Die Monte Carlo Menage - Kitty Darling - E-Book
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Kitty Darling

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Beschreibung

Zwei Männer, zwei Frauen, und alle stehen aufeinander. Kann das gutgehen? Mit 22 beendet Sandy ihre Tenniskarriere, während ihre beste Freundin Katie nach einem Grand Slam Sieg den Thron des weißen Sports besteigt. Die beiden Frauen, die sich jahrelang neben offiziellen Hetero-Beziehungen im stillen Kämmerchen gegenseitig zu himmlischen Höhepunkten geführt haben, entfernen sich voneinander. Sie hat keinen Beruf, dafür aber haushohe Schulden und kein Dach über dem Kopf. Was tun? Au-pair? Animateurin im Club-Hotel? Von wegen!: sie wird persönliche Tennistrainerin und "Gesellschafterin" von Hollywoods Herzensbrecher Daniel Carlington? Daniel Carlington, bibeltreuer Hollywood-Star, wird beim Wichsen auf das Foto des vermeintlich homosexuellen Tennisstars Juan Dolores erwischt. Er flüchtet von L.A. nach Monte Carlo, wo das Objekt seiner Begierde wohnt. Tara Silvers hat nach etlichen Schönheits-OPs eine gigantische Oberweite, mit der zwar ihr Fake-Freund Juan nichts anfangen kann - Sandy dafür umso mehr. Daniel hat Millionen auf dem Konto, einen Entzug hinter sich, keine Aufträge und seit acht Jahren keinen Sex. Als die mit einem Minirock bekleidete Sandy an seiner Balkonbrüstung lehnt und auf das tiefblaue Meer starrt, sieht er nur ihre endlos langen Beine - und ihren geblümten Schlüpfer. Das wäre ein Grund, sie nicht rasant sexy zu finden. Wie gesagt: Wäre ... Nicht nur seine Welt gerät gehörig aus den Fugen. Wer will was von wem? Und wer wird was bekommen?

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Inhaltsverzeichnis

Die Monte Carlo Mènage

1. Sandy

2. Sandy

3. Daniel

4. Sandy

5. Sandy

6. Daniel

7. Sandy

8. Daniel

9. Sandy

10. Daniel

11. Teil 2

12. Sandy

13. Daniel

14. Sandy

15. Daniel

16. Sandy

17. Daniel

18. Sandy

19. Daniel

20. Sandy

21. Daniel

22. Sandy

23. Teil 3

24. Sandy

25. Daniel

26. Sandy

27. Daniel

28. Sandy

29. Daniel

30. Sandy

31. Daniel

32. Sandy

33. Daniel

34. Sandy

35. Daniel

36. Sandy

37. Daniel

38. Sandy

39. Daniel

40. Sandy

41. Daniel

42. Sandy

43. TEIL 4

44. Sandy

45. Daniel

46. Sandy

47. Daniel

48. Sandy

49. Sandy

50. Sandy

51. Daniel

52. Epilog

Liebe Conny,

 

viel Vergnügen beim Lesen!

 

Die Monte Carlo Mènage

Gesamtausgabe

 

von Kitty Darling

 

 

1. Sandy

 

Mit einem wohligen Seufzer legte ich mich auf den Bauch und stützte das Kinn auf die Hände. Vor uns erstreckte sich der türkisblaue Pool, über uns ein schützendes Sonnensegel und dahinter ein strahlend blauer Frühlingshimmel. Wir befanden uns in Marbella, genauer gesagt im Garten der Ferienvilla von Katies Eltern, wo uns in den nächsten Stunden niemand stören würde.

Wir kamen gerade aus dem Wasser, die letzten Tropfen trockneten noch auf unserer Gold gebräunten Haut. Ich war so entspannt und glücklich wie lange nicht mehr und hätte Katie am liebsten umarmt, geküsst, gestreichelt und geliebt. Das ging nur leider nicht, denn bislang hatte sie keine Anzeichen gemacht, dass sie die Zeit ohne ihren Freund für erotische Abenteuer mit mir nützen wollte. Davon war ich ausgegangen, denn seitdem sie mit ihrem Manager, dem millionenschweren Tom Farthing liiert war, wollte sie von Frauen nichts mehr wissen. Das war jammerschade, geradezu eine Sünde, denn Katie war nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Granate im Bett, die ihre Zunge, Lippen und Finger schwindelerregend einzusetzen wusste. Ich vergötterte sie für ihren Erfolg und Sexappeal, ihre Leidenschaft und Hingabe. Allein der Umstand, dass sie neben mir lag und ich sie atmen hörte, verursachte ein Kribbeln auf meiner Haut und ein Ziehen in meinem Unterleib. Dabei kannte ich sie schon mein halbes Leben!

Wir waren seit unserem elften Lebensjahr eng befreundet. Ich mochte sie von Herzen gern und wollte die knappe Zeit mit ihr genießen. Zudem spürte ich, dass sich unsere Freundschaft aufgrund der äußeren Umstände dem Ende zu neigte. Diese Vorahnung war jedoch so unerträglich, dass ich mich auf keinen Fall damit beschäftigen wollte. Doch wie war es überhaupt so weit gekommen? Das war eine lange Geschichte, davon nur so viel: Elf Jahre lang waren wir zuerst im Tennisinternat, dann auf der Profi-Tennistour unzertrennlich gewesen, hatten uns Trainer, Mietautos und schäbige Hotelzimmer geteilt. Und dabei jahrelang miteinander Sex gehabt. Weil die andere da war, weil es schön war. Doch dann änderte sich quasi über Nacht alles.

Vor zwei Monaten gewann Katie nämlich völlig überraschend die Australian Open, eines der größten Tennisturniere überhaupt. Seitdem rangierte sie auf Platz 17 der Weltrangliste und verdiente als Sportass und Werbeikone Millionen. Während sie also mit einem Mal in Geld schwamm, nagte ich am Hungertuch. Denn wenn eine Tenniskarriere scheitert, bevor sie richtig Fahrt aufnimmt, sitzt man auf einem Haufen Schulden. So wie ich. In meinem Fall auf einem Berg in Höhe von knapp 120.000 Euro. Einen kleinen Teil davon hatte ich von der Bank, den größten jedoch von Familienfreunden und Bekannten geborgt. Von ehemaligen, sollte ich ehrlicherweise hinzufügen, da die wenigsten nach meiner Kapitulation noch gut auf mich zu sprechen waren. Im Gegenteil: Die meisten scharrten bedrohlich mit den Hufen und drückten ordentlich aufs Gas. Sie konnten oder wollten einfach nicht verstehen, dass das nichts half, weil der Kurs im Geld-Herbei-Hexen auf Jahrhunderte im Voraus ausgebucht war. Zu allem Überfluss durften meine Eltern von der Misere nichts wissen, da sie mein Ziel, es im Tennis so weit zu bringen wie es Katie gelungen war, stets boykottiert hatten.

Um es kurz zu machen. Ich hatte bald keine Katie mehr, dafür aber jede Menge Schulden und nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich sie jemals abstottern sollte.

Doch daran wollte und würde ich jetzt nicht denken!

Ich holte tief Luft und schaute unter halb geöffneten Lidern träge zu meinem Engel hinüber. Sie sah wie immer atemberaubend aus. Ihr braunes langes Haar war von teuren Strähnchen durchzogen und umrahmte sanft ihr herzförmiges Gesicht mit den sanft geschwungenen Lippen, die so leidenschaftlich küssen konnten. Leider – oder zum Glück – lag sie auf dem Bauch, denn allzu gern hätte ich ihre festen, runden Brüste bestaunt, die perfekt in meine Hände passten und so empfindlich auf meine Liebkosungen reagierten. Bei der Erinnerung an unsere gemeinsamen Erlebnisse zog es so sehnsüchtig zwischen meinen Beinen, dass ich leise aufstöhnte.

Sie musste meine Unruhe spüren, denn sie hob die Lider und kurz ertrank ich in dem tiefen Blau ihrer Augen. Hingerissen lächelte ich sie an.

„Ich freue mich so, dass du da bist“, flüsterte sie.

Ich musste schlucken, bevor ich sprechen konnte. „Ich mich auch, obwohl ein Tag wirklich nicht viel ist. Aber ich weiß ja, wie anstrengend das Leben auf Tour ist. Danke für die Einladung.“

Sie lächelte. „Es ist mir doch selbst ein Vergnügen. Dank mir lieber dafür, dass ich Tom nach Sevilla geschickt habe.“

„Ach?“ Ich kicherte aufgeregt und ließ meinen hungrigen Blick über ihre verführerischen Kurven schweifen. Ihr knackiger Hintern ragte fast nackt in die Höhe, nur ein kaum sichtbarer String durchzog die Pofalte und spannte sich über die schlanken Hüften. Ich hätte zu gern mit beiden Händen in die pralle Pracht gegriffen, sie geknetet und geleckt.

Was meinte sie mit „selbst ein Vergnügen“? Hatte sie etwa doch Lust? Sie atmete schwer ein und wandte sich von mir ab. Schade. Schade auch, dass sie das Thema wechselte und mich damit aus einem wohlig warmen Whirlpool in ein Eis-Becken schubste.

„Was hast du jetzt eigentlich vor?“, fragte sie unvermittelt. „Beruflich, meine ich.“

Ich presste die Augen zu und maulte: „Musst du jetzt damit anfangen?“

„Sorry, es ist ein drängendes Thema, oder nicht?“

„Frag mich was Leichteres, aber vor allem nicht jetzt. Der Tag könnte so schön sein!“

„Das ist er doch! Gefällt es dir nicht bei mir?“, gurrte sie und legte eine Hand federleicht auf meinen Arm. Sofort durchrieselte mich das Verlangen nach mehr.

„Doch, und wie“, stöhnte ich ziemlich angetörnt. „Eben deswegen!“

„Ach, Sandy. Ich weiß doch, wie’s um dich steht, deswegen mache ich mir ja Sorgen. Ich kann dir Geld leihen, das ist kein Problem. Nur hängst du seit Wochen planlos rum. Was hast du denn jetzt vor?“

„Ach, wenn ich das wüsste!“, seufzte ich. „Reich Heiraten wäre eine Option.“

„Das ist doch kein Lebensziel!“ „Das weiß ich auch! Es war ein Scherz, bezogen auf die Schulden. Danke für dein Angebot, aber ob ich sie bei dir oder bei anderen abbezahle, kommt sich aufs Gleiche raus. Vielleicht mache ich Luxus-Escort.“

Ich lachte, doch sie taxierte mich mit einem Mal so begehrlich, dass ich den Impuls, sie endlich zu küssen, kaum unterdrücken konnte. Dass sich ihre Pupillen dabei weiteten und sie sich schnell über die Lippen leckte, ließen meine Pussy pochen.

Ihre Stimme war kratzig und ihr Blick eindringlich. „Die würden dir aus der Hand fressen. 2000 pro Nacht. In zwei Monaten wärst du alle Sorgen los.“

„Du hast recht! Noch dazu hätte ich endlich wieder Sex!“

Ihre großen, blauen Augen verengten sich. Sie hielt den Atem an und fragte gepresst: „Läuft da echt nichts mehr, seitdem es mit Klaus aus ist?“

Ich machte eine wegwerfende Geste. „Pft, anfangs schon. Aber seit ein paar Wochen: tote Hose. Ich hab einfach keinen Bock mehr auf belanglosen Sex und One-Night-Stands. Da kauft man ja jedes Mal die Katze im Sack und ist schon während des Aktes bitterenttäuscht. Nee, das hab ich wieder aufgegeben.“

Sie schwieg eine Weile, dann machte sie nachdenklich „Mhm“ und sog die Unterlippe in den Mund.

„Hm?“

„Wenn du nicht auf bedeutungslosen Sex stehst, dann ist Escort wohl doch nichts für dich, oder?“

„Katie! Das meinst du doch nicht im Ernst! Natürlich nicht! Wer weiß, wer mich da bestellt! Hilfe, nein! Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass Brad Pitt mich buchen würde!“ Ich lachte nervös. Momentan wollte ich ohnehin nur sie, und zwar wie wahnsinnig. Wie konnte ein Mensch so schön sein?

„Hm, schade. Aber ich sehe schon, wir brauchen einen anderen Plan.“

„Zumindest bis zum Herbst. Dann beginnt mein Studium. Ich hab mich doch nicht umsonst durch dieses blöde Abi gequält! Hätte ich mir diese Strapazen erspart und stattdessen mehr trainiert und gespielt, hätte es vielleicht mit der Tenniskarriere geklappt!“

„Hm.“ Nachdenklich stieß sie Luft aus. „Das kann man nie sagen. Aber cool! Was willst du studieren?“

„Nun ja BWL, Sportwissenschaften oder Psychologie, so was in der Richtung. Vielleicht Sportpsychologie!“, rief ich mit geheuchelter Begeisterung. In Wahrheit wollte ich nichts davon, sondern nur in den Armen gehalten, geliebt und geküsst werden und zwischendrin Pokale in die Luft stemmen. Aber wie schon gesagt: Dieser Weg stand mir nicht mehr offen.

„Klingt gut. Aber bis dahin? Willst du wieder bei deinen Eltern einziehen und im Gasthaus helfen?“

„Hilfe, nein, bist du wahnsinnig? Die wissen doch gar nichts von meiner finanziellen Notlage, oder wer mir aller Geld geliehen hat. Ganz abgesehen davon würden wir uns nach einem Tag an die Gurgel gehen! Auf keinen Fall! Aber ich brauche ein Dach über dem Kopf. Deswegen habe ich mich nach House-Sitting, Animations- und Trainingsjobs umgeschaut. Es gibt genügend Angebote, nur leider verdient man dabei grottenschlecht, und für die Animation bin ich zu spät dran. Die Saison hat überall längst begonnen.“ Ich seufzte und blies mir gegen die Stirn. Katie hatte ihre in tiefe Falten gelegt und den Mund zu einem – wohl unbeabsichtigten – Kussmund verzogen. Um Haltung bemüht fuhr ich fort: „Bleibt noch Kurzzeit-Au-Pair in Ländern mit langen Sommerffff ...“ Mein „Ferien“ ging in ihrem Schrei unter. Mit einem Ruck richtete sie sich auf.

„Au-Pair? Du? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

„Wieso nicht? Was hast du gegen Au-Pair?“

„Nichts. Gar nichts! Nur dass du dir keine Vorstellungen von deren Alltag machst! Du magst Kinder nicht mal, hasst Hausarbeiten und: Vergiss es.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Das ist die größte Schnapsidee, die du je hattest. Mach was Zielführenderes. Dir fehlt der Fokus, das ist dein Problem.“

„Ich weiß“, seufzte ich geknickt. „Aber reib mir das doch nicht immer unter die Nase! Außerdem habe ich ein Ziel: Uni im Herbst! Bis dahin muss ich schauen, wie ich mich über Wasser halte. Außer mittelmäßig Tennisspielen kann ich ja nichts.“

„Nonsense! Jetzt mach mal einen Punkt. Du warst die Nr. 129, und dass du aufgehört hast, liegt nicht an deinen spielerischen Fähigkeiten. Du kannst irre viel, nur fehlen dir Zeugnisse.“ Abwehrend hob sie die Hände, biss die Lippen zusammen und stierte ernst vor sich hin. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Warte mal! Mir fällt da gerade etwas ein, wo sämtliche deiner Fähigkeiten – plus dein Aussehen - gefragt sind und wo du obendrein fürstlich entlohnt wirst! Tom hat da neulich was erwähnt. Warte, ich ruf ihn schnell an.“

Sie sprang auf und lief ins Haus. Ihr Knackarsch und ihre Prachttitten wackelten dabei so sexy, dass ich ihr hinterher sprinten und über sie herfallen wollte. Ich beherrschte mich jedoch und nützte die Gelegenheit anderweitig, indem ich mir eine Hand zwischen die Beine schob. Halb wahnsinnig vor Verlangen rieb ich mich. Himmel, wie saftig ich schon war! Richtig zum Eintauschen. Ich brachte mich fast zum erlösenden Höhepunkt, da kam Katie zurück. Entsetzt ließ ich von mir ab und starrte auf ihre Titten, deren harte Nippel durch das knappe Bikinioberteil drückten. Auf ihrem geschlossenen Laptop balancierte sie zwei volle Gläser, in denen die Eiswürfel klirrten. „Gin Tonic. Damit wir gleich was zum Anstoßen haben!“

Sie beugte sich vor und einen Moment lang baumelte die gesamte Pracht zum Anbeißen nah vor meinen Augen und meinem Mund. Mühsam beherrschte ich mich.

Sie stellte die Gläser auf das Board, das die runde Loungeliege für zwei umgab und klopfte mit der Hand darauf. Verwirrt sah ich sie an. Ein Ortswechsel? Sie wollte nahtlos dicht neben mir liegen? Mein Herz setzte einen Schlag aus. Bedeutete das etwa ...?

Sie setzte sich, bevor sie mit einer geschmeidigen Bewegung die Beine hinter sich schwang und auf den Bauch drehte. Ich umrundete die Spielwiese und legte mich neben sie, peinlich darauf bedacht, sie nicht zu berühren. Dabei gab es nichts, was ich lieber getan hätte.

Stocksteif lag ich da und wagte kaum zu atmen, während sie eifrig auf dem Computer herumtippte.

„Voilà! Das ist es!“ Freudig strahlend drehte sie den Bildschirm zu mir.

„Was denn?“, fragte ich schwach, weil mich die vibrierende Luft zwischen uns in eine Art Trance versetzt hatte.

„Das Portal, bei dem du gleich deine Bewerbung einstellst! Aces and Rockets. Man kommt nur über eine Empfehlung rein, und die habe ich mir gerade von Tom für dich geholt.“

„Oh, das ist ja nett! Aber wofür bewerbe ich mich denn überhaupt?“

„Für den Job deines Lebens! Das ist eine Agentur, die spezielles Personal an Prominente oder sehr wohlhabende Leute vermittelt.“

„Spezielles Personal? Was soll das denn bitte sein? Ich hab dir doch gesagt, dass ich keinen Escort mache!“

„Schon klar. Die engagieren ja auch nur Personal, Trainer, Begleiter und so, also Leute, die sich zum einen durch besondere Kenntnisse und Fähigkeiten auszeichnen, zum anderen auch Erfahrung, eigene Erfolge und einen gewissen Bekanntheitsgrad vorweisen können. Weltgewandtheit, ein gutes Auftreten, Mehrsprachigkeit sind dabei ein Muss.“ Ihre Finger mit den pinken Nägeln klackerten über die Tastatur. Mir wäre tausend Mal lieber gewesen, sie hätte in dem Tempo gewisse Punkte von mir bearbeitet. Aber back zu Business.

Das klang zwar gut, aber es ging etwas schnell: „Füllst du das etwa schon aus?“

„Klar, ich weiß ja alles von dir. Oder fast. „Vornamen Victoria Alexandra Lindner, richtig? Hast du noch mehr Vornamen?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Sprachen: Deutsch, Russisch, Englisch, Spanisch. Was ist mit Französisch? Kannst du das jetzt oder nicht? Welche Stufe?“

„Kommt drauf an, wie du das meinst“, entfuhr es mir anzüglich.

Sie starrte mich an und errötete. Abrupt wandte sie sich ab. „Das eine weiß ich. Ich meinte Reden, Lesen, Schreiben.“

„Ach so. Niveau B2, würde ich sagen.“

„Okay“, stieß sie angespannt aus. „Ansonsten: Tennis. Mental-Training. Ausdauer, Fitness, Kraft. Meditation. Yoga. Golf, Handicap?

„Neun. Was, bitte, wird das?“

„Na, dein Profil! Ich schreibe alles rein, was du kannst. Was noch, hilf mir. Segeln?“

„Mach ich gern, aber ich kann das niemandem beibringen.“

„Das nicht, aber begleiten. Schau hier, hier kann man angeben, ob und auf welcher Schwierigkeitsstufe man jemanden begleiten will, ob man jemanden unterrichten bzw. coachen kann etc.. Ich erfinde schon nichts, was du nicht erfüllen kannst.“

Gemeinsam beantworteten wir alle Fragen. Je mehr wir erfassten, desto besser fühlte ich mich: Ich konnte ja doch eine Menge! Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass mich jemand als Mitseglerin oder Golfpartnerin anstellen sollte. Und einen Tennistrainer fand man doch auch überall, oder nicht?

„Das schon, ja. Aber die Jobs hier sind teilweise Vollzeit und exklusiv, je nachdem. Diese Leute wollen niemand Unbekannten von der Straße anheuern. Die wollen jemanden, dem sie vertrauen können und der sich zumindest ansatzweise in ihren Kreisen bewegt hat.“

„Ach, und das hab ich, ja?“

„Klar. Nun ja, zumindest fast. Egal. Wir müssen denen ja nicht auf die Nase binden, dass das Leben außerhalb der Top 30 wenig mit Glanz und Glamour zu tun hat.“

„Ich will aber nicht lügen.“

„Wir lügen ja auch nicht, zumindest so lange sie nicht explizit danach fragen, und das werden sie nicht. Sie kennen ja Tom. Also, komm, schick mir mal ein paar aktuelle Fotos von dir, damit wir das abschließen und endlich anstoßen können. Das Eis schmilzt schon!“

Wieder tat ich, was sie sagte und mailte ihr geeignete Fotos.

Ihre Augen weiteten sich und ihr Mund spitzte sich, dann stieß sie einen anerkennenden Pfiff aus. Sie wurde ganz fahrig. „Oh wow, sind die gut! Hammer! Du wirst sehen, die stehen im Nu Schlange bei dir! Mein Gott, wer würde nicht Tag und Nacht mit dir verbringen wollen! Noch dazu bezahlen die astronomisch viel und bieten obendrein gratis Kost und Logis. Sämtliche Probleme wären also auf einen Schlag gelöst. Mary-Frances - du erinnerst dich an sie? Egal – sie hat nach ihrem Karriereende auch dort angeheuert und dabei ihren Mann kennengelernt.“

„Ich will aber keinen Mann!“

Sie drehte sich zu mir und fragte atemlos: „Nicht?“

Wir starrten uns an. Sie war so schön und so sexy. In ihren Augen lag die gleiche Sehnsucht, die auch mich quälte. Ich begehrte sie so sehr, dass es beinahe wehtat.

„Sind wir fertig? Dann schick das weg“, raunte ich benommen vor Begierde.

„Mhm“, stöhnte sie, klickte hier und dort, dann klappte sie den Laptop zu. „Geschafft!“, rief sie aufatmend und hob ihr Glas. „Auf die Zukunft!“

„Auf dich! Danke“, antwortete ich heiser und sog lang an dem Strohhalm. Der Alkohol schoss mir sofort ins Blut. Enthemmt betrachtete ich diese Sexgöttin, labte mich an ihrem Körper und den Erinnerungen an die Lust, die sie mir so oft bereitet hatte. Ich neigte den Kopf und rollte mich auf die Seite. Sie tat das Gleiche.

Schwer atmend sahen wir einander an, beide unfähig, zu sprechen.

Ihre Brust hob und senkte sich, ihre Nippel ragten unter dem knappen Stoff-Dreieck auf und drückten sich bettelnd durch. Ich zog mein Oberteil zurecht, schaute an mir herab und atmete scharf ein, als ich sah, dass ich dabei den Stoff daneben zog und somit unbeabsichtigt meine rechte Brustwarze entblößte. Rosarot und hart reckte sie sich gen Himmel.

Ich stöhnte auf, als ich sah, dass Katie mit vor Lust geweiteten Augen darauf starrte. Sich über die saftigen Lippen leckte. Kaum noch atmete.

Langsam fuhr ich mit einem Finger unter den Saum und strich über die Himbeere. Katie röchelte, ihr Körper bäumte sich unter einer Welle von Lust auf. Ich spürte ihren stieren Blick, ihre aufwallende Begierde, das unaufhaltsame Drängen.

„Tom kommt erst morgen wieder“, stieß sie kaum hörbar hervor, streckte ihre Hand aus und berührte meinen Busen.

„Oh ja“, stöhnte ich und schloss hingebungsvoll die Augen. „Oh ja ! Oh ... ja!“ Sie wollte mich noch immer! Ich kam fast von der zärtlichen Berührung. Ich wagte nicht, mich zu bewegen, um nichts Falsches zu tun, um sie nicht aus ihrer Trance zu reißen und zu verscheuchen.

„Du machst mich komplett wahnsinnig. Ich will und brauch dich so sehr“, stöhnte sie, schloss die hohle Hand um meinen Busen und knetete ihn sanft. Vor Lust schrie ich leise auf. Eine heiße Welle nach der nächsten lief durch mich. Zittrig vor Begehren legte ich beide Handflächen auf ihre prächtigen Titten und drückte dagegen. Sanft kreiste ich die Handteller. Sie stöhnte genüsslich. Mit geschlossenen Augen sank sie auf den Rücken und bot sich mir in all ihrer Schönheit dar.

„Niemand weiß so gut wie du, was ich brauche. Gib’s mir, bitte. Jetzt gleich. Ich dreh durch, wenn ich nicht gleich komme. Danach bist du dran, Baby, das schwöre ich dir. Ich mach’s dir so oft und so gut, dass du bis an dein Lebensende daran denkst. Aber jetzt! mhm, ja, so ... mach’s mir ... uuuh.“

Sie redete immer beim Sex, umso mehr, je geiler sie war. Außerdem kam sie immer als Erste, und das war okay, weil sie mich danach so lang leckte und lutschte, fingerte und vögelte, bis ich nicht mehr konnte.

Ich massierte ihre Titten und zog den Stoff ganz weg. „Du bist so schön, Katie“, flüsterte ich ergriffen. Ich stupste und streichelte eine Knospe mit der Zunge. Dann nahm ich sie zwischen die Lippen und biss, kaute, knabberte sie sanft. Den anderen Nippel zwickte und zwirbelte ich mit zwei Fingern. Sie ging ab wie eine Rakete.

„Oh. Gott. Oh Ja! Ja! Du bist irre. Vollkommen irre! Das ist so gut. So ver--da---mmt gut! So gut wie du macht das niemand. Wahnsinn.“

Ihr Becken stemmte sich mit aller Kraft gegen mein Bein. Begierig rutschte ihre feuchte Spalte darüber. Auch ich presste meine tobende Mitte an ihren Schenkel. Wir stießen und rieben uns immer wilder und höher. Ich zwang mich, das Tempo zu drosseln, denn bei Katie musste ich aufpassen, dass sie nicht binnen Sekunden kam. Mir war schwindelig, auch ich gierte nach dem ersten Höhepunkt, aber das war zu schnell! Ich wollte die wenigen Stunden mit ihr doch bis ins Letzte auskosten!

„Mach weiter!“, wimmerte sie und fasste mir in die Bikinihose. „Ich will es so sehr. Oh ja, so sehr!“ Sie packte sich selbst mit beiden Händen an die Brüste und massierte sie kräftig.

Keuchend zerrte ich ihr den Hauch von Bikinihose weg.

„Ah!“ Hingerissen starrte ich sie an. Blank rasiert und glitzernd lag das Paradies vor mir. „Oh Baby“, seufzte ich benommen und tauchte meinen Finger in die Spalte. „Du bist ja so was von nass.“

„Deinetwegen. Ich bin seit Tagen scharf auf dich. Der ganze Honig gehört dir. Hol ihn dir. Schleck ihn auf. Mach’s mir. Komm, bitte! Ich brauch’s jetzt! Gib’s mir, jetzt! Komm, bitte! Ich verlier komplett den Verstand!“

Trunken vor Lust rutschte ich an ihr hinan, streckte meine Zunge aus und berührte ihre von Creme umhüllte Kirsche.

„Oah“, schrie sie und schnellte nach oben. Sie wurde ganz fahrig, doch ich leckte genüsslich über ihre empfindlichste Stelle, umkreiste sie langsam, labte mich an ihrem Zittern und nach-Halt suchen. Immer wieder krallten sich ihre Nägel in das Handtuch. Ihre Muskeln und Sehnen spannten sich an. Sie ging ab wie nochmal was. „Ja, jetzt,gleeeich ... Oh ... Ah!“

Ich glitt tiefer, tunkte meine Zunge in ihr kleines, enges Loch, schob sie so tief ich konnte hinein. Das machte sie so rasend, dass sie meine Zunge regelrecht ritt. Ich wollte ihr ein paar Finger geben, aber sie schlug die Hand weg. „Leck mich. Genau so. Genau so! Ja, oh ja! Ja! Oh Gott. Hilfe! Ah, ja! So, Baby, so! Uh, ja, geil. Sehr geil. ach, ja, mir kommt’s gleich. Mir kommt’s gleich! Spürst du, wie geil du mich machst? Fuck, spür mich! Mach weiter, bitte! Ich komme!“

Ihr Gerede törnte mich noch mehr an als es das Gesamtpaket ohnehin schon tat. Doch in all den Jahren hatte ich gelernt, mich davon nicht hetzen zu lassen. Sie brauchte es lang und ausgiebig. Wenn sie zu schnell kam, wurde sie mürrisch. Daran hatte sich in zehn Jahren nichts geändert.

Ich glitt aus ihr heraus, leckte und saugte ihre pralle Klit, zog meine Zunge durch ihren Schlitz und drückte sie tief in das heiße, feuchte Paradies.

Sie schrie aus tiefster Kehle, presste die Fersen und den Kopf in die Liege und bäumte sich mir endzeitgeil entgegen. In diesen Momenten wünschte ich, ich wäre ein Mann, oder einer wäre zumindest hier, um es ihr so richtig zu besorgen. Doch der war gar nicht nötig.

„Es geht los! Es geht los! Ach, genau so, ohhhhhhh .... Jetzt! Jaaaa ...“ Sie kam so stark, dass ihr willenloser Körper von einer Seite auf die andere flog. Sie zuckte, bebte, schluchzte, presste sich die Faust in den Mund, schrie, krampfte, kam und kam und kam. Irgendwann sackte sie erschöpft in sich zusammen, tastete blind und nach Atem ringend nach mir. „Mein Engel. Das war himmlisch! Gleich bist du dran. Eine Minute, nureine Minute! Du glaubst gar nicht, wie hart und wie oft du komme wirst. Wart’s nur ab.“

Zu dem Zeitpunkt hatte ich tatsächlich noch keine Vorstellung davon, wie oft und wie heftig wir in den nächsten Stunden am Pool, im Pool, auf dem Sofa, im Hausgang und irgendwann auch im Bett kommen würden. Am Ende der Nacht waren wir wund und erbarmungslos verausgabt, dafür aber so zufrieden und glücklich wie noch nie. Und wahrscheinlich nie wieder.

Denn am nächsten Morgen polterte Tom ins Haus, als wir noch nackt im Bett lagen und uns gerade wieder übereinander hermachten. Wir hätten es uns nie verziehen, wenn wir einfach so auseinander gegangen wären, und so verwöhnten wir uns ein letztes Mal heimlich, still und so leise, dass er nichts davon mitbekam. Er saß nämlich auf der Terrasse, arbeitete an seinem PC und telefonierte, während wir so taten, als würden wir packen. Das taten wir auch, doch dabei befummelten wir uns immer wieder. Wenn ich mich vorbeugte, um etwas in den Koffer zu legen, beugte Katie sich hinter mir und leckte schamlos durch mein Tal. Umgekehrt schob ich ihre Möpse hob und drückte sie mehrmals begehrlich, wenn sie sich aufrichtete. Zu guter Letzt stand sie hinter der Anrichte und mixte zwei Smoothies.

„Erdbeeren auch?“, rief sie zu Tom auf die Terrasse. Sie klang völlig normal! Und das, obwohl ich vor ihr kniete und das Fruchtpüree, das sie gerade auf ihrer Vulva verstrich, genüsslich ableckte. Die Kleine war echt ein Luder.

„Immer!“, rief er zurück.

„Normale oder Reismilch? O-okay. Einen Moment noch. Ich bin fast so weit. Wir können gleich los. Sandy bleibt hier, bis meine Eltern kooommen. Sie hütet das H...Haus.“ Sie presste eine Hand auf meinen Kopf und hielt mich fest. Ich wusste genau, was sie wollte, und streckte die Zunge aus, damit sie darüber gleiten konnte. Dabei schob ich zwei Finger in ihre nasse Muschi. Als der Mixer erlösend laut aufkreischte, übernahm ich das Kommando. Ich fingerte und leckte sie so wild, dass sie binnen Sekunden explodierte und zuckend zu Boden sackte. Tom merkte von alledem nichts, und nachdem sie mir im Bad mit einem Dildo und Waschlappen den letzten Höhepunkt geschenkt hatte, brachen die beiden zum nächsten nach Madrid Turnier auf.

Ich blieb allein in der Villa zurück, wo mich alles an sie, an uns und an ein Leben erinnerte, mit dem ich nichts mehr zu tun hatte. Der große Erfolg, und die große Liebe, der immense Reichtum und Ruhm – all das hatte sich für mich nicht erfüllt. Das Leben auf der Tour, das tägliche Training, die Routine, der bedingungslose Siegeswille, die großen Träume – all das gehörte der Vergangenheit an. Ich stand auf Scherben. Vor mir lag ein neues Leben. Ein einsames Leben. Eins, das ich mir nicht vorstellen wollte.

Ich bekam Angst.

 

 

2. Sandy

 

Den Rest des Tages verbrachte ich in einer Art Dämmerzustand am Pool. Ich fühlte mich leer und voll zugleich. Leer, weil Katie weg war und voll, weil ich sie überall spürte, roch, schmeckte. Voll auch von der Lust, den Liebkosungen, dem Leben. Egal, ob ich die Augen auf oder zu hatte – ich sah sie ständig vor mir.

Ich war von dem Schlafmangel, Gefühlsrausch und den vielen Orgasmen so erledigt, dass ich erst dann ächzend von der Liege aufstand, als die Sonne hinter dem Haus verschwand und ich fror. Würde ich Katie je wiedersehen? Wenn ja, wie würden wir uns begegnen? Wir entfernten uns doch gerade in Lichtgeschwindigkeit an die entgegen gesetzten Enden der Welt: Sie nach oben, ich nach unten. Wohin würde mein Weg mich führen?

Vermutlich sollte ich an dieser Stelle ein paar Worte über mich verlieren.

Also, in echt hieß ich Victoria Alexandra Lindner, aber von klein auf nannten mich alle Sandy. Wohl, weil sie ahnten, dass der Name „Victoria, die Siegerin“ nicht zu mir passte. Ich hatte nicht genug gewonnen, um vom Tennis leben zu können, geschweige denn reich zu werden. Im Gegenteil: Wie so viele vor und nach mir war ich beim Versuch verarmt. Ich hatte alles gegeben, täglich mehrere Stunden trainiert, mich nach einer strengen Diät ernährt – trotzdem reichte es nicht. Das war bitter, und noch immer hatte ich schwer damit zu kämpfen, dass ich mit gerade mal 22 Jahren sozusagen Rentnerin war. Ich fühlte mich als Versagerin, besonders im direkten Vergleich mit Katie. Bis vor Kurzem waren wir etwa gleich gut gewesen. Dann aber ging bei ihr der Knopf auf und sie startete durch, während ich nicht nur stecken blieb, sondern sogar absackte – von dem hart erkämpften Platz 129 der Weltrangliste auf Platz 625. An diesem Tiefpunkt war für mich Schluss. Ich akzeptierte, dass ich nie mit den Anstrengungen der endlosen Reisen, der damit verbundenen Einsamkeit, dem unregelmäßigen Schlaf – und Biorhythmus gesund leben, geschweige denn große Turniere gewinnen konnte. Wenn man bis Mitternacht auf dem Platz steht, muss man duschen, zur Presse, zur Physiotherapie, essen, runterkommen – und schläft folglich erst im Morgengrauen ein. Dumm, wenn das nächste Match auf ein paar Stunden später angesetzt ist und man übermüdet Spitzenleistung bringen soll. Im Tennis entscheiden nicht nur Technik, Taktik und Fitness über Erfolg, sondern auch, wie man mit derartigen und anderen Belastungen klarkommt.

An dem Tag, an dem ich meinen Rücktritt vom Profitennis bekanntgab, trennte ich mich von Klaus. Die drei Jahre mit ihm waren schön gewesen, aber schon lange teilten wir nicht mehr die gleichen Interessen, Ziele und Werte.

Das lag nicht an Katie. Sie uns ich, wir küssten uns das erste Mal mit zwölf und hatten seitdem mal mehr, mal weniger, aber wenn, dann immer fantastischen Sex miteinander. Im Sportinternat teilten wir uns von Anfang an ein Zimmer. Angeblich sind Sportler sexuell aktiver als die Durchschnittsmenschen. Das kann sein, da sich bei uns alles um den Körper dreht. Wir spüren uns anders als jemand, der den ganzen Tag nur sitzt. Außerdem ziehen wir uns ständig vor anderen aus und wieder an. Wir sehen täglich nackte Frauen beim Duschen und in der Umkleide – wer da nicht scharf wird, steht definitiv nicht auf Titten. Fakt ist, dass viele Sportlerinnen gleichgeschlechtlichen Sex haben – einfach deswegen, weil sie sich nicht davor scheuen, weil es naheliegend und natürlich ist, weil sich ihnen ständig Gelegenheit dazu bietet. Und weil es wunderschön ist. Ob man sich deswegen outet, steht auf einem anderen Blatt.

Katie und ich jedenfalls genossen jede Sekunde davon. Wahrscheinlich waren wir etwas frühreif, weil es mit uns losging, als wir beide noch unter Cup A, aber noch nicht unter Regelschmerzen litten. Jedenfalls fanden wir den Sex miteinander so geil, dass wir nie damit aufhörten – bis der steinreiche Tom erst ihr Manager, dann ihr Lover wurde. Klaus störte sich nie an meinem Treiben mit Katie. Einige Male machten wir es sogar zu dritt. Da dabei aber die Verhältnisse untereinander durcheinander gerieten, ließen wir es wieder bleiben.

Vor und nach Klaus gab es andere Männer, doch Katie war die einzige Frau. Also ja, ich stand auf Sex mit Frauen, wollte aber nie eine partnerschaftliche Beziehung mit Katie oder einer anderen. Ich stand eben auch auf Männer. Oder Männer plus Katie. Keine Ahnung, wie man das politisch korrekt nennt, wem das passt und wem nicht. Das ist mir auch egal, denn es ist mein Leben, mein Sex, und wenn ich mich nicht genau definieren und festlegen möchte, dann ist das meine Sache. Ich bin, wie ich bin.

In diese Gedanken versunken, räumte ich am Pool auf. Ohne Sonne war es kühl, ich wollte mir dringend etwas Warmes anziehen. Schnell legte ich die Auflagen der Sonnenliegen in die dafür vorgesehene Truhe. Als ich das kühle Haus betrat, fehlte mir Katie mit einem Mal fürchterlich. Die Vorahnung, dass wir uns nicht wiedersehen würde, verstärkte sich. Sie war ein internationaler Star, während ich darum kämpfte, nicht in der Gosse zu landen. Von der Obdachlosigkeit war ich tatsächlich nicht weit entfernt, denn als Tennisspieler war man das ganze Jahr auf Achse. Man reist von einem Turnier zum nächsten und lebt aus dem Koffer. Wie gesagt, meine Eltern unterstützten mich nicht. Ich fuhr nur zu ihnen, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Dann räumte ich das zugestellte Kinderbett frei und schlief mit angezogenen Knien auf einem durchgelegenen Lattenrost. Denn wer, der mit elf auszieht und selten heimkommt, braucht schon ein großes Bett?

Eine eigene Wohnung hatte ich nicht, wozu auch? Sie wäre die reinste Geldverschwendung gewesen. Ich war es also durchaus gewohnt, jede Woche woanders zu schlafen. Doch dass ich nun keinen blassen Schimmer hatte, wo ich die nächsten Tage und Wochen verbringen würde, belastete mich. Es war großes Glück, dass ich nach Katies Abreise noch zwei Tage in der Villa bleiben konnte. Für die Zeit danach hatte ich über die Couchsurfer ein Sofa in einer WG in Malaga aufgetrieben. Es gab bestimmt Besseres, aber auch weitaus Schlimmeres.

Ich zog mir also eine lange Hose und einen Pulli an, kochte Spaghetti und schnappte mir die Flasche mit dem restlichen Gin. Damit setzte ich mich auf die Veranda, stellte Lounge-Musik an und versank in dem Meer aus erotischen Erinnerungen an Katie. Und Klaus. Denn genau so gern, wie ich Titten leckte, so gern lutschte ich Schwänze. Weggetreten saß ich da, während die Bilder und die damit verbundenen Gefühle durch mich hindurchzogen. Es war verrückt, denn obwohl ich pausenlos an Sex dachte, wurde ich davon nicht erregt. Das konnte nur an der tonnenschweren Traurigkeit liegen.

Ich schenkte mir nach, bis die Flasche leer und ich ordentlich voll war. Schwerfällig torkelte ich ins Bett.

Ich schlief wie ein Stein, bis ich durch einen dichten Nebel das Telefon klingeln hörte. Allmählich wurde ich wach. Es dauerte, bis ich nach dem Störenfried tastete, und noch länger, bis ich die Augen aufmachte. Katie!

„Hallo!“, gähnte ich verschlafen, aber glücklich, weil sie sich meldete.

„Schläfst du noch?“, rief sie erschrocken.

„Jetzt nicht mehr! Warum? Wie geht’s dir?

„Mensch, Sandy, steh auf und beeil dich! Meine Eltern kommen heute schon! In vier Stunden! Du darfst ihnen nicht begegnen! Beseitige alle Spuren, stell das Gas ab und die Alarmanlage an, mach die Fenster zu, bring die leeren Flaschen weg. Wenn die sehen, was wir gesoffen haben, bringen sie mich um!“

Obwohl mein Kopf dröhnte, war ich schlagartig nüchtern. „Oh Shit! Aber keine Panik. Das schaff ich! Verlass dich auf mich.“

Ich sprang auf und unter die Dusche. Nachdem ich einen Liter Wasser mit Zitrone getrunken hatte, ging es mir besser. Zum Glück war das Sofa in der WG auch heute schon frei. Ich hatte gerade das Leergut weggebracht und mit dem Packen begonnen, da gab mein Handy einen eigenartigen Ton von sich. Eine E-Mail! Wer schickte mir denn so etwas? Ich wollte das altmodische Ding erst ignorieren, schaute es dann aber doch an. Der Absender lautete Aces and Rockets. Das kam mir bekannt vor. War das nicht? Ach, du meine Güte!

 

„Guten Tag, Frau Lindner“,

stand da auf Englisch.

„Wir haben Ihre Bewerbung erhalten, vielen Dank dafür. Ihr Profil passt hervorragend zu den Wünschen eines Klienten, weswegen wir Sie bald möglichst in einer Videokonferenz kennenlernen möchten. Haben Sie heute Zeit und falls ja, wann?

 

Liz Monterrey

Aces and Rockets

 

Mir fiel die Kinnlade herunter, dann stieß ich einen spitzen Schrei aus und las die Nachricht noch dreimal.

Ich wurde hektisch. Das war meine Chance! Ich passte zu den Wünschen eines Klienten! Wer und wo das wohl war?

In 80 Minuten musste ich los. Ging sich das aus? Es musste, und überhaupt: Wenn ich den Job bekam, konnte ich mit dem Taxi zur Bushaltestelle fahren, anstatt das Gepäck zu schleppen, oder gleich ein Auto mieten, oder ...? Ich musste ja nur aus dem Haus raus sein! Das würde schon klappen!

Mit zitternden Fingern tippte ich eine höfliche Antwort, dass ich sofort Zeit hätte, und sprintete ins Bad. Ich hatte mich noch nicht einmal fertig frisiert, da traf auch schon ein „Perfekt! Wir melden uns gleich“ ein. Hastig schminkte ich mich und schlüpfte in mein gelbes Sommerkleid. Ich flitzte auf die ganz in Weiß gehaltene Terrasse, wo ich mit dem ordentlich gepflegten Rasen und dem Pool einen tollen Hintergrund hatte und somit ein super Bild abgab. Ich wartete ein paar nervöse Atemzüge, dann läutete es auch schon.

„Ms Lindner?“, fragte eine freundliche Stimme, bevor ich die Kamera aktivierte und in das Gesicht einer hübschen, aber etwas streng wirkenden Frau Mitte dreißig blickte. Sie kam direkt zum Punkt: „Ich rufe wegen Ihrer Bewerbung an. Wir wollten Sie ohnehin in den nächsten Tagen kontaktieren, aber vor wenigen Minuten haben wir eine äußerst dringende und höchst interessante Anfrage erhalten, auf die Ihr Profil wie maßgeschneidert passt. Sie müssten allerdings möglichst bald, am besten schon morgen, anfangen, und zwar in Monte Carlo.“

Monte Carlo! Morgen! Um nicht wie ein Meerschweinchen zu quieken, hielt ich die Luft so lange an, bis mir schwindelig wurde und Frau Monterrey fragte, ob ich noch da sei. Morgen! Monte Carlo! Das Mekka der erfolgreichsten Spitzensportler, Tennisspieler, Formel Eins-Fahrer, Multimillionäre! Das war nicht nur eine Rettung, das war zu fantastisch, um wahr zu sein! Monte Carlo, meine Fresse!

„Ja, natürlich“, keuchte ich. „Ich bin nur etwas überrascht. Entschuldigen Sie bitte.“ Ich hüstelte, um meine Aufregung zu überspielen. Zum Glück war ich gut im Bluffen.

„Das freut mich.“ Sie lächelte. „Und Sie hätten ab sofort Zeit? Denn wenn nicht, können wir uns das Gespräch heute sparen und es in ein paar Tagen in aller Ruhe führen. Es kommen ständig Anfragen rein, wir agieren ja global.“

„Doch, doch! Ich habe Zeit und kann theoretisch sofort aufbrechen.“

„Wirklich? Das ist ja großartig! Dann erkläre ich Ihnen kurz, worum es geht. Also, Sie würden für zunächst einen Monat, vielleicht aber auch länger, einer bekannten Persönlichkeit, männlich, Anfang dreißig, Gesellschaft leisten. Ihn in Cafés, zum Golfen, Segeln etc. begleiten. Vor allem aber wünscht er sich tägliches Tennistraining. Sie sehen, die Anforderungen sind wie auf Sie zugeschnitten.“

Ich konnte nur nicken, allerdings musste ich auch nichts sagen, da Liz wie ein Wasserfall redete.

„Sie hätten ein eigenes Studio in dem gleichen Gebäude, in dem auch der Auftraggeber wohnt.“

„Das klingt ja zu gut, um wahr zu sein! Wo ist der Haken?“, versuchte ich zu scherzen.

„Nun, im Wesentlichen gibt es nur einen.“

„Nämlich?“ Nun wurde mir doch bang.

„Sie müssten beinahe rund um die Uhr zur Verfügung stehen, denn der Herr kann, wie die meisten Stars, durchaus etwas anspruchsvoll sein. Sie würden zudem zustimmen, dass Aufnahmen, die in der Zusammenarbeit mit ihm entstehen, von ihm verwertet werden dürfen. Sie selbst dürfen allerdings nicht fotografieren oder filmen, geschweige denn irgendein Erlebnis oder Insider-Wissen an Dritte weitergeben – ein ganz normales NDA eben.“

Das klang extrem aufregend und wichtig. „Was genau steht denn in so einer NDA, also Geheimhaltungsvereinbarung?“

„Nun, das Übliche. Vor allem geht es darum, dass Sie kein Sterbenswörtchen über unseren Klienten ausplaudern. Alles, wirklich alles, muss geheim bleiben. Angefangen von dem, was er frühstückt, bis zu wann er schlafen geht und wieder aufsteht, ob er ordentlich oder schlampig ist, mit wem er sich trifft etc. Zur beiderseitigen Sicherheit wird alles audio- und videoüberwacht. Heutzutage kann man niemandem mehr trauen. Es ist zu Ihrer beider Sicherheit.“

„Verstehe. Wer ist es denn? Kenne ich ihn?“

„Das tun sie mit Sicherheit. Bevor ich Ihnen den Namen verrate, brauche ich aber Ihre Unterschrift auf dem Verschwiegenheitsvereinbarung.“

„Unterschrieben? Ich weiß nicht.“ Angespannt sah ich mich um. „Ich habe hier weder Drucker noch Scanner, genügt denn keine Einwilligung per Video?“

„In Zeiten des Deep Fake nicht, nein. Wir brauchen ihre Einwilligung per Video, ihre Unterschrift und eine E-Mail von Ihrem Handy aus, damit wir die IP- und Geräte Nummer eindeutig zuordnen können. Verwenden Sie bitte keinen VPN Crasher.“

Mir schwirrte der Kopf. Das war ja wie im Film! „Ich werde eine Lösung finden. Vorab hätte ich allerdings noch eine Frage: Wäre ich seine PR-Freundin? Und falls ja, wie weit soll der Körperkontakt gehen? Ich, ähm – also, wenn er mir nicht sympathisch ist, also, ohne, Sie wissen schon, kann ich nicht ...“

„Oh nein!“, rief sie erschrocken, lachte dann aber. „Wir suchen weder eine PR-Freundin noch ein Flat-Rate-Escortgirl. Die Körperkontakte sind streng vertraglich geregelt, keine Sorge. Wie gesagt: Die Kameras dienen ja auch Ihrer Sicherheit. Kein Sex. Nur Tennis und Begleitung in der Öffentlichkeit.“

„Okay.“ Erleichtert atmete ich aus. Denn nur weil jemand berühmt war, bedeutete das ja noch lange nicht, dass er sympathisch war.

Sie lächelte. „Dann darf ich Ihnen den Vorab-Vertrag schicken? Selbstverständlich müssen Sie den Auftrag nicht annehmen, wenn Sie den Namen erfahren oder wenn sie sich nach dem Telefonat nicht sympathisch sein sollten. Die Verschwiegenheitspflicht betreffend Anfrage und Gespräche bleibt lebenslang bestehen.“

„Verstehe.“ Ich nickte eingeschüchtert. „Wie gesagt: Ich habe hier keinen Drucker, es kann ein paar Stunden dauern, bis ich Ihnen den Vertrag zurückschicken kann.“

Sie runzelte die Stirn. „Ein paar Stunden? Sagen wir, bis in 16 Uhr Ihrer Zeit?“

In Windeseile warf ich meine Pläne über den Haufen. „Das müsste gehen“, versprach ich und überlegte hektisch, wie man in einem Ort, der ausschließlich aus 5-Sterne-Hotels und Luxusvillen bestand, an einen Drucker kam. Indem ich mit einem Mietwagen zu meiner Couch-Surfing WG fuhr? Ob die überhaupt einen hatten? Oder wäre es klüger, an der Rezeption einer Nobelherberge freundlich lächelnd mit einem Geldschein unter der flachen Hand um Hilfe zu bitten?

Gesagt, getan. Mit dem Ausdruck in der Tasche erreichte ich sogar noch den verspäteten Bus nach Malaga. Auf dem Weg dorthin studierte ich den Vorvertrag. Allein der hatte es ganz schön in sich. Sollte ich jemals einer Menschenseele verraten, dass ich von dem Prominenten kontaktiert worden war, müsste ich eine sechsstellige Strafe bezahlen. Sollte ich jemals Details aus dem Gespräch ausplaudern, ein Zehnfaches. Das klang einerseits einschüchternd, andererseits plausibel. Ich unterschrieb, fotografierte und verschickte die Fotos samt Videoerklärung, sobald ich ausreichend Empfang hatte. Liz meldete sich umgehend.

„Haben Sie heute um 19:00 Uhr oder morgen Vormittag um 9:30 Uhr Zeit für einen Videocall? Sie müssen sich ja grundlegend sympathisch sein, bevor wir Sie zu ihm schicken.“

„Heute!“, rief ich vor lauter Angst, dass mir jemand den Auftrag vor der Nase wegschnappen könnte. Dabei hatte ich keinen blassen Schimmer, wo ich in Ruhe telefonieren könnte, denn es war bereits 18:20 Uhr und ich saß auf dem abgewetzten Sofa des wohl noch nie geputzten und völlig zugemüllten Wohnzimmers der Couchsurfing-WG. Hinter mir reparierte jemand ein Fahrrad, im Nebenraum machte eine Frau Atemübungen und auf dem Balkon lümmelten drei Mädchen mit Dreadlocks und kifften. Ich musste ein ruhiges Plätzchen finden – doch das war in der lauten Stadt schwieriger als gedacht. Völlig geschafft schmuggelte ich mich schließlich Sekunden vor dem Anruf in das Foyer eines Fünf-Sterne Hauses. Ich ließ mich gerade auf ein tiefes Sofa mit hoher Rückenlehne plumpsen, da rief er auch schon an.

 

 

Daniel

Der Ausblick machte mich fertig. Lange würde ich diese Traumkulisse nicht mehr ertragen. Bald würde ich mich in einem Akt der Verzweiflung über die Brüstung stürzen (8. Stockwerke – hoch genug), oder alles kurz und klein hacken. Doch dazu müsste ich aufstehen. Und das schaffte ich nicht.

Schon den dritten Tag in Folge saß ich auf dem Balkon und starrte über die an den Felsen gebaute Stadt hinab auf den Port Hercule, den Hafen von Monte Carlo. Auf dem glitzernden Wasser schaukelten Segelboote und Yachten vor sich hin. Die Luft roch nach Pinien, Kiefern und Gras, die Frühlingssonne wärmte meine Haut und trotz der gleichmäßigen Verkehrsgeräusche war es still. Viel zu still. Es war schön, unerträglich schön. Gott, wie sehr ich es hasste.

Mein Blick schweifte hinaus auf das schier endlose, tiefblau funkelnde Meer.Wie so oft begann ich zu träumen - von etwas Unmöglichem, Unerreichbarem, für mich Ausgeschlossenem. Ich träumte von einem erfüllten, zufriedenen Leben mit echten Freunden, bedingungsloser Liebe, leidenschaftlichem Sex - voller Lust und ohne Scham. Und von Rollen in Filmen, die mehr als stupide Unterhaltung boten.

Ich saß und träumte mit letzter Kraft, denn irgendwann kapierte selbst der Dümmste, dass Träume Träume sind und dass nur Kalenderspruch-Verkäufer permanent „Hör nie auf zu träumen“ in die Welt hinausposaunten. Alle andere verloren irgendwann den Nerv dafür.

Fuck, wie sehr ich diese Passivität hasste!

Und wie sehr ich diese perfekte Schönheit, das milde Wetter, den Frühling, diese bescheuerten Lichtflecken auf dem Meer, den strahlend blauen Himmel, die Chansons von irgendwo unter mir her hasste. Fuck, fuck, fuck. Das alles ging mir so was von auf den Sack!

Und warum?

Weil ich hier saß und es nicht hinbekam, aufzustehen und mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Nicht mal wichsen wollte ich noch. Wozu auch? Es war doch eh alles egal.

Aber wieso war ich jetzt, da es niemanden mehr störte, nicht mehr dauer-not-geil? Jetzt, da es egal war? Da ich wegen dem einen Mal alles verloren hatte? Lag es daran, dass ich mich schämte? Oder weil ich den Beweis dafür, dass Lust Sünde war und ins Verderben führte, gerade am eigenen Leib erfuhr? Dabei hatte ich es mir nur deswegen pausenlos selbst gemacht, weil ich ständig an ihn denken musste. Und gar nicht anders konnte, als mich zu erleichtern. Mein Kopf und Herz war einfach randvoll von ihm gewesen. Wobei man es mal wieder sah: Träumen half nichts. Beim Träumen verging nur die Zeit. Tack: wieder ein Tag weniger. Tack, vorbei.

Ich kippte mir den Rest des Scotchs in die Kehle. Das tat gut und brannte nicht mal mehr, so sehr hatte ich mich schon an das Zeug gewöhnt. Das war nicht gut, gar nicht gut. Aber egal. Was sollte ich auch sonst tun?

Nun, ich könnte eine Yacht chartern, aufs Meer hinausdüsen und alles vergessen. Aber allein? Eben. Schlechter Scherz.

Denn ich war allein, verdammt noch mal! Ich hatte keine Freunde, niemanden, nichts! Nur Elaine, meine Managerin. Aber die wurde von mir gut bezahlt.

Seit meiner Ankunft hier hatte ich das für meine Verhältnisse beengende Penthouse noch nicht verlassen. Gerade mal 150 m²! Es war winzig. Ohne den Balkon wäre ich wahnsinnig geworden. Mein Haus samt Garten in L.A. war fast halb so groß wie das gesamte Fürstentum, ich übertreibe nur unwesentlich. Es bestand aus einem 12-Zimmer Haupthaus, drei Gästehäusern, Swimming- und Whirlpool, Tennisplatz, Gym, Garten, Garagen für acht Autos etc. Hier hatte ich einen Garagenstellplatz, aber weder einen Pool noch ein Gym. Beides wollte ich im Monte Carlo Country Club benützen, dem angeblich idealen Ort, um lose Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen. Deswegen war ich überhaupt den weiten Weg hierher gekommen. Nun ja, fast. Ich hatte mir naiverweise eingeredet, dass ich auf einem anderen Kontinent ohne Weiteres allein losziehen könnte und dass sich dort alles von selbst fügen würde. Von selbst? Von wegen! Seit meiner Ankunft gammelte ich auf der Dachterrasse herum und starrte in die Welt, mit der ich nichts mehr zu tun hatte.

Wenn Einsamkeit nur nicht so peinlich wäre! Aber das war sie nun mal, besonders für einen globalen Superstar wie mich. Doch wie lange würde ich das überhaupt noch bleiben? Hollywood ging den Bach runter, und zwar richtig. Diese verkackte Pandemie hatte den Kinos endgültig den Garaus gemacht. Meine zwei letzten Filme waren sofort im Streaming angeboten worden, neue große und interessante Rollenangebote gab es nicht. Die Leute hatten sich an die billigen Flatrates und an das Bingewatchen von Serien gewöhnt, bei denen nicht nach 90 Minuten Feierabend war. Sie hingen vor den Bildschirmen und hockten so einsam und träge in ihren Wohnungen wie ich auf dem Balkon.

Zu allem Überfluss steckte ich mitten in der Scheidung von einer Frau, die ich nicht liebte, und mit der ich einen schlechten Ehevertrag hatte. Wen wundert es da, dass ich in einer Krise steckte?

All das bedeutete zwar keine finanzielle Katastrophe, da ich seit meinem kometenhaften Aufstieg vor knapp fünfzehn Jahren für alle Zeiten ausgesorgt hatte. Das Problem bestand darin, dass ich nicht wusste, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen sollte! Dabei war ich erst 31! Allerdings kam ich mir vor wie 70. In den ersten fünf Jahren meiner Karriere hatte ich den naiven und unschuldigen, und dennoch hochgradig sexy Vampir Sang verkörpert. Als Blutsauger erreichte ich Weltruhm, bis ich zum Inbegriff des Herzensbrechers avancierte. Immer war ich so dermaßen fehlerlos, dass ich keinen Charakter hatte und gar kein Mensch sein konnte. Wen wunderte es da, dass ich mir mit dem Leben schwertat und lieber allein hier saß, als irgendetwas zu riskieren?

Wie zum Beispiel: Ein Outing?

Dabei wäre es gar kein richtiges Outing, schließlich stand ich nur auf eine Handvoll Männer, null auf Fetisch, S&M, gertenschlanke unbehaarte Teenager oder was einige Meinungsmacher für „typisch schwul“ hielten. Für mich ging es um Sex mit ein paar Männern und Frauen, auf die ich abging wie nochmal was. Die meisten Menschen ließen mich aber kalt. Im Grunde war ich bi, aber da ich so selten auf jemanden stand, weiß ich nicht, ob das Label passt. Ich brauchte und wollte auch gar kein Label. Mir würde es reichen, einfach öffentlich so zu sein, wie ich war. Natürlich konnte man nicht heute bekennend schwul, bi oder sonst was sein, wenn man in Hetero-Filmen die männliche Hauptrolle spielen wollte. Das war zum Kotzen, aber es war so, weil die Mehrheit der Zuschauer:innen nicht von einem Mann träumt, der seinen Schwanz in den Arsch von einem Kerl steckt. Ist so. Ich mache hier keine Politik, ich erzähle die Dinge, wie sie sind.

Also musste man alles tun, damit gewisse Vorlieben oder Zwischenfälle nicht öffentlich wurden. Hoffentlich würde auch Kelly, meine Noch-Ehe-Frau, die Klappe halten. Die hatte mich nämlich erwischt. Deswegen saß ich hier.

Und das kam so:

Nachdem ich als Vampir also den Planeten in meinen Bann gezogen hatte, stürzte ich ab. Und zwar so richtig. Mit zwanzig wurden mir der Ruhm, die Paparazzi und kreischenden Fans zu viel. Ich feierte bis zum Umfallen und ließ nichts aus. Keinen Drink, kein Koks, kein Ecstasy und fast keinen Sex.

Weder mit Frauen noch mit Männern. Bis ich komplett zusammenbrach und mit einer massiven Alkoholvergiftung in der Notaufnahme landete. Aber das hatten wir schon.

Danach machte ich einen Entzug und schloss mich, auf Anraten meiner Managerin Elaine hin, einer Glaubensgemeinschaft an, die sich allmählich als Sekte entlarvte. Ich sollte Halt im Leben, Werte, eine Richtung finden. Um die „Sünde“ mit den Männern ging es anfangs nicht. Die Angst vor der Hölle kam erst später.

Lange Zeit halfen mir die Frömmigkeit und festen Regeln. Sie waren wie ein Schutzschild, hinter dem ich mich verstecken und in Sicherheit wähnen konnte. Sie waren wie Scheuklappen, die mich von jeder Versuchung und jedem eigenständigen Denken und Fühlen fernhielten.

Ebenso wie die brave, schüchterne und verklemmte Kelly. Sie stieß mich nicht ab, törnte mich aber auch nicht an, sie war perfekt. Vor allem war sie treu und ein guter Mensch. Mit ihr war alles sicher, einfach, geradlinig. Ich heiratete sie vom Fleck weg, kam zur Ruhe, und auch mein Image erholte sich.

Zehn Jahre lang ging das so, und es ging gut.

Bis ich erneut scheiterte.

Und das lag an Juan.

Juan war ein ehemaliger venezolanischer Tennis-Profi, der dank seines enormen Sexappeals Kreischanfälle bei Frauen jeden Alters auslöste. Und bei Schwulen.

Ich selbst habe immer gern und relativ gut Tennis gespielt und den Profisport stets begeistert verfolgt. An Juan gefielen mir die aggressive, taktisch kluge Spielweise, der hammerharte Aufschlag, sein faires Verhalten auf dem Platz. Es törnte mich an, wie kraftvoll und geschmeidig er sich bewegte. Und wenn seine Brust beim Shirtwechsel eingeblendet wurde, ging mir jedes Mal einer ab. Der Mann war unsagbar schön. Geil. Scharf. Heiß. Vom Gesicht über die Brust, die Arme, den Sixpack, den Knackarsch, die strammen Beine. Ich brauchte nur ein Bild von ihm zu sehen und hatte schon einen Harten.

In meiner Zeit als Vampir waren wir einmal auf der gleichen Veranstaltung. Wir sagten kurz Hi, merkten, was Sache war und wollten gerade gemeinsam verschwinden, da tauchte ein Kamerateam auf und bat uns um Einzel-Interviews. Wir wurden getrennt und sahen uns nie wieder. Das lag daran, dass ich, noch während ich unser Wiedersehen plottete, soff ich wie ein Loch. Bevor ich Juan kontaktieren oder eins seiner Matches besuchen konnte, fiel ich um und wachte erst im Entzug wieder auf.

Danach ging das mit der Freikirche los, ich kam mit Kelly zusammen, und da auch sie streng bibeltreu war, wurde unsere Enthaltsamkeit gefeiert, gelobt und geheiligt.

Für sie tut es mir noch immer leid, dass alles kam, wie es kam. Damit meine ich, dass wir zu dem großen Tennisturnier nach Indian Wells eingeladen wurden, bei dem Juan Dolores nach fast zwanzig Jahren als Profi sein Abschlussmatch spielen würde.

---ENDE DER LESEPROBE---