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Die Gefangene des Hexers (Novelle):
Um das Leben ihres todkranken Vaters zu retten, begibt sich Chloé in die Gewalt des bösen Hexers. Doch warum erwecken seine Berührungen in ihr bislang ungeahnte Sehnsüchte?
Anastasija und der Wolf (Kurzgeschichte):
Als Anastasija ihre Großmutter in ihrem Waldhaus besuchen möchte, findet sie nur einen Werwolf vor, der jedoch ganz andere Dinge im Sinn hat als sie zu fressen.
Prinzessin der Dornen (Kurzgeschichte):
Prinz Morpheus erforscht gerne alte, lange leerstehende Gebäude. Im Thorn Castle macht er eine ganz besondere Entdeckung.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Romanpersonen können darauf verzichten, doch im wirklichen Leben gilt: SAFER SEX!
Die Gefangene des Hexers (Novelle):
Um das Leben ihres todkranken Vaters zu retten, begibt sich Chloé in die Gewalt des bösen Hexers. Doch warum erwecken seine Berührungen in ihr bislang ungeahnte Sehnsüchte?
Anastasija und der Wolf (Kurzgeschichte):
Als Anastasija ihre Großmutter in ihrem Waldhaus besuchen möchte, findet sie nur einen Werwolf vor, der jedoch ganz andere Dinge im Sinn hat als sie zu fressen.
Prinzessin der Dornen (Kurzgeschichte):
Prinz Morpheus erforscht gerne alte, lange leerstehende Gebäude. Im Thorn Castle macht er eine ganz besondere Entdeckung.
Nicht nur Neugierde trieb Chloé dazu, dem verwilderten, steinigen Pfad hinauf zum Haus des Hexers zu folgen. Sollte ihr Vater, der mit einem Fieber darniederlag, noch zu retten sein, so war der Hexenmeister ihre einzige Chance. Doch warum sollte er ihr helfen? Sie war eine Frau aus jenem Dorf, dessen Einwohner ihn fast alle hassten und fürchteten. Sie strich sich das lange braune Haar aus dem Gesicht, das sie ebenso wie die grünen Augen von ihrer Mutter geerbt hatte.
Sie würde es zumindest versuchen, da sie kaum noch etwas zu verlieren hatte. Ihr geliebter Vater war ihr einziger verbliebener Verwandter. Nach seinem Tod würde sie ganz allein sein.
Der Weg zum Hexer war länger, als sie gedacht hatte. Daher war sie froh, dass eine verlässliche Frau aus dem Dorf ihren Vater soeben besuchte und vorhatte, auf Chloés Rückkehr zu warten. Das Haus des Hexenmeisters war größer, als es von Weitem den Anschein gemacht hatte. Zudem besaß es einen halb verwilderten Garten mit Beeten.
Wenigstens schien der Mann noch zu leben. Jahrelang hatte ihn niemand mehr gesehen, was wohl daran lag, dass sich keiner hier hinauf traute. Dennoch schrieb man ihm jegliches Übel von Armut, Seuchen bis Missernten zu, doch bislang hatte man keine Möglichkeit gefunden, seinem angeblichen bösen Einfluss zu entkommen. An diesen glaubte Chloé nicht, da die Nachbarorte genauso mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, und das sogar ganz ohne einen bösen Hexer auf dem Berg zu haben. Wie abergläubisch die Leute doch waren.
Neugierig trat Chloé näher. Der Hexenmeister hatte Kräuter, Früchte und Obst angebaut. Gelegentlich sah sie kleine Blumen dazwischen. Sie vermutete, dass es sich dabei um die Blüten von Heilpflanzen handelte, denn der Garten hinterließ bei ihr einen recht zweckmäßigen Eindruck. Warum machte sich der Mann die Mühe, so viele Heilkräuter anzubauen, wenn er doch niemandes Krankheiten damit behandelte? Chloé verstand davon kaum etwas. Womöglich handelte es sich dabei um Gifte. Stimmten also die Gerüchte, dass er damit Hexenwerk verrichtete und Flugsalbe aus Kinderfett herstellte? Es fröstelte sie bei dem Gedanken daran.
Sie war kein Kind mehr und zudem getauft, also zumindest in dieser Hinsicht stellte sie kein geeignetes Opfer dar. Auch war kein Kind aus dem Dorf verschwunden. Dennoch verstummten die bösen Gerüchte über ihn niemals.
Chloé konnte das Gefühl drohender Gefahr einfach nicht abstreifen. Immerhin hatte der Mann sich dem Bösen verschrieben und war mit dem Teufel im Bunde. Nur die Verzweiflung hatte sie hierher geführt. Viel hatte sie nicht mehr zu verlieren. Aber so bedrohlich wirkte das Haus nun auch wieder nicht. Möglicherweise handelte es sich bei alldem nur um bösartige Gerüchte. Sie ging tiefer in den Garten hinein.
Sie konnte den herrlich aussehenden Erdbeeren einfach nicht widerstehen, pflückte eine davon ab und schob sie in ihren Mund. Zu lange hatte sie den kleinsten Annehmlichkeiten des Lebens entbehren müssen, um ihrem Vater nach dem Tod der Mutter vor acht Jahren den Haushalt zu führen. Sogar der Möglichkeit einer Heirat hatte sie deshalb entsagt, für die sie mit ihren mittlerweile fast vierundzwanzig Jahren ohnehin schon zu alt war.
Tagein, tagaus kannte sie nichts als Plackerei, damit ihr Vater seinen Krämerladen hatte weiterführen können, der nun doch geschlossen worden war, weil sie die Arbeit nicht allein bewältigen konnte. Hoffentlich war die Schließung nur vorübergehend, denn sie wusste, was der Laden ihrem Vater bedeutete. Doch dazu musste er gesunden.
Sie schloss die Augen, als die Erdbeere ihr Aroma auf ihrer Zunge entfaltete, und streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen, um deren Wärme zu genießen. Lauer Wind strich über ihr Gesicht wie eine Liebkosung. Die Luft roch nach Lavendel, wilden Rosen und Kirschblüten.
»Plündern die Dörfler jetzt schon meinen Garten?« Die Männerstimme, die sie aus ihren Gedanken riss, war tief und ein wenig rau. Amüsement und Verärgerung zugleich waren in ihrem Klang zu vernehmen.
Chloés Herz schlug in wilder Panik. Das musste der Hexer sein. Sie nahm ihren Mut zusammen und drehte sich zu ihm um, doch zu ihrer Verwunderung erblickte sie keinen Greis mit Zauberhut und weißem Bart, wie sie ihn erwartet hatte, sondern einen Mann, der nicht viel älter zu sein schien als sie selbst. Dennoch erschrak sie im ersten Moment. Hässliche Brandnarben zogen sich über seine linke Gesichtshälfte. Wo einst ein Auge gewesen war, befand sich eine dunkle Höhle. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie mit einer Augenklappe abzudecken, wohl um noch düsterer und abschreckender, als er ohnehin wirkte, auszusehen. Chloé wich entsetzt zurück.
»Kein schöner Anblick, nicht wahr?« Der Hexenmeister hob spöttisch eine Augenbraue. »Ihr seid sicher Hübscheres gewohnt.« Sein Blick glitt über sie, verweilte einen Moment auf dem weiten Ausschnitt ihrer Bluse und kehrte zurück zu ihrem Gesicht.
Chloé unterdrückte den Fluchtinstinkt und besann sie sich auf den Grund, weswegen sie hierher gekommen war. So kurz vor dem Ziel würde sie wegen Äußerlichkeiten gewiss nicht aufgeben.
»Ich bin wegen meinem Vater hier. Er hat seit fünf Tagen Fieber und wird vermutlich sterben.«
Das Gesicht des Hexenmeisters wirkte ausdruckslos. Als sie ihn näher betrachtete, bemerkte sie, dass die nicht verwüstete Seite seines Gesichtes durchaus attraktiv war. Seine unversehrten Lippen waren fein geschwungen, die Nase gerade und das eine Auge von wunderschöner braungrüner Farbe. Auch war sein Leib groß und wohlgeformt. Ohne die Narben und seinem fürchterlichen Ruf würden die Frauen ihm gewiss in Scharen hinterherlaufen.
»Alle sterben, alles vergeht. Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte er.
»Mein Vater ist noch jung. Ich habe sonst niemanden.«
»So?« Er betrachtete sie unter hochgezogenen Augenbrauen. »Die Leute aus dem Ort hassen mich und sinnen darauf, mich zu vernichten. Warum sollte ich wohl einer von ihnen helfen?«
»Ich werde Euch dafür bezahlen.«
Er lachte. »Ich brauche kein Geld und kein Gold.«
»Ich kann Euch Honig bringen oder Wein, teure Tuche, Tonwaren, alles, was Ihr Euch wünscht.«
Er trat näher zu ihr. Sein langes hellblondes Haar hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Jeder andere hätte wohl versucht, mithilfe des Haares die Narben zu verdecken.
Mit seinem verbliebenen Auge taxierte er sie. »Du starrst mich an wegen meiner Narben, doch weißt du, dass die Leute vom Ort mir das hier angetan haben?«
Chloé schluckte. Sie wusste natürlich von dem Exorzismus, dem man ihm in einem Hinterraum der Kirche unterziehen hatte wollen. Dabei war wohl etwas schief gegangen, denn die Kirche brannte daraufhin ab.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Jedes Wort konnte unangebracht sein. Zudem brauchte sie noch seine Kooperation. Daher wollte sie ihn keineswegs verärgern.
»Es begab sich in einer Nacht, in der meine Kräfte durch den Zauber eines Feindes so schwach waren, dass die Leute vom Dorfe mich hatten ergreifen können. Sie wollten mir den Teufel austreiben – mit Folter. Welch Christenmenschen sie doch sind, die ihren Nächsten lieben!« Seine Stimme war voller Spott und Hohn. Sein Gesicht wirkte düster und bedrohlich.
Dennoch verharrte Chloé auf der Stelle, als er nähertrat. Sie dachte dabei an ihren Vater Quentin, der todgeweiht war, wenn kein Wunder geschähe.
»Es tut mir leid, was Euch meine Mitmenschen antun wollten. Es ist wahrlich ein Wunder, dass Ihr diese Verletzungen überlebt habt«, sagte sie beherzt und meinte das auch so.
»Ja, das ist es. Tut es Euch wirklich leid?«
Sie nickte und entschloss sich zu Direktheit. »Das ist ein Schicksal, das ich niemandem wünsche. Man sagt Euch besondere Heilkräfte nach.«
»Wohl sind es dieselben Kräfte, die erschaffen und zerstören können.«
»Seid Ihr in der Lage, das Fieber meines Vaters zu heilen?«
»Womöglich bin ich das.«
»Sagt mir, was Ihr dafür wollt. Ich werde es Euch geben, wenn ich kann.«
Ein Lächeln trat auf seine wohlgeformten Lippen, doch erreichte es sein Auge nicht. Die leere Augenhöhle schien sie bedrohlich anzustarren. »Ihr besitzt durchaus etwas, das ich will.«
»Sagt es mir und es soll Euer sein.« Was bedeutete schon Besitz gegen das Leben ihres Vaters? Dennoch konnte sie sich nicht vorstellen, was für einen Hexer, der Geld und Gold verschmähte, von Wert sein konnte.
»Ich will Euch.«
Chloé riss erschrocken die Augen auf. »Mich?«
»Ja, Euch. Sollte es mir gelingen, Euren Vater zu heilen, so werdet Ihr meine Frau.«
Sie schluckte. Mit diesem ruchlosen Hexer verheiratet zu sein, war keine verlockende Aussicht. Doch was blieb ihr noch, wenn ihr das Leben ihres Vaters wichtiger war, als alles andere?
»Ihr zögert«, sagte er. »Habt Ihr Angst, ich wäre einer von denen, die ihre Frau schlagen oder missbrauchen? Das bin ich nicht. Oder schreckt Euch mein Äußeres ab? Findet Ihr den Gedanken unerträglich, mit mir das Bett zu teilen?« Er hob eine Hand und strich mit den Fingerspitzen über ihren Hals, ihr Schlüsselbein bis zum Ansatz ihrer Brüste.
Zuerst wollte sie zurückweichen, weil es sie in ihrer Unerfahrenheit erschreckte, doch er legte ihr die andere Hand auf den Rücken, sodass sie nicht wegkonnte. Seine Nähe und die zarten Berührungen erzeugten ein merkwürdiges Kribbeln in ihrem Leib. Ihr war mit einem Mal sehr heiß.
»Findet Ihr mich abstoßend?« Er beugte sich über sie, um Küsse auf ihren Hals und ihr Dekolleté zu verteilen. Chloé schloss seufzend die Augen. Als er mit seinen Liebkosungen nicht fortfuhr, öffnete sie sie wieder. Ein überraschter Ausdruck lag in seinem Blick.
»Nun, wie habt Ihr Euch entschieden?«, fragte er.
»Wenn mein Vater wieder gesund wird, dann soll ich Eure Frau werden.« Welche Wahl hatte sie schon? Womöglich war dieser Mann gar nicht so schlimm wie sein Ruf. Zumindest erschien ihr der Handel gerecht, denn sie musste ihre Leistung erst erbringen, wenn seine vollbracht war.
Die Leute kannten ihn gar nicht wirklich und dennoch fällten sie ihr Urteil über ihn. Sie selbst wusste, was Aberglauben und üble Nachrede bewirken konnten. Eine kranke Frau war vor Jahren aus dem Ort vertrieben worden, da man ihr einen unmoralischen Lebenswandel und fehlende Gottesfürchtigkeit angedichtet hatte als Gründe für ihren Ausschlag. Chloé vermutete eher, es lag daran, dass die Frau eine Fremde war, die einen begehrten Junggesellen aus dem Dorf geheiratet und so den Neid einiger Frauen auf sich gezogen hatte. Als sie Witwe wurde, gab man ihr die Schuld an seinem Tod, konnte es jedoch nie beweisen.
»Und wagt es nicht, mich zu betrügen.« Er beugte sich über sie. Ehe sie sich versah, leckte er ihr den Erdbeersaft vom Kinn. Es fühlte sich ungewohnt, aber keinesfalls unangenehm an. Seine Zunge fuhr über ihre Lippen, die sie vor Überraschung öffnete. Er glitt in sie und presste seinen Mund auf den ihren. Sein Kuss war von unerwarteter Zärtlichkeit.