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Die Reihe Die achtzigbändige Reihe "Die Götter der Germanen" stellt die Gottheiten und jeden Aspekt der Religion der Germanen anhand der schriftlichen Überlieferung und der archäologischen Funde detailliert dar. Dabei werden zu jeder Gottheit und zu jedem Thema außer den germanischen Quellen auch die Zusammenhänge zu den anderen indogermanischen Religionen dargestellt und, wenn möglich, deren Wurzeln in der Jungsteinzeit und Altsteinzeit. Daneben werden auch jeweils Möglichkeiten gezeigt, was eine solche alte Religion für die heutige Zeit bedeuten kann - schließlich ist eine Religion zu einem großen Teil stets der Versuch, die Welt und die Möglichkeiten der Menschen in ihr zu beschreiben. Das Buch Frigg ist die oberste Göttin, die Sonnenmutter, die Jenseitsgöttin und eine der vielen germanischen Erdgöttinnen. Am bekanntesten ist sie als die Mutter des Baldur, in dessen Mythe sie auch am aktivsten auftritt. Sie ist ursprünglich mit Freya identisch gewesen. Nanna ist die Frau des Baldur. Ihr Name, der "Mutter" bedeutet, zeigt, dass sie wie Frigg und Freya ursprünglich die Muttergöttin gewesen ist.
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Seitenzahl: 282
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Astrologie (496 S.)
Photo-Astrologie (428 S.)
Horoskop und Seele (120 S.)
Tarot (104 S.)
Handbuch für Zauberlehrlinge (408 S.)
Physik und Magie (184 S.)
Der Lebenskraftkörper (230 S.)
Die Chakren (100 S.)
Meditation (140 S.)
Drachenfeuer (124 S.)
Krafttiere – Tiergöttinnen – Tiertänze (112 S.)
Schwitzhütten (524 S.)
Totempfähle (440 S.)
Muttergöttin und Schamanen (168 S.)
Göbekli Tepe (472 S.)
Hathor und Re:
Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)
Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Isis (508 S.)
Die Entwicklung der indogermanischen Religionen (700 S.)
Wurzeln und Zweige der indogermanischen Religion (224 S.)
Der Kessel von Gundestrup (220 S.)
Cernunnos (690 S.)
Christus (60 S.)
Odin (300 S.)
Die Götter der Germanen (Band 1 – 80)
Dakini (80 S.)
Kursus der praktischen Kabbala (150 S.)
Eltern der Erde (450 S.)
Blüten des Lebensbaumes:
Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
Über die Freude (100 S.)
Das Geheimnis des inneren Friedens (252 S.)
Von innerer Fülle zu äußerem Gedeihen (52 S.)
Das Beziehungsmandala (52 S.)
Die Symbolik der Krankheiten (76 S.)
König Athelstan (104 S.)
Frigg
Frigg in der germanischen Überlieferung
I 1. Der Name „Frigg“
I 2. Die Sippe der Frigg
I 2. a) Gylfis Vision
I 2. b) Skaldskaparmal
I 2. c) Wafthrudnir-Lied
I 2. d) Friggs Kinder
I 2. e) Sonatorrek
I 2. f) Der Stammbaum der Frigg
I 3. Frigg die Seherin
I 3. a) Skaldskaparmal
I 3. b) Edda-Prolog
I 3. c) Grimnir-Lied
I 4. Frigg die Wiedergeburts-Göttin
I 4. a) Skaldskaparmal
I 4. b) Heimskringla
I 4. c) Sonnenlied
I 4. e) Brakteaten
I 4. f) Frauenfigur von Revninge
I 4. g) De origine et situ Germanorum liber („Germania“)
I 5. Die Halle der Frigg
I 5. a) Gylfis Vision
I 5. b) Fenja
I 5. c) Beowulf-Epos
I 6. Die Dienerinnen der Frigg
I 6. a) Gylfis Vision
I 6. b) Frigg und Gna
I 6. c) Frigg und Hlin
I 7. Frigg die Geburtsgöttin
I 7. a) Oddruns Klage
I 7. b) Völsungen-Saga
I 8. Frigg und Saga
I 8. a) Grimnir-Lied
I 9. Frigg und Baldur
I 9. a) Gylfis Vision
I 9. b) Wegtam-Lied
I 9. c) Ägirs Trinkgelage (Lokis Zankreden)
I 10. Die drei Männer der Frigg
I 10. a) Ynglinga-Saga
I 10. b) Gesta danorum
I 10. c) Hedin-Saga
I 11. Frigg gegen Odin
I 11. a) Historia langobardorum
I 11. b) Origo gentis langobardorum
I 11. c) Gesta danorum
I 11. d) Grimnir-Lied
I 12. Frigg die Heilerin
I 12. a) Merseburger Zaubersprüche
I 13. Der Tempel der Frigg
I 13. a) Die Saga über Sturlaug den Mühen-Beladenen
I 14. Der Freitag
I 14. a) Der Tag der Frigg
I 15. Planeten und Sternbilder der Frigg
I 15. a) Friggs Stern
I 15. b) Friggs Rocken
I 16. Kräuter der Frigg
I 16. a) Echtes Labkraut
I 17. Kenningar
I 18. Jakob Grimm: Deutsche Mythologie
I 19. Mit „Frigg“ gebildete Ortsnamen
I 20. Frigg und Freya
I 20. a) Grotten-Lied
I 20. b) Vergleich der beiden Göttinnen
I 20. c) Jakob Grimm: Deutsche Mythologie
I 21. Frigg in Zaubersprüchen
I 21. a) „Zauberspruch, um eine Frau zum Schweigen zu bringen“
I 21. b) „Ein weiterer Zauberspruch, um einen Dieb zu finden“
I 22. Zusammenfassung
Frigg bei den Indogermanen
Das Aussehen der Göttin Frigg
Die Biographie der Göttin Frigg
Zugang
Hymnen
Anrufung der Göttin Frigg
Die Reise zur Quelle
Das Fest bei Ägir und Ran
Baldurs Träume
Der Rat der Asen
Baldurs Tod
Hermodrs Jenseitsreise
Lokis Gefangenschaft
Walis Rache
An Mimirs Quelle
Baldurs Rückkehr
Traumreise
Frigg heute
Nanna
Die Göttin Nanna in der germanischen Überlieferung
I 1. Der Name „Nanna“
I 2. Die Sippe der Nanna
I 2. a ) Skaldskaparmal
I 2. b) Skaldskaparmal
I 2. c) Skaldskaparmal
I 2. d) Gylfis Vision
I 2. e) Hyndla-Lied
I 3. Nanna in den Mythen
I 3. a) Odins Rabenzauber
I 3. b) Gylfis Vision
I 3. c) Gesta danorum
I 4. Nanna in den archäologischen Funden
I 4. a) Der Kamm von Setre
I 5. Der Name „Nanna“ in Kenningarn
I 5. a) Thorsdrapa
I 5. b) sonstige Kenningar
I 6. „Nanna“ als Bestandteil von Frauennamen
I 6. a) Chronicon lethrense
I 6. b) sonstige mit „Nanna“ gebildete Frauennamen
I 7. Witwenverbrennung („Sati“)
I 7. a) Der Reisebericht des Ibn Fadlan
I 8. Zusammenfassung
Die Göttin Nanna in der indogermanischen Überlieferung
II 1. Die Göttin „Mutter“ bei den Kelten
II 2. Die Göttin „Mutter“ bei den Römern
II 3. Die Göttin „Mutter“ bei den Kelto-Romanen
II 4. Die Göttin „Mutter“ bei den Tocharern
II 5. Die Göttin „Mutter“ bei den Tocharo-Romanen
II 6. Die Göttin „Mutter“ bei den Germanen
II 7. Die Göttin „Mutter“ bei den Germano-Romanen
II 8. Die Göttin „Mutter“ bei den Slawen
II 9. Die Göttin „Mutter“ bei den Balten
II 10. Die Göttin „Mutter“ bei den Balto-Slawen
II 11. Die Göttin „Mutter“ bei den West-Indogermanen
II 12. Die Göttin „Mutter“ bei den Hethitern
II 13. Die Göttin „Mutter“ bei den Süd-Indogermanen
II 14. Die Göttin „Mutter“ bei den Persern
II 15. Die Göttin „Mutter“ bei den Indern
II 16. Die Göttin „Mutter“ bei den Indo-Persern
II 17. Die Göttin „Mutter“ bei den Mitanni
II 18. Die Göttin „Mutter“ bei den Indo-Mitanni
II 19. Die Göttin „Mutter“ bei den Armeniern
II 20. Die Göttin „Mutter“ bei den Armeno-Indern
II 21. Die Göttin „Mutter“ bei den Skythen
II 22. Die Göttin „Mutter“ bei den Skytho-Indern
II 23. Die Göttin „Mutter“ bei den Griechen
II 24. Die Göttin „Mutter“ bei den Thrakern
II 25. Die Göttin „Mutter“ bei den Gräko-Thrakern
II 26. Die Göttin „Mutter“ bei den Ost-Indogermanen
II 27. Die Göttin „Mutter“ bei den Indogermanen
Die Göttin Nanna in der übrigen Überlieferung
Das Aussehen der Göttin Nanna
Die Biographie der Göttin Nanna
Traumreise
Hymnen
Dank an Nanna
Nanna heute
Themenverzeichnis
Frigg ist als Frau des Göttervaters Odin die oberste Göttin der Germanen. Über ihre Mythen ist im Vergleich zu denen der Freya jedoch relativ wenig bekannt. Im Vergleich zu allen übrigen Göttinnen der Germanen sind die Überlieferungen zu Frigg und Freya jedoch mit großem Abstand am reichhaltigsten.
Die Göttin, die in der isländischen Edda um 1220 n.Chr. „Frigg“ genannt wird, erscheint in anderen Ländern und zu anderen Zeiten unter anderen Namensvarianten:
Der Name „Frigg“
Name
Ort
Sprache
Zeit
Friggja
Schweden
schwedisch
ab ca. 1200 n.Chr.
Frigg
Island
altnordisch
1220 n.Chr.
Frea
Nord- und Mittelitalien
langobardisch
790 n.Chr.
Fri
Großbritannien
altsächsisch
ab 750 n.Chr.
Frîja
Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich
althochdeutsch
750-1050 n.Chr.
Fricka (?)
Deutschland
althochdeutsch
750-1050 n.Chr.
Frīg
Großbritannien
altenglisch
450-1150 n. Chr.
Frijjo
Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich
gemeingermanisch
vor 750 n.Chr.
Das „gg“ in „Frigg“ hat sich aus dem „jj“ in „Frijjo“ entwickelt.
Der Gott Freyr, der der Bruder und Gatte der Freya ist, ist von dem Hamburger Bischof Adam von Bremen um 1075 n.Chr. „Fricco“ genannt worden.
Ein Teil der „g“-Buchstaben ist in der germanischen Sprache während der 1. germanischen Lautverschiebung (400-100 v.Chr.) und ein anderer Teil während der 2. germanischen Lautverschiebung (650-800 n.Chr.) zu einem „k“ geworden.
Da dieses „k“ in dem Latein des Adam von Bremen als ein „c“ geschrieben worden ist, muß dem „Fricco“ ein „Friggo“ vorausgegangen sein. Dieses „Friggo“ hat sich entweder in der Zeit von 400-100 v.Chr. oder von 650-800 n.Chr. in ein „k“ verwandelt.
Der Göttername „Friggo“ ist eine Parallelbildung zu „Frigg“. Sowohl „Friggo“ als auch „Frigg“ scheinen aus „Freya“ bzw. „Freyr“ entstanden zu sein.
Die erste Lautverschiebung fand 300-600 Jahre nach dem Beginn der Eroberung von Niedersachsen durch die Germanen statt, die vor dieser Zeit noch in Dänemark, Holstein, Südschweden und Südnorwegen wohnten.
Die zweite Lautverschiebung fand nach dem Ende der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) statt.
Beide Lautverschiebungen sind also zumindestens zum Teil auch durch die Begegnung mit anderen Sprachen verursacht worden.
Die beiden germanischen Lautverschiebungen
1. Lautverschiebung
indogermanisch => germanisch 400-100 v. Chr.
2. Lautverschiebung
germanisch => Althochdeutsch 650-800 n. Chr.
b => p
p => ff => f p => pf
d => t
t => ss => w t => ts t => d
g => k
k => ch k => kch
p => b
b => p
k => g
g => k
t => th
th => d
f => p f => b
Die beiden Namen „Freya“ und „Freyr“ haben sich aus der folgenden indogermanischen Wurzel heraus entwickelt:
Die Entwicklung der Namen „Freya“ und „Freyr“
Volk
Begriff
altägyptisch
per
(„Haus“); z.B. in
„per-aa“
für „Pharao“ („Großes Haus“)
indogermanisch
per
(Lehnwort: „Haus“)
priheh
(„Hausmitbewohner(in), Verwandte(r), Geliebte(r)“) => Frau
prija
(„Liebe“, vermutlich auch „Wiederzeugung“)
priheh
(„Göttin/Ahnin, Gott/Ahn“) => Priapos, Freyr, Freya
prehktos
(„Genitalien, Anus“) => großer Penis des Freyr
parikeh
(„Nebenfrau, Hure“)
Aus dem altägyptischen Lehnwort „per“ für „Haus“ ist im Indogermanischen die Bezeichnung für „Hausmitbewohner(in), Verwandte(r), Geliebte(r)“ geworden. Dieser Begriff scheint auch auf die Ahnen und die Wiederzeugung ausgeweitet worden zu sein, sodaß er auch für den Ahn nach dessen Wiederzeugung (Priapos und Freyr haben beide einen großen, erigierten Penis) sowie auf die Jenseitsgöttin als die Wiederzeugungs-Geliebte (Freya) ausgeweitet werden konnte.
Bereits im Indogermanischen finden sich Ansätze, das ursprüngliche „per“ zu einem „prij…“ oder einem „prehk…“ weiterzuentwickeln.
Das indogermanische „prija“ für „lieben“ wurde im altnordischen zu einem „frijan“ für „lieben“. Hier ist das „p“ in der 2. Lautverschiebung (650-800 n.Chr.) zu einem „f“ geworden.
Das Altnordische „frijan“ für „lieben“ ist im Altenglischen ab ca. 400 n.Chr. durch die 2. Lautverschiebung zu „frigan“ für „Liebe, Freund“ geworden. Dies ist eine Parallele zu der Entwicklung des Namens „Freyja“ zu „Frigg“.
Auch im Altnordischen findet sich diese Umwandlung eines „j“, das auch als „y“ geschrieben worden ist, in ein „g“ wie z.B. in „fraegd“ für „Ruhm“, das sich von „Freyr“ für „Herr, Fürst, Gott Freyr“ ableitet.
Leider läßt sich diese Verwandlung des „j“ in ein „g“ zunächst einmal zeitlich nicht sicher einordnen.
Es gab noch eine weitere Verwandlung des Namens „Freyr“, bei der aus dem „j“ bzw. „y“ ein „d“ geworden ist: „frod“ für „Weisheit“, „froedi“ für „Zaubersprüche“, „fridandi“ für „gut“, „frida“ für „verehren“, „frid“ für „Schönheit“ und der Name „Frodi“, mit dem in den Sagas der König bezeichnet wird, zu dem der ehemalige Gott Freyr umgedeutet worden ist.
Aus diesen etwas ausführlicheren Betrachtungen ergibt sich, daß der Göttinnen-Name „Frigg“ mit dem Göttinnen-Namen „Freya“ identisch ist. Auch aus dem Namen des Gottes „Freyr“ wurde über ein nicht erhaltenes „Friggo“ die Variante „Fricco“.
In der folgenden Übersicht sind die nicht überlieferten, sondern nur erschlossenen Varianten mit einem „*“ versehen.
Die Namen „Freya“, „Freyr“ und „Frigg“
Freya => Freyja => Frigga => Frigg => Fricka*
Freyr => Freyjr* => Friggo => Frigg (?) => Fricco
Frigg und Freya sind somit ursprünglich dieselbe Göttin gewesen. Die beiden Lautverschiebungen, die die Veränderung des Namens „Freya“ zu „Frigg“ bewirkt haben, liegen zeitlich kurz nach der Expansion der Germanen von Südskandinavien aus nach Mitteleuropa (ab 750 v.Chr.) und kurz nach der Absetzung des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr (um 500 n.Chr.) durch den bei den Südgermanen entstandenen Göttervater Odin.
Somit liegt die Vermutung nahe, daß sich der Name „Freya“ bei den Südgermanen unter dem Einfluß der vielen Sprachen, denen sie begegnet sind, zu „Frigg“ entwikkelt hat. Bei diesen Südgermanen, also bei dem Teil der Germanen, die Südskandinavien verlassen hatten und nach Mitteleuropa gezogen sind, ist Frigg dann zu der Frau des bei ihnen neu entstandenen Göttervaters Odin geworden.
Bei den Nordgermanen hat sich der Name „Freya“ hingegen unverändert erhalten können.
Als Odin dann gegen Ende der Völkerwanderungzeit (375-568 n.Chr.). d.h. um ca. 500 n.Chr., an die Stelle des nordgermanischen Göttervaters Tyr getreten ist, verband sich der nordgermanische Name „Freya“ nicht wieder mit dem südgermanischen Namen „Frigg“ der Muttergöttin und Jenseitsgöttin der Germanen zu einer einzigen Göttin, sondern sie blieben weiterhin zwei Göttinnen.
Vermutlich hat man aber noch ihre Verwandtschaft erkannt, da beide die Frau bzw. die Geliebte des Odin/Odr waren, dem Loki das Falkengewand liehen und mit der Jenseitsreise assoziiert worden sind (Freya sucht Odin/Odr und ist eine Totengöttin; Frigg versucht Baldur zu retten).
Im Gegensatz dazu ist der nordgermanische Name „Freyr“ wieder mit dem südgermanischen „Friggo“ und „Fricco“ verschmolzen, sodaß keine zwei „Freyr“-Götter entstanden sind.
Der Name der Göttin Frigg ist in den indogermanischen Sprachen auch noch als normale Vokabel vorhanden gewesen, was bedeutet, daß für die Germanen der Name „Frigg“ wahrscheinlich nicht nur als ein Eigenname mit unbekannter Herkunft, sondern auch ein Wort mit einer eigenen Bedeutung gewesen ist. Die Göttin wird folglich aus der Sicht der Germanen mit diesem Wort benannt worden sein.
Dieses Wort, von denen sich der Name der Göttin herleitet, findet sich auch in anderen indogermanischen Sprachen:
Das Wort „Frigg“
Name
Bedeutung
Ort
Zeit
freien
einen Heiratsantrag machen
deutsch
ab1600 n.Chr.
Freier
Bräutigam
deutsch
ab 1600 n.Chr.
vrīen
freien
mittelniederländisch
1150-1500 n.Chr.
vrīen
freien
mittelhochdeutsch
1050-1350 n.Chr.
frjá
lieben
isländisch
ab 1220 n.Chr.
fria
für die Heirat vorbereiten
schwedisch
ab 1200 n.Chr.
frī
Geliebte, Frau
altnordisch
ab ca. 800 n.Chr.
friehōn
lieben
altsächsisch
450-1050 n.Chr.
friogan
lieben
altenglisch
450-1150 n.Chr.
freo
Frau
altenglisch
450-1150 n.Chr.
frī
geliebte frau
altsächsisch
450-1050 n.Chr.
friejōn
lieben
gotisch
400-600 n.Chr.
prīyā
Frau, Geliebte
indisch
ab 1200 v.Chr.
pairikā
Konkubine (Nebenfrau, Geliebte)
mittelirisch
900-1200 n.Chr.
pairikā
Konkubinen-Dämon
avestisch
ab 800 v.Chr.
priheh
Frau
indogermanisch
2800 v.Chr.
parikeh
Konkubine (Nebenfrau, Geliebte)
indogermanisch
2800 v.Chr.
prihos
frei, geliebt sein
indogermanisch
2800 v.Chr.
per
Haus
indogermanisch
2800 v.Chr.
per
Haus
altägyptisch
vor 2800 v.Chr.
Im Laufe der Zeit hat sich das „p“ des ursprünglichen indogermanischen Wortes „priheh“ in ein „f“ verwandelt. Das „jj“ in „Frijjo“ ist aus dem ersten „h“ in „priheh“ entstanden.
Das indogermanische Wort „priheh“ ist eine Bildung zu „prihos“ für „frei, geliebt sein“. Eine „priheh“ ist also eine Frau, die frei ist, weil sie die Geliebte eines Mitgliedes der Sippe ist bzw. von ihrer Geburt her zur Sippe gehört.
Der Begriff „prihios“ für „frei, geliebt sein“ ist wiederum eine Ableitung von der Bezeichnung „per“ für „Haus“. Eine „priheh“ war somit eine Frau, die geliebt wird, weil sie zur eigenen Sippe gehört und daher in dem Haus der Sippe wohnt. Sie ist somit eine „freie, geliebte Hausmitbewohnerin“.
Das Wort „per“ ist seinerseits wahrscheinlich ein altägyptisches Lehnwort. „Per“ bedeutet auch im Ägyptischen „Haus“ – dieses Wort „per“ der Ägypter ist durch die Umschreibung „Pharao“ für den ägyptischen König auch noch heute bekannt, denn diese Bezeichnung bedeutet wörtlich „großes Haus“ („per-aa“). Dies ist eine ähnliche Bildung wie „Weißes Haus“ für die Regierung der USA oder „Kreml“ für die Regierung der UdSSR.
Für einen Germanen wird „Frigg“ und seine Varianten somit nicht nur eine Bezeichnung für die oberste Göttin gewesen sein, sondern auch noch immer „geliebte Frau“ bedeutet haben. Es ist gut denkbar, daß diese Bezeichnung auch bei der Bildung der Anrede „unsere geliebte Frau“ oder „notre dame“ für Maria mitgewirkt hat.
Aus diesem Wort haben nicht nur die Germanen den Namen für eine Gottheit gebildet, sondern auch noch einige andere indogermanische Völker.
Die ursprüngliche indogermanische Göttin „priheh“ hat bei vielen indogermanischen Völkern ihren Charakter beibehalten. Oft läßt sich jedoch nicht genau erfassen, ob sie vor allem als Liebesgöttin oder auch als Muttergöttin aufgefaßt worden ist und ob sie auch noch andere wesentliche Charakterzüge gehabt hat. Ihre Reduzierung zur „Geliebten“ des Göttervaters würde auf jeden Fall wesentliche Merkmale der Göttin übersehen und auch ihre große Eigenständigkeit in den Mythen ignorieren.
Die Göttin Priheh und ihre Nachfolgerinnen sind u.a. auch die Wiederzeugungs-Geliebte sowie die Wiedergeburts-Mutter und die Wiederstillen-Mutter der Toten und des Sonnengott-Göttervaters Dhyaus (Tyr, Zeus, Jupiter, Shiun, Deva usw.) im Jenseits.
Der Gott Freyr/Priapos/Priapus ist eine Parallelbildung zu dem Namen der Göttin – er ist der Geliebte der „Geliebten“, d.h. vermutlich der von der Göttin nach der Wiederzeugung wiedergeborene Tote.
Die Gottheit „Frigg“
Name
Charakter
Volk
Frigg
oberste Göttin
Germanen
Freya
Liebesgöttin
Germanen
Freyr
Gott der Fruchtbarkeit
Germanen
Priya
Liebesgöttin
Böhmer (Slawen)
Priapos
Gott der Fruchtbarkeit
Griechen
Priapus
Gott der Fruchtbarkeit
Römer
Pryderi (?)
Held (Jenseitsreise), Sohn der Göttin Rhiannon
Kelten
Priya
Liebesgöttin
Inder
Purulli
Muttergöttin, Liebesgöttin
Hethiter
Paurwa
Liebesgöttin
Perser
Aphrodite
Liebesgöttin
Griechen
Perendi
Liebesgöttin
Albaner
Peris
verführerische weibliche Geister
Perser
Priheh
Muttergöttin, Liebesgöttin
Indogermanen
Es läßt sich somit schon anhand des Namens der Frigg erkennen, daß sie eine Muttergöttin, eine Liebesgöttin und die oberste Göttin sein muß und daß ihre Geschichte schon zur Zeit der Niederschrift der Edda um 1220 n.Chr. mindestens 4000 Jahre alt gewesen ist.
In der folgenden Graphik ist die Entwicklung der indogermanischen Göttin Priheh zu der altnordischen Göttin Frigg dargestellt worden. Die Entwicklungslinie, die von Priheh zu Frigg führt, ist grau hinterlegt.
Odins Frau heißt Frigg, Fiörgyns Tochter, und von ihrem Geschlecht ist der Stamm entsprungen, den wir das Asengeschlecht nennen, welches das alte Asgard bewohnte und die Reiche, die dazu gehören, und das ist das Geschlecht der Götter. Und darum mag er Allvater heißen, weil er der Vater ist aller Götter und Menschen und alles dessen, was er durch seine Kraft hervorgebracht hat.
Jörd war seine Tochter und seine Frau und von ihr gewann er einen erstgebornen Sohn: das ist Asathor; ihm folgen Kraft und Stärke, daß er siegt über alles Lebendige.
Friggs Mutter hieß Fiörgyn, d.h. „Mutter (gyn) Erde (jör)“.
Odin muß Jörd mit einer anderen Frau als mit Frigg gezeugt haben, da Jörd nirgendwo als Tochter der Frigg erwähnt wird. Odin zeugte mit Jörd den Thor.
Frigg wurde als die Mutter „aller Asen“ angesehen. Das wird sich eher auf ihre Stellung als auf ihr tatsächliches Verwandtschaftsverhältnis zu „allen Asen“ beziehen.
Dieser Stammbaum ist recht auffällig. Zum einen treten in ihm gleich zwei Erdgöttinnen auf und zum anderen wird über einen Inzest des Odin mit seiner Tochter berichtet.
Der Inzest ist ein Motiv aus den Mythen des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr. Als Sonne wurde er jeden Morgen wiedergeboren. Ursprünglich bleib die Erd- und Jenseitsgöttin dabei stets dieselbe. Da jedoch die Vorstellung entstand, daß nicht nur der Göttervater, sondern auch die Göttin wiedergeboren wurde, wurden beide zu Geschwistern, sodaß bei der nächsten Wiederzeugung, die der Wiedergeburt vorausging, das Motiv des Inzest entstand.
Vermutlich sind auf diese Weise auch die beiden Erdgöttinnen in diesem Stammbaum entstanden, da Odin um 500 n.Chr. die Mythen (und Göttinnen) des Tyr übernommen hat.
Die Germanen stellten endlose, zyklische Vorgänge durch eine dreimalige Schilderung dar. Die dreifache Erd- und Jenseitsgöttin wäre dann hier „Fiörgyn – Frigg – Jörd“. Der Gott Tyr, der ursprünglich von der Erdgöttin wiedergeboren wurde, ist nach 500 n.Chr., als der ehemalige Göttervater Tyr durch Thor und Odin abgesetzt worden ist, in diesem Stammbaum durch diese beiden Götter ersetzt worden. Dabei übernahm Thor die Stellung des jungen, wiedergeborenen Sonnengott-Göttervaters Tyr. Dadurch wurden Odin und Jörd zu den Eltern des Thor.
„Wie soll man Frigg umschreiben?“
„Indem man sie Tochter der Fiörgyn nennt, Frau des Odin, Mutter des Baldur, Nebenfrau der Jörd und der Rindr, Schwiegermutter der Nanna … … …“
Frigg wird hier nur die Mutter des Baldur genannt; es werden keine weiteren Kinder aufgeführt, auch nicht Jörd, die als Tochter des Odin auch ihre Tochter sein könnte. Daraus ergibt sich, daß sie sehr eng mit Baldur verbunden gewesen zu sein scheint, während ihre Verbindung zu Jörd nicht dieselbe Wichtigkeit hatte.
Die Asin Nanna ist die Frau des Baldur und somit Friggs Schwiegertochter.
Sie ist die Nebenfrau der Jörd und der Rindr, weil Odin auch mit diesen beiden Riesinnen Kinder zeugte.
In diesem Lied erscheint Frigg lediglich als besorgte Ehefrau, sodaß keine neuen Aspekte ihres Charakters sichtbar werden. Sie tritt in diesem Lied nur auf, um einen Dialog über die Reise des Odin zu dem Tyr-Riesen Wafthrudnir zu ermöglichen.
Odin:
„Rat Du mir nun, Frigg, da mich zu fahren lüstet
Zu Wafthrudnirs Wohnungen;
Denn groß ist mein Wunsch, über der Vorwelt Lehren
Mit dem allwissenden Joten zu streiten.“
Frigg:
„Daheim zu bleiben, Heervater, mahn ich Dich
In der Asen Gehege,
Da vom Stamm der Joten ich stärker keinen
Als Wafthrudnir weiß.“
Odin:
„Viel erfuhr ich, viel versucht ich,
Befrug der Wesen viel;
Nun will ich wissen, wie's in Wafthrudnirs
Sälen beschaffen ist.“
Frigg:
„Heil denn gehe, heil denn kehre zurück,
Heil Dir auf Deinen Wegen!
Dein Witz bewähre sich, wenn Du, Weltenvater,
Mit Riesen Rede tauschst.“
In der Skaldskaparmal wird Frigg ausschließlich „Mutter des Baldur“ genannt und es werden keine weiteren Kinder erwähnt, mit deren Hilfe man die Göttin umschreiben könnte. Baldur ist folglich ein Einzelkind.
Alle weiteren Söhne des Odin wie Thor, Hödur, Hermod, Bragi, Heimdall, Tyr, Vidar, Vali und Skjöldur haben in den Mythen entweder andere Mütter oder es wird gar keine Mutter genannt. Zum Teil sind diese Odins-Söhne Verselbständigungen von Aspekten des Odin wie z.B. der Jenseitsführer Hermodr oder sie sind Unterordnungen von ehemalig bedeutenderen Göttern wie dem früheren Göttervater Tyr oder von Heimdall, der aus einem Beinamen des Tyr entstanden ist.
Aus dieser Familienstruktur ergibt sich, daß Baldur für das Verständnis der Frigg von besonderer Bedeutung ist. Baldur ist zum einen das „Gute“ in einem sehr umfassenden Sinn und zum anderen ist er der Tod und die Wiedergeburt vor bzw. nach dem Ragnarök.
Daraus ergibt sich, daß das „Gute“ sowie Tod und Wiedergeburt ein wesentliches Thema in den ursprünglichen Mythen der Frigg gebildet haben müssen.
Letztlich ist auch Baldur vor allem der Sonnen-Aspekt des um 500 n.Chr. abgesetzten ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr.
In diesem um ca. 940 n.Chr. verfaßten Klagelied („Torrek“) des Skalden Egil Skallagrimsson betrauert dieser den Tod seines Sohnes bei einem Schiffbruch.
Den glückliche Fund von Friggs Verwandtem,
der vor langer Zeit von Riesenheim geholt wurde,
kann ich nicht mehr leicht aus den Tiefen meines Herzens fließen lassen,
denn es wird von schwerer Trauer bedrückt.
„Friggs Verwandter“ ist Odin. Sein „Fund“, den er aus Riesenheim mitgebracht hat, ist der Göttermet. Der Göttermet ist auch der Skaldenmet, der die Skalden zu ihren Dichtungen inspiriert. Dem Skalden Egil fällt es diesen Versen zufolge also vor lauter Trauer schwer, noch Verse zusammenzufügen.
Über Frigg erfährt man hier lediglich, daß sie auch um 940 n.Chr. in Island als Frau des Odin angesehen wurde.
Insgesamt ergibt sich aus diesen fünf Texte der folgende Stammbaum der Göttin Frigg:
Frigg konnte hellsehen bzw. erkennen, was in der Ferne geschah:
Odin hatte das 'Zweite Gesicht' und ebenso seine Frau.
Odins Frau wurde Frigida genannt – dies ist die, die wir Frigg nennen. Odin und seine Frau hatten die Gabe der Weissagung.
Bei den Germanen war die Fähigkeit, die Zukunft vorherzusehen, vor allem mit den Nornen und den Seherinnen assoziiert. Anscheinend wurde diese Fähigkeit auch der obersten Göttin zugeschrieben, was vermuten läßt, daß es einen Zusammenhang zwischen den Seherinnen und Frigg und ebenso zwischen den Nornen und Frigg gegeben haben könnte.
Auch die Walküren haben oft diese Gabe. Die Grenze zwischen ihnen und den Nornen und den Seherinnen ist oft sehr fließend. Auch das Falkenhemd der Frigg sowie die Schwanenhemden der Walküren weisen auf eine Verwandtschaft zwischen beiden hin.
Auch bei Freya finden sich sowohl die magischen Fähigkeiten als auch das Falkenhemd.
In den Mythen sehr vieler Völker findet sich die Vervielfältigung der Mutter- und Liebesgöttin in eine Vielzahl von weiblichen, verführerischen Wassergeistern. Diese Entwicklung geht vermutlich von dem Motiv der Wiederzeugung der Toten mit der Jenseitsgöttin und der Wiedergeburt durch sie aus. Da es so viele Tote gab, hat man vermutlich auch die Göttin selber vervielfältigt – sie konnte schließlich nicht mit allen Toten gleichzeitig vor deren Wiedergeburt im Jenseits schwanger sein.
Das Motiv der Wiederzeugung führte auch zu der erotischen Anziehung dieser Göttinnen, das Motiv der Wasserunterwelt ließ sie zu „Wasser-Frauen“ werden und das diesen beiden Motiven zugrundeliegende Thema des Todes bewirkte ihre Umdeutung zu gefährlichen Wesen wie. Auch die Walküren sind „Wasser-Frauen“ – schließlich können sie sich in Schwäne verwandeln.
Zu diesen gefährlichen, erotischen Wasserfrauen zählen neben den Walküren auch die Nixen, die Loreley und die persischen Peris-Geister, deren Name mit dem der Frigg und der Freya verwandt ist.
Auch die Nornen an der Quelle Hvergelmir, die der Eingang in das Wasser-Jenseits ist, zählen zu diesen „Wasser-Frauen“. In dieser Wasserunterwelt steht auch Friggs Halle Fensalir („Sumpf-Saal“).
Aus der Gabe der Zukunftsdeutung der Frigg ergibt sich somit, daß Frigg und die ihr nah verwandte Freya der Ursprung der Nornen und der Walküren sein könnten, die dann aus der Vervielfältigung der Göttin Frigg/Freya entstanden wären.
Dazu paßt, daß Frigg eine Jenseitsgöttin gewesen ist und die Seherinnen ihr Wissen über die Zukunft und über die verborgenen Dinge aus dem Jenseits von den Göttern und den Ahnen erhielten.
Odin und Frigg saßen auf Hlidskialf und überschauten die Welt.
In diesem Lied wird die Sehergabe der Frigg bestätigt, auch wenn sie hier technisiert als „Sitzen auf Odins Hochsitz“ beschrieben wird und daher als ein Teilnehmen an einer Gabe des Odin bzw. als die Erlaubnis der Mitbenutzung eines magischen Gegenstandes des Göttervaters erscheint.
„Hlidskialf“ bedeutet „Insel-Tor“, womit das Totentor auf der Jenseitsinsel gemeint ist.
„Wie soll man Frigg umschreiben?“
„Nenne sie Tochter der Fiörgyn, Frau des Odin, Mutter des Baldur, Nebenfrau der Jörd und der Rindr, Schwiegermutter der Nanna, Herrin der Asen und Asinnen, Herrin der Fulla und des Falkenkleides und des Fensalir.“
Die Asin Nanna ist die Frau des Baldur und somit Friggs Schwiegertochter. Sie ist die Nebenfrau der Jörd und der Rindr, weil Odin auch mit diesen beiden Riesinnen Kinder zeugte.
Interessant ist vor allem, daß Frigg ein Falkenhemd besitzt, das den, der es trägt, in einen Falken verwandelt. Die Vögel sind allgemein die Symbole der Seele. Dies liegt daran, daß man sich bei einem Nahtod-Erlebnis („Astralreise“) als über dem eigenen materiellen Körper schwebend erlebt – man ist sozusagen ein Vogel, der über dem eigenen Körper schwebt und auch zu anderen Orten fliegen kann. Diese Fähigkeit ist die wichtigste Eigenschaft eines Schamanen und somit auch des Schamanengottes Odin, der sich auch ab und zu in einen Adler verwandelt. Der Falke ist der Seelenvogel des Loki.
Frigg als diejenige, die dieses Falkenhemd besitzt, aber es nicht selber benützt, ist somit offenbar diejenige, die einen Menschen in einen Vogel, d.h. in eine Seele verwandeln kann. Dieser Übergang findet in fast allen Mythologien bei der Wiedergeburt durch die Muttergöttin im Jenseits statt.
Man kann also mit einiger Berechtigung vermuten, daß Friggs Funktion in Bezug auf die Jenseitsvorstellungen die der Göttin der Wiedergeburt im Jenseits ist. Darauf weisen ihr „Sumpf-Saal“, der Falken-Seelenvogel und ihr Mann, der Schamanengott Odin, hin.
Auch die der Frigg nah verwandte Freya ist eine Totengöttin – sie teilt sich die Toten zu je einer Hälfte mit Odin.
„Fensalir“ bedeutet „Sumpf-Saal“ und bezeichnet die Halle der Frigg in der Wasserunterwelt. Er entspricht dem Saal am Grunde eines Sumpfes, in dem im Beowulf-Epos der Tyr-Riese Grendel und seine Mutter (Frigg) wohnen.
Die anschaulichste Darstellung einer Astralreise in der germanischen Überlieferung findet sich in der Beschreibung von Odins Fähigkeiten in Snorris halbhistorischem Werk „Heimskringla“.
Odin konnte seine Gestalt verwandeln: Sein Körper lag dann da als wenn er tot wäre oder schlafen würde; aber er hatte dann die Gestalt eines Fisches oder eines Wurmes oder Vogels oder irgendeines anderen Tieres und war in einem Augenblick in fernen Ländern um dort seinen Angelegenheiten oder denen von anderen Leuten nachzugehen.
… … …
Odin hatte zwei Raben, denen er die Sprache der Menschen beigebracht hatte. Sie flogen weit über die Lande und brachten ihm Neuigkeiten. In solchen Dingen besaß er eine unübertroffene Weisheit.
Während Odin mit seiner Seele seinen Körper verlassen hatte, lag er wie tot da, wie dies bei den meisten Astralreisen von Schamanen und anderen Personen, diese diese Fähigkeit erlernt haben, zu beobachten ist.
Odins Verwandlung in einen Vogel bei einer solchen Reise bezieht sich auf seinen Seelenvogel, d.h. auf seine fliegende Seele. Diese Fähigkeit wurde mit der Zeit zu Odins beiden Raben, die ihm Nachrichten aus aller Welt zutrugen, umgedeutet.
In der Gunnlöd-Mythe verwandelt sich Odin in einen Adler, der als stärkster Vogel der Seelenvogel des Göttervaters ist.
Der „Wurm“, d.h. der Drache bzw. die Schlange, war eines der häufigsten Bilder der Germanen für die Gestalt der Jenseitsreisenden.
Frigg, Odins Frau, fährt auf der Erde Schiff
Zu der Wollust Wonne,
Ihre Segel senkt sie spät,
Die an harten Tauen hängen.
In dieser Strophe aus dem „Sonnenlied“, in dem eine Jenseitsvision beschrieben wird, erscheint die Göttin Frigg. Leider ist die Aussage dieser vier Verse in Bilder gekleidet, deren Aussage nicht sicher zu erfassen ist.
Zunächst einmal wird deutlich gesagt, daß Frigg Odins Frau ist.
Als zweites wird die Erde als ein Schiff beschrieben, auf dem Frigg fährt. Dies könnte eine Bild für Frigg als Göttin der Erde sein – was ihre Deutung als Erdgöttin in der Folge „Fiörgyn – Frigg – Jörd“ bestätigen würde.
Die „Wonne der Wollust“ ist anscheinend ein wesentliches Merkmal der Göttin Frigg. Dem Dichter dieses Liedes mit christlicher Moral und christlichem Hintergrund, aber germanisch-mythologischen Bildern scheint Frigg daher vor allem als eine Liebesgöttin erschienen zu sein, was sich auf die Wiederzeugung beziehen wird, die der Wiedergeburt vorausging. Die Jenseitsgöttin, mit der sich die Toten vereinten und von der sie dann wiedergeboren wurden, ist so gut wie immer auch die Erdgöttin, weil die Toten in ihren Gräbern eben in der Erde lagen.
Das späte Senken der Segel ihres Schiffes könnte ein Hinweis darauf sein, daß die „Wonne der Wollust“ erst am späten Abend stattfindet – wenn sich der ehemalige Sonnengott-Göttervater Tyr mit der Erdgöttin-Jenseitsgöttin, d.h. hier mit Frigg bei der Wiederzeugung vereint, die der morgendlichen Wiedergeburt der Sonne (Tyr) vorausgeht.
Brakteaten sind mit germanischen Motiven geprägte Goldbleche aus der Zeit zwischen 400 n.Chr. und 600 n.Chr., die als Amulette verwendet wurden. Sie wurden den römischen Kaisermedallions nachgebildet.
Auf einigen von ihnen ist auch die Göttin Frigg/Freya abgebildet worden.
Diese vier Brakteaten aus Süd- und Ostdeutschland, die von den Südgermanen stammen, haben einige Gemeinsamkeiten:
Göttin-Brakteaten
Motiv
Brakteat
Großfahner
Oberwerschen
Welschingen
Südwestdeutschland
Göttin
1
1
1
1
stilisiertes, dreieckiges Gesicht
1
1
1
1
nackte Brüste (?)
1
1
1
1
erhobene Hände
1
1
1
1
„Krone“ mit Schlaufen, drei Schichten
1
?
1
„Krone“ mit Schlaufen, zwei Schichten
1
Rock
1
1
1
1
zwei lange „Schnüre“ am Rock
1
1
1
Gürtel
?
?
1
1
Stab (?) in der Hand
1
kleines Kreuz in der Hand
1
1
langer Kreuz-Stab in der Hand
1
langer Doppelkreuz-Stab in der Hand
1
Triskelis (dreieckiges Sonnensymbol)
1
1
Trisklis mit nur zwei Spitzen
1
Swastika (Sonnensymbol)
1
gleichschenkliges Kreuz (Sonne)
2
2
2
4
Kreis (Sonne?)
3
Summe der Sonnensymbole
6
3
5
4
siebenstrahliger Stern
1
neunstrahliger Stern
1
„V“-Reihe
4
6;2
2
5;1