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Das 3. Abenteuer für Lord John, den britischen Offizier aus Diana Gabaldons Bestseller-Saga »Outlander« Im historischen Roman »Die Fackeln der Freiheit« muss Lord John Grey 1760 ausgerechnet seinen ehemaligen Freund Jamie Fraser um Hilfe bitten. Eigentlich wollte John Grey den Mann, den er einst seinen Freund nannte, nie wiedersehen. Doch ohne die Hilfe des schottischen Rebellen und Kriegsgefangenen Jamie Fraser droht dem englischen Königshaus große Gefahr. Für Jamie, der seine Strafe als Stallbursche auf dem Gut Helwater verbüßt, ist die Lage nicht einfacher: Weigert er sich, John zu helfen, setzt er alles aufs Spiel, was er liebt. Unterstützt er ihn jedoch dabei, eine neue Verschwörung der Jakobiter zu verhindern, verrät er seine alten Kameraden. Im Gedenken an die katastrophale Schlacht von Culloden, durch die er seine geliebte Claire verloren hat, tut Jamie sich schließlich mit John zusammen. Unfreiwillig vereint, reisen der Offizier und der Rebell nach Irland, um einen Major der britischen Armee zur Rede zu stellen … Ein hoch spannender Ausflug in die Welt von »Outlander« Im 3. Band der Lord-John-Reihe erzählt Bestseller-Autorin Diana Gabaldon, wie Lord John und Jamie Fraser ihre angeschlagene Freundschaft retten. Außerdem erfahren die Outlander-Fans, was Jamie während der Trennung von Claire erlebt. Die historische Roman-Reihe um den queeren Offizier Lord John Grey ist in folgender Reihenfolge erschienen: - Das Meer der Lügen (Lord John 1, 1757) - Die Sünde der Brüder (Lord John 2, 1758) - Die Fackeln der Freiheit (Lord John 3, 1760)
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Seitenzahl: 747
Veröffentlichungsjahr: 2025
Diana Gabaldon
Ein Lord-John-Roman
Übersetzt von Barbara Schnell
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Einst waren sie Freunde, dann wurden sie zu erbitterten Feinden: Doch das Schicksal fürht Lord John und Jamie Fraser erneut zusammen
Eigentlich wollte der britische Offizier Lord John Grey den Mann, den er einst seinen Freund nannte, nie wiedersehen. Doch ohne die Hilfe des schottischen Rebellen Jamie Fraser, der gerade eine Strafe als Stallbursche auf Gut Helwater verbüßt, droht dem englischen Königshaus große Gefahr. Für Jamie wiederum ist die Lage nicht einfacher: Weigert er sich, John zu helfen, setzt er alles aufs Spiel, was er liebt. Unterstützt er ihn jedoch dabei, eine neue Verschwörung der Jakobiter zu verhindern, verrät er seine alten Kameraden. Im Gedenken an die katastrophale Schlacht von Culloden, durch die er seine geliebte Claire verloren hat, arbeitet Jamie sich schließlich mit John zusammen. Unfreiwillig vereint, reisen der Offizier und der Rebell nach Irland …
Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de
Widmung
Vorwort
Prolog
Erster Teil
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
Zweiter Teil
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
Dritter Teil
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
Vierter Teil
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
Fünfter Teil
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
Epilog
Danksagung
Anmerkungen der Autorin
Die Wilde Jagd
Thomas Lally
Moorleichen
George II., George III. und Horace Walpole
Gàidhlig/Gaeilge
»Moonlicht Flicht«
Die Saga bei Knaur im Überblick
Für die Männer und Frauen, die sich so selbstlos für ihre geliebte Sprache einsetzen und so freundlich waren, mir im Lauf der Jahre mit gälischen Übersetzungen auszuhelfen:
Iain MacKinnon Taylor und seine Familie (Gälisch/Gàidhlig) in: Ferne Ufer, Der Ruf der Trommel, Das flammende Kreuzund Ein Hauch von Schnee und Asche
Catherine MacGregor und Catherine-Ann MacPhee (Gälisch/Gàidhlig) in: Echo der Hoffnung, Feuer und Stein – Graphic Novel und Die Fackeln der Freiheit
Kevin Dooley (Irisch/Gaeilge) in: Die Fackeln der Freiheit
Moran Taing!
Liebe Leserinnen und Leser,
die Lord-John-Romane und -Kurzgeschichten sind untrennbar mit der Geschichte der Outlander-Romane verbunden. Zugleich sind sie aber anders strukturiert und haben andere Schwerpunkte als die »Jamie & Claire«-Bücher, sodass jedes einzelne für sich und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden kann.
Zum ersten Mal taucht Lord John Grey in Die geliehene Zeit auf. Er ist zu diesem Zeitpunkt sechzehn, ein sehr junger Soldat auf seinem ersten Feldzug mit dem Regiment seines älteren Bruders, auf der Suche nach schottischen Highland-Rebellen. Mit Jamie Fraser findet er einen solchen Rebellen, doch die Begegnung verläuft demütigend für den jungen Ehrenmann.
Als wir ihm etwa zehn Jahre später in Ferne Ufer das nächste Mal begegnen, hegt er ebenso heftige wie feindselige Gefühle gegenüber Jamie Fraser. Die Situation wird dadurch weiter verkompliziert, dass Lord John jetzt Gefängnisverwalter von Ardsmuir ist, einem Steinhaufen in der Einöde, der als Kerker für jakobitische Gefangene dient – und dass Jamie Fraser einer dieser Gefangenen ist.
Je besser er Fraser kennen und respektieren lernt, desto beunruhigender wird John bewusst, dass noch etwas anderes in ihm aufkeimt. John ist homosexuell, etwas, worauf in England damals die Todesstrafe stand. Als Jamie das begreift, zerbricht die Beziehung der beiden Männer unwiderruflich – so scheint es zumindest.
1756 wird das Gefängnis geschlossen, und John kehrt nach London zurück. Das ist der Zeitpunkt, an dem seine eigenen Geschichten beginnen.
In Die Fackeln der Freiheit finden sich Lord John und Jamie (1760, also noch immer im Zeitrahmen von Ferne Ufer) als widerwillige Weggefährten auf der Reise nach Irland wieder, um einen Fall aufzuklären, der als politische Verstrickung beginnt und sie in immer tiefere Abgründe führt. Ihre persönliche Abneigung beginnt, einer zögerlichen Freundschaft zu weichen.
Diese Bücher und Erzählungen sind zwar Teil der Welt von Outlander, konzentrieren sich aber zum Großteil auf Zeitspannen in Lord Johns Leben, in denen er nicht in den großen Romanen auftritt. Die Fackeln der Freiheit behandelt außerdem einen Teil von Jamie Frasers Leben, der in den großen Romanen fehlt.
Wer täglich mit dem Tod umgeht, dem stehen zwei Wege offen. Entweder wird es zur Routine, und man läuft Gefahr, aus nichtigen Gründen zu töten und seine Seele zu verlieren – denn wenn ein Leben, das man raubt, nichts wert ist, ist das eigene auch nichts wert.
Oder man wird sich umso bewusster, wie kostbar das Leben ist, und man zögert umso mehr, ein Leben zu beenden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Auf diese Weise läuft man zwar Gefahr, selbst das Leben zu verlieren – doch man kann auch als Lebender tot sein und umgekehrt –, nicht aber die Seele.
Soldaten kommen damit zurecht, indem sie sich innerlich spalten. Sie sind ein Mann, wenn sie töten, ein anderer daheim, und der Mann, der sein Kind auf den Knien schaukelt, hat nichts mit dem Mann zu tun, der dem Feind mit dem Stiefel die Kehle zertrat. Zumindest sagt er sich das, manchmal mit Erfolg.
Doch ein Mensch wird gezeichnet, wenn er tötet. Ganz gleich, warum es geschieht.
Es ist ein Brandzeichen auf dem Herzen, und es mag zwar verheilen, doch entfernen lässt es sich nicht, es sei denn, durch das Schwert. Das Einzige, worauf man hoffen kann, ist eine glattere Narbe.
Das Los der Lunten
April, April
Draußen war es so kalt, dass er dachte, ihm könnte der Schwanz in der Hand abbrechen. Falls er ihn überhaupt fand. Der Gedanke wehte ihm durch den schlaftrunkenen Kopf wie einer der leisen, eisigen Luftzüge, die durch den Heuboden huschten, und er öffnete die Augen. Jetzt fand er ihn doch; hatte ihn doch beim Aufwachen in der Faust gehalten, und die Schauder des Verlangens zuckten ihm über die Haut wie ein Mückenschwarm. Der Traum hatte seinen Kopf nicht minder fest im Griff, doch er wusste, dass er in Sekunden dahin sein würde, zerplatzt im Schnarchen und Furzen der anderen Stallknechte. Er brauchte sie, musste sich Erlösung verschaffen, solange er ihre Berührung noch spüren konnte.
Hanks regte sich im Schlaf, gluckste laut, sagte etwas Wirres und sank wieder ins Leere, während er murmelte, »’dammich, ’dammich, ’dammich …«.
Jamie stieß lautlos etwas Ähnliches auf Gälisch aus und schlug seine Decke zurück. Zum Henker mit der Kälte.
Er stieg die Leiter hinunter in dem halb warmen Pferdedampf der Scheune, wäre vor Hast fast gefallen, achtete nicht auf den Splitter in seinem nackten Fuß. Hier? Er zögerte in der Dunkelheit, sein Drängen unvermindert. Ausmachen würde es den Pferden nichts, doch wenn sie ihn bemerkten, würden sie vielleicht Geräusche machen und die anderen wecken.
Ein Windstoß traf die Scheune und donnerte über das Dach. Ein kräftiger, kalter Luftzug, der nach Schnee roch, störte die Schlafenden, und ein oder zwei Pferde bewegten sich leise kollernd. Von oben kam ein gemurmeltes »’dammich«, begleitet vom Geräusch eines Mannes, der sich umdrehte und sich die Decke über die Ohren zog, um der Realität zu trotzen.
Claire war noch bei ihm, stand ihm deutlich vor Augen, spürbar in seiner Hand. Er konnte sich einbilden, im Duft des frischen Heus ihr Haar zu riechen. Der Gedanke an ihren Mund, ihre scharfen weißen Zähne … Er rieb sich die Brustwarze, die unter seinem Hemd hart geworden war und brannte, und er schluckte.
Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt; er fand die leere Abfohlbox am Ende der Stallgasse und lehnte sich an die Bretterwand, den Schwanz schon in der Hand, Körper und Seele voller Sehnsucht nach seiner Frau.
Er hätte es hinausgezögert, wenn er gekonnt hätte, doch er hatte Angst, der Traum würde ganz verschwinden, und so überließ er sich stöhnend der Erinnerung. Hinterher versagten ihm die Knie, und er ließ sich langsam an der Bretterwand ins lose Heu sinken, presste sich das Hemd um die Oberschenkel, und sein Herz hämmerte wie eine Kesselpauke.
Herr, lass sie gerettet sein, war sein letzter bewusster Gedanke. Sie und das Kind.
Er schlief augenblicklich so herrlich tief ein, dass er nicht aufsprang, als ihn eine Hand an der Schulter schüttelte, sondern sich nur träge regte, während er sich im ersten Moment wunderte, warum ihn Heu an den nackten Beinen kratzte. Abrupt erwachten nun seine Instinkte, und er warf sich herum. Mit einer fließenden Bewegung sprang er auf und stellte sich mit dem Rücken zur Wand der Box.
Die schmächtige Gestalt vor ihm im Schatten stieß einen Keuchlaut aus, und er identifizierte sie gerade noch rechtzeitig als Frau, um ihr nicht reflexiv Gewalt anzutun.
»Wer ist da?«, wollte er wissen. Er sprach leise, seine Stimme heiser vom Schlaf, und die Gestalt wich schwankend noch etwas weiter zurück. Sie schien unschlüssig zu sein.
Er war nicht in der Stimmung für Spielchen, und seine Hand packte blitzschnell ihren Arm. Sie quiekte wie ein Schwein, und er ließ los, als wäre sie glühend heiß. Er verfluchte sich in Gedanken, als er über sich das aufgeschreckte Grunzen und Rascheln der anderen Stallknechte hörte.
»Was zum Teufel ist da los?«, wollte Crusoe wissen, dessen Stimme wie ein verstopftes Rohr klang. Jamie hörte, wie er sich räusperte und Schleim in seinen halb gefüllten Topf spuckte, um dann die Leiter hinunterzurufen: »Wer ist da?«
Die Gestalt im Schatten bat ihn mit wilden Gesten zu schweigen. Die Pferde waren halb wach, sie schnaubten zwar verwundert, regten sich aber nicht auf; sie waren es gewohnt, dass Crusoe in der Nacht herumbrüllte. Das tat er, wann immer er Geld hatte, um sich zu betrinken, und dann in kalten Schweiß gebadet aus seinen Albträumen zu erwachen und seine Dämonen anzukreischen.
Jamie rieb sich das Gesicht und versuchte zu überlegen. Wenn Crusoe und Hanks nicht schon gemerkt hatten, dass er fort war, würde es ihnen in den nächsten Sekunden auffallen.
»Ratten in der Futterkammer«, rief er hinauf. »Hab eine erschlagen.« Es war keine sehr überzeugende Ausrede; es waren immer Ratten in der Futterkammer, und niemand hätte auch nur einen Finger gerührt, um mitten in der Nacht nachzusehen, woher die Geräusche kamen, geschweige denn, im Dunkeln Jagd auf sie zu machen.
Hanks stieß einen angewiderten Laut aus, und sein Bettzeug raschelte. »Der Schotte treibt’s mal wieder mit den Pferden«, sagte er im Umgangston zu Crusoe, jedoch laut genug, um auch unten verstanden zu werden. »Ich sollte Seine Lordschaft darauf ansprechen.«
Crusoe grunzte wütend. »Nun, was auch immer du da unten treibst, MacKenzie, mach es leise!«, rief er und warf sich aufgebracht auf seinem Strohlager herum.
Jamies Herz hämmerte jetzt wieder, diesmal vor Ärger und Aufregung. Er griff nach der jungen Frau – ein altes Weib hätte nicht so gekreischt –, diesmal aber langsam, und sie leistete keinen Widerstand, als er sie am Arm fasste. Er führte sie durch die gepflasterte Stallgasse ins Freie. Rumpelnd schloss er das Schiebetor hinter ihnen.
Es war so kalt, dass er aufkeuchte, denn ein eisiger Wind presste ihm das Hemd an den Körper und raubte ihm den Atem. Der Mond wurde von einer dahinrasenden Wolke verdeckt, doch das Leuchten am Himmel reichte aus, um zu erkennen, wer die Störenfriedin war.
»Was zum Teufel wollt Ihr?«, fuhr er sie an. »Und woher wusstet Ihr, wo ich war?« Es hatte ihm schon gedämmert, dass sie nicht zufällig im Heu auf ihn gestoßen war, denn warum sollte sich eine Kammerzofe nachts in den Stallungen herumtreiben? Sie war auf der Suche nach ihm gewesen.
Betty hob das Kinn.
»Da ist ein Mann, der mit Euch sprechen möchte. Er schickt mich, es Euch zu sagen. Und ich habe gesehen, wie Ihr vom Heuboden gestiegen seid.«
Der letzte Satz hing zwischen ihnen in der Luft, aufgeladen wie eine Leidener Flasche. Bei der geringsten Berührung würde sich ein Funke bilden, der ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Himmel. Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, was er getan hatte?
Er erspähte den Hauch eines Grinsens in ihrem Gesicht, bevor es vom Schatten einer Wolke verdunkelt wurde, und seine Ohren wurden plötzlich heiß, weil ihm das Blut in den Kopf stieg.
»Was für ein Mann?«, sagte er. »Wo?«
»Ein Ire«, sagte sie. »Aber ein feiner Herr. Er sagt, ich soll Euch sagen, der grüne Zweig wird Blüten tragen. Und Ihr sollt ihn im Hochmoor treffen, bei der alten Schäferhütte.«
Er erschrak so sehr, dass er die Kälte beinahe vergaß, obwohl ihm der Wind durch das Leinenhemd fuhr und er so sehr zitterte, dass er kaum sprechen konnte, ohne dass seine Stimme zitterte. Und das kam nicht infrage.
»Ich habe nichts mit irgendwelchen Iren zu tun«, zischte er. »Und falls er zurückkommt, könnt Ihr ihm das sagen.« Er hob die Hand an die Tür und wandte sich zum Gehen. »Ich gehe in mein Bett zurück. Gute Nacht.«
Eine Hand fuhr ihm sacht über den Rücken und hielt knapp über seinem Gesäß inne. Er konnte spüren, wie ihm dort die Haare zu Berge standen wie einem Dachs, und es kam nicht von der Kälte.
»Euer Bett ist doch inzwischen kalt wie der Tod.« Sie war dicht an ihn herangetreten; er konnte eine Spur ihrer Körperwärme hinter sich fühlen, und ihr heißer Atem drang ihm durch das Hemd. Und sie hatte immer noch die Hand auf ihm liegen. Weiter unten jetzt. »Meins ist um einiges wärmer.«
Grundgütiger. Mit zusammengekniffenem Hintern bewegte er sich langsam von ihr fort und schob das Tor auf.
»Gute Nacht«, sagte er, ohne sich umzudrehen, und betrat die Dunkelheit des Stalls, in dem es seltsam raschelte. Er sah sie noch einmal flüchtig, als er sich umdrehte, um das Tor zu schließen. Im flackernden Mondschein stand sie da, die Augen zusammengekniffen wie eine wütende Katze.
Er gab sich keine Mühe, leise zu sein, als er die Leiter zum Heuboden wieder hinaufstieg. Hanks und Crusoe schwiegen vielsagend, obwohl er nicht glaubte, dass einer von ihnen schlief. Der Himmel wusste, was sie über den nächtlichen Zwischenfall erzählen würden, doch ihm war nicht danach, sich ihretwegen Sorgen zu machen. Er hatte genug anderes im Kopf. Betty zum Beispiel. Denn wenn jemand auf dem Anwesen von Helwater sein großes Geheimnis kannte, war sie es. Betty war Geneva Dunsanys Zofe gewesen, bevor sie nach Genevas Tod die Zofe ihrer Schwester wurde. Doch wie viel hatte ihr Geneva anvertraut?
Immer noch konnte er den Druck ihrer Hand in seinem Rücken spüren, und er wand sich irritiert auf seiner Matratze, bis sich das Stroh durch die Wolldecke bohrte. Verflixtes Weibsbild. Sie hatte ihm einen sehnsüchtigen Blick zugeworfen, als er vor drei Jahren aus dem Gefängnis von Ardsmuir nach Helwater kam, ein jakobitischer Sträfling auf Ehrenwort, doch eine Kammerzofe hatte mit einem Stallknecht nur wenig zu tun, und es war ihm ein Leichtes gewesen, ihre rehäugigen Blicke zu übersehen, wenn sie zu ihm kam, um ihm zu sagen, dass Lady Geneva ihr Pferd wünschte. Der Lady selbst aus dem Weg zu gehen war nicht so leicht gewesen.
Er verzog im Dunkeln das Gesicht, als er an Geneva dachte. Ihm war im Moment nicht nach Großherzigkeit zumute, aber er bekreuzigte sich und sprach ein kurzes Gebet für ihren Seelenfrieden, wie immer, wenn er an sie denken musste. Er verdankte ihr so viel, der armen Kleinen, ganz gleich, was sie ihm angetan hatte.
Doch warum zum Teufel spielte Betty jetzt die Vorwitzige? Geneva war seit über zwei Jahren tot, und Betty selbst war kurz nach dem Tod ihrer Herrin im Kindbett nach Helwater zurückgekehrt. Sie hatte in den letzten sechs Monaten kein Wort mit ihm gesprochen; warum ging sie das Risiko ein, mitten in der Nacht in den Stall zu kommen – und was hatte das kleine Biest nur vorgehabt? Die knarzende Leiter hinaufzusteigen und ohne Ankündigung zu ihm ins Bett zu klettern, während Hanks und Crusoe keine zwei Meter entfernt unter ihren Decken lagen und große Ohren machten? Ihn in die Dienstbotenkammer auf dem Dachboden zu schmuggeln?
Sie hatte wohl kaum unten auf ihn warten wollen; sie hatte ja nicht gewusst, dass er herunterkommen würde. Außerdem … hatte sie gesagt, sie hätte ihn die Leiter hinuntersteigen sehen, war da aber nicht zu ihm gekommen. Warum nicht?
Die logische Antwort darauf offenbarte sich als Schlag in seine Magengrube. Sie war überhaupt nicht auf der Suche nach ihm gewesen.
Er saß kerzengerade da, noch bevor er seinen Gedankengang vollendet hatte. Sie hatte sich mit jemand anderem treffen wollen, und dieses Zusammentreffen war durch sein unpassendes Auftauchen unterbrochen worden.
Ein Eindringling hätte sich weder in einer besetzten Box noch sonst wo verstecken können … außer in der leeren Abfohlbox in der Nähe des Stalltores.
Und das war der Grund, warum sie mich geweckt hat, dachte er, und seine Hände krallten sich in die Wolldecke. Sie musste mich fortlocken, damit der andere entwischen konnte. Himmel, er ist mit mir in der Box gewesen! Eine Mischung aus Verlegenheit und Rage ließ seine Haut prickeln. Die Vorstellung, dass … Konnte es möglich sein … Er hätte doch gewiss gespürt, wenn jemand …?
Nein, das hätte er nicht. Er hatte so verzweifelt nach einem Ort der Zurückgezogenheit gesucht, um für diesen einen Moment der Not mit Claire verbunden zu sein, dass er nicht einmal gemerkt hätte, wenn ein Bär im Schatten der Box gelauert hätte, solange dieser nicht versucht hätte, ihn zu stören.
Einer der Hähne im Hühnerstall krähte, dicht gefolgt von zwei anderen. Ein schläfriges »oh, Kack« kam von einem Strohlager neben ihm. Lautes Rascheln, als sich jemand hinsetzte, dann begann das Keuchen und Schniefen. Hanks war starker Raucher – wenn er es sich leisten konnte –, und er brauchte morgens eine gute Viertelstunde, bis er atmen konnte. Jamie atmete seinerseits tief durch und überlegte. Dann schlug er seine Decke zurück und erhob sich, um einem Tag entgegenzusehen, der interessant zu werden versprach.
Gälisch
Lord John betrachtete das mit einem Bändchen verschnürte Paket auf seinem Knie, als ob es eine Granate wäre. Es hätte auch kaum explosiver sein können, wenn es mit Schwarzpulver gefüllt und mit einer Zündschnur versehen gewesen wäre. Anscheinend verriet die Haltung, mit der er es seinem Bruder reichte, dieses Wissen, denn Hal fixierte ihn mit stechendem Blick und zog eine Augenbraue hoch. Er sagte jedoch nichts, sondern löste das Band und die Verpackung mit einer ungeduldigen Geste und beugte augenblicklich den Kopf über das Bündel dicht beschriebener Papiere, das zum Vorschein kam.
Grey konnte es nicht ertragen, ihm dabei zuzusehen, wie er Charles Carruthers’ Denunziationen aus dem Jenseits las, denn er erinnerte sich noch gut an jede der vernichtenden Seiten, die Hal jetzt las. Er erhob sich und ging zum Fenster der Bibliothek, das in den Garten von Argus House blickte, ohne das Rascheln der weggelegten Blätter und die gelegentlichen leisen Flüche in seinem Rücken zu beachten.
Hals drei kleine Söhne spielten im Garten Jäger und Tiger und sprangen mit Gebrüll aus dem Gebüsch aufeinander los, gefolgt von begeistertem Geschrei und Ausrufen wie: »Peng! Nimm das, du gestreifter Hurensohn!«
Das Kindermädchen, das am Rand des Fischteichs saß und das Kleidchen der kleinen Dottie fest im Griff hatte, blickte bei diesen Worten auf, verdrehte aber nur mit Märtyrermiene die Augen. Es gibt Grenzen für Fleisch und Blut, sagte ihr Gesicht in aller Deutlichkeit, und dann paddelte sie weiter mit der Hand im Wasser, um einen der großen Goldfische anzulocken, damit Dottie ihm Brotkrumen zuwerfen konnte.
John wäre so gern dort unten bei ihnen gewesen. Es war ein selten schöner Tag für Anfang April, und er spürte ihn in seinen Adern, fühlte, wie es ihn drängte, im Freien zu sein und barfuß durch das frische Gras zu laufen. Nackt in das Wasser zu rennen … Die Sonne stand hoch am Himmel und strömte warm durch die Glastüren, und er schloss die Augen und wandte ihr das Gesicht entgegen.
Siverly. Der Name schwebte in der Dunkelheit hinter seinen Augen, quer über das ausdruckslose Gesicht eines Majors in einer Karikatur gemalt, der in Uniform gezeichnet war, ein übergroßes Schwert in der Hand trug und den Hosenboden voller Geldbeutel stecken hatte, die ihm obszön die Rockschöße ausbeulten. Ein oder zwei davon waren zu Boden gefallen und aufgeplatzt, sodass man den Inhalt sehen konnte – Münzen in dem einen, der andere voller kleiner Gegenstände, die wie Holzpüppchen aussahen. Jede mit einem winzigen Messer im Herzen.
Hinter ihm fluchte Hal auf Deutsch. Er musste bei der Stelle mit den Gewehren angelangt sein; deutsche Flüche blieben extremen Situationen vorbehalten, während Französisch bei geringfügigeren Anlässen wie einem angebrannten Abendessen zum Zuge kam und Latein bei formellen Beleidigungen, die er schriftlich zu Papier brachte. Minnie ließ weder Hal noch John im Haus auf Englisch fluchen, weil sie nicht wollte, dass die Jungen schlechte Angewohnheiten annahmen. John hätte ihr sagen können, dass es für solche Vorsichtsmaßnahmen zu spät war, tat es aber nicht. Er wandte sich um und sah, dass Hal aufgestanden war, kreidebleich vor Wut, ein zerknülltes Blatt Papier in der Hand.
»Wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen?«
Ein kleiner Knoten, den er bis jetzt gar nicht wahrgenommen hatte, löste sich in Johns Brustkorb. Sein Bruder hatte sich das eigene Regiment, das 46ste, buchstäblich aus den Rippen geschnitten; es gab niemanden, der weniger Verständnis für militärische Dienstvergehen hatte. Dennoch beruhigte ihn Hals Reaktion.
»Dann glaubst du Carruthers also?«
Hal funkelte ihn an.
»Du etwa nicht? Du hast den Mann doch gekannt.«
Er hatte Charles Carruthers gekannt – in mehr als nur einer Hinsicht.
»Ja, ich habe ihm schon geglaubt, als er mir in Kanada von Siverly erzählt hat, und das da …«, er wies kopfnickend auf die Papiere, die Hal jetzt auf den Schreibtisch geworfen hatte, »… überzeugt mich noch mehr. Man könnte meinen, er wäre Anwalt gewesen.« Er konnte Carruthers’ Gesicht immer noch vor sich sehen, bleich im Zwielicht des Dachkämmerchens in der kleinen Garnisonsstadt Gareon, von der Krankheit gezeichnet und doch voller Entschlossenheit, so lange am Leben zu bleiben, dass er gewiss sein konnte, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Ganz so lange hatte Charlie nicht mehr gelebt, jedoch immerhin lang genug, um den Fall Major Siverly bis ins letzte Detail niederzuschreiben und ihm das Ganze anzuvertrauen.
Er war die Zündschnur, die diese Granate zur Detonation bringen würde. Und er wusste nur zu gut, was mit einer Lunte geschah, wenn sie erst einmal brannte.
»Was ist denn das?« Stirnrunzelnd betrachtete Hal einen der Papierbögen. Grey legte das Buch in seiner Hand nieder und trat zu ihm, um einen Blick auf das Blatt zu werfen. Es war in Carruthers’ Handschrift verfasst, mit derselben Sorgfalt wie der Rest; Carruthers hatte gewusst, dass er Beweismittel für ein Kriegsgericht zu Papier brachte, und hatte sich um Lesbarkeit bemüht.
Lesbar war es auch, soweit Grey die Buchstaben ausmachen konnte, aus denen sich die Worte zusammensetzten. Doch die Worte selbst … So etwas hatte er noch nie gesehen.
Éistigí, Fir na dtrí náisiún.
Éistigí, le glór na nadhairc ag caoineadh san gaoth.
Ag teácht as an oiche.
Tá sí ag teacht.
Tá an Banrion ag teacht.
Sé na deonaigh, le gruaig agus súil in bhfiainne,
Ag leanúint lucht mhóir an Bhanríon.
Es sah aus wie völliges Kauderwelsch. Gleichzeitig hatte es etwas … Zivilisiertes – war das das Wort? – an sich. Die Worte trugen alle möglichen seltsamen Akzente und sahen keiner Grey bekannten Sprache ähnlich, und doch machte die Zeichensetzung des Textes einen logischen Eindruck. Er stand in Versform auf der Seite, unterteilt in Strophen und etwas, das wie ein wiederholter Refrain aussah – vielleicht war es ein Liedtext?
»Hast du so etwas schon einmal gesehen?«, fragte er Hal. Sein Bruder schüttelte immer noch stirnrunzelnd den Kopf.
»Nein. Es sieht vage so aus, als hätte jemand versucht, Griechisch mithilfe des lateinischen Alphabets zu transkribieren – aber die Worte sind mit Sicherheit nicht griechisch.«
»Hebräisch auch nicht«, sagte Grey und betrachtete die erste Zeile. »Russisch vielleicht? Türkisch?«
»Vielleicht«, sagte Hal skeptisch. »Aber warum, in Gottes Namen?«
Grey überflog im Kopf, was er über Carruthers’ militärische Laufbahn wusste, doch er brachte keine besonderen Verbindungen mit exotischen Sprachen zum Vorschein. Auch hatte Charlie nie einen besonders gebildeten Eindruck auf ihn gemacht; als Grey ihn kennenlernte, hatte er ständig Probleme mit seinen Rechnungen, weil er einfach nicht addieren konnte, und sein Französisch war zwar fließend, aber ordinär.
»Alles andere in diesem Paket hat mit Siverly und seinen Vergehen zu tun. Logischerweise kann es hier nicht anders sein.«
»War Carruthers denn für seine Logik bekannt?« Hal betrachtete den Papierstapel. »Seine Handschrift ist lesbar, das gebe ich zu. Aber du kanntest ihn ja um einiges besser als ich – was denkst du?«
Grey dachte eine ganze Menge Dinge, von denen er die meisten nicht laut auszusprechen plante. Er war sehr gut mit Charlie Carruthers vertraut gewesen – unter anderem auch im biblischen Sinne –, allerdings nur kurze Zeit, und das war über zehn Jahre her. Ihr Wiedersehen in Kanada im vergangenen Jahr war nur kurz gewesen – doch Charlie hatte Grey ebenfalls gut gekannt. Er hatte gewusst, wem er diese explosive Hinterlassenschaft anvertrauen konnte.
»Nicht unbedingt, nein«, erwiderte er langsam. »Doch er war ein sehr entschlossener Mensch. Wenn er sich einmal etwas vorgenommen hatte, hat er es auch zu Ende gebracht.«
Fast jedenfalls. Obwohl ihm das Herz den Dienst versagte, hatte sich Carruthers hartnäckig an sein Leben geklammert, um dieses vernichtende Zeugnis zu verfassen, fest entschlossen, Major Gerald Siverly der Gerechtigkeit zuzuführen.
»Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit«, hatte er John bei ihrer letzten Begegnung ins Ohr geflüstert. Grey ergriff den kleinen Papierstapel und schob ihn ordentlich zusammen. In seiner Erinnerung roch er das Dachkämmerchen in Gareon, nicht weit von Quebec. Kieferndielen, die durchdringend mit Terpentin parfümiert waren. Saure Milch und der süßliche Schimmelgeruch des Mäusekots. Der Geruch von Charlies Haut, die mit dem Schweiß der Hitze und der Krankheit überzogen war. Seine verkrüppelte Hand auf Greys Gesicht, eine sachte Berührung, erfüllt von der Macht der Erinnerungen.
»Mich hungert, John«, hatte er gesagt, und der herannahende Tod hatte ihm das Atmen schwer gemacht. »Und dich dürstet. Du wirst mich nicht im Stich lassen.«
Das hatte Grey nicht vor. Langsam klopfte er die Kanten des Stapels auf dem Tisch zu einem Rechteck zurecht und legte ihn ordentlich hin.
»Meinst du, es ist hinreichend?«, fragte er seinen Bruder. Hinreichend, um ein Kriegsgericht einzuberufen, meinte er – hinreichend, um Siverly der Korruption zu überführen und des Amtsmissbrauchs. Der schlechten Führung, die dem Mord an seinen Männern gleichkam. Siverly gehörte zwar nicht zu Hals Regiment, doch er gehörte derselben Armee an, der auch Hal – und natürlich ebenso Grey – den Großteil ihres Lebens gewidmet hatten.
»Mehr als hinreichend«, sagte Hal und rieb sich das Kinn. Es war schon spät am Tag; seine Bartstoppeln kratzten leise. »Wenn die Zeugen zu finden sind. Wenn sie bereit sind auszusagen.« Doch er klang geistesabwesend, denn er dachte immer noch über das mysteriöse Blatt Papier nach.
Do chuir siad na Róisíní Bhán ar an bealach go bua.
Agus iad toilteannach agus buail le híobáirt an teannta ifrinn. Iad ag leanúint le bealach glór an Bhanríon.
»Do kuir siad na Rosini Baan«, las er langsam vor. »Meinst du, es ist eine Chiffre oder vielleicht ein Code?«
»Gibt es da einen Unterschied?«
»Ja«, sagte Hal zerstreut. Er hielt das Blatt ans Fenster, wohl, um zu sehen, ob etwas hindurchleuchtete, dann bückte er sich und hielt es über das Feuer.
Grey machte unwillkürlich eine Bewegung, um das Blatt an sich zu reißen, hielt aber inne; es gab die unterschiedlichsten Geheimtinten, und die meisten wurden bei Hitze sichtbar. Warum man allerdings einen ohnehin mysteriösen Code auf ein Blatt mit Geheimschrift setzen und damit die Aufmerksamkeit darauf lenken sollte …
Das Blatt wurde allmählich schwarz an den Rändern und rollte sich ein, doch es war nichts weiter darauf zu sehen als die ursprünglichen Worte, kryptisch wie eh und je. Hal zog es zurück und ließ es qualmend auf den Schreibtisch fallen, während er seine Finger schüttelte.
»Sei’s drum«, sagte Grey und hob das heiße Blatt Papier vorsichtig auf. »Mir ist nicht klar, warum Carruthers sich die Mühe machen sollte, ausgerechnet dieses Dokument zu verschlüsseln. Ich meine, wenn man den Rest des Päckchens bedenkt.«
Hal presste die Lippen aufeinander, nickte aber. Der »Rest des Päckchens« umfasste detaillierte Beschuldigungen gegenüber einer Reihe von – zum Teil sehr einflussreichen – Männern, die in Siverlys Betrügereien verwickelt gewesen waren. Wenn Carruthers doch glaubte, dass Grey mit diesem explosiven Material umgehen konnte, wovor sollte er noch zurückgeschreckt sein?
»Außerdem wusste Charlie doch, dass er im Sterben lag«, sagte Grey, ruhiger jetzt. Er legte das Blatt Papier oben auf den Rest und begann erneut, den Stapel zu ordnen. »Er hat dieses Paket an mich adressiert zurückgelassen. Er ist davon ausgegangen, dass ich es benutze. Warum sollte er versucht haben, einen Teil der Informationen vor mir zu verbergen?«
Hal zuckte mit den Achseln und pflichtete ihm bei.
»Warum ist es dann hier? Hat er es irrtümlich mit eingepackt?« Noch während er das sagte, schüttelte er den Kopf. Das ganze Paket war mit äußerster Sorgfalt zusammengetragen worden, die Dokumente chronologisch sortiert. Einige der Papiere beinhalteten Carruthers’ eigene Aussage, andere waren Aussagen, die die Unterschrift anderer Zeugen trugen; einige waren Armeedokumente, entweder im Original oder von einem Sekretär kopiert. Es war unmöglich zu sagen, es sei denn, das Original hatte einen Stempel getragen. Das ganze Bündel zeugte von Sorgfalt, Präzision – und der Leidenschaft, die Carruthers über seine körperlichen Grenzen hinweg getrieben hatte, Siverlys Vernichtung zu bewerkstelligen.
»Ist es Carruthers’ Handschrift?« Hal, der kein Rätsel ungelöst belassen konnte, streckte die Hand aus und nahm das Blatt mit dem Kauderwelsch von dem Stapel.
»Ja«, sagte Grey, obwohl zumindest das offensichtlich war. Carruthers hatte eine deutliche, schräge Handschrift gehabt, und seine Buchstaben liefen in merkwürdigen Kringeln aus. John stellte sich hinter Hal und blickte ihm über die Schulter, um zu sehen, ob das Blatt vielleicht doch einen Hinweis enthielt, den sie übersehen hatten.
»Es ist in Versform angelegt«, merkte er an, und im selben Moment regte sich ein banges Gefühl in seinem Hinterkopf. Er versuchte, es genauer zu betrachten, doch der Gedanke huschte davon wie eine Spinne unter einen Stein.
»Ja.« Hal fuhr langsam mit dem Finger über die Seite. »Aber sieh nur, wie sich diese Worte wiederholen. Ich glaube, es ist doch eine Chiffre – wenn das so wäre, würde man vielleicht aus jeder Zeile eine andere Gruppe von Buchstaben auswählen, auch wenn sich die Zeilen selbst recht ähnlich sehen.« Er richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Es könnte eine Chiffre sein, auf die Carruthers in Siverlys Papieren gestoßen ist, zu der er aber keinen Schlüssel hatte – sodass er sie nur kopiert und weitergereicht hat, in der Hoffnung, dass du womöglich selbst auf den Schlüssel stößt.«
»Das klingt nicht unvernünftig.« John ließ sich wieder zurücksinken und sah seinen Bruder scharf an. »Wie kommt es denn, dass du so viel über Chiffren und geheime Dokumente weißt?«
Hal zögerte, doch dann lächelte er. Hal lächelte nur selten, doch wenn er es tat, war sein Gesicht wie verwandelt.
»Minnie«, sagte er.
»Was?«, sagte Grey verständnislos. Seine Schwägerin war eine freundliche, hübsche Frau, die äußerst selbstbewusst mit seinem schwierigen Bruder umging, doch was …
»Meine Geheimwaffe«, sagte Hal, der immer noch lächelte – egal, was ihn so amüsierte. »Ihr Vater war Raphael Wattiswade.«
»Ich habe noch nie von Raphael Wattiswade gehört.«
»Das solltest du auch nicht«, beruhigte ihn sein Bruder, »und auch niemand sonst. Wattiswade hat mit Bücherraritäten gehandelt und ist regelmäßig unter dem Namen Andrew Rennie auf den Kontinent gereist – und zurück. Zusätzlich hat er mit Informationen gehandelt. Er war ein gefragter Spion … der keine Söhne hatte.«
Grey warf seinem Bruder einen Blick zu.
»Sag mir«, flehte er, »dass ihr Vater Minnie nicht als Spionin eingesetzt hat.«
»Genau das hat er, der alte Widerling«, erwiderte Hal knapp. »Ich habe sie eines Abends während eines Empfangs dabei erwischt, wie sie die verschlossene Schreibtischschublade in meinem Studierzimmer aufgebrochen hat. So bin ich ihr begegnet.« Grey machte sich nicht die Mühe zu fragen, was sich in der Schublade befunden hatte. Er lächelte seinerseits, nahm die Sherrykaraffe vom Teetablett und zog den Stopfen heraus.
»Ich nehme an, du hast sie nicht auf der Stelle verhaften und dem Magistrat vorführen lassen?«
Hal ergriff ein Sherryglas und hielt es ihm hin.
»Nein. Ich habe sie am Kamin verführt.«
Grey rutschte die Karaffe aus den Fingern, und es war reine Glückssache, dass er sie auffing, ohne allzu viel zu verschütten.
»Ach, wirklich?«, brachte er heraus.
»Gib mir das, Rutschfinger.« Hal nahm ihm die Karaffe ab und schenkte sich vorsichtig ein, den Blick fest auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit geheftet. »Und ja, das habe ich.«
Grey, dessen Gedanken sich überstürzten, fragte sich, ob Minnie noch Jungfrau gewesen war, und er beschloss im selben Moment, nicht zu fragen.
»Dann habe ich sie in eine Droschke gesetzt, habe mir ihre Adresse mitteilen lassen und gesagt, ich würde mich am nächsten Morgen nach ihrem Wohlbefinden erkundigen«, sagte Hal beiläufig und reichte John ein Glas. »Hier. Halt es diesmal fest. Du siehst aus, als hättest du es nötig.«
So war es auch, und er leerte den Sherry – der nicht schlecht war – in wenigen Zügen.
»Sie hat dir … doch nicht ihre richtige Adresse gegeben, oder?«, fragte er und räusperte sich, während er sich bemühte, den Blick nicht auf den Kamin zu richten, vor dem seit ewigen Zeiten derselbe Läufer lag, ein abgenutzter kleiner Teppich, in den das Familienwappen eingewebt war. Er war mit Brandflecken übersät, und sein Rand war angesengt. Soweit er wusste, hatte Hals erste Frau Esmé ihrem Mann den Teppich zur Hochzeit geschenkt.
Hal lachte.
»Natürlich nicht. Und dem Kutscher ebenso nicht – sie hat ihn überredet, sie vor Kettrick’s Eel-Pye House abzusetzen, und hat sich dann durch die Gasse davongemacht und ist verschwunden. Ich habe fast sechs Monate gebraucht, um sie zu finden.«
Auch Hal leerte seinen Sherry ohne Umschweife, dann nahm er das fragliche Blatt Papier noch einmal vom Schreibtisch.
»Lass mich ihr das zeigen. Sie hatte zwar in letzter Zeit nicht viel Übung, doch vielleicht kann sie uns wenigstens sagen, ob es verschlüsselt ist.«
Grey blieb mit der Karaffe und dem Kaminläufer allein. Er schenkte sich ein weiteres Glas ein und ging zurück zum Balkon. Der Garten war jetzt still; der Himmel hatte sich zugezogen, und die Jungen waren zum Essen ins Haus gegangen – er konnte sie oben im Kinderzimmer rumoren hören. Dottie und ihr Kindermädchen schliefen tief und fest im Gras neben dem Fischteich, und das Kindermädchen hielt Dotties Kleidchen immer noch fest umklammert.
Schwer zu sagen, ob ihn Hals Geschichte schockiert hatte oder nicht. Hal schrieb sich seine Regeln selbst; dessen war sich John schon lange bewusst. Und falls er vorübergehend die Oberhand über Minerva Wattiswade besessen haben sollte, so hatte er diese längst verloren – das wusste Hal genau.
Er blickte zur Zimmerdecke hinauf, die unter einem lauten Krachen erbebte, als ein Stuhl umstürzte und sich gleich darauf schrille Stimmen erhoben. Wie alt war sein Neffe Benjamin? Sein Blick fiel auf den Kaminläufer. Er war auf einem Feldzug gewesen, als Benjamin zur Welt kam, doch seine Mutter hatte ihm geschrieben, um ihm von dem Ereignis zu berichten – er erinnerte sich, dass er den Brief in einem Zelt gelesen hatte, während der Regen über ihm auf das Leinen prasselte. Tags zuvor hatte er drei Männer verloren, und seine Stimmung war niedergedrückt; die Nachricht von der Geburt des Kindes hatte ihn getröstet.
Auch für Hal war sie wahrscheinlich ein Trost gewesen. Grey hatte erst kürzlich und durch puren Zufall erfahren, dass Hals erste Frau Esmé, die mitsamt ihrem Kind im Kindbett gestorben war, von einem Freund seines Bruders verführt worden war, Nathaniel Twelvetrees, und dass Hal Twelvetrees daraufhin bei einem Duell getötet hatte. Er konnte sich vorstellen, dass sein Bruder damals völlig von Sinnen gewesen war. Wie lange danach war er Minnie begegnet?
Am anderen Ende des Gartens blitzte es in der Treibhaustür auf. Minnie persönlich, und er trat instinktiv zurück, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Sie blickte nachdenklich zum Himmel, dann zum Haus. Doch noch regnete es nicht, und sie kehrte in das Treibhaus zurück. Im nächsten Moment kam Hal mit dem Papier in der Hand aus der Küchentür und folgte ihr. Er war zutiefst verblüfft über das, was ihm Hal erzählt hatte – nur dass Hal es ihm erzählt hatte, überraschte ihn nicht sonderlich. Sein Bruder war ein äußerst verschlossener, beherrschter Mensch, doch wenn ein fest verschlossener Kessel den Siedepunkt erreicht, strömt Dampf heraus. Soweit Grey das wusste, gab es nur drei Menschen, denen Hal sich anvertraute – und dazu zählte nicht einmal seine Mutter.
Es waren Grey, Harry Quarry – einer der Regimentsobersten – und Minnie.
Was also, so fragte er sich, brachte Hal so zum Kochen? Etwas, das mit Minnie zu tun hatte? Doch Grey hatte bei seinem Eintreffen mit ihr gesprochen, und nichts hatte darauf hingedeutet, dass etwas im Argen war.
Er blickte auf, weil Regentropfen an das Fenster prasselten und unten Schreie ertönten; ein plötzlicher Schauer war über den Garten hinweggetrieben, und das Kindermädchen rettete sich ins Haus, während Dottie entzückt krähte und dem Regen zuwinkte. Er steckte den Kopf ins Freie, um den Regen zu spüren, und lächelte über die duftende Frische der Luft und die Regenspritzer auf seiner Haut. Er schloss die Augen und vergaß die Gedanken, Spekulationen und Sorgen, erfüllt von der Freude, einfach nur zu atmen.
»Was zum Teufel machst du da, John?«
Widerstrebend zog er den Kopf ein, schloss das Fenster und kniff die Augen zu, um sich das Wasser von den Wimpern tropfen zu lassen. Hal starrte ihn missbilligend an, das Blatt in der Hand. Eine dunkelrosa Kamelie hing ihm wie betrunken im Knopfloch.
»Ich genieße den Regen.« Er wischte sich über das Gesicht und schüttelte sich ein wenig; sein Haar war feucht, genau wie sein Kragen und die Schultern seines Rocks. »Konnte dir Minnie helfen?«
»Ja.« Hal klang überrascht über dieses Eingeständnis. »Sie sagt, es ist weder ein Code noch eine Chiffre.«
»Und das soll helfen? Was ist es denn, wenn es weder ein Code noch eine Chiffre ist?«
»Sie sagt, es ist Gälisch.«
Gälisch. Beim Klang dieses Wortes durchlief Grey ein merkwürdiges Gefühl. Gälisch war die Sprache der Menschen im schottischen Hochland. Es klang wie keine andere ihm bekannte Sprache – und da es so barbarisch war, überraschte es ihn zu erfahren, dass es in der Schriftform existierte.
Hal betrachtete ihn nachdenklich. »Du musst es doch in Ardsmuir oft gehört haben?«
»Gehört, ja. Die Gefangenen sprachen fast alle Gälisch.« Grey war kurze Zeit Gefängnisverwalter von Ardsmuir gewesen; es war für ihn genauso sehr Exil wie beruflicher Posten gewesen, weil er dadurch knapp einem Skandal entgangen war. Er dachte aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht gern an diese Zeit zurück.
»Konnte Fraser Gälisch?«
O Gott, dachte Grey. Nicht das. Alles, nur das nicht.
»Ja«, sagte er dennoch. Hin und wieder hatte er gehört, wie sich Jamie Fraser mit den anderen Sträflingen in seiner Muttersprache unterhielt, deren Worte so rätselhaft und fließend klangen.
»Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
»Das ist schon länger her.« Grey bemühte sich, die knappe Antwort unbeteiligt klingen zu lassen. Er hatte seit über einem Jahr nicht mehr mit dem Mann gesprochen.
Jedoch nicht unbeteiligt genug; Hal trat vor ihn hin und betrachtete ihn aus nächster Nähe, als sei er ein ungewöhnlicher chinesischer Krug.
»Er ist doch noch in Helwater, oder nicht? Reitest du hin und fragst ihn nach Siverly?«
»Nein.«
»Nein?«
»Ich würde nicht auf ihn pinkeln, wenn er im Begriff wäre, in den Flammen der Hölle zu verbrennen«, sagte Grey höflich.
Hals Augenbraue zuckte, jedoch nur kurz.
»Aha«, sagte er trocken. »Bleibt jedoch die Frage, ob Fraser gewillt wäre, dir einen derartigen Dienst zu erweisen.«
Grey stellte seinen Becher sorgfältig mitten auf den Tisch.
»Nur wenn er davon ausgehen würde, dass ich ertrinke«, sagte er und verließ das Zimmer.
Ein Ire, ein feiner Herr
Jamie kleidete sich an und stieg in den Stall hinunter, um die Pferde mit Heu zu füttern. Dabei nahm er weder Notiz von der Dunkelheit noch von seinen kalten Händen und Füßen. Ein Ire. Ein feiner Herr.
Wer zum Teufel konnte das sein? Und – falls dieser Ire existierte – was hatte er mit Betty zu tun? Er kannte eine ganze Reihe von Iren. Doch die feineren Herren unter ihnen waren Jakobiten, die mit Charles Stuart nach Schottland gekommen waren. Bei diesem Gedanken überzogen sich auch die wenigen Stellen seines Körpers, die bis jetzt noch nicht froren, mit Eiseskälte.
Die Jakobiten waren Vergangenheit, genau wie der Teil seines Lebens, der mit ihnen in Zusammenhang stand.
Doch immer mit der Ruhe. Was konnte ein solcher Mann von ihm wollen? Jamie war ein Kriegsgefangener, der seine restliche Strafe unter Ehrenwort abarbeitete und nicht einmal seinen eigenen, berüchtigten Namen benutzen durfte. Er war nicht besser gestellt als ein schwarzer Sklave, abgesehen davon, dass man ihn nicht verkaufen konnte und dass ihn niemand schlug. Hin und wieder wünschte er, jemand würde das versuchen und ihm so eine Ausrede liefern, um sich zu prügeln, doch er erkannte diese Sehnsüchte als Wunschtraum und schob den Gedanken beiseite.
Außerdem … woher sollte irgendjemand, ob Jakobit, Ire oder Hottentotte, wissen, wo er war? Erst in der vergangenen Woche hatte er einen Brief von seiner Schwester aus den Highlands bekommen, und sie hätte es doch mit Sicherheit erwähnt, wenn sich jemand nach ihm erkundigt hätte, erst recht ein Ire. Die Atmosphäre im Stall änderte sich jetzt, und graues Licht sickerte durch die Ritzen in den Wänden. Die Dunkelheit schwand dahin und mit ihr die nächtliche Illusion von Freiheit und Geräumigkeit, denn nun wurden die verschmutzten Bohlen seines Gefängnisses sichtbar.
Am Ende der Stallgasse stellte er die Heugabel beiseite, vergewisserte sich mit einem hastigen Blick, dass weder Hanks noch Crusoe schon im Stall waren, und stahl sich in die leere Abfohlbox.
Er atmete langsam aus, so, wie er es auf der Jagd tun würde, und atmete noch langsamer ein, die Nasenlöcher geweitet, um eine Duftspur aufzufangen. Doch in der Box hing nur der Duft des Heus aus dem letzten August, hinter der Wand der Geruch nach frischem Pferdemist und Pferdeatem, der nach süßem Mash roch. Das Heu war zerwühlt und an einigen Stellen zertrampelt. Er konnte sehen, wo er letzte Nacht gelegen hatte – Röte stieg ihm ins Gesicht –, und vielleicht noch eine Stelle in der Ecke, an der möglicherweise jemand gestanden hatte.
Kein Wunder, dass ihn der Mann unter den Umständen nicht angesprochen hatte. Er hustete. Wenn er denn da gewesen war, und Jamie hoffte sehr, dass es nicht so gewesen war.
Ire. Ein Herr aus Irland. Der einzige Zusammenhang, der ihm einfiel … Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als ihm dieser Gedanke kam, und er spürte den Rückstoß eines Schlags in seinen Fingerknöcheln. Lord John Grey. Er hatte für Lord John einen Iren – oder zumindest dessen Fährte – ausfindig gemacht, aber das hier konnte doch gewiss nichts mit Greys Problem zu tun haben.
Er hatte Grey seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, und mit etwas Glück würde er ihn auch nie wieder zu Gesicht bekommen. Grey war der Gefängnisverwalter von Ardsmuir gewesen, als Jamie dort eingekerkert war, und er hatte dafür gesorgt, dass Jamie nach Helwater kam, da die Familie Dunsany zu seinen alten Freunden zählte. Grey hatte ihn einmal pro Vierteljahr besucht, um sich nach ihm zu erkundigen, und ihr Verhältnis hatte allmählich zivile Züge angenommen, mehr allerdings nicht.
Dann hatte ihm Grey eine Abmachung vorgeschlagen: Wenn sich Jamie per Brief bei seinen jakobitischen Bekannten im Ausland nach einer Angelegenheit erkundigte, die für Grey von Bedeutung war, würde Grey dafür sorgen, dass Jamie offen an seine Familie in den Highlands schreiben und Post von ihr bekommen durfte. Jamie hatte eingeschlagen und die gewünschten Erkundigungen eingezogen. Er hatte vorsichtig formulierte Informationen erhalten, die darauf hindeuteten, dass der Mann, den Lord John suchte, möglicherweise ein irischer Jakobit war – einer jener Stuart-Anhänger, die sich die Wildgänse nannten.
Er wusste nicht, wozu Grey diese Information verwendet hatte – falls überhaupt. Bei ihrem letzten Zusammentreffen waren Worte zwischen ihnen gefallen, die … Er schluckte die Erinnerung hinunter und griff wieder nach seiner Heugabel, die er heftig in den Heuhaufen stieß. Wer auch immer Bettys Ire sein mochte, er konnte nichts mit John Grey zu tun haben.
Wie es die Launen des Frühlingswetters mit sich brachten, war der Tag weniger heraufgedämmert, als dass es vielmehr einfach aufgehört hatte, Nacht zu sein. Nebel lag in großen, schmuddeligen Bänken auf den Hügeln über Helwater, und der kalte Himmel war gefärbt wie Blei. Jamies rechte Hand schmerzte. Vor langer Zeit hatte er dort ein gutes Dutzend Knochenbrüche erlitten, und jeder einzelne davon teilte ihm jetzt unter durchdringenden Schmerzen mit, dass es regnen würde.
Nicht, dass man ihm das hätte sagen müssen; abgesehen von der stahlgrauen Farbe des Lichts lag ihm die Feuchtigkeit schwer in den Lungen, und der Schweiß kühlte ihm auf der Haut ab, ohne je zu trocknen. Er arbeitete wie ein Automat; in Gedanken an zweierlei Orten, die sich beide nicht dort befanden, wo sein Körper war.
Ein Teil seiner Gedanken drehte sich um Betty. Er musste mit dem kleinen Weibsbild sprechen, vorzugsweise an einem Ort, an dem sie ihm nicht leicht entwischen konnte.
Die Kammerzofen aßen normalerweise gemeinsam mit der Haushälterin in deren Wohnzimmer, statt sich zu den niederen Bediensteten in der Küche zu gesellen. Er konnte das Haus nicht weiter als bis zur Küche betreten – jedenfalls nicht offen. Er hielt einen Moment inne, die Heugabel in der Hand, und fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er sich hineinstahl und erwischt wurde. Was konnte ihm Lord Dunsany antun? Man konnte ihn ja schließlich nicht entlassen.
Dieser aberwitzige Gedanke ließ ihn auflachen, und er machte sich besser gelaunt wieder an seine Arbeit – und an seine Überlegungen.
Nun, die Kirche vielleicht. Die Dunsanys waren Anglikaner und gingen in St. Margaret, der Dorfkirche von Ellesmere, zur Messe. Sie fuhren mit der Kutsche, und Betty fuhr normalerweise gemeinsam mit Lady Dunsany und mit Lady Isobel, ihrer Herrin. Er war Kriegsgefangener auf Ehrenwort; ohne Lord Dunsanys Erlaubnis konnte er keinen Fuß über die Grenzen von Helwater setzen – doch die große Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde, benötigte zwei Kutscher, und Jamie war der einzige Stallknecht, der mehr als ein Gig fahren konnte. Aye, das würde vielleicht gehen; er würde sehen. Wenn es ihm gelang, sich Betty bis auf Armeslänge zu nähern, konnte er ihr vielleicht eine Notiz zustecken, um sie zu einem Gespräch außerhalb des Hauses aufzufordern. Der Himmel allein wusste, was er dann zu ihr sagen würde, doch ihm würde schon etwas einfallen.
Natürlich konnte er eine solche Notiz auch beim Frühstück einem der Küchenmädchen anvertrauen, doch je weniger Leute mit dieser Sache zu tun bekamen, desto besser. Er würde es zuerst selbst versuchen.
Nachdem dieser vorläufige Entschluss gefallen war, blieb er stehen, um sich das Gesicht mit dem schmierigen Handtuch abzuwischen, das über der Kleietonne hing, und widmete sich wieder Bettys irischem Herrn.
Existierte er überhaupt? Und wenn ja, was zum Teufel wollte er von Alex MacKenzie? Es sei denn natürlich, dass es gar nicht Alex MacKenzie war, sondern stattdessen Jamie Fraser, den er …
Dieser Gedankengang wurde durch einen hastigen Aufprall im Keim erstickt, und Hanks erschien am Fuß der Leiter. Sein Gesicht war gelb, und er stank erbärmlich.
»Hallo, Mac«, sagte er um einen kameradschaftlichen Ton bemüht. »Tust du mir einen Gefallen?«
»Aye. Was denn?«
Hanks brachte ein gespenstisches Lächeln zuwege.
»Willst du denn nicht erst wissen, was es ist?«
»Nein.« Was er wollte, war, dass Hanks verschwand, und zwar sofort. Der Mann stank, als wäre er im Inneren tot, und die Pferde in seiner Nähe scharrten und schnaubten angewidert.
»Oh.« Hanks rieb sich mit zitternder Hand das Gesicht. »Nichts Großes. Nur … kannst du meine Pferde auf die Weide bringen? Ich bin nicht …« Er ließ erschlafft die Hand sinken, und damit war alles darüber gesagt, was Hanks nicht war.
Ein Windstoß wehte kalt unter dem Stalltor herein. Er roch nach dem kommenden Regen und fegte Stroh und Spreu über den gepflasterten Boden zwischen den Boxen. Er zögerte. Keine Stunde mehr, und es würde in Strömen regnen. Er konnte spüren, wie sich das Unwetter über dem Hochmoor zusammenbraute und alles verfinsterte.
Den Pferden würde der Regen nichts ausmachen; sie hatten ihre Freude daran. Und der Nebel würde sich verziehen, wenn der Regen kam; er lief kaum Gefahr, sich zu verlaufen.
»Ihr sollt ihn im Hochmoor treffen, bei der alten Schäferhütte«, hatte Betty gesagt.
»Aye, gut.« Er wandte sich ab und begann, Kleie und Leinsamen für das Mash abzumessen. Im nächsten Moment hörte er Hanks auf die Leiter zustolpern und drehte sich, um neugierig zuzusehen, ob der Mann wohl herunterfiel und sich den Hals brach. Doch das tat er nicht.
Am Ende hatte es doch zu sehr geregnet, um so hochzukommen. Jamie war mit seinen Pferden durch den Schlamm der Straße am Seeufer gestapft, war dann mit ihnen durch das flache Wasser gewatet, um den schlimmsten Dreck wieder loszuwerden, dann zurück in den Stall, wo sie trocken gerieben wurden. Einmal hatte er zwar zu den Hügeln hinaufgeblickt, doch der Regen verhüllte das Hochmoor, wo die Ruine der alten Schäferhütte stand.
Heute war es zwar kalt auf den Hügeln, aber sonnig, und er hatte keine Weidegänger dabei, die ihn behinderten. Augustus dampfte von der Anstrengung des Aufstiegs, und Jamie hielt an der höchsten Stelle des Pfades an, um sich umzusehen und dem Pferd eine Atempause zu gönnen. Hier oben war die Landschaft immer noch winterlich; im Windschatten der Felsen sammelte sich gefrorener Schnee, und an den Felsvorsprüngen hingen tropfende Eiszapfen, doch er spürte die Wärme der Sonne auf seinen Schultern, und weit unter ihm überzog ein grüner Schimmer das Moor, das sie White Moss nannten.
Er hatte diesen Weg gewählt, der sich der verfallenen Schäferkate von hinten und von oben näherte, um sich zunächst einen Überblick verschaffen zu können. Es gab keinen Grund, einen Hinterhalt oder eine Falle zu vermuten, doch sein Instinkt hatte ihn bis jetzt am Leben erhalten, und er ignorierte das grimmige Murmeln in seinem Ohr nur selten.
Er war seit Monaten nicht mehr hier oben gewesen, doch im Hochmoor änderte sich außer dem Wetter nur wenig. Unter ihm lag ein kleiner See, dessen Ränder noch mit einer Eiskruste überzogen waren. Das trockene Ried des letzten Jahres bohrte sich schwarz durch die Kruste, denn noch wuchsen keine neuen Gräser nach. Die Hütte lag gleich hinter dem See. Sie war so stark verfallen, dass man sie auf gleicher Höhe mit dem Wasser niemals gesehen hätte und sie nur für einen weiteren Haufen mit Flechten bewachsener Steine gehalten hätte. Doch von oben war das rechteckige Fundament deutlich zu erkennen – und in einer Ecke flatterte etwas im Wind. Segeltuch vielleicht? Er war sich fast sicher, dass dort ein Bündel lag.
Es bewegte sich nichts außer dem flatternden Leinen und dem Wind im Wintergras. Er glitt von Augustus’ Rücken hinunter und band ihm ein Seil um die Beine, sodass sich der Wallach zwischen den Felsen suchen konnte, was auch immer dort zu finden war. Jamie wanderte ein kurzes Stück über den Hügelkamm, um besser sehen zu können, und als er hinter einem scharfkantigen Felsvorsprung hervortrat, sah er den Mann, der zehn Meter unter ihm auf einem Felsen saß und die Ruine ebenfalls beobachtete.
Er war dünn; Jamie konnte sehen, dass sich seine Schulterblätter unter seinem Rock abzeichneten. Er trug einen Schlapphut, doch während Jamie ihn beobachtete, zog er diesen ab, um sich zu kratzen, und ein brauner Lockenkopf mit grauen Strähnen kam zum Vorschein. Der Mann kam Jamie bekannt vor, und Jamie durchforstete gerade sein Gedächtnis nach dem Namen des Mannes, als sein Fuß ein Steinchen lostrat. Es klapperte zwar nur ganz leise, doch das reichte. Der Mann wandte sich um und stand auf, und sein schmales Gesicht erhellte sich. Jamie sah, dass ihm ein Eckzahn fehlte, doch das schmälerte den Charme seines Lächelns nicht.
»Wenn das nicht der Herr von Lallybroch ist. Welche Freude, dich zu sehen, Jamie!«
»Quinn?«, sagte er ungläubig. »Bist du das?«
Der Ire blickte fragend an sich hinunter, betastete seine Brust und blickte wieder auf.
»Nun, das, was noch von mir übrig ist. Schließlich sind wir alle nicht mehr die, die wir einmal waren – obwohl ich sagen muss, dass du selbst ganz gut aussiehst.« Er betrachtete Jamie beifällig von oben bis unten. »Die Luft hier oben scheint dir zu bekommen. Und du hast ein bisschen zugenommen, seit ich dich zuletzt gesehen habe.«
»Wohl wahr«, erwiderte Jamie ausgesprochen trocken. Als er Tobias Quinn 1746 das letzte Mal gesehen hatte, war er fünfundzwanzig und gemeinsam mit dem Rest der Jakobitenarmee dem Hungertod nahe gewesen. Quinn war ein Jahr jünger als er, und bestürzt sah Jamie die Falten im Gesicht des Iren und das Grau in seinen Haaren. Falls Quinn bei Jamies Anblick Ähnliches empfand, so behielt er es für sich.
»Du hättest Betty ruhig deinen Namen sagen können«, sagte Jamie auf dem Weg nach unten. Er hielt dem Iren die Hand entgegen, doch Quinn schlang die Arme um Jamie und drückte ihn. Verblüfft und verlegen spürte Jamie, wie ihm bei dieser Berührung die Tränen in die Augen stiegen, und er hielt Quinn eine Minute lang fest in den Armen, um die Augen zuzukneifen.
»Sie kennt meinen Namen. Aber ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest, wenn du gewusst hättest, dass ich es bin.« Quinn trat einen Schritt zurück, fuhr sich seinerseits ohne jede Scham mit dem Finger unter den Augen entlang und lachte. »Bei der heiligen Mutter Gottes, Jamie, ich bin so froh, dich zu sehen!«
»Ich dich auch.« Das zumindest stimmte; nur die Frage, ob er gekommen wäre, wenn er gewusst hätte, dass es Quinn war, der hier oben auf ihn wartete, ließ er offen. Er ließ sich langsam auf einem Felsen nieder, um sich zu sammeln.
Nicht, dass er den Mann nicht mochte; ganz im Gegenteil. Aber dieses Bruchstück seiner Vergangenheit vor sich aufsteigen zu sehen wie einen Geist, der sich aus blutgetränktem Boden erhebt, weckte Gefühle in ihm, die er mit großer Mühe begraben hatte – und Erinnerungen, die er nicht zurückhaben wollte. Darüber hinaus … hatte sein Instinkt das Murmeln aufgegeben und sprach laut und deutlich mit ihm. Quinn war einer von Charles Stuarts Vertrauten gewesen, aber kein Soldat. Von Culloden aus war er nach Frankreich geflohen; zumindest hatte Jamie das gehört. Was zum Teufel machte er jetzt hier?
»Ach, diese Betty ist ein hübsches Mädchen, und diese schwarzen Augen«, sagte Quinn unterdessen. Er legte den Kopf schief, um Jamie zu betrachten. »Auf dich hat sie es besonders abgesehen, mein Junge, das merke ich.«
Jamie unterdrückte das Bedürfnis, sich bei dieser Vorstellung zu bekreuzigen.
»Oh, da hast du freie Bahn«, versicherte er Quinn. »Keine Angst, dass ich dir da im Weg sein könnte.«
»Aber nicht doch – Betty ist die Schwester meiner dahingeschiedenen Frau. Gewiss hat doch die Bibel das eine oder andere dagegen, dass man es mit seiner Schwägerin treibt.«
Jamie hatte die Bibel mehrfach von vorn bis hinten gelesen – aus purer Not; sie war damals sein einziges Buch gewesen – und konnte sich nicht an ein derartiges Verbot erinnern, doch er sagte nur: »Tut mir leid, das zu hören, Mann. Ist deine Frau schon lange tot?«
Quinn spitzte die Lippen und legte den Kopf erst zur einen Seite schief, dann zur anderen.
»Nun, wenn ich ›dahingeschieden‹ sagte, meine ich ja nicht unbedingt, dass die Frau verstorben ist, falls du verstehst.«
Jamie zog seine Augenbraue hoch, und Quinn seufzte.
»Als nach Culloden alles zu Bruch gegangen ist und ich nach Frankreich entwischen musste, hat sie sich meine Zukunftsaussichten genau angesehen und beschlossen, ihr Glück anderswo zu suchen. Meine Tess hatte schon immer einen gesunden Kopf auf ihren Schultern«, sagte er und schüttelte seinerseits bewundernd den Kopf. »Als ich das letzte Mal von ihr gehört habe, war sie in Leeds. Hatte dort ein Wirtshaus von ihrem letzten Ehemann geerbt. Also, wenn ich sage, von ihrem ›letzten‹, meine ich damit nur den, den sie zuletzt hatte, denn ich glaube keine Sekunde lang, dass sie vorhat aufzuhören.«
»Oh, aye?«
»Aber zufällig ist es genau das, worüber ich mit dir sprechen wollte«, fuhr Quinn fort, während er seine Verflossene mit einer graziösen Handbewegung abtat.
»Über Leeds? Oder über Wirtshäuser?« Jamie betete, dass der Mann nicht Ehefrauen meinte. Er hatte seit Jahren nicht mehr von Claire gesprochen, und er hätte sich lieber die Zehennägel mit einer Hufzange ziehen lassen, als sich gezwungen zu sehen, über sie zu sprechen.
»Culloden«, sagte Quinn, was in der Brust seines Zuhörers Erleichterung und Bestürzung zu gleichen Teilen auslöste. Culloden kam auf der Liste der Dinge, über die Jamie nicht reden wollte, ungefähr an vierter Stelle, gleich nach seiner Frau Claire, seinem Sohn William und Jack Randall.
Jamie erhob sich von seinem Felsen, weil ihn das dumpfe Gefühl überkam, dass er besser stehen sollte, wenn er auch nicht wusste, ob ihm das half, auf alles gefasst zu sein, oder ob es der beginnende Fluchtinstinkt war. So oder so fühlte er sich im Stehen wohler.
»Oder«, korrigierte Quinn, »weniger Culloden als vielmehr unser Ziel, falls du verstehst.«
»Ich würde sagen, das läuft auf das Gleiche hinaus«, sagte Jamie und versuchte erst gar nicht, seinen gereizten Unterton zu unterdrücken. »Aus und vorbei.«
»Aber, aber, genau da irrst du dich«, sagte Quinn und zeigte mit seinem knochigen Finger auf ihn. »Obwohl du natürlich schon lange keine Kontakte mehr hast.«
»Das stimmt, aye.«
Quinn schenkte seinem gereizten Tonfall nach wie vor keinerlei Beachtung.
»Es mag ja sein, dass dieses Ziel in Schottland ein paar Rückschläge hinnehmen musste …«
»Rückschläge!«, rief Jamie aus. »Rückschläge nennst du das, was sich in Drumossie ereignet hat?«
»… aber in Irland ist es quicklebendig.«
Im ersten Moment starrte Jamie ihn verständnislos an, dann begriff er, was der Mann da sagte.
»Himmel.«
»Ah, dachte ich’s doch, dass es dir das Herz erfreut, Junge«, sagte Quinn, der es vorzog, Jamies Ausruf als Hallelujaruf zu interpretieren, nicht als Ausdruck des Grauens. Er lächelte, und seine Zungenspitze lugte kurz aus seiner Zahnlücke hervor.
»Wir sind eine ganze Gruppe. Hat Betty nicht weitergesagt, was ich ihr aufgetragen hatte, über den grünen Zweig?«
»Doch, das hat sie, aber ich wusste nicht, was sie damit meint.«
Quinn winkte ab.
»Nun, es hat eine Weile gedauert, nach Culloden wieder auf die Füße zu kommen, aber jetzt läuft alles bestens. Ich möchte jetzt noch nicht ins Detail gehen, wenn es dir nichts ausmacht …«
»Nicht das Geringste.«
»… aber ich möchte sagen, dass eine Invasion geplant ist, vielleicht schon nächstes Jahr – haha! Jetzt sieh dir nur dein Gesicht an. Sprachlos, wie? Nun, das war ich auch, als ich davon erfahren habe. Aber es kommt noch mehr!«
»O Gott!«
Quinn beugte sich mit Verschwörermiene vor und senkte die Stimme – obwohl niemand da war, der ihn hätte belauschen können, abgesehen von einem Wanderfalken, der hoch über ihnen schwebte.
»Und jetzt kommst du ins Spiel.«
»Ich?!« Jamie wollte sich gerade wieder auf seinen Felsen sinken lassen, doch bei diesen Worten fuhr er erneut auf. »Bist du verrückt?«
Er hatte die Frage zwar nicht rhetorisch gemeint, aber er erwartete auch keine bejahende Antwort, was sowieso gut war, denn er bekam keine.
»Hast du schon einmal«, Quinn hielt inne, um seinen Blick auf der Suche nach unsichtbaren Beobachtern hin und her huschen zu lassen, »vom Cupán Druid riogh gehört?«
»Nein. Ein Kelch …?«
»Der Kelch des Druidenkönigs!«
Jamie rieb sich das Gesicht und sank todmüde auf den Stein. »Quinn, es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht, aber ich habe zu tun und …«
»Oh, das hast du, Junge, in der Tat!« Quinn streckte ernst die Hand aus und legte sie Jamie auf den Unterarm. »Lass es mich erklären.«
Er wartete nicht auf Jamies Erlaubnis.
»Er ist ein uraltes Besitztum der irischen Könige, der Cupán. Ein Geschenk des Druidenhäuptlings an den König der Könige, vor so langer Zeit, dass niemand mehr weiß, wann es war.«
»Oh, aye?«
