Die Klima-Kuh - Florian Schwinn - E-Book

Die Klima-Kuh E-Book

Florian Schwinn

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Beschreibung

Die Kuh ist ein Klimakiller, weil sie das hochwirksame Treibhausgas Methan ausstößt. Bei der Produktion eines Kilos Rindfleisch werden 15.000 Liter Wasser verbraucht. Wirklich? Ist das so? Es gibt viele Narrative über die Landwirtschaft, die schlicht falsch sind oder die gerne mal falsch verstanden werden. Das bisweilen auch absichtlich: Gezieltes Missverstehen ist eine Form der politischen Auseinandersetzung. Entsprechend schwer sind solche Erzählungen als Märchen zu entlarven oder gar aus der Welt zu schaffen. Aber einen Versuch ist es wert. Außerdem geht’s auch andersherum: Dieses Buch zeigt, wie wir mit Kühen die Klimakrise aufhalten, die Biodiversität wiederherstellen, die Kulturlandschaft retten und den Naturschutz stärken können. Nebenbei lichten wir die Wälder auf und schaffen neue, vernetzte Lebensräume für Wildpflanzen und Wildtiere und Erholungsgebiete für gestresste Städter. So wie die Kuh der Nukleus unserer ganzen Kultur ist, weil wir unsere Zivilisation auf dem Rücken der Rinder aufgebaut haben, so kann die »Kuhwende« der Nukleus einer umfassenden Agrarwende werden. Mit der sichern wir unsere Zukunft – die Landwirtschaft.

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Seitenzahl: 350

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Ebook Edition

Florian Schwinn

Die Klima Kuh

Von der Umweltsünderin zur Weltenretterin

Dieses Buch erscheint in der Reihe Pro Natur. Rudolph L. Schreiber, einer der Pioniere der ökologischen Bewegung, publizierte vor vielen Jahren bereits wichtige und bahnbrechende Bücher zum Thema in seinem Pro Natur Verlag. Diese Reihe soll sein Denken und Arbeiten fortführen und dazu anstiften, sich für den Erhalt unserer Erde einzusetzen.

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-98791-023-4

© Westend Verlag GmbH, Neu-Isenburg 2024

Umschlaggestaltung: Buchgut Berlin

Satz: Publikations Atelier, Weiterstadt

Inhalt

Titel

Schäferstündchen

Bukolische Landschaft

Rinderwege

Besuch im Psychotop

Landwirtschaft als Naturschutz

Schuss auf der Weide

Nose to Tail

Huteland

Sonderwirtschaftszone

Fossile Milch

Milchmädchenrechnung

Graswissen

Mühweide

Umtriebe

Weidegeld

Kargland

Weide für Heide

Schöne Scheiße

Dungforschung

Weidekrank

Klimatische Verschiebung

Sündenrinder

Die Kuh-Klima-Lüge

Verdauungsfragen

Methanmilch

Der dritte Weg

Die Fleisch-Wasser-Lüge

Wolfsland

Hundszeit

Zaunleid

Laissez-faire

Konsequenz

Hobbybeute

Ruck zur Natur

Geburt einer Landschaft

Mittelland

Feldversuch

Waldweide

Rückkehr der Vielfalt

Migranten

Natur oder Naturschutz

Wunderbare Unordnung

Kuhwende

Literatur

Anmerkungen

Dank

Orientierungspunkte

Titel

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Schäferstündchen

»Friedrich lag im Grase, nach seiner gewohnten Weise, und schnitzelte an einem Weidenstabe (…) Sein Hund lag in einiger Entfernung nah bei den Kühen, die, unbekümmert um die Forstgesetze, ebenso oft den jungen Baumspitzen als dem Grase zusprachen und in die frische Morgenluft schnaubten.«1

Wir haben das Bild sofort vor Augen: Ein Hirt ruht am Boden, halb aufgerichtet auf der Seite unter einem Baum, vielleicht an einer dem Waldrand vorgelagerten alten Eiche. Unweit liegt sein Hund und dahinter weiden die Tiere, die die beiden beaufsichtigen. Was ihnen aber nicht viel abverlangt, weshalb sie anderen Beschäftigungen nachgehen können. Das zum vollständigen Bild gehörende Schäferstündchen bleibt dem Hirten Friedrich verwehrt. Dennoch ist das Bild genau die Romantik, wie sie uns im Gemüt sitzt. Spätestens seit jener Epoche immer gern mit Waldrand und Tieren verbunden.

Literarisch gesehen geht die Romantik hier allerdings gerade in den Realismus über, denn Annette von Droste-Hülshoffs Kriminalgeschichte und Milieustudie Die Judenbuche wird schon zur Epoche des deutschen Realismus gerechnet. »Pastoral« gesehen, also vom Hirten her, wird hier ein forstliches Vergehen beschrieben. Allerdings eines, das heute in den meisten Teilen Deutschlands völlig unrealistisch ist.

Die Kühe fressen an den Bäumen. Das darf nicht sein aus der Sicht eines Försters, und der hat schließlich das Sagen im Wald. Es ist verboten, Nutztiere im Wald weiden zu lassen. Und heute kann sich ein einzelner Hirte über dieses Verbot auch nicht mehr hinwegsetzen so wie der traurige Held Friedrich in der Judenbuche. Schon weil es diesen Hirten heute gar nicht mehr gibt, außer vereinzelt vielleicht noch in den Bergen als Senn oder als Wanderschäferin. Vor allem aber, weil die Trennung von Äckern, Weiden und Wald eine vollständige ist. Mit einigen wenigen Ausnahmegebieten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten neu entstanden sind und bei denen es zumeist um Naturschutz geht.

Wenn die Deutschen alle zwei Jahre vom Bundesamt für Naturschutz zu ihrem Verständnis von Natur befragt werden, dann treten in schöner Regelmäßigkeit ebenfalls solche Bilder von Schäferstündchen zutage. Schon die erste Studie zum Naturbewusstsein fasste 2009 zusammen: »Natur bedeutet Stille, Entspannung und Erholung, sie ist der Gegenpol zum stressigen Alltag. Naturbilder sind häufig Urlaubs- und Freizeitbilder. Die häufigsten spontanen Assoziationen zum Begriff Natur sind Wald und Wiese, auch Tiere werden relativ oft genannt.«2

Bei genauerem Hinschauen gesellen sich am Waldrand und auf der Wiese ganz bestimmte Lieblingstiere hinzu. In den Naturbildern, die den Menschen spontan einfallen, dominieren die Kuh mit fünfzehn und der Hund mit vierzehn Prozent; übertroffen einzig vom Reh, das siebzehn Prozent der Befragten nennen.3 In den Folgestudien zum Naturbewusstsein, die sich bis heute jeweils ein Schwerpunktthema gesetzt haben, wird das immer wieder spontan abgefragte und frei formulierte grundlegende Bild von Natur bestätigt. »Natur ist das, was der Naturwissenschaftler so nennt«, sagt der Naturwissenschaftler Hansjörg Küster, der auch ein Landschaftsforscher ist: »In der Landschaft aber spielt nicht nur die Natur eine Rolle, sondern immer auch Kultur. Und das heißt vor allem auch die Idee, die Menschen mit diesem Stück Land verknüpfen. Die Idee ist eigentlich das Konstanteste an einer Landschaft.«4 In unserer Vorstellung von Natur hat sich offenbar eine Kulturlandschaft eingenistet, für viele ausgestattet mit Hütehund und Rindern. Auf den zugehörigen romantischen Bildern, auf denen sich auch gerne mal Faune mit Panflöte herumtreiben, ist die Landschaft oft eine arkadische. Also ein Abbild der zum Mythos verklärten, von einem Hirtenvolk gestalteten antiken Landschaft, festgehalten in der zugehörigen bukolischen Dichtung.I Die Wälder sind licht und ähneln Parks, sie lassen den Blick frei auf einen weiten Hintergrund.

»Die Landschaft ist natürlich ein Konstrukt«, stellte schon 1979 der Schweizer Soziologe und Ökonom Lucius Burckhardt fest, der an der Universität Kassel die Promenadologie, also die Spaziergangswissenschaft, entwickelte: »In der Umwelt eine Landschaft zu erblicken ist eine schöpferische Tat unseres Gehirns (…) Wenn sich in unserem Kopfe eine Landschaft aufbaut, so bedient sich unser Kopf einer Palette von in der Umwelt vorgefundenen Erscheinungen: Farben, Strukturen, erkennbaren natürlichen Zusammenhängen und Zeichen menschlicher Eingriffe.«5

Die Elemente dieser Palette mischen wir dann mit dem Ideal des »lieblichen Ortes«, wie er durch Schriftsteller und Maler überliefert oder eher erst hergestellt wurde. Denn: »Als Horaz seine arkadischen Hirtengedichte schrieb, gab es kein Arkadien mehr, sondern ein Sizilien, in welchem Sklavenheere das Getreide produzierten, das die Weltstadt Rom ernährte.«6

Dennoch blieb das arkadische Idealbild der bukolischen Landschaft bis heute in unseren Köpfen. Und da, wo eine Landschaft wiederhergestellt wird, die diesem mythischen Ideal nahekommt, fühlen wir uns spontan wohl. Dann ist es übrigens egal, ob das auf einer kulturellen Leistung basiert, also der schöpferischen Tat des Gehirns, wie Lucius Burckhardt vermuten würde, oder ob es sich bei solchen halboffenen Landschaften um ein viel tiefer in uns verankertes Bild handelt. Ein Landschaftsbild, das uns quasi in den Genen sitzt, weil unsere Vorfahren durch solche Landschaft gestreift sind, auf der Suche nach den Vorfahren unserer heutigen Rinder. Das würde der niederländische Biologe und Naturschützer Frans Vera vermuten, von dem später noch die Rede sein wird.

Solche Landschaften lassen sich wiederherstellen, und das real zum konkreten Erleben. Und wo wir sie wieder erstehen lassen, fühlen wir uns nicht nur geborgen in ihnen. Dort stellen wir auch die verloren gegangene Biodiversität wieder her, wir lassen Insekten auffliegen und ernähren Vögel. Und wir bauen Humus auf im lebendigen Boden, lagern damit Kohlenstoff aus der Luft im Boden ein und bekämpfen so die Klimakrise. Der Schlüssel für die Rückkehr zu diesen neuen Landschaften ist das Tier, mit dessen Hilfe wir seit Jahrtausenden Landschaft gestalten und auf dessen Rücken wir unsere Kultur aufgebaut haben: die Kuh.

Die Kuh ist allerdings in Verruf geraten. Weil die Rindviecher angeblich den Klimawandel herbeirülpsen und -pupsen. Bei der Verdauung entsteht in ihren Mägen bekanntlich das Treibhausgas Methan, das vermeintlich 25-mal wirksamer als Kohlendioxid ist, oder auch 28-mal oder gar 30-mal, je nach Lesart und Dateninterpretation. Egal, jedenfalls muss das reduziert werden. Deshalb sollen wir weniger Rinder halten, weniger Milch trinken, weniger Butter, Joghurt, Käse essen und natürlich auch weniger Fleisch.

Deshalb will die Republik Irland 200 000 Kühe keulen. Das ist das hässliche Wort für eine Tötung ohne Verwertungsabsicht. Die ist nach dem Deutschen Tierschutzgesetz verboten und kann nur im Seuchenfall als Ausnahme dennoch geschehen. In Irland wäre dann die Klimakrise der Notfall, der den tausendfachen Tod rechtfertigen soll. So jedenfalls der Vorschlag in einem internen Papier des Agrarministeriums, das im Juli 2023 veröffentlicht wurde. Damit will die Regierung ihre eigenen Klimaziele einhalten.

Nur – muss das Methan aus dem Inneren der Kühe wirklich reduziert werden? Gehört das nicht vielleicht zum seit Jahrtausenden bestehenden Methankreislauf der Atmosphäre? Oder, ein wenig zugespitzter argumentiert: Wenn das richtig ist, was Irlands Regierung plant, müsste dann nicht Südafrika zum Beispiel um der Klimaziele willen seine Giraffen töten? Die sind schließlich viel größer als Rinder, fressen mehr und stoßen mehr Treibhausgase aus. Man muss nur das Rindvieh durch ein anderes Tier ersetzen, schon erscheint die Methanrechnerei absurd. Und das ist sie auch: unnötig verschüttete Milch. Wir werden sehen, wie solche Berechnungen zustande kommen, weshalb sie die Wissenschaft spalten und die veröffentlichte Meinung in der Ablehnung des Klimakillers Kuh vereinen – zumindest, wenn man dem glaubt, der am lautesten muht.

Wir werden auch sehen, wie es im Gegensatz zum derzeitigen »Narrativ« funktionieren kann, mit der Kuh als Helferin das Klima wirksam zu schützen. Das geht allerdings nicht so, wie bei uns die Mehrzahl der Rinder gehalten wird. Die stehen nämlich immer oder die meiste Zeit in den Ställen. Und dort können sie das nicht tun, was sie am besten können: Gras fressen und die Weide düngen, und damit auch für Insektennachwuchs und Vogelbrut sorgen, und für Humus im Boden, also gespeichertes Treibhausgas. Die Tiere müssen deshalb wieder raus.

Von Narrativen wird auch zu reden sein, denn das sind Erzählungen, die uns etwas einreden. Und das ist nicht immer das Richtige. Um einen befreundeten Biobauern zu zitieren, von dem auch noch die Rede sein wird: »Neunzig Prozent der sogenannten Narrative über die Landwirtschaft stimmen nicht, oder sie stimmen so nicht. Der Fakt als solcher stimmt, aber die Schlüsse, die daraus gezogen werden, sind falsch oder unsinnig« – und das bisweilen auch absichtlich. Gezieltes Missverstehen ist eine Form der politischen Auseinandersetzung. Entsprechend schwer sind solche Erzählungen zu entlarven oder gar aus der Welt zu schaffen. Selbst als Märchen können sie ewig leben.

Also versuchen wir es auch mal andersherum: Wir zeigen, wie wir mit Kühen den Klimawandel aufhalten, die Biodiversität wiederherstellen, die Landschaft verschönern und den Naturschutz stärken können. Nebenbei retten wir die Wälder und schaffen neue, vernetzte Lebensräume für Wildpflanzen und Wildtiere sowie Erholungsgebiete für gestresste Städter.

So wie die Kuh der Nukleus unserer ganzen Kultur ist, weil wir unsere Zivilisation auf dem Rücken der Rinder aufgebaut haben, so kann die »Kuhwende« der Nukleus einer umfassenden Agrarwende werden. Mit der sichern wir übrigens auch die Landwirtschaft – und damit unsere Zukunft.

Was wir dazu brauchen: den Mut, diese Landwirtschaft neu zu denken und neu aufzustellen, sie aus der Sackgasse der Industrialisierung herauszuholen und regional angepasst auch mal kleinräumiger zu gestalten. Außerdem brauchen wir robuste Kühe, die ganzjährig draußen leben können, die ohne Kraftfutter auskommen und dennoch Milch geben und Fleisch ansetzen.

Die gute Nachricht: Den Mut gibt es schon. Allerdings nur bei einzelnen Bäuerinnen und Bauern. Und die Rinderrassen, die das mitmachen, gibt es auch – noch. Die schlechte Nachricht: Wir entwerfen hier gerade einen kompletten Umbau der Landwirtschaft. Und der wird viele Feinde haben, die mit bäuerlichen Strukturen gebrochen und sich der Agrarindustrie verschrieben haben. Das macht aber nichts, weil wir im Falle der großen »Kuhwende« in der Lage sind, klein anzufangen und anschauliche Beispiele zu generieren, die viele Nachahmer finden können und hoffentlich auch finden werden. Manche dieser Beispiele gibt es schon. Sie müssen nur breiter bekannt gemacht und dargestellt werden. Das unter anderem soll dieses Buch tun.

Ach ja, und noch etwas müssen die guten Beispiele, nämlich unterstützt werden. Wie unterstützt man ein Weideprojekt, das mit Rindern arbeitet, wenn man keine Bäuerin, kein Bauer ist? Es ist ganz einfach, wird vielen aber dennoch nicht gefallen und womöglich eine verhärtet geführte Diskussion weiter anfeuern: indem man Milchprodukte konsumiert, und zwar solche, die von Weidetieren stammen. Und auch, indem man Fleisch isst. Es kann, muss und sollte gerne weniger Fleisch sein, als wir in den reichen Industrieländern derzeit im Durchschnitt konsumieren. Das wäre sogar gut für alle Beteiligten. Es muss nur, wenn Fleisch, dann das richtige sein. Das wird allerdings teurer, mit Tendenz zur Rückkehr des Sonntagsbratens.

Kapitel 1

Bukolische Landschaft

»Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.«1

Friedrich Nietzsche

Rinderwege

Das Ende des Waldweges kündigt sich an. Mit Gesang. Alle paar Schritte ein paar Vogelstimmen mehr. Mit Wärme. Die Feuchte des Waldes wird von einer trockenen Brise abgelöst. Mit Gebrumm. Plötzlich sind Insekten in der Luft. Die Bäume stehen nicht mehr dicht, werden dann von Büschen abgelöst, da wachsen Kräuter am Wegesrand, da blühen Stauden, ranken stachelige Beeren.

Ein paar Meter noch, einen Pfad durchs Gestrüpp entlang, dann öffnet sich die Landschaft. Der Blick stößt nicht mehr an. Es gibt jetzt einen Horizont aus Grasland und Buschwerk, dazwischen einzelne Bäume und Baumgruppen und einen hohen Himmel über dem ganzen Bild.

Nein, wir sind nicht gerade aus dem Regenwald getreten und stehen am Rande der Savanne, wir schauen jetzt nicht über den Afrikanischen Grabenbruch, die Tiere dort hinten im hohen Gras sind weder Gnus noch Büffel, und die Pferde haben hier auch keine Streifen. Obwohl die Beschreibung des Wegs aus dem Budongo Forest heraus in die Savanne des Murchison Falls Nationalparks in Uganda ganz ähnlich ausfallen würde – bis auf die Geräusche. Dort ist der Regenwald voller Stimmen, hier bei uns ist der Forst eher still. In Deutschland, in Mitteleuropa, sind die offenen Landschaften belebter als der dichte Wald; zumindest an den wenigen Stellen, wo man das offene Land noch leben lässt.

Solch eine Stelle ist dies hier: »Stiftungsland Schäferhaus«, eine Savanne in Norddeutschland. Das spanische Wort Sabana ist eine Entlehnung aus dem Karibischen und heißt eigentlich »weite Ebene«. Wobei wir natürlich wissen, dass Savannen nicht nur eben und vor allem nicht leer sind. Hier erstreckt sich die Weite über dreihundert Hektar, eine eher überschaubare Fläche in der Nähe von Flensburg. Aber dieser Ausschnitt einer urtümlich anmutenden Landschaft zeigt, was geht, was kreucht, was fliegt – was läuft.

Die Tiere, die da im Gelände zu sehen sind, das sind Rinder und ein paar kleine Pferde. Die sind Schwarzfalben mit einem dunklen Aalstrich auf dem Rücken und einer halb stehenden, halb fallenden dunklen Mähne. Wir nennen sie Wildpferde, obwohl sie das nicht sind. Treffender ist der polnische Name für die von dort stammenden Ponys: Konik. Das heißt einfach »Pferdchen«. Eigentlich wurden sie als Arbeitstiere gezüchtet, heute arbeiten sie vorwiegend im Naturschutz. Aber von denen gibt es nur ein paar wenige im Stiftungsland Schäferhaus. Die Tiere, die man zuerst sieht und auch persönlich antrifft, weil sie nicht weglaufen und es kaum Zäune gibt, das sind Kühe und ihre Kälber. »Robustrinder« sagen wir heute zu ihnen, seit wir Rindviecher gezüchtet haben, die den robusten Namen »Viech« eigentlich nicht mehr verdienen, weil sie für ein Leben draußen nicht mehr geeignet sind. Hier sind diese Viecher, die keinen Stall kennen, weil sie das ganze Jahr draußen leben, zumeist Galloways.

Sie sind vergleichsweise klein, wie auch die Koniks eben nur Pferdchen sind. Obwohl man schwerlich »Rindchen« sagen würde zu einer Gallowaykuh, die stämmig vor ihrem Kalb steht. »Mittelrahmig« sagen die Züchter zu so einem Rind, also nicht wirklich klein. Und durchaus Respekt einflößend, auch ohne die kuhtypischen Waffen auf dem Kopf.

Galloways sind genetisch hornlos. Irgendwann in ihrer langen Geschichte haben sie ihre Hörner verloren. Das belegen schon prähistorische Zeichnungen in Schottland. Und auch der römische Dichter Livius Andronicus berichtete von den hornlosen schwarzen und braunen Rindern aus dem Norden Britanniens, die als einzige Lebewesen den Hadrianswall überqueren durften. Die Römer schätzten das Fleisch der Tiere und ließen sie daher gerne nach Süden durchziehen.

Auch ohne Hörner sind die kleinen Galloways allerdings wehrhaft oder sollen es zumindest sein. Der Biopionier Werner Lampert schreibt in seiner Hommage an die Kuh über die Kelten­rinder: »Galloways sind ausgesprochene Herdentiere. Bedrohungen erledigen sie im Verbund. Werden sie in der freien Welt von Wölfen bedrängt, greifen sie sofort an und rollen den Angreifer mit ihren Köpfen so schnell, dass jedes Leben aus ihm weicht.«2 Hoffentlich erinnern sich die Galloways an die vom österreichischen Kuhkenner beschriebene Kampftechnik, wenn sie es dann mit realen Wölfen in ebendieser freien Weidewelt zu tun haben. Dass sie sofort alle reagieren, wenn ein Tier mit Muhen eine Gefahr signalisiert, bezeugen die Menschen, die sie betreuen. Man hat eine ganze Herde gegen sich, wenn eines der Rinder irgendeine Handlung, einen menschlichen Zugriff, als bedrohlich empfindet. Das Paradebeispiel ist das vorgeschriebene Einsetzen der Ohrmarke bei neugeborenen Kälbern. Im Freien, wo man Kalb und Kuh nicht voneinander trennen kann, gestaltet sich das nicht ungefährlich.

Galloways stammen aus der gleichnamigen Landschaft im Südwesten Schottlands. Sie sind genügsam und trotzen mit ihrem zotteligen Fell selbst harten Wintern. Auch wenn es nicht einmal mehr trockenes Gras zu fressen gibt, kommen sie zurecht. Dann ernähren sie sich von Blattknospen und Baumtrieben. Genau das sollen sie hier im Stiftungsland auch. So gestalten sie die Landschaft, halten sie offen, machen sie zur nordischen Savanne und damit zum Ursprung neuer biologischer Vielfalt.

Also treten wir hinaus in diese Landschaft – und damit ein in ein Bild romantischer Maler. Es hat die Weite, den Horizont, die Höhe des Himmels. Claude Lorrain hat diese Landschaften schon im 17. Jahrhundert in die Kunst eingeführt. Nennen wir ihn mal hilfsweise den Vater der Landschaftsmalerei. Er malte lange vor der Romantik, über 150 Jahre vor Caspar David Friedrich, der mit seinen Kollegen dann unser modernes Bild von Landschaft tatsächlich geprägt hat. Mit Bildern wie dem vom einsamen Baum.3 Es ist nicht groß, siebzig Zentimeter breit und fünfzig hoch, anzuschauen auf der Berliner Museumsinsel und in zahllosen Replikationen fast überall. Vor einer mächtigen Bergkulisse eine weite Hochebene, von einzelnen Baumhecken und wenigen Einzelbäumen durchbrochenes Grasland, ganz hinten ragt aus einer Senke ein Kirchturm. Im Vordergrund aber, mitten im Bild, ein gewaltiger, fast schon sterbender alter Baum an einem Teich. An dem breiten Stamm der Eiche lehnt im Schatten ganz klein ein Hirte. Nicht weit von ihm entfernt ein paar Schafe.

So oder so ist es diese Art von Landschaft, die beide Maler in­spiriert hat, vor der wir und in der wir auch heute noch real stehen können, wenn wir eine Welt betreten, die von Rindern geformt ist. Diese Welt ist eine Pastorale, eine Hirtenwelt, selbst dann, wenn chronischer oder eher sogar systemischer Personalmangel herrscht und die realen Hirten fehlen.

Nein, es geht hier nicht um Ursprünglichkeit, nicht um Wildnis, nicht um unberührte Natur. Es gibt in Deutschland ohnehin nur noch »berührte Natur«. Und doch geht es hier um etwas ursprünglich Natürliches. Dies hier ist eine von Menschen und »ihren« Tieren überformte Natur, eine bukolische Landschaft im 21. Jahrhundert, Arkadien im Norden. Das »Natürliche« daran ist die Gestaltung der Landschaft durch die Rinder.

Das war vielleicht schon immer so, zumindest seit der letzten Eiszeit, dass hierzulande Wiederkäuer, vor allem große Pflanzenfresser, die Landschaftsgestalter gewesen sind.

Ich weiß durchaus, dass heute wir es sind, die Menschen, die diese Rolle übernommen haben. Doch wir fressen die Landschaft, indem wir sie gestalten. Wir baggern sie weg oder begraben sie unter unseren Bauten. Rinder fressen nur Gras – und gestalten damit Landschaft. Vorausgesetzt, man zwängt sie nicht in enge Koppeln, sondern lässt sie ihre Pfade finden, ihr Territorium abstecken. Das geht nicht klein-klein. Rinder sind eben große Weidetiere und brauchen Platz, wenn sie mehr machen sollen, als selber zu wachsen, wenn sie Anderes und Neues wachsen lassen sollen, wenn sie Biotope gestalten sollen und Biodiversität zurückholen. Wenn man sie auch an die Büsche und Bäume lässt, dann können sie die Landschaft offenhalten und größer machen.

Wo sie ihre Pfade anlegen, ihre Rinderwege, da halten sie auch den Boden offen. Damit schaffen sie Lebensraum für viele Tiere, die bei uns vom Aussterben bedroht sind, weil sie so etwas nicht mehr finden: sandige oder steinig ausgetretene Wege, oder schlammige Löcher, oder freies Grasland, das nicht gemäht wird.

In kleinen Teilen unserer ausgeräumten Fluren wird das nun wieder zugelassen. »Wilde Weiden« werden solche Projekte gerne genannt. »Halboffene Weidelandschaft« wäre der korrekte Begriff aus Natur- und Landschaftsschutz, aber »Wilde Weide« hört sich natürlich interessanter an, weil ach so natürlich. Stimmt nur leider nicht. Das Adjektiv »wild« kann man getrost streichen. Nichts ist wild an den wieder erstandenen Weidelandschaften in unserem flächendeckend gestalteten Mitteleuropa, alles ist von Menschen überformt – was diese Weidelandschaften jedoch keineswegs schlechter macht.

Schlechter für die Biodiversität sind dagegen Projekte, die hierzulande »Wildnis« wachsen lassen wollen, wie sie heute gerne verstanden wird: Wildnis wächst, wenn »die Natur«, wer immer das ist, einfach machen darf. Diese Natur ist jedenfalls etwas außerhalb von uns, unser gedachter Antagonist. Und wenn man sie in Ruhe ließe, würde alles gut, so die Erzählung. Während wir Menschen durch die von uns ausgestoßenen Schadstoffe jeden Winkel überdüngen und damit ständig überall eingreifen. Heute ist der Stickstoffeintrag über die Luft durch unsere Abgase und den Stickstoffüberschuss der LandwirtschaftII so hoch wie einst die gesamte Düngergabe, die sich ein Bauer für seine Ackerflächen leisten konnte.4 Dadurch würde zunächst einmal alles zuwachsen, wenn wir es einfach wachsen lassen würden.

Wir leben aber nicht in einer Weltgegend, die komplett zuwachsen sollte, wenn wir die Artenvielfalt erhalten wollen, die wir von der Klimageschichte und der Evolution unseres Kontinents geerbt haben. Der nämlich bestand nach der letzten Eiszeit zuerst hauptsächlich aus Steppe, damals, nachdem die Eisschilde abgeschmolzen waren, ebenso wie in den eisfreien Gebieten während der letzten großen Eiszeit. Nicht umsonst nennen die Prähistoriker diese Landschaft »Mammutsteppe«, obwohl das Mammut die nach ihm benannte Steppe nicht geprägt haben dürfte, dafür umso mehr etwas kleinere Pflanzenfresser, Rentiere und Rinder. Diese, unsere ganz eigene Naturgeschichte müssen wir uns noch genauer anschauen, wenn wir die Biodiversitätskrise meistern wollen.III

Das Naturschutzgebiet Schäferhaus, das gleichzeitig Landwirtschaft ist, mag vielleicht wild sein im Erscheinungsbild, aber Wildnis, im Sinne des Laissez-faire-Naturschutzverständnisses vom Wachsenlassen, ist es keineswegs. Dafür ein Zuhause für viele Tiere und Pflanzen – und für Menschen, die sich ein Gefühl für Natur und Landschaft erlauben.

Besuch im Psychotop

Man kann hineinlaufen in sein eigenes landschaftliches Zuhause. Vielleicht ist es am Anfang nicht sofort spürbar, dass man gerade nach Hause kommt, aber irgendwann stellt sich das Gefühl ein. Die Landschaft ist dann wie ein bekanntes und lieb gewonnenes Haus, das man mit gutem Gefühl betritt. Es ist das Gefühl des Ankommens, des Zuhause-Seins, selbst wenn man zum ersten Mal diese Landschaft durchwandert.

Bei mir stellte es sich ein, als ich zum ersten Mal eine der neuen, halboffenen Weidelandschaften betrat. Auch beim Stiftungsland Schäferhaus war das so. Und ich bin mit meinen Empfindungen in dieser Landschaft offenbar nicht allein, denn die Weideprojekte, die in den letzten Jahren und inzwischen auch Jahrzehnten in Deutschland entstanden sind, ziehen viele Spaziergänger und Wanderer an. Manche Touristen nehmen lange Anfahrtswege in Kauf, um die neuen »Wilden Weiden« zu besuchen.

Diese Landschaft ist wohl mein »Psychotop«. Das sei, sagt der Duden, ein Landschaftstyp, der Tieren beziehungsweise Menschen durch Gewöhnung vertraut ist. Den Begriff habe ich vom damaligen Frankfurter Zoodirektor Christian R. Schmidt gelernt. »Wenn du dich in einer Landschaft rundum zuhause fühlst, dann bist du angekommen in deinem Psychotop«, sagte er. Wir hatten gerade über seine letzte Reise nach Afrika gesprochen und darüber, wie wohl er sich dort fühlte. »Die Savanne ist halt mein Psychotop«, erklärte er dazu. Den Begriff gab es schon lange, aber ich hatte ihn noch nie gehört. Nun fand ich ihn allerdings unmittelbar einleuchtend.

Weil Christian Schmidt ein zurückhaltender und korrekter Mensch ist, fügte er gleich hinzu, dass das Wort nicht von ihm stamme, sondern von seinem Zoolehrer und Doktorvater Heini Hediger. Der war Tierpsychologe und lange Jahre Direktor des Zoos in Zürich, sozusagen der Schweizer Grzimek. Mit Bernhard Grzimek und dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz zusammen hat Heini Hediger übrigens die Zeitschrift Das Tier gegründet. Das war eine der ersten populären deutschsprachigen Zeitschriften, die sich um Artenschutz kümmerte und die Probleme der sogenannten Massentierhaltung thematisierte.5

Heini Hediger schreibt in seiner 1961 erschienenen Tierpsychologie:

»Man hält es zwar schon längst für selbstverständlich, daß ein Tier in bezug auf Bau und Leistung, das heißt morphologisch und physiologisch (ökologisch), an seinen Lebensraum an- und sogar in ihn eingepaßt ist. Eine ganz entsprechende Anpassung wie an diesen Biotop läßt sich auch auf psychischem Gebiet beobachten, die Abstimmung auf den Psychotop.«6

Eine nicht unbedeutende Erkenntnis für einen Zoologen, der Tiere in Gehegen hält und sich über deren Gestaltung Gedanken machen muss. Tiere leben in Territorien, erklärt Heini Hediger minutiös. Die durchstreifen oder durchwandern sie, und je nach Art und Größe und Explorationsbedürfnis, also Erkundungsdrang, ist das Territorium von äußerst unterschiedlicher Größe. Wenn sie nicht wandern müssen, um Nahrung zu finden, kann es auf die Größe eines Zoogeheges schrumpfen.

Andererseits legten ziehende Tiere Straßen an, lange bevor wir Menschen das zum ersten Mal taten. Wie solches Verhalten übertragen auf ein begrenztes Gehege? Heini Hediger beobachtete das Verhalten der Tiere in Gefangenschaft. Er notierte, wo sie ihre Duftmarken setzten, also ihr Territorium markierten, wo sie sich öfter aufhielten, welche Ecken sie mieden. Und er versuchte herauszufinden, was sie warum taten. Das war die Geburt der modernen Zoogärtnerei, die versucht, die Gehege nach den Bedürfnissen der Tiere zu gestalten, nicht nach denen der Zoobesucher. Wer heute in den Zoo geht und seinen Kindern in manchen Gehegen keine Tiere mehr zeigen kann, weil die sich inzwischen auch verstecken können, möge sich bei Heini Hediger beschweren. Unsere Erwartungen unterscheiden sich eben von den Bedürfnissen der anderen Arten.

Wenn man die Tiere gleich ganze Landschaften gestalten lässt, gelingt das selbstverständlich und relativ einfach so, dass sich dort nicht nur die eine Art wohl fühlt, die die Gestaltung hauptsächlich übernimmt. Wenn Rinder die Landschaftsgärtner sind, dann passt diese Landschaft offenbar auch zu anderen Tieren – und zu uns Menschen.

Das kann daran liegen, dass wir Menschen vor vielen Jahrtausenden in solchen Landschaften groß geworden sind. Oder sagen wir: Die Menschheit ist groß geworden in solchen Landschaften. Die Menschwerdung des Affen könnte ja etwas mit der Savanne zu tun haben, die sich damals durch eine Klimaveränderung nach heftigen Erdverschiebungen in unserem Heimatkontinent Afrika ausbreitete. Der Afrikanische Grabenbruch ist bis heute Zeugnis davon.

Vielleicht ist also das Psychotop Savanne etwas genetisch in uns Verankertes? Wobei wir da nicht zurückgreifen müssen auf Prägungen unserer Hominiden-Verwandten vor der evolutionären Entstehung des Homo sapiens. Als unsere Vorfahren nach Europa einwanderten, nach der letzten großen Vereisung des Nordens, da fanden sie hier mitnichten nur dichte Wälder vor. Stattdessen wanderten sie nach Norden und betraten auch Savannen. Einerseits die Landschaft, aus der wir stammen, und andererseits auch die eigentlich ursprüngliche Landschaft des Nordens, zumindest in Menschenzeit gemessen.

Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, welcher der ehemalige Truppenübungsplatz bei Flensburg, der heute Stiftungsland Schäferhaus heißt, seit Ende der 1990er-Jahre gehört, beschreibt und bewirbt die dort von den Kühen entwickelte Landschaft ganz offensiv als »nordische Savanne«. Safaris zu den Rindern werden allerdings nicht angeboten.

Es sind nicht ohne Grund sehr häufig aktive oder ehemalige Truppenübungsplätze, die heute Hotspots der Artenvielfalt in Deutschland geworden sind. Es gibt eben doch einen »freundlichen Platz zwischen Mündungsfeuer und Aufschlag«, anders als der Schriftsteller Christian Geissler das postulierte.7

Das Einzige, was im jetzigen Naturschutzgebiet Schäferhaus noch an die Bundeswehr erinnert – und das auch nur, wenn man um die Geschichte weiß –, ist die ehemalige Panzerstraße. Zwischenzeitlich hat sich der geschotterte und festgetrampelte sandige Weg durch die dreihundert Hektar Land zu einem bevorzugten Brutgebiet unzähliger Wildbienen entwickelt. Hier graben die Sandbienen ihre Löcher für die Eiablage. Ein paar Schritte weiter ist eine ganze Kolonie von Hosenbienen am Buddeln. Ihre Massierung auf der alten Panzerstraße ist im Sommer an manchen Stellen so groß, dass man kaum noch auf dem Weg laufen kann. Ein deutliches Zeichen dafür, dass in unserer Landschaft offene Flächen fehlen, die viele heimische Tiere, nicht nur Insekten, als Lebensraum brauchen. Aber wir wissen schon: Nicht nur die bedrohten Insekten fühlen sich in dieser Landschaft wohl.

Auch andere Wege durchziehen das Land, alte Wege wie der Ochsenweg, der heute noch so heißt, obwohl schon lange keine Ochsen mehr auf ihm von Norden nach Süden getrieben werden, von Dänemark bis nach Husum, von wo aus die Tiere nach England verschifft wurden, oder weiter nach Hamburg. Dieses Land war also schon immer Rinderland. Oft erinnern nur die alten Flur-, Weg- und Straßennamen an die ehemalige Nutzung. Hier ist sie wieder zurückgekehrt, seit die Bundeswehr gegangen ist.

Bei meinem ersten Besuch im Stiftungsland Schäferhaus wusste ich noch nicht, dass diese mehrere hundert Hektar große Landschaft fast ausschließlich von Rindern gestaltet wird. Dass sie es sind, die die kleinen Wäldchen durchforsten, dass sie die Baumgruppen stehen lassen und die Büsche, dass sie die Wiesen pflegen mit den Wildblumen und Kräutern.

Teilweise sieht es aus, als habe hier in früherer Zeit ein Landschaftsgärtner den Auftrag erhalten, einen großen Park anzulegen, einen sehr großen. Und irgendwann sind die Parkwächter dann heimgegangen, der Gärtner kam nicht mehr, und das Ganze ist ein wenig verwildert.

Jetzt fand die Große Wiesenameise den Platz und die Zeit, ihre Staaten aufzubauen und ihre Hügel anzulegen. Noch ein Landschaftselement, das den Eindruck verstärkt, durch eine Savanne zu gehen. Auch wenn die Bauten der Termiten eindrucksvoller sein mögen.

Am Wegrand blüht der Thymian, über der Weide singt die Feldlerche. Gegen Abend hört man die Frösche. Mit etwas Glück sieht man einen Neuntöter oder einen kapitalen Rothirsch, der die Rinder öfter besuchen kommt.

Was man dagegen sehr selten sieht, sind Zäune. Es gibt Tore an den Eingängen zu dem ganzen Gelände und einen Zaun drum herum. Aber drinnen ist wenig ein- oder ausgezäunt. Menschliche Besucher können den tierischen Bewohnern so auch mal unverhofft gegenüberstehen. Wie bei den Schafen auf dem Deich. Nur dass es sich hier eben um Rinder handelt. Um kleine zwar, aber auch Gallowaykühe mögen es nicht, wenn unbekannte Menschen ihren Kälbern nahekommen. Und man will schließlich nicht gerollt werden, bis alles Leben entwichen ist, wie Werner Lampert meint, dass es den Wölfen geschehe, wenn sie den Galloways zu nahe kommen.

Ich habe das schon mehrfach erlebt in solchen Weidelandschaften, dass ich plötzlich und ohne Begleitung durch einen der Herde vertrauten Bauern einer Kuh gegenüberstand, die ein Kalb führte. Sie hatte mich noch nie gesehen, ich sie noch nie. Jähes Erschrecken beiderseits. Oder vielleicht nur bei mir; sie fühlt sich womöglich bloß gestört – Stehen bleiben jedenfalls beiderseits. Ich weiß: In ihren Augen kann ich eine Bedrohung für ihr Kalb sein. Und ich weiß, dass sie stärker ist als ich. Aber ich weiß nicht, ob sie das weiß und ich weiß nicht, wie bedrohlich ich ihr vorkomme. Meistens habe ich das mit ruhigem Weitergehen gelöst, möglichst ohne die Tiere dabei direkt anzuschauen. Auch das könnten sie nämlich als Gefahr interpretieren.

Es hilft, wenn man außerdem weiß, dass Rinder und Pferde Gefahren mit dem linken Auge abschätzen. Das ist mit der rechten Gehirnhälfte verbunden, und die ist für die Gefühle zuständig. Auch wenn das wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt sein mag, scheint es doch so, als sei das linke Auge das Gefahrenauge der Tiere. Der Kuhführerschein für Wanderer müsste deshalb wohl eine ähnliche Anweisung enthalten wie der für Autofahrer, nur seitenverkehrt: Begegnet dir die Kuh von links, also mit dem rechten Auge dir zugewandt, geh nicht weiter, bevor du nicht siehst, dass sie bremst. Gib ihr eine Chance, den Kopf zu drehen und dich mit dem linken Auge zu betrachten. Das hilft ihr hoffentlich, dich als ungefährlich einzustufen. Reiter satteln und besteigen ihr Pferd deshalb von links.

Wirklich gefährlich waren die Begegnungen zwischen Mensch und Rind zumindest im Stiftungsland Schäferhaus bislang noch nicht. Dennoch gilt, wie überall in den Weidelandschaften, die Besuchern offenstehen: Füttern verboten! Allzu forsche Annäherung kann lebensgefährlich werden – steht zumindest auf den Schildern in solchen Beweidungsprojekten und im online abrufbaren Wanderknigge. Da für die meisten Menschen, die dort spazieren gehen oder wandern, Kühe eher selten zu ihren Wegbegleitern gehören, und da der ehemals wenigstens auf dem Land voraussetzbare »Kuhverstand« den meisten von uns heute fehlt, empfiehlt sich Abstand. Das gilt übrigens auch auf den Almen in den Alpen, von wo in letzter Zeit öfter über Unfälle mit Kühen berichtet wurde.

Um noch einmal den Vergleich zu bemühen und bei den Rindern zu bleiben: In der Serengeti würde auch niemand von den Safaritouristen auf die Idee kommen, die Büffel streicheln zu wollen, obwohl die dort zu den eher ungefährlicheren Tieren gehören. Im Stiftungsland Schäferhaus oder in anderen Beweidungsgebieten könnte man schon eher auf die Idee kommen, sehen die »Robustrinder« doch so knubbelig aus, wenigstens dann, wenn sie aus Schottland stammen. Die in Weideprojekten ebenfalls eingesetzten Heckrinder, Abbildzüchtung des Auerochsen,8 können mit ihren mächtigen Hörnern dagegen eher furchteinflößend sein. Aber Galloways und Highlander möchte man eigentlich gerne ein bisschen streicheln. Bei den schottischen Hochlandrindern stören die ausladenden spitzen Hörner das freundliche Aussehen irgendwie nicht. Das zottelige Fell, die runden Formen, ihre kompakten Körper – etwas von Teddybär und Kuscheldecke haben sie schon. Und alle, die diese Rinder halten, sagen dann auch, dass sie ungeheuer freundliche, gelassene Tiere seien. Jedenfalls für die Menschen, die täglich mit ihnen umgehen.

Landwirtschaft als Naturschutz

Bunde Wischen – das ist Plattdütsch für »Bunte Wiesen«. So heißt der Biolandbetrieb in Schleswig, der im Stiftungsland Schäferhaus und anderen Gebieten im Bundesland Schleswig-Holstein Naturschutz durch Landwirtschaft betreibt. Eine gemeinnützige Agrargenossenschaft mit zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die bewirtschaften insgesamt 1 700 Hektar Weideland mit über tausend Rindern und rund sechzig Koniks. Und sie vermarkten das besondere Rindfleisch, das bei dieser extensiven Weidewirtschaft entsteht, und alles, was man noch so herstellen kann aus dem Rind: Wurst, Schinken, Ragout, Suppe. Die Koniks laufen auf den Weiden mit, weil Pferde andere Pflanzen fressen als Rinder. Sie verbeißen andere Bäume, sie legen sich auch ausgeprägte Wälzplätze an, meist dort, wo sie sandige Böden finden. Damit halten die Pferde an manchen Stellen die Böden dauerhaft offen. Diese Stellen bieten wiederum vielen Insekten neuen Lebensraum und den Rindern im Winter ein trockenes Plätzchen, wo sie sich niederlegen können zum Wiederkäuen.

Angefangen hat Bunde Wischen 1986 mit einer Wiese, auf der Orchideen wuchsen. Gerd Kämmer, heute Vorstand der später daraus entstandenen Genossenschaft, war damals Bio­logiestudent und hatte gerade erfahren, dass der Landkreis Schleswig-Flensburg eine Wiese in der Nähe seines damaligen Wohnortes kaufen wollte – um sie aufzuforsten. Just auf diesem fünf Hektar großen Flecken in den »Fröruper Bergen«9 hatte er mit einem Kommilitonen aber Orchideen entdeckt. Es war Knabenkraut, die bekannteste deutsche Orchidee. Auf dieser Wiese aber war es das Gefleckte Knabenkraut, Dactylorhiza maculata. Das kann auf Wiesen und in lichten Wäldern leben, aber nicht in dem dichten Wald, der dort aufgeforstet werden sollte. Und diese geschützte Orchidee wollten die angehenden Biologen nun retten. Was übrigens auch deshalb eine gute Idee war, weil das gefleckte Knabenkraut eine wunderhübsche Pflanze ist. Die einzelnen Blütenblätter haben mitnichten Flecken. Es sind eher sehr unterschiedlich gezeichnete mäandernde Linien um einen von wem auch immer gedachten Mittelpunkt. Diese Linien vermitteln den Eindruck des Flecks.

So oder so stand das Gefleckte Knabenkraut schon damals auf der Roten Liste wie heute viele Orchideen in Deutschland. Die beiden Biologiestudenten überredeten also den Eigentümer dieses Stückchens Land im Naturschutzgebiet, es nicht zu verkaufen, sondern an sie zu verpachten. Die einleuchtende Argumentation: Bei Verkauf bringt es einmal Geld, bei Verpachtung zwar weniger, dafür aber dauerhaft.

Das Problem daran war nur, dass die beiden Studenten das Geld für die Pacht gar nicht hatten. Auch die Mittel für die Pflege der Wiese hätten auf Dauer gefehlt, denn die hätte mindestens einmal im Jahr gemäht werden müssen, um den Orchideen ihr Biotop zu erhalten. Wenn der Wald sich durch natürlichen Aufwuchs dort nämlich selbst verbreitet, ist es auch aus mit den Wiesenorchideen wie Knabenkraut und Frauenschuh.

Die Lösung, wenn auch noch einmal mit einer Investition verbunden, waren Wiederkäuer: Die beiden bauten einen Weidezaun um ihr Pachtland und kauften drei Jungrinder. Sie sorgten für ausreichend Wasser und besuchten die Tiere täglich auf der Wiese, die nun eine Weide geworden war. Am Jahresende dann verkauften sie die Rinder. Der Erlös trug die Pacht. Und die Orchideen vermehrten sich sogar, und nicht nur sie. Das erstaunte die angehenden Biologen. Eigentlich hatten sie die Aufforstung verhindern wollen, um etwas zu bewahren. Sehr typisch für die Ziele des Naturschutzes: etwas Bestehendes erhalten. Hier aber war nicht nur erhalten worden, sondern Neues erstanden. Sehr typisch für die Natur: dynamische Entwicklung.

Das war dann auch die Entdeckung der beiden Studenten: Beweidung hilft dem Naturschutz; allerdings nur, wenn man die Weiden nicht zur Wiese macht, also nicht ständig mäht. Durch die Beweidung lassen sich naturnahe Landschaften gestalten, wiederherstellen und erhalten, die zu den artenreichsten unserer Breiten gehören – auch wenn die Tiere Orchideen wegknabbern, die andere Naturschützer gerne einzeln einzäunen würden.

Um das an dieser Stelle schon mal klarzumachen: Naturschutz ist nicht gleich Naturschutz. Es gibt da konträre Ansichten zum Umgang mit staatlich geschützten Gebieten oder solchen, die Naturschutzorganisationen gekauft haben, um darauf nach ihren Vorstellungen zu wirtschaften oder wirtschaften zu lassen.

Die einen Naturschützer zäunen ein und lassen auf Grasland zu sehr genau bestimmten Zeitpunkten mähen, um einzelne Pflanzen zu befördern, sie also quasi vor natürlichen Wuchsfeinden zu schützen. Wenn sie ihre Flächen in Pacht und zur Pflege überlassen haben, hindern sie die Bäuerinnen und Bauern oft daran, vor dem einmal festgelegten und vertraglich fixierten Datum zu mähen oder zu beweiden. Auch wenn früheres Bearbeiten der Flächen oder früheres Auftreiben der Tiere, in so manchem Jahr aufgrund der Witterung durchaus sinnvoll und sogar im Sinne des Naturschutzes wäre. Das sind dann die Situationen, in denen die eine Seite an der Kompetenz der anderen zweifelt. Bäuerinnen und Bauern wissen, dass sich die Natur nicht am Kalender orientiert.

Die anderen Naturschützer mähen nicht und lassen stattdessen Tiere laufen, weil sie ganze Biotoplandschaften erhalten, oder besser: überhaupt erst einmal aufbauen, entstehen lassen, neugestalten wollen. Dieses zweite Konzept klingt entspannter – und das ist es auch. Gleichzeitig aber ist es mit sehr viel mehr Arbeit verbunden, zumal im Kopf. Der europäische Naturschutz muss sich dafür nämlich von seinen alten Konzepten des Konservierens und Bewahrens verabschieden. Diese überkommene Konzeption vertreten aber immer noch die meisten der Naturschützerinnen und Naturschützer und ihre Organisationen.

Auch Gerd Kämmer ist mit seinem Kommilitonen zusammen damals mit einem solchen Konservierungskonzept gestartet. Die beiden waren am Anfang eher erstaunt, dass es die als notwendig erlernten Pflegeeingriffe auf ihrer Orchideenweide gar nicht brauchte. Dabei ist das Mähen von Wiesen gerade für den Erhalt der geschützten Orchideen die noch immer überall propagierte und auch durchgeführte Maßnahme. Der Landkreis Starnberg mäht, der Nabu Unna in Bergkamen mäht, die Hoppe-Stiftung mäht im Naturpark Kyffhäuser, die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz mäht im Tecklenburger Land und so weiter und so fort. Die Liste lässt sich beliebig verlängern.

»Das Mähen«, sagt Gerd Kämmer heute, »ist einer der größten Fehler, die der Naturschutz macht. Damit erhalten wir vielleicht die eine Art, vernichten aber gleichzeitig ganze Lebensgemeinschaften, die wir nicht einmal kennen, weil die vorher niemand untersucht und bestimmt hat.« Die beiden Biologiestudenten hatten damals in den 1980er-Jahren in den Fröruper Bergen auch nicht einzelne Orchideen ausgezäunt, sondern nahmen in Kauf, dass sie von ihren Rindern abgefressen werden. So wie das in der Entwicklungsgeschichte der Orchideen Wildrinder und Hirsche schon immer gemacht haben.

Wobei das für die beiden Studenten anfangs eher aus der Not geboren war; sie hatten schlicht nicht die Mittel, die Wiese zu mähen, also machten sie sie zur Weide. Nach über dreißig Jahren Erfahrung mit extensiver Beweidung durch robuste Rinderrassen legt der Bunde-Wischen-Vorstand sich heute fest: »Diese Form der Beweidung ist der Weg zu der artenreichsten Landschaft, die wir in unseren Breiten haben. Sie ist die beste Form von Artenschutz.« Sie ist die Antwort auf die Biodiversitätskrise. Dabei ist sie gleichzeitig Klimaschutz, denn im Boden der Weiden bindet der Humus mehr Kohlenstoff als im Wald und – für die nächsten Trockenperioden wichtig – auch mehr Wasser.10 Nur das Moor kann das noch besser.

An dieser Stelle muss vielleicht erneut gesagt werden, dass Humusaufbau im Boden nichts Lapidares ist. Bei der Klimakonferenz in Paris 2015 haben die Franzosen die sogenannte »Vier-Promille-Initiative« ins Leben gerufen. Die geht von der Berechnung aus, dass vier Promille mehr Humus, den wir in allen landwirtschaftlich genutzten Böden weltweit jedes Jahr aufbauen, den gesamten zusätzlichen Treibhausgasausstoß im Boden versenken würden, den die Menschheit verursacht. Jahr für Jahr, in jedem Jahr, in dem wir das schaffen würden. Das würde bedeuten, dass die Landwirtschaft Zeit gewinnen kann für den Kampf gegen die Klimakrise. Deutschland hat damals in Paris die Initiative befürwortet und das bundeseigene Thünen-Institut in der Folge errechnet, dass das hierzulande auch viele Jahre funktionieren würde. Bis die Böden mit Humus gesättigt sind, wovon wir aber noch weit entfernt sind.11 Nur geschehen ist seitdem wenig.

Die Pflege ganzer Landschaften mit Robustrindern schafft viel von diesem Humusaufbau im Boden und ist gleichzeitig die perfekte Versöhnung von Landwirtschaft und Naturschutz: Sie ist Landwirtschaft als Naturschutz. Allerdings entspricht sie nur einer bestimmten Auffassung von Naturschutz, der eine andere entgegensteht. Die Versöhnung von Naturschutz mit Naturschutz, insbesondere Artenschutz, wird hier noch Thema sein müssen.IV Bleiben wir zunächst bei den Tieren, denn diese Art der Landwirtschaft kann auch noch etwas ganz anderes sein: die Erfüllung aller Forderungen nach mehr Tierwohl.

Schuss auf der Weide

Es ist acht Uhr an einem Sommermorgen. Auf einer der Weiden von Bunde Wischen bei Schleswig steht eine Gruppe von Galloways unter einer Baumhecke. Ihren ersten Gang über die Weide haben die Rinder hinter sich. Jetzt stehen die meisten von ihnen im Schatten und käuen wieder, was sie zuvor gefressen haben. Einige haben noch nicht genug, sie sind noch beim Grasen.

Diese Weide gehört nicht zu einer der großen, zusammenhängenden Weidelandschaften, sondern hat eine besondere Funktion. Die Galloways sind vor ein paar Tagen oder auch Wochen eigens dafür hierhergebracht worden. Die Weide ist immer noch einige Hektar groß, so dass eine Gruppe von Rindern problemlos satt wird. Aber die Bäume gehören hier nicht zum Weideland, sie begrenzen das abgezäunte Gebiet.

Am Rand der Weide treffen sich an diesem Morgen vier Männer bei einem kleinen Pritschenlaster, einem Pickup mit Anhänger und einem Traktor mit Frontlader und Gabel. Gerd Kämmer holt ein Gewehr aus dem Pickup, packt es aus der Hülle, prüft das Zielfernrohr und lädt das Magazin. Dann legt er die Waffe auf die Pritsche des Lastwagens und klettert hinterher. Der Fahrer steigt in den Wagen – es geht los.