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Zu diesem Buch: Auf dem Jakobsweg rütteln drei Frauen heftig an den Gefühlen von Andreas. Fatima, die sehr spirituelle Muslima, sieht in Andreas den Mann, der ihr von Allah gesandt wurde. Sie möchte Kinder, christlich getauft und mit Andreas getraut werden. Aber: Durch ihre schlimmen Kindheitserfahrungen mit dem Islam und ihrem muslimischen Vater, fühlt sie sich in ihrer Seele zerrissen. Deshalb ist sie ständig im Konflikt zwischen Gott und Allah, ihrer Ehe, ihren Kindern, ihrem Zölibat und ihrem Geliebten Don Miguel. Als Folge stellt eine lebensbedrohliche Krebskrankheit ihr ganzes Leben infrage. Voller Reue und um Allah wieder nahe zu sein, flüchtet sie in die Wüste ihrer marokkanischen Heimat. Nur hier muss sie sich wieder mit den uralten, verhassten, frauenfeindlichen arabischen Traditionen auseinandersetzen. Aber Allah ist ihr nahe und er führt sie ihren weiteren - sehr schwierigen - Lebensweg. Engel und Träume helfen ihr, sich ihrer Bestimmung klar zu werden.
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Seitenzahl: 593
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Dieses Buch setzt sich aus zwei Büchern zusammen. Aus der überarbeiteten Version des Buches: „Liebe auf dem Jakobsweg“ und dem zweiten, neu geschriebenen Fortsetzungsteil: „Wie es uns bestimmt ist“.
Auf dem Jakobsweg rütteln drei Frauen heftig an den Gefühlen von Andreas. Fatima, die sehr spirituelle Muslima, sieht in Andreas den Mann, der ihr von Allah gesandt wurde. Sie möchte Kinder, christlich getauft und mit Andreas getraut werden.
Aber: Durch ihre schlimmen Erfahrungen mit ihrem muslimischen Vater in ihrer Kindheit, fühlt sie sich in ihrer Seele “zerrissen“. Deshalb ist sie mit ihren Gefühlen ständig im Konflikt zwischen Gott und Allah, ihrer Ehe, ihren Kindern, ihrem Zölibat und ihrem Geliebten Don Miguel. Als Folge stellt eine lebensbedrohliche Krebskrankheit ihr ganzes Leben in Frage.
Um Allah wieder nahe zu sein, flüchtet sie in die Wüste ihrer marokkanischen Heimat. Nur hier begegnen ihr wieder die alten, verhassten, frauenfeindlichen arabischen Traditionen. Engel und Träume helfen ihr, sich ihrer Bestimmung klar zu werden.
Andreas versteht Fatima überhaupt nicht. Deshalb holt er sich Rat bei einer spirituellen Wahrsagerin. Daraufhin geht er mit seiner neuen Partnerin Marisa den Jakobsweg. Nur hier holt ihn seine Vergangenheit mit Fatima ein, denn der Heilige Santiago möchte, dass jeder zu seiner Bestimmung kommt.
Carlo Luciano Weichert, geb.1945, ist Heilpraktiker, Gesprächs, Familien und Hypnosetherapeut, sowie begeisterter Jakobspilger. Er führte fast 30 Jahre eine psychosomatische Praxis, war Dozent an Heilpraktiker und psychologischen Schulen, auf Tagungen, Kongressen und in Radiosendungen, sowie an den Volkshochschulen seiner Landkreise und an den Kreisbildungswerken der Kirche.
Weitere Bücher des Autors: siehe Bücherverzeichnis im Anhang
Schicksal oder Bestimmung?
Von den Energien des Jakobsweges
Erstes Buch
Teil 1
In der Kathedrale von Burgos
Andreas erzählt
Teil 2
Maria
Teil 3
Andreas
Fatima und die schwarzen Augen…
In den Pyrenäen
„…Und was sagt Deine Seele dazu?“
Wie im Himmel…
„Allah gibt, Allah nimmt“
Teil 4
Orientierungslos
Baskische Hochzeit
Sie war so richtig glücklich
Teil 5
In Pamplona
Im Hotel
Betrunken
Depression
Segen für die Partnerschaft
Teil 6
Angst vor der Wahrheit…
Auf nach Burgos
Cizur Menor
Nach Puente la Reina
„Ich kann und ich mag nicht mehr“
Der Zusammenbruch
Im Hospital
Endlich Klarheit
Teil 7
Bestimmung, Vorsehung oder Zufall?
Gabriella
Teil 8
In Estella
Was ist Liebe?
Teil 9
Auf nach Logroño…
Weiter nach Burgos
Gewissenskonflikt
Wie im Rausch…
Teil 10
In der Altstadt
Alles ist Allahs Liebe…
Probleme mit dem Kopftuch
„Ich möchte Deine Frau sein“
Teil 11
Auf dem Weg nach Hontanas
„Seelensprache“
Wie im Mittelalter
Teil 12
Beten
Pilgerkloster San Anton
Die Krankheiten der Pilger
Castrojeriz
Teil 13
Auf nach Santiago
…und so begann alles:
Finisterra… zum Ende der Welt
Fatimas Lebensgeschichte
Abschied
Teil 14
Warum?
Ganz unten…
Göttliche Wegweiser
Madame Claire
Liebe und Leid
Karma und Engelseelen
Teil 15
Padre Francisco
Freundlicher Empfang
„Das hier ist meine Heimat“
Teil 16
Ein neues Leben beginnt
Wieder in München
„Computerservice SANTIAGO“
Marias Hochzeit
Nach gut einem Jahr…
Michaela
Teil 17
In Madrid
„Das ist mein Ehemann…“
„Das ist Dein Sohn“
Teil 18
Wieder zurück in München
„De kimmt ma net ins Haus“
Eine Madonna
Die Zeit vergeht
Taufe
Teil 19
Die Vorhersage erfüllt sich…
Erfolg macht blind
Wenn der Segen fehlt…
Absturz
Der Seelenkonflikt
Fatimas Brief
Teil 20
Wieder auf dem Jakobsweg
Erinnerungen
„Tu, was Dein Herz Dir sagt…“
Miriam – Fatima
„Also, gehen wir“
Teil 21
Gleichklang ihrer Seelen
Meine Tochter
Die Liebe hat sich verändert
Große Dankbarkeit
Miriams Taufe
Fatimas Geschichte
Teil 22
Taufen oder Trauen?
Der Marienerscheinungsort Fatima
„Mein Herz gehört der Gottesmutter von Fatima“
Taufe und Trauung
Teil 23
Haus AGAPE
Der Kreis schließt sich…
Zweites Buch
Teil 1
In Rom
Er war voller Abscheu
„Aber keine Lügen bitte…“
„Das ist doch mittelalterlich“
Priester oder Seelsorger?
Teil 2
Der Zusammenbruch
Schuldgefühle
„Ich habe Gott betrogen“
Fatimas Lebensgeschichte
Teil 3
Vor 3 Jahren:
Die Ereignisse “überschlugen“ sich
Dann schlug plötzlich der Blitz in ein…
Teil 4
In München, auf dem Waldfriedhof
Das Totenlied
Plötzliche Zweifel
Teil 5
Nichts ist unberechenbarer als unsere Gefühle
Nie wieder nach München…
Anerkennung…
Jetzt war sie wirklich wer
„Wir bleiben hier“
Teil 6
Da stimmt doch etwas nicht…
War das alles nur Berechnung?
Der Traum
Michaela
Teil 7
Madame Claire
Rückblick auf seinen 1. Jakobsweg, vor 3 Jahren
„Schön Sie wieder zu sehen“
Drei Trennungen
Teil 8
Schicksal, Bestimmung oder Fügung?
Unser Leben kennt keinen Stillstand
Zum Abschluss:
Teil 9
Diese schöne Liebe, wo ist sie geblieben?
Jetzt ging es ihr so richtig gut
Die Macht unseres Unterbewusstseins
Wenn wir doch unser Unterbewusstsein kennen würden!
Flucht in den Zölibat
Der Zölibat würde ihr Frieden geben
Teil 10
Schluss mit der Depression
In Santiago
Ein Bruder im Herrn
Versuchung durch die “Dunklen Mächte“
…immer beten, beten, beten
Teil 11
Abschied… für immer
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt
Die gute Seele des Hauses
„Die ist doch von Satan gesendet…“
Teil 12
Krieg um die Kinder
Das Urteil
„Das gehört doch alles zu Satans Plan…“
Teil 13
Marisa
Der Kindergeburtstag
Zölibat und Kinder
Teil 14
Im Konvent
„Das ist schwere Sünde“
Der Traum
Don Miguel
Der Vulkanausbruch
Teil 15
Zölibat oder Liebe?
Streit um den Zölibat
Der Zölibat heute
Liebe hat ihren Preis
Teil 16
Rom, im Krankenhaus
Notbremse: Krebs
Die Prognose
Warum nur?
Das war alles ihre Schuld…
Bittere Reue
Teil 17
Im Krankenhaus
Mutter Oberin
„Ich habe nicht mehr lange zu leben…“
Chemotherapie?
„Ich bin der Krebs“
Gott straft doch nicht
Dieser Hass existiert heute noch
Teil 18
In Marokko
Erfahrungen in der Wüste
1. Nacht in der Wüste:
2. Nacht in der Wüste:
3. Nacht in der Wüste:
4. 5. 6. usw. Nacht in der Wüste:
Teil 19
„Hier zu leben, das ist meine Bestimmung“
Ein Brief aus Marokko
Teil 20
Urlaub
Therapiesitzung
Marisas Lebensgeschichte
Der Heilige Moment
Teil 21
Wieder auf dem Jakobsweg…
Ein Wiedersehen mit seiner Vergangenheit
Im Nebel bergauf
Erinnerungen
Santiago: noch 776 Kilometer
Die Liebesnacht
Teil 22
Hilflos
Die Vergangenheit wiegt oft schwer
In der Klosterkirche
Teil 23
Catalina Maria
Die Bestimmung
Wo ist jetzt meine Mama?
Teil 24
Wie solls denn nun weitergehen?
In der Kathedrale des Heiligen Santiago
Teil 25
Ein Brief aus Marokko
Miguels Antwort
Fatimas Antwort
Teil 26
Vom Rätsel des Lebens
Er erkannte sie nicht wieder
Zu Besuch
Die Aussprache
Teil 27
„Bleib bitte hier“
Der Inquisitor
Die Entlassung
Erkenntnisse
Gott oder Allah?
Gott ist Allah!
Teil 28
Alles ist Bestimmung
Biografie des Autors
Glauben Sie an Gott, an Schicksal, Vorsehung, Fügung oder Bestimmung? Oder ist für Sie alles was auf dieser Welt oder zwischen zwei Menschen passiert Zufall?
Wer kann das schon beantworten?
Manchmal jedoch gibt es Lebensgeschichten, die, wenn man diese liest oder erfährt, sich geradezu diese Frage aufdrängt: Gibt es einen Gott, gibt es Schicksal, Vorsehung, Fügung, Bestimmung oder ist war alles was passiert ist “nur“ Zufall?
Fatima, Maria, Gabriella, Andreas, Don Miguel, Marisa, Madame Claire, Padre Francisco und der Heilige Santiago in diesem Roman, sind so in diesen Fragen “verstrickt“, sodass “man“ immer irgendwann bei einer dieser Fragen ankommt.
Auch taucht immer wieder die Frage nach dem “Warum“ auf.
Warum, bei so vielen guten Vorsätzen, ist trotzdem vieles so unglücklich verlaufen? War das nun Schicksal, Vorsehung, Fügung, Bestimmung, die im Leben oder zwischen zwei Menschen oft so eine wichtige Rolle spielt? Und dann kommt die Frage aller Fragen:
„Warum, ja… Warum gerade ich?“, die ewige Frage von uns Menschen, insbesondere, wenn es uns nicht so gut geht.
Es soll sogar schon einmal jemanden gegeben haben, der im tiefsten Leid am Kreuz zu seinem Vater gerufen haben soll: „Mein Gott, WARUM hast Du mich verlassen?“
Tja warum?
Auch die Menschen in diesem Buch sind immer wieder auf der Suche nach Antworten.
Und jeder dieser Menschen hat einen Teil seiner Energien, seiner Hoffnungen, Wünsche, Träume, Ängste usw. hiergelassen.
So gesehen, müsste also der Camino de Santiago ein riesiges Energiefeld sein, welches sich aus den unterschiedlichsten Energien all der Menschen zusammensetzt, die hier einmal gegangen sind, die Freud, Leid, Mühsal, Krankheiten erlebt und ertragen haben und von solchen, die hier leidvoll verstorben sind.
Wer diesen Weg pilgert, d.h. jemand der nicht wie so viele andere nach Kilometern, Bauwerken, Events usw. jagt und der sich für sich selbst viel Zeit nimmt, der die Gabe hat in sich hinein zu spüren, bei dem / bei der könnte es sein, dass dieser / diese plötzlich zum Empfänger von Teilen dieser Energien wird.
Es könnte auch sein, dass sich wie in einem Film aus der Summe der Energien / der Schicksale der vielen Menschen, deren Gefühle, Freude, Leid, Ängste usw., in Form von Bildern oder Szenen aus deren Leben bei IHNEN melden, welche dann wie Träume aus IHRER Seele aufsteigen.
So ist dieses Buch entstanden.
Viele Male bin ich die verschiedenen Jakobswege gegangen… und irgendwann während des Pilgerns, stiegen plötzlich solche Bilder in mir auf, die zum Grundkonzept dieses Buches wurden.
*****
Ich habe viele Menschen und Paare auf den Jakobswegen erlebt:
Glückliche, oft weniger glückliche, zeitweise auch leidende, solche wie zum Beispiel Maria, Gabriella, Fatima, Andreas, Madame Claire, Padre Francisco, Marisa und Don Manuel hier in diesem Buch.
Ich habe auch Paare erlebt, die den Jakobsweg nicht ertragen haben.
Denn die große Nähe, 24 Stunden zusammen zu sein, auch die Belastungen durch das Gehen, Schuhe, Schotterwege, Hitze, Regen, den schweren Rucksack, die völlig andere Lebensorganisation, oft die alten und engen Herbergen, das sind Herausforderungen, die man von daheim kaum kennt.
Und so lernt man sich und den Partner, die Partnerin plötzlich ganz anders kennen.
Ich habe Paare erlebt, deren Partnerschaften den Jakobsweg nicht überstanden haben.
Diese haben sich unterwegs zerstritten oder sie haben sich, in Santiago angekommen, deprimiert voneinander getrennt.
Ihnen hat der Heilige Santiago auf seinem Weg die Augen und das Herz geöffnet, hat sie erkennen lassen, was zusammengehört und was nicht.
Ich habe andere erlebt, die hier auf dem Jakobsweg zusammengeführt wurden, die sich dann in der Basilika des Heiligen Santiago verlobt oder sogar haben trauen lassen.
Ja, alles was Sie nun lesen werden, könnte Fantasie sein… Aber alles könnte auch so geschehen sein, weil es in den Energien der Millionen der Seelen liegt, welche diesen Jakobsweg einmal gegangen / gepilgert sind.
Herzlichst, Ihr
Carlo Luciano Weichert
La Palma, im Juni 2023
Wichtig:
Die geschilderten Handlungen und Personen entstammen meiner schriftstellerischen Freiheit.
Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und deren Lebenssituationen sind rein zufällig.
Nichts
auf dieser Welt ist uns
unbekannter,
unberechenbarer
und
mächtiger
als unsere Gefühle.
In der Kathedrale von Burgos
Andreas erzählt
Ein Pfiff, Türenklappern und der Zug in Richtung Madrid fuhr langsam aus dem Bahnhof hinaus, wurde immer kleiner.
Andreas stand völlig frustriert da und er fragte sich: „Was soll ich jetzt noch hier“, nachdem zuerst Maria und jetzt auch Gabriella aus seinem Leben verschwunden sind.
„Soll ich heimfahren oder soll ich den Jakobsweg weitergehen?“ Außerdem stand wieder einmal dieses “Warum“ für ihn im Raum… „Warum passiert das alles nur mir und hier?“
Nur, wer gerade im Leid, Schmerz oder in einer depressiven Phase ist so wie Andreas in diesem Moment dem nutzen die besten Erklärungen nichts und schon gar nicht der Hinweis auf Fügung, Bestimmung oder Erfahrung sammeln usw., obwohl… gerade in diesem Moment seine Fügung, Bestimmung oder sein Schicksal dabei waren, mächtig an ihm zu rütteln und an ihm zu arbeiten. Deshalb sagte ihm ein innerer Impuls: Wenn er schon einmal hier in Spanien, auf dem berühmten Jakobsweg und hier in Burgos war, dann sollte er sich doch noch die berühmte Kathedrale anschauen…
Und in einer der vielen Kirchenbänke sah er eine Frau sitzen, tief im Gebet versunken, mit einem Kopftuch das ihm sehr bekannt vorkam: Fatima? Fatima! Tja…, der Mensch denkt und Gott lenkt… oder zog hier der Heilige Santiago die Marionettenfäden seines Lebens? Manchmal möchte man sogar daran glauben. Um sie nicht zu stören, setzte sich Andreas vorsichtig neben sie. Ohne ihre Augen zu öffnen sagte Fatima nach einiger Zeit: „Schön, dass Du endlich da bist Andreas, ich habe hier schon lange auf Dich gewartet.“
Andreas war völlig baff und er stotterte: „Du, auf mich gewartet? Ja woher wusstest Du denn, dass ich kommen werde?“
Fatima sah ihn mit ihren großen, schwarzen Augen an und sie lächelte: „Allah hat mir gesagt, dass Du kommen wirst. Ich soll hier auf Dich warten.“
Wie bei ihrer allerersten Begegnung im Pilgerrestaurant in SaintJeanPieddePort, war er auch jetzt von Fatima fasziniert, dieser bildschönen Araberin aus Marokko, mit ihren kohlschwarzen Augen, ihren langen schwarzen Haaren, ihrer bräunlich olivfarbenen Haut, mit ihrem bunten Kopftuch. „Was war nur mit dieser Frau los? Was hatte sie so Geheimnisvolles an sich? War sie hellsichtig?“… so es so etwas überhaupt geben sollte?
„Wie kann es sein“, so fragte er sich, „dass ich hier in diesem fremden Land, nach dem Desaster erst mit Maria und nun Gabriella, hier in diese Kathedrale komme und hier in einer der vielen Bänke finde ich Fatima wieder und diese sagt mir, sie wartet hier auf mich? Wie kann das alles sein? Alles nur Zufall?“ Nein… daran glaubte selbst Andreas so langsam nicht mehr.
„Also gibt es doch so eine Art Führung oder Fügung…, geheimnisvolle Dinge, die über den Jakobsweg erzählt werden, von denen ich in den letzten Tagen nun wahrlich selbst genug erlebt habe“, so dachte er.
Und in seiner Erinnerung erlebte er noch einmal diese wunderbare Nacht im Schlafsaal in der Herberge von Roncesvalles, wo Fatima in sein Bett kam und sie unbedingt Andreas in sich spüren wollte. Diese Frau war für ihn ein Rätsel und eine Offenbarung zugleich… und nun stand sie wieder mit ihrem geheimnisvollen Lächeln vor ihm und sie sagte sogar, sie habe auf ihn gewartet…
Ungeheuerlich! Unglaublich! Zwei kohlschwarze Augen blickten tief und lang in zwei blaue Augen. Dann öffnete Fatima ihre Arme, drückte Andreas zärtlich an sich und sie küsste ihn vorsichtig auf den Mund. „Schön, dass Du endlich wieder da bist“, sagte sie noch einmal.
Nun sah Andreas sie sehr ernst an. Er öffnete seinen Rucksack und nahm seine Papiere und den Zettel heraus, den Fatima ihm nach dieser wunderbaren Nacht in Roncesvalles auf ihrem Bett hinterlassen hatte. „Kennst Du diesen Zettel?“ fragte er sie durchdringend. Auf diesem stand:
„Mi amor:
Danke, dass es Dich gibt. Du hast mich reich und glücklich gemacht. Aber Allah gibt und Allah nimmt. Ich bitte Dich, das zu akzeptieren. Ich werde Allah bitten, dass er Dir eine liebe Frau sendet, mit der Du glücklich werden kannst. Du hast das verdient. Ich wünsche Dir ein segensreiches und erfülltes Leben.
Fatima.“
„Ich habe nur eine Frage an Dich: Warum?“ fragte Andreas nun scharf. Fatima spürte seinen verhaltenen Zorn und sie senkte den Kopf und sagte lange Zeit nichts. Dann sagte sie: „Die Antwort darauf kommt von Allah selbst. Sie besteht aus zwei Teilen; der erste Teil betrifft mich, Dich, uns, der zweite Teil ist nur für Dich.
Also zum ersten Teil der Antwort: Vielleicht kannst Du Dich erinnern: Ich hatte Dir erzählt, dass ich zweimal mit arabischen Männern verheiratet war und ich von deren Familien mit ihren alten Traditionen wie eine Sklavin behandelt worden bin. Und weil meine Seele mit diesen Männern Kinder nicht zugelassen hat, wurde ich von ihnen verstoßen. Seither lebe ich als Sprachwissenschaftlerin allein in Madrid und ich habe seit vielen Jahren keinen Mann mehr an mich herangelassen, weder an meinen Körper, schon gar nicht in meine Seele.
Aber ich habe sehr darunter gelitten, keinen für mich bestimmten Partner zu haben, denn ich bin eine Frau, mit allen Sehnsüchten einer Frau und mein größter Wunsch… und die Bestimmung einer jeden Frau ist es… Mutter zu werden und Mutter zu sein. Wozu leben wir Frauen denn sonst?
Also habe ich immer zu Allah gebetet und ihn gebeten, mir doch bitte einen Mann zu senden, zu dem meine Seele ja sagen, bei dem ich endlich Ruhe und Frieden finden kann und der mich endlich zur Mutter macht. Also hat mir Allah Dich gesendet. Als Du im Gasthaus von SaintJeanPieddePort neben mir gesessen bist, da wusste ich sofort, dass Du der Mann bist, den Allah mir gesendet hat. Aber klar, wir waren uns fremd und doch sofort so nah. Ja, ich wollte Dich haben und bin deshalb in dieser Nacht in Roncesvalles zu Dir gekommen, damit alles nach Allahs Willen geschieht.
Der zweite Teil ist nur für Dich allein.
Allah hat mir diesen Text für Dich diktiert und mir gesagt, dass ich gehen muss, solange Du noch schläfst. Allah wollte für Dich, dass Du in dieser Welt noch viel mehr Erfahrungen sammelst.
Allah wollte, dass Du Liebe und Leid kennen lernst, deshalb versprach er Dir: …dass er Dir eine liebe Frau sendet, mit der Du glücklich werden kannst.
… und ich hoffe, das ist in der Zwischenzeit irgendwie geschehen. Aber ich glaube, Deine Erfahrungen waren wohl nicht ganz so glücklich, sonst hätte uns Allah hier nicht wieder zusammengeführt..., worüber ich persönlich sehr glücklich bin.“
Für Andreas, den ITIngenieur, der sich bisher nur um seinen Sport, seine Computerprogramme, um Auto und Flugzeugkonstruktion gekümmert hat, für ihn war das eine ganz andere Welt, von der Fatima gerade sprach.
Er konnte vieles nicht begreifen. Das klang ihm alles irgendwie esoterisch, wobei er nicht einmal wusste, was esoterisch eigentlich bedeutete. Fatima bemerkte natürlich seine Zweifel und sie dachte sich: „Ja, so haben wir alle einmal auf dieser Erde angefangen, aber das wird schon.“
Wie sagt dieses deutsche Sprichwort? „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
Dann saßen sie in der Altstadt in einem urigen Restaurant beim Mittagessen.
Fatima strahlte auf Andreas eine wunderbare Ruhe aus, die er bisher von anderen Frauen überhaupt nicht gewohnt war. Sie war freundlich, liebenswert und abwartend, was Andreas wohl erzählen würde. Und er erzählte, was er in den letzten Wochen hier auf dem Jakobsweg alles erlebt hatte… Natürlich ließ er bei seinen Erzählungen viele der Einzelheiten seiner sexuellen Erlebnisse sowie Frage zu seinen Gefühlen aus, da er die feinfühlige Fatima nicht verletzen wollte… Oder besser:
Seine männlichen Erfahrungen sagten ihm: Es ist immer besser, Frauen nicht alles zu erzählen. Man weiß ja nie, wie sie das aufnehmen und was sie daraus machen... Also immer schön aufpassen, was man diesen erzählt.
Aber Sie liebe Leser, Sie dürfen nun die letzten Wochen von Andreas Erlebnissen hier auf dem Jakobsweg komplett miterleben, damit sie später Hintergründe und den Fortgang dieser Geschichte verstehen können.
Maria
„Gelobt sei Jesus Christus“, flüsterte Maria. Sie kniete in einem Beichtstuhl der Iglesia de San Saturnino (Kirche in der Altstadt von Pamplona, gegründet 1297).
„In Ewigkeit Amen“, antwortete der Priester.
Dieser hielt in seiner Hand ein weißes Tuch, welches den Teil seines Gesichtes bedeckte, welcher der Beichtenden zugewandt war. „Was führt Dich zu mir, meine Tochter?“, fragte er zurück.
Maria brauchte Zeit, um zu antworten. Sie war emotional so aufgewühlt und ihre erlebten und inneren Bilder überschlugen sich. Sie fühlte sich hilflos, war durcheinander und wütend zugleich… und alles wegen dieses „RiesenArschlochs“ Juan, ihres (Ex ) Verlobten. Drei Jahre war sie mit ihm zusammen und in der letzten Zeit hatten sie sogar von Ehe gesprochen. Und nun war sie dahinter gekommen, dass er sie schon längere Zeit mächtig betrog. Er hatte hinter ihrem Rücken immer wieder Frauen im Bett gehabt. Zuletzt hatte er sogar mit einer ihrer Freundinnen geschlafen. Aber diese hatte Gewissensbisse und ihr alles erzählt … und so war dieser ganze Betrug aufgeflogen.
Deshalb gab es gestern Abend mit Juan eine heftige Auseinandersetzung. Er hatte nichts abgestritten, aber auch sein Verhalten nicht als Betrug an ihr eingesehen. Ja, ganz im Gegenteil, er hatte nur gegrinst, was sie erst recht wütend machte.
Ja, er war sogar davon überzeugt, dass es ein Recht baskischer Männer wäre, mit allen Frauen zu schlafen, die dazu bereit wären, insbesondere solange er noch nicht mit Maria verheiratet wäre. „So ist nun einmal unsere Welt“, meinte er. „Das war doch schon immer so. Männer brauchen nun einmal Frauen im Bett… und umgekehrt, was regst Du Dich so darüber auf?“ Das war alles was er dazu zu sagen hatte.
Maria war so wütend, dass sie nur noch geschrien und ihm alle Schimpfwörter an den Kopf geworfen hatte, die ihr in dieser Situation eingefallen waren. Als sie zum wiederholten Male: „Du ScheißMacho“ schrie, wurde auch er wütend und er hatte ihr rechts und links eine mächtige Ohrfeige gehauen (weil man das als baskischer Mann mit hysterischen Weibern so macht… das sagen schließlich alle!), hatte sich umgedreht, die Tür zugeknallt und er war verschwunden.
Maria lag dann die ganze Nacht völlig aufgewühlt und heftig weinend im Bett, immer wieder verfolgt von den Bildern und Worten dieser Szene. Nein, ihr war klar, sie wollte diesen Mann, der sie so betrogen, so hintergangen und sie so tief in ihrer Seele und Ehre gekränkt hatte, nie, nie mehr wiedersehen.
Sie stand auf und schmiss vor lauter Wut alles was sie von Juan in ihrer Wohnung fand in Müllsäcke, brachte diese auf die Straße und steckte sie in die Mülltonnen. Dann nahm sie Kerzen und Räucherwerk und räucherte ihre Wohnung aus, um die schlechten Energien von Juan zum Verschwinden zu bringen.
Danach zerriss sie alle Fotos von ihm und ihr und sie verbrannte diese in einem Aschenbecher.
Am Morgen fühlte sie sich so richtig elend. Sie hatte starke Kopfschmerzen und Unterleibskrämpfe, die überhaupt nicht aufhören wollten. Deshalb ging sie zum Arzt, der wegen ihrer Bauchkrämpfe sofort einen befreundeten Gynäkologen anrief und einen Soforttermin für Maria ausmachte, wo sie auch gleich in die Sprechstunde durfte.
Nach gründlicher UltraschallUntersuchung sagte der Gynäkologe zu ihr: „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind im 3. Monat schwanger, das Kind sieht gesund aus. Ich hätte Sie gern bis zur Geburt jeden Monat zur Kontrolle wieder gesehen. Lassen sie sich von meiner Sprechstundenhilfe noch den Mutterpass geben.“
Maria hatte den Eindruck, dass über ihr alles zusammenstürzte. Juan, dieses Dreckschwein, war weg und nun war sie von ihm auch noch schwanger. Es war für sie wie ein Schock. Dann irrte sie durch die Straßen der Altstadt von Pamplona, wo sie seit einigen Jahren lebte und nach ihrem Studium auf der Hotelfachschule im Tourismus arbeitete.
Was ihr da alles durch den Kopf ging… und nun auch noch allein und schwanger… und das hier in diesem stockkonservativen Land, wo alleinstehende Frauen über 18 Jahren schon schief angeschaut wurden. Ja wie sollte denn das mit einem Kind gehen?... fragte sie sich. Ja klar, abtreiben, wäre sicher die beste Möglichkeit. Aber ihr katholisch geprägtes Gewissen sagte dazu nein… Das wäre ja Mord und Sünde.
Sie war so aufgewühlt, so hin und hergerissen… und plötzlich stand sie vor ihrer Lieblingskirche San Saturnino, setzte sich in eine Bank und als ein Beichtstuhl frei wurde, ging sie in ihrer Verzweiflung hinein. Was sie dort wollte? Das wusste sie auch nicht so genau, aber ihr katholisch geprägtes Gewissen hatte sie wohl hierher geführt.
Und so erzählte sie diesem hinter seinem Taschentuch unsichtbaren Priester ihr ganzes Unglück der letzten Tage, was sie irgendwie ruhiger machte.
Dieser meinte plötzlich zu ihr: „Kommen Sie doch bitte mit mir mit. Ich möchte unser Gespräch mit Ihnen in Ruhe in der Sakristei fortsetzen.“
Dort angekommen, saßen sie sich gegenüber. Im Raum war es dämmrig. Der Priester zündete eine Kerze an und schaute ihr dann in die Augen. Und plötzlich schoss in Maria die Erkenntnis… Sie kannte diesen Priester. „Mein Gott, Emanuel, bist Du das wirklich?“, fragte sie.
Vor ihr saß ihr ältester Bruder, den sie, seitdem er mit 12 Jahren von daheim fort und in ein Priesterseminar gegangen war, nicht mehr gesehen hatte.
„Ja, Catalina“, sagte er, (er nannte sie bei ihrem baskischen Tauf und Rufnamen, denn er wusste nicht, dass sie jetzt offiziell MariaAinoha hieß). „Ich habe Dich sofort an Deiner Stimme erkannt, auch wenn wir uns fast 20 Jahre nicht mehr gesehen haben. Und in welcher Seelennot sehe ich Dich wieder?“
Maria senkte den Kopf und weinte wieder. Verzweiflung, Seelenqual, Reue, alles floss in ihr durcheinander.
Sie schämte sich vor ihm, auch oder gerade weil er jetzt Priester und ihr Bruder war und sie sich unter diesen Umständen wieder sahen… „Und genau deshalb möchte ich mit Dir nicht über meine Probleme reden, bitte versteh das“, sagte Maria.
„Aber ich möchte Dir doch helfen“, sagte ihr Bruder. „Nein, das kannst Du nicht“, meinte sie, „da muss ich jetzt selbst durch und eine Lösung finden. Das ist MEIN Leben.“
„Ich wüsste aber jemanden, der gerade jetzt für Dich gut wäre und der oder besser die Dich versteht, die Dich immer verstanden hat, Deine Großmutter“, sagte Emanuel.
„Ja, lebt sie denn noch?“, fragte Maria erstaunt. „Oh ja“, sagte Emanuel. „Sie ist zwar schon alt, aber geistig noch sehr rege. Es geht ihr sogar den Umständen entsprechend gut... und sie fragt auch immer wieder nach Dir… nachdem Du vor vielen Jahren in einer Nacht unser Bergdorf klammheimlich verlassen hattest…, was ich durchaus verstehen kann“, fügte er hinzu.
„Hättest Du nicht Lust gerade sie jetzt zu besuchen und mit ihr so von Frau zu Frau zu reden?“, fragte er. „Ich würde Dich auch gern hinfahren und ich verbürge mich für Deinen Schutz.“
Maria dachte liebevoll an ihre Großmutter, bei der sie als Kleinste neben vier Brüdern aufgewachsen war, nachdem erst ihre Mutter und kurz danach ihr Vater gestorben waren.
Ja, meine Großmutter hat mich immer verstanden und mich und meine Ehre behütet und beschützt, insbesondere als mein Busen kräftig zu wachsen begann. Deswegen musste ich lange und hochgeschlossene schwarze Kleidung tragen. Ich habe das dunkle Zeug gehasst, so dachte sie zurück.
Aber je älter ich wurde, desto mehr hatten mich die Kerle immer komischer angeschaut, wenn ich durch das Dorf gegangen bin, was mir Großmutter eines Tages verboten hatte. Denn es war üblich, dass in unserem Dorf Mädchen ab dem 15. Lebensjahr verheiratet wurden zu ihrem eigenen Schutz, sagte Großmutter.
Als ich begann meine Weiblichkeit zu entwickeln, hatte sie meinetwegen ständig Auseinandersetzungen mit meinen älteren Brüdern, große, dunkle und raue Kerle, denn auch diese begannen in mir mehr die Frau, als ihre Schwester zu sehen… und sie drängten auf meine Verheiratung.
Aber ich wusste, insbesondere durch meine Brüder, bzw. vielmehr durch meine Schwägerinnen nur zu gut, was es für eine Frau heißen würde, in unserer altbaskischen Berggegend mit ihren alten Bräuchen verheiratet zu sein.
Das bedeutete schuften von früh bis spät, eingesperrt und Eigentum des Mannes und diesem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und ständig schwanger zu sein.
Großmutter verstand mich, wenn ich dagegen rebellierte und das alles nicht wollte. Ich wollte mir meinen Ehemann selbst aussuchen. Der sollte liebevoll und anständig zu mir sein, sollte mich nicht wie eine Sklavin behandeln… und das durfte kein Baske sein, das war mir damals schon klar.
Und als mir eines Tages einer meiner Brüder in der Scheune an den Busen fasste und versuchte mich ins Heu zu ziehen, was ich mit Toben, Schreien, Kratzen und Beißen gerade noch abwehren konnte, da waren mir und Großmutter klar, entweder sofort verheiraten oder ich musste weg aus diesem Dorf und ihren alten baskischen Traditionen.
In dieser Nacht floh ich mit Erlaubnis der Großmutter zu einer weit entfernten Tante nach Pamplona, mit einem Rucksack voller Kleidungsstücke und einem bisschen Geld in der Tasche. Ich versteckte mich tagsüber, lief auf den alten Jakobswegen immer des Nachts, weil mich der Jakobsweg sicher nach Pamplona führen würde, so erzählte mir immer Großmutter. „Der Heilige Santiago und die Mari werden Dich auf Deinem Weg beschützen“, sagte sie unter Tränen beim Abschied.
Es war nicht einfach diese Tante zu finden, der ich alles erzählte, als ich bei ihr war. Diese fuhr mich sofort zu einer kinderlosen Freundin auf der anderen Seite der Stadt, weit draußen im Hinterland, wo man mich unterbrachte. Die Tante hatte nämlich schon von meiner Flucht gehört, weil meine Brüder nach mir suchten, welche die Familienehre wieder herstellen wollten… was immer das heißen mag…, denn wenn es um ihre Ehre ging, da saß denen das Messer ziemlich locker.
Diese Frau sorgte sich sehr um mich, denn auch sie war eine Baskin mit ähnlichem Schicksal. Sie kannte die alten Bräuche nur zu gut. Nach einigen Monaten ging sie mit mir zur Behörde und meldete mich als ihre Nichte mit dem Taufnamen „Maria Ainoha“ (typisch baskischer Mädchenname), Tochter ihres verstorbenen Bruders aus der Gegend von Bilbao an.
Das ging natürlich nicht reibungslos, weil man meine Geburts und Taufbescheinigung, Namen und Aufenthaltsort der Eltern usw. haben wollte. Aber diese Frau war clever. Ich sei irgendwo in den Bergen geboren, Eltern verstorben usw. Der Beamte verdrehte nur die Augen, weil man diese Dinge aus den Bergen ja nur zu gut kannte. Also bekam ich einen Ausweis auf den spanischen Namen der Familie dieser Tante, und ich hieß ab jetzt offiziell MariaAinoha de la TorreCastillo. Da ich nun einen guten Namen hatte, drängte mich die Tante, weiter zur Schule zu gehen, um diese mit gutem Erfolg abzuschließen… und ich wurde ehrgeizig.
Ich wollte nie, nie mehr zurück in das Dorf wo ich aufgewachsen war und wo ich immer so viel Angst hatte. Ich wollte nie als Magd oder im Haushalt arbeiten. Ich wollte auf die Tourismusschule gehen und dann irgendwo im Ausland in einem Hotel arbeiten, eigenes Geld haben und frei sein, das war mein Wunsch und Ziel… und alles das habe ich erreicht.
Und nun war ich plötzlich von diesem Schwein Juan schwanger und ich hatte keine Kraft, mich gegen den Vorschlag meines Priesterbruders zu wehren. Schon saß ich in seinem Auto und wir fuhren in Richtung der Berge, zu meiner Großmutter.
Als wir nach einer langen Rüttelfahrt durch die steinigen Bergstraßen irgendwann in der Nacht ankamen, ging Emanuel erst einmal allein ins Haus. Dann kam Großmutter und holte mich. Sie war noch kleiner und faltiger geworden, aber es fühlte sich so gut an, von ihr um und angefasst zu werden. Sie machte nicht viele Worte, sagte mir: „Wir haben Morgen noch viel Zeit zum Reden.“ Sie führte mich in mein altes Zimmer, wo sich fast nichts verändert hatte und nicht lange danach war ich eingeschlafen. „Was mache ich nur mit dem Baby?“, das waren meine letzten Gedanken.
Maria oder hier daheim wieder Catalina, hatte nach der Aufregung des letzten Tages in dieser Bergruhe und würzigen Bergluft erholsam geschlafen. Sie machte sich fertig und ging hinunter in die kleine und warme Wohnstube, wo in der Ecke, so wie früher auch immer, im Küchenherd das Feuer brannte.
An dem großen Tisch saßen schweigend ihre Großmutter und ihre vier Brüder, große starke Männer, alle mit undurchsichtigen, dunklen Gesichtern.
„Aha, sie hat also den Familienrat einberufen“, dachte Maria mit Beklemmung. Zehn Augen bestaunten diese jetzt 28 jährige junge und hübsche Frau, die sie seit 12 Jahren nicht mehr gesehen hatten und was aus ihr geworden war.
Einer ihrer Brüder fragte sie nur, wie der Kerl heiße, der ihr die Ehe versprochen, sie geschwängert und ständig mit anderen Weibern gevögelt hatte und wo er zu finden sei.
„Die Ehre der Familie muss wieder hergestellt werden“, meinte er, wozu die anderen Brüder nickten… und Maria lief es kalt den Rücken herunter, denn sie kannte die Bräuche und ihre Brüder.
„Halt“, sagte die alte Großmutter, die trotz oder wegen ihres Alters, immer noch von allen als Familienoberhaupt anerkannt wurde. „Wir müssen nichts übereilen. Klar wollen wir alle Catalina (und sie nannte sie wie immer bei ihrem Taufnamen) helfen. Aber Rache, die Ehre der Familie und die Zukunft von Catalina, das überlasst bitte der Mari und dem Heiligen Santiago, die wissen und können das besser als wir“, worauf ihre Brüder heftig mit dem Kopf schüttelten und leise knurrten.
Wobei Emanuel der Priester, der heute immer noch ganz demonstrativ seine Soutane trug, nickte und laut sagte: „Ja, helfen wir unserer Schwester, das ist gottgefällig, aber überlassen wir alles andere unserem Schöpfergott.“
Alle drei Brüder sahen sich dunkel an, erhoben sich und verließen schweigend das alte Haus… und jeder konnte sich ausmalen, was das für Juan zu bedeuten hatte. Dafür stand Emanuel nun auf und begann laut das „Gegrüßet seist Du Maria“ zu beten:
„Dios de salve Maria,
llena de Gracia, el Senor es contigo.
Bendita Tu eres entre todas las mujeres y bendito es el fruto de Tu vientre, Jesus.
Santa Maria, madre de Dios, ruega por nosotros pecadores, ahora y en la hora de nuestra muerte
AMEN.”
„Amen“, sagten auch Maria mit Tränen in den Augen, sowie ihre alte Großmutter, welche ihre Enkelin, diese nun schöne erwachsene Frau, mit großen Augen voller Freude anschaute.
„Jetzt braucht es nur noch schnell einen guten Ehemann für Dich, dann kann ich mich in Ruhe auf dem Weg zur Mari begeben“ (sie meint damit sterben), sagte die Großmutter, praktisch denkend… worüber Emanuel, der Priester, wegen dieses alten MariAberglaubens hier in den Bergen, nur leise mit dem Kopf schüttelte.
Anmerkung:
Ja, diese Mari… dieser mystische wohl tausendjährige Glaube hier in der baskischen Berggegend war einfach nicht auszurotten. Insbesondere die Älteren redeten mit Ehrfurcht von der Mari… ein mächtiges spirituelles weibliches Wesen, welches irgendwo zwischen Wolken und Erde lebte, mit der Kraft des Wettermachens, Gutes zu tun, Menschen zu beglücken oder zu bestrafen. Leise und ehrfurchtsvoll spricht man von oder über die Mari… insbesondere in den kalten und langen Winternächten hier in den Bergen... und sie ist an allem, was hier passiert beteiligt. Und wehe man opfert ihr nicht, beteiligt sie nicht, fragt sie nicht um Rat. Wie viele Unglücke hat es da schon gegeben?
Klar versucht die katholische Kirche schon lange, diesen Mariglauben auszurotten und/oder die Mari zu einer Marienfigur zu machen… aber Jahrtausende alte Mystik in den Köpfen der Menschen der Bergregionen zu verändern, ist eben nicht leicht.
Im Mittelalter hat die Kirche dann mit Inquisitionen, Ketzerglauben und „Hexen“Verbrennungen junger heilkundiger Frauen und Hebammen versucht, die Menschen in den baskischen Bergregionen in Angst und Schrecken zu versetzen, um auch so diesen Mariglauben auszurotten.
Nur wie immer: je mehr die Inquisition junge Frauen gefoltert, Geständnisse erpresst und diese auf Scheiterhaufen öffentlich und bei lebendigem Leib verbrannt hat, desto mehr haben sich die Menschen an die Mari geklammert, dass sie ihnen hilft.
Und wie wir lesen konnten: Marias Großmutter glaubt heute noch an die Kraft und Macht der Mari… Ach ja... und an den Heiligen Santiago, klar, den gibt es ja auch noch… nur der ist in Santiago de Compostela, fast 800 km weit entfernt.
Dann saßen die drei zusammen und es gab viel zu erzählen und für Maria war alles wie früher. „Du wirst ein wunderbares süßes Mädchen bekommen, welches sich jetzt schon freut, bei Dir zu sein“, sagte plötzlich die Großmutter prophetisch und sie erinnerte Maria an ihre Schwangerschaft. „Ich bin völlig durcheinander. Alles bricht plötzlich über mich herein. Im Grunde möchte ich das Kind nicht, weil es von diesem Schwein Juan ist“, sagte nun Maria, während ihr die Tränen herunterliefen. „Aber anscheinend hat die Geistige Welt hier nachgeholfen, denn ich möchte schon lange Mutter sein und ein Kind haben.“
Maria dachte nun still weiter:
„Dieser Juan ist ein Scheiß Macho und Beglücker vieler Frauen. Ich habe das nur nie bemerkt. Meine Seele aber anscheinend schon, denn ich war schon lange nicht mehr bereit mit ihm zu schlafen, weil er mich mit seiner Macho Art angekotzt hat. Insbesondere wenn er angetrunken nur mal schnell für eine Nummer zu mir kam, um mir seinen langen Schwanz reinzustecken, mich grob nahm und nach einigen Minuten war für ihn alles vorbei. Er hat sich dann toll gefühlt… und ich habe mich mit seinem Samen in meinem Bauch beschmutzt gefühlt und ich habe dann die ganze Nacht geweint. Wir waren 3 Jahre zusammen und wie oft habe ich das über mich ergehen lassen müssen… und ich dachte immer, das ist nun einmal so... und wie oft hätte ich schwanger werden können? Aber meine Seele hatte sich gegen diesen Mann und sein Kind gewehrt.
Nun hat aber ein Tropfen von ihm gereicht, weil anscheinend die Geistige Welt möchte, dass ich meinen Körper zur Verfügung stelle, dass sich in ihm ein Kind entwickeln kann, in dem eine neue Seele auf diese Welt kommen soll. Wenn das Göttlicher Wille ist, wie kann ich da nein sagen?
Juan ist nicht mehr wichtig. Er hat nach Göttlicher Vorsehung nur seinen Tropfen dazu gegeben, damit dieses Kind entstehen konnte. Aber ich, ich stelle nun meinen Körper, mein Blut, meine Ernährung, mein Immunsystem zur Verfügung, damit dieses Kind gesund und glücklich diese Welt betreten kann. Ich werde das Kind gebären, werde es stillen, an seinem Bettchen sitzen wenn es krank ist, es erziehen, es meine Sprache lehren… wozu brauche ich da diesen Juan? Er gab den Tropfen, ich gebe (wie alle Frauen) meinen Körper und meine Seele… die sich nun mindestens 20 Jahre mit dem Kind beschäftigen wird… und ich freue mich darauf.
Und die göttliche Welt wird mir zur gegebenen Zeit auch einen Mann senden, der liebevoller Partner und Vater sein wird. Daran glaube ich ganz fest.“ „Das wird alles schon werden“, wiederholte nun die alte Großmutter. „Das überlassen wir alles der Mari und dem Heiligen Santiago. Die werden schon alles so richten, wie es im großen Buch Deines Lebens verzeichnet steht und wie es Dir bestimmt ist.“
Emanuel der Priester, schüttelte bei diesen Worten der Großmutter nur leise mit dem Kopf. Er schaute Maria dabei an und diese zog unmerklich die Schultern hoch. Was soll man da auch sagen? Alte Menschen hier in dieser Gegend reden schon immer so seltsame Sachen über diese Mari…, das weiß man doch, oder?
Anmerkung: Oft fragt man sich ja, wie doch die himmlische Korrespondenz so funktioniert oder sollte man es „Zufall“ nennen? Denn schon am Nachmittag begann sich der Wunsch dieser alten, gläubigen und weisen Großmutter zu erfüllen. Unser großer Psychologe C.G. Jung würde an dieser Stelle vielleicht von der Kraft und Macht der Energien unseres kollektiven Unterbewusstseins sprechen. Ach nein, das ist wohl zu modern gedacht… oder?
Als nämlich die Sonne gerade dabei war unterzugehen, schleppte sich ein großer blonder Mann, mit einem Rucksack am Rücken und einer Jakobsmuschel darauf, durchgeschwitzt, langsam und abgekämpft durch das Dorf, mühsam Schritt vor Schritt setzend. Wie eine Erlösung erschienen ihm Mutter und Tochter (Maria und die Großmutter), die sich gerade im Garten aufhielten. Sofort steuerte er auf die beiden zu und fragte in Englisch, da er kein Spanisch sprechen konnte: „I beg your pardon. Can you help me?“… und nach kurzer Zeit unterhielten sich Maria und der Pilger auf Deutsch.
Er erzählte, dass er als Pilger nach Santiago de Compostela unterwegs sei, von SaintJeanPieddePort, dem französischen Teil des Baskenlandes auf dem Jakobsweg kommend und er sich, keine Ahnung wie auf dem Jakobsweg von Roncesvalles aus völlig verlaufen habe… und nun, da es Abend werde, er nicht wisse, wo er sei, bleiben und übernachten könne.
Maria übersetzte alles der Großmutter. „Ja“, dachte die weise, alte Dame, „die Mari und unser Santiago arbeiten oft viel schneller als man es sich vorstellen kann…“, und sehr zur Überraschung von Maria, bat die sonst Fremden gegenüber so reservierte Großmutter, den abgekämpften Pilger ins Haus.
Es sei hier alles sehr bescheiden, aber er könne sich ja hier ausruhen und auch übernachten. Morgen, würde man dann weitersehen… so sagte sie.
Andreas
Fatima und die Schwarzen Augen…
In den Pyrenäen
„…Und was sagt Deine Seele dazu?“
…wie im Himmel
„Allah gibt, Allah nimmt“
Andreas (36, 1.86, sportlich, Vegetarier und Nichtraucher) war Elektroingenieur bei einer Zuliefererfirma für die Flugzeug und Autoindustrie. Sein Job war ihm sehr wichtig, denn dieser brachte gutes Geld, sodass er bequem und sorgenfrei davon leben konnte.
Er war Einzelkind, stand gerade deshalb bei seinen beiden Eltern im Mittelpunkt ihres Lebens, die ihn förderten und verwöhnten, wo es nur möglich war. Gymnasium, ein gutes Abitur und ein Studium mit einem Beruf der Zukunft versprach, dafür hatte sich insbesondere sein Vater mit endlosen Diskussionen bei ihm eingesetzt.
Seine Kollegen mochten ihn. Sie hielten ihn für einen sympathischen Kerl, der gut erzählen konnte, gern sein Späßchen machte und viel lachte. Da er nicht verheiratet war, zogen sie ihn öfter mit Frauen auf.
Ja, klar, gab es auch hie und da eine kurze Liebschaft. Aber eigentlich… leitete er die Kraft seiner Hormone besser in seinen Sport (Dreimal in der Woche Fitness und Box Training) sowie in seine Arbeit am Computer um.
„Frauen? Die sind mir viel zu anspruchsvoll und oft zu kompliziert“, sagte er zeitweise zu seinen lachenden und verheirateten Kollegen, die ihn wegen seines SingleDaseins neckten. „Du machst auch noch einmal eine katholische Hochzeit mit Deinen Computern“, bekam er dann zu hören… und alle lachten darüber.
Doch eines Tages gab es einen Crash in der Autoindustrie und eine Entlassungswelle… die auch ihn erfasste. Bald danach stand auch er mit einer Abfindung auf der Straße, was er nie für möglich gehalten hätte.
Natürlich saß er sofort an seinem Computer und schrieb immer wieder Bewerbungen… aber bisher ohne den Erfolg, den er erhoffte. Kleine Betriebe mit geringerem Lohn hätten ihn gern eingestellt. Aber er war verwöhnt und er wollte sich nicht unter Preis verkaufen. Also hatte er viel Zeit.
Da er sonst auch oft samstags und sonntags gearbeitet hatte, war er die viele Freizeit, die er nun hatte, nicht gewöhnt. Er wusste kaum damit etwas anzufangen, lief entweder wie ein Tiger im Käfig immer hin und her oder saß am Computer oder vor dem Fernsehapparat, war unzufrieden und wurde irgendwie gereizt und depressiv.
Wieder war es sein Vater, der ihn schubste und ihm den entscheidenden Impuls gab. „Geh doch den Jakobsweg, ehe Du Dir hier nur den Hintern breit sitzt und Dir Dein Hirn zermarterst“, sagte dieser. „Ich bin dreimal die verschiedenen Jakobswege gegangen und habe dort sogar Deine Mutter kennengelernt. Ich fand das Jakobsweg Gehen immer super und habe es nie bereut.“
Von da an begann Andreas im Internet zu suchen. Jakobsweg? Du meine Güte. Es gab unendlich viele Informationen. Aber in einem waren sich alle einig: Jakobsweg zu gehen, aus welchen Motiven auch immer, das ist ein wunderschönes Erlebnis, welches man sein ganzes Leben lang nicht vergisst.
Auch las er, dass der Jakobsweg traditionell katholisch ist. Ja, seine Eltern waren auch katholisch und er ist katholisch getauft. Aber sein “katholischsein“ erschöpfte sich damit, dass er an Ostern und Weihnachten seine Eltern in die Kirche begleitete. Ja, Gott, Jesus, Maria und so… solche Geschichten erzählten die Kirchen gern den Kindern und den alten Frauen, die daran glauben. Andreas hörte sich das zwar an, aber er war doch kein Kind mehr. Glauben heute? Ja nein… es war ihm irgendwie egal. Wer weiß denn, ob es so etwas überhaupt gibt und ob das alles stimmt?
Er sah den Jakobsweg eher sportlich: Das ist Urlaubmachen wie früher bei den Pfadfindern. Wandern mit dem Rucksack am Buckel an der frischen Luft, dabei Land und nette Leute kennen lernen usw.
Auch gab es im Internet viele Warnhinweise, ja nicht im Sommer den Jakobsweg zu gehen: Oft viel zu heiß, viel zu viele Touristen, viel zu viele spanische Familien mit viel zu vielen Kindern, die den Jakobsweg als billigen Urlaub benutzen, viel zu viele Radfahrer und zwangsläufig, völlig überfüllte und viel zu laute Herbergen, wenige Schlafplätze und vieles Negatives mehr.
Also plante Andreas „seinen“ Jakobsweg nach den Ferien zu gehen, ab der 1. Septemberwoche, denn Zeit hatte er ja. Er wollte klassischerweise wie viele andere auch den Jakobsweg im französischen Baskenland beginnen, am Fuß der Pyrenäen, in SaintJeanPieddePort.
Nach einer fast 36stündigen Fahrt mit der Bahn, von München mit dem Nachtzug nach Paris, dort umsteigen nach Bayonne, Weiterfahrt nach SaintJeanPieddePort, erreichte er am nächsten Nachmittag den Ausgangspunkt des Jakobsweges… und er wunderte sich über die vielen Menschen hier, die bepackt mit Rucksäcken, Taschen und Wanderstäben, alle den Jakobsweg gehen wollten.
Mit vielen anderen schob er sich durch die alte Pilgerstadt, vorbei an Bars, Restaurants, Andenkenläden mit allen möglichen Ausstattungen und Kleidung für Pilger usw., bis er endlich das “oficina de peregrinos“ (das Pilgerbüro) erreichte.
Hier bekam er einen Pilgerpass (die sogenannte Credencial), seinen ersten Pilgerstempel darin und einen Schlafplatz in der angeschlossenen Pilgerherberge… und was er hier erlebte, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Mann, das war ja hier wie in den Kasernen früher beim Militär.
Auf engstem Raum viele Menschen unterschiedlichster Nationalität in Stockbetten. Überall standen die Rucksäcke und Schuhe herum, was den Raum noch enger machte. Tja… und für alle viel zu wenige und beengte Sanitärräume.
Für ihn, der an Großzügigkeit gewöhnt war, war das schon gewöhnungsbedürftig. Also zog er sich um und ging in eine Bar zum Abendessen. Dann saßen sie an langen Tischen, bunt gemischt nach Nationalitäten. Ebenso bunt war das Sprachgemisch, zwischen Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch, Deutsch…es ging immer bunt hin und her.
Neben ihm saß die schönste Frau, die er je gesehen hatte: kohlschwarze Augen und lange schwarze Haare, die Haut leicht bräunlicholiv mit einem bunten Kopftuch… offenbar eine Araberin, eine Muslima. Eine Muslima?... hier auf dem katholischen Jakobsweg?... was Andreas völlig verwirrte. Da hier alle „DU“ zueinander sagten, stellte sie sich ihm im fast perfekten Deutsch als „Fatima“ vor. Sie sei eine christlich/muslimische Araberin, gebürtig aus Marokko. Sie habe in Paris und Frankfurt Sprachen studiert, lebe jetzt in Spanien, in Madrid und sie arbeite in einer internationalen Firma und sei zuständig für die Sprachkorrespondenz … was Andreas erst einmal verarbeiten musste, denn er hat sich noch nie um andere Kulturen gekümmert.
„Ja“, so erzählte Fatima, „ich bin in Marokko, in meiner Familie mit beiden Religionen völlig zerrissen und desorientiert aufgewachsen. Heute nehme ich mir das Beste von allem heraus. Jetzt möchte ich diesen spirituellen Jakobsweg kennen lernen und hier Allah nahe sein“… was Andreas überhaupt nicht mehr begreifen konnte.
Ach, war ja auch egal, aber noch nie hatte er eine so schöne Frau neben sich erlebt… die noch dazu so herrlich duftete.
Noch nie hatte er eine Frau, als Frau so intensiv neben sich und in seinem Herzen gespürt. Diese Frau mit ihren schwarzen Augen, ihrer dunklen Haut und ihrem wunderbaren Akzent und diesem herrlichen Duft faszinierte ihn… ihn, der sich eigentlich noch nie so richtig für Frauen interessiert hatte.
Bald danach, lag er in der Pilgerherberge im Schlafsaal auf dem Bett und es war fürchterlich warm.
Er ließ diesen heutigen Tag mit allen seinen Eindrücken noch einmal Revue passieren.
Und er dachte plötzlich an Sätze, die er im Internet über den Jakobsweg gelesen hatte, die er aber da noch nicht begreifen konnte, wie:
„Der Jakobsweg ist ein Christusweg.
Hier geschehen oft Wunder oder Dinge,
die man sich kaum vorstellen kann.“
…und beim Einschlafen sah er schwarze Augen vor sich…. die ihn so durchdringend anschauen konnten.
Irgendwann in der Früh um 5.00 Uhr piepten Handywecker, dann noch einer und noch einer usw. „Ja spinnen denn die, es ist ja draußen noch stockdunkel“, dachte er.
Dieser Weg, der heute vor ihm lag, war früher wegen der Anstrengungen und der Wetterunsicherheit sehr gefürchtet.
Er führt über die Berge der Pyrenäen, von Frankreich aus auf 1500m Höhe, danach wieder bergab zu dem berühmten Kloster und ehemaligen Hospital Roncesvalles auf der spanischen Seite.
Anmerkung: Die Chroniken berichten über Jahrhunderte von vielen Pilgern, welche auf diesem Weg durch/über die Pyrenäen aus Überanstrengung, Schwäche, Krankheiten oder plötzlich einsetzende Wetterschläge mit Sturm, Hagel, Schnee und Eis vor Erschöpfung gestorben sind.
Als er seine Schuhe anziehen wollte, machte ihn sein schottischer Bettnachbar darauf aufmerksam, dass er unbedingt seine Füße fett eincremen müsse, weil es sonst aufgrund der Reibungen zwischen Strümpfen, Schuhleder und seinen geschwitzten Füßen böse Blasen geben könne, welche dann tagelang beim Gehen hinderlich und äußerst schmerzhaft wären. „Oh“, sagte er dankbar, „daran habe ich überhaupt nicht gedacht“, aber es war für ihn logisch!
Sein schottischer Nachbar erzählte weiter, dass er schon zum dritten Mal hier auf dem Jakobsweg wäre, weil es so schön sei. „Donnerwetter“, dachte Andreas.
Spontan veränderte er seinen Plan und er setzte sich erst einmal gemütlich in eine Bar zum Frühstück. Danach kaufte er sich in einer Apotheke eine große Tube Vaseline, mit der er sich eingedenk der Mahnung des erfahrenen Pilgers aus Schottland gründlich seine Füße eincremte… und dann stapfte er los… bergauf… immer bergauf.
Als er so halb oben war, kamen immer stärkere Nebelschwaden, es wurde kalt und dunkel, es nieselte und dann fing es heftig zu regnen an. Außerdem wehte plötzlich ein scharfer Wind, der immer stärker und kälter wurde. „Gott sei Dank“, dachte Andreas, „habe ich in meinem Rucksack einen Regenmantel“, der nun sehr gute Dienste leistete. Jetzt konnte er die Mahnungen/Warnungen vor den wetterunsicheren Pyrenäen verstehen.
Aber Andreas war jung, sportlich und zäh und nach gut drei weiteren Stunden war er außen nass und innen durchgeschwitzt oben angekommen, wo jetzt wieder die Sonne schien. Also setzte er sich in die warme Sonne, legte seine nassen und durchgeschwitzten Sachen und Unterhemden zum Trocknen über Felsbrocken, trank erst einmal wie ein durstiges Kamel, aß etwas und ruhte sich von den Strapazen aus.
…und plötzlich sah er Fatima langsam daherkommen, die ihn mit Küsschen rechts und links begrüßte und die sich nun ganz selbstverständlich zu ihm setzte… und sein Herz hüpfte vor Freude und Aufregung.
Sie war so anders, so ganz anders als alle Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte… und sie strahlte eine tiefgehende Ruhe aus… die so gut tat.
Sie war eine Araberin, halb Muslima, halb Christin wie sie erzählte… eine Mischung, die er nicht verstand, die ihn aber vielleicht gerade deshalb in ihren Bann zog.
Sie redeten kaum und er genoss ihre Gegenwart. Sie hatte zum Essen nichts weiter dabei, als einige Stücke Obst, von dem sie ihm je die Hälfte anbot, was er aber mit dem Argument ablehnte, er habe schon gegessen. In Wirklichkeit war Obst nicht so seine Sache, er mochte Essen lieber kräftig und deftig.
Irgendwann stellte sie ihm die (wohl meistgestellte) Frage des Jakobsweges: „Andreas, weshalb gehst Du hier den Jakobsweg?“
Andreas erzählte ohne Umschweife von seinem Beruf, seiner Entlassung, seiner Mühe um einen neuen Job, der vielen Freizeit, die er nun hatte und dem Impuls seines Vaters, doch diesen Jakobsweg zu gehen. Eine Art Zeitüberbrückung mit Urlaubscharakter also.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens fragte Fatima ihn: „…Und was sagt Deine Seele dazu?“
Das war ein Volltreffer, denn Andreas wusste überhaupt nicht was sie meinte. „Seele, das ist doch nur etwas für Priester und den Kinderkatechismus“, so hatte er immer gedacht. „Was soll also MEINE Seele dazu sagen? Habe ich überhaupt eine Seele…?“ so fragte er sich und er war von ihrer Frage mächtig irritiert?
Fatima lächelte dazu und wie unter einem Röntgenapparat verstand sie, was in dem sehr weltlich orientierten Andreas vorging.
„Ja, unsere Seele ist ein seltsam Ding“, sagte sie sanft, „man sollte nur öfter mit ihr reden und auf sie hören.“
„Andreas, Du bist so ein wertvoller Mensch und so ein lieber Mann“, sagte Fatima nach einiger Zeit. „Ich glaube, Allah, Gott, Jesus oder Deine Seele selbst, haben Dich auf diesen spirituellen Jakobsweg geführt, damit Du hier Erfahrungen für Dein Leben machen kannst oder sollst.
Ja wozu wären wir denn sonst hier auf diesem Weg oder auf dieser Erde? Warum haben wir beide uns hier getroffen? Weil es Allahs Wille ist, dass gerade wir uns begegnen sollen.“
Und sie erzählte weiter: „Weißt Du, alles ist Allahs Wille, auch die Seele, die wir von ihm bekommen haben. SIE entscheidet, was uns passieren soll, wem wir begegnen sollen und welche Erfahrungen wir in Allahs Sinne durch SIE machen sollen... um zu verstehen, zu reifen und dadurch weise zu werden.
Du Andreas, ich erlebe Dich als einen lieben und sanften Mann, im Gegensatz zu den Männern, die ich bisher kennen gelernt habe, mit einer ganz großen Seele. Du weißt das anscheinend nur noch nicht, weil Du Dich anscheinend bisher zu wenig mit Dir selbst beschäftigt hast.“
Andreas war sprachlos. Das musste er jetzt erst einmal verdauen. Aber er hatte ein sehr gutes Gedächtnis und sich ihre Worte gespeichert.
Als Andreas weiterhin irritiert schwieg, stand Fatima auf, nahm ihren Rucksack und begann langsam den Abstieg zum Kloster Roncesvalles, während Andreas schweigend und nachdenklich neben ihr herging. In Andreas klangen immer noch ihre Worte von vorhin, die ihn mächtig aufgewühlt hatten.
„Andreas, Du bist so ein wertvoller Mensch. Ich erlebe Dich als einen so lieben und sanften Mann, im Gegensatz zu den Männern, die ich bisher kennen gelernt habe. Ich glaube, Allah, Gott, Jesus oder Deine Seele selbst, haben Dich auf diesen spirituellen Jakobsweg geführt, damit du hier Erfahrungen für Dein Leben machen kannst oder sollst.
Ja wozu wären wir denn sonst hier auf diesem Weg oder auf dieser Erde? Warum haben wir beide uns hier getroffen? Weil es Allahs Wille ist, dass gerade wir uns begegnen sollen.“
Diese Worte von Fatima waren für Andreas wie das Läuten vieler lauter Kirchenglocken. Das hat ja noch nie irgendjemand zu ihm gesagt… und irgendwie, freute er sich darüber.
Aber was hat sie nur damit gemeint, das ich eine ganz große Seele haben soll? Und dass ich mich anscheinend nur noch nicht mit mir selbst beschäftigt haben. Im Kloster Roncesvalles trafen sich Andreas und Fatima beim abendlichen Pilgermenü wieder.
Sie redeten aber nur über belanglose Dinge. Fatima berührte die Themen von heute Mittag nicht mehr. Sie wollte Andreas Zeit lassen darüber nachzudenken…
Einmal fragte Andreas sie, warum sie ein Kopftuch trage, ob das etwas IslamPolitisches sei oder so?
Fatima dachte kurz nach und antwortete dann sehr ernst: „Nein Andreas, für mich hat das mit Islam und dessen Politik nichts, aber auch GAR NICHTS zu tun.
Für mich ist das eine Referenz an meinen, an unseren großen Schöpfergott, indem ich vor ihm mein Haupt verhülle. Ja, das steht auch im Koran, aber ich mache das aus Überzeugung und freiwillig.
Und übrigens, wenn Du heute noch z.B. in Italien, Spanien oder Griechenland in eine Kirche gehst, dort wirst Du oft sehen, dass sich die Frauen einen schwarzen Schleier über den Kopf legen. In den Vatikan dürfen Frauen ohne Schleier überhaupt nicht hinein und Nonnen tragen deshalb Hauben.
Also ist mein Kopftuch ein Zeichen der Demut und Anerkennung meines Schöpfers“… worüber Andreas noch nie nachgedacht hatte.
Fatima war überzeugt, dass Allah sie und Andreas zusammengeführt hat, daran glaubte sie nun ganz fest,.
Fatima wusste: Sie war jetzt 36 Jahre alt und ihre biologische Uhr tickte schon ziemlich laut. Also hatte sie nicht mehr viel Zeit.
Sie war überzeugt: Allah allein kannte ihr jahrelanges Leid und ihre große und tiefe Sehnsucht endlich Mutter zu werden und ein Kind haben zu wollen, welches ihr ihre Seele bisher verweigert hatte, weil sie zweimal mit den falschen Männern zusammen war.
Aber jetzt war sie davon überzeugt, dass Allah ihr heute diesen liebevollen, großen, blonden Mann mit den blauen Augen gesandt hatte, der ihr ihren Kinderwunsch erfüllen könnte… und der sich mit ihm erfüllen lassen müsste, aber nur, wenn sie dazu die Initiative übernahm.
In dem großen Schlafsaal von Roncesvalles fanden Fatima und Andreas ziemlich weit hinten in zwei nebeneinanderstehenden Stockbetten unten ihre Nachtlager. In den Herbergen ist immer um 22.00 Bettruhe. Kaum dass das Licht erloschen und es in dem großen Schlafsaal fast dunkel war, begann ein mächtiges Schnarchkonzert, welches Fatima sehr entgegenkam.
Vorsichtig rollte sie sich aus ihrem Bett, machte 2 Schritte und legte sich zu Andreas, der gerade am Einschlafen war. Sie küsste und streichelte ihn sanft wach. Sie legte sich auf die rechte Seite, sodass Andreas hinter ihr lag, nahm seine linke Hand und legte sich diese auf ihre Brust, die Andreas sofort streichelte.
Dann griff sie nach hinten und ging mit ihrer linken Hand Andreas unter die Unterhose, um seinen schon erregten Penis zu streicheln. Sie legte sich diesen zwischen ihre Beine, wo dieser sofort in ihre aufnahmebereite Vagina glitt.
Dann bewegte sie ganz vorsichtig ihr Becken hin und her, signalisierte Andreas sich auch sehr langsam und vorsichtig in ihr hin und her zu bewegen… was ihrer beider Lust und ihre Gefühle auf das Höchste steigerte. Er hörte, wie sie zwar verhalten, aber immer intensiver atmete.
Nach einiger Zeit wurde ihr Atem schneller. Dieser erlöste sich bald in einem erlösenden und tiefen Ausatmen und Ruhezustand.
Fast gleichzeitig ergoss sich Andreas tief in ihr und er ließ viele Millionen seiner gesunden und vitalen AndreasSpermaMännchen in ihre feuchte, warme VaginalHöhle hinüber fließen… die sich sofort, entsprechend ihrer Bestimmung, auf den Wettlauf in Richtung von Fatimas Gebärmutter begaben, um das eine Ei zu suchen, welches schon lange darauf wartete, von einem dieser SpermaMännchen befruchtet zu werden.
Was Andreas in diesen kurzen Minuten mit Fatima erlebte, das war für ihn so einzigartig, so innig, so gefühlsstark, so unglaublich… so wie im Himmel, wie im Paradies.
So etwas hatte er mit einer anderen Frau noch nie erlebt.
Dann lagen beide sehr, sehr lange ganz ruhig, ganz entspannt und glückselig da, ohne sich zu bewegen, nur sich diesem großen Gefühl und der Energie und den Schwingungen des anderen hingebend.
Andreas spürte noch, wie seine Hand langsam von ihrer schönen Brust abglitt… und so schlief er selig ein.
Fatima lag mit geschlossenen Augen da. Sie war so voller Dankbarkeit und tiefen Gefühlen…
Und sie hoffte, dass das jetzt mit Andreas ein Schöpfungsakt war, den Allah ihr schenkte und auf den sie seit gut 12 Jahren gewartet hatte.
Sie war mit einem Schritt wieder in ihrem Bett.
Schnell legte sie sich verkehrt herum hin, stellte die Beine hoch gegen die Wand, sodass ihr Becken nach oben gekippt war, was in dem fast dunklen Schlafsaal bequem möglich war. Das deshalb, damit das für sie so kostbare Sperma von Andreas nicht aus ihr herausfließen konnte,
Sie betete zu der Seele ihres zukünftigen Kindes, doch zu ihr zu kommen… und sie meinte das Ei zu spüren, welches schon lange in ihrem Körper darauf wartete, befruchtet zu werden, um sie endlich zur Mutter zu machen… und vor Glück liefen ihr die Tränen herunter.
„Danke, Allah“, betete sie, „dass Du mir diesen wunderbaren Mann gesendet hast. Und ich hoffe, dass sich durch ihn nun mein und Dein Wunsch erfüllen wird.“
Am nächsten Morgen weckte Andreas das schon bekannte piep, piep der Frühaufsteher, die sofort losgehen wollten.
Er lag immer noch im Halbschlaf völlig entspannt da, durchlebte noch einmal wie im Traum die Szene und Gefühle der letzten Nacht. Dann tastete seine Hand vorsichtig zum anderen Bett hinüber und er suchte nach Fatima… doch das Bett war leer.
Erst dachte er, sie sei wohl im Bad, auf der Toilette oder sonst wo, um irgendwann zu erkennen, dass ihr Bett leer war, wirklich leer.
Wie elektrisiert fuhr er nun hellwach hoch. Auch ihre Schuhe und ihr Rucksack waren weg. Was er aber fand, war ein Zettel, auf dem stand:
„Mi amor: