Die geometrischen Figuren und ihre Sprache - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Die geometrischen Figuren und ihre Sprache E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

Seit alters her haben die Menschen immer wieder nach einer universellen und zugleich synthetischen Sprache gesucht. Ihr Streben hat sie zu der Entdeckung von Bildern und Symbolen geführt, welche die Wirklichkeiten in ihrer tiefsten Reichhaltigkeit und Komplexität zum Ausdruck bringen, indem sie sie auf das Wesentliche reduzieren. Bilder und Symbole sprechen, sie haben eine Sprache, aber die absolute Symbolsprache ist die der geometrischen Figuren. Die geometrischen Figuren sind wie eine Struktur, wie das Gerüst der Realität. Diese zu Gerüsten reduzierten Formen sind deshalb nicht leblos, denn sie veranschaulichen Wirklichkeiten, die im Menschen und im Universum lebendig sind. Um diese Formen deuten zu können, müssen wir sie beleben, ihnen den Geist einflößen. Solange wir uns damit begnügen, sie nur außerhalb von uns zu erforschen, bleiben sie für uns ohne Bedeutung! Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Seit alters her haben die Menschen immer wieder nach einer universellen und zugleich zusammenfassenden Sprache gesucht. Ihr Streben hat sie zu der Entdeckung von Bildern und Symbolen geführt, welche die Wirklichkeiten in ihrer tiefsten Reichhaltigkeit und Komplexität zum Ausdruck bringen, indem sie sie auf das Wesentliche reduzieren. Bilder und Symbole sprechen, sie haben eine Sprache, aber die absolute Symbolsprache ist die der geometrischen Figuren. Die geometrischen Figuren sind wie eine Struktur und wie das Gerüst der Realität... Diese zu Gerüsten reduzierten Formen sind deshalb nicht leblos, denn sie veranschaulichen Wirklichkeiten, die im Menschen und im Universum lebendig sind. Um diese Formen deuten zu können, müssen wir sie beleben, ihnen den Geist einflößen. Solange wir uns damit begnügen, sie nur außerhalb von uns zu erforschen, bleiben sie für uns ohne Bedeutung!«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die Symbolik der Geometrie

Kapitel 2: Der Kreis

Kapitel 3: Das Dreieck

Kapitel 4: Das Pentagramm

Kapitel 5: Die Pyramide

Kapitel 6: Das Kreuz

Kapitel 7: Die Quadratur des Kreises

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Kapitel 1: Die Symbolik der Geometrie

Seit alters her haben die Menschen immer wieder nach einer universellen und zugleich synthetischen Sprache gesucht. Bei ihrem Suchen haben sie Bilder und Symbole entdeckt, die – auf das Wesentliche reduziert – die tiefsten und vielschichtigsten Realitäten ausdrückten.

Diese Erfahrung könnt auch ihr machen. Wenn ihr lange, sehr lange über ein Thema meditiert, werdet ihr feststellen, dass sich in eurem Unter- oder Überbewusstsein eine symbolische Form – die eines Gegenstandes oder einer geometrischen Figur – herauskristallisiert, die genau der Idee, dem Gedanken, der Wahrheit entspricht, mit der ihr euch befasst. Genauso entstehen übrigens die Träume. Durch einen Teil seines Wesens ist der Mensch mit dem gesamten Kosmos verbunden. Er lebt und vibriert mit der kosmischen, mit der universellen Seele. Folglich steht er mit der Welt der Archetypen, der Prinzipien und der Gesetze in Verbindung. Wenn ihr über bestimmte Wahrheiten meditiert, die zu den höchsten Schichten der Kausalebene gehören, entsteht in der Tiefe eures Wesens eine Bewegung; dann tritt in eurem Bewusstsein eine symbolische Form auf. Die Antworten auf Fragen, die ihr euch stellt, können ebenfalls in Form eines Symbols erscheinen, die ihr interpretieren müsst.

Um zu verstehen, wie dieser Vorgang möglich ist, muss man wissen, dass die Struktur eines Menschen das ganze Universum widerspiegelt. Im Menschen spiegelt sich all das wider, was im Himmel, in der Hölle und auf Erden existiert. Also wenn ein Eingeweihter gerade über ein bestimmtes Thema meditiert, beginnt in seinem Innern ein Abklärungs- und Kristallisierungsprozess rund um eine Kraftlinie, und schließlich taucht in seinem Unter- oder Überbewusstsein ein Symbol auf, das Ergebnis, die Quintessenz seiner Meditation. Die Natur selbst gibt ihm Antwort. Wenn er von sich aus eine genaue Entsprechung dafür finden müsste, brächte er es nie fertig; so umfangreich und vielfältig ist die Wirklichkeit. Die Natur allein ist dazu fähig, denn für sie ist alles mathematisch und automatisch.

Ja, die Natur führt zunächst einen Sortierungs- und Kondensierungsvorgang durch, dann legt sie euch ein Symbol vor, als wollte sie sagen: »Nun, das Thema, über welches ihr meditiert, dieses Gefühl, dieser Gedanke, diese Inspiration... es drückt sich durch dieses Bild aus! Durch dieses Symbol kommen sie zum Ausdruck!« Ich, z. B., habe jahrelang danach gestrebt, mich in der Meditation und Kontemplation so hoch wie möglich hinaufzuschwingen, um imstande zu sein, die Welt mit einem einzigen Blick zu erschauen, als ein Gesamtes zu erfassen, was mir die Möglichkeit gibt, diese Welt in ihrer Einheitlichkeit zu begreifen. Das mir vorgelegte Bild war das eines Kegels, dessen geometrische Projektion einen Kreis mit einem Mittelpunkt darstellt. Deshalb betrachte ich diese Figur als das Symbol des Weltalls. Der Zentralpunkt entspricht der Kegelspitze, die das Ganze aufrecht- und zusammenhält. Von dieser Spitze aus ist es möglich, die Einheitlichkeit des Lebens in all seinen Manifestationen wahrzunehmen.1

Sich mit Symbolen auseinander zu setzen ist von besonderer Wichtigkeit, denn das Symbol ist die der Natur eigene Sprache. Für die meisten Menschen ist diese Sprache noch unverständlich. Ihr mögt einwenden, ihr hättet Bücher über Traumdeutung gelesen. Schon gut! Aber in solche Bücher setze ich nur wenig Vertrauen, denn zu oft stimmen ihre Auslegungen nicht mit der Realität überein, sie sind reine Erfindung. Jemand träumt z. B. von einer Schlange, einem Abgrund oder von einem ihm nachlaufenden Stier. Da sich nachher ein diesbezüglicher Unfall zugetragen hat, wird die Auslegung jener Traumbilder für allgemein gültig erklärt. Für andere Menschen könnte jedoch die Bedeutung jener Träume anders sein. So ist es auch mit den Medikamenten: Hat ein Medikament jemanden gesund gemacht, dann wird es einem jeden verschrieben, aber nicht alle werden geheilt. Ihr werdet fragen: »Gibt es denn keine absoluten Entsprechungen?« Doch, aber daneben gibt es auch individuelle. Über die allgemeinen Entsprechungen sollte man Bescheid wissen, aber dabei die individuellen Feinheiten in Betracht ziehen, und dann erscheinen bestimmte Unterschiede.

Traumbilder sind also eine Sprache für sich, aber der Vollkommenheit der Symbolik entspricht die Sprache der Träume bei weitem noch nicht. Die rein symbolische Sprache ist die der geometrischen Figuren. Diese sind wie das Gerüst der Realität, während die Bilder selbst – sozusagen – noch mit etwas Fleisch, Haut und Muskeln bekleidet sind. Träume sind noch umhüllte Formen. Man sollte sich daran gewöhnen, die Symbole in ihrer skelettartigen Erscheinung zu betrachten. Um das zu können, muss man aber weiter und höher gehen bis da hin, wo sie aller materiellen Erscheinungsformen vollends entledigt zu reinen Abstraktionen, also zu geometrischen Figuren reduziert sind.

Mit den Symbolen ist es genauso wie mit dem Menschen: Dieser besteht aus einem Skelett, einem Gerüst, zu dem Fleisch und Nerven, Adern und Venen, Fett und Haut hinzugefügt worden sind. Stirbt der Mensch, dann fällt alles auseinander, alles vergeht, es bleibt nur das Wesentliche, das Skelett, übrig.

Wenn die Eingeweihten vergangener Zeiten einen Kreis, eine Vertikale oder Horizontale zogen, einen Punkt setzten und diese dann miteinander kombinierten, ergab sich daraus entweder ein Kreuz, ein Drei- oder Viereck, ein Pentagramm oder die Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Sie legten in jede einzelne Figur ein ewiges Wissen. Die symbolische Sprache, die auch die universelle Sprache ist, stellt die Quintessenz der Weisheit dar. Die Bilder gehören noch der Astralebene an, aber die geometrischen Symbole gehören der Kausalebene an. Kristalle werden als Symbole der Kausalebene betrachtet, weil sie Ausdruck reiner Geometrie sind. Ihr werdet einwenden: »Kristalle sind doch Mineralien; ist denn das Mineralreich, dessen Materie am dichtesten ist, nicht das niedrigste?« Ja, aber das, was unten ist, ist wie das, was oben ist, und Kristalle spiegeln die Kausalebene wider. Was also am niedrigsten ist – Kristalle, Metalle, Steine –, spiegelt die erhabenste Welt, die allerhöchste Welt wider. Ich habe es euch schon gesagt: Das, was unten ist, ist wie das, was oben ist, aber umgekehrt.

Gehen wir jetzt weiter. Wenn ihr euch konzentriert, wenn ihr meditiert, um die Lösung eines Problems zu finden, mag diese Lösung in Form eines Bildes oder einer geometrischen Figur in eurem Bewusstsein auftauchen. Das Gegenteil stimmt jedoch auch, wie ich euch oft erklärt habe: Nimmt man ein Symbol als Ausgangspunkt, dann wird es möglich sein, die durch jenes Symbol konkretisierten Vorstellungen und Wahrheiten wieder herauszubekommen. Wer es versteht, in die Welt der Archetypen vorzudringen, sich dort in die Betrachtung eines Symbols zu vertiefen, der wird in seiner Seele einer Vielfältigkeit von Regungen und Vibrationen gewahr: Diese rufen in seinem Bewusstsein die gesamte Ideen- und Bilderwelt hervor, die sich von selbst um jenes Symbol herum kristallisiert. Infolgedessen kann das Symbol als Ansatzpunkt dienen, der ermöglicht, die Welt, die es zusammenfasst, neu wieder zu entdecken. Das ist die Erklärung, warum es in der Esoterik eine solche Fülle von Figuren und Talismanen gibt. Für die Eingeweihten sind es Mittel, um von neuem in die Bereiche, die im Symbol reduziert sind, einzudringen, sich mit ihnen zu verbinden und ihr Dasein auszukosten.

Ebenso wie die göttliche Gedankenwelt sich in Symbolen kristallisieren kann, ebenso kann man umgekehrt diese Symbole auflösen, d. h. sie in seiner Seele entstehen lassen, sie beleben und ihren Reichtum entdecken und daraus schöpfen. Folgendes wird von Pythagoras überliefert: Wenn er jene prüfen wollte, die zu seinen Anhängern zu zählen wünschten, sperrte er sie mit einem kleinen Krug Wasser und einem Stück Brot in einen kleinen Raum und forderte sie zur Entschlüsselung eines Symbols auf, z. B. eines Dreiecks oder eines Kreises. Er wusste, dass derjenige, der die Methoden kannte, fähig war, sich sehr hoch zu erheben und die Übereinstimmung eines Symbols in der Welt der Ideen klar zu sehen.

Wie oft habe ich über den Samen gesprochen. Ihr habt ein winziges Samenkorn und setzt es in die Erde: Eines Tages wird es zu einem großartigen Baum. In der Vergangenheit sind die Weisen, die Eingeweihten, zu der Feststellung gekommen, dass sich derselbe Entwicklungsprozess in der Natur, in der Seele und in der Gedankenwelt abspielt. Da haben auch sie einen ganzen Baum auf ein einziges Samenkorn reduziert. Was stellt dieses Samenkorn dar? Eben ein Symbol, das der Eingeweihte in seinen Kopf setzt und oft begießt. So fängt der Baum zu wachsen an. In seinem Schatten freut sich dann der Eingeweihte und arbeitet weiter. Er pflückt die Früchte, behält aber den Samen und setzt ihn wieder in die Erde: Dann fängt der ganze Zyklus von neuem an. Die Welt der Symbole ist die Welt des Lebens. Das Leben wirkt mit Symbolen und manifestiert sich in ihnen: Jeder Gegenstand ist ein Symbol, dem das Leben innewohnt. Um dem Leben auf den Grund zu gehen, muss man sich mit Symbolen auseinander setzen und umgekehrt, um die Symbole zu entdecken und deren Inhalt wahrzunehmen, muss man das wahre Leben leben.

Ihr werdet fragen: »Wozu soll denn ein Symbol dienen?« Ich werde antworten: »Wozu dient ein Samenkorn?« Es ist unmöglich, einen Baum oder einen ganzen Wald an einen anderen Ort zu verpflanzen. Samen hingegen kann man leicht transportieren. Symbole stellen Samenkörner dar. Ihr könnt sie in die Erde setzen. Arbeitet mit etwa zehn Symbolen, dann werdet ihr euch die gesamte Wissenschaft aneignen. Ihr könnt unmöglich alle Bücher und Bibliotheken der Menschheit mit euch schleppen, aber einige Symbole in eurem Kopf, das könnt ihr schon, denn in ein paar Symbolen sind alle Bücher zusammengefasst.

Das Denken wird, wie die Natur selbst, von zwei entgegengesetzten Prozessen regiert: Verdichtung und Auflösung. Ihr könnt ein philosophisches Problem bis auf einen Satz, bis auf ein Samenkorn reduzieren. Und umgekehrt könnt ihr diesen Satz erweitern, diesen Samen gedeihen lassen bis das ganze Universum darin einbezogen ist. Dann habt ihr einen Baum vor euch! Es ist wichtig, euch in diesen beiden Vorgängen zu üben: verdichten und auflösen, kristallisieren, synthetisieren, und danach das Leben wieder einführen, es wachsen und pulsieren lassen. Wenn ihr so wollt, kann man beide Verfahren mit den Wörtern »Solve« und »Coagula«, auflösen und verdichten, bezeichnen. Möchtet ihr die Dinge in all ihrer Pracht, Größe und Feinheit sehen, dann löst sie auf bis ins Unendliche, so dass sie unsichtbar werden, in der Ewigkeit verschwinden, und das ist »Solve«. Wollt ihr sie wieder einmal sehen, sie aufs Neue herbeizaubern, dann verdichtet sie, und das ist »Coagula«.

Es ist wichtig, die Sprache der Symbole zu ergründen, denn diese Sprache hebt die Verbindungen und Entsprechungen zwischen den Dingen hervor; so wird die tiefe Einheitlichkeit des Lebens offenbar. Das Leben ist durch eine Besonderheit gekennzeichnet: Alles ist meisterhaft zusammengefügt und eingerichtet. Alles steht da, wo es hingehört und funktioniert in enger Verbindung mit dem Ganzen. Wird einmal die Verbindung unterbrochen, folgt der Tod. Daher meine Schlussfolgerung: Übt sich der Mensch darin, die Affinitäten und Entsprechungen zwischen den Dingen herauszufinden, entdeckt er, dass der Zusammenhalt des Universums eben auf diesen Entsprechungen beruht, so wird er neu belebt. Ihr werdet einwenden: »Aber er lebt doch schon.« Nein, ihr verwechselt das wahre Leben mit der Vitalität, mit dem vegetativen Leben. Sicher, der Mensch isst, trinkt und bewegt sich, aber das Leben hat Grade, und der Mensch kennt noch nicht die höheren Grade des Lebens. Beginnt er einmal die fernen, kaum spürbaren, subtilen, ätherischen Zusammenhänge wahrzunehmen, die zwischen jedem Ding und jeder Kreatur des Weltalls bestehen, dann lernt er das wahre Leben kennen und beginnt, es zu leben.

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Anmerkung

1 Siehe Band 235 der Reihe Izvor »Im Geist und in der Wahrheit«, Kapitel 3: »Die Verbindung mit dem Zentrum«.

Kapitel 2: Der Kreis

I

Sicherlich habt ihr einmal einen Stein ins Wasser geworfen und beobachtet, wie vom Punkt des Eintauchens aus Wellen entstehen, die sich in konzentrischen Kreisen weiterbewegen. Vielleicht habt ihr darüber nachgedacht und das Phänomen interpretiert? Wer sich darauf versteht, das große Buch der lebendigen Natur zu entschlüsseln, der kann nicht verfehlen, in diesen konzentrischen Bewegungen vom Mittelpunkt aus einen grandiosen Prozess zu erkennen: Die gesamte Erschaffung des Weltalls wird da in geometrischer Form offenbart.

In dieser Figur ist ein großes Wissen, eine tiefe Philosophie enthalten. Der Kreis ist das Sinnbild des Universums. Der Punkt selbst stellt das höchste Wesen dar, welches das Weltall fördert und belebt. Schaut euch einmal den Mittelpunkt an: Er befindet sich im gleichen Abstand von allen Punkten der Peripherie, dadurch wird das Gleichgewicht des Kreises bewahrt. Zwischen Mittelpunkt und Peripherie spielt sich ein stetiger Austausch ab, und durch diesen Austausch wird das Leben auf der gesamten Fläche des Kreises erzeugt. Das ganze Leben ist da; wie es vibriert, wie es pulsiert, wie es verdaut, wie es ausscheidet, wie es atmet, wie es denkt.

Greifen wir das Beispiel des Rades auf. Ihr werdet sagen, ihr hättet schon viele Räder gesehen. Ja ich weiß es wohl, aber diese sind nur schwache Spiegelungen des ersten Rades, das die Welt in Bewegung gesetzt hat, und das die Kabbala Chokmah – das göttliche Rad – nennt. Die gesamte himmlische Hierarchie der Ophanim, die Cherubin, ist da, um das Rad zu drehen. Binah nimmt sich Chokmah zum Vorbild und bringt das Schicksalsrad jeder Kreatur in Gang.1