Die Ärztin: Gesundheitstipps aus Kaisers Zeiten - Helene Sommerfeld - E-Book + Hörbuch

Die Ärztin: Gesundheitstipps aus Kaisers Zeiten Hörbuch

Helene Sommerfeld

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  • Herausgeber: AUDIOBUCH
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

«Die Ärztin» und das Wissen ihrer Zeit Die Kaiserzeit war die Ära der großen medizinischen Entdeckungen. Bakterien wurden als Grundübel aller Krankheiten erkannt, die Röntgenstrahlen als Sensation gefeiert und mancher war überzeugt, dass dieses neumodische Mittel namens Aspirin sich niemals durchsetzen wird. Die Ärzte beschäftigten sich aber auch mit Krankheiten, die heute niemand mehr kennt. Neurasthenie zum Beispiel oder Bleichsucht. Man zerbrach sich zudem den Kopf über unvorstellbar wichtige Fragen: Kann das Tragen grüner Ballkleider tödliche Folgen haben? Führen Kaffeegenuss und Onanie zur Erblindung? Und wieso ist es nicht ratsam, sich mit Mückenfett einzureiben? Helene Sommerfeld, Bestsellerautorin der Historiensaga «Die Ärztin», versammelt in diesem Buch die schrägsten Gesundheitstipps aus den Nachschlagewerken von damals. Ein nostalgisches Lesevergnügen und ein faszinierender Einblick in eine bedeutende deutsche Epoche.

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Zeit:3 Std. 51 min

Sprecher:Svenja Pages

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Helene Sommerfeld

Die Ärztin: Gesundheitstipps aus Kaisers Zeiten

Roman

Über dieses Buch

«Die Ärztin» und das Wissen ihrer Zeit

Die Kaiserzeit war die Ära der großen medizinischen Entdeckungen. Bakterien wurden als Grundübel aller Krankheiten erkannt, die Röntgenstrahlen als Sensation gefeiert, und mancher war überzeugt, dass dieses neumodische Mittel namens Aspirin sich niemals durchsetzen wird. Die Ärzte beschäftigten sich aber auch mit Krankheiten, die heute niemand mehr kennt, Neurasthenie zum Beispiel oder Bleichsucht. Man zerbrach sich zudem den Kopf über unvorstellbar wichtige Fragen: Kann das Tragen grüner Ballkleider tödliche Folgen haben? Führen Kaffeegenuss und Onanie zur Erblindung? Und wieso ist es nicht ratsam, sich mit Mückenfett einzureiben?

Helene Sommerfeld, Bestsellerautorin der Historien-Saga «Die Ärztin», versammelt in diesem Buch die schrägsten Gesundheitstipps aus den Nachschlagewerken von damals. Ein nostalgisches Lesevergnügen und ein faszinierender Einblick in eine bedeutende deutsche Epoche.

Vita

Helene Sommerfeld, Bestsellerautorin der Historien-Saga «Die Ärztin», versammelt in diesem Buch die schrägsten Gesundheitstipps aus den Nachschlagewerken von damals. Ein nostalgisches Lesevergnügen und ein faszinierender Einblick in eine bedeutende deutsche Epoche.

Helene Sommerfeld ist das Pseudonym eines in Berlin lebenden Autoren-Ehepaars. Viele ihrer Romane und Sachbücher waren internationale Bestseller. Die Historien-Saga um «Die Ärztin» Ricarda Thomasius ist im Berlin der Kaiserzeit angesiedelt, als Medizin und Technik bahnbrechende Fortschritte machten. Mit der Reihe feierte Helene Sommerfeld große Erfolge, Band 2 stand auf Platz 1 der Bestsellerliste.

Die Kaiserzeit – Zum Staunen und Schmunzeln

Wie selbstverständlich fahren wir heute Auto, benutzen die Straßenbahn, lassen uns impfen oder röntgen. Dass das etwas mit der deutschen Kaiserzeit zu tun hat, dürfte dabei den wenigsten Menschen in den Sinn kommen. Doch es sind Erfindungen, die in den Jahren von 1871 bis 1918 gemacht wurden und die den Grundstein für so vieles legten, das wir heute völlig normal finden. Dieses nicht einmal halbe Jahrhundert war eine Epoche voller Gegensätze. Unseren Ururgroßeltern machten die rasanten Entwicklungen oftmals Angst und Bange, denn ihr Leben veränderte sich so schnell, dass sie meinten, davon regelrecht krank zu werden.

Was damals alles passierte, ist so spannend wie in kaum einer anderen Zeit, dachte ich, als ich für «Die Ärztin», meine Saga rund um die Familie von Ricarda Thomasius, zu recherchieren begann. In Antiquariaten und Archiven besorgte ich mir zahlreiche Bücher, die mir halfen, mich einzufühlen und hineinzudenken in das, was die Menschen jener Tage erlebten.

Mit diesem Buch möchte ich Sie teilhaben lassen an meinen Originalquellen. Vieles wird Sie staunen lassen, anderes Sie vielleicht erschrecken und über Einiges werden Sie schmunzeln.

So ließen die Damen sich in Badekarren ins Wasser fahren, um anschließend in Umhängen im Meer zu planschen. Die Herren trugen Bartbinden, mit denen sie nachts zu ihren Gemahlinnen ins Bett stiegen, denn die Enden sollten so nach oben zeigen wie jene des Kaisers. Des Regenten Gesichtsschmuck trug sogar einen eigenen Namen: Es ist erreicht. Und in der Schule sangen die Kinder: «Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet in Berlin, und wär’ das nicht so weit von hier, so ging’ ich heut’ noch hin.» An seinem Geburtstag war Feiertag und wenn die Sonne vom klaren Himmel lachte, sagte man glücklich: «Heute ist Kaiserwetter!»

Jene 47 Jahre, in denen in Deutschland drei Kaiser herrschten, begannen mit Wilhelm I. Der König der Preußen war schon 74, als Fürst Bismarck ihn 1871 überredete, sich die Krone des deutschen Kaisers aufs Haupt setzen zu lassen. Sein Sohn Friedrich III. war bei seiner Krönung sterbenskrank und machte nach nur 99 Tagen Platz für seinen Ältesten, den berühmtesten der drei Kaiser. Wilhelm II. war in Orden und Uniformen vernarrt. Gelegentlich trug er einen Helm, auf dessen Spitze ein Adler montiert war, der so groß wie sein Kopf war. Aber er drang auch auf überfällige soziale Reformen, verbot Kinderarbeit, führte Arbeitervertretungen ein und wollte Beschützer der Armen sein.

Das Los der Frauen hatte er dabei weniger im Sinn. Das Gesetz besagte, dass sie nur arbeiten durften, wenn der «Göttergatte» es erlaubte. Sie hatten sich dem «Eheberuf» zu widmen und lasen in Feierstunden. Illustriertes Unterhaltungsblatt für jedermann Ratschläge wie diesen: «Geistige Überanstrengung, vieles Grübeln und Nachdenken ruft Erkrankungen der Gehirnzellen hervor.» Ein Werk mit dem Titel Das Weib als Jungfrau rettete ihren Tag mit der folgenden Schlauheit: «Durch Liebe beherrscht das Weib die Welt, verschönt und veredelt sie und sich selbst und hebt den Mann zur eigenen sittlichen Höhe und Gesittung empor.»

Das «Weib» galt als Wesen, das ohne Mann nicht leben konnte. Wie auch aus dem wohl einflussreichsten Ratgeberbuch jener Zeit zu erfahren war – Die Frau als Hausärztin. Ein ärztliches Nachschlagebuch. Anna Fischer-Dückelmann, die Autorin des weit über tausend Seiten dicken Bestsellers, studierte als eine von wenigen deutschen Frauen in Zürich.

Wäre Ricarda Thomasius nicht meine Erfindung – sie hätte der jungen Anna Dückelmann durchaus begegnen können. Ob die beiden Freundinnen geworden wären, bezweifle ich. Wenn Sie «Die Ärztin» lesen, erkennen Sie sie vermutlich in einer anderen Figur wieder. Einer, mit der Ricarda im ständigen Widerstreit liegt …

Die in Deutschland an nur einer Hand abzuzählenden Ärztinnen und ihre männlichen Kollegen standen zu Kaisers Zeiten den großen Rätseln der Medizin noch hilflos gegenüber. Sie wussten zwar von Krebs, Schlaganfall und Lungenentzündung, hatten aber noch keine Therapie, um sie zu bekämpfen. Wenn Sie in diesem Buch blättern, werden Sie stattdessen auf Krankheiten stoßen, von denen Sie vermutlich noch nie gehört haben. Neurasthenie zum Beispiel. Oder Bleichsucht und Kopfkongestion. Und dann die Hysterie! Wusste der Herr Doktor nicht weiter, dann wurde die Patientin eben als hysterisch diagnostiziert.

Manche Gesundheitstipps lassen uns heute schmunzeln. Dass Kaffeegenuss zu Erblindung führt, zum Beispiel. Acht Pfund Weintrauben täglich – selbstverständlich eigenhändig entkernt – sind der schlanken Linie zuträglich. Zu etwas anderem wird die Zeit dabei wohl kaum gereicht haben … Die richtige Ernährung verhindert zudem Schweißfüße. Alle zwei Stunden zwei bis drei mit Whisky vermengte Eigelb gelten als stärkend.

Ob diese Heilmethoden geholfen haben?

Sie werden mir hoffentlich nachsehen, dass ich für die Gesundheitstipps und Hausmittel in diesem Buch keine Gewähr übernehmen kann. Nun ja, nicht für alle, aber für diesen Rat durchaus: «So wie Kummer zu Siechtum führt, Schreck den Tod bringen kann, so kann Freude und Heiterkeit Besserung und Heilung bringen. Freude ist das beste Heilmittel, eine Lachkur ist eine unersetzliche Arznei.»

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre!

 

Ihre Helene Sommerfeld

Teil 1Guter Rat in allen Lebenslagen

A

Abenteuerlustige Mädchen

Bei abenteuerlich gestimmten Mädchen ist der Kuriertrieb die Triebkraft, welche sie auf die Universität treibt. Wie peinlich ist hier die Stellung eines sittsamen Mädchens; die männlichen Mitstudenten werden sich so bald nicht an Kolleginnen aus «dem schönen Geschlecht» gewöhnen. Sie werden den Emanzipierten mit kränkenden Zweifeln und Neugierde begegnen. Wie sollen Jungfrauen anatomische Studien gemeinsam mit Jünglingen, gelehrt von Männern, treiben, ohne das weibliche Zartgefühl tief, meistens unheilbar, zu verletzen!8

Abgehende Gase

Alle nervös Erregten und die an Schlaflosigkeit Leidenden müssen für eine Dattelkur allmählich ihre Ernährung so einrichten, dass sie täglich bis zu 2 Pfund Datteln zu sich nehmen. Übelriechend abgehende Gase, durch Übersäuerung des Magens, werden durch den Zucker der Datteln gebunden. Kulturmenschen können nicht in die Wüste wie ein Araber, der schwer krank ist und dabei einen Sack voll Datteln mit sich mitnimmt und bei Sonnenbädern eine Art Trockenkur durchmacht. Er kommt ein paar Wochen später geheilt zurück.7

Aderlass

Oberstabsarzt Dr. Dyes lehrte, dass Bleichsucht am besten mittels Aderlass geheilt wird. Er begründete es damit, dass das Blutwasser und die weißen Blutkörperchen vermehrt seien und dass sich eine bessere Blutzusammenstellung einstelle, wenn ein Teil des kranken Blutes entzogen wird. Bei Aderlass stellt man zuerst das Körpergewicht fest und entnimmt dann ein Gramm Blut auf ½ Kilo seines Gewichtes. Dann lässt man Bettruhe einhalten und mit Hilfe eines schweißtreibenden Tees stark schwitzen. Essen dürfen die Kranken erst nach 24 Stunden. Auf eine baldige Wiederholung des Aderlasses legte Dr. Dyes großes Gewicht.5

Abhärtung nicht übertreiben

Vom Abhärtungsfanatismus Betroffene fügen sich natürlich nur Schaden durch ihre Übertreibung zu. Und da sie durch ihre Übertreibung verblendet oder gar blind in ihrem Urteil sind, so glauben sie, diese Schädigung rühre daher, dass sie den Anforderungen der Abhärtung nicht Genüge geleistet, dass sie in dieser Hinsicht zu wenig getan haben. Die Folge davon ist, dass sie ihre Methode noch steigern und verschärfen, dass demgemäß aber auch die Schädigungen anwachsen und sie sich schließlich zu Grunde richten.3

Ästhetisch korrekter Gang der Frau

Einen beachtenswerten Hemmungsmoment für den ästhetisch korrekten Gang bilden für die Frau die Tage der Monatsperiode. 60 Tage im Jahr läuft die Frau Gefahr, noch schlechter als sonst zu gehen! Eine Frau sollte danach trachten, gerade in diesen Tagen schon vorhandene Mängel im Gehen, Stehen, Sitzen nicht noch zu erhöhen. In dieser Zeit besteht die Schönheitsgefahr, die nur verständige Einsicht und nie erlahmender Wille zu bekämpfen imstande ist. Übrigens ist Gehen während der Periode nicht schädlich.4

Afterjucken

Es kann rein nervös sein, und ist das qualvollste von allen, weil es durch Kratzen noch ärger wird und schwer zu heilen ist. Seine Ursache liegt in einer Erkrankung des Nervensystems, tritt bei Hysterie als selbständiges Nervenübel auf. Behandlung: Beseitigung der Darmschmarotzer. Kühle Bleibeklistiere, warme Sitzbäder und alle erregenden Speisen und Getränke meiden.5

Alte Onanistinnen

Weibliche erwachsene Onanisten sind nicht selten. Sie zeigen oft heftige Reue, haben Angst vor ernsten Folgen, machen große Willensanstrengungen, um sich von der bösen Leidenschaft zu befreien. Alte Onanistinnen sind zur Ehe wenig tauglich; entweder leiden sie an Scheidenkrämpfen, oder sie sind gegen die Annäherung des Mannes empfindungslos, oder sie ist ihnen widerwärtig. Bei eingetretener Erschlaffung der Gebärmutter wird auch die Mutterschaft schwierig. Bei temperamentvollen jungen Mädchen ist die Ehe das beste Heilmittel. Die immer häufigere Ehelosigkeit treibt Männer und Frauen in die Onanie.5

Alt und jung

Wenig ratsam und glücksverheißend ist die Verbindung eines jungen Mannes mit einem älteren Weib, denn diese will den Mann lenken und leiten, da sie in ihrer Entwicklung dem Mann voraus ist. Bei lebhaften und kraftvollen Charakteren entwickelt sich unausbleiblich eine Herrschsucht, sodass die wahre Harmonie unmöglich wird. Ein junges Mädchen an das Bett eines Greises zu fesseln ist nicht nur natur- und gesundheitswidrig, sondern auch in hohem Maße unmoralisch, weil es die Gesetze der Natur mit denen der Pflicht in Konflikt bringt.6

Andersartige Sitten

Sehr zu empfehlen ist, orientalische Sitten anzunehmen, nämlich vor dem Betreten der Wohn- und Schlafräume die Fußbekleidung zu wechseln. Viel Schmutz, Staub, Krankheitskeime und üble Gerüche blieben so außerhalb der Wohnräume. Aus dem Bau, der Ausstattung und dem Gebrauch eines japanischen Zimmers können wir mancherlei lernen. Und wenn die Japaner durchaus an unseren Unsitten zugrunde gehen wollen, so sollten wir klug genug sein, aus ihren Sitten das Beste für uns selbst zu retten.7

Angesichtskundler

Es gibt Leute, die sich in der Physiognomik so beschlagen dünken, dass sie jeden Menschen auf den ersten Blick erkannt zu haben glauben, ohne sich um die sieben Scheffel Salz, die man zu diesem Zweck mit ihnen zu essen hat, oder um die erforderliche Prüfung von Herz und Nieren zu kümmern. Wer einem solchen Angesichtskundler in die Hände oder unter die Augen fällt, der ist verkauft und verloren; er wird prognostisch skalpiert, und er darf nie etwas anderes sein, als in dem Befund des Betreffenden enthalten war. Trotzdem sind solche Opfer weniger zu bedauern als solche Analytiker, denen man passend den Beinamen Schnellanalytiker geben könnte.3

Anstarren

In Studentenkreisen nennt man das fixieren, und dies wird als Beleidigung gesehen, die sogar zu Duellen Veranlassung gibt. In den meisten Fällen ist anstarren eine ungeheure Übertreibung, um nicht zu sagen, dass hauptsächlich Dummköpfe starren, oder Menschen, denen die nötige Zurückhaltung fehlt.3

Arsenikgrüne Kleider

Eine Gefahr liegt in dem Abfärben des Arsenikgrüns von damit gefärbten Ballkleidern und Ballkränzen. Die zu den Ballkleidern verwendeten Tarlatane hat man bis zur Hälfte ihres Gewichts mit Arsenikgrün überzogen gefunden. Die Farbe ist nur lose mit Stärke aufgelegt und fliegt bei der geringsten Reibung in Staubwolken ab. Man hat berechnet, dass ein arsenikgrünes Ballkleid bis zu 50 g Arsenik erhalten und bis zu 4 g Arsenikgrün an einem einzigen Ballabende abstäuben kann, innerlich gegeben genügend, um ein paar Dutzend Menschen zu vergiften.6

Arzneisiechtum

Unzählige Menschen leiden am Arzneisiechtum, indem sie etwas einnehmen in der Hoffnung, endlich einmal auf ein Mittel zu treffen, das die ersehnte Heilung bringen wird. Oft verliert der Organismus von falschen Arzneimitteln die Widerstandskraft. Es bilden sich gefährliche Ablagerungen im Körper, und es entwickelt sich unheilbares Siechtum. Gerade Frauen werden beherrscht von Arzneimittelsucht, und die Folgen sind traurige Verwüstungen an ihrem Leibe. Diese Frauen lassen sich aber selten aufklären und sind meist der Gesundheitspflege unzugänglich. Solchen ist nicht mehr zu helfen! Alle aufrichtigen und fortschrittlichen Ärzte setzen anstatt auf Arzneiverordnungen immer mehr auf Hygiene.5

Auf dem grünen Rasen

Man gebe um Himmelswillen dem Trieb der Kinder zum Sitzen und Lernen nicht zu viel nach; er ist schon Kränklichkeit und Unnatur, und solche Kinder müssen gerade am meisten zur Bewegung angetrieben werden. Ist eine Krankheit schon eingewurzelt, dann sind die allerstärksten Bewegungen nötig, und zwar immer im Freien und auf grünem Rasen, oder unter Bäumen. Ich habe einige Male gesehen, dass Skrofeln, die vergebens durch die ausgesuchtesten Mittel bekämpft worden waren, sich von selbst verloren, als der Patient anfing zu reiten, oder eine andere stark bewegte Lebensart zu führen. Das Fahren ist freilich in diesem Sinn gar keine Bewegung, und höchstens als ein mechanisches Erschütterungsmittel zur Zerteilung der Stockungen zu betrachten, aber nie wird es die Stärkung des Tons, die Erweckung und gleichförmige Verteilung der Lebenskräfte bewirken, die aktive Bewegungen hervorbringen. Man lasse sich also ja nicht durch das Wort Bewegung verführen, dies für gleichbedeutende Dinge zu halten. Nur für kleine Kinder und für äußerst schwache mag es dienen.12

Frauentag im Lichtluftsportbad am Kurfürstendamm in Berlin.

Augenbäder

Bei Neurasthenischen, Blutarmen und Augenkranken tritt oft die Unfähigkeit ein, im Dunklen zu sehen. Kühle Augenbäder, reichlich Schlaf, Aufenthalt im Grünen bringt Besserung. Mit derartigen Augenerscheinungen hängt auch oft ein allgemeiner Niedergang der Kräfte zusammen.5

Ausschweifungen

Um geschlechtliche Ausschweifungen und Onanie zu verhüten, ist das Hauptmittel eine körperliche und geistig-sittliche Kräftigung von Jugend auf. Eine richtige Erziehung, natürliche Lebensweise, Mäßigung im Alkoholgenuss, Ablenkung von verführerischen Gedanken, Vermeidung von einseitiger Anstrengung des Geistes und der Fantasie, Kräftigung des Körpers (Schwimmen, Fußpartien, Spiele im Freien) ist ausschlaggebend. Alles was Sinnlichkeit und Fantasie anregen kann (vorzeitiges Romanlesen, Tanzen, Besuch von Ballett, Zirkus, Gemäldegalerien, Antikenkabinetten und dgl.), ist zu unterlassen. Eltern haben Benehmen, wie Verkehr, zu überwachen. Übertriebene Prüderie ist fehlerhaft. Bei der Kleidung achte man darauf, dass die Hosen nicht zu eng sind, weil andauernder Druck auf die Genitalien leicht einen nachteiligen Reiz auf diese ausübt.6

Autorität

Ein Weib als Arzt, Pfarrer, Advokat ist eine unnatürliche Erscheinung. Es verschwindet das Weib gänzlich, es bleibt nur ein schwächlicher Mann in Weiberrobe übrig; jedenfalls eine unerträgliche, den Zwiespalt in sich tragende Gestalt, ein Zerrbild! Wir können das Weib nicht verlieren, weil wir die Familie nötig haben; in ihr ist der Mann die Autorität, der Erwerber, der Schützer, das Weib die Pflegerin der Liebe, Sitte und Schönheit.8

B

Ballsüchtig

Ein Ball wird verwerflich, wenn er dazu dient, durch Putz Aufsehen zu erregen und ein Marktplatz für heiratslustige Mädchen zu werden. Hier bleibt der kritischen Männerwelt als Käufer die Wahl überlassen. Nur ballsüchtige Mädchen ohne Charakter und Stolz werden sich dort hinsetzen und warten, bis prüfende Männerblicke auch sie treffen.5

Bantingkur

Dies ist eine Diätkur, die ausschließlich aus Fleischkost besteht, wobei eine allgemeine Abmagerung rasch eintritt, da weder Mensch noch Tier vom Fleisch alleine leben können.5

Barbiere

Die Verbreitung der Naturheilmethode hat dazu geführt, dass viele Personen meinen, dass Ärzte und Medikamente überflüssig seien und sie mit kaltem Wasser alles heilen können. Auch Barbiere, Wund- und Afterärzte greifen, wenn ihre Weisheit zu Ende ist, mit Vorliebe zum kalten Wasser und richten dadurch unheilbaren Schaden an. Man darf nicht vergessen, dass Kälte lähmt und die Anwendung kalten Wassers unter Umständen sofortigen Tod hervorruft.9

Bauchfettübung

Das Bücken ist den meisten Menschen eine leidige Bewegung. Mit leichtem Seufzer oder etwas kräftigerem Fluch wird das Heruntergefallene aufgenommen. Dennoch ist gerade diese Bewegung eine wunderbare gymnastische Übung. Durch das Bücken werden Unterleibsorgane und Därme angeregt und das mit Vorliebe in der Bauchdecke angesammelte Fett beseitigt. Daher ist es ratsam, möglichst viel fallen zu lassen, um durch das methodische Rumpfbeugen die Unterleibsorgane gesund zu erhalten.7

Becken

Bei Nervosität spielen beim weiblichen Geschlecht die Beckenorgane eine große Rolle. Man lasse nervöse Frauen und Mädchen zuerst gründlich untersuchen, ob Gebärmutter und Eierstöcke frei sind.5

Begattung

Mit der Beendigung der Geschlechtsreife (Mannbarkeit oder Pubertät) erwacht bei beiden Geschlechtern neben der Liebe zueinander der Drang zur Begattung. Leider verschieben nun