Die Asthma-Lüge - Christoph Klein - E-Book

Die Asthma-Lüge E-Book

Christoph Klein

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Beschreibung

Der 1966 in Troisdorf im Rheinland geborene Christoph Klein leidet seit Kindheit an Asthma. 1991 - 1992 entwickelte er eine Inhalierhilfe für Asthmasprays, die weltweit patentiert und mit Innovationspreisen belobigt wurde. Beim Einsatz der neuen Inhalierhilfe kam es in den Anfängen der Markteinführung zu spürbaren Medikamenteneinsparungen bei den Anwendern, die mächtige Feinde wie die Pharmaindustrie, bayerische und deutsche Regierung sowie EU-Kommission auf den Plan riefen. Ab diesem Zeitpunkt fing ein langer, qualvoller Weg für den Erfinder an, der noch andauert. Sein Produkt wurde mit abstrakten Gefahrenunterstellungen 1997 auf Intervention der Regierung von Oberbayern verboten. Seit 2011 ist in diesem Wirtschafts-, Rechts- und Politkrimi beim Gerichtshof der EU in Luxemburg eine Schadensersatzklage in Milliardenhöhe gegen die EU-Kommission anhängig. Das Europäische Parlament nahm sich der vom ehemaligen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso betitelten "Affaire atmed" im Rahmen einer Petition in den Jahren 2008 bis 2011 an und stellte 2012 fest, dass aufgrund der Verhinderung der nützlichen Erfindung von 1998 - 2012 über 50 Milliarden Euro Einsparungen zu Lasten der Krankenversicherten und Sozialsysteme verhindert wurden. Der Nutznießer hiervon war die Pharmaindustrie, weshalb ein Korruptionsverdacht naheliegend sein dürfte. Topbeamte, Kommissare der EU-Kommission, deutsche Politiker und Minister sind in dem Skandal verwickelt, der seit 25 Jahren andauert. Der Autor benennt in seinem Buch Ross und Reiter und nimmt kein Blatt vor den Mund. Viele der im Buch aufgeführten Personen und Amtsträger sind noch in Amt und Würden. Dieses Buch ist ein Zeitzeugnis für ein jahrzehntelanges, andauerndes Systemscheitern sowie für eklatante Missstände im dunklen Sumpf von Korruption und Lobbyismus. Wer bislang glaubte, es herrsche Rechtsstaatlichkeit in der EU, Deutschland und Österreich, wird anhand dieses spannenden Enthüllungs- und Sachbuches eines Besseren belehrt.

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Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

1. Auflage, Großgmain 2017

ISBN 9783962557324

© Christoph Klein

Poststraße 62

AT-5084 Großgmain, Österreich

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.christoph-klein.info

Fotos: © Christoph Klein, Großgmain, Österreich

Portraitfoto: Fotograf Max Köstler, Bad Reichenhall, Deutschland

Covergestaltung: Grafik und Design, Karen Ulrich, Solingen

INHALTSVERZEICHNIS

Definition von Korruption

1. Vorwort und Einleitung

2. Kindheit, Jugend und Ausbildung

3. Eine neue Inhalierhilfe für Asthmatiker

4. Der steinige Weg der Selbstvermarktung

5. Die Broncho-Air medizintechnik und atmed AG

6. Der Vernichtungsfeldzug

7. Auf der Suche nach Gerechtigkeit: Der

Bummelzug nach Brüssel, Straßburg und Luxemburg

Definition von Korruption

Gemäß Wikipedia bedeutet Korruption:

„Korruption (von lateinisch corruptio ‚Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit‘) im juristischen Sinn ist der Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen (zum Beispiel Stiftungen), um für sich oder Dritte einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtmäßiger Anspruch besteht. Korruption bezeichnet Bestechlichkeit, Bestechung, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung.

Der Politikwissenschaftler Harold Dwight Lasswell definierte Korruption als destruktiven Akt der Verletzung des allgemeinen Interesses zu Gunsten eines speziellen Vorteils. Nach einer Schätzung des IWF werden weltweit durch Korruption 1,3 bis 1,75 Billionen Euro verschlungen. Das schwächt das globale Wirtschaftswachstum um ungefähr zwei Prozent. In aktuellen Wirtschaftswachstumsmodellen gilt Korruption wie auch Geldwäsche als eine der langfristigen und nachhaltigen Wachstumsverhinderer. […]

Transparency International definiert Korruption als Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Vorteil. (Corruption is operationally defined as the misuse of entrusted power for private gain.)

Diese Definition steht im Gegensatz zu der oben zitierten alten amerikanischen Definition von Harold Dwight Lasswell: … violations of the common interest for special advantage are corrupt. Sie wurde seinerzeit als Richtlinie für den Entwurf des amerikanischen Anti-Korruptionsgesetzes Foreign Corrupt Practices Act von 1977 und (erst) zwanzig Jahre später der OECD-Convention on Combating Bribery of Foreign Public officials in International Business Transaction angewendet. In beiden wird die Verantwortung für die Straftat (Korruption) auch und insbesondere bei den Initiatoren im eigenen Lande gesehen (siehe auch OECD-Konvention – die aktive Korruption der EG gerät ins Visier.

Indem Lasswell lediglich den bewusst herbeigeführten Schaden an einer öffentlichen oder privatrechtlichen Gemeinschaft zur Selbstbereicherung als Korruptions-Kriterium identifiziert, bezieht er den aktiven und den passiven Partner gleichermaßen mit ein – vor dem Hintergrund, dass fast in allen Fällen der Aktive Hauptnutznießer und Initiator von Korruption ist.

Nach der Definition von TI jedoch wird der Missbrauch der eigenen Position als einziges Kriterium herausgestellt. Die Philosophie dahinter ist, dass nur derjenige, der die Korruption ermöglicht (annimmt), im juristischen Fokus stehen müsste. Letztendlich impliziert TI, dass, weil von der aktiven Privatindustrie keine Moral zu erwarten ist (vgl. W. B.), deshalb der passive Amtsträger die volle Verantwortung zu tragen habe.

Diese moderne Sichtweise hatte in den 1990ern Kritik an Transparency International ausgelöst. Insbesondere auch, weil TI just in derselben Legislaturperiode (1991–1994) ins Leben gerufen wurde, als im Bonner Parlament die Korruption gegen Amtsträger der Europäischen Süderweiterung explizit legitimiert und gegen die Empfehlungen der UN und der OECD entsprechende Schmiergelder ins Ausland nunmehr als steuerabzugsfähig zugelassen wurden (siehe Schattenwirtschaft – eine anschwellende Quelle für Schmiergeld).

Im aktuellen TI Jahresbericht für 2015 gibt es dem Korruptionswahrnehmungsindex CPI zufolge mehr Länder, in denen im Vergleich zum Jahr 2014 weniger Korruption wahrgenommen/empfunden (engl. to percept) wurde, als solche, bei denen die Korruption im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hatte. Die Dänen nehmen sich dem Index zufolge als Spitzenreiter unter den korruptionsärmsten Ländern der Welt wahr. Deutschland befindet sich auf Platz 10 und hat sich nach eigenem Empfinden somit verbessert: Im Jahr 2014 belegte Deutschland noch Platz 12 in der Selbstwahrnehmung der Geschäftswelt. Insgesamt empfindet sich die weltweite Geschäftswelt als weniger korrupt im Vergleich zu Beginn der Finanzkrise.

Über das tatsächliche Ausmaß der Korruption allerdings sagt der CPI nichts aus. Er gibt aber Geschäftsleuten durchaus einen Eindruck für die Sensibilität, wie schädlich Korruption auf dem nationalen Markt empfunden wird und ob deshalb der politische Wille vorherrsche, evtl. dagegen vorzugehen. Als Beispiel sei die jahrzehntelang gängige Schmiergeld-Praxis in der Bundesrepublik Deutschland genannt, wobei Parlamentarier von der Strafverfolgung ausgeschlossen waren, wenn sie für spezifische politische Entscheidungen nachträglich entlohnt wurden. Nur wenn die Entlohnung vorher entrichtet wurde, war sie juristisch als Korruption verfolgbar. Mit dieser ungewöhnlich liberalen Regelung hatte die deutsche Geschäftswelt jahrelang die OECD-Konvention gegen die Korrumpierung von ausländischen Amtsträgern (1997) unterlaufen und sich selbst trotzdem einen extrem hohen CPI (Platz 10-20) vergeben. Kurioserweise selbst zu jener Zeit, als Schmiergelder legal von der Steuer absetzbar waren (§ 4 Abs. 5 Nr. 10 EStG, gültig bis 19. März 1999). Erst 2014 wurde die legale Korruption auf Druck der UN abgeschafft, sodass Deutschland als letzter Staat auch die UNCAC erfüllte. Jetzt (2015) fühlen sich deutsche Geschäftsleute noch korruptionsärmer.“

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Korruption)

1. Vorwort und Einleitung

Ich bin wütend und halte nicht meinen Mund, denn wer schweigt und hierdurch Missstände toleriert, wird zum Mitläufer von inakzeptablen Zuständen. Wenn man über 25 Jahren von einem politischen „Verhinderungssystem“ veräppelt wurde und die Chance erhält, mit einem Buch Menschen wachzurütteln, dann betrachte ich es sogar als meine Pflicht, meine Erfahrungen und Erlebnisse mitzuteilen, damit sich hierdurch vielleicht etwas zum Positiven für alle Menschen verändert. 25 Jahre ständige Berührung und Konfrontation mit teilweise verlogenen Politikern und Eliten, mit Rechtsbeugung, untätigen Staatsanwaltschaften und Behörden, Amtsmissbrauch, politischen Einflussnahmen, Willkür und teilweise kriminellen Machenschaften, Drohungen, Einschüchterungen, systematischem Rufmord und einer EU-Kommission und deutschen Bundesregierung, die durch und durch durchtrieben sind und offenkundig von deutschen Wirtschaftsinteressen beeinflusst werden, bieten eigentlich viel Stoff für eine Hollywoodverfilmung. Hierfür braucht man keinen Roman, sondern nur die nackte Wahrheit.

Jeder weiß, dass Deutschland ein rohstoffarmes Land ist. Deutschland lebt von seinem Erfindungsgeist, den ausgebildeten Fachkräften und seinem Know-how. Spitzenpolitiker aller Parteien predigen, wie wichtig eine gute Schulausbildung und die Innovationskraft für unseren Wirtschaftsstandort wäre. Dass es sich hierbei wie im vorliegenden Fall in der „Affaire atmed“ nur um Heuchelei handeln kann und den gesprochenen Worten keine Taten folgten, sondern im Gegenteil alles Erdenkliche unternommen beziehungsweise auch unterlassen wurde, um eine Innovation zum gesundheitlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachteil der gesamten Bevölkerung und Volkswirtschaft sowie zu Gunsten der Industrie über fast ein Vierteljahrhundert zu verhindern, wird mit diesem Buch anhand meiner Erfahrungen eindrucksvoll geschildert. Es herrschen nämlich tatsächlich häufig Filz und Korruption vor, sofern man genauer hinter die Kulissen sieht, sobald es um wirtschaftliche und nationalpolitische Interessen geht.

Ich weiß nicht genau, was mich bisher mehr abgeschreckt hat, dieses schon lang geplante Enthüllungsbuch endlich zu schreiben, zumal es eine Fleißaufgabe ist und man konzentriert über mehrere Monate durcharbeiten muss. Da ich aus Kostengründen kein eigenes Büro mehr hatte und ständig die Familie im Hintergrund, fiel es mir häufig schwer, konzentriert an einem Stück durchzuarbeiten. Ich verlor immer wieder den Faden und musste mich zuerst dann erneut in die Thematiken einarbeiten, was Zeit, Nerven und Überwindung kostete. Manchmal verfiel ich sogar in Melancholie, wenn ich in alten Erlebnissen bohrte, denn es kamen bitterböse Erinnerungen auf, die ich am liebsten verdrängen oder aus dem Gedächtnis streichen würde. Heute verstehe ich, warum manche Autoren, wenn sie ein Buch schreiben, für Monate auf einer einsamen Hütte in Klausur gehen, weil sie dort nämlich völlig ungestört und frei von jeglichen fremden Einflüssen konzentriert durcharbeiten können. Bekanntlich versetzt jedoch der Wille Berge, wie mein Vater immer zu sagen pflegte, und somit hilft kein Jammern, sondern ein festes Ziel vor den Augen.

Faulheit, Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Traumatisierung durch ein korruptes und verfilztes System, gegen das man sich als Einzelner kaum zu wehren vermag, die Angst vor dem endgültigen Scheitern (man verdrängt zum eigenen Schutz allzu gerne all seine Probleme und verfällt als Opfer häufig genug in Selbstmitleid und Depressionen) sind schlechte Berater. Ich pendelte also im Wechselbad der Gefühle ständig zwischen einem starken Überlebens- und Kampfeswillen und der Resignation und musste mich täglich aufs Neue motivieren. Nach einer gerichtlichen Niederlage lief ich häufig genug Gefahr, alles hinzuwerfen und hierdurch möglicherweise meine ganze Arbeit und Existenz aufs Spiel zu setzen. Jedoch erinnert einen eine intakte Familie immer wieder an seine Verantwortung für andere und insbesondere geliebte Menschen. Doch wo Schatten ist, ist auch Licht, denn wenn man Rückhalt durch Familie und sehr gute Freunde hat, auf die man sich stets verlassen kann und die einem Rückhalt, Liebe, Geborgenheit, Hoffnung und Mut geben, siegt letztendlich der Optimismus und die Motivation für einen Kampf. Mein Vater brachte mir schon als junger Mann bei: Sorge und trage Verantwortung für deine Familie und insbesondere für dich selber, habe Nerven wie Drahtseile und Prinzipien, sei ehrlich und zuverlässig, kämpfe für deine moralischen Werte und bleibe stets standhaft, auch wenn man hierbei möglicherweise Schiffbruch erleidet. Stehe wieder auf, wenn du hinfällst, denn hieraus lernt man nur. Wenn man fest davon überzeugt ist – wobei man objektiv und sachlich bleiben sollte –, immer das Richtige getan zu haben und auch weiterhin zu tun, ehrlich zu sich selbst zu bleiben und stets mit reinem Gewissen zu handeln, lohnt es sich, hierfür zu kämpfen, denn es geht um nichts weniger als Gerechtigkeit, Ideale, Moral, Ehre und Werte und man kann sogar noch in den Spiegel schauen. Das Zitat von Johann Wolfgang von Goethe, „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen“, motivierte mich im jahrzehntelangen Kampf gegen eine mächtige, dunkle und unheilige Allianz, bestehend aus bayerischen und bundesdeutschen Behörden, der Pharmaindustrie sowie der bayerischen und deutschen Regierung und der EU-Kommission.

Es gibt den Kampfspruch aus einem Songtext der deutschen Rockband Böhse Onkelz, „Ich will lieber stehend sterben als kniend leben, lieber tausend Qualen leiden als einmal aufzugeben“,der ein Leitbild für mich darstellte.(Die Rockband Böhse Onkelz hat sich mehrmals ausdrücklich vom rechten und braunen Gedankengut distanziert und lehnt jeden Extremismus ab.)

Der Erfolg dieses Buches wird für mich den Ausschlag dafür geben, ob sich meine jahrzehntelangen Bemühungen und Entbehrungen gelohnt haben. Ich sehne mich nach Gerechtigkeit und Ehrlichkeit, wie das möglicherweise viele Mitbürger tun. Deshalb hat letztendlich der Optimismus und der Drang, etwas bewegen zu wollen und ein Buch zu schreiben, in mir gesiegt, diese Fleißaufgabe in Angriff zu nehmen. Motiviert hat mich auch Günter Oggers Bestseller „Macher im Machtrausch“ (erschienen im Droemer Knaur Verlag, 2001), in dem er bereits vor 15 Jahren eine Seite meinem Fall widmete und hierdurch auf eklatante Missstände aufmerksam machte. Die nachfolgenden Schilderungen meiner Erlebnisse in der „Affaire atmed“ beruhen auf Fakten, beschreiben einen großen Lebensabschnitt von über 25 Jahren und zeigen die wichtigsten Ereignisse meines langen Erfahrungs- und Leidensweges mit der Pharmaindustrie, deutschen Behörden, Gerichten, Politikern und der BRD und EU-Kommission auf, die unter dem Deckmantel einer angeblichen Rechtsstaatlichkeit und teilweise mit unlauteren Mitteln eine patentierte und mit Innovationspreisen prämierte Erfindung von mir zum gewaltigen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nachteil mehrerer hundert Millionen Asthmatiker und lungenerkrankter Menschen weltweit verhinderten.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre, bei der viele bekannte Persönlichkeiten und Politiker auftauchen. Nichts ist spannender als die Realität.

Christoph Klein, Dezember 2016, Großgmain (Österreich)

2. Kindheit, Jugend und Ausbildung

Ich wurde am 21. Oktober 1966 in Troisdorf (Rheinland, Nordrhein-Westfalen) als viertes und jüngstes Kind der Eheleute Gertrud Klein, geborene Hoss, und des Maurermeisters Erich Klein geboren. Ab den 1970er-Jahren führte mein Vater erfolgreich ein mittelständisches Baugeschäft in Troisdorf Friedrich-Wilhelms-Hütte.

Ich wuchs in dem kleinen Dorf St. Augustin-Meindorf zwischen Siegburg und Bonn rechtsrheinisch im Rheinland auf. Meine Kindheit war unbeschwert, wenngleich ich in finanziell bescheidenen Verhältnissen aufwuchs. Bereits in meiner frühen Kindheit betrieb ich regen Handel und verkaufte Briefmarken oder Gegenstände an Klassenkameraden.

Als ich vier oder fünf Jahre alt war, wurde circa 15 Meter vor das elterliche Haus die Flughafenautobahn Köln/Bonn gebaut. Anfang der 1970er-Jahre kannte man noch keine Schallschutzmauern. Mein Vater klagte dagegen mithilfe einer renommierten Bonner Rechtsanwaltskanzlei bis zum Oberlandesgericht in Köln (OLG) durch zwei Gerichtsinstanzen. Das kostete ihn viel Geld (30.000 bis 40.000 DM), das OLG Köln ließ jedoch keine Revision zum Bundesgerichtshof zu, was meinen Vater massiv verärgerte. Recht haben und Recht bekommen, sind zwei unterschiedliche Dinge und liegen oft weit auseinander.

Seit dem Bau der Flughafenautobahn war eine latente Lärmbelästigung rund um die Uhr vorhanden, weil mein Kinderzimmer genau in Richtung Autobahn lag. Nachts konnte man das Fenster meines Zimmers nicht gekippt lassen, weil die Lärmbelästigung zu hoch war. Möglicherweise war das auch der Grund, warum ich mit sechs Jahren an Asthma erkrankte, denn neben gewaltigen Lärm durch die Abrollgeräusche produzierten die Autos damals noch viel mehr Abgase und höhere Feinstaubbelastungen als heutzutage.

Nach der Mittleren Reife besuchte ich die berufsbildende Fachoberschule in Troisdorf-Sieglar mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik und machte ein Praktikum bei der angesehenen Forschungsgesellschaft für angewandte Naturwissenschaften (FGAN) in Wachtberg-Werthhoven. Die Ausbildung machte Spaß, weil ich dort viel Wissen im Bereich der Feinmechanik, Elektronik und Elektrotechnik erwarb und sich die Ausbilder viel Mühe mit den Praktikanten gaben. 1987 erlangte ich die Fachhochschulreife in Elektrotechnik.

Im September 1987 trat ich den Wehrdienst an. Die dreimonatige Grundausbildung fand beim Instandsetzungsbataillon in Bexbach (Saarland) statt. Die Grundausbildung war dermaßen hart und schikanös, dass in dieser Zeit zwei Rekruten einen Selbstmordversuch unternahmen, was zu deren Ausmusterung führte. Zur weiteren Ausbildung wurde ich in die Rheinbergkaserne nach Koblenz versetzt. Ich wurde dort zur Wartung und Reparatur von Stromerzeugern ausgebildet und erwies mich hierbei als ziemlich geschickt. Ich hatte die große Gabe zu improvisieren und mitzudenken und hierdurch der Bundeswehr und somit dem Vater Staat viel Geld zu sparen, indem ich zum Beispiel den gebrochenen Starthebel für einen Stromerzeuger mit BMW-Boxermotor mit einfachsten Mitteln reparierte, anstatt einen komplett neuen und kostenintensiven Starthebel aus Aluminium einzubauen. Ich wurde dafür mit der Lagerbetreuung belohnt, was mir wiederum unter anderem das Privileg verschaffte, den Lkw-Führerschein machen zu dürfen. Nachdem ich diesen in der Tasche hatte, ließ ich mich aufgrund meines Kindheitsasthmas ausmustern.

Ich war von diesem Gehorsamkeits- und Züchtigungssystem ziemlich frustriert und wollte etwas zur Ruhe kommen, sprich erst einmal nur Dinge unternehmen, die mir Spaß bereiteten. Mit 19 Jahren bezog ich eine eigene Bude. Bald schon wuchsen mir meine Schulden über den Kopf. Mein Vater meinte schließlich zu mir, er würde mir die 40.000 DM Schulden begleichen, wenn ich mich in seinem Baugeschäft als „Hilfsarbeiter“ betätigen und die Schulden abarbeiten würde. Ich zog also wieder in mein ehemaliges Kinderzimmer, was ich als besonders demütigend empfand, und schwor meinem „Lotterleben“ endgültig ab. Im Nachhinein bin ich hierfür meinem Vater sehr dankbar. Wenn er nicht hart durchgegriffen und seine Hilfe angeboten hätte, wäre ich vermutlich in der Gosse oder im Kittchen geendet.

Fortan musste ich über drei Jahre lang sehr zu meinem Leidwesen jeden Morgen werktags um 5.30 Uhr aufstehen. Ich arbeitete fleißig und zuverlässig für einen Hilfsarbeiterlohn und zahlte hiervon jeden Monat 1.200 DM für die Schulden zurück. Mein Vater hat mich für das richtige Leben „gestählt“ und zum Vorbild für die Belegschaft aufgebaut anstatt den „Junior“ direkt ins gemachte Nest und auf den Chefsessel zu setzen. Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, lautete die Devise. Die Arbeit machte mir Spaß und war vielseitig. Ich lernte dieses knallharte Geschäft von der Pike auf, konnte noch Jahre später stolz das Werk meiner Hände betrachten und war fit wie ein Hochleistungssportler.

Im letzten und dritten Jahr hatte ich genügend Fachkenntnisse erworben, dass ich als Polier die Baustellenorganisation übernahm und den Arbeitern und Maurern Anweisungen erteilte. Als Juniorchef muss man sich seinen Respekt erarbeiten, indem man ehrlich, fleißig und zuverlässig ist und somit als Vorbild für die Belegschaft dient. Hierdurch lernt man viel über Führung, Verantwortung und Vorbildfunktion. Nachdem ich meine Schulden abgearbeitet hatte, schenkte mein Vater mir als Anerkennung für meine Leistungen einen flammneuen Suzuki Swift, der damals knapp 13.000 DM kostete.

3. Eine neue Inhalierhilfe für Asthmatiker

Mein Abschlusszeugnis der Fachoberschule in Troisdorf-Sieglar zur Erlangung der Fachhochschulreife war nicht berauschend und die Fachhochschule (FH) Köln verlangte damals für die Zulassung zum Betriebswirtschaftsstudium einen Numerus clausus, den ich nicht vorweisen konnte. Deshalb schrieb ich mich Anfang des Jahres 1991 für ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre an der Gesamthochschule in Hagen ein, wobei ich parallel regelmäßig als Gasthörer Vorlesungen der FH Köln besuchte, um hierdurch den Lernprozess für das Fernstudium und die Prüfungen zu vereinfachen.

An der FH Köln lernte ich einige Kommilitonen kennen, die größtenteils aus vermögenden Häusern stammten, von Beruf Sohn waren und einmal das Geschäft des Vaters übernehmen sollten. Ich ärgerte mich über diese verwöhnten Kinder, die noch niemals in ihrem Leben körperlich hart schuften mussten. Bald hatte ich den Spitznamen „Der Maurer“ bei meinen Kommilitonen.

Da ich wie gesagt seit meiner Kindheit unter der chronischen, unheilbaren Lungen- und Bronchienerkrankung Asthma litt und deshalb auf den täglichen Gebrauch von Arzneimitteln angewiesen war – insbesondere auf bronchienerweiternde Asthmasprays wie zum Beispiel Aarane oder das identische Präparat Allergospasmin (sogenannte Dosier-Aerosole) –, erregte eine Funktionsstörung meine Aufmerksamkeit. Man musste bei diesen verschreibungspflichtigen und teuren Arzneimitteln bereits damals bei den Rezepten immer selber etwas zuzahlen, was sich mit der Zeit für mich jährlich zu einer beträchtlichen Summe addierte – und ich hatte ja leider keinen reichen „Sugar-Daddy“ beziehungsweise Vater, der mir wöchentlich regelmäßig ein fürstliches Taschengeld gab.

Probleme mit den herkömmlichen Asthmasprays

Ich stellte fest, dass sich das kleine Austrittsrohr des Medikamentenbehälters (die fachliche Bezeichnung dafür war „Stem“) beim Dosier-Aerosol Aarane der Pharmafirma Fisons und dem identischen Produkt Allergospasmin der Firma Asta aus nicht nachvollziehbaren Gründen vor dem vollständigen Verbrauch verstopfte und das Asthmaspray deshalb nicht mehr richtig funktionierte. Die Medikamentenbehälter beinhalteten rund 200 Sprühstöße und waren bei mir schon nach circa zwei Wochen aufgrund häufiger Atemnot vollständig verbraucht. Somit benötigte ich damals täglich rund 13 bis 15 Sprühstöße des Asthmasprays. Die beiden identischen Asthmasprays kosteten Anfang der 1990er-Jahre rund 80 bis 90 DM pro Stück. Häufig entleerten sich die Medikamentenbehälter aufgrund von Verstopfungen der Austrittsrohre nicht vollständig und wiesen beim Wegwerfen noch Füllstände von circa zehn bis 20 Prozent auf – das ärgerte mich, denn es kostete mich letztendlich mehr eigenes Geld. Wenn man berücksichtigt, dass die beiden Medikamente Aarane und Allergospasmin – diese hatten Anfang der 1990er-Jahre noch Patenschutz – sehr teuer waren, wurden monatlich jeweils rund 8 bis 18 DM einfach zum Fenster herausgeschmissen. Angesichts von mehreren hunderttausend Patienten allein in Deutschland, die diese beiden Asthmasprays regelmäßig beziehungsweise nahezu täglich inhalierten, wurden hier rechnerisch nach Adam Riese jährlich zweistellige Millionenbeträge (geht man von lediglich 100.000 Patienten aus) nur für diese beiden Arzneimittel verbrannt.

Nach meinen damaligen Informationen kostete die Herstellung derartiger Dosier-Aerosole inklusive Wirkstoff aufgrund der hohen Produktionszahlen Anfang der 1990er-Jahre unter 1 DM pro Stück. Es handelt sich also bei diesen Medikamenten zweifelsfrei um heilige Cashcows mit gewaltigen Umsatzrenditen von bis zu mehreren hundert Prozent. Sind die chronisch kranken Patienten erst einmal auf ein Medikament beziehungsweise ein Asthmaspray eingestellt, braucht die Pharmaindustrie in der Regel kein aufwendiges und kostenintensives Marketing mehr betreiben. Sie kann sich sicher sein, diese Menschen fortan zumeist lebenslang mit gewinnbringendem „Stoff“ beliefern und ohne großen Aufwand fette Gewinne erwirtschaften zu können. Die Zielgruppe Ärzteschaft ist für die Pharmaindustrie von größtem Interesse, denn diese entscheidet letztendlich, welche pharmazeutischen Wirkstoffe dauerhaft, oft lebenslang, zum Einsatz kommen. Deshalb investiert die Pharmaindustrie in die Betreuung der Ärzteschaft viel Geld. Es ist zwar richtig, dass die Entwicklung eines neuen Arzneimittels Unmengen an Geld und Zeit kostet sowie mit extrem hohen Risiken behaftet ist, jedoch wurden die im Raum stehenden Arzneimittel bereits vor Jahrzehnten entwickelt und deren Entwicklungskosten sind schon mehrfach reingeholt worden. Von Pharmaindustrie-Mitarbeitern erfuhr ich, dass sich die großen Pharmafirmen exklusive „Pharmaberater“ leisten, die über ein jährliches „Budget in sechsstelliger Euro-Höhe“ und Kreditkarten verfügen, um hiermit zum Beispiel vier bis fünf „Meinungsmacher“ aus der Ärzteschaft kontinuierlich zu „betreuen“. Unter „Betreuung“ werden in diesem Fall Annehmlichkeiten wie zum Beispiel Hostessen, Haubenköche, Fortbildungsseminare an den schönsten Plätzen der Welt und was sonst noch das Herz berührt verstanden, um die betreuten Meinungsmacher stets bei guter Laune zu halten.

Liegende Anwendung besonders problematisch

Hinzu kam für mich als betroffener Asthmatiker das Ärgernis, dass die bisherigen L-förmigen Standardinhalierhilfen, die seit Jahrzehnten jedem Asthmaspray beziehungsweise jeder Arzneimittelverpackung als Wegwerfartikel nach wie vor beigefügt werden, konstruktionsbedingt bei einer liegenden Anwendung nicht richtig funktionierten. Ich hatte mein Asthmaspray Aarane (alternativ manchmal im absoluten Notfall das Asthmaspray Berodual der Firma Boehringer Ingelheim) stets für den akuten Notfall auf dem Nachttisch oder in einer Bettritze griffbereit liegen, um bei Bedarf blindlings in der Nacht oder den frühen Morgenstunden darauf zugreifen zu können, denn in meiner Studienzeit hatte ich aufgrund großen Lernstresses und Erfolgsdrucks häufiger Atemprobleme in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden. Tatsächlich wirkt sich enormer Stress negativ auf diese Krankheit aus und verschlimmert sie häufig.

Die meisten Asthmaanfälle (circa 70 bis 80 Prozent) treten überwiegend in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben. Gerade bei der liegenden Anwendung müssen diese Notfallmedikamente also zu 100 Prozent funktionieren, um eine Atemnot schnellstmöglich beseitigen zu können. Dies ist jedoch konstruktionsbedingt nicht der Fall, wie ich am eigenen Leibe leidvoll erfahren musste. Ich hatte mich mit diesem Manko bis zu diesem Zeitpunkt niemals ernsthaft befasst. Bei einer nächtlichen Atemnot tastete ich im Halbschlaf nach meinem Asthmaspray in der Bettritze und versuchte, die Atemnot im Liegen schnellstmöglich zu beseitigen. Hierbei hatte jedoch die L-förmige Inhalierhilfe und der eingesteckte Medikamentenbehälter eine nahezu waagerechte Lage. Beim ersten Sprühstoß kam noch genügend Wirkstoff aus der Inhalierhilfe. Da jedoch ein Sprühstoß nicht ausreichte, um meine Atemnot sofort zu beseitigen, löste ich einen zweiten Sprühstoß aus, der jedoch wirkungslos war. Da ich den Grund für diese Funktionsstörung nicht kannte, bekam ich Panik. Ich machte die Nachttischlampe an, setzte mich auf die Bettkante in gebückter Haltung mit Schnappatmung und fing vor lauter Angst an, wie ein Verrückter auf dem Sprayknopf herumzudrücken. Erst nach dem vierten Sprühstoß bekam ich meine Atemnot in den Griff. Es ist enorm wichtig, dass die lebensrettenden Dosier-Aerosole in jeder Lage und Situation einwandfrei funktionieren. Panik und Stress verschlimmern oft die Atemnot. Häufig kann in diesen Fällen nur noch ein Notarzt und anschließender Krankenhausaufenthalt helfen. Eine Technologie mit konstruktiv bedingten Fehlfunktionen erhöht also die Wahrscheinlichkeit von vermehrten Notarzteinsätzen und Krankenhausaufenthalten, sodass hierdurch die ohnehin teuren Behandlungskosten noch weiter in die Höhe getrieben werden. Aufgrund der vorangegangenen Atemnot und der Funktionsstörung meines Asthmasprays war ich aus dem Schlaf gerissen worden und konnte auch nicht wieder einschlafen. Höhere Dosierungen der kurzwirksamen Beta2-Sympathomimetika führen nämlich zu Nebenwirkungen wie Herzrasen. Der nachfolgende Tag an der FH Köln, an dem ich an Vorlesungen teilnehmen wollte, war für mich gelaufen, weil ich aufgrund des fehlenden Schlafs völlig benebelt war.

Die Suche nach technischen Lösungen

Hochgerechnet auf die rund fünf bis sieben Millionen an Asthma und COPD erkrankten Menschen – hiervon sind übrigens überproportional viele Kinder betroffen – alleine in Deutschland kann man sich ausmalen, welcher gewaltige volkswirtschaftliche Schaden hierdurch entsteht. Die meisten Menschen werden nach einem derartigen lebensbedrohlichen Vorfall am nächsten Tag zum Arzt gehen und sich möglicherweise krankschreiben lassen, Erwachsene werden nicht mehr konzentriert arbeiten, Kinder nicht am Schulunterricht teilnehmen können. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten sind beachtlich und übertreffen bei Weitem die eigentlichen Therapiekosten. Der volkswirtschaftliche Schaden dieser Erkrankung ist also extrem hoch und muss von allen Patienten beziehungsweise Krankenversicherten und der Solidargemeinschaft finanziert werden. Auch leidet darunter die Lebensqualität der vielen betroffenen Menschen und Kinder, aber die verantwortliche Politik interessiert das offenbar nicht.

Dies alles ärgerte mich ungemein und ich beschloss, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Als neugieriger Tüftler mit einer technischen Ausbildung wollte ich den Grund für die Funktionsstörungen herausfinden. Im Keller meines elterlichen Hauses war eine umfangreich ausgestattete Werkstatt vorhanden. Ich zerlegte also einen Medikamentenbehälter des Asthmasprays Aarane in sämtliche Einzelteile. Da ich außerdem wissen wollte, ob die Funktionsweise und der Konstruktionsaufbau anderer Asthmasprays identisch ist, zerlegte ich auch andere leere Medikamentenbehälter von verschiedenen Anbietern, die ich mir über meine damalige Hausapotheke kostenlos beschafft hatte.

Im Aufbau gab es bei den verschiedenen Medikamentenbehältern keine nennenswerten Unterschiede, außer dass es etwas größere oder kleinere Behälter, also verschiedene Füllmengen, und insgesamt drei Durchmesser bei den Ausbringungsrohren („Stem“ genannt) aus dem Medikamentenbehälter gab, nämlich 2,8 mm, 3,0 mm und 3,2 mm. Das erste treibgashaltige Dosier-Aerosol wurde von der amerikanischen Firma Riker Laboratories (heute 3M Pharmaceuticals) entwickelt und 1956 bis 1957 auf den Markt gebracht. Alle Dosier-Aerosole funktionieren seitdem grundsätzlich bis heute nach dem gleichen physikalischen Wirkungsprinzip.

Treibgasbetriebene Dosier-Aerosole stellen bis heute die größte und wichtigste Gruppe der Arzneimittel zur inhalativen Behandlung von Lungenerkrankungen dar. Sie bestehen aus einer druckfesten Aluminiumdose mit Dosierventil und einer Dosenhalterung (Inhalierhilfe oder Mundstück) aus Kunststoff mit einer verschließbaren Kappe. Die mit dem Ventilrohr in der Halterung (Inhalierhilfe) steckende Dose (Medikamentenbehälter) enthält das druckverflüssigte Wirkstoff- und Treibgasgemisch, in dem der Wirkstoff gelöst oder suspendiert vorliegt. Es gibt zwei Gruppen von Dosier-Aerosolen, nämlich sogenannte Lösungs-Aerosole und Suspensions-Aerosole.

Funktionsweise und Aufbau der Dosier-Aerosole

Bei einem Lösungsaerosol – das ist ein Zweiphasenaerosol mit einer Gasphase und einer flüssigen Phase des Treibmittels, worin der Arzneistoff und eventuelle Co-Solventien gelöst sind – werden in „Flüssigkeitströpfchen“ vernebelt, aus denen das leicht flüchtige Treibmittel rasch verdampft. Zurück bleiben feste, feinst verteilte Partikel, die mit der Atemluft eingesogen beziehungsweise inhaliert werden. Die Größe der entstehenden Teilchen hängt vom Dampfdruck des verwendeten Treibgases und vom Düsendesign ab. Je geringer der Bohrungsdurchmesser des verwendeten Sprühkopfes beziehungsweise der Düse ist, desto kleiner werden die erzeugten Tröpfchen. Die untere Grenze für die Bohrung liegt bei 0,3 mm, da eine kleinere Düse leicht verstopfen kann.

Druck- und treibgasbetriebene Dosier-Aerosole zur Applikation einer Suspension des Arzneistoffs im Treibmittel – Dreiphasenaerosol, bestehend aus Gasphase, verflüssigtem Treibgas und darin suspendiertem Arzneistoff – erzeugen fein verteilte, feste Wirkstoffpartikel, da auch in diesem Fall das Treibmittel schlagartig verdampft. Die Teilchengrößenverteilung der suspendierten Wirkstoffpartikel übt hier einen zusätzlichen Einfluss auf die Größe der entstehenden Aerosolpartikel aus.

Jedem Dosier-Aerosol – unabhängig von dessen Wirkstoff und Zusammensetzung – wird in der jeweiligen Arzneimittelverpackung (Primärverpackung) seit inzwischen über 60 Jahren eine L-förmige Standardinhalierhilfe als Applikations- beziehungsweise Inhalierhilfe und Wegwerfartikel beigefügt. Sobald ein Sprühstoß (Dosis) durch einen Druck auf den Medikamentenbehälter ausgelöst wird, schießt eine vorgegebene Menge des Aerosolgemisches mit Schallgeschwindigkeit aus der Düse der Inhalierhilfe. Die Dosis kann von der Inhalierhilfe nicht beeinflusst werden, da diese stets vom jeweiligen Medikamentenbehälter fest vorgegeben wird. Bei einem Suspensions-Dosier-Aerosol sind die mikronisierten Wirkstoffpartikel vom Treibgas ummantelt (Primärtröpfchen). Die in den Primärtröpfchen eingelagerten mikronisierten festen Wirkstoffpartikel haben eine vorgegebene Größe von einem bis sechs Mikrometern und sind schwebfähig, damit man sie in Lunge und Bronchien inhalieren kann.

Die „Primärtröpfchen“ können jedoch beim Austritt aus der Düse der L-förmigen Standardinhalierhilfen nicht sofort verdampfen. Im Sekundenbruchteil schießen sie in den Mund-, Rachen- und Gaumenbereich und bleiben dort kleben, anstatt in Lunge und Bronchien zu gelangen. Da durch die schlagartige Ausbreitung der Primärtröpfchen Kälte entsteht, empfinden die Patienten häufig einen Kältereiz im Rachen bei der Inhalation, der wiederum zu Hustenreiz führen kann und hierdurch die Symptomatik der Atemnot zumeist verschlimmert. Diese verloren gegangenen Wirkstoffpartikel – durchschnittlich circa 80 bis 90 Prozent eines Sprühstoßes beziehungsweise einer Dosis – werden mit Speichel vermengt heruntergeschluckt und verursachen unerwünschte Nebenwirkungen, da der Wirkstoff statt in Lunge und Bronchien in den Magen gelangt. Das Resultat ist zumeist, dass die Patienten weitere Sprühstoßdosen applizieren müssen, um die bedrohliche Atemnot zu bekämpfen. Dies führt zu Überdosierungen, welche die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen und die Behandlungskosten unnötig erhöhen. Die Pharmaindustrie dürfte das freuen. Die Wirkstoffpartikelgröße entscheidet also neben anderen Faktoren wie Fehler bei der Anwendung und Handhabung, mangelnde Koordination zwischen Sprühstoßauslösung und Einatmung, das Lungenvolumen, die Schwere der Obstruktion et cetera maßgeblich über den Ort der Deposition und somit auch über den eigentlichen Therapieerfolg und die Behandlungs- und Therapiekosten.

Kurzwirksame Beta2-Sympathomimetika haben den einzigen therapeutischen Zweck und das Ziel, bei einer Atemnot die verkrampften Bronchiolen in der Lunge zu entspannen und somit die Symptomatik der Atemnot schnellstens beseitigen zu können. Daher ist es medizinisch wünschenswert, möglichst hohe Anteile des Wirkstoffes mit jedem Sprühstoß in die Lunge und Bronchien zu transportieren, um hierdurch die Bronchiolen schnellstmöglich entspannen und die Symptome der Atemnot beseitigen zu können. Da die Problematik einer unzureichenden Verdampfung der Primärtröpfchen und der hieraus resultierenden schlechten Depositionsraten in den Bronchien seit Langem wissenschaftlich bekannt ist, wurden bereits vor Jahrzehnten Zusatzgeräte, großvolumige Kammer- beziehungsweise Hohlraumsysteme (sogenannte Spacer) von der Pharmaindustrie entwickelt.

Spacer

Spacer nehmen physikalischen Einfluss auf die Größe der Primärtröpfchen, da ihnen in diesem Hohlraum genügend Zeit, Strecke und Volumen bleibt, dass sie verdampfen zu können. Hierdurch kann der Anteil der schwebfähigen und lungengängigen Wirkstoffpartikel pro Sprühstoß (Dosis) intrathorakal, also in Lunge und Bronchien, erhöht und die unerwünschte extrathorakale Deposition im Mund-, Rachen- und Gaumenbereich verringert werden. Diese Hohlraumsysteme lösen zugleich das Koordinationsproblem des gleichzeitigen Auslösens und Inhalierens eines Dosier-Aerosols, da mehrere Sekunden Zeit verbleiben, bis die im Hohlraum eines Spacers schwebenden Wirkstoffpartikel nach Verdampfung der Primärtröpfchen ohne Hektik und großen Zeitdruck inhaliert werden können. Aufgrund elektrostatischer Aufladungen lagern sich jedoch in der Regel viele Aerosolpartikel einer Sprühdosis an der Innenwand dieser Hohlraumsysteme ab und sind dadurch für den Patienten wirkungslos. Es werden also teure Wirkstoffe verschwendet.

Außerdem kommt es zu elektrostatischen Aufladungen der Spacer, ein allgemein bekanntes technisches Problem, das die Dosenstabilität beziehungsweise Dosissicherheit der Dosier-Aerosole beeinflusst, jedoch von den Arzneimittelzulassungsbehörden als nicht gefährlich eingestuft wird. Letztendlich ist das erklärte medizinische Ziel, einen möglichst großen Wirkstoffeintrag in die Lunge und Bronchien bei jedem Sprühstoß zu erzielen und den Anteil der unerwünschten Ablagerungen im Mund-, Rachen- und Gaumenbereich so gering wie möglich zu halten.