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Die Publikation über Pueblos und Höhlenstätten erbauende Indianerkulturen aus dem nordamerikanischen Südwesten ist ein Sachbuch (ohne leseerschwerende Quellenangaben) mit sieben Kartenskizzen. Auf Abbildungen wurde aus Copyright-Gründen verzichtet und auf die riesige Anzahl von Bildern im Internet verwiesen, die auch der Autor nutzte. Die Publikation gibt einen Überblick über die archäologisch erschlossenen Kulturen und ihre Charakteristika. Alle vier Teile des Buches sind "einzeln" lesbar. Teil 1 umfasst "Grundsätze und Übersicht", im Folgenden erscheinen im Teil 2 die Hauptkultur der Mogollon mit Trincheras und Salado, im Teil 3 die Hohokam mit den Sinagua und Patayan und im Teil 4 die Anasazi mit den Fremont.
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Seitenzahl: 455
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Werner-Wolf Turski
Die Pueblo-Kulturen
Band 2 Mogollon, Trincheras, Salado
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Die Pueblo-Kulturen
2.1.1. Die Mogollon-Kultur - Einführung und Verbreitungsgebiet
2.1.2. Das ökologische Umfeld der Mogollon-Kultur
2.1.3. Die Chronologie der Mogollon-Kultur
2.1.4. Die Zweige der Mogollon-Kultur
2.1.5. Die Formierung der Mogollonkultur
2.1.6. Die Mogollon-Töpferei
2.1.7. Über das spirituelle Leben der Mogollon
2.2. Die Kultur der Mogollon Mimbres
2.2.1. Das Verbreitungsgebiet
2.2.2. Die Formierung der Mogollon Mimbres-Kultur - 2.2.2.1. Die Chronologie
2.2.2.2. Die Architektur
2.2.2.3. Zur Spiritualität der Mimbres
2.2.2.4. Die Kulturveränderungen in der Endphase der Klassischen Periode
2.2.3. Die Mimbres-Migration
2.2.4. Die Subsistenzwirtschaft
2.2.5. Die Töpferei der Mimbres und die zeitliche Zuordnung der Stile
2.2.6. Bemerkungen zu einigen Niederlassungen
2.3. Die Kultur der Mogollon Jornada
2.3.1. Das Verbreitungsgebiet
2.3.2. Die Chronologie und ihr kultureller Hintergrund
2.3.3. Die Formierung der Jornada-Kultur
2.3.4. Architektur
2.3.4.1. Grubenhäuser
2.3.4.2. Pueblo-Bauten
2.3.5. Die Subsistenzwirtschaft der Jornada
2.3.6. Spezialistentätigkeit und Werkzeuge
2.3.7. Zur Spiritualität der Jornada
2.3.8. Die Jornada und der Handel
2.3.9. Bemerkungen zu einigen Niederlassungsstätten
2.4. Die Kultur der Mogollon in der Casas Grandes Region
2.4.1. Das Verbreitungsgebiet
2.4.2. Die Chronologie der Casas Grandes Kultur
2.4.3. Die Formierung der Casas Grandes Kultur - 2.4.3.1. Die formative Zeit
2.4.3.2. Die Medio Periode (1200 bis 1475 u.Z.) am Standort Paquime
2.4.4. Die Subsistenzwirtschaft (Jagd, Sammeln, Ernten, Bodenbau)
2.4.5. Handwerk
2.4.5.1. Töpferei
2.4.5.2. Herstellung von Schmuck aus Molluskenschalen
2.4.5.3. Zur Spezialistentätigkeit
2.4.6. Der Casas Grandes Bereich und sein Beziehungssystem
2.4.7. Spiritualität und Ritus
2.4.8. Begräbnisse und Bestattungsmethoden
2.4.9. Paquime, ein Zentrum für Tauschhandel und Handel?
2.4.10. Abschlussbemerkungen zu Paquime und der Casas Grandes Region
2.5. Die Kultur der Mogollon der Sierra Madre Occidental
2.5.1. Das Verbreitungsgebiet
2.5.2. Die Formierung der Kultur
2.5.3. Bemerkenswerte Niederlassungsgebiete - 2.5.3.1. Das Gebiet bei der Stadt Madera/Chihuahua/Mexico
2.5.3.2. Das Gebiet bei der Stadt Bacerac/Sonora/Mexico
2.5.3.3. Das Gebiet des Valle de las Cuevas/Valley of the Caves/Tal der Höhlen
2.5.3.4. Das Pueblo Buyubampo am Rio Fuerte/Nord-Sinaloa/Mexico
2.5.4. Werkzeuge und Schmuckstücke
2.5.5. Zu Bestattungsriten und spirituell-rituellen Aktivitäten
2.6. Die „Trincheras-Kultur“ - 2.6.1. Die archäologischen Stätten „Cerro de Trincheras“ (Berg der Terrassen)
2.6.2. Die Beschreibung einiger Trincheras-Stätten
2.6.3. Schlussbemerkungen
2.7. Die Salado Kultur - 2.7.1. Das Verbreitungsgebiet
2.7.2. Die Salado-Vorgänger
2.7.3. Die Formierung der Salado-Kultur - 2.7.3.1. Die Grundzüge
2.7.3.2. Die Architektur
2.7.3.3. Die Töpferei
2.7.3.4. Bestattungspraktiken
2.7.4. Die Subsistenzwirtschaft
2.7.5. Handwerkliche Produkte (ohne Keramik)
Anhang
Zeittafeln
Glossar
Inhaltsangaben für die Teile 1, 3 und 4
Impressum neobooks
Band 2 Mogollon, Trincheras, Salado
Über die Bodenbauer-Dorf-Kulturen
des nordamerikanischen Südwestens
in der Zeit von 1 bis 1600 u.Z.
von Dr.-Ing. Werner-Wolf Turski
Teil 1: Grundsätze und Übersicht
Teil 2: Mogollon (allgemein, Mimbres, Jornada,
Casas Grandes, Sierra Madre), Trincheras, Salado
Teil 3: Hohokam (allgemein, Kerngebiet, nördliche Peripherie,
südliche Peripherie), Sinagua, Patayan
Teil 4: Anasazi (allgemein, Chaco, Northern San Juan, Virgin,
Kayenta, Little Colorado, Zuni, Rio Grande), Fremont
Am Ende jedes der vier selbständigen Teile sind als Anhang
Die Mogollon-Kultur überzieht die südliche der drei großen Hauptkulturzonen des nordamerikanischen Südwestens und erstreckt sich über die größte geographische Fläche, die sich 650 bis 700 km in Ost-West-Richtung und ungefähr 800 km Nord-Süd-Richtung über ca. 300.000 km² ausdehnt.
Diese Kultur ist eine Anpassung an die waldigen Gebirgsgebiete (Basin and Range) und die hohen Chihuahua-Wüstenbecken im südöstlichen Arizona und im südlichen New Mexico, von Westtexas (bis zum Pecos River/Great Plains-Randbereich) in den USA und von Nord-Chihuahua und Nordost-Sonora bis nach Durango in Mexiko. Dieser Bereich ist eine der am stärksten differenzierten geologischen und ökologischen Landschaften nördlich von Mesoamerika. Innerhalb dieses großen Verbreitungsgebietes gibt es deshalb erwartungsgemäß einige - hauptsächlich nach die Keramikfunde definierte - unterschiedliche Traditionen oder Zweige (branches) dieser Kultur und auch Überschneidungs- und Beeinflussungsbereiche mit den benachbarten Kulturen der Hohokam und der Anasazi.
Sie mussten sich an die in ihrem Bereich möglichen Wachstumszeiten, Temperaturspannen, Niederschlagsmuster, Naturressourcen, Jagdwild und Nahrungswildpflanzengemeinschaften anpassen. Jede Kultur und jeder Kulturzweig musste unterschiedliche Praktiken, technologische Fähigkeiten, Jagdstrategien, Sammelverfahren und Nahrungsstoffzubereitungsmethoden entwickeln.
Die einzelnen Mogollon-Gruppen (branches), nach 1000 u.Z. häufig nach ihren geographisch oder archäologisch benannten Lebensbereichen voneinander unterschieden, schritten mit verschiedenen Geschwindigkeiten durch ihre im Weiteren erläuterten drei Grundphasen der kulturellen Entwicklung.
Bei all dem ist zu beachten, dass diese Kulturzone, dessen südlicher Teil in älteren Ausarbeitungen oft als Grand Chichimeca bezeichnet wurde, die Quelle und das Durchzugsgebiet für, von den Mesoamerikanern oft als Chichimeken bezeichnet, meist uto-aztekische Einwanderer in das mesoamerikanische Gebiet darstellte. Diese Bevölkerungsbewegung/Völkerwanderung entspringt im Wesentlichen der ökologischen und kulturellen Substanz der Menschen, die im Weiteren als Träger der Mogollon-Kultur, als Mogollon, bezeichnet werden, auch wenn nicht unbedingt alle zur uto-aztekischen Sprachgruppe zu zählen sind.
Das ökologische Umfeld der Mogollon-Kultur
(Basin and Range Area/Becken- und Gebirgsketten-Region)
Die Gebirgsketten, deren Spitzen sich fast 4.000 m hoch erheben, verlaufen größtenteils annähernd parallel in Nord-Süd-Richtung. Sie umfassen aber auch Trockenlandbecken mit Flusstälern mit einer Höhe von nur 300 m NN. Das Land reflektiert die geologisch neuen Faltungen der Kontinentalbewegung, des strukturellen Zerbrechens, des Vulkanismus, der Erosion und der Sedimentbildung. Viel von dem Schutt und dem Boden, der die Becken füllt, wusch der Regen in den viel feuchteren Zeiten der letzten Eiszeiten von den Bergen.
Auf den höheren Gipfeln - Erhebungen von ca. 3.135 bis zu 3.795 m NN - der windigsten, feuchtesten und kältesten Umwelt in der Mogollon Region, dominieren Fichten und Tannen. Sie reichten bis zur Baumgrenze und wuchsen auch dicht entlang der Flussufer an den Rändern der alpinen Wiesen. Mehrere Dutzend andere Pflanzen, einschließlich Bäumen aus der Koniferenfamilie und Büsche mit essbaren Früchten, waren auch in dieser Zone. Der jährliche Niederschlag lag zwischen 810 bis 2430 mm mit Winterschneestürmen, die oft bis in das Frühjahr oder sogar den frühen Sommer reichten.
Bei 2.640 bis 3.135 m Höhe nahm die Vegetation zu. Die dichten dunkelgrünen Douglas-Tannen-Bestände waren mit der weißen Zitter-Espe, die die dominierende Stellung einnimmt, gemischt. Pflanzen aus höheren und niedrigeren Zonen erstreckten manchmal Wachstumsarme in dieses Band. Weiden säumten die Flüsse und Kiefernarten leisteten Pionierarbeit auf den vom Feuer freigebrannten Bereichen. Mehrere schattenfreundliche Büsche mit essbaren Früchten wuchsen innerhalb dieser Waldbestände. Der jährliche Niederschlag lag bei 675 bis 990 mm.
Zwischen 2.145 und 2.640 m NN - dem niedrigsten echten Wald in dieser Region - bestimmten die Ponderosa Kiefer und die Gambel-Eiche den Charakter der Pflanzengemeinschaft. Pflanzen aus dieser Gemeinschaft befinden sich natürlich auch vereinzelt in den höheren und niedrigeren Regionen dieses Bereiches. Etwa vier Dutzend Pflanzen, mehrere mit essbaren Früchten, wachsen nur in dieser Region. Der jährliche Niederschlag sinkt auf 540 bis 675 mm ab.
Zwischen 1.485 und 2.145 m NN - eine normalerweise trockene und felsige Zone, die die Bergwälder von den Wüstenbecken trennt - gedeihen dürrebeständige und langsam wachsende Pinyon-Kiefern und sowie einsamiger und Alligatorenwacholder und bilden niedrigwüchsige Wälder. Kakteen, Yuccas, Apachepflaumen, Saltbush, Greasewood und zahlreiche andere Pflanzen von der Wüste reichen bis in diese Zone hinauf. In guten Jahren bringen die Pinyon-Kiefernzapfen eine Fülle von nahrhaften Samen/Nüssen - eine wesentliche Nahrungsquelle in prähistorischen Zeiten. Die Niederschläge in diesem semiariden Bereich erreichen 270 bis 540 mm/a.
Die wüstenhaften Trockenbecken, zerschnitten von Bergbachauswaschungen und Stromrinnen der sehr wenigen Flüsse, liegen zwischen 330 und 1.485 m NN. Sie umfassen eine Mischung von Wüstengrasländern, verschiedenen Buschländern, Mesquite-Dünenlandschaften, Sanddünenfeldern, Lavaflüssen (Malpais), Playas (seichte Seebetten) und Flussbecken. Blach Gramma, Kreosotbusch, Tarbusch, Honig-Mesquite, Seifenbaum und Dattel-Yucca, Lechuguilla, Ocotillo, gemeine Cholla, Sotol, verschiedene Stachelbirnenkakteen, Igelkakteen und zahlreiche andere Arten - viele von ihnen nützlich als Nahrungsquelle für die Mogollon - bildeten eine verwirrende und vielfältige Pflanzendecke über dem Wüstensand. Pyramidenpappeln und Weiden formten dichte Waldbiotope oder "bosques" entlang den Flussufern und einiger Abflüsse. Der durchschnittliche Niederschlag lag hier zwischen <220 bis 325 mm/a, wovon das meiste im Juli, August und September fällt. Die maximalen Sommertemperaturen liegen bei 38°C und die Wintertemperaturen fallen bis unter den Gefrierpunkt.
Zusätzlich zu den wilden essbaren und utilitaristisch nutzbaren Pflanzen bargen die Bergflanken und Wüstenbecken eine prächtig gedeihende Gemeinschaft von jagdbarem Wild einschließlich Bighorn-Schafe, Hirsche, Maultierrotwild, Weißschwanzrotwild, Antilopen, Biber, Dachs, Schwarzschwanzkaninchen, Wüstenkaninchen, Truthühner und verschiedene andere Arten. Steinblößen dienten als Steinbrüche/-sammelstellen für die Rohstoffe zur Anfertigung von Projektilspitzen und Werkzeugen. Lehmlager lieferten den Rohstoff für die Herstellung von keramischen Gefäßen und Figurinen.
Die zeitliche Entstehung/Veränderung/Anpassung der Mogollon-Kultur wird in verschiedene Phasen unterteilt. Die fließende Natur der Mogollon-Kulturveränderung und ihre räumliche Gliederung machen es schwierig, die Phasen mit exakten Stichdaten zu belegen, aber es gibt spürbare Unterschiede zwischen den Phasen, die sich speziell in der Topfgestaltung und -malerei, aber auch in der Architektur und anderen Merkmalen widerspiegeln. Es gibt also zeitliche Kulturunterteilungen nach keramischen, architektonischen und auch anderen kulturellen Grundlagen.
In dieser Darstellung wird die folgende Periodisierung der Mogollon-Kultur nach dem Maßstab Behausung und Dorfform bevorzugt, da sie am besten für eine großräumige Betrachtung geeignet ist.
Early Pit House Period / Frühe Grubenhaus-Periode (200 bis 550/600/750 u.Z.)
Late Pit House Period / Späte Grubenhaus-Periode (550/600 bis 1000/1150 u.Z.)
Mogollon Pueblo Period / Mogollon Pueblo-Periode (1000/1150 bis 1400/1440 u.Z.)
Oft wird nur die Zeit, in der diese Menschen in Grubenhäusern (engl.: pithouses) wohnten (Early Pit House Period und Late Pit House Period, bis ca. 1000 u.Z.) und die Mogollon-Kultur regional nur relativ geringe Differenzen aufwies, als Mogollon-Kultur bezeichnet und die aus dieser Tradition entspringenden und Pueblo-Bauten errichtenden Menschen nur den hervorgehobenen Mogollon-Zweigkulturen zugeschrieben. Die Kontinuität der Anpassung ist aber, trotz großer räumlicher und zeitlicher Differenziertheit nach 1000 u.Z., stets hervorzuheben. Trotzdem werden aus informellen Gründen die noch wenig differenzierte Mogollon-Kultur bis ca. 1000 u.Z. als ein Gesamtblock und deren Pueblos bauende Zweigkulturen in entsprechenden Einzelblöcken die Mogollonkultur beschrieben. Bis zum Beginn des Pueblobaus war die Mogollonkultur, deren Menschen für ihre Subsistenz die ökologische Vielfalt zwischen den ausgedehnten, bergigen Waldgebieten und den Talwiesen nutzten, noch stark auf ihre Jagd- und Sammelaktivitäten orientiert, zumal nicht jedes gute Jagd- und Sammelrevier gleichzeitig auch ein gutes Gebiet für den Bodenbau darstellte. Die breit verteilte, dünne Besiedlung konzentrierte sich erst mit dem Pueblobau in den vergleichsweise wenigen, für den Bodenbau gut geeigneten Gebieten. Die gesellschaftliche Struktur war egalitär und sippengebunden.
In der Mogollon Pueblo Period nach 1000 u.Z. wurden die Wohn- und Vorratsstätten auf
Verbreitungsgebiet der vier kulturellen Hauptzweige der Mogollon
Die um 1000 u.Z. schneller oder langsamer entstehenden vier territorial größten, lokalen Zweige (branches) der Mogollonkultur sind der
Jornada Zweig .................... östliche Mogollon in Nordmexiko, Westtexas und im zentralen New Mexico
Mimbres Zweig ................... zentrale Mogollon im Wesentlichen im südwestlichen New Mexico
Casas Grandes Zweig .......... südliche Mogollon im Wesentlichen in Chihuahua/Nordmexiko
Sierra Madre Zweig ............ südliche Mogollon im Wesentlichen in der Sierra Madre Occidental und ihren östlichen
und westlichen Randbereichen in Mexiko
Die folgenden Mogollon-Kulturzweige und ihre Verbreitungsgebiete umfassen nur kleine Territorien am westlichen und nördlichen Rand des zentralen Mimbres Zweiges und werden auch oft als westliche Mogollon bezeichnet. Hierbei ist zu beachten, dass es im nördlichen und westlichen Mogollon-Gebiet einen breiten territorialen Streifen wechselseitiger kultureller Beeinflussung und auch Wanderbewegungen zwischen Mogollon und Anasazi gab.
San Simon Branch ............ direkt westlich der Mimbres Branch im Südosten von Arizona
Black River Branch ........... direkt nördlich der San Simon Branch
Foresdale Branch ............. nördlich der Black River Branch und westlich der Cibola Branch
Cibola Branch ................... östlich der Foresdale Branch und direkt nördlich des Mimbres Zweiges, wird auch den Anasazi
zugeordnet
Die Bezeichnungen der Gruppen, die Zuordnungen zu ihnen und auch die Zuordnungen von bestimmten lokalen Gruppen zu den Mogollon schwanken von Forscher zu Forscher und ergeben aus den Quellen ein sehr differenziertes Bild. Gefördert wird dieser Sachverhalt durch die „Trennung“ des Mogollon-Kulturgebietes in den heute anglophonen Raum der USA und den spanischsprachigen Raum von Mexiko mit ihren unterschiedlichen archäologischen Schulen und Motiven der Förderung archäologischer Forschungen einschließlich der dafür einsetzbaren finanziellen Mittel. Die Darstellung der Mogollon-Kultur ist etwas USA-lastig, was zu einem wahrscheinlich kleinen Teil den unzureichenden Spanisch-Kenntnissen des Autors geschuldet ist. Andererseits ist zu verstehen, dass Mexiko politisch und wirtschaftlich wichtigere archäologische Forschungs- und Restaurierungsobjekte hat als Grubenhäuser und kleinere Pueblos im auch heute noch als weitgehend barbarisch angesehenen Norden des Landes.
Die nordwestlichen Mogollon-Gruppen im Bereich des Gebirgszuges des Mogollon Rim mit ihrer charakteristischen brownware
Sie entwickelte sich in der Frühen Grubenhaus-Periode (Early Pit House Period)(200 bis 550/600/750 u.Z.) aus der früheren archaischen Cochise-Kultur (Desert culture/Wüsten- oder Trockenlandkultur), deren kleine nomadische Gruppen in den mehr bergigen Teilen des oben umrissenen Gebietes lebten. Die Bodenbau/Gartenbau-Wirtschaft (Die Bezeichnung Gartenbau war inspiriert von der relativ geringen Größe der bestellten Landstücke.) begann ganz allmählich ab 350 v.d.Z. Die Einführung der Keramikproduktion um ca. 200 u.Z., signalisierte das Ende der Cochise- und den Beginn der Mogollon-Kultur. Die Töpfe - wegen ihrer Zerbrechlichkeit und ihrem Gewicht ein Indiz für Ortsbeständigkeit oder wenigstens temporäre Sesshaftigkeit - dienten anfangs zur besseren Aufbewahrung/Speicherung von pflanzlichen Sammel- und Ernteprodukten (Nahrung und vor allem Saatgut!) und Wasser und erst später zur Nahrungsstoffvor- und -zubereitung.
In der ersten Phase, die irgendwann um die Zeitwende zwischen 350 v. d. Z. und 200 u. Z. begann, übernahmen die westlichen Mogollon-Gruppen noch recht zögerlich den Bodenbau/Gartenbau mit den Kultigenen (Kulturpflanzen) Mais, Bohnen und Squash, obwohl im mexikanischen Bereich diese Kulturpflanzen schon seit mindestens 2000 Jahren genutzt wurden. Einige Gruppen lebten noch in Steinalkoven oder Höhlen. Andere, wahrscheinlich erweiterte Familien von einigen Dutzend Menschen, bauten kleine Weiler aus vereinzelten Hütten auf topographischen Erhebungen wie Hügeln, Bergrücken, Mesas und Bluffs, von wo aus sie ihre bestellten Bodenflächen und auch das weitere Umland überschauen konnten. Diese Standortwahl wurde von Seiten der Archäologen oft mit einer guten „Verteidigungsfähigkeit“ begründet und auf mögliche Konflikte mit rein nomadischen Jäger- und Sammlergruppen verwiesen. Welche „Verteidigungsfähigkeit“ sollte jedoch eine kleine, kaum erkennbare, oft nur temporär genutzte Niederlassung von 5 bis 6 Grubenhäusern aufweisen? Der Standort musste lediglich einen guten Überblick über das genutzte/beanspruchte Revier gewährleisten. Es ist aber anzunehmen, dass diese Orte oft nur zeitweilig während der Gartenbestellung und während der Ernte und bei großen Sammelaktivitäten in der näheren Umgebung bewohnt waren. In der anderen Zeit wurde die benötigte Nahrung durch mehr oder minder ausgedehnte Sammelwanderungen und Jagdzüge der gesamten Gruppe eingebracht. Deshalb blieb die Grubenhaus-Ansammlung/das Dorf/der Weiler in dieser Zeit ungenutzt, teilweise waren sie wahrscheinlich nur Winterquartiere. Die bei einigen Standorten festgestellten rohen Umwallungen von Niederlassungsstätten werden sicher auch nur zur Markierung und gegebenenfalls dem spirituellenSchutz des Ortes oder der Gemeinschaft gedient haben. In dieser Phase dominierten die Grubenhäuser gegenüber den früheren leichten Bauten wie Windschirmen u.ä. oder nur der reinen Höhlennutzung. Im Allgemeinen bestanden die frühen Siedlungen dieser Periode aus durchschnittlich sechs Grubenhäusern.
Diese halbunterirdischen Hütten oder Grubenhäuser (engl.: pithouses) bestanden normalerweise aus gewölbten Dächern über oder auch in ausgeschachteten Gruben. Die annähernd kreisförmigen oder länglich-rechteckigen Gruben waren 0,66 bis 1,65 m tief und hatten einen Durchmesser 3,3 bis 5,0 m. Die Dächer, hergestellt aus Zweigwerk und Gras mit einer dicken Deckschicht aus Schlammverputz, ruhten entweder auf vier in je ein Loch eingesetzten aufrechten gegabelten Pfosten oder auf einem Pfosten im Zentrum und anderen, die am Rand der Grube aufrecht gestellt wurden. Ein abgeschrägter Kriechgang oder ein gestufter Eingang diente dem Zutritt in das Bauwerk. Der Rampeneingang, normalerweise auf der östlichen Seite, diente auch der Belüftung für die in den Boden nahe dem Zentrum des Hauses gegrabene kreisförmige Feuerstelle. Einige Familien benutzten nur eine Vertiefung im Boden, andere bauten sie mit Lehm und Steinumrundungen aus. Wieder andere legten ihre Feuerstellen außerhalb des Hauses an. Die Grubenhäuser hatten einen festgestampften oder festgetretenen Boden, in den Vorratsgruben oder -öffnungen gegraben worden waren.
Die Mogollon bevorrateten ihre Nahrungsstoffe, Samen von Feldfruchternten und von Wildpflanzen, in gefäßdimensionierten Gruben innerhalb des Hauses oder unmittelbar neben dem Haus. Sie bedeckten die Böden der größeren Lagergruben wahrscheinlich mit einer groben Holzabdeckung und/oder verschlossen die Oberseiten mit flachen Steinen.
Manchmal wurden die eng zusammengekrümmten Leichen verstorbener Sippenmitglieder in größeren oder erweiterten inneren Lagergruben begraben. Die Bewohner fuhren danach fort, in ihrer Hütte über den begrabenen sterblichen Überresten weiter normal zu leben.
Im Gegensatz zu den von den Archäologen als „Basketmaker“/Korbmacher bezeichneten frühen Kulturstufen der Anasazi sind die Hinweise auf die Nutzung von Körben bei den Mogollon äußerst spärlich, was fast den Eindruck erweckt, dass für die Mogollon die Korbherstellung und -nutzung nur marginal gewesen sei. Das ist aber nicht anzunehmen, denn die Körbe waren auf Grund ihrer Größe, Stabilität und relativen Leichtigkeit weiterhin für Transport und auch die Vorratshaltung von pflanzlichen Nahrungsstoffen dominierend, auch wenn in dem archäologischen Fundmaterial aus erhaltungstechnischen Gründen keramische Produkte stets stärker im Blickfeld stehen.
Inmitten ihrer oft aus 15 bis 20 Grubenhäusern bestehenden späteren Weiler errichteten die Mogollon größere semisubterrane (bis zu 75% ihrer Höhe eingetiefte) Bauten, die wahrscheinlich als Gemeinschafts(zeremonial)bauten oder Kivas für religiöse und/oder kommunale Zwecke dienten. Die Kivas mit den grob kreisförmigen oder D-förmigen Grundrissen hatten gerampte oder gestufte - meist nach Osten ausgerichtete - Eingänge. Der bauliche Bezug zu den normalen Grubenhäusern ist noch sehr offensichtlich. Eventuell wurden dort auch Gemeinschaftsritualgegenstände wie Tonfiguren von Mensch und Tier, Zauberstöcke/Gebetsstöcke/Pahos der Heil-Personen, die Klauen von spirituell machtvollen Tieren, Steinpfeifen für den wilden Tabak, Farbmineralingredienzien für die Körperbemalung, Quarzkristalle und Steine mit exotischen Formen abgelegt, soweit sie nicht der direkten persönlichen Nutzung dienten. Die meisten dieser Gemeinschaftshäuser hatten eine zentrale Feuerstelle. Einige hatten auch innere (Lager)-Gruben und manchmal parallel in den Boden gegrabene Furchen, die als Abdrücke von Fußtrommeln interpretiert wurden. Diese Gemeinde(zeremonial)räume wiesen zu dieser Zeit noch nicht das für eine Kiva von den Archäologen festgelegte Kriterium „Sipapu“ auf. Die Sipapu erschien erst zwischen 900 und 1000 u.Z. bei den zentralen Mogollon, den Mimbres. Allerdings wird für die Zeremonialräume der Mogollon die zentrale Feuerstelle/Feueraltar(?) oft mit der Sipapu gleichgesetzt - eine durchaus plausible, aber nicht beweisbare Hypothese.
Bei den Süd-Mogollon waren die frühen Grubenhäuser noch sehr flach eingetiefte „Häuser in der Grube“ mit durchschnittlich ca. 10 m² Nutzfläche, aus denen Niederlassungen von bis zu 10 Grubenhäusern um eine „Plaza“ von ca. 40 m Durchmesser gebaut wurden. Auch in diesen Grubenhäusern wurden Vorratsgruben, einfache, eingetiefte und nicht ausgekleidete Feuerstellen und Bestattungen gefunden. Die runden Gemeinschaftshäuser hatten Grundflächen bis zu 45 m² (Durchmesser ~ 7,5 m), zwei niedrige Wandreihen als Stützfundamente für die Hauspfosten sowie sechs zentrale Stützpfosten und auf dem Boden eine adobeverkleidete Feuerstelle. Das Gemeinschaftshaus der Süd-Mogollon entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten weiter, wurde aber nicht mehr zu einer von den Archäologen anerkannten Kiva mit Sipapu. Die Kiva-Entwicklung der Nord-Mogollon unterlag sicher einem stärker werdenden Einfluss der nördlich von ihnen agierenden Anasazi.
Der Haushaltsbesitz einer typischen Familie umfasste einfache braune oder rötliche keramische Schüsseln, Töpfe und andere Gefäße; Körbe und Wiegen aus geflochtenen Yucca- oder Sotol-Fasern; Mahl- und Schlagsteine; Feuerbohrer, Holzzangen, Grasbetten, Schilf- oder Strohmatten sowie Feder- oder Kaninchenfelldecken. Aus lokalen Lehmlagerstätten gewannen die Frauen ihren roten, stark eisenhaltigen (maßgebend für die Braunfärbung der Keramik) Lehm für die Topfherstellung – die erste im südwestlichen Kulturbereich. Sie formten durch das An- oder Übereinanderwickeln von Lehm-"Würsten" (sog. Spiralwulsttechnik) verschiedene Gefäßformen und glätteten die feuchte Oberfläche mit Holzstücken und glatten Steinen. So entstanden die einfachen, einfarbigen Töpfe (sog. plain ware). Später brachten sie einige wenige eingedrückte Dekorationen auf der braunen oder rötlichen Oberfläche auf (sog. corrugated ware) und brannten das Gefäß im Holzfeuer. Anfangs waren die Gefäße noch grob mit einer relativ rohen Oberfläche, später bekamen sie einen aus einer Tonsuspension hergestellten farbgebenden Überzug, einen sogenannten Slip, auf dem in der Folgezeit (ab 650 u.Z.) anstelle eingedrückter Dekore rote aufgemalte Muster (sog. red sliped decorated ware) traten. Diese erste bemalte Keramik - die Mogollon Red-on-brown ware - stand unter einem starken Einfluss aus dem Hohokam-Gebiet.
Der persönliche Besitz umfasste die Kleidung, die aus Tierfellen und/oder Pflanzenfasern hergestellt wurde; Sandalen und Gürtel, die aus verwebten Yuccafasern gefertigt wurden und auch Schmuck in Form von Anhängern, Halsketten, Ringen und Armreifen, die aus Muscheln, Knochen oder Halbedelsteinen gefertigt worden waren, sowie Ahlen, Nadeln, Kratzwerkzeuge, Stempel und andere Werkzeuge aus Knochen; Projektilspitzen, Bohrer, Messer, Schläger, Grabhacken, Äxte und Schaber aus abgesplitterten Steinen und aus Flusskieseln gefertigte Atlatl-Gewichte, Bälle/Kugeln, Scheiben und Pfeifen. An einigen Orten wurden Wiegenbretter zur Erlangung einer vertikalen Schädeldeformation gefunden.
Im Gang der Jahreszeiten wurden von den Mogollon entlang der Flussbänke, in Auswaschungsrinnen und in Bluffs anfangs nur Mais und Squash, später auch Bohnen und Baumwolle und eventuell andere Feldpflanzen (Tabak?) angebaut. Die Vielzahl und die unterschiedliche Lage der bebauten Flächen sollten mögliche Ernteausfallrisiken durch Ausgleich minimieren. Sie sammelten ihr Erntegut vermutlich in Körbe und trugen es für die Verarbeitung und Speicherung zu ihrer Niederlassung. Vereinzelt wurden auch kleinere Bewässerungsgräben für eine wachstumsfördernde/-sichernde Wasserzuführung zu den Feldern nachgewiesen.
Jagdgruppen, in den frühesten Jahrhunderten bewaffnet mit dem traditionellen Speer und dem Atlatl (Speerschleuder) und in den späteren (ab 400 u. Z.) mit Bogen und Pfeil, erbeuteten Maultierhirsche an den Berghängen und sogar Büffel in der nördlichen Chihuahua-Wüste. Diese später typische Plainsfauna war zu dieser Zeit weit nach Süden verbreitet. Die Mogollon-Jäger fingen auch wilde Truthühner in den Bergen, die Bisamratte und den Biber entlang der Ströme und Jackkaninchen in den Wüstenbecken. Über Hundehaltung ist bei den Nord-Mogollon nichts Nennenswertes zu berichten, bei den Süd-Mogollon sind Hunde stärker vertreten und wurden sogar zu Ernährungszwecken geschlachtet.
Sammlergruppen, ausgerüstet mit geflochtenen Körben, stiegen in die Berge hinauf, um wilde Früchte und Samen zu ernten. Sie sammelten Johannisbeeren und andere Beeren von den Bergwiesen; wilde Himbeeren und Holunderbeeren in den Douglas-Tannen- und Espenwäldern; Eicheln, Wacholderbeeren, Manzanita-"Äpfel" und Kirschfrüchte in der Zone der Ponderosa-Kiefern und Gambel-Eichen; Pinyon-Nüsse, Eicheln, Weinbeeren, Maulbeeren und viele andere Früchte in den Zwergwäldern. In den Wüstenbecken ernteten sie Früchte und Wurzeln der Yuccas, Pflanzenteile der Agave, Früchte und Sprossen der Stachelbirnenkakteen, die Samenkapseln der Teufelsklaue, die Bohnen der Honig-Mesquite und die Eicheln der Shinnery-Eiche. Sowohl in den Bergen als auch in den Wüstenbecken sammelten sie Pflanzenfasern und Rinden, um sie bei der Korbflechterei und der Herstellung von Sandalen, Kleidung und Wiegen zu nutzen. Für Heil- und Zeremonialzwecke sammelten kundige Personen in den Bergen und Wüsten Pflanzen, die sie für die Herstellung von Medizinen nutzten, wie zum Beispiel Ephedra, Manzanita, Berberitze und Ceanothus oder Visionen herbeiführende Rauschgifte, zum Beispiel Mescal und den Stechapfel. Die gesammelten oder geernteten Samen wurden mittels Mörsern und Stößeln sowie auch mit Metaten (Reibschale) und Manos (Reibsteine) für die weitere Nahrungsstoffzubereitung zerkleinert.
Materialien, die für die Werkzeug- und die Schmuckherstellung erforderlich waren, wurden durch die weiter umherschweifenden Jäger und Sammler gefunden und eingesammelt oder von anderen Nomadengruppen, die bei ihren Zügen auf solche Ressourcen gestoßen waren und dort solche Materialien auf- und eingesammelt hatten, eingetauscht.
Der Übergang von der Frühen zur Späten Grubenhaus-Periode (Late Pit House Period von 550/600/750 bis 1000/1150 u.Z.) wird lokal unterschiedlich zwischen 550 und 750 u.Z. angegeben. Zu Beginn der Späten Grubenhaus-Periodezwischen 500 und 600 u.Z. begannen die Mogollon-Gruppen, ihre Dörfer in leicht zugänglichen Bereichen bei ihren meist auf dem Flussschwemmland in den Tälern angelegten Feldern zu errichten. Dabei wird die Hausgröße im Vergleich zur Zeit davor auf den Erhebungen etwas kleiner. Wahrscheinlich reflektiert dies einen Wechselin der Sozialorganisation von der Groß- zur Kernsippen-Einheit. Zwischen 650 und 850 u. Z. wächst die Population. Die Dörfer werden größer und auch die Grubenhäuser verändern ihre Grundriss-Form von rund zu rechteckig und vergrößern sich wieder. Das Innere der Häuser wird besser ausgestattet. Es entstehen große Grubenhausdörfer wie die Galaz Site im Mimbres River Tal. Bei den Nord-Mogollon werden nahe der Zentren der Dörfer auch größere Kivas erbaut. Der Kivabau und die Ausstattung werden formalisiert und gegen Ende der Periode ist der Gemeindezeremonialraum durch die Ausstattung mit einer Sipapu - in den Augen der Archäologen - endgültig zur Kiva geworden. Die Kivas sind jetzt ein sicherer Teil der kulturellen Nord-Mogollon-Tradition. Es wurden auch mehr spirituell zu interpretierende Artefakte gefunden. Das Wirken von Dorfzusammenschlüssen deutet auf eine zwischendörfliche (intervillage) Integration wirtschaftlicher und/oder spiritueller Art. Zwischen 850 und 1000 u.Z. wird zunehmend Mauerwerk (Adobe mit Flusskopfsteinen, sog. cobble walled) bei der Ausmauerung von Grubenhauswänden verwendet. Ab 1000 u. Z. werden verstärkt die in die Erde gebauten Grubenhäuser durch übertägige Mauerwerksbauten vom Anasazi-Typ abgelöst. Die Kivas bleiben rechtwinklig, aber ähneln mehr den Anasazi-Kivas.
Bei den Süd-Mogollon wechselte die Architektur der Wohnhäuser vom „Haus in der Grube“ (houses in pits) zu den echten Grubenhäusern (pit houses), dem im Südwesten allgemein verbreiteten „Haus über der Grube“. Auch hier waren die neueren Grubenhäuser etwas kleiner als die früheren (früher: 10 m², neu: 8 m²), ihre Wände und Böden waren jedoch verputzt. Die Überbauten von diesen Häusern unterschieden sich aber wahrscheinlich nicht viel von denen aus der früheren Zeit. Eine niedrige Öffnung auf einer Seite erlaubte den Zugang in den Innenraum. Feuerstellen auf den Böden waren gemeinsame Merkmale der meisten dieser Bauten. Das Gemeinschaftshaus wurde jetzt größer (ca. 68 statt 45 m²) als früher, bewahrte jedoch noch den alten Stil des „Hauses in der Grube“.
Der Bodenbau gewinnt in dieser Zeit zunehmend an Gewicht. Die Mogollon entwickelten neue Sorten von Hybrid-Mais mit größeren Kolben und nahrhafteren Körnern und speicherten die jetzt größeren Erntemengen nicht mehr in den ausgeschachteten Lagergruben in ihren Häusern, sondern in großen Töpfen. Ab 700 u.Z. hatten sie eine verhältnismäßig zuverlässige und ausreichende bodenbauerische Produktion von Mais, Bohnen, Baumwolle und Kürbis. Der Bodenbau bestimmte oder dominierte zunehmend ihre Lebensweise, wobei sich die Mogollon selbst in die bodenbauerisch am besten nutzbaren Gebiete ihrer Region ausbreiteten bzw. sich auf diese beschränkten/zurückzogen. Die Mogollon-Region hatte nur relativ wenige Bereiche, die für den Bodenbau gut geeignet waren. Die meisten von ihnen lagen im Gebiet der Flussmarschen und der Schwemmlandbereiche entlang des Unterlaufes von Bergflusstäler, in den wenigen Wüstenflussbecken und nahe bei einigen Wüsten-Playas. Dies waren auch jene Bereiche, die eine ausreichende Wasserversorgung hatten, selbst bei oft unregelmäßigen Niederschlägen über die Jahre.
Eigenartigerweise scheint zumindest teilweise, wenigstens während des 6./7. Jahrhunderts, in einigen Gebieten der westlichen Mogollon der Bodenbau zu Gunsten der Jagd- und Sammelwirtschaft eingeschränkt oder aufgegeben worden zu sein. In einigen Fundorten dieser Zeit entdeckten die Archäologen in den Speichern einen Anstieg der Wildpflanzensamen gegenüber denen der domestizierten Feldfrüchte. Es ist unbekannt, ob dies einer Änderung der Umweltbedingungen oder dem Einfluss der nomadischen Jäger-/Sammlertraditionen oder einer Kombination von beiden zuschreiben ist. Vielleicht spielte die neue (Jagd)-Waffe Pfeil und Bogen dabei eine Rolle? Auch sozial integrative Mechanismen könnten sich verändert haben. Es kann natürlich auch eine verstärkte Bezugnahme auf Erntevölkertraditionen erforderlich geworden sein. Eine solche Maßnahme war die Herstellung von sogenannten Waffel- oder Gittergärten, z.B. auf den pleistozänen Terrassenoberseiten im Safford Valley oberhalb des Gila River im südöstlichen Arizona, die sich über viele Hektar erstreckten. Der Aufbau dieser Anlage war um 750 u.Z. begonnen worden und wurde bis 1385 u.Z. genutzt. Die Menschen sammelten Steine von den Oberseiten der Terrassen und ordneten sie in Gittern von verschiedenen Größen und Formen an. Sie legten sie zu rechtwinkligen, durchschnittlich 4 x 5 m großen Rastern. Zwischen den Steinen wurden Agaven gepflanzt, die zu Mais und Bohnen ergänzend Nahrungsstoffe lieferten.
Der Waffelgarten war eine bestimmte Art, Wasser zurückzuhalten. Traditionelle Waffelgärten wurden entlang kleiner Wasserscheiden terrassenförmig angelegt, wo der Wasserablauf gesammelt werden konnte. Die Waffelgärten wurden mit Sand oder Lehm, Stein und Kies gemulcht. Die Lehm- und Adobewände hielten in jedem Gitter Feuchtigkeit zurück. Der Kies sammelte Tau und Kondenswasser. Schwarzer vulkanischer Stein speicherte Sonnenwärme und verlängerte dadurch die Wachstumsbedingungen für einige Pflanzen. In einigen Waffelgärten wurden einige Wände etwas höher gebaut, um die Pflanzen vor austrocknenden Winden zu schützen.
Die Frauen benutzten neue Typen von Mahlsteinen. Diese Sachverhalte belegen ein größer gewordenes Gewicht des Bodenbaues in der Wirtschaft der Mogollon bzw. einen allmählichen Wechsel in der Samengröße der zu mahlenden Nahrungsstoffe. Sie begannen, die Keramik stärker zu verzieren (ab 650 u.Z.), produzierten neue Muster mit roter Farbe auf braunem Lehmuntergrund (sog. Red-on-brown ware) und später auch mit roter oder schwarzer Farbe auf weißem Untergrund (sog. Red-on-white und Black-on-white). Die farbgebenden Tonüberzüge der Töpfe wurden allmählich von Rot auf Weiß umgestellt. Der Black-on-White-Malstil begann um ca. 700 u. Z. Zwischen 800/850 und 1000 u. Z. werden die Töpfereierzeugnisse zunehmend mit geometrischen Schwarz-auf-Weiß-Mustern (Black-on-white geometric pottery/Mangas Black-on-White pottery) versehen (Beginn der lokalen keramik-definierten Mimbres-Kultur). Die neuen keramischen Muster der Mimbres verweisen auf einen steigenden Kontakt mit den Anasazi hin, ihren regionalen Nachbarn nach Norden.
Die Forscher nehmen an, dass irgendwann zwischen 900 und 1100 u. Z. die Mogollon viel von der Anasazi-Kultur und umgekehrt, die Eigenschaften und kulturellen Anregungen von beiden vereinend, übernahmen. Es gibt auch Beweise für Interaktionen mit den westlichen Hohokam-Nachbarn. Ein gravierendes Beispiel dafür ist der in der Stove Canyon Site in der Nähe des Point of Pines Pueblos eingerichtete Hohokam-Ballspielplatz aus der Zeit zwischen 1000 und 1150 u.Z., der einzige im Mogollon-Gebiet. Der Ballspielplatz war durch eine große ovale Eintiefung gekennzeichnet, die von einer großen Anzahl von größeren Basaltblöcken umgeben war. Die Längsachse des Platzes hatte eine grundsätzliche Nord-Süd-Orientierung. Die Eintiefung beträgt ca. 0,5 m unter die ursprüngliche Erdoberfläche. Der Boden der Eintiefung besteht aus geglättetem weißgelbem Lavazersatz, einem weichen, verwitterten oberen Teil eines natürlichen Felsuntergrundes. Die Grabarbeit war für die Erbauer kein nennenswertes Problem, ihre Grubenhäuser waren auch in diese Schicht eingetieft worden. Alle Umgebungsartefakte deuten auf einen starken Hohokam-Einfluss.
Die Jäger nutzten jetzt hauptsächlich Bögen und Pfeile. Die Speerschleuder verschwand aus den archäologischen Befunden. Die nachweisbare Schmuckproduktion stieg leicht an. Es wurde verstärkt Schalenmaterial von pazifischen Mollusken verwendet, was auf weit reichende und wahrscheinlich stufenweise vor sich gehende Interaktionen von und mit nomadischen Gruppen verweist. Auch Jagd-, Fischfang- und Sammelaktionen der Mogollon zur Küste des Golfes von Kalifornien sind als Bezugsmöglichkeit u.a. für Molluskenschalen anzusehen.
Die Späte Grubenhaus-Periode findet ihr „Ende“ mit der Errichtung von Pueblo-Bauten auf der Erdoberfläche. Auch dieser Zeit-„Punkt“ ist lokal unterschiedlich und bewegt sich in der gesamten Mogollon-Zone in der Zeit zwischen 975 u.Z. (Süd-Mogollon/Raum Casas Grandes), 1000 u.Z. (Zentral-Mogollon/Mimbres) und 1200 u.Z. (Ost-Mogollon/Jornada).
Im Zeitraum der Späten Grubenhaus-Periode zwischen 750 und 1000 u.Z. liegt die „Etablierung des Tolteken-Reiches“ im Hochland von Mexiko, beginnend mit der kriegerisch wirksamen Einwanderung (Sturz von Teotihuacan um 750 u.Z.), der Gründung der Hauptstadt Tula um 856 oder 950 u.Z. und der Vertreibung/dem Auszug Quetzalcoatls aus Tula um 1000 u.Z. Diese Zeit ist von Chichimeken-Einwanderungen aus dem Mogollon-Gebiet nach Mesoamerika gekennzeichnet und setzt sich auch über die folgenden Jahrhunderte weiter fort.
Grundsätzlich wird der Beginn der Mogollon Pueblo Period/Mogollon Pueblo-Periode (1000/1150 bis 1400/1440 u. Z.) auf den Zeitraum von 1000 bis 1150 u.Z. angesetzt. Die Periode besteht bis zum archäologischen Erlöschen der Mogollon-Kultur zwischen 1400 und 1450 u.Z. Mit dem Beginn der Mogollon Pueblo-Periode treten aus der noch relativ einheitlichen allgemeinen Mogollon-Kultur die bereits oben genannten spezifischen regionalen Mogollon-Zweigkulturen hervor, die nur noch als separate Darstellungen sinnvoll zu beschreiben sind, da sonst die kulturellen Spezifika der einzelnen Zweige völlig verwischt und unkenntlich werden. Im nördlichen Gürtel der Nord-Mogollon konstatierten die Archäologen eine Intensivierung des bereits vorhandenen Anasazi-Einflusses auf die Mogollon und der Interaktionen zwischen Mogollon und Anasazi, vielleicht auch als Folge möglicher, aber nicht näher zu bestimmender Wanderungen. Bestimmte Entwicklungen und Wanderungen in den und aus den Regionen, die zum „Aufstieg“ oder „Kollaps“ dieser Regionalkulturen der Mogollon führten, waren von ökologischen Stress- und/oder Gunstsituationen initiiert und/oder beeinflusst.
Die Mogollon-Zweigkulturen der Mimbres einschließlich ihrer westlichen, nördlichen und östlichen Randbereiche und der Jornada im nördlichen Mogollon-Bereich (USA) und der Bewohner des Casas Grandes Gebietes und der Sierra Madre Occidental im südlichen Bereich (Mexiko) werden in Extra-Abschnitten behandelt. In den weiteren Ausführungen dieses Kapitels wird versucht, die speziellen Merkmale der genannten regionalen Kulturzweige weitgehend auszuklammern.
Bei Aussagen zur Töpferei der Mogollon wird zuerst auf die Black-on-white-Keramik des Mimbres Zweiges und an zweiter Stelle auf die polychrome Keramik von Casas Grandes verwiesen. Neben stichhaltigen künstlerischen Gründen spielt hierbei die Rolle dieser alten Indianerkunst auf dem heutigen Antik-Kunstmarkt eine entscheidende Rolle.
Unter Ausklammerung der Töpfereiprodukte der Mimbres und von Casas Grandes ergibt sich folgende Möglichkeit der zeitlichen Auflistung der Entwicklung der Mogollon-Keramikstile:
550 – 650 SanFrancisco RedAlma Series PlainSan Lorenzo Red-on Brown.
650 – 750 San Francisco RedAlma Series Plain
zusätzlich Mogollon Red-on-Brown und Three Circle Red-on-White
750 – 1000 San Francisco RedAlma Series plain (seltener),
ersetzt durch Reserve Plain und Corrugated wares,
Entwicklungsbeginn für Puerco und Mimbres Black-on-Whites
1000 – 1125 Reserve Black-on-White
1125 – 1300 Tularosa Black-on-White, Einführung polychromer Typen (wie Plain wares
und Tularosa Fillet Rim) und Tularosa Patterned Corrugated Typen.
1025 – 1300 Tularosa Black-on-White, Einführung polychromer Typen (wie Plain wares
und Tularosa Fillet Rim) und Tularosa Patterned Corrugated Typen
Mehr als andere Indianer der Formativen Periode des Südwestens hatten die Mogollon die vielfältigsten graphischen Aufzeichnungen ihrer spirituellen Überzeugungen hinterlassen. Abbildungen auf Stein und Keramik sprechen von einer tiefen, stark differenzierten Spiritualität.
Die Mogollon hinterließen für uns erstaunliche Bildgalerien auf den Oberflächen von Felsen in Form von aufgemalten oder eingemeißelten/eingeritzten/eingepickerten mysteriösen (sprich: den Archäologen unverständlichen) und eindrucksvollen Abbildungen. In rudimentären Observatorien und Bergklüften, die von den Strahlen der Sonne getroffen wurden, verfolgten sie den Jahresgang von Sonne und Mond sowie das Kommen und Gehen der Jahreszeiten. In zurückgezogenen Steinalkoven, Höhlen und Dorfzeremonialräumen bewahrten ihre zur Geister- oder Anderswelt Zugang erlangenden Heilpersonen sakrale Artefakte und magischen Instrumente auf. Auf den Oberflächen keramischer Gefäße reproduzierten die TöpferInnen anscheinend Visualisierungen von den religiösen Überzeugungen und von Legenden der Mogollon, einschließlich Geistern/Gottheiten, mythologischen Figuren, zeremoniellen Tänzern, Tieren, Vögeln und symbolischen geometrischen Mustern.
Die Felsbilder, die Standorte für die zeitenbestimmende Himmelsbeobachtung, die Aufbewahrungsorte von sakralen Objekten und die bildlichen Darstellungen auf den keramischen Gefäßen geben trotz ihrer Reichhaltigkeit dem heutigen Betrachter nur eine äußerst dürftige Vorstellung darüber, was ihre Gefühle und Vorstellungen, was ihre Seelen bewegte. Trotz eines sehr reichhaltigen bildlichen Materials sind ihren Entschlüsselungsversuchen und Interpretationen durch die Wissenschaft sehr enge Grenzen gesetzt, die auch kaum eine Chance haben, über hypothetische Versuche hinauszureichen, so dass letztendlich die nichtmateriellen Dimensionen der Mogollon-Kultur weitgehend im Verborgenen bleiben.
Ein Teil der Felszeichnungen im Süden und Osten der Mogollonzone belegt Einflüsse aus Mesoamerika, ihre Interpretation als „Regengott Tlaloc“ oder als „Federschlange Quetzalcoatl“ erscheint für diese Kulturen aber als deplatziert und gesellschaftlich unangemessen.
Die Bestattungen als ein Ausdruck spiritueller Aktivität wiesen unterschiedliche Praktiken auf. Meist erfolgten sie in flachen Grubengräbern innerhalb des Wohnhauses oder in verstreuten Hügeln um die Dörfer. Beisetzungen in fötaler Haltung in ungenutzten, erweiterten Vorratsgruben waren eine Erscheinung der Frühen Grubenhaus-Periode. Normalerweise wurde die Leiche flach auf dem Rücken liegend bestattet. Bei den Mimbres und den Menschen des Casas Grandes Gebietes gab es auch andere Positionen.
Der Eindruck, dass die Mogollon-Menschen mit einer kraftvollen und durchgehend spirituellen Sichtweise auf das Leben schauten, wird durch Hortfunde von Objekten verstärkt, die sakral zu sein scheinen. Diese spirituellen Objekte der Heil-Menschen umfassten zum Beispiel zeremonielle "Gebets"-Stöcke (Pahos), Zeremonialpfeifen, rituelle Bögen und Pfeile, Tierbildnisse, Bären- und Berglöwenfetische, Figurengefäße und Figurinen, Federn, Pflanzen, Kristalle und Minerale von Halbedelsteinen sowie aus ihnen gefertigte Schmuckstücke. Ganz sicher hatten die Objekte keinen sichtbaren praktikablen Nutzen.
Es wird angenommen, dass die Heil-Menschen Pahos für den Gebrauch bei Zeremonien hergestellt haben können. Beim Schneiden/Schnitzen eines Pahos spitzte ein Schamane/eine Schamanin das untere Ende eines Stabes an und dekorierte den Stiel mit kunstvollen geometrischen Mustern und schmückte das oberste Ende oft mit einer flaschenförmigen Scheibe, die als Grundlage für eine kleine pilzförmige Skulptur diente. In anderen Fällen wurde ein Paho mit einer maskierten menschlichen Figur gekrönt. Archäologen haben Pahos an verschiedenen Standorten, zum Beispiel auch in der Mogollon/Mimbres-Region, gefunden.
Die Mimbres-Menschen, grundsätzlich ein Zweig der Mogollon-Kultur, lebten von etwa 200 bis 1130/50 u.Z. relativ isoliert im südwestlichen New Mexico und östlichen Arizona und erreichten ihren kulturellen Höhepunkt um 1050 u.Z. im Flusstal des Mimbres River im südwestlichen New Mexico (ca. 32 km östlich von Silver City). Das ist topographisch ein Becken- und Gebirgsland (Basin and Range), aber ein höher gelegenes Trockengebiet als das von den Hohokam bewohnte. Während der Zeit von 200 bis 1000 u.Z. (Frühe und Späte Grubenhaus-Periode) entsprach die Mimbres Kultur im Wesentlichen dem Standardbild der Mogollon-Kultur. Erst ab 1000 u.Z. herum wichen sie merklich vom allgemeinen Mogollon-„Standard“ ab und erlangten ihre spezielle Mimbres-Ausprägung. Diese Abweichung dokumentiert sich speziell in der Gestaltung der an den Totenkult gebundenen Keramik und der u.a. damit verbundenen Spiritualität der Mimbres. Für die Zeit bis ca. 1000 u.Z. gelten im Wesentlichen die Aussagen im Abschnitt „Die Mogollon-Kultur“ und werden deshalb bei der Entwicklungsdarstellung der Mimbres-Kultur nur kurz wiederholt.
Der Rio Mimbres, auf spanisch "Fluss der Weiden" im südlichen New Mexico ist ein gewöhnlicher Fluss in der Chihuahua-Wüste, der durch den Winterschnee hoch in den Bergen und die Niederschläge der Sommergewitter sowie deren Abfluss in die offene Wüste entstanden ist. Wie die meisten Flüsse der Chihuahua-Wüste verschwindet auch der Rio Mimbres, nachdem er die Berge verlassen hat. Sein im Allgemeinen seichter Flusslauf versickert einfach im Wüstenboden und hinterlässt über viele Kilometer nur sein leeres Flussbett in der Landschaft, das sich wie ein Geisterfluss dahinwindet.
Die Chronologie der Mimbres-Besiedlung im südwestlichen New Mexico kann durch vier Perioden, die sowohl auf der Architektur als auch auf den Tonwarenstilen basieren, beschrieben werden. Dies sind die Frühe Grubenhaus Periode, die Späte Grubenhaus Periode, die Klassische Mimbres Periode und die Postklassische Mimbres Periode.
DieFrühe Grubenhaus Periode datiert von 200 bis 550 u. Z. In dieser Mimbres Periode bestanden die Siedlungen aus Grubenhaus-Niederlassungen auf hohen isolierten Hügeln. Während des 3. und 4. Jahrhunderts u.Z. formierten sich Grubenhausansammlungen zu ganzjährigen Siedlungen. Ihre Bewohner betrieben Jagd- und Sammelwirtschaft verbundenen mit einem Gartenbodenbau mit Mais und Squash. Sie lebten in runden, halbunterirdischen Grubenhäusern. Ihre Tonwaren bestanden aus glatten/einfachen braunen Gefäßen, die die Form von Flaschenkürbissen hatten.
Die Späte Grubenhaus Periode dauerte von 550 bis 1000 u.Z. Während dieser Zeit zog die Bevölkerung auf die untere Terrasse des Mimbres River hinab. Sie lebten in halbunterirdischen Grubenhäusern und bauten in ihren Dörfern große Kivas. Diese Periode ist in drei Phasen eingeteilt:
Die Georgetown Phase datiert von 550 bis 650 u.Z. und ist gekennzeichnet von runden und D-förmigen Grubenhäusern und durch die San Francisco Red-ware Töpferei.
Die San Francisco Phase datiert von 650 bis 750 u.Z. und ging schrittweise zum rechteckigen Grubenhaus mit gerundeten Ecken und zur die Mogollon Red-on-brown Töpferei über.
Die Three Circle Phase datiert von 750 bis 1000 u.Z. und ist von rechteckigen und quadratischen Grubenhäusern und mehreren Tonwarentypen charakterisiert, die die Three Circle Red-on-white, die Boldface Black-on-white (Stil I und II), die neck-banded (am Hals mit Bandverzierungen) und neck-corrugated (am Hals gewellte) Töpfe umfassen.
Die Klassische Mimbres Periode datiert von 1000 bis 1130/50 u.Z. Über den Grubenhäusern der Späten Grubenhaus Periode wurden Mauerwerkpueblos erbaut. Diese Pueblos bestanden aus Wohnräumen, Vorratsräumen und Gemeinde-/Zeremonial-Räumen. Es gab einen Populationszuwachs, der zum ausgedehnteren Bewässerungsbodenbau und zu einer intensiveren und extensiveren Ausbeutung/Ausnutzung der Umwelt führte. Die Tonwaren dieser Periode waren der Black-on-white Stil III und der Polychrome Stil III.
Die Postklassische Mimbres Periode datiert von 1130/50 bis 1450 u.Z. und ist in zwei Phasen eingeteilt.
Die Black Mountain Phase datiert von 1140 bis 1300 u.Z. Während dieser Phase wanderte die Bevölkerung in Richtung Süden ab. Sie bauten in dieser Zeit keine Zeremonialbauten (Kivas) mehr und die Tonwaren waren entweder eine wenig auffällige lokale Produktion oder eine „importierte“ bemalte nicht-lokale Form.
Die Cliff Phase datiert von 1300 bis 1450 u.Z. und ist von Adobebauten und Plain-ware (glatten Töpfen), textured surface ware pottery (Tonwaren mit strukturierter Oberfläche) und Gefäßen von den Menschen der Salado-Kultur gekennzeichnet.
Gegen Ende dieser Periode wurden die Oberflächenpueblos vermutlich unter dem Einfluss der nördlicheren Anasazi gestaltet. Die Dörfer dieser Zeit waren nur wenig größer als die allgemein typischen Mogollon Niederlassungen.
Die Mimbres-Architektur in der Frühen Grubenhaus Periode bestand aus halbunterirdischen Grubenhäusern. Die Wände dieser Bauten bestanden aus dem gewachsenen Erdreich, auf das ein Schlamm/Adobe-Verputz aufgebracht worden war. Das Grubenhaus wurde anfangs durch eine Öffnung im Dach, aber später dann durch einen geneigten Eingang von der Erdoberfläche aus betreten. Die Grubenhaussiedlungen befanden sind auf Erhebungen oberhalb der für den Bodenbau genutzten Bodenflächen im Flusstal.
Während der Späten Grubenhaus-Periode verlegten sie ihre Siedlungsstandorte auf die unteren Flussterrassen. Dabei gab es eine deutlichere territoriale Abgrenzung der Dörfer untereinander. Ab dieser Zeit sind zwei deutlich unterschiedliche Phasen der Grubenhaus-Architektur zu erkennen. Von 550 bis 650 u.Z. (Georgetown Phase) waren die Grubenhäuser rund mit einfachen Herdstellen und ohne eine innere Unterteilung des Raumes. Große hölzerne Pfosten stützten die Dächer. Die Bauten wurden - zum Leidwesen der Archäologen - gründlich gereinigt, bevor sie verlassen/aufgegeben wurden. Von 900 bis 1000 u.Z. (Späte Three Circle Phase) veränderte sich die runde Grundrissform des Grubenhauses zu einer rechteckigen Form und über dem weniger eingetieften, freigelegten Grubenhausboden wurden ca. 1 m hohe Mauern aus Flusssteinen (sog. cobble walled) errichtet. Die Feuerstellen wurden verbessert und wandelten ebenfalls ihre Grundform von der früheren runden zur rechteckigen Form. Durch kleine Öffnungen im Dach konnte der Rauch nach oben abziehen. Diese Grubenhäuser wurden bei einem endgültigen Verlassen verbrannt. Pueblo-Raumblöcke erschienen nach 1000 u.Z. als miteinander verbundene Räume - eine Reaktion auf die Zunahme der Bevölkerung und die bodenbauerische Intensivierung im Tal des Mimbres River und seiner Zuflüsse. In den Randbereichen des Mimbres-Kerngebietes gab es Grubenhäuser noch bis ca. 1200 u.Z.
In der Klassischen Mimbres Periode (1000 bis 1130/50 u.Z.) wurden die Grubenhäuser durch im Allgemeinen einetagige Pueblobauten ersetzt bzw. überbaut. Diese Pueblos bestanden aus drei Arten von Räumen. Die Wohnräume enthielten eine Feuerstelle, mehrere Pfostendachstützen und einen Adobefußboden. Die Aktivitäten wie Schlafen, Arbeiten und die Esseneinnahme fanden in solchen Räumen statt. Lagerräume waren kleiner, wurden aus abgerundeten Flusskopfsteinen(sog. cobble walled) mit Adobemörtel gebaut und hatten selten und nur wenig Pfostendachstützen. Die relativ wenigen Kommunal- oder Gemeinschaftsräume waren die größten von den drei Raumarten und waren wahrscheinlich religiösen Ritualen und Zeremonien vorbehalten. Die Raumgröße lag durchschnittlich bei 12 m². Die höchste Bauaktivität im Mimbres Valley lag zwischen 1060 und 1080 u.Z.
Es gab in der Klassischen Mimbres Periode über das Tal des Mimbres River verteilt über ein Dutzend Dörfer, die untereinander einen Abstand von etwa 5 km hatten. Jedes Dorf bestand aus zwei bis acht Raumblöcken mit insgesamt 50 bis 200 Räumen. Ein Dorf beherbergte etwa bis 300 Einwohner. Die Bauwerke waren kleine Pueblo-Bauten, deren Mauern aus in Adobe gepackten, abgerundeten Flusssteinen mit Baumstamm-/Holzverstärkungen errichtet waren. Die Pueblo-Bauweise der Mimbres weist Einflüsse von den Anasazi aus dem Norden auf, mit denen die Mogollon Mimbres informelle Beziehungen/Kontakte hatten und Interaktionen durchführten. Die meisten Mogollon-Siedlungen hatten im Endausbau eine große zentrale Plaza, die durch die sie umgebenden Raumblöcke markiert war. Die Nahrungszubereitung und die meisten Arbeiten wurden innerhalb des Dorfes ausgeführt. Auch Spezialistentätigkeiten wurden ausgeübt. Es gab in diesen Dörfern auch außerhalb der Räume überdachte wandfreie Arbeitsbereiche, sog. Ramadas (Schattendächer).
Mit der späteren Verlagerung/Erschließung von Anbauflächen in von den Dörfern weiter entferntere Gebiete wurden dort Feldhäuser in „Jacal“-Bauweise errichtet, die aber in der nachklassischen Zeit (nach 1150 u.Z.) auch zunehmend in der „cobble walled“-Technik erbaut wurden. Beim Bau der Pueblos selbst wurde in der postklassischen Zeit nach 1150 u.Z. die „cobble walled“-Technik zunehmend durch die reine Adobebauweise verdrängt.
Zeremonielle Bauten/Gemeinschaftsbauten wurden bereits in der Frühen Grubenhaus Periode vor 500 u.Z. gebaut und erreichten ihren Höhepunkt um ca. 1000 u.Z. Sie wurden anfangs in der Form eines Wohn-Grubenhauses, nur in einer wesentlich größeren Form, errichtet. Als Anzeichen seiner zeremoniellen Funktion wurde das Fehlen von häuslichen Artefakten, die mögliche Verwendung großer flacher Sitz(?)steine auf dem Boden und die dem Eingang benachbarte Adobeflügelwand angesehen. Von 650 bis 750 u.Z. (San Francisco Phase) wurden die ursprünglich runden Gemeinschaftsbauten quadratisch oder rechteckig und hölzerne Säulen auf Steinplatten traten an Stelle der Adobeflügelwand am Eingang. Diese Bauten waren noch bis zu 75% ihrer Höhe in den Boden eingetieft. Erst zwischen 900 und 1000 u.Z. wurden die Gemeindezeremonialräume durch die Gestaltung einer Sipapu - nach Meinung der Archäologen - zur Kiva. Die korporativen Kivas der Klassischen Periode hatten dicht neben der Feuerstelle rechteckige Bodenmulden, die nach einer Abdeckung mit Leder- oder Hautplanen oder Holzplanken (?) als Bodentrommeln dienen konnten. Spätere Kivawände wurden aus einer doppelten Schicht von mit Stützpfosten verstärkten und mit Adobeverputz bedeckten abgerundeten Flusskopfsteinen gebaut. Gegen Ende der Klassischen Zeit (1000 bis 1130/50 u.Z.) kamen die Kivas allmählich außer Gebrauch und die zeremoniellen Aktivitäten verlagerten sich höchstwahrscheinlich auf die großen Plazas ins Freie, unter die Sonne (oder auch unter den Mond?). In einigen Quellen wird ausgesagt, dass dieser Übergang von der Kiva zur Plaza mit einer rituellen Tötung der Kivabauwerke durch deren zeremonielle Verbrennung verbunden war. Andere legen die Brandnachweise - nach meiner Meinung völlig abwegig - als „Religionskrieg“ aus. In der Black Mountain Phase (1140 bis 1300 u.Z.) erlischt im Mimbres Kerngebiet praktisch der Bau und die zeremonielle Nutzung von Kivas. In den um 1300 u.Z. erbauten Pueblos gibt es aber neben der Plaza auch große und/oder kleine Kivas. Vielleicht wurde deren Rolle durch den intensiver werdenden Anasazi-Einfluss spirituell neu definiert und gestärkt.
Die Mimbres-Architektur wird als ein Ausdruck der Mimbres-Spiritualität interpretiert. Die Mimbres Religion basierte wahrscheinlich auf dem multigestuften Universum, das aus der Oberwelt, der Mittelwelt und der Unterwelt bestand. Die Oberwelt wurde von dem Raum oberhalb des Mimbres-Wohnbaus symbolisiert, der durch eine Leiter erreicht wurde. Die Mittelwelt wurde von dem Raum innerhalb des Wohnraumes symbolisiert und die Unterwelt wurde von der Stelle unterhalb der Sipapu oder der rechteckigen steinplattenverkleideten Feuerstelle auf dem Boden symbolisiert. Die Sipapu oder der rechteckige mit Steinplatten verkleidete Herd war das symbolische Tor aus der oder in die Unterwelt. Seine rechteckige Form symbolisierte die vier Haupthimmelsrichtungen. Die Deckenöffnung wurde senkrecht über der Sipapu oder dem geformten Herd, die beide eine senkrechte Achse bildeten, errichtet. Das ist rein technisch gesehen auch für den Rauchabzug die günstigste Stellung, aber spirituell natürlich auch der kürzeste, beste und schnellste Weg für die mit dem Rauch verbundenen Gebete, Gedanken und Vorstellungen zum Gang in die Oberwelt. Die Dachöffnung war das symbolische Tor in die Oberwelt und die Leiter, mit der sie erreicht wurde, war das Sinnbild für die axis mundi zwischen den Welten und berücksichtigte den symbolischen Wiederaufstieg des ursprünglichen Erscheinens der Menschheit.
Der Kernbereich der Mimbres-Kultur im Tal des Mimbres River umfasste während der Späten Grubenhaus Periode (550 bis 1000 u.Z.) mindestens 14 größere Grubenhaus-Dörfer (wie Galaz Site, Three Circle Site {825 bis 1000 u.Z.}) und zog sich in der Klassischen Zeit (1000 bis 1130/50 u.Z.) etwa über eine Flusstallänge von 60 bis 70 km mit ca. 3.000 bis maximal 5.000 Menschen hin. Maßgebliche einetagige Pueblostätten sind u.a. die NAN Ranch, die Swarts Ruin, die Mattocks Site, die Osborn Ruin, die Old Town Ruin am Mimbres Riverund auch die Cameron Creek Ruin am Cameron Creek, einen Nebenfluss des Mimbres River. Der erweiterte Bereich, der sich von der heutigen Staatsgrenze USA – Mexiko bis zum Oberlauf des Gila River und des San Francisco River erstreckt, hat eine Ausdehnung von Ost nach West von ca. 120 km und von Nord nach Süd von ca. 240 km und umfasst ein Gebiet von ca. 25.000 km². Die größten Niederlassungen befanden sich am Gila Fluss. Dazu gehört auch die heute nur oberflächlich erkundete TJ Ruine (ca. 200 Räume in fünf Raumblöcken).
Alle diese Gedanken und Aussagen sind - gestützt auf wenige bereits oben genannte Indizien und ethnographische Erfahrungen - rein hypothetisch.
In der ursprünglichen JägerInnen- und SammlerInnengruppe war die Spiritualität und ihre Kraft zur Regulierung des Existenzstress´ zwischen den weiblichen und den männlichen Kräften ausgeglichen. Mit dem Beginn des Bodenbaus gewann das Fruchtbarkeitspotenzial der bearbeiteten bzw. der zur Bearbeitung (von den Weibern, von den erfahrensten PflanzensammlerInnen) ausgesuchten Bodenflächen sowie die Wasser spendenden Quellen eine steigende Bedeutung. Diese natürliche Fruchtbarkeitspotenz wurde mit der weiblichen Fruchtbarkeitspotenz verbunden, was gegebenerweise zu einer gesteigerten Bedeutung der weiblichen Spiritualität und spirituellen Kraft führte, deren rituelle Aktivitäten mit der dunklen Erdmutterhöhle – dem Grubenhaus-Zeremonialraum – verbunden waren. Die archäologisch belegbaren weiborientierten „Spiritual“-Erscheinungen wie die Feuerstelle/Herd (Die weniger mobilen Gemeinschaftsmitglieder, ein WEIB oder ein ALTER Mensch waren die Hüter des Feuers) und später die Erdmuttervagina (= Sipapu) traten im Zeremonialbau/in der Kiva auf und waren sicher nur ein äußerst kleiner Beleg aus den darstellenden und bildenden spirituellen Erscheinungen des Gruppenlebens.
Die archäologischen Indizien weiblicher Spiritualität dürfen keinesfalls dazu führen, die männliche Seite der Spiritualität – für die es anscheinend keinen so eindeutigen archäologischen Beleg gibt – außer Acht zu lassen. Das weibliche Fruchtbarkeitspotenzial konnte sich nur entfalten, wenn die äußeren Bedingungen für die Hervorbringung der Frucht gegeben waren – z. B. Wasser und Wärme. Für die äußeren, wechselhaften („sehr mobilen“) Bedingungen waren spirituell die Männer als die höher mobilen und den äußeren, verteidigenden Ring der Gemeinschaft bildenden Personen „zuständig“. Diese männliche Spiritualität richtete ihre rituelle Aufmerksamkeit auf die Sonne und ihren Lauf, die Wolken, Blitze, Regenbringer, Regen „erzwingende“ Berge u.a.m., was für die Zeitpunkte der Aussaat und Ernte wichtig war. Die Mondbeobachtung war dagegen mit Sicherheit eine fast natürliche weibliche Aufgabe, aber zur Festlegung kalendarischer Ereignisse wesentlich komplizierter/ungeeigneter als die vier Zeitmarken des Sonnenlaufes – der Sommer- und Wintersonnenwende und der Frühjahrs- und Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, deren Bestimmung gemäß obigen Ausführungen auf der männlichen Seite lagen. Der weibliche und der männliche Teil der Spiritualität und ihre rituellen Äußerungen waren zwei gleichberechtigte Teile im Leben der Gruppe, die sich aber durchaus zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Jahres- und Lebenslaufes äußern konnten – ohne daraus irgendwelche Dominanzen abzuleiten.
Die Spiritualität findet in der Ritualität ihren darstellenden und/oder bildenden Ausdruck. (Diese Ausdrücke werden in hierarchischen, machtorientierten Gesellschaften zur einforderbaren und bezahlbaren Kunst und dienen als solche nur noch dem Geist der Macht und den Machthabern und nicht mehr dem der gesamten Gesellschaft.) Einen Hinweis auf die Darstellung (z.B. Tanz) findet sich bei den Mimbres nur in bildhaften Ausdrücken wie der Felskunst und in der Keramikmalerei. In einer egalitären Gesellschaft mit einer nicht vorhandenen Warenproduktion sind die Töpferei und damit auch der an diese spezialisierte Tätigkeit gebundene Gestaltungswillen weibbestimmt. Die Produktion der heute künstlerisch so hochgeschätzten, oft dem Bestattungsritual dienenden wunderbar bemalten Mimbres-Schalen waren mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Werk der Mimbres-Weiber, wobei für die Bemalung selbst sicher Spezialistinnen tätig waren, denn die Sicherheit bei der Linienführung komplizierter abstrakter Muster und ausdrucksstark auf das Wesentliche konturierter Figuren geht wahrscheinlich über die allgemeinen Fähigkeiten einer Töpferin hinaus und bedarf einer intensiven handwerklichen und spirituellen Übung. Dabei werden für männlich dominierte Ritualbilder mit Sicherheit Männer die dekorative Gestaltung der Keramik vorgenommen haben. Die auf der Keramik dargestellten und tanzenden, Masken tragenden Figuren (gern als Katchina bezeichnet) sowie Jagd- und Fischfangszenen belegen wahrscheinlich (!) die von Männern getragenen rituellen darstellenden Aktivitäten. Die Aktivitäten zur Beschwörung von Wesen aus der Ober- oder Anderswelt, denen man Einfluss auf das Erscheinen von Wind und Regen zuschrieb, waren nach ihrem Verständnis auf der Erdoberfläche, z.B. auf der Plaza, spirituell wirkungsvoller zu gestalten als in einer Kiva, außerdem konnten auf einer Plaza mehr Personen der Gemeinschaft am Ritus aktiv und/oder passiv beteiligt werden und so die Beschwörungskraft verstärken. Dass die tanzenden, Masken tragenden Figuren weiblichen Geschlechts sein könnten und bei einer mit dem Mond verbundenen Zeremonie agieren, ist den Archäologen selbst als hypothetische Möglichkeit keinen Gedanken wert.