Die Kraft der Rituale - Catherine Herriger - E-Book

Die Kraft der Rituale E-Book

Catherine Herriger

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Beschreibung

Die verbindende Kraft von Hochzeitsritualen und die tröstende Botschaft von Trauerritualen sind jedermann bekannt. Doch sind Rituale durchaus nicht auf die spektakulären Momente unseres Lebens beschränkt: Rituale schaffen Bezug, ohne Rituale kann keine tatsächliche Kommunikation stattfinden – so lautet der Kernsatz dieses Buches. Rituale sind verantwortlich für erfolgreiche Kommunikation, für ein gutes Betriebsklima, für Nähe und Abgrenzung in Familien und Beziehungen. Anschaulich und einfühlsam zeigt die renommierte Psychotherapeutin und Kommunikationsberaterin Catherine Herriger auf, wie man durch die gezielte Entwicklung von eigenen Ritualen im persönlichen Alltag und im Beruf erfolgreicher mit anderen Menschen umgehen kann – und wie kreative und bezugsfördernde Energien freigesetzt werden können.

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Seitenzahl: 123

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Catherine Herriger

Die Kraft der Rituale

Macht und Magie unbewußter Botschaften im Alltag

Edel eBooks

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Copyright dieser Ausgabe © 2014 by Edel eBooks, einem Verlag der Edel Germany GmbH, Hamburg. Copyright © 1993 by Catherine Herriger

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München.

Covergestaltung: Agentur bürosüd°, München

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-95530-580-2

edel.comfacebook.com/edel.ebooks

Inhalt

EINLEITUNG

DER WUNSCH NACH ERFOLG

KOMMUNIKATION ALS BEZUG

MAGISCHE HEILUNGEN – FRAU MARA UND CO.

Der Fall der Hautflechte

Der Fall der Nikotinsucht

Der Fall der Kinderlosigkeit

Rituale: Bezug zu sich und zu anderen

Die (Beschwörungs)Kraft der Rituale

GESELLSCHAFTLICHE RITUALE

Das Trauer-Ritual – der Umgang mit Negativ-Gefühlen

Das Hochzeits-Ritual – Mut zu neuen Wegen oder ein alter Zopf?

Das Geburtstags-Ritual – Ausdruck einer Wertschätzung

Die Botschaften der Gesellschafts-Rituale

GESCHÄFTS-RITUALE

Kauf-Rituale – Wertschätzung von Ding und Mensch

Kommunikativ-Rituale im Unternehmen – Schlüssel zu Motivation und Loyalität

Hierarchie-Rituale – Ordnung muß sein

Verhandlungs-Rituale – ein stimmiger Reigen

Eröffnungs-Rituale – Werkzeug der Berufs-Kommunikatoren

ALLTAGS-RITUALE

Morgen-Rituale – unsere Art, den Tag zu beginnen

Eigene Eröffnungs-Rituale

Abgrenzungs-Rituale

Das Entschlüsseln von Botschaften

Kreativ-Rituale

Zweisamkeits-Rituale

Rituale als Schutz

NACHWORT: MACHT UND MAGIE DER RITUALE

LITERATURVERZEICHNIS

EINLEITUNG

1590 trafen gottlose Männer und Frauen im Dorf North Berwick (Schottland) zusammen, um in einer leerstehenden Kirche ein grausiges Ritual zu vollziehen. Die Hexer beabsichtigten, über dem Meer einen gewaltigen Sturm zu entfachen, der den Lauf der Geschichte Schottlands ändern sollte.

Sie wählten eine kleine, verängstigte Katze als Ritualträger. Das unglückselige Tier wurde getauft, dann auf grausame Art gequält, indem es immer wieder durch ein loderndes Feuer gescheucht wurde. Dann banden die Hexer die abgeschnittenen Hände und Füße eines toten Mannes an die Pfoten der Katze und befestigten das Geschlechtsteil des Verstümmelten am Bauch des Tieres. Nach dieser Prozedur wurde das Opfer ins Meer geschleudert. Sofort zeigte sich die Wirkung des satanischen Rituals: ein schreckliches Unwetter braute sich zusammen! Ein Schiff wurde zerschmettert und riß zahlreiche Seeleute in den Tod. Aber das Unheil, das die Hexer von Berwick mit ihrem Ritual anrichten wollten, wurde durch göttliche Gewalt vereitelt. Das Schiff, das in jener Nacht den schottischen König, seine Majestät Jakob VI., von Dänemark aus übers Meer setzen sollte, blieb vom Sturm verschont – zum Ärger der Hexenbrut.

Diese Geschichte über magische Rituale regt unsere Phantasie an. Wir alle haben schon ähnliche Geschichten und Märchen gehört und erzählt, die uns eine angenehm-schauerliche Gänsehaut verspüren ließen. Doch ist die Verwendung von Ritualen mitnichten nur in solchen Erzählungen zu finden und ausschließlich magischen Handlungen und Absichten Vorbehalten. Ursprünglich kennen wir Rituale aus dem kirchlich-religiösen Bereich, wie zum Beispiel die regelmäßig wiederkehrenden »heiligen« Handlungsabläufe in der katholischen Liturgie.

Eine rituelle Handlung bezweckt stets, sei es bewußt oder unbewußt, eine bestimmte Wirkung – etwas wird beschworen. Im allgemeinen sollen positive Kräfte »geweckt« werden, wie etwa der göttliche Beistand im Gebet, im Gottesdienst, in der heiligen Messe – im Gegensatz zu dem bereits erwähnten grausamen Ritual, das satanische (negative) Kräfte heraufbeschwören sollte.

Rituale erschöpfen sich aber keineswegs im Magischen. Unser Alltag ist durchzogen von einem Netz teilweise unerkannter Rituale, sei es nun im privaten, im beruflichen oder im gesellschaftlichen Bereich.

Jeder von uns gebraucht fast täglich rituell-magische Beschwörungen und Handlungen, ohne es zu bemerken oder sich groß Gedanken darüber zu machen. Aussprüche wie: »Hals und Beinbruch«, »Kopf hoch«, »Weidmannsheil«, »Mast- und Schotbruch«, »Mach’s gut«, »Halt die Ohren steif«, »... wird schon schief gehen«, »Spuck über die linke Schulter« usw. sind uns allen geläufig. Selbst unser Tagesablauf ist geprägt von rituellen Handlungen, die bei uns ein gutes Gefühl »heraufbeschwören« sollen. Es können kleine und liebe und vertraute Rituale sein, etwa daß wir, um leichter abschalten zu können, beim Nachhausekommen regelmäßig – noch bevor wir den Mantel oder die Jacke ablegen – die Aktentasche auspacken, Musik anstellen, das Fenster öffnen, Kaffeewasser aufsetzen oder uns kurz entspannt hinsetzen und die Beine hochlegen ...

Kurz: wir können Rituale in allen persönlichen Belangen antreffen – es genügt, unseren Sinn für ihre Wirkungsweise zu schärfen, um deren positive Kraft erkennen und nutzen zu können. Weder Situationen noch Interaktionen im zwischenmenschlichen Bereich können erfolgreich verlaufen ohne das Berücksichtigen und Einsetzen von Ritualen.

Rituale sind das Schmieröl im menschlichen Getriebe.

DER WUNSCH NACH ERFOLG

Sie möchten erfolgreicher sein? Besser und effizienter arbeiten, aber gleichzeitig Ihr Leben genießen? Gute und befriedigende Beziehungen haben und leicht Zugang und Ansprache finden zu anderen Menschen? Sich gewisse materielle Ansprüche erfüllen können?

Ist es das, was Sie sich wünschen? Zwar haben Sie es teilweise erreicht, doch Sie stoßen nach wie vor in vielen Bereichen auf Blockaden. Und meistens haben diese Hemmschwellen – sei es im privaten oder im beruflichen Bereich – irgendwie mit Menschen zu tun. Der vielzitierte Satz »all business is human« ist nur zu wahr. Überall und ständig steckt der menschliche Faktor dahinter, ob es jetzt mit Hindernissen und sich wiederholendem Ärger im Arbeitsbereich zu tun hat oder damit, daß es immer wieder zu Reibereien kommt mit den Nachbarn: all business is human.

Dann gibt es eine Kategorie Menschen, die scheint von den Göttern geküßt zu sein – fast alles gelingt ihnen, sie eilen von Erfolg zu Erfolg, werden umschwärmt und dementsprechend von den weniger Begünstigten heftig beneidet.

Alle sind wir am Schlüssel zu diesen erfolgsgekrönten Werdegängen interessiert. Es muß doch ein Geheimnis, ein Erfolgsrezept dahinterstecken! Biographien werden gesucht und verschlungen, die uns vom Titel her versprechen, daß endlich die Schleier gelüftet und die Rezepte vermittelt werden, wie und warum die oder die Persönlichkeit den Weg an die Spitze, zum Ruhm, zu einem Vermögen geschafft hat ... oder jemand so beliebt und umschwärmt wird ... Aber all diese Bücher sind dann doch enttäuschend – denn sie erzählen, meistens in der Ich-Form, von Einsatz, Arbeit, Fleiß, Ehrgeiz und wenig Schlaf. Und das alleine kann es wohl kaum sein, denn fleißig, ehrgeizig und arbeitsam sind wir alle (mehr oder weniger). »Aha ... klar ... natürlich!«, meinen dann viele zu erkennen, »mit den richtigen Kontakten ist der Weg zum großen Erfolg schon zu schaffen, eigentlich eine Kleinigkeit. Aber unsereiner ...« Und dann ist wieder der Ausgangspunkt erreicht, der besagte, daß es in unserer Gesellschaft eben Erfolgreichere und weniger Erfolgreiche gibt.

Dem kann wohl nicht so sein. Denn auch diese Erfolgreichen haben einmal mit wenig begonnen. (Die, welche ohne eigenes Dazutun einfach Papas Imperium geerbt haben, sind eindeutig in der Minderheit.) Wer die Lebensläufe genau verfolgt, wird bemerken, daß selbst die Allererfolgreichsten einige Male schmerzlich auf die Nase fielen: Fehlkalkulationen, verlangsamter Aufbau, finanzielle Nöte usw. Die eindeutige Zielgerade zum Erfolg ist bloß ein gern geglaubter Mythos.

Als Lee Iacocca, ein weltbekannter amerikanischer Konzernleiter, nach dem Geheimnis seines Erfolges gefragt wurde, zuckte er nur die Schultern und meinte: »Just do it!« Das ließe die Annahme zu, es sei damit getan, keinerlei Angst zu kennen, oder zumindest die eigenen Ängste anzupacken und vorwärts zu schreiten. Diese Erklärung kann nicht genügen, denn angstfreie Leute gibt es viele, und die sind nicht unbedingt erfolgreich, weder beruflich noch privat. Vielleicht gerade weil sie allzu angstfrei sind, fehlt ihnen ein gewisses Maß an Vorsicht und Rücksicht – und Dinge beginnen schiefzugehen.

Was also kennzeichnet erfolgreiche Menschen? Was haben diese Menschen Spezielles an sich, daß ihnen so vieles leichter fällt? In den seltensten Fällen sind es uns unangenehme Persönlichkeiten – ganz im Gegenteil. Im Allgemeinen wirken diese mit Erfolg Gesegneten offen und freundlich, plaudern gerne, haben eine gute und sichere Art, sich zu bewegen, und scheinen mit sich zufrieden zu sein.

Wir fühlen uns wohl in ihrer Gegenwart und erzählen nachher etwas wie: »So nett, gar nicht eingebildet, so unkompliziert, irgendwie ganz anders, als man sich’s vorstellt ...« Was ist denn nun wirklich anders? Es scheint etwas mit der Wirkung auf andere zu tun zu haben – mit dem unmittelbaren Klima, das jemand um sich herum schafft. Menschen, die ein positives, aufmunterndes, motivierendes Klima um sich verbreiten, gehören sicher in eine andere Kategorie als die, welche es anderen erschweren, überhaupt das Wort an sie zu richten. Worauf gründet so ein »offenes« Klima, das zum Austausch anregt? Es scheint, als würde der Betreffende eine deutliche Einladung an andere signalisieren. So als würde er sagen: »Kommt her zu mir, ich bin interessiert an euch, ich bin neugierig, laßt uns miteinander sprechen.«

Betrachten Sie doch einmal nach diesen Gesichtspunkten Menschen, wie sie sich in einer Gesellschaft bewegen und benehmen. Wer strahlt diese fast magnetische An-ziehung aus, und wer gehört zu den sogenannten Mauerblümchen, die unbeachtet am Rande stehen? In welche Kategorie ordnen wir jetzt die Erfolgreichen ein? Wohl kaum bei den sprachlosen Mauerblümchen ... Der Weg zum Erfolg hat, nebst Arbeit, anscheinend viel mit einer ganz bestimmten Ausstrahlung tun. Aber wie genau läßt sich dieses gewisse Etwas fassen? Wie kann man es für sich nutzbar machen?

Und so hasten Heerscharen von Frauen und Männern von einem Kommunikationstraining zum andern – immer in der Hoffnung, erfolgreicher zu werden, besagten Schlüssel zum Glück zu finden. Sie lernen Gesprächstechniken einsetzen, körpersprachliche Signale erkennen usw. usf. – doch an ihrem ureigensten kommunikativen Verhalten, an ihren Beziehungsmustern ändert sich dabei selten etwas. Vielmehr stolpern sie nach wie vor über ihre alten zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, fühlen sich zunehmend in ihrem Selbstwertgefühl verunsichert. Dadurch glauben sie, als einziger etwas ganz Wesentliches nicht begriffen und deshalb versagt zu haben.

Hier weist dieses Buch einen neuen Weg. Es vermittelt mehr als ohnehin bekannte kommunikative Einsichten und Verbesserungen – es geht an die Wurzeln zwischenmenschlichen Verhaltens heran und erklärt, warum Menschen sich spontan näherkommen oder sich ohne ersichtliche Gründe voneinander distanzieren. Denn die Art und Weise, wie Menschen mit sich und untereinander umgehen, unterliegt bestimmten, teilweise unbewußten Botschaften und Spielregeln. Wie können wir diese erkennen? Was bedeuten sie für uns? Wie können wir sie für uns nutzen?

Machen wir uns also auf den Weg, dieses geheimnisvolle Regelwerk der zwischenmenschlichen Kommunikation Schritt für Schritt aufzudecken. Versuchen wir doch, einen wirklich wirksamen Schlüssel in die Hand zu bekommen, um besser mit unseren Mitmenschen und mit uns selbst umzugehen – um uns damit den Weg zu Glück und Erfolg frei zu machen!

Erfolg durch Kommunikation

KOMMUNIKATION ALS BEZUG

Was ist denn Kommunikation? Sicher nicht nur »richtig reden«. Es gehört mehr als das dazu, um eine Mitteilung klar verständlich zu machen, um eine Botschaft »rüberzubringen«, einem Menschen nahezukommen, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen und ein persönlich-vertrauliches Klima zu schaffen.

Text, Illustration – und was noch?

Wir können uns erfolgreiche Kommunikation als Pyramide vorstellen mit drei verschiedenen Ebenen (Segmenten), wovon die unteren zwei allgemein bekannt sind. Schauen wir uns das an:

1. Informative Ebene

A erzählt B ein Ereignis. Er formuliert mit Hilfe von Worten – »Texten« – eine ihm wichtige Aussage.

Dieser Vorgang spielt sich auf der unteren, auf der 1. Ebene der Kommunikations-Pyramide ab.

2. Beschreibende Ebene

Während des Erzählens beschreibt, »illustriert«, A zusätzlich sein Erlebnis durch

– Tonfall

– Gestik

– Mimik

Von daher verstehen wir, warum Kommunikation, die auf schriftlichem Weg erfolgt, einseitig ist und leicht zu Mißverständnissen führen kann. Auf dem schriftlichen Weg fehlt jegliche »Illustration« durch Gestik, Mimik und Tonfall – auf dem telefonischen Weg ist zwar der Tonfall dabei, es fehlt jedoch an Mimik und Gestik. Die Kommunikation ist somit auf beiden Wegen mangelhaft und muß von daher als bloße Information bezeichnet werden. Auf rein informativer Ebene können sich Menschen nicht wirklich nahekommen.

Vorsicht:

Informationen ohne Illustration durch Gestik, Mimik und Tonfall sind einseitig und bergen die Gefahr von Mißverständnissen.

Solange eine Aussage mit Tonfall, Mimik und Gestik übereinstimmt, »stimmt es« für uns, und wir hören weiter aufmerksam zu. Aufgescheucht werden wir dann, wenn wir eine Diskrepanz wahrnehmen, also ein Auseinanderklaffen von Text und Illustration. Hier künden sich Unsicherheiten und Unehrlichkeiten an.

Zum Beispiel jemand, der mit einem abweisenden Gesichtsausdruck sagt, er freue sich über den spontanen Besuch einiger Freunde. Er wird dadurch eine andere und unstimmige Botschaft vermitteln, als wenn er dieselbe Aussage mit einem freudigstrahlenden Gesicht gemacht hätte.

Hingegen braucht eine einladende Geste mit der Hand, begleitet von einem Lächeln, keiner zusätzlichen Worte, um die stimmige Botschaft zu vermitteln, daß jemand aufgemuntert wird, begrüßt, gelobt – also Akzeptanz und Anteilnahme gezeigt wird.

Ein entgegenkommendes Vorbeugen des Oberkörpers sagt mehr aus über das ehrliche Interesse eines Zuhörenden als ein häufig gemurmeltes »jaja ... aha ... ja«, das durch den umherschweifenden Blick als unstimmige Botschaft empfunden wird.

Überhaupt der Blick! In jedem Kommunikations-Seminar wird über die Wichtigkeit von Augenkontakt gesprochen. Warum? Blicke schaffen Kontakte, zwei Menschen berühren sich optisch erstmals. Augenkontakt kann signalisieren: »Ich nehme dich wahr. Sieh auch du mich an. Laß uns einen Dialog eröffnen, aufeinander zugehen.« Blicke halten fest und können intensive Momente schaffen. Man denke da nur an den Augenkontakt zweier Verliebter, der ohne Worte gegenseitig Botschaften vermittelt. Und: wer kennt nicht den Ausspruch: »Wenn Blicke töten könnten!« Hier erfolgt auch eine Botschaft, aber im negativen, fast tätlichen Sinne – ebenfalls wortlos und trotzdem eindeutig. Nicht umsonst heißt es, daß Augen Seelenfenster sind – so oder so.

Stellen Sie gerade fest, daß Ihnen das alles mehr oder weniger bekannt ist? Daß Sie eigentlich sehr wohl wissen, was Kommunikation ist? Und doch machen Sie die Erfahrung, wie Ihr kommunikatives Verhalten immer wieder unzureichend ist und häufig zu Mißverständnissen führt. Trösten Sie sich: Es geht nicht nur Ihnen so.

Trotz Hunderter von arbeitsamen Stunden in Kommunikationsseminaren stellen Kursteilnehmer immer wieder fest, daß sie wohl Kommunikationstechniken erlernt und begriffen haben, trotzdem aber nicht in der Lage sind, damit umzugehen, das heißt, das Gelernte umzusetzen. Dazu einige Aussagen von ehemals eifrigen und lernwilligen Seminarbesuchern:

– »Im Seminar schien alles so klar und einsichtig. Kaum war ich zurück an meinem Arbeitsplatz, wirkte alles anders. Meine Mitarbeiter schienen gar nicht zu bemerken, daß ich ›sicherer und selbstbewußter‹ auftrat und mehr ›Führungspotential‹ entwickelt hatte. Es war äußerst frustrierend.« (Verkaufsleiter, 27 Jahre)

– »Ich habe gelernt, ›offen‹ in die Augen meines Gegenüber zu schauen und ›klar und deutlich‹ meine Anliegen vorzubringen. In beiden Kursen gelang mir das vorzüglich – ich war stolz auf mich. Kaum aber forderte mein Chef mich auf, ihm Kaffee zu holen, war es um mein ›neues Selbst-Bewußtsein‹ geschehen. Und da er mich ohnehin nicht anschaute, bot sich mir gar keine Gelegenheit, meine neuerworbene ›Augenkommunikation‹ anzuwenden. Statt dessen holte ich ihm brav – wie üblich innerlich wutschnaubend – seinen Kaffee, den er – wie üblich ohne jeglichen Dank – entgegennahm.« (Kaufmännische Angestellte, 43 Jahre)

– »Meine Sprache hat sich in dem Rhetorikkurs deutlich verbessert. Ich spreche jetzt akzentuierter, freier und gut verständlich. Ich habe ein deutliches Feedback in meiner Firma wegen meiner ›verbesserten Kommunikation‹. Ich wurde von allen Kollegen sehr gelobt. Aber anläßlich einer neuen Präsentation, um die vorzutragen ich mich bemüht hatte, lächelte mich mein Abteilungsleiter nur an und meinte, es sei noch zu früh für mich, ich hätte doch deutliche ›Kommunikationshemmungen‹. Worauf es mir wieder glatt die Sprache verschlug und ich vergaß, wie ich meine ›Bedürfnisse deutlicher formulieren‹ sollte.« (Autoverkäufer, 34 Jahre)