Der Zwei-Punkte-Plan - Natalie Rabengut - E-Book

Der Zwei-Punkte-Plan E-Book

Natalie Rabengut

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Beschreibung

Vanessa hat die Nase voll davon, jede Party allein zu verlassen, nur weil sie zu intelligent für die meisten Männer zu sein scheint. Also beschließt sie, zu radikalen Mitteln zu greifen: Wie schwer kann es schon sein, sich für einen Abend dumm zu stellen? Die Albert Gessler-Fachhochschule in Köln hat einen hervorragenden akademischen Ruf. Hinter den Kulissen spielt sich allerdings täglich der ganz normale Wahnsinn ab: Chaotische Lehrkräfte, verplante Studenten und jede Menge extrakurrikulare Veranstaltungen sorgen für Drama, Aufregung und Stress – doch natürlich ist auch das eine oder andere Happy End dabei. Jede Kurzgeschichte der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Neuauflage des Titels "Mit allen Mitteln" von 2014.

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Der Zwei-Punkte-Plan

Natalie Rabengut

Copyright: Natalie Rabengut, 2014, Deutschland.

Neuauflage: Natalie Rabengut, 2020, Deutschland.

Coverfoto: © Kamjana – stock.adobe.com

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen und Einrichtungen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

Inhalt

Einführung

Vanessa

Daniel

Vanessa

Daniel

Vanessa

Daniel

Vanessa

Daniel

Vanessa

Über Natalie Rabengut

Einführung

Vanessa hat die Nase voll davon, jede Party allein zu verlassen, nur weil sie zu intelligent für die meisten Männer zu sein scheint. Also beschließt sie, zu radikalen Mitteln zu greifen: Wie schwer kann es schon sein, sich für einen Abend dumm zu stellen?

Die Albert Gessler-Fachhochschule in Köln hat einen hervorragenden akademischen Ruf. Hinter den Kulissen spielt sich allerdings täglich der ganz normale Wahnsinn ab: Chaotische Lehrkräfte, verplante Studenten und jede Menge extrakurrikulare Veranstaltungen sorgen für Drama, Aufregung und Stress – doch natürlich ist auch das eine oder andere Happy End dabei.

Jede Kurzgeschichte der Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.

Vanessa

Eva malte verlegen mit ihrem Bleistift kleine Kreise auf das vor ihr liegende Papier und Claire rümpfte einfach nur die Nase. Insgesamt schien keine von beiden von meiner Idee auch nur im Entferntesten angetan zu sein.

»Kommt schon! Das ist ein bombensicherer Plan«, flehte ich.

Eva räusperte sich, dann legte sie mit spitzen Fingern den Stift weg. »Ich weiß nicht, wie soll das auf Dauer funktionieren?«

Claire gab ein ersticktes Geräusch von sich. »Schätzchen, von Haltbarkeit hat hier niemand gesprochen. Unser Problem ist schlicht, dass wir uns auf jeder Party und in jeder Disko die Beine in den Bauch stehen, weil uns niemand abschleppen will – und unter abschleppen verstehe ich Sex für eine Nacht.«

Evas Wangen nahmen eine bezaubernde rote Färbung an, die sich wunderbar mit ihrem tizianroten Haar ergänzten. »Ach so.«

Während sie versuchte, diese Information zu analysieren und bis in den kleinsten Bestandteil aufzuspalten, zog Claire ihre schmal gezupfte Augenbraue hoch. »Aber wie soll das funktionieren, Vanessa?«

Ich seufzte erneut. Wir alle drei waren cleverer, als gut für uns war; vor allem, wenn es um das Thema Männer ging. »Es wird ja wohl möglich sein, für einen Abend so zu tun, als hätten wir mehr im BH als im Kopf.«

Zweifelnd sah Eva an sich herunter, sie hatte zwar einen beeindruckenden Vorbau, aber ein noch beeindruckenderes Gehirn samt eidetischem Gedächtnis.

Zusammen bildeten wir ein großartiges Team – zumindest in der Uni, wenn es um Arbeiten und Vorträge ging. Sobald man uns in eine gesellschaftliche Situation stellte, waren wir hilflos aufgeschmissen. Eva bekam kaum ein Wort heraus, so schüchtern war sie, während ich das exakte Gegenteil war. Sobald ein Mann sich mir näherte, sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Man könnte sagen, dass ich mich wirklich um Kopf und Kragen redete. Kaum war der Smalltalk abgehakt, ging ich zu komplexeren Themen über und klang vermutlich wie der größte Klugscheißer überhaupt. Doch ich konnte einfach nicht aus meiner Haut.

Claire war noch spezieller. Sie war umwerfend schön, was allerdings nichts daran änderte, dass sie manchmal etwas weltfremd herüberkam. Als ich einmal angedeutet hatte, dass sie leicht autistische Züge hatte, war sie ziemlich beleidigt gewesen. Sie stand am liebsten in der Ecke und beobachtete alles; dabei hatte sie die Angewohnheit, kritisch die rechte Augenbraue hochzuziehen, wodurch sie leicht arrogant wirkte.

Inzwischen waren wir im fünften Semester und während unsere Noten glänzend waren, lag unser Privatleben komplett auf Eis. In den letzten Semesterferien hatten wir uns nach einigen Flaschen Prosecco versprochen, uns irgendetwas zu überlegen, um uns wenigstens mal für eine Nacht an den Mann zu bringen.

Eva ließ ihren Kopf kreisen und ihr Nacken knackte hörbar. »Wow. Wir sind so clever und das Beste, was uns einfällt, ist, uns dumm zu stellen? Das ist irgendwie traurig.«

Claires Augenbraue wanderte noch höher. »Ich hatte immerhin vorgeschlagen, dass wir nackt gehen.«

Seufzend ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken und murmelte dabei: »Ich werde nicht schon wieder erklären, warum das nicht geht.«

»Aber wir sind nackt sehr ansehnlich«, protestierte Claire.

Richtig. Das hatten wir nach den Flaschen Prosecco auch herausgefunden. Danach war noch irgendetwas mit einem Pakt passiert, dass wir zu dritt zusammenleben würden, sollten wir mit 40 noch unverheiratet sein. Ich könnte Eva fragen, sie würde sich unter Garantie erinnern, doch ich ließ es lieber bleiben. Wie schwer konnte es schon sein, sich dumm zu stellen? Dazu musste ich doch einfach nur meine vorlaute Klappe halten. Das musste einfach funktionieren. Viel länger würde ich ungevögelt nicht überleben. In manchen verzweifelten Momenten überlegte ich inzwischen sogar, den Idioten anzurufen, – so nannte ich meinen letzten Ex-Freund liebevoll. Das warf aber gleich die Frage auf: War schlechter Sex besser als gar keiner?

»Strafgesetzbuch §183 Exhibitionistische Handlungen, Absatz eins –«

Ich unterbrach Eva, bevor sie die anderen Kursteilnehmer, die langsam zu Beginn der nächsten Lehrveranstaltung eintrudelten, noch weiter irritieren konnte. Nach Claires Vorschlag, wir könnten ja mal nackt zu einer solchen Party gehen, hatte ich eingeworfen, dass es sicherlich ein Gesetz dagegen gab. Eva hatte nachgesehen – und sich die betreffenden Abschnitte gemerkt, natürlich.

Professor Wilbers trat ein und schloss die Tür hinter sich.

»Also?«

Claire nickte huldvoll. »Ich bin dabei.«

»Ich auch. Denke ich. Ich überlege es mir noch. Aber ich glaube schon.« Eva lächelte schwach.

Nickend wandte ich meine Aufmerksamkeit Professor Wilbers zu, immerhin wollte ich auch in diesem Kurs die volle Punktzahl erreichen.

Allerdings schweifte ich mit meinen Gedanken immer wieder ab. Würde ich es wirklich schaffen, einen Abend lang nicht zu reden?

Daniel

Jonas reichte mir ein Bier und sagte: »Kopf hoch, Kumpel.« Dazu schlug mir Flo von der anderen Seite auf den Rücken – es sollte wohl aufmunternd gemeint sein.

Statt einer Antwort nahm ich lieber die Flasche Bier. Wie oft sollte ich ihnen jetzt noch erklären, dass ich nicht unter der Trennung von Andrea litt? Scheinbar wirkte ich nicht überzeugend oder sie hatten mir nicht zugehört. Dabei hatte ich wirklich ausführlich davon berichtet, wie wir uns auseinandergelebt hatten und dass wir eigentlich schon eine Weile getrennt waren, aber den richtigen Zeitpunkt abgewartet hatten, um es öffentlich zu machen.

Gedankenverloren nippte ich an meinem Bier. Die halbe Belegschaft der Albert-Gessler-Fachhochschule und viermal so viele Studenten mussten heute Abend hier sein. Die Disko war voll, um nicht überfüllt zu sagen. Der inoffizielle Semesterabschluss – oder wie ich es zu nennen pflegte: Ein weiterer Grund zu feiern.

Meine Ex-Freundin lief hier auch irgendwo herum und ich bedauerte den Mann, den sie heute Abend abschleppen würde. Der arme Tropf würde sich glücklich schätzen und denken, das große Los gezogen zu haben. Doch Andrea konnte einfach nicht treu sein – wie ich schmerzhaft am eigenen Leib erfahren hatte.

Außerdem war es wirklich eine … Erfahrung, mit ihr zu schlafen. Nicht, dass ich etwas gegen intelligente Frauen hatte, ganz im Gegenteil, aber beim Sex Anweisungen wie »Ändere doch den Neigungswinkel um 7 Grad« zu bekommen, war wirklich merkwürdig.

Es war für mich also nicht wirklich überraschend gewesen, dass unsere Beziehung nicht lange gehalten hatte. Besonders nicht, als ich sie mit meinem Mitbewohner im Bett erwischt hatte. Das Schlimme an Andreas’ Intelligenz war ihre hervorragende Rhetorik. Am Ende hatte sie mich fast davon überzeugt, dass es für die Evolution sinnvoll war, dass Frauen wie sie fremdgingen.

Mein armer Mitbewohner hatte sich tagelang schrecklich gefühlt, dabei gab ich ihm nicht einmal die Schuld, dass er ihr erlegen war. Inzwischen war er in Kanada unterwegs – angeblich, um Bäume zu pflanzen – aber ich befürchtete, dass ihn tatsächlich das schlechte Gewissen vertrieben hatte.

»So«, verkündete Flo. »Sondierung der Lage. Da drüben.« Er deutete auf eine Gruppe von drei Frauen, die neben den schweren Palmenkübeln Stellung bezogen hatten und kritisch die Tanzfläche musterten.

»Drei Frauen, drei Männer«, murmelte Jonas. »Geradezu wie für uns gemacht und genau das Richtige, um dich abzulenken.«

Schon wieder wurde mir aufmunternd auf die Schulter geschlagen und ich bekam den Eindruck, dass sie mir partout nicht glauben wollte, dass alles okay war. Eigentlich wollte ich protestieren, ließ es dann aber bleiben. Wozu den Atem verschwenden?

Nacheinander musterten wir die Mädels und ich musste zugeben, dass die Mittlere mir ziemlich gut gefiel. Ursprünglich war es zwar nicht mein Plan gewesen, heute groß zu flirten, aber sie interessierte mich.