Die Frau auf dem Bild - Ben Staal - E-Book

Die Frau auf dem Bild E-Book

Ben Staal

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Beschreibung

In seinem Ferien-Appartment in Paris entdeckt der Student Jannik versteckt neben dem Schrank eine Gemälde, das eine hübsche, südländische Frau zeigt. Als ihm diese junge Frau in der ersten Nacht erscheint und ihn verführt, glaubt er noch an einen Traum, doch als es in der nächsten Nacht wieder passiert, beginnt Jannik zu glauben, dass mit dem Bild etwas nicht stimmt. Ist die junge Frau vielleicht darin gefangen? Er will sie unbedingt wiedersehen und setzt sich in den Kopf, sie zu befreien, nicht ahnend, dass er sich damit selbst in Gefahr bringt! Prickelnde Erotik mit Grusel-Faktor und zwei verschiedenen Enden. DU bestimmst, wie die Geschichte ausgeht! Warnung: Explizite Erotikszenen, nur für Leser über 18 Jahre!

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

1

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1

Jannik blickte aus dem Fenster und sah draußen die Landschaft vorbeifliegen. Vor einer Weile hatte der TGV Brüssel verlassen und raste nun mit 300 km/h durch Nordfrankreich auf Paris zu. Felder, Wälder, kleine Dörfer, sie alle jagten, von der sommerlichen Mittagssonne in grelles Licht getaucht, in schneller Folge an der Scheibe des Zuges vorbei.

Eine Bewegung ihm gegenüber ließ Jannik den Kopf wenden. Die junge Frau, die ihm seit Brüssel gegenübersaß, war gerade zurückgekehrt und hatte sich in ihren Sitz fallen lassen. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie Jannik, Mitte zwanzig. Wahrscheinlich Französin, hübsch, dunkle Haare, braune Augen. Irgendwie faszinierte Jannik aber vor allem ihre Mundpartie. Nicht dass daran etwas besonderes gewesen wäre, aber es fühlte sich für ihn immer noch seltsam an, jemand Fremdem so nah gegenüber zu sitzen und sein komplettes Gesicht sehen zu können – ohne dass eine Maske die Hälfte davon verdeckte.

Wie lang war es her, dass er zuletzt ohne FFP2-Maske in einem Zug gefahren war? Fast drei Jahre, 2019 irgendwann, im Herbst wahrscheinlich. Vor Corona, diesem Scheiß-Virus, der Jannik so viel gekostet hatte. Seinen Nebenjob, sein Studium, seine Beziehung – in der Reihenfolge war alles den Bach runter gegangen.

Zuerst war die Bar, in der er als Kellner gejobbt hatte, wegen Corona geschlossen worden. Ohne den Job konnte er seine Studentenbude nicht mehr finanzieren, musste wieder bei seinen Eltern einziehen und nachdem er seine Freundin, Anna, wegen des Lockdowns monatelang nicht gesehen hatte, beichtete sie ihm, sie habe nun jemand anderen, dabei hatten sie vor Corona schon gemeinsam von Heirat und Kindern geträumt. Am Boden zerstört hatte Jannik danach vor allem zuhause bei seinen Eltern gehockt, Videospiele gespielt, war in Depressionen versunken und hatte sein Studium vernachlässigt.

Seit dem letzten Herbst ging es endlich wieder aufwärts. Er hatte sein Studium wieder aufgenommen, diesmal an einer Fernuni. Er hatte auch wieder einen Kellnerjob bekommen, denn nach den ganzen Widereröffnungen suchte die Gastronomie ja geradezu verzweifelt nach Leuten, da nahmen sie sogar einen Trauerkloß wie ihn. So war er zwar in letzter Zeit wieder unter Leuten gewesen, aber immer mit Maske und dadurch auch immer irgendwie auf Distanz. Dazu hockte er ständig mit seinen Eltern aufeinander und das gab natürlich Konflikte.

Aber jetzt war Corona endlich vorbei, so schien es. Gut, Omikron kursierte noch, aber kaum einer redete noch von Inzidenzen, neue Mutationen waren allenfalls noch ein Schreckgespenst und Hochrisikogebiete gab es keine mehr. Die derzeit vorherrschende Omikron-Variante verursachte kaum noch mehr als einen Schnupfen, vor dem niemand mehr Angst haben musste. Und so hatte auch Jannik sich endlich aus seinem Loch gewagt und sich entschlossen, nun, da Semesterferien waren, endlich mal in den Urlaub zu fahren. Zum ersten Mal seit Jahren.

Seine Wahl war auf Paris gefallen. Eher durch Zufall, weil er im Radio eine Werbung für günstige TGV-Tickets von Köln nach Paris gehört hatte. Jannik war mit Anna schon einmal in Paris gewesen, ganz am Anfang ihrer Beziehung. Er hatte sich eigentlich die Stadt ansehen wollen, aber am Ende waren sie kaum mal aus dem Hotelbett gekommen, hatten es ständig miteinander getrieben und waren nur nachts durch die Stadt gestreift, um etwas zu essen oder zu feiern.

Diesmal, das hatte er sich fest vorgenommen, wollte er die Stadt wirklich erleben. Den Eiffelturm, die Sacre Coeur, den Louvre und all die anderen Sehenswürdigkeiten – zumindest die, die er in den drei Tagen schaffen würde, für die er ein Apartment gemietet hatte. Er freute sich darauf, auch wenn es ihm nach der langen Zeit in selbstgewählter Isolation noch immer seltsam erschien, von so vielen Leuten umgeben zu sein wie jetzt im Zug, später in der Metro und erst recht an den wahrscheinlich völlig überlaufenen Touristen-Hotspots. Denn er war beileibe nicht der Einzige, der in diesem Sommer die zurück gewonnene Freiheit und vor allem das Verschwinden der Furcht auszunutzen gedachte.

Die Frau ihm gegenüber sprach ihn auf Französisch an, bot ihm lächelnd einen Keks an.

»Non, merci«, lehnte Jannik dankend ab und fragte sich im nächsten Moment, warum eigentlich. Es gab doch keinen Grund mehr, sich davor zu fürchten, etwas in die Hand zu nehmen, was andere Leute angefasst hatten. Aber das Gefühl war noch immer tief in ihm verankert. Gern hätte er es sich anders überlegt, aber das erschien ihm peinlich, noch dazu war sein Französisch mehr als eingerostet und er hätte gar nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Also lächelte er nur unverbindlich.

Die Frau zuckte die Achseln und wandte sich ihrem Smartphone zu.

Den Rest der Fahrt über hing Jannik still seinen Gedanken nach und sah aus dem Fenster. Bald wurde der Zug langsamer, fuhr durch die ausufernden Randbezirke von Paris, in deren Straßen das Leben wie wild pulsierte. So viele Leute, die durcheinander wuselten. Diese Normalität war für ihn noch immer ungewohnt, wirkte fast wie ein Film aus der Vor-Coronazeit.

Doch als er am Gare du Nord aus dem TGV stieg, mit dem ratternden Rollkoffer im Schlepptau den langen Bahnsteig hinter sich gebracht und in das Gewühl der Bahnhofshalle eingetaucht war, erlebte er das Nach-Corona erstmals am eigenen Leibe. Sicher, hier und da trugen die Leute noch Masken und in der Schlange vor dem Automaten für die Metro-Tickets hielt man noch gewisse Abstände ein, aber in der Metro selbst quetschten sich die Leute, als hätte es Corona nie gegeben. Bei der ersten, die einfuhr, konnte Jannik sich noch nicht überwinden einzusteigen und ließ sie fahren. Doch als die nächste genauso voll war, fasste er sich schließlich ein Herz und zwängte sich zu den anderen.

Er war froh, als er endlich aus den Tunneln der Metro heraus kam. Das kleine Ferienapartment, das er sich im Internet gemietet hatte, lag im Südosten der Innenstadt an einer mittelgroßen Straße. Auch hier herrschte fast wieder das alte Normal. Fußgänger drängten sich auf dem Bürgersteig, die Brasserien und Cafes waren bis auf den letzten Platz besetzt. Sein Apartment befand sich in einem siebenstöckigen Haus, das aus den 60er- oder 70er-Jahren stammte, zweckmäßig und schlicht, ohne den Charme, den viele der älteren Pariser Wohnhäuser ausstrahlten. Jannik gab unten den Türcode ein und trat in den Hausflur. Er war eng aber sauber, es gab einen kleinen Aufzug, Briefkästen und eine schmale Treppe.

Er klingelte im Erdgeschoss, wo ihm eine ältere Dame öffnete, bei der der Vermieter des Apartments, der selbst irgendwo auf dem Land wohnte, den Schlüssel hinterlegt hatte. Die Frau plapperte sogleich auf Französisch drauf los. Jannik verstand kaum ein Wort und stammelte das »Je ne comprend pas«, das er sich eingeprägt hatte, um solchen Situationen zu entkommen. Daraufhin maß ihn die Frau mit einem vernichtenden Blick, als sei er in ihren Augen durch das Nichtbeherrschen der französischen Sprache sofort zum Cretin degradiert, überreichte ihm den Umschlag mit dem Schlüssel und scheuchte ihn mit einer flüchtigen Handbewegung in den Flur zurück.

Das Ferienapartment lag im fünften Stock. Es hatte zwei Zimmer, die zweckmäßig und nicht besonders liebevoll eingerichtet waren. Im Wohnzimmer gab es eine Küchenzeile, einen Tisch, ein Sofa und eine Kommode auf der ein Fernseher stand. Das Schlafzimmer war klein und durch das Doppelbett und einen wuchtigen Kleiderschrank beinahe komplett ausgefüllt. Das Bad war winzig, wenn man auf dem Klo saß, konnte man die Tür nicht mehr öffnen. Aber all das genügte Jannik, er hatte keine besonderen Ansprüche und vor allem nicht vor, hier mehr Zeit als unbedingt nötig zu verbringen.

Nach der Anreise war er ein wenig müde. Er stellte den Wasserkocher an, um sich einen Kaffee aufzubrühen und während das Gerät vor sich hin blubberte, ging er ins Schlafzimmer, um dort seinen Koffer loszuwerden. Er räumte die wenigen Kleider in den Kleiderschrank und stellte den Koffer auch hinein. Als er den Schrank schloss, fiel ihm ein Bild auf, das mit der Vorderseite zur Wand hin in die Nische zwischen Schrank und Wand gestellt worden war. Über dem Bett zeichnete sich auf der ausgeblichenen Tapete deutlich ein Viereck ab, wo das Bild wohl früher gehangen hatte.

Jannik zögerte kurz. Eigentlich gehörte es sich ja nicht, in anderer Leute Sachen herumzuwühlen, doch dann gewann die Neugier die Oberhand, er zog das Bild hervor und betrachtete es.

Es war das Gemälde einer jungen Frau, vielleicht Mitte zwanzig, mit südländischen Zügen, und grell geschminkten Lippen, die Augen geschlossen, den Mund geöffnet, offenbar im Moment größter Lust.

Jannik betrachtete das Bild eine Weile. Es hatte etwas Faszinierendes an sich. Der entrückte Gesichtsausdruck und die beiden Hände, von denen nicht ganz klar war, ob es sich im die Hände der Frau oder einer Liebhaberin handelten. Eigentlich ein schönes Bild, fand Jannik, und er fragte sich, warum jemand es abgehängt und achtlos neben den Schrank gestellt hatte.

In der Küche blubberte der Wasserkocher nun laut und Jannik platzierte das Bild richtig herum an der Wand neben dem Schrank. Mit einem frisch aufgebrühten Kaffee trat Jannik an das Fenster des Wohnzimmers und blickte hinaus. Die Aussicht war nicht wirklich beeindruckend, denn das Fenster ging zu der Hauptstraße hinaus und gegenüber befand sich ein genauso hohes Haus, das genauso unansehnlich war.

Sein Magen knurrte und erinnerte Jannik daran, dass er abgesehen von einem Brötchen am Bahnhof in Köln seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Es war kurz vor 18 Uhr, also noch Zeit einzukaufen und sich die Umgebung ein wenig anzusehen. Vielleicht fand er ja auch ein kleines Restaurant. Er machte sich auf den Weg.

Als er zurückkehrte, war es fast Mitternacht. Da die Gegend um sein Apartment herum nicht sonderlich einladend gewirkt hatte, war er doch noch in die Metro gestiegen und hatte sich in einer lauschigen Brasserie in Monmarte ein Baguette gegönnt und war von dort bis zur Seine spaziert.

Nun war er müde, von etwas zu viel Rotwein angesäuselt und brachte nicht einmal die Energie auf, noch zu duschen. Beim Zähneputzen hatte er Mühe die Augen offenzuhalten.

Als er ins Schlafzimmer schlurfte und sich auf der viel zu weichen Matratze ausstreckte, warf er noch einen Blick auf das Bild mit dem Mädchen. Es schien ihm beinahe so, als starre sie zu ihm herüber, aber er wischte den Gedanken beiseite, lehnte sich zum Nachttisch hinüber, schaltete das Licht aus und schlief fast sofort ein.

2

Es war stockfinster, als Jannik aus dem Schlaf fuhr, ohne zu wissen, was ihn geweckt hatte. Nur das gelbliche Licht der Straßenbeleuchtung sickerte durch die zugezogenen Vorhänge ins Zimmer und er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo er sich befand. Er blickte sich suchend um und erschrak, als er in einer Ecke vor dem Vorhang den Umriss einer Gestalt zu erkennen glaubte.

Wahrscheinlich nur irgendein Schattenwurf, versuchte er sich zu beruhigen und griff im Dunkeln nach dem Schalter der Nachttischlampe. Doch während er den noch suchte, hörte er eine Diele knarren und wandte den Kopf.

Die Gestalt hatte sich bewegt. Sie stand nun näher am Bett, war deutlicher zu erkennen. Eine schlanke Silhouette, nicht besonders groß, aber allein dass sie hier im Zimmer stand, machte sie furchteinflößend. Ohne den Blick von ihr zu wenden, tastete Jannik weiter nach dem Schalter. Sein Herz begann zu rasen, als er beobachtete, wie die Gestalt sich vorbeugte und auf das Bett kletterte, sich ihm näherte.

---ENDE DER LESEPROBE---