben hinterlassen hat, die sie förmlich angrinsen, so wie sie gestaltet sind. Ihre Scham ist zu einem winzigen, glatten Loch vernäht. Erst unlängst hat sie das reparieren lassen, so dass sie wenigstens wieder eine größere Öffnung dort unten hat.

Sie räuspert sich, wischt sich die Tränen aus den Augen. Selbstmitleid wird ihr nicht helfen. Denn nur in der Stärke liegt ihre Zukunft, das hat sie gelernt. Stärke und Bösartigkeit.

Damals, als sie zwar mit gebändigtem Verstand, aber noch einem Rest ihres alten Selbst irgendwo in einer Ecke ihres Verstandes weinend im Hause Cornelius lag und verzweifelt in das Dunkel der Nacht geflüstert hatte, da war ihr geantwortet worden. Erst hatte sie gedacht, es sei ihre eigene Einbildung gewesen. Doch da war etwas. Etwas hatte ihr in der Tat geantwortet. Mit dunkler Stimme, in der von Anfang an Boshaftigkeit und Niedertracht mitgeschwungen war. Doch die Stimme hatte ihr Erlösung und Stärke versprochen. Sogar wahre Hexenkräfte solle sie erhalten, wenn sie nur der Stimme ihren absoluten Gehorsam versprechen würde. Sie tat es ohne Zögern, denn absoluten Gehorsam kannte sie zur Genüge.

Und so war es gekommen. Trotz ihrer Verstümmelung hatte sie das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl gehabt, über einen neuen Sinn zu verfügen. Seit jener dunklen Nacht in der Wandnische als Sklavin der Cornelius. Es war, als könne sie Dinge in ihrer Umgebung erfühlen und zu einem gewissen Grad auch beeinflussen. So hatte sie es geschafft, zusehends unsichtbarer und weniger greifbar zu werden für ihre Herrschaft. Ohne dass diese es bemerkt hatten. Ihren Frieden hatte sie gefunden, dort als Sklavin und wurde kaum noch herangezogen zu niederen Arbeiten oder Folterqualen. Ganz im Gegensatz zu den anderen verstümmelten Dienerinnen im Hause. Denn die Hexenjäger vergingen sich dann und wann immer noch an ihren kastrierten Opfern. Nahmen sie anal und oral und schlugen und folterten sie je nach Lust und Laune.

Doch dann war der Tag X gekommen. Alles war gleichzeitig passiert, so dass sie nicht anzweifelt, dass hier die ordnende Hand des zu ihr sprechenden Dunklen Herrn zu erfühlen war. Männer mit magischen Fähigkeiten, die sich Druiden nannten, hatten das Haus angegriffen, gleich zwei echte Hexen – oder eben magisch begabte Frauen – hatten sich aus dem Folterkeller befreit und am Ende waren die selbsternannten Inquisiteure zwischen den Fronten magisch begabter Männer und Frauen zerrieben worden. Wenn sie die betreffende Nacht in etwa rekonstruierte, so wie sie es damals noch als verstreckte Zuschauerin erlebt hatte. Und er hatte sie nicht enttäuscht, der Dunkle Herr. Der einzige Freund, den sie damals hatte. Er hatte sie von den Fesseln befreit, in denen ihr Geist gelegen hatte und sie persönlich aus dem Haus geführt. Mehr noch, er hatte ihr gezeigt, wie sie noch wesentlich stärkere magische Fähigkeiten entwickeln konnte.

„Es gibt Partikel, die alles durchdringen“, hatte er ihr erklärt und ihr beigebracht, wie sie diese effektiv kontrollieren konnte. Noch in derselben Nacht hatte der undefinierbar aussehende, dunkel gekleidete Mann, als der er ihr erschienen war, ihr die Macht verliehen, ihren Körper zu reparieren. Jedenfalls die Äußerlichkeit ihrer Brüste hatte sie in wenigen Minuten nachwachsen lassen können, zu seinem Gelächter.

Sie seufzt und streicht über ihre schmale Brust. Doch später hat er ihr durch einen Wink seiner Hand ihre Weiblichkeit wieder genommen und seither fehlt ihr die Fähigkeit, das Wunder noch einmal zu vollbringen. Eine Strafe dafür, dass sie Rachels Fehlschläge und Aufsässigkeit zugelassen hat. Sie erinnert sich genau. Denn die Hexe Rachel aus dem Gefängniskeller der Cornelius war zusammen mit ihr als Führungsperson eines neu zu gründenden Hexenzirkels auserkoren worden. Doch Rachel hatte dem Dunklen Herrn immer wieder den Gehorsam verweigert und nur widerstrebend seine Befehle ausgeführt. Wie etwa die Amputationsklinik der Familie Cornelius weiterzubetreiben und auch zukünftig Frauen und sogar Männer zu verstümmeln. Um dadurch vermögende Männer mit entstellten Spielzeugen beiderlei Geschlechts zu versorgen. Wieso der Dunkle Herr dies tat, wusste sie nicht, doch seine Befehle waren ihr immer Gesetz gewesen. Ganz im Gegensatz zu Rachel. Die ebenfalls totalkastrierte Frau hatte schnell ihre Magie eingebüßt, war bestraft und durch Lilith ersetzt worden. Grimmig dreht sich Lilith zu dem schweren geschnitzten Schrank hinter ihr um und schiebt eine Schiebetür zur Seite. In einem tiefen Regal stehen drei große Kästen –fast Würfel, nur etwas flacher-, die allesamt mit schwarzen Tüchern verhängt sind. Zeit, Rachel mal wieder ihren eigenen Schmerz fühlen zu lassen, denkt sie sich. Und danach? Vielleicht sollte sie ihrer anderen alten Chefin auch mal wieder einen Besuch abstatten. Der aus der Boutique. Eine Bösartigkeit, die sicher dem Dunklen Herrn gefallen würde.

*

Lilith

Mit vor Erregung zitternden Händen zieht sie das Tuch von dem linken Kasten. Abgezogen wird eine Glaskiste sichtbar, deren Deckel am Rand metallbeschlagen und deren Inhalt bläulich beleuchtet ist. Sonst ist alles nur Glas – bis auf einen etwa zwei Zentimeter dicken Metallboden. Atemberaubend ist, was sich im Inneren der Kiste befindet. Eine Frau! Irgendwie ist eine ausgewachsene, grauhaarige Frau hineingequetscht worden, deren Füße übereinandergeschlagen sind, deren Knie links und rechts oben in der Kiste sind und deren Oberkörper vorgebeugt ist, so dass die verkrümmt in der Kiste hockende Frau das Gesicht zwischen den Knien hat. Ihre grauen Locken berühren das Glas der Kiste von innen. Auffällig ist zweierlei. Die Frau ist nackt – bis auf eine Strumpfhose die, wenn man genau hinsieht, heruntergezogen ist bis unter den Hintern. Der wäre nackt an der Rückseite und Unterseite der Glaskiste zu sehen, wenn man die Kiste drehen würde. Die Frau hat außerdem keine Arme, sondern nur Stümpfe, die nach einer Handlänge aufhören und mit frischem, leicht blutdurchtränktem Verband eingewickelt sind. Wer ganz genau hinsieht, kann einen um den Hals gewundenen Draht erkennen, der sehr eng gedreht und hinten zusammengedrillt ist. Auch der bläulich-graue Zustand des Kopfes und die heraushänge Zunge sind sichtbar. Rechts oben hat Lilith ein kleines, weißes Papieretikett angebracht.

HILDE CORNELIUS

CHIRURGIN, 49

Boxed by Rachel Dezember 2019

Zwei Jahre ist das also her, dass die Frau in die Kiste gewandert ist. Die Grauhaarige hockt völlig regungslos in der Kiste. Auch nach längerer Zeit ist keine einzige Bewegung feststellbar. Lilith weiß, dass diese Kiste offensichtlich die Zeit anhält und das gefangene Objekt – hier eine mühsam hineingequetschte armlose Ex-Chirurgin – damit in völliger Stase hält. Auch bewegt sich die gefangene Frau nicht hin und her, wenn man etwa die Kiste bewegt. Als Stasebox oder Stasekiste bezeichnet sie das Ding deshalb auch in Gedanken. Legt man eine Uhr hinein, bleibt diese unbegrenzt stehen, läuft jedoch wieder, sowie man sie herausnimmt. Lilith selbst hat es mit ihrer Armbanduhr ausprobiert, die sie eine Zeitlang mal auf dem Rücken der Ärztin liegen hatte.

Mit bösem Lächeln öffnet Lilith die Kiste. Sofort erstirbt das blaue Leuchten und zittrige Bewegungen erfassen den Leib der hineingequetschten Frau.

„...uft! Keine Luft!“ röchelt die Frau, so dass man es kaum verstehen kann.

„Hättest dir wirklich die Haare färben können, alte Schlampe“, schimpft Lilith und zieht die Frau an ihren Haaren hoch. Blutunterlaufene, verdrehte Augen sehen sie wässrig an, begleitet von Husten und spucken aus dem geöffnetem Mund mit weit heraushängender Zunge. Grinsend denkt Lilith, dass die Frau das L vor „uft“ vor mehreren Tagen gesprochen haben muss, als sie die Kiste das letzte Mal aufhatte. Mit der Linken die Haare der Frau haltend, ohrfeigt sie die hilflose Frau mit der Rechten. Die Erstickende reagiert jedoch kaum darauf.

„Du erstickst bis in alle Unendlichkeit!“, lacht Lilith, sich an ihrer Macht berauschend. „Für immer sitzt der Draht an deinem Hals, für immer sollst du ersticken und winseln. Nie wieder trinken, nie wieder aufstehen. Nur endloses Ersticken. Lilith hört ihre eigene Stimme hysterisch kreischen vor Lachen. Die Frau namens Hilde röchelt und hustet und versucht etwas zu sagen, doch die Oberhexe klappt einfach den Deckel zu. Wenn sie in ein paar Stunden oder Tagen oder wann auch immer den Deckel wieder aufklappt, wird die in der Kiste Gefangene mit dem Röcheln nahtlos weitermachen. Das blaue Licht ist wieder an und Lilith drapiert lächelnd das schwarze Tuch darüber. Was ihr immer wieder die Freunde an dem kleinen Szenario macht, ist die Tatsache, dass die Frau in der Kiste ihr in Bösartigkeit um nichts nachsteht. Schließlich war diese Hilde diejenige, die Rachel und außer ihr zahllosen anderen Frauen ihre Verstümmlungen beigebracht hat. Im Auftrage ihrer selbsternannten Hexenjäger-Familie. Bis sie vor etwa einem Jahr unter anderem von Rachel und mit Hilfe des Dunklen Herrn besiegt worden sind.

„Viel zu bequem hast du es da drin“, säuselt Lilith und klopft gegen die Kiste, wohl wissend, dass die Frau davon nichts mitbekommen wird. Außerdem hat sie wenigstens ihre Schamlippen, Titten und anderen Teile noch. Eine Großzügigkeit, die Hilde ihren eigenen Opfern nicht gewährt hat. Auch leidet sie nicht in der Zeit, in der die Kiste geschlossen ist. „Ein Jammer“, denkt sie. Aber allein die merkwürdige Aneinanderreihung von Kiste-auf und Ersticken und Kiste-zu mit wiederum Kiste-auf als Endlossequenz muss eine schreckliche psychische Folter sein, denkt sich Lilith. Was für ein merkwürdiges Gerät diese Kiste darstellt. Dass Menschen nicht mal im Entferntesten in der Lage wären, so etwas zu bauen, daran denkt sie auch oft genug. Es waren diese mysteriösen Artefakte, die den Hexenjägern ihre Macht gegeben hatten.

Dann zieht sie langsam und mit Vorfreude das Tuch von der mittleren Kiste. Wer die Frau mit einem schick frisierten Bubikopf ist, die nackt mit schwarzen Netzstrümpfen und Strapsen in der Kiste hockt und deren hübsche Füße sich mit rotem Nagellack gegen das Glas drücken, erfüllt Lilith mit einem wohligen Schauer.

RACHEL

EX-OBERIN, 38

Boxed by Lilith FEBRUAR 2020

Ein kleines rotes Herzchen ist noch mit Filzstift dahinter gemalt. Lilith kichert vor sich hin. „Wenigstens hast du so die ganze Corona-Krise verschlafen“, sagt sie laut vor sich hin. Liebevoll streichen ihre Finger über die glasartige Substanz der Kiste und sie versinkt in der Betrachtung der gefangenen Frau. Rachel hat ebenfalls ihre Arme eingebüßt und auch die leicht blutigen Mullbinden an den Strümpfen. Auch sie ist bis auf die Reizwäsche unbekleidet. Genüsslich erinnert sich Lilith, in welch schlechter Verfassung die Oberin war, nachdem ihre – offenbar einst mit Hilfe des Dunklen Herrn rekonstruierten – Arme wieder entfernt worden sind. Die im Beisein des Dunklen Herrn als Strafe für ihren Ungehorsam von ihrer Magie abgeschirmt wurde. Und sie selbst als ihre Nachfolgerin ernannt worden war. Was für ein Fest! Mit einer die Luft abschneidenden Schlinge war Rachel dann in die Kiste gezwungen worden. Just in eine, wie sie selbst für ihre alte Feindin Hilde bereitgestellt hatte. Nun prangt Rachels Name an ihrer Stasekiste, so wie sie vorher Hildes Namen auf eine andere geschrieben hatte.